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DIE CAROLINA
UND IHRE VORGlNGERmJSFEK
TEXT, EELiTJTEEUNG, GESCHICHTE.
IN VERBINDUNG MIT ANDEREN GELEHRTEN
HERAUSGEGEBEN UND BEARBEITET
VON
J. EOHLEB,
FBOFESSOB DEB RECHTE IN^BEBLQ«'.
> II.
DIE BAMBERGISCHE HALSGERICHTSORDNÜNG
CONSTITUTIO CRIMNALIS BAMBERGENSIS
KEITISCH HERAUSGEGEBEN
VON
J. KOULER,
UND
WILLY SCHEEL,
PROFESSOR DER RECHTE
OBERLEHRER AÄI GYMNASIUM
m BERLrN.
ZU STEGLITZ.
HALLE A. S.
VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES ^WAISENHAUSES.
1902.
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DIE BAMBERGISCHE
HALSGERICHTSOBDNUNG
UNTER HERANZIEHUNG
DER REVIDIBRTBN FASSXJNG VON 1580
UND DER
BRANDENBURGISCHEN HALSGERICHTSORDNüNÖ
ZUSAMMEN MIT DEM SOGENANNTEN CORRECTORIUM,
EINER ROMANISTISCHEN GLOSSE
UND
EINER PROBE DER NIEDERDEUTSCHEN ÜBERSETZUNG
HERAUSGEGEBEN ^
VON
J. KOHLES, UND WILLY SCHEEL,
PROFESSOR DER RECHTE OBERLEHRER AM GYMNASIUM
IN BERLIN. ZU STEGLITZ.
MIT 23 ABBILDUNGEN.
HALLE A. S.
VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES WiflSilVfiiUgE^.
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1902.
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Alle Rechte vorbehalten.
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Vorwort.
Auch diesmal haben wir, zur Feststellung der verschiedenen
Druckausgaben der Barabergensis, eine allgemeine Umfrage an
die Archive und Bibliotheken Deutschlands, Österreichs und der
Schweiz erlassen und sind mit einer Reihe ausführlicher Ant-
worten unterstützt worden, für die wir hiermit öffentlich unseren
Dank aussprechen möchten. Von folgenden Anstalten haben wir
Berichte imd Auskünfte benutzt:
Altenburg (Herzogl. L. B.), Aschaffenburg (HofbibL), Augs-
burg (St.B.), Bamberg (Kr.A., Kgl.B.), Basel (Ü.B.), Bayreuth
(Kanzlei -B.), Berlin (Bibl. d. Kammerger., Kgl. B., ü. B.), Bonn
(U.B.), Bremen (St.B.), Breslau (Ü.B.), Czernowitz (U.B.), Darm-
stadt (Hof-B.), Donaueschingen (FürstLB.), Dresden (Kgl. öff. B.),
Eger (St.B.), Erlangen (U. B.), Frankfurt a. M. (St. B.), Freiburg i.B.
{ü. B.), Giefsen (U. B.), Göttingen (U. B.), Gotha (Herzogl. B.),
Greifswald (U.B., St.B.), Guben (St.B.), Hamburg (St. B.) , HaUe
(Marien-B., U. B.), Hannover (Kgl. u. Provinzial-B.), Helmstedt
{ehem. U.B.), Jena (U. B.) , Karlsruhe (Landes -B.), Königsberg (U.B.,
St. A.), Krummau (Fürstl. Schwarzb. A.), Leipzig (St. B., ü. B., B. d.
Reichsgerichts, Buchgewerbemuseum), Magdeburg (Kgl. Domgym-
nasial- B.), Marburg (Ü.B.), Meiningen (Henneb. altertumsf. Verein),
Münster (St. A., Kgl. Paulin. -B.), München (Hof- u. Staats -B.,
ü. B., Kgl. bayr. allg. Reichs- A., Geh.Haus-A.), Nürnberg (St. B.,
Germ. Mus., Kr. A.), Pforta (B. d. Landesschule), Posen (Ra-
czynski-B.), Rostock (U. B.), Rudolstadt (Fürstl. B.), Salzburg
(Studien -B.), Schwerin (Regierun gs-B.), Speyer (Kr.A., Stud. B.),
Strafsburg (Ü.B.), Stuttgart (Kgl. öff. B.), Trier (St.B.), ühn (St.B.),
VI
Weimar (Grofsh. B.), Wernigerode (Fürstl. B.), Weifsenburg a. S.
(St. B.), Wolfenbüttel (Herzogl.B.), Würzbnrg (Kr.A.), Zwickau
(Ratsschul.-B.).
Der Königlichen Bibliothek in Berlin sind wir auch
bei Ausarbeitung dieses zweiten Bandes für weitgehendes Ent-
gegenkommen dankbar. Besondern Dank schulden wir auch
dem Kgl. bayr. Kreisarchiv Bamberg für freundliche Über-
lassung von Handschriften und Drucken.
Für eine Keise in die fränkischen Archive hat S. Excellenz
der Herr Minister der geistlichen usw. Angelegen-
heiten ein Stipendium gewährt, für das wir geziemenden Dank
aussprechen möchten.
Eine Ergänzung zu diesem Bande soll W. Scheels Bio-
graphie Schwär zenbergs bilden, die in Bälde erscheinen
wird.
Berlin und Steglitz, im Dezember 1901.
Die Heransgeber.
Einleitung.
§ 1-
Während für die Textkritik der Carolina bereits vor unserer
Ausgabe dieses Gesetzes Schletter und Güterbock wichtige
Schritte zur Aufhellung der verwickelten Handschriften- und
Druckverhältnisse gethan hatten, hat man sich der Bambergensis
gegenüber ganz passiv verhalten. Nur Heinr. Zöpfl hat in
seiner später noch zu nennenden Ausgabe einige, aber auch nur
wenige der Hauptlesarten, die sich aus den späteren Drucken
gewinnen lassen, kritiklos angemerkt. Die anderen Herausgeber ^
beschränken sich auf den Abdruck irgend eines Druckes, nicht
immer des ältesten. So haben J. F. Ludwig (Halae 1716),
Glasen (Leipzig 1718) und sogar nocb J. S. F. v. Boehmer
(Halae 1770) einen der Nachdrucke Joh. Schöffers und zwar den
von 1510 zu Grunde gelegt. Die beiden ersten kannten freilich
keine ältere Ausgabe; lange vor v. Boehmers Neudruck war aber
aus G. A. Gärtners „Jubilierendem Bamberg" (Bamberg 1740)
und sodann unabhängig davon durch J. Chr. Koch 2, den Her-
ausgeber der Carolina, bekannt, dafs ein Bamberger Druck des
Gesetzes von 1507 thatsächlich vorhanden sei. Da Koch trotz
seines Yersprechens diesen Druck (Bamberg, Kr. Arch.) weder
beschrieb, noch benutzte, ist die Ausgabe von Eeinhold Schmid
(Jena 1826.2 1835) der erste Abdruck der Princeps, wie wir diese
Ausgabe nennen wollen. Es spukt zwar in der älteren krimi-
1) Vgl. die Übersicht der Ausgaben S. XXVI.
2) J. G. Koch, De primis constitutionis criminalis Bambergensis
editionibus. Gissae 1765.
— vm —
Dalistischen Litteratur gerade wie bei der Carolina eine editio
anonyma^, doch hat sich Spangenbergs und anderer Angabe,
die nur zu sehr geneigt waren, darin den wahren Originaldruck
zu sehen, als grundirrtümlich herausgestellt: es ist kein anony-
mes, sondern vielmehr ein defektes Exemplar, die Ausgabe 1508
Symonis und Judae Nr. 2, die wir vor uns haben. *^
Über einen mechanischen Abdruck der Princeps ist auch
die erwähnte Ausgabe von H. Zöpfl (1842) nicht herausge-
kommen. Unsere Ausgabe hat sich zum Ziele gesetzt, unter
Heranziehung sämtlicher Nachdrucke, der zweiten Eedaktion von
1580, die ein erweiterter Abdruck der Princeps ist^ und der
Brandenburgischen HGO.^, der „soror Carolinae", den Text des
Originaldrucks zu reinigen, ohne in den Fehler zu verfallen,
sekundäre Lesarten einzuführen. Haben wir mit vorsichtiger
Verwendung dieser Hilfsmittel den von Schwarzenberg gewollten
Text der Princeps rekonstruiert, so ist unsere Aufgabe gelöst.
§2.
Übersicht über Dmcke und Ausgaben der Bambergischen HOC.
Auf Grund einer Anfrage an sämtliche Archive und Biblio-
theken Deutschlands und Österreichs, sowie der Schweiz, die
uns bei der Herausgabe der Carolina gerade an Handschriften-
material so grosse Ausbeute gebracht hatte, hofften wir auch
diesmal wenigstens ein handschriftliches Zeugnis aufzutreiben:
das hat sich aber als trügerisch erwiesen. Weder ein hand-
schriftliches Exemplar aus Schwarzenbergs Besitz, noch eine
Spur des ehemaligen Druckmanuskriptes hat sich gefunden.
Drucke wurden uns jedoch in grofser Zahl genannt, und zwar
folgende:
A.
Yor 1580 existieren 8 Ausgaben:
I. Hans Pfeil in Bamberg . . 1507.
n. Johann Schöffer in Mainz . 1508 Mitfasten 1.
1) S. unten S. XVII. 2) S. unten S. XVI.
3) Die bereits von Schmid und Zöpfl gegebenen vorgieicheudeu
Lesarten aus der Brandenburgischen HGO. sind von ihnen nicht für die
Textkritik verwertet.
IX
Johanii Schöffer in Mainz
?j
?j
V
5)
III. Johann Schöffer in Mainz
lY. Johann Schöffer in Mainz
V. Johann Schöffer in Mainz
VI. Johann Schöffer in Mainz
Yn. Ivo Schöffer in Mainz .
YIII. Ivo Schöffer in Mainz .
1508 Mitfasten 2.
1508 . „ 3.
1508 „ 4.
1508 Bartholomei 1.
1508 „ 2.
1508 Symonis und Judael.
1508
1510 Laurencij.
1531 am 20. Mai.
1538 am 6. Januar.
1543 am 20. Juni.
?i
ß.
Von 1580 existieren 3 Ausgaben:
L Originalausgabe:
Johann Wagner in Bamberg 1580.
n. Zwei Nachdrucke:
1. Nachdruck des J.Immel [1694] als Druck J. Wagners
von 1580 bezeichnet.
2. Nachdruck von G. A, Gärtner 1738 in Bamberg.
C.
Anhang :
1. Niederdeutsche Übersetzung von Hermann Barck-
% husen in Kostock 1510.
2. Spätere Abdrucke.
A.
Ausgaben vor 1580.
I.
1607. Bambergifc^e f)al^Qcxid}tB orbenüg.
[Darunter der die ganze Seite ausfüllende Holzschnitt Nr. 1.]
[Rückseite des Titelblattes]: Wappen des Bischofs von
Bamberg [Holzschnitt Nr. 2].
[Bl. 2* — 5* und Bl. 1—2]: Register.
[Bl. 3* wird durch den Holzschnitt Nr. 3 ausgefüllt.]
' [Bl. 3^ beginnt der Text des Gesetzes.]
[Am Schlüsse Bl. 80*:]
. . . Unb ift bie atfo aufe rnferm beuet^e/ jn Ditfer Stat ISambex^/
buxd) t)nfcrn Bürger/ ^ann^en Pfei?ll bafelbft gebrurftt/ vnb
in f6l<^em brurft voienbei/ am Samb^ia^ nad? fanbt Peipts tag
Xlad) (Crifti pnfers lieben l)erren gepurt funff3e^enf?unbert vnb
jm ftbenben jare
Folio, 6 Bl. Einleitung und Kegister, unten rechts paginiert,
80 Blätter Text, Bl. 80** leer; in 11 Lagen zu 4 Bogen (die
letzte nur 3 Bogen); ohne Signaturen und Custoden.
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B. 3 Ex.), Bamberg (Kr. A.),
Berlin (Kgl. B. an Gv 3005), Frankfurt a. M. (St. B.), Giefsen
(U. B.), Gotha (H. B.), Hamburg (St. B.), Leipzig (B. jur. Semin.),
Marburg (U.B.), München (Hof- u. Staats -B., U.B.), Nürnberg
(Germ. M.), Salzburg (Stud.-B.).
Litteratur : Panzer, Ann. der älteren deutschen Litteratur I S. 280,
Nr. 586. Weitere Litteratur erwähnt bei Spangenberg, NArch.
d. CrimE. 7 (1824), S. 452; Eofshirt, NArch. d. CrimE. 9
(1826), S. 244; vgl. Malblank, Geschichte der peinlichen
Gerichts- Ordnung Kaiser Karls Y. 1783, S. 137ff. (§ 30);
Rofshirt, Geschichte und System I S. 235; Güterbock,
Carolina S. 68 Anm. 1; F. F. Leitschuh, Die Bambergische
HGO. in Janitscheks Repertorium für Kunstwissenschaft 9
(1886), S. 59—70, besonders S. 70 Anmerkg. Die Ausgabe
ist seit 1740 (G. A. Gärtner, Jubilierendes Bamberg), nicht
erst seit Kochs Bemerkung 1765 bekannt; vgl. auch Hälschner,
Preufs. Straf recht I S. 78 — 96; Stobbe, Geschichte der
deutschen Rechtsquellen II S. 241 A. 22 ff.; Geib, Geschichte
des Strafrechts I S. 254 ff. Über die Druckerhonorare geben
die bischöflichen Hofkammerrechnungen (HKR im Kr. Arch.
zu Bamberg) ad 1506 : 07 Auskunft, die Leitschuh a. a. 0.
S. 59 ff. und danach in seinem Büchlein: Georg III., Schenk
vonLimpurg, Bamberg 1888 S. 88 — 89, Anmerkg. 75. 76. 77
abgedruckt hat: 40 Exemplare liefert Pfeil dem Hofe gratis,
für andere 40 bezieht er 10 Gulden, femer für zwei kost-
bare auf Pergament gedruckte Exemplare für den Hof
XI
4 Gulden, 2 Pfund, sowie aufserdem 2 Pfund für Illumination
des einen dieser beiden Exemplare. Über die Honorierung
der bildlichen Beigaben s. unten.
TT.
1508 Mitfasten (=12. März).
(Vier Titularausgaben.)
1508 Ml. JÖ2(mbergif(^c f)ai%^exxd}is
(Drbenung.
[Holzschnitt:] Folter- und Hinrichtungswerkzeuge Nr. 1*.
[Eückseite:] Der Autor überreicht in einer feierlichen Sitzung
dem Kaiser sein Werk wie im Livius 1505.
[Bl. 2 — 6: Eegister; Eückseite von Blatt 6 leer.]
[Bl. 7*: Holzschnitt Nr. 3'.]
[Bl. 1^ beginnt der Gesetzestext.]
[Bl. 52':]
^etrudit 3Ä TTTen(j buxd} Jo^annem Bd)ö^ex t?ff TTTitfaften Jm jar
6o man jalt nad) (Cf)rifti geburt fünfftje^en^unbert vnb a6)i Jaxe,
[Darunter Druckermarke, "Wappenschilde Fusts und Schöffers. ^J
[Bl. 52*^ leer.]
Folio, 6 n. gez. Bll., Titel und Eegister + 4=6 n. gez. Bll.
Text=52 Bll. — Titel in Psaltertype, Text in Schwabacher Type.
Der Satz weicht von den anderen Ausgaben des Jahres 1508
ab. Auf einen Tag sind vier verschiedene Ausgaben datiert.
Eoths zweite Mainzer Auflage.
Exemplare^: Bonn (U.B.), Darmstadt (Grofsh.B. Y699),
Frankfurt a. M. (St.B.), Giefsen (Ü.B.)^ Zürich (Kantons- B.).*
Litter atur: Ygl. F.W. E. Eoth, Die Mainzer Buchdruckerfamilie
Schöffer während des 16. Jahrh. Beiheft zum Centralblatt
1) Ygl. über diese Druckermarke Roth, S. 13, §5, Nr. 1.
2) Nach Mitteilung der St. B. in Mainz ist dort ein Exemplar nur
in Bruchstücken vorhanden, Roths Angabe beruht auf einem Irrtum.
3) Das Exemplar ist unvollständig (31 bis ^ 1^) , repräsentiert jedoch
einen Druck Ml, wie die Lesarten und die Konfrontierung mit den
übrigen Exemplaren dieser Ausgabe beweisen.
4) Der Druck ist bis zum Christusbilde (Bl. 7*) handschriftlich
ergänzt.
— xn —
für Bibliothekswesen in, 9 (1892) S. 20, Nr. 8; Panzer,
Ann. I S. 295, Nr. 616; Fr. Leitschuh, Rep. f. Kunstw. 9,
S. 169; vgl. NArch. d. CrimR. 9, S. 244; Denis, Einl. in
die Bücherkunde 2, S. 80; Waldau, Repertor. 177. Siehe
auch Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina 1877
S. 65 — 66.
1508 M 2.
/ÖJlmbergifc^e f)ai%qexid}ts^
vnb xe^iüd) (Örbenung/ in peinlichen fachen 3Ü t)olnfare/ allen Stellen/ Commi
Äegimenten/ 2lm|>leilten/ Vo^kten t)ern>efern/ 5(^ultei?fen 5(^6ffen vnb Tlid)
Jienlicfe/ füxbexiid} vnb bef?ilffli(^/ Darnach 3ul)an6eln vnb rec^tfprec^en qani^ q
förmig gemeine gefc^rieben rechten 7c. Daruß aud) 6ife büt^lin gelgoöen vnb Pleif jt^
mer)nem nü^ jugütt/ gefamelt vnb perorbnet ift.
[Holzschnitt: Folter- und Hinrichtungswerkzeuge Nr. 1».]
[Rückseite leer.]
[Am Schlüsse:]
(Setrucftt 5Ü nten^ buxd) Jol)annem Sc^offer t?ff JTtitfaften Dm \ax
60 man ^alt nad} C^^rifti geburt fünfft3e!)en^un5ert t?nb ac^t Jare.
[Darunter Druckermarke: Wappenschilde Fust - Schöffers,
schwarz abgezogen.]
FoHo, 6 n. gez. Bll. + 46 gez. (A— J3) BU. Text, Schwa-
bacher Type.
Exemplare: in Mainz (St. B.), Freiburg i. B. (ü. B.),
Bremen (St.B.).
Litteratur: s. Panzer, Annalen I S. 295, in Nr. 617; Roths
erste Mainzer Auflage. Ältere Litteratur bei Rofshirt,
NArch. d. CrimR. 9, S. 244 (vgl. 7, S. 452)2; neueres bei
Roth S. 20, Nr. 7; vgl. auch hierzu das bei Leitschuh, Rep.
f. Kunstw. 9, S. 172 beschriebene zusammengesetzte Exemplar
der dritten Ausgabe (auf Bartholomei); der erste Bogen und
das Register des Mainzer Exemplars ist aus 1508 B genom-
men, der Titel ist aus 1508 M angeklebt. Bogen 2 ff. stammen
1) Im Original die ganze Zeile füllend.
2) VgL auch Longolius, Sichere Nachrichten von Brandenburg -
Cuhnbach, T. lY S. 32. 75.
— xni —
ebenfalls aus M, wie der Tafeldruck im Spruchband von
Holzschnitt 16 (Mordacht) verrät.
1508 M 3.
252tmbergif(^e f)alfgeri(^ts/
> xeä}iiid} (Örbenung/ jn per)nlid}en fachen 3Ü voinfaxfi/ aUen Stetten/ (Commune
jimenten/ Timpüeüien/ Vbqien/ Pern?efern/ Sc^ulteipßen/ Sc^6ffen pfl riestern
lüic^/ fürberlic^ vn be^ilffli(^/ Darnach 3ul?an5eln vnb xed}t^pved)e/ qanl^ qlid)»
mig gemei^nc geft^riben Hechten 2c. Dar aufe auc^ bife büc^lin gebogen vn fleiffig
tei?Tiem nu^ äugüt/ gefammelt vnb verorbnet ift.
[Darunter Holzschnitt Nr. 1*, die ganze Seite füllend.]
[Rückseite des Titelblattes leer.]
[Am Schlüsse:]
(ßetrucftt 3Ä Vfleni^ buxd) Jol)annem S(^6ffer rff ITTitfaften Dm jar
60 man jalt nad) (tl?rtfti geburt fünfft3e!)en^un6crt vnb ad)t jfare.
[Darunter Druckerzeichen : zwei hängende Schilder mit Fusts
und Schöfifers Druckraarken, wie oben.]
FoHo, Titel und Register 6 BU., [A] bis [K 2*] unvoUständiges
Exemplar.
Exemplar: Berlin (Kgl. B. Fu 2802), in der Litteratur bis-
her noch nicht verzeichnet.
150SM4.
252tmbergifc^e ^alfegeric^ts
) xed}iiid} (Drbcnung/ jn peipnlic^e fachen 3Ü voinfaxn/ allen Stettin/ Communen
Jimenten/ ^tmptlcütcn/ Pogten/ Permcfern/ S(^ultei?6cn/ S(^6ffen rft riestern
rtdid)/ füxbexüd) vn bel)ilffti(^/ Daxnad} 3U ^anbeln t)nb rec^tfj?red)e/ qani^ öUd^.
mig gemei?nc gefc^ribcn Hechten 2c. Dar aufe au(^ biß bilc^Un gebogen t)ft ffeifftg
Wienern nu^ ju gut/ gefammelt pnb t?erorbnet ift.
[Darunter Holzschnitt Nr. 1'.]
[Am Schlüsse:]
(SetruÄt 3Ü Ytlen^ buxd} Jof?annem 5d?6ffer t)ff ITTitfaftcn Jm jar
bo man jalt nac^? (Cl?rifti gcburt fünfftseJ^enf^unbert t?nb ac^t Jare.
[Darunter SchöfPers Druckerzeichen wie 1508 M.]
Exemplare: Greifswald (ü. B.) kombiniertes Exemplar;
zeigt den Titel von 1508 B(artholomei) 2 und die Schlufsschrift
XIV
eines der Drucke von 1508 Mitfasten; war bisher noch nicht
in der Litteratur verzeichnet.
in.
1508 Bartholomei (= 24. August.)
(Zwei Titularausgaben teilweise mit gemischten Dmckbogen.)
1506B1. 252tmberdif<*e f)al%qexid}is
0rbenung.
[Holzschnitt Nr. 1*.]
[Holzschnitt auf der Kückseite Nr. 2']: Der Autor über-
reicht in der feierlichen Yersammlung des Kaisers und der Kur-
fürsten sein "Werk.
[Bl. 2 — 6 Register. Rückseite von El. 6 leer. Bl. 7' Holz-
schnitt Nr. 3*; Bl. 7^ beginnt das Gesetz.]
[Am SchluTs Bl. 52':]:
(SetruA 3U nten^ buxd} Johann S(^6ffer pff 25artl)olomei Dm jar
bo man lait nad} (Cl)riftt gcbürt fufft3et?cn^un6ert vnb ad}t Jaxe
FoHo, 52 BU. Signaturen 91 bis 3iij.
Exemplar in Bamberg (Kgl. B.).
Roths dritte Mainzer Auflage mit einfachem Titel,
bis auf das Titelblatt mit dem folgenden Druck desselben Tages
genau stimmend; man beachte besonders die Druckfehler der
Schlulsschrift; Bogen A stammt aus der Ausgabe 1508 Ml,
Bogen B — J sind neuer Satz.
Die Ausgabe wird erwähnt aulser an den zum nächsten
Druck genannten Stellen bei Klemm, Beschreibender Katalog des
Bibliographischen Museums 1884, S. 40: vgl. Leitschuh, Rep.
für Kunstw. 9, S. 172 Anm. 4 und Roth, S. 21 Anm. 4.
150832.
JD2(mbcrgif(^e ^ai^qexid)is
vnb rec^tUc^ (Drbenung/ in pei?nU(^c fachen 3Ü voinfaxn/ allen Stetten/ (tomnu
Äegimenten/ 2lmptleiltcn/ t)6gten/ Perrpcfern/ S(^ultei?6en/ 5(^6ffen vn xid)
Dienixd)/ füxbexüd) vn beI)ilffU(^/ Daxnad) 3ul)anbeln vnb xed}t^pxed)e/ qani^
föxmi^QC mei?ne gefc^riben 7ied)ien k, Dax auß and) bi% hüdt)iin dC3ogen vn fle
gemei?nem nu^ ju gut/ gefammelt vnb perorbnet ift.
XV —
[Holzschnitt:] Folter- und Hinrichtungswerkzeuge: Holz-
schnitt Nr. 1*.
[Rückseite des Titels:] leer.
[Nach 5 Blatt Register] grofser Holzschnitt Nr. 3*.
[Bl. 46':]
(ßctrucfe 3Ü JTTen^ buxd^ Jo\}ann S(^6ffer pff Bartl)olontei Jm jar
6o man jalt nad} C^rifti gebutt filfft5e^en^un6ert vnb ad}t Jaxe
[Druckermarken Fusts und Schöffers, wie 1508 M.]
[Rückseite:] leer.
Folio, 6 n. gez. Bll. + 46 n. gez. BU. Text.
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B.), Darmstadt (Grofs. B.,
Y698), Halle (Marienbibl.) , Leipzig (Buchgewerbemuseum =
Klemmscher Kat. 40, 365; Reichsgericht), Stuttgart (Kgl. B.).
Litteratur: Panzer, Annalen I S. 295, Nr. 617. Ältere Litte-
ratur bei Rofshui:, NArch. d. CrimR. 9, S. 244; vgl. 7, S. 452,
Nr. 2: Koch, De primis constit. crimin. Bamb. Gfiessae 1765,
S. 8 und Christ, Dissert. de Joanne Schwarzenbergio S. 12
hielten diese Ausgabe für die Princeps. Neueres bei Roth,
S. 21, Nr. 9 (Roths dritte Mainzer Auflage); Leitschuh,
Rep. f. Kunstw. 9, S. 172; vgl. auch Zapf, Merkwürdigkeiten
der Zapfischen Bibliothek S. 195, Nr. 21.
IV.
1508 Symonis und Judae (= 28. Oktober).
(Zwei Titularausgaben.)
1508 81. ^2(mberöif(^e ^>alföeri(*t5/
> xeä)iiidt} (Örbenung/ jn per)niid)en fachen 3Ü voinfaxn/ allen Stetten/ ComtnunS
jimentcn/ 2lmptleüten/ Pogten/ Perrpefern/ Si^uUepßen/ S(^6ffen vn ri(^tcrn
tniid}/ fürberlicfr vn befpilfflid?/ Daxnad} ^uf)anbein vnb rec^tfprec^e/ ^ani^ gli(^«
tnig flemei?ne qe^ä}xihen 7led)ten 2c. Dar au^ aud) biß hüd)ün öcijogcn vn peiffig
itr)nem nu^ jugüt/ gefammelt t>n6 vcrorbnet ift.
[Holzschnitt Nr. l\]
[Rückseite des Titels:] leer.
[Bl. *3t 2' bis *9l 6' :J Register; *9t 6^ ist leer. 21 1*^ Holz-
schnitt Nr. 3*.
Bl. 21 1^: beginnt der Text des Gesetzes.]
XVI —
[Am Ende ft 2*:]
(Setrurftt 3ü nienlg burc* Jof?anncm Sc^c!>ffer auff ST?Tnonis vü Jubel
im Jax bo man ^ait nad) geburt (trifti fürt^S^^^^^^^^^^ ^^ ^^^ j^^^*
[Darunter Dnickermarke wie 1508 M.^
Folio, 6 Bll. Titel und Register (z. T.\i^ch paginiert),
46 Bll. Text 31 1" bis (R 2) = 52 EU., letzte SeiteV^er.
Exemplare in: Bamberg (Kgl.B.), Berlin (Kgl. ^1^0 4830),
Gotha (H.B.), Hannover (Kgl.B.), Jena (U.B.), Münch^l^(ü- B-)»
Münster i. W. (Paulin. B.), Wien (K. K. Hof.-B.).
Litteratur: Roths vierte Mainzer Ausgabe; Panzer,
nalen I S. 296, Nr. 618. Weitere Litteratur bei Roth S. ^»
Nr. 10 und Leitschuh S. 173 Anm. 5. Erwähnt bei Spangen
berg, NArch. d. CrimR. 7, S. 452 , Nr. 3; Rofshirt, NArch. dV
CrimR. 9, S. 245; Malblank kannte nur diese Ausgabe in
seiner Gesch. d. Peinl. GO. S. 135 — 136 auTser 1507, deren
sog. Fund durch Koch er erwähnt Leitschuhs Beschreibung
(Rep. f. Kunstwiss. 9, S. 172 — 173) weicht in Kleinigkeiten
des Titels ab, könnte also ganz gut den Druck S 2 gemeint
haben, den er S. 175 Anm. 8 nach Spangenbergs Notiz falsch
beurteilt.
[1508] S2. 252tmberöif(^e Äalfegeri*ts
vnb xed}tlid} (Drbenung/ in per}nii(i}e fad[?en 3Ü polnfarft/ allen Stetten/Comm^
Heöimenten/ 2tmptlcilten/ P6gten/ Pern>cfern/ S(^ulteiffen/ S(^6ffcn vnb tu
Dienftlic^/fürbetlic^ pft bef?Uff(i(^ / Darnad? jü^anbeln vnb rec^tf preise /gan^ gl
förmig gemei?ncn gefc^ribe Hechten etc. Darauf aud} biß büc^lein gejogen vnb P
gemei?nen nui$ jugÄt/ gefammelt t?nb perorbnet ift.
[Holzschnitt Nr. 1*.] ^
[Rückseite des Titels:] Der Autor überreicht in feierlicher
Versammlung der Kurfürsten dem Kaiser sein Werk.
[Am Schlüsse:]
(ßetrudit 5Ü ntenlg burc^ Jol)annem 5(^6ffer auff Simonis vn Jubcf
jm Jax bo man ^ait nad) geburt (Crifti fünff3el)en^unbert vn ad)i jare.
Folio, 51 Blätter, bis auf den SchluTs mit 1508 S 1 über-
-einstimmend.
Exemplar: in Karlsruhe (Hof-B.) unvollständig; Göttingen
(ü. B.). ^
— xvn —
itteratur: (Fehlt bei Eoth); Spangenberg, NArch.d. CrimR. 7,
S. 453 — 456 nennt irrtümlich das unvollständige Karlsruher
Exemplar als Ausgabe oline Jahr und hält es für einen der
ältesten dieser Drucke, mit ßubrikenregister, das der Aus-
gabe von 1538 fehle. Leitschuh a. a. 0. S. 175 Anm. 8
glaubt, dafs diese Ausgabe dieselbe wie die von 1538
wäre! Der wirkliche Thatbestand ist erst durch Yergleichung
des Exemplars aus Karlsruhe und Konstatierung der Un-
voUständigkeit von uns erkannt worden.
Y.
►10. (Laurencij «^ 10. August.)
J52lmbergifd)e \)ai^qexid}is
eäftiid} 0rbenung / jn per)niiä)e fad^cn 3Ü volnfaxü / aUen Stetten / (Com
Tleqimenien / Timpiieüten / Vbqien / Pertpefern / S(^ultei?fcn / 5c^6ffen
Intern Dienlich /fürberlic^ vrib bel7iIffUd^/ Darnadj? 3ul)an6cln vnb xed}t
'/ flÄitft filtere förmig gemeinen öef(^riben Äed^ten 2c. Dar aufe auä} bi^
i ^e^oqe vnb fCeiffig gemeinem nu^ jugüt/ gefammelt vnb verorbnet ift.
[Darunter Holzschnitt, die ganze Seite füllend = Holzschnitt
r. 1\]
[Rückseite des Titelblattes leer; Register 5 BU., 81 1* Holz-
ihnitt Nr. 3', auf 81 1^ beginnt der Text.]
[Am Ende:]
etrurftt 3Ü IDen^ buvd) Z^o^annem S(^6ffer auff Caurencij jm Z^are
man 3alt naö) 6er geMrt (trifti 5ilnffi3e^en^unbert vnb 3el)en jare.
ITolio (nicht Grofsquart, wie Roth Nr. 23), 52 Blätter mit
iregelmäfsig gesetzten Custoden unten rechts.
Exemplare in: Altenburg (H. A.) , Aschaffenburg (Kgl. B.),
3rlin (Kgl.B. Fu2809), Czernowitz (U.B.), Dresden (Kgl.B.),
iefsen (U. B.), Göttingen (ü. B.), Halle (ü. B.), Krummau (Schwar-
nbergisches Arch.), München (Hof- u. Staats -B., U.B.), Speyer
rymn. B.), Stuttgart (Kgl. B.).
itteratur: Roths fünfte Mainzer Ausgabe, Abdruck der
Ausgabe 1508 Sym.^ bis auf wenige Druckfehler; Panzer,
Annalenl, S. 323, Nr. 677, Supplem. 677; Litteratur bei Roth
1) Roth sagt S. 29 fälschlich: Abdruck der Ausgaben 1508(1).
Bambergensis. \^
xvm
S. 28, Nr. 23; Leitschuh, Eep. f. Kunstw. 9, S. 173 Anm. 6;
Muther, Gesch. d. Bücherillustration I S. 250, 1730. Altere
Litteratur beiRofshirt, N.Arch. d. CrimR. 9, S. 245; Spangen-
bc j ebenda 7, S. 452, Nr. 4. Die Ausgabe ist abgedruckt
bei Böhmer und Ludovici (s. unten im Verzeichnis der Aus-
gaben). Vgl. auch J. C. Koch, De primis C. C. Bamb. edi-
tionibus 1765, S. 4 — 5; Böhmer, Medit. ad C. C. Carolinam
1774, S. 4; Koch, Hals- und peinl. GO. Karls V, S. 119.
VI.1
1&31. JD2lntbergif(^e ^ai^^exid^is
vnb 7ied}iiiä} orbnung/ in peinlichen fachen 511 rolnfarn
aUen Stetten/ Communen/ Heöimentcn/ 2lmptleuten/ Pogten/ Per«
wefern/ Sc^ultl)ei?6en/ 5(^6ffen/ vnb Hic^tern/ bienftUc^/ für«
berlidi^ vnb bef)üi^iid)/ bavnad} 3Ü fjanbein vnb rec^tfpre-
6)en/ qan1$ gleichförmig gemeipnen gefc^riben Hec^»
ten 2c. Darauf aud} biß büc^tein gebogen
vnb fCeiffig gemei?nem nu^ sugiit/ ge»
famelt pnnb ©erorbnet ift.
[Zweiteiliger Holzschnitt:] a) Hinrichtung und Auspeitschung^
von Delinquenten, b) Ritter vor dem Richterkollegium (aus Li-
vius 1523).
[Blatt XLllLL^:] Örofse viereckige Druckermarke Johann
Schöffers.
[Darunter:]
©etruÄt 3& JTTepn^ bei Jof}an Sc^offern im
jar naä) bex geburt (Cf?rifti rnfers ^erm fünfft^e^^enf^un«
bert vnb ei?n vnb breif figften/ Pnnb polenbet
auff ben jwen^igften tag bes Hielten.
Folio, 6 Bll. Titel und Register, Blatt I bis XLUII numeriert,.
Signaturen nach dem Register beginnend ?l bis ^Hy. im ganzen
also 49 BU.
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B.), Basel (U. B.), Berlin
(Kgl. B. Fu 2815 und Gl 21720), Breslau (ü. B.), Czemowitz
(Ü.B.), Dresden (Kgl. B.), Freiburg i. Br. (U. B.), Göttingen (U. B.),
Gotha (H.B.), Hamburg (St.B.), Helmstedt (Gymn.), Jena(U.B.),
1) Stobbe, Gesch. d. deutsch. Rechtsquellen H S. 241 Anm. 22
nennt die Ausgabe 1531 selten und verweist auf Schaab, Geschichte der
Buchdruckerkunst I 8. 582 f.
XIX
Königsberg (Ü.B.), Marburg (U.B.), München (Hof- u. Staate. -B.,
U.B.), Nürnberg (Germ. M.), Wernigerode (Fürstl. B.)y. Wien
(K.K.Hof-B.), Zwickau (Ratschul -B.).
Litteratur: Roths sechste Mainzer Ausgabe. -sTanzer,
Annalen Suppl. Nr. 677. Neuere Litteratur bei Roth S. 83,
Nr. 150 ; Leitschuh, Rep. f. Kunstw. 9 , S. 173. 174 und Anm. 7.
Ältere Litteratur bei Rofshirt, NArch. d. CrimR. 9, S. 245 ; vgl.
ebda. 7, S. 452 , Nr. 5. Erwähnt auch bei J. C. Koch, De primis
C. C.Bamb. editionibus 1765 S. 9; Catalog des Antiquariats
Rosenthal in München XLY Nr. 476. Neues Report, von
seltenen Büchern S. 77. Bei Roth fehlt nach * gezogen'
der Zeilentrennungsstrich. 1
YH.
1538. 252lmbcröif<^e ^ai^^exid^is
vnb 7ieä}iiid} otbnung/inn peipnlic^en fachen ^ü volnfaxn
allen Stettcn/ Communen/ Äegimenten/ 2tmptleilten/ Vögten/ Dertpcfem/
Sc^ult^epffen/ S(^6ff en/ pnb Hi(^tern/6ienftlid?/ füxbexiiä} vnb
hefTÜi^iid} / baxnad} 5& i)anbeln vnnb rec^tfprec^en/ gan^
ölei?<^f6mtig gemei?nen gefd^riben 7led)ien 2c. Dar»
aufe aud) bife hüd}iein gejogcn vnb Pei?gig
gemei?nem nu^ 3Üöütt/ gefamelt
vnb perorbnet ift.
[Holzschnitt zweiteilig wie auf dem gleichzeitigen Titel-
bilde der Carolina bei Schöffer 1538: links Marterwerkzeuge,
rechts Verbrecher auf dem letzten Gange , hinten Galgen und Rad.]
M.D.xxxvra.
[Rückseite:] leer.
1) Nichts anderes als diese scheint die bei Ebert (s. u.) genannte
Ausgabe von 1536 zu sein. Nur aus dieser Notiz schöpfen Spangen-
berg und Leitschuh.
Litteratur: Nach Roth S. 193 Nr. 32 genauer Abdruck der Mainzer
Auflage von 1531: es ist die erste Ausgabe Ivo Schöffers. Erwähnt
bei Ebert, Allgem. bibliogr. Lexikon Nr. 9226; Spangenberg, NArch.
d. CrimR. 7, S. 452, Nr. 6; vgl. auch Leitschuh, Rep. f. Kunstw. 9,
S. 174, der die Ausgabe aber nur aus den eben genannten Erwäh-
nungen kennt; auch uns ist in den Antworten auf unsere allgemeine
Umfrage kein einziges Exemplar einer solchen Ausgabe genannt
worden. Es liegt daher nahe, an eine Yerwechslung mit 1531 oder
1538 zu denken und von einem Bambergensisdrucke von 1536 über-
haupt abzusehen.
— XX —
[Am Ende Bl. XLim^]: Grofse längliche Druckermarke
Ivo Schöffers.
[Darunter:]
öetruÄt 3fi Vfler}n^ bei? ZFuo 5(^6ffer/ im jar
nad) ber geburt (C^rifti rnfcrs Äerrn/ JSünfftjel^cn^un«
bert t)nnb a(^t vnb brei^feiöften/ Pub polenbet auff
ben Set^ften tag Januarij.
Folio, 6 BU. Einleitung und Register, XLim gez. Bll. mit
Signatur 21 bis 3«!. Roth zählt nur 49 Blätter).
Exemplare in: Bambö'g (Kr.'A., Kgl. B.), Basel (U. B.),
Berlin (Kgl. B. Fu 2916), Dresden (Kgl.B.), Eger (St.B), HaUe
(U.B.), Hannover (KgLB.), Königsberg (Ü.B.), München (Hof-
u. Staats -B. u. Ü.B.), Rostock (U.B.).
Litteratur: Roths achte Ausgabe, siebente Mainzer Aus-
gabe s. Panzer I S. 323, in Nr. 677; die Abdrucksquelle
ist unbekannt. (Roth S. 197, Nr. 42 weist kein Exemplar
nach); Leitschuh, Rep. 9, S. 174 — 175 und Anm. 8; s.
Spangenberg, NArch. d. CrimR. 7, S. 452, Nr. 7; Arch. f.
hess. Gesch. 3 (2) 11. Andere Litteratur bei Roth S. 197
Nr. 42.
YHI.
1648. 10^mUxQi^d}e Äalfegeric^ts
vnb Hec^tUd^ (Drbnung/inn peinlichen fachen 5U voin»
farn allen Stetten/ Coffiunen/ Äegimenten/ Tlmptieüien/ Vöq*
ten/ Penpefern/ Sc^ult^eiffen/ 5(^6ffen/ pnnb Äic^tern
bienU(t>/ fürberli(^ vnnb hei)üifflid}/ baxnad) ju fjaw
beln vnnb re(^tfpre4?en/ flan^g ölei(^f6rmig ge«
mei?nen gefc^ribenen Äec^ten :c. jDarauß
aud} biß büc^lein ö^jogen vnnb
fleiffig gemei;nem nu^
3Ü flütt/ öefamelt
pnb vexoxb»
net ift.
[Darunter Holzschnitt, zweiteilig, die übrige Seite füllend,
der Titelschnitt der Carolina.]
M.D.XLin.
XXI
[Am Schlüsse:]
Ja 6er Cöhiid}en vnb C^^ürfitrfl-
liefen Statt nTei?nV CruÄts Juo S(^6f=
fer 2C. poflcnbet am jrp tag Junij/ im Jax nad}
6er geburt rnfers JCieben Ferren
:Fefu C^rifti.
9
M.Ü.XLin.
FoHo, *1»— *6^ 911'— 2 3^ 6 + 44 Blatt Register und
Text; Bl. 44* leer, auf 44** grofse spitze Druckermarke Ivo
Schöffers. Die Blätter sind oben rechts richtig paginiert; die
Artikel des öftern falsch gezählt.
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B.), Basel (U.B.), Berlin
(Kgl. B. Gl 16 580 und Hc 12 641 *), Bonn (ü. B.), Donaueschingen
(Fürstl. B.), Dresden (Kgl. B.), Erlangen (ü. B.), Helmstedt (Gymn.),
Leipzig (Reichsger.), München (Hof- und Staats -B.), Nürnberg
(St.B.), Stuttgart (Kgl.B.).
Litteratur: Roths letzte Mainzer Ausgabe. Neuere Litte-
ratur bei Roth S. 208 , Nr. 77, der aber kein Exemplar nach-
weist; sie ist abgedruckt aus der Ausgabe 1538; Leitschuh
Rep. f. Kunstw. 9, S. 175 Anm. 9. Ältere Litteratur bei
Spangenberg, NArch. d. CrimR. 7, S. 453, Nr. 8; Rofshirt,
ebda. 9, S. 245. Ygl. Schaab 1 S. 603, Nr. 264. Das von
Würdtwein, Bibl. Mog. S. 176 — 177 erwähnte Exemplar zu
Amorbach scheint dort nicht mehr vorhanden zu sein.
B.
Revidierte Fassung von 1580.
I.
Originalausgabe.
15$0« 35ambergif(^e
peinliche Äalfege»
rt(^t6or6nunö.
[Als Umrahmung dieser rotgedruckten drei Zeilen grofser
ornamentaler Titelholzschnitt von Jost Amman. Unter dem Titel,
der in einem von zwei Putten getragenen Schilde steht, das
XXII
Wappen des Bischofs von Bamberg, reich verziert und von
zwei Frauengestalten begrenzt, die Gerechtigkeit und Glauben
vorstellen. Unten steht in einem von zwei kühn gezeichneten
Putten getragenen Omamentbande die Jahreszahl:] M. DLXXX
[Eückseite des Titelblattes leer.]
[Bl. *2* Vorrede der revidierten Fassung:]
Wjn 3oi)ann
(ßeorg von (Sottes gnaben
erwe^lter vnb beftettigter ju
2»ifd^off 3U 25amberg . . .
[Bl. *2 •*— 3 ' Yorrede der alten Fassung.]
[BL *3** Grofser Holzschnitt, das jüngste Gericht vorstellend,
in Anlehnung an den alten Holzschnitt Nr. 1 von Jost Amman.]
[Bl. *4 ist leer.]
[Auf Bl. 1—73*= 21— Jl^ folgt der Text.]
[Bl. 73':] (ßebruAt au JSambex^
burd^ Jof}ann
VOaqnex.
M. D. LXXX.
[Arabeske.]
[Bl. 73»* ist leer; Bl. 74'— 91^ « a— e2' folgt:]
Hegiper vhex bie 25amberöif(^e
^ai^Qexid}ts (Drbnung/ nad? bem 2llpf}abetf?/ barinnen
bie 3alen ber gemeinen Bambergifc^en 2lrticJiel/ pnb
ne(^ft barauff alln>eg bie jal bes Blats/ bar«
an bie 3ufinben/ T?er3ei(^*
net ift.
[Bl. 91' am Schlufs: Ende des Registers. Bl. 91** ist leer.]
Folio, 4B1. Vorreden und Holzschnitte, 73 paginierte Blätter
Text und 18 Bl. Register.
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B. Ms. jur. fol. 37 u. a.),
Berlin (Kgl. B. Fu 2831 und Libri memb. impr. fol. 48), Czemo-
witz(U.B.), Erlangen (U. B.), Giefsen (U. B.), Nürnberg (Germ. M.).
Litteratur: Spangenberg, NArch. d. CrimR. 7, S. 453; Rofs-
hirt, ebda. 9, S. 254; Beiträge zum römischen Recht S. 114 ff.;
Geib, NArch. d. CrimR. N.F. 1845, S. 116,20; Becker, Jost
Amman 1854, S. 227; Andresen, Der deutsche Peintre Gra-
veur: Jost Amman S. 216. 354; Fr. Fr. Leitschuh, Rep. f.
— xxin —
Kunstw. 9, S. 175 — 177 und Anm. 10; R. Schmid, Kaiser
Karls des Fünften Peinliehe GO. 1826, S. Ylllf. — Über das
Honorar von 250 fl., das an Johann Wagner gezahlt wurde,
vgl. den Eintrag der Bamberger Hofkammerrechnungen (Kr.
Arch. Bamberg) für 1580 (abgedr. bei Leitschuh S. 176).
Die Auflage betrug 1000 Exemplare. Das Wappen Johann
Georgs und Jost Ammans Jüngstes Gericht schnitt Lukas
Mayer von Nürnberg, die übiigen 4 neuen Stöcke zeichnete
Jacob Ziegler von Nürnberg bereits 1568/1569; s. HKR.
ad annum; Leitschuh S. 176.
n.
Die Nachdrucke.
1. Anonymer Nachdruck des J. Immel von Bamberg 1694.
[1694] Bambergif(^e
peinliche ^alfege-
ri(^ts»(Dr6nung.
M.D.LXXX.
[Holzschnitt Bl. 1**:] Nachschnitt des Jüngsten Gerichts der
Pfeilschen Ausgabe 1507.
[S. 2' und 2"*: Vorrede] Initiale W ist geschmackloser als
die des Druckes von 1580; ebenso geschmacklos rohe Vignetten
zu einzelnen Artikeln.
[Am Ende:] (Sebrudit 3U ^Qamhexq/
buxd) Jo\}ann
TDagner.
M.D.L.XXX.
Exemplar: Bamberg (Kgl. B. Signat. CoUeg. leg. f. 5).
Litteratur über die zwei Nachdrucke von 1580, die
bereits früh geschieden sind: Spangenberg, NArch. d. CrimE. 7,
S. 453; Rofshirt, ebda. 9, S. 245; zwei Ausgaben scheidet durch
verschiedene Zeilenzahl und Druckfehler Geib, Arch. d. GrimR.
N.F. 1845, S. 116,20. — Fr. Fr. Leitschuh, Rep. f. Kunstw. 9,
S. 177 — 178 und besonders S. 361—362 hat zum ersten Mal
auf die Thatsache aufmerksam gemacht, dafs wir es bei der
sogenannten ZwiUingsausgabe von 1580 überhaupt nicht mit einem
Drucke des 16., sondern des 17. Jahrhs. zu thun haben. Die
Typen der zweiten Ausgabe von 1580 sind von denen] der
XXIY
Wagnerschen vollständig verschieden; aufserdem kommen wir
durch eine Eintragung in den Bambergischen Kammerrechnungen
zu 1694 zu der Gewifsheit, dafs vielmehr .der Bamberger Hof buch-
drucker J. Immel, ebenso wie 1738 Gärtner, einen Abdruck von
1580 geboten hat,^ freilich ohne seinen Namen zu nennen. Dort
fand Leitschuh folgende wichtige Bemerkung: „114 fl. 4 Pfd.
Jac. Immel Hofbuchdr. der bamberg. peinlichen Halsgerichts -
Ordnung, benanntlich 48 Bögen ad 48 kr. zu setzen, und
400 Exemplar vom Bogen 1 ^. zu drucken. Zalt 19. Juli 1694.''
Wir finden hier also deutlich eine Ausgabe Imraels von 1694^:
eine solche aber ist bis jetzt datiert nicht ans Licht gekommen.
Die Yergleichung mit anderen Werken dieses Druckers zeigt
zur Evidenz, dafs unsere Bambergensis die des Jacob Immel
von 1694 ist.2
2. Zweiter Neudruck von 1580: Bamberg bei Gärtner 1738.
1738, 35amberflifcte
Peipnlic^e ^ais»(5e»
ri(^t5«(Örbnung.
M.D.LXXX.
[Grofse Umrahmung mit Benutzung der Holzstocke von 1580].
[Am Schlüsse:] Bamberg/
(ßebruAt 3um erftcnmal buxd) Jof}ann TPagner/1580.
3um 3n?ei?tenmaf?l/
Duxd} (ßcorg Tlnbxeam (Scrtner/ ^od?fiirft(. 25amberöif(^.
Äof- Dom- dapitU un6 Academifc^en Buc^brudiern 1738.
3 BU. Einleitung und Holzschnitte, 144 paginierte Seiten,
12 unpag. Bl. Register (wie 1580).
Die alten Hamer- und Zieglerschen Holzschnitte von 1580
sind hier zum letztenmal benutzt, die Sprüche natürlich mit
neuen Typen gesetzt.
1) Böhmer, Literatur des Criminalrechts S. 78 f. führt eine sonst
unbekannte Ausgabe von 1504 an; sollte hier bereits eine Ahnung des
wahren Sachverhaltes aufdämmern? Vgl. Schmid, Kaiser Karls des
fünften Peinliche GO. 1826. S. X.
2) Leitschuh stellt fest, dafs nach den Rechnungen die 400 Exem-
plare in rotes Pergament gebunden wurden und giebt an, dafs auch d&s
von ihm benutzte so eingebunden ist.
XXV —
Exemplare in: Bamberg (Kgl. B.), Berlin (Kgl. B. Fu 2841),
Bonn (KgLB.).
Litteratur: Spangenberg, NArch. d. CrimR. 7, S. 453; Rofs-
hirt, ebda. 9, S. 245; Schmid, Kaiser Karls des Fünften
Peinl. GO. 1826 S. X; Leitschuh, Rep. f. Kunstw. 9, S. 178.
C.
Anhang.
1. Niederdeutsche Übersetzung von 1510.
1510. [Titel:] Nachschnitt des Holzstockes aus 1508 (B oder S 2)
Nr. 1' ohne Überschrift = Nr. 14*.
1 Rückseite des Titels:] leer.
[Bl. 9t 2":] ^r}x na uolget bat Gegiftet buffcs bocftes
[Bl. 91 5**:] leer.
[Bl. 93 1':] Nachschnitt des Holzstockes 1508 Nr. 3V
[Bl. 85 1^:] beginnt das Gesetz mit der Vorrede.
[Bl. 93 2*:] Nachschnitt von Nr. 6'; derselbe auch Bl. 93 3* (zu
art. 17).
[Bl. 93 5':] Nachschnitt nach Nr. 8*.
[Bl. g 3^] Nachschnitt nach Nr. 9'.
[BL e 5**:] Nachschnitt nach Nr. 10*.
[Bl. ® 3*:] Nachschnitt nach Nr. 12*.
[Bl. ©2' und e 2^] Titelholzschnitt nach Nr. 3* doppelseitig.
[Bl. ^6':] Nachschnitt nach Nr. 16'.
[Bl. S 1':] Nachschnitt nach Nr. 19'.
[Bl. S 3"*: Am Schlüsse:]
€o hex exe gabes . to f?ci?(famer vn fruchtbarer
lere afler n>ertliften 7lid)texef vnbe gemei?nem
beften to gilbe/ js bi?t ^alfeg^eric^^te vif) beme
ouerlenbeff(^en jn buffe nebberlenbeffi^c fpra
ke gebüljfi^et . (öebrurfiet vnb füllen enbet Co
Ho3ftocJi an beme l)i?tligen p\}nj:ie auenbe Jn
bem jare pefftei?n^unbert t?nbe Zer}ne-
Einziges Exemplar: Schwerin (Regierungs-B.) [unvoll-
ständig: gl', ©5', (£5** sind beschädigt.]
Litteratur: Lisch, Gesch. der Buchdruckerkunst in Mecklen-
burg bis zum Jahre 1540 (Jahrbb. des Yereins für mecklen-
burgische Geschichte und Altertumskunde 4) S. 84 — 86;
XXVI
C. M. Wiechmann-Kadow, Beiträge zur älteren Buchdrucker-
geschichte Mecklenburgs (Jahrbb. 22) S. 10, Nr. 13; Stobbe,
Gesch. d. deutschen Rechtsquellen II S. 241 Anmerkung. —
Über den Drucker siehe unten § 10.
2. Neue Ausgaben und Abdrucke der Bambergensis.
Einen ungenauen Abdruck der Ausgabe von 1510 lieferten:
J. F. Ludwig in seinen Caroli V. constitutiones criminales
Access, mater Carolinae, ordinatio criminalis Bambergensis.
Halle 1707 und 1716.1
Glasen, Comment. in Constitutionem criminalem Caroli Y.
Leipzig 1718, S. 655 — 739.
J. Sam. Fr. de Boehmer, Meditationes in Constit. criminalem
Carolinam,Halae-Magdeb. 1770,8.1—92 2, 1774,8.1—68.
Die Ausgabe von 1507 legte, nachdem Eofshirt dies an-
gekündigt, aber nicht ausgeführt hatte, zum ersten Male einem
Neudrucke zu Grunde
R. 8chmid, Kaiser Karls des Fünften peinliche Gerichts-
ordnung, nebst der Bamberger und der Brandenburger
Halsgerichtsordnung. Jena 1826, 8. 93— 190; Jena 1835,
8. 111—222.
Ferner:
H. Zöpfl, Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.
nebst der Bamberger und der Brandenburger Halsgerichts-
ordnung usw. Leipzig und Heidelberg 1842, 8. 1 — 108,
dritte (synoptische) Ausgabe 1883, 8. 3—190.3
§ 3.
Drucke der Brandenburgensis.
Die Brandenburgensis ist bis auf Änderungen in der Titu-
latur, den Verweisungen auf die Räte, sowie auch einige sach-
1) Vgl. NArch.d.CrimR. 1845, S. 110 Anm.
2) Berlin (XJ. B.), Text gesondert gebunden. Exemplar der Brüder
Glimm mit handschriftlichen Eintragungen und Notizen.
3) Die Angabe Leitschuhs im Rep. f. Kunstw. 9, S. 173 Anm. 5
von einer Ausgabe von Sprenger 182G hat sich bisher nicht bestätigt.
— xxvn —
liehe Korrekturen, z. B. in der Höhe des Nachrichterlohnes
(art. 262), durchaus ein wortgetreuer Abdruck der Princeps von
1507.
1516 s. 1. Branbenburflifc^e f)ai^qexid}ts
orbnun^-
[Holzschnitt: Nachzeichnung nach 1507 Nr. 1.]
[Rückseite des Titels:] Brandenburgisches Wappen.
[Bl. *2*— *8^] Register.
[Bl. 1':] Holzschnitt nach 1507 Nr. 3 frei nachgezeichnet
mit selbständigen Zuthaten; Christus sitzt auf dem Strahlen-
bogen und hält die Füfse auf die Weltkugel. ^ Adam und Maria
knieen zu beiden Seiten.
[Bl. 1** bis 63^:] Text des Gesetzes (ohne weitere Holz-
schnitte).
[Bl. 63^ i. f. :]
linnb ift bie alfo aufe vnnferm bcuel^e gebrucfet/ vnnb in folc^em
brurfi voienbet/am montag nad} prefentationis Ularie tlad)
C^rifti PTtfers lieben Ferren gepurt SÄnff^ef^en^unbert vnnb im
fec^t3ef)enben jare.'
Einige Exemplare dieses Druckes haben am Schlüsse den
Zusatz:
(ßebrüdit 3U TTürnberö buxd} Jobft öuikned}t
Weitere Ausgaben ^ mögen der Vollständigkeit halber nur
aufgezählt werden: Nach der Redaktion von 1580 erschienen
Ausgaben 1582 Hof, 1582 Onoltzbach, 1709 Bayreuth, 1720
Onoltzbach, (1726) Bayreuth, 1753 Onoltzbach.
1) Also ähnlich wie der Schöffersche Nachzeichner: siehe unten
s. xxxn.
2) Vgl. Panzer I S. 392, Nr. 847.
8) Vgl. auch hierzu Fr. Leitschuh, a, a. 0. S. 178 ff., aus älterer Zeit
Rofshirt, N Arch. d. CrimR. 9, S. 245 ff.; Beiträge zum röm. Recht S. 126 ff.;
dazu Stobbe , Gesch. d. deutsch. Rechtsq. II S. 245 u. Anm. Nähere An-
gaben bringt auch die oben citierte Ausgabe von R. Schmid (Jena 1826),
Einleitung S. X bis XII und am ausführUchsten handelt über die Branden-
burgische HGO. und alles, was damit zusammenhängt Longolius in
seinen Sicheren Nachrichten von Brandenburg -Culmbach, Teil 4, S. 75 ff.,
bes. 116 mit einer für seine Zeit achtungswerten Beherrschung des
Materials.
— xxvm —
Neuere Ausgaben und Abdrucke.
1516 legt zu Grunde B. Schmid in der ersten Auflage seines obei
citierten Buches Jena 1826; in der zweiten Auflage wurde deij
Text nicht mehr vollständig abgedruckt, sondern nur die Ab-
weichungen in Noten gegeben; ebenso verfuhr EL Zöpfl in
seiner ebenfalls bereits citierten Ausgabe.
1582H ist abgedruckt in Sam. Fr. de Boehmers Meditationes in con-
stitutionem criminalem Carolinam Halae 1770, S. 93fF.
1726 ist abgedruckt in Longolius, Corpus Constit. Brandenburgico-
Culmbacensium IE, Bayreuth 1748.
§ 4. Die Holzsehnitte. ')
1. Reihenfolge der Holzschnitte.
1.
Titel:] 1507 Hinrichtungs- und Marterwerkzeuge verschiedenster Art:
Holzstofs, Galgen, Rad, Schwert, Pranger, Stock u. s. w. 1508 — 1510 [Nr. la)
Verkleinerte Nachzeichnung des Pfeilschen Titels unter Hinzufügung charakte-
ristischer Zuthaten: die Zeichnung der "Werkzeuge ist kräftiger durchgeführt
1531 zweiteiliger Holzschnitt: a) Hinrichtungsscene , im Hintergrunde werden an
einen Baum gebundene Verbrecher ausgepeitscht; b) ein Richter vor einem
Gericht mit 7 Schöffen [aus Schöffers Livius 1523]. 1538. 1543 zweiteiliger
Holzschnitt: a) Hinrichtungs- und Marterwerkzeuge in Anlehnung an das grol^
Titelbild der früheren Ausgaben, ganz verkleinert (auch vor der Carolina),
b) Ein ailner Sünder wird zum Richtplatz geführt; im Hintergrunde Galga
und Rad. 1580 f. Grofee omamentale Titelumrahmung mit den allegorischei
Figuren der Gerechtigkeit und des Glaubens zu beiden Seiten von Jost Am-
man; in der Mitte die bischöflichen Embleme. [1694] Nachschnitt nach 15Ö7.j
2.
Rückseite des Titels'^ 1507 "Wappen Georgs, Schenken von limpurg, de
Bischof s von Bamberg. 1508M1B1 S 1. 2.: Der Autor überreicht in feierlicht
Sitzung dem Kaiser vor den versammelten Kurfürsten sein Werk [Livius 1!
bei Schöffer]; 1508M2.3, 1508B2. S. 1510—1543 leer. 15801 leer.«)
1) Wir citieren und reproduzieren die Blätter der Pfeüschen Ausgabe
1507, sowie Proben aus 1508 und 1510. Vgl. Leitschuh, Die Bambergische
Halsgerichtsordnimg in Janitscheks Repertorium für Kunstwissenschaft 9 (1886),
S. 60 ff. und Festschrift zum 25. Deutschen Juristentag in Bamberg 1900,
S. 61 — 77, der die Holzschnitte besonders von 1507 und 1508 genauer be-
spricht. Völlig irrtümlich, die verschiedenen Ausgaben verwechselnd ist (wie
schon Leitschuh S. 60 nachgewiesen hat) R. Muthers Schilderung in seiner
deutschen Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance (1884).
2) Nr. 2 ist von uns nicht reproduziert.
3ämbcrgifdxbalf5smd5t0o:ocn0g
^%wAimW ^airgtrittts/
XSXI
iSeOendt oHeje^t ber legten t>(ng.@o wfrt bA- redjttm 6dr gerAig.
xxxu
3.
BL 5«:] 1507 Christus und das jüngste Gericlit Christus sitzt thronend
auf einem Strahlenbogen ^, ein zweiter dient ihm als FuTsschemei; aus der Erde
erheben sich vier Auferstehende; einer wird vom Teufel ins Höllenfeuer ge-
zogen; zwei posaunenblasende Engel verkünden: J^umpt f)eve Jx Qebenebeüflt
<5et f)in Dx p^maflcbcitcn. Darüber als Überschrift und in Spruchbändern:
^thznäi allezeit ber lec3ten bing. So n)irt bir rec^tun gar gering.
jUn bem erteil bartnnen ir prtcilt
werbet ir geurteilt Hlat^^ei am m\.
jDer ^err i\)\ii bie 25arm^erc3iöfteit pnb bas prteil
2lIIen htxi bie erteiben has pnre(^t. ps.c.j.ij.
[Nr. 3 a] 1508 — 1543 Nachzeichnung nach 1507, die Füise Christi ruhen auf
der Erdkugel, die Strahlenbogen stehen auf Wolken, unten zwei Auf erstehende,
von denen einer vom Teufel in die Flammen gezeirt wird. Leitschuh bemeiü
S. 169 richtig, dafs Kopf und Körper Christi gegenüber dem Original dem
Nachzeichner sehr mäfeig gelungen sind. Dieser Holzschnitt wird auch in der
Carolina benutzt (vgl. unsere Ausgabe S. XUY f.). 1580 Grofser Holzschnitt
von Jost Amman, der von dem einfacheren Holzschnitte der früheren Ausgaben
wenigstens angeregt erscheint. Darüber nur die zwei ersten Verse als Übe^
Schrift. [1694] Nachzeichnung der Holzschnitte der Schöfferschen Ausgaben,
auch 1738.
1) So lies auch S. 2 des Textes (Anm.).
— xxxin —
dbAKf AÜQcyc^btjlintiiQ/S« wfittltir^^f^tttifingaKgiin^.
xxxrv —
4.
BL4bi] 1507 nach art. 2: Unterredung Moses' mit Jethro, seinem Schwieger-
vater in hübscher Landschaft; Moses mit zwei Hörnern, Jethro mit Kopftuch.
Am Saume ihrer Gewänder stehen ihre Namen. Darüber in zwei Spruchbändern:
J>as voi(k k6mbt ju mix/vnb fuc^t bie erteil gottes
nioi?fes dyobi am jrpj.
5urft(^ bid} vö allem voi(k mit tpeiffl mäncn
vnb bie ba forc^te got/in bc/ba fei? br} n?arl)eit »
vnb bie ^affft Me geiptigkeit vn fec3 au§ jn 6ie
6a vxieiUn bas voi(k J^etro (Eyobi am yjrpi. [1580 jcpiij.]
1508 — 1543 kopieren bis auf die Vereinfachung der Landschaft und die
härteren Gesichter der Redenden den Pfeilschen Holzschnitt. 1580 lehnt sich
dagegen wieder besonders im Gesicht des Moses mehr an 1507 an, das es ja
überhaupt auch im Text stark benutzt. Die Nachdrucke benutzen diesen Stock.
tßcfältnnKrAaapap^OfU QdvnbecevatfwAant^t.
Bi. 5":] 1507 zu attöft.: Vereidigung von Tier Gerichtspersonen, des
Richters, Schöffen, Gerichtsschrei bei'S und Naohrichtere, durch den Gerichts-
herren in einem Saale. Der Schreiber ist durch seine Schreibgeräte ge-
kennzeichnet. Darüber:
fiefellen mttätet tmtv pflii^t. Sei vnb e« petroutAet nti^t.
1508 — 1543 Nachzeichnung der Vorlage, doch mit Ausschmückung des
Hintergrundes und tieferer Charakterisierung der Gesichtor; der Nachrichter
trägt einen rauhen Bart 1580 Sehr roher Holzschnitt nach der Pfeilschen
Ausgabe von der Gegenseite kopiert; ehensu die folgenden Ausgaben.
:fl^n Smbtvnt) pßfd»r mAr^rpcat
6. (1507.)
Bl. 6^:] 1507 zu art. 10: Annehmen der Übelthäter von Ämpts wegen. Ein
Verdächtiger wird von zwei Gericlitaknecliten, die in ilirer wilden Itoheit gut
gekennzeichnet sind, auf richterlichen Befehl dem Gericht vorgefahrt; die
Hände sind ihm gehonden. Dariiber als Überschrift und im Spruchband:
mein 3Im&t vnii pflidjt mir QtJptut
SuftvQffen Sofe^afftige leutt.
3(uff etpetn beftl^ »ns/getan
£Eing iDti; gefangen itifen man
1508—1543 zeigen an dieser Stelle einen zweiteiligen Holzselmitt: a) Kchter
aoi dem Geriohtsstohl, 1508 — 1510 aus dem Schöfferschen Livius von 1505,
in 1531 — 1543 iat dafiir der Holzschnitt aus dem Livius von 1523 eingesetzt;
b) Einbringung des Gefangenen in Anlehnung an die Pfeilscbe Ausgabe; doch
|aikz farblose und konventianelle Gestalten. 1580 ff. vie 1507. 'B«un^\.S^ ^"^
Pteilsche Holzstock,
xxxYm —
7.
BL S&:] zu ari 17: Von Annehineii eines beklagten Übelthäters. 1507 Ein
Ankläger ruft den Richter an, Jemand ins Gefängnis zu legen. Darüber in
zwei Bändern:
VOas ifi 6te fac^ ober axgihrvan.
Das ber vexcla^t f}at getan.
^err Hid^ter laß mir nemen an»
dinen fd^ab^^aftigen man,
1508 — 1510 zweiteiliger Holzschnitt ans dem livins 1505: a) ein stutzer-
haft erscheinender Ritter vor Richter und Schöffen, b) ein Yerbrecher wird
von zwei Bütteln in Gewahrsam geführt
1531 — 1543 ebenfalls zweiteiliger Holzschnitt aus dem livius 1523: a) ein
Yerbrecher wird in Gewahrsam geführt, b) Richterkollegium (ohne Ankläger).
15801-= 1507.
— XL —
Bl. 11^ i\ zuart. 26 f. Von den Anzeigungen einer Milshandlung. 1507 zeigt
eine üppige schmausende Tischgesellscliaft von fünf Herren und zwei Damen;
über jedes Haupt steht ein Straf Werkzeug, Galgen, Ead, Holzstofö, Schwert,
Block; auf dem Haupte der einen Frau sitzt ein kleiner Teufel in Tier-
gestalt mit langem Schwänze: eine allegorische Darstellung der Ursachen von
Missethaten.
Darüber stehen die Verse:
Dil vertan vnb rveni^ f)ahen
datgt argkipenig bife knaben
3rv vbti ril bi? ftreflt(^ fein
Da bur(^ fi? kamen offt in pein
1508 — 1543 sehr flüchtige Kopie von 1507 von der Gegenseite, alles
Charakteristische in Miene imd Haltung der auf verbrecherischer Bahn befind-
lichen Leute ist verloren gegangen,
1580 f. =- 1507.
— XLH —
9.
BL 18^:] zu art. 56: Von peinliclier Frage. Der Holzschnitt von 1;
stellt eine Marterkammer vor, wie sie noch jetzt in Eegensburg zu sehen
in der vor dem Kichter, zwei Schöffen und dem Gerichtsschreiber der Na
richter und sein Knecht sich dazu anschicken, einen Angeklagten an emer £
an der Decke in die Höhe zu ziehen; am Boden steht das schwere Gewi<
mit dem er gereckt werden soll. An der Wand brennen zwei Kerzen,
rüber stehen die Verse:
Sei?t p(^ auf 6ic^ erfunben f)at
Tlebiiä} anjeig ber miffetat
5urftu nit pnfc^ulb aufe naä) xabt
Die per}nlid} frag fol l)aben ftat
1508 — 1543 bringen eine Nachzeichnung von 1507, die zwar, wie Li
schuh richtig sieht, die Darstellung durch sorgfältigere Verteilung der Schat
ausarbeitet, aber u. A. nach im Ausdruck der Gesichter, besonders des Rieht
tmd des Angeklagten weit hinter 1507 zurücksteht
1508 ff. lassen entgegen dem Inhalt des art 57 den einen Schöffen fi
1580 f. = 1507.
afur(tunftvn|1:^ult)au^nac^ratit
XLIV
10.
BL 23(^{\ zu den art. 75 ff. über die Zeugen. 1507 Vor dem Richter,
Schöffen, die nicht aufpassen, und dem Gerichtsschreiber, der eifrig p
kolliert, stehen entblöJsten Hauptes zwei Zeugen und heben die Schwurfi
hoch zum Eide. Yor dem Richter, der mit dem Stabe in der Hand feie
auf erhöhtem Stuhle sitzt, liegt ein kleiner Hund.
Darüber hält eine Hand folgenden Spruch aus den Wolken:
Du folt ntt fatfd^e 3eugknug ^eben
7Us tieb 6ir fci? bas emiq leben.
1508 — 1543 geben in leichter Anlehnung an das Motiv von 1507 eine äol
ungewandte Nachzeichnung; ein Schöffe ist wiederum fortgelassen, das G
ist sehr verkleinert und im Räume zusammengedrängt, die Gesichter sind
häfslich.
1580 f. = 1507 ; fehlt [1694].
11. (1507.)
Bl.26<':] zu art. 91: Von Benennung des endhaften ßeobtetages. 150-
dem Richter steht der Kläger entblöfeten Hauptes und bittet um Anse
des renaines. Der Holzschneider versucht bier mehr mit Schattensb
zu wirl;en als sonst und ist damit nicht glücMich. Darüber die "Wor
Spruchbande:
ftet Ri<^ter feljt mit einen tag.
Pas i(^ mein Hei^t uolfüren mag.
1508 — 1543 zeigen einen zweiteiligen Holzschnitt: a) der bereits
verwandte Kichter aus Livius 1505, der in 15311 1543 durch den Hol:
aus dem Livius 1523' ersetzt wird; b) Junger Mann mit Degen und I
um den Termin bittend.
1580 1 = 1507.
1 1538. 1543 C4* die hübsche Leiste, eine
— xLvm —
12.
Bl. 27bi\ zu art 96: Dise Befonnacion entgegen zu haben n. s. w.
1507 Um den Richter sitzen im Halbkreise sechs Schöffen, von denen einer wi\
das angeschlagene Rechtsbach deutet und zum Richter spricht Links fiOatl
der Nachrichter mit seinen Knechten den Beklagten vor. Des Richters Mj
zeigt auf ein bezü^ches Spruchband:
Hic^t iPtr nadf Mfes budi^es lere
Domit peripar ipir feel vnb exe
Darüber ^ier Spruchbänder:
Die pbeltetter laß nit leben. (Ejcobi am .jpj.
jDer bo gerecht prteplt ben b6fen/im6 ber 6o
üerbampt ben ^exeäjien/bex i^ttpeber ifl per«
TPorffen bei? got. prouerbiorü am .p>ii.
Die mi?et pnb 6ie gabe/erblenben 6ie auqen
bei prtepter. (^cclepaftes am .]:][,
5or<^t/pnfl[ei?fe/pei?nbtf(^afft/öunfl/pn6 qahe
Von xed)i vnb n>arf?ei?t füret abe
1508 — 1510 zweiteiliger Holzschnitt, darüber besonders die Spruchbanda: I
a) Richterkollegium, von dem ein Mitglied auf das Gerichtsbuch jweist, ffpl
dem livius 1505; b) Drei Knechte führen den Gefangenen herbei in daa|Oe^[
wahrsam hinein. In 1531 ff. ist die Platte a durch den öfters benutzten RiditflF
aus dem Livius von 1523 ersetzt
1580 f. = 1507.
18.
BL 34a :] zu art 124: Vom Beichten und Vermahnen nach der VerorteflingL
1507 zeigt einen blattgroCsen Holzschnitt: ein Verurteilter^ wird zum Todi
geführt. Der Zug durchschreitet gerade das Thor, in dem das Fallgatter M
dem schwarzen Hintergrund deutlich hervortritt. Voran geht der Frohnboil
mit seinem Stabe, neben dem vom Nachrichter gebunden geführten Ver?
urteilten schreitet ein Mönch, auf das Kruzifix weisend. Leute aus dem Voll
kommen aus dem Thorbogen hervor.
Darüber steht im Spruchbande:
TDo bu gebult f?aft in ber per}n
So n>irt fte bir qax nni^lid} fein
Darumb qib bid) n>iUiq barein
1508 — 1543 Der Schöffersche Zeichner hat sich an dies Vorbild angfi
lehnt, doch läfst er den den Zug eröffnenden Frohnboten voranspringemi»,
Kinder mit dem Stocke bedrohen; der Richter folgt dem Verurteilten hier wä\
Pferde. i|
1580 f. = 1507.
1) Interessant ist die Kleidung des Verurteilten, der allein ohne Schuh-
werk ist, anliegende Hosen mit daransitzenden Halbstrümpfen.
— XLIX
Bl. 35":] zu art. 125 tf. : Strateo der uinzelnQU Verbreclion. In 1507 i
derTitelliülz8chnitt(ol)enNr. 1) wie dor abgedruckt, ebenso kopieren 1508 — 15;
ihren Titel an dieser Stelle. lu 1543 ist dieser Stock forb^asBen.
1580 f. = 1507.
Vüttn tre»c (Iraff nttbtineet fradyt
&er kumpt dick in Des mcyllere suct)i
Stee waüf. vnt> jeugwirt ^le anjcygt
a>ol Dem Ocrflct} ju nigcntneygt
B/. 35y:i zu art. 125 H. (s. oben): 1507 Vorn tniet ein Mönch mit eiuem
Kruzifix vor einem ebenfalls knienden Verurteilten, neben dem der Scharf-
richter mit gezogenem Schwert steht, die linke Hand an seinen entblöfsten
Nacken gelegt, bereit die Exotution zu vollziehen. Im Hintergrunde heben drei
Knechte das ßad mit einem Geräderten. Daneben zwei kleine Baume. Darüber
stehen die Verse:
IPem treroe firaff ntt bringet frui^t
Der ftumpt ätcfi in bts mei^ftecs ju^t
J)ts TvttA vnt> ituq tvitt ^ie anjti^gt
TOol öem in fiä) ju tugent neijgt
IG. Iir,07.)
1508 — 1510 sclir roh xusainmengescliliigfner ziveiteilifiüi' Hulzschnitt:
a) üine (Sru])pQ von Vorurteilton worden vuii Ueiikcm mit Kuten gestrichen
imd vom einer onthauptot; b) als Gegünstuck JiJurzu hat der ülaiozer Zeichner
mit toilweiner Benutzung dos Pfoilaclien SchnitteM folgende Gmppo komponiert:
Im Vordergruiido kniet ein. Priester mit dem Knuifix nolen dem Kleid, das
dem KU eutliimptenden Hanno vom HolKsclinitt ü zu geluiren selieiot; hinter
ihm zwei Hit-hter au Fub und zu Pferde.
1531—1543 zeigt ebenfalls einen zweiteiligen Hulzschnitt: a) die Hin-
richtungssi:ono vom Titel des Dnickes 1531 [aus dem Livius 1523]; b) ist der-
selbe Stook wie in den früheren Ausgaben. 1580 f. -= 1507.
16.
Bl. 64^:] zu art. 229ff.: Von der Mortaeht. 1507 Vordem Richter steht
die Bahro, auf der ein Ermordeter liegt, dessen j'echte Hand am Handgelenk
abgehauen ist; dahinter sitzen drei Roliöffon in lebbaftcm Gespra<h auf einer
ilank; zu Iläuiiten der Bahie steht der (iericbtsdieuer mit abgezogenem Hutw,
TOetdjet »nuecurfui^t
Di[e Itrjii} ijat qemaä}t
Sol homen in btt tnotbtadjt
1508 — 1543 geben den gleichoo Holzschnitt Der MaJazei' Euustler hat
Pfeüscben Sclmitt von der Gegenseite gegeben. Er hat die Scene in ein
ler verlegt, in dessen Thür der Büttel gerade eiatritt, das Barett vom
ite ziehend. In der Brust des Ermordeten steclit noch der Dolch, die
Waffe, die Wunde blutet, doch das Leibzeichen ist hier vergessen,
sind die einzelnen Eöpfe schärfer charakterisiert als 1507. In 1508 M
in) ist der Spruch als Platte geschnitten. 1580 f. bietet eine gräulich rohe
Zeichnung von 1507, weil jedenfalls der alte Pfeilsche Stock unbenutz-
17.
a. es*:] zu art. 250ff.: Von den Gerichtskosten. 1507 Im Gemache
ein baruoijer IÜcht«r sinnend, jedenfalls im Rechnen hegcifi'ft'a., «sil
LIV —
Tisch vor den Rechenstrichen; sein Stab liegt an der Tischecke. Zwei Männer,
von denen einer aus einem Beutel eine Summe Geldes genommen hat, ver-
handeln mit ihm lebhaft über die Höhe der Kosten. Darüber in geschmack-
voll gewundenem Bande:
^err 6er 'Rid}iex tugentrei^c^
Caft alle coftung re<^en ölei?(^
1508 — 1543 Der Mainzer lehnt sich an die Zeichnung an, doch legt
er eine Urkunde mitten auf den Tisch und läfst den einen Mann in zudringlicher
Haltung sich über den Tisch lehnen. Sein Kopf ist ganz maniriei't gezeichnet
imd macht keinen grimmigen, wie Leitschuh meint, wohl aber einen recht
rohen Eindruck. Die Nachahmung steht auch hier, trotz genauerer Ausführung
im einzelnen (Vergitterung der Fenster, Ausmalung der TVände) entschieden
künstlerisch tiefer als 1507.
1580 f. = 1507.
18.
BL 72a'] zu art. 265: Von Gute flüchtiger Übelthäter. 1507 bringt
einen grofsen, das ganze Blatt füllenden Holzschnitt von hübscher Wirkung.
Das Innere eines Hauses thut sich vor uns auf. Wir blicken in TVohnranm,
Küche , Schlafraum imd sogai* in den Stall , in dem einige Tiere sichtbar werden.
Im Vordergrunde diktiert der Richter in eindringhcher Weise (die Gesten
beider Hände sind sehrj gut beobachtet) dem auf dem Knie eifrig protokollie-
renden Schreiber; dabei stehen die zwei Schöffen, die nach art. 265 der
Inventarisierung beiwohnen mufsten. Am Herde hantiert eine weibliche Figur
mit Holzscheiten; an den Wänden hängt Hausgerät; Teller, Zinnkrüge und
Leuchter stehen auf einem Wandbrett; an der Wand stehen Waschtisch und
Handtuchi'olle ; vorn ein Tisch, in der Küche eine Truhe. Überschrift:
I)te n?ei?l 6er tetter ift \}inOcinlStm guter f(^rei?bent tbtn an
In 1508 — 1543 erhebt sich der Nachzeichner Schöffers durch Verände-
rung der zwei Schöffen in einen dicken Mönch, der sich den Leibriemen straff
um die Taille gezogen hat und einen Rosenkranz hält, und eine Nonne, die
auf den Hausrat zu weisen scheint, zu selbständiger Wirkung, freilich auf
Kosten der von Schwarzenberg gewollten Anschaulichkeit; denn es sollten nicht
die gierigen Gläubiger, sondern die Gerichtspersonen Zeugen der Inventarisie-
rung sein. Der Richter dagegen zeigt eine ziemliche konventionelle Haltung
und weist mit dem Finger in die Stube ; auch ist sein lebhaftes Schreiten un-
motiviert. Das Einzelne des Hausrates ist wiederum sorgfältig ausgeführt und
einige Töpfe und Teller hinzugesetzt. Die Köchin ist deutlicher sichtbar, durch
die Küche läuft eine Maus. 1580 f. zeigt eine gräfslich plumpe Nachzeichnung
von 1507.
Bff«i<)rl6a-itittri|»^iit)«,/ SdaelK'fllit^'mAmM
Bl. 73«:] au art. 268: Über "Wiedererlangung geraubter Habe. 1507 Der
Gerichtsdiener führt dein Richter ein gestohlenes Pfeiil vor; dahinter steht
der Besitzer und weist mit Kpreohender Gehiirdu auf sein Tier mit dem Worten:
Bettelten t)ab iä} (jie ßas mein
Si^afft mir bas tiCs es fo( fein
1580 — 1543 zeigen einen zweiteiligen Holzschnitt; a) Zu dem Richter aus
dem Liviual505, der in 1531—1543 durch den Richter aus dem Livius 15'^3
ersetzt wird , kommt b) der Besitier des Pferdes in ritterlicher Tracht mit ent-
blöfeteni Haupte. Eine zweite Person führt das Pferd.
In [1694] hat der Pfeilsche Stock nicht mehr Verwendung gefunden;
das Bild fehlt hier ganz.
20. (1507.)
Bl. 75':] za art 270/271 : Vom Geleit der Totsohle^er. 1507 zeigt die uns
3n bekannte Gerichtsstabe; ein wohlbeleibter Richter sitzt auf einer mit einem.
ien bedeckten Bank, vor der ein Tisch steht, und giebt einem das Knie
lüfig beugenden Manne einen Geleitsbrief. Der Gerichtsschreiber hinter dem
ihe sieht dem Vorgange ruhig zu, denn der Brief ist geschrieben. Neben
1 , armen Enecht* sind zwei Hunde. In 1508 hat sich der Nachzeichner
iheiten erlaubt. Abgesehen davon, da& er die Stube sorgfältiger ausführt,
rakterisiert er den Richter mit den konventionellen Zuthaten seines Standes,
i pelz verbrämten Amtsmantel; der um Geleit Bittende tragt Sporen an den
fein und ist dadurch als Reiter gekennzeichnet. Eine eben eintretende
te Person tragt Schwert und Stab, soll also wohl den Frohnboten vorstellen,
I der ,anne Knecht" durch den Geleitsbrief vorläufig wenigstens entgeht,
it wie Leitschuh will, einen um Geleit ersuchenden Mann. Der Gerichts-
'eiber protokolliert
15801 = 1507. Die Hunde fehlen. — In 1507 die Veree darüber:
feetr St(^tet/«U«in ju tei^t
Sit gCcijt t<^ axmtt ftitecfjt
Lvni
21.
Bl. 76b :] zu art. 272: Die Richter sollen kein Geld nehmen. 1507 giebt
einen groJsen Holzschnitt, der, wie auch Leitschuh anführt, ganz von Schwarzen-
bergischem Geiste durchweht ist. Das ganze ist eine allegorische Gegenüber-
stellung der räuberischen Adligen*, die dem Teufel verfallen sind, und der
untreuen, geldgierigen Richter, der „Taschenrichter", denen also darum gleiches
Schicksal prophezeit wird. Rechts steht der Richter und weist auf die Geld-
tasche, die von einem Büttel in das Torturinstrument gespannt und dadurch
genötigt wird, Geld herauszugeben; der Büttel ist soeben im Begriff den Stab
zu brechen. Der Richter spricht:
Cafc^ TPas TPilt 6u qeben mir
nXein vxier)i rvixbt gnebig bir
Die Tasche klagt:
nXit gelt TPas idt) tpoI befcfewert
Salfd? richtet f}aben mid) gelert
Der Büttel droht:
(Caf(^ rvbii jr lenger leben
TTTeim l)ern müft jr gelt geben
Links weist ein Raubritter lachend auf den Richter:
2luff lanbt pn6 waffer raubt man fer
Klod) xanben Cafc^enric^ter mer
Xach ihm greift ein Teufel mit höhnischer Gier:
56lte id} bes nit lachen
Dm felb vnb vntex backen
ß,an xd) bieb t>nb rauber mad)en
Das ganze krönt der Spruch, den eine Hand aus den Wolken hält:
(D Hieltet I)ie in bifer weit
(trvx eer vnt> fei gebt nit vmb gelt
1508 — 1543 ist eine Kopie des Originals von der Gegenseite; die Gestalt
des Teufels ist als Ritter ausgestattet, auch sonst kleine Zuthaten.
15801 = 1507.
1) Schwarzenberg dichtete auch ein Lied vom Mordslaster des Raubens
(gedruckt im Teutschen Cicero 1534).
LX
i
22.
Bl. 77^:] zu art. 273: Von alten Mifsbräuchen im Gericht. 1507 Auch
dieser Holzschnitt gilt den schlechb'n Richtern. Sechs Schöffen und ein Richter
in Narrenkleidung halten mit verbundenen Augen Gericht. Darüber hält aus
den Wolken eine Hand den Spruch:
2(uff bö^ qewonl)e)}i t)rtei;l qcben
Die bem redeten rvibcx ftrcben
Jft bifer plinöcn narren leben
1508 — 1543 verkleinem den Holzschnitt und lassen nur vier Schöffen
auf einer Bank zusammengedrängt, mit einem bärtigen Richter als Narren
Gericht halten. Sehr komisch wirkt das Schwert, das der eine zur Seite trägt.
15801 = 1507.
Lxn —
/
23.
Bl. ZP«:] zu art. 276: Von Ratgebung der weltlichen Räte. 1507 Vor
einem Kollegium von fünf Männern, den weltlichen Hof raten, stehen zwei
Rat Suchende in demütiger Haltung. Leitschuh betont richtig, daCs die Ober-
hoheit der bischöflichen Räte über die Laienrichter hier deutlich zum Aus-
druck kommt. (Muther spricht von fünf Reitern und zwei Häschern!) Sie
bitten :
Cieben l)erren rat vns f(^tec(?ten
TDie \)aii xv\x vns gemefe bem rechten
Die Räte werden ermahnt:
Jf)r f^erren benckt an etper ppi(^t
Vint) rat bas i?ebem rec^^t gefc^ic^t
36rc^?tet flot vnh feine öeri(^t
1508 — 1543 geben einen zweiteiligen Holzschnitt: a) 1508 — 1510 bieten
eine Gruppe von Ratsherren aus dem Livius 1505, die in 1531 — 1543 duidi
den Richter aus dem Livius 1523 ersetzt ist^; b) die Ratsuchenden sind in
derber Weise in der Art der Pfeilschen Gestalten gezeichnet.
1580 f. = 1507.
1) Daher stammen in 1538. 1543 auf BI. J2* und J3* die reizenden
Leisten „Ritter im Walde" und „Bewaffnete".
^nb rat tue reOem red^t &(d}U^t
^Jict>tagotvnDfeiiuger(d)t
LXIV —
2. Beurteilung der Holzschnitte.
Über die künstlerische Bedeutung der Holzschnitte der
Pfeilschen Ausgabe hatte Herr G.-R. Lippmann, Direktor des
Berliner Kupferstichkabinetts die Freundlichkeit, folgendes aus-
zuführen :
Die Holzschnitte der Bamberger Halsgerichtsordnung in
der Ausgabe vom Jahre 1507 rühren offenbar von einem tüch-
tigen Künstler her, der es verstanden hat, seine Gestalten frei
und natürlich zu bewegen und den spröden Stoff in anschaulich
lebendige Darstellungen umzusetzen. Unter den gleichzeitigen
deutschen Bücherillustrationen nehmen sie hierdurch eine immer-
hin bemerkenswerte Stelle ein, und erinnern einigermafsen sogar
an die 13 Jahre älteren Holzschnitte zur Basler Originalausgabe
des Brandtschen Narren schiffs , deren Kraft und Feinheit sie aller-
dings nicht erreichen. Wie wir dies an den Holzschnitten des
15. und 16. Jahrhunderts so oft beobachten, scheint auch in diesem
Fall die Geschicklichkeit des Verfertigers der Schnitte, des Xylo-
graphen, wie wir jetzt sagen, nicht liingereicht zu haben, die
Entwürfe des Zeichners ohne Einbufse ihrer Eigenschaften wieder-
zugeben und seinen künstlerischen Intentionen, namentlich im
Ausdruck der Köpfe, gerecht zu werden. Die professionsmäfsigen
Holzschneider waren häufig nur Handwerker untergeordneter
Art und zwischen dem Zeichner und dem Holzschneider be-
stand schon damals eine ausgebildete Arbeitsteilung. Verglichen
mit den besten gleichzeitigen deutschen Leistungen des Holz-
schnitts, erscheinen die Bilder der Halsgerichtsordnung wie zu-
rückgeblieben. Eine Namensbezeichnung oder ein Monogramm
tragen sie nicht, aus ihrem allgemeinen Charakter darf man
aber auf die Urheberschaft eines fränkischen Künstlers schliefsen ;
ob dies — wie Leitschuh anzunehmen geneigt ist (Repertor. f.
Kunstwissenschaft 9, S. 69) — der Bamberger Maler und Glas-
maler Wolfgang Katzheimer ist, bleibt dahingestellt. Aus vor-
handenen Rechnungen des fürstbischöflichen Hofes erfahren wir
nur, dafs ein Holzschneider Fritz Hammer aus Nürnberg wieder-
holt Zahlungen für die Herstellung von Holzschnitten zur Aus-
gabe der Halsgerichtsordnung empfängt (Leitschuh a. a. 0.). Wir
LXV
wissen sonst nichts von Hammer, und nach dem oben Gesagten
scheint er ein nur geringer Arbeiter gewesen zu sein.
Soweit Lippmann. Wir vermögen aber aus den Zahlungs-
vermerken mit Sicherheit darzuthun, dafs Wolfgang Katzheimer
der Zeichner der Stöcke war. Diese Zahlungsvermerke der Hof-
kammerrechnungen druckt Leitschuh a. a. 0. und in seinem Buche
Georg m., Schenk von Limpurg S. 80 und S. 89, Nr. 38, 77
ab. Fritz Hammer von Nürnberg erhält danach am Sonntag
nach Martini 1506 im ganzen 6 Gulden nebst 1 Gulden Zehr-
geld und 1 Gulden „Verehrung" für 14 Formen zum Zentgericht
zu schneiden, von der Form 3 Pfund. Der Zeichner Wolfgang ^
erhält für „das Buch und Stöcklein zu der Centgerichtsordnung
zu entwerfen'' und für andere Arbeiten eine Pauschsumme.
Dieser Wolfgang aber, der als Wolfgang Maler angegeben ist,
ist Niemand anders, als Wolfgang Katzheimer, denn Maler ist
nicht als Eigenname, sondern als Berufsbezeichnimg aufzufassen.
An einen andern Wolfgang aber, der etwa am bischöflichen Hof
als Maler thätig war, ist nicht zu denken.
§ ö.
Schwarzenberg, der Verfasser der Bambergensis.
Seitdem sich in der juristischen Litteratur die Aufmerksam-
keit der Gelehrten auf die Persönlichkeit des Freiherrn Hans zu
Schwarzenberg gerichtet hat, sind in zweifacher Beziehung die
abweichendsten Meinungen geäufsert worden; erstlich schwankte
man, ob Schwarzenberg überhaupt mit dem Gesetze und der
Publikation in Zusammenhang stehe, da er in der gleichzei-
tigen Litteratur nirgends als Jurist besonders angeführt werde 2,
1) In den HKR 1506/1507 steht: geben Meister Wolfgang Maler.
Sie sind im Original eingesehen worden.
2) Wir haben hier nicht die Absicht , eine Littoraturüberstcht über
Schwarzenberg zu geben, sondern wollen nur die Werke andeuten, die
für die vorliegende Frage der Verfasserschaft Hinweise bieten oder zu
widerlegen waren: Stobbe, Geschichte der deutschen Rechtsquellen II
S. 241—243, E. Herrmann, Johann Freiherr zu Schwarzenberg 1841 S. 28 ff.,
Geib, Lehrbuch des deutschen Strafrechts I (1861) S. 259, E.Brunnen-
meister, Die Quellen der Bambergensis 1879 S. 4 ff., bes. 5 — 6 mit Anm.,
C. Gähn, Beiträge zur Quellen geschichte des Bamberger Civil- und
Kriminabechts 1893 S. 53 f.
Bambergensis. g
LXTI —
während seine Leistungen als Krieger, Staatsmann, Hofmeister,
Schriftsteller bekannt seien; zweitens wisse man nicht, wie
grofsen Anteil er, der Ungelehrte, seine Mitarbeit vorausgesetzt,
an dem Zustandekommen des Gesetzes gehabt habe.
Es liegt uns hier, in diesem Zusammenhange, nicht ob,
näher auf die Persönlichkeit Schwarzen bergs , seine vielseitigen
Verdienste als Hof mann und Diplomat, als Mitglied des Eeichs-
regimentes, als Verfasser von Schriften theologischen und mora-
lischen Inhalts und als Übersetzer des Cicero einzugehen; eben-
sowenig können wir in diesem Rahmen die Quellen frage der
Bambergensis , in der trotz Brunnenmeister durchaus noch nicht
das letzte Wort gesprochen worden ist, von neuem aufrollen:
wir müssen für diese Fragen auf die Schwarzenbergbiographie
und auf die folgenden Schriften über die C. C. C. und ihren
Ursprung verweisen. Hier haben wir nur die Anschauungen
älterer Rechtshistoriker ein für alleraal zurückzuweisen, welche
die Autorschaft Schwarzenbergs entweder ganz verneinten, oder
gegenüber seinen Mitarbeitern so herabdrückten, dafs ihm die
zweifelhafte» Rolle eines Redaktors übrig blieb.
Der Ausgang des Zweifels bleibt immer wieder die gut
bezeugte Nachricht von seiner Unkenntnis der lateinischen Sprache
und die völlige Yerkennung seiner Übersetzerthätigkeit. Er sagt
freilich selbst in der Vorrede zu seinem „Memorial der Tugend"
Bl. 96**^: als der alleyn meiner mutier sprach gelernt, und setzt
sich ganz naiv in Gegensatz zu den gelehrten Schriftstellern:
meines geleychen ieutschen migelerten phantasten. ^ Trotzdem tritt
er mit Übersetzungen Ciceros und des Aretinus vor das gelehrte
Publikum. Der gleichzeitige Vorredner zu der Sammlung seiner
nach dem Tode herausgegebenen Werke ^ berichtet uns in dankens-
werterweise, wie dies möglich wurde: nahestehende Männer über-
1) Gedruckt im Teutschen Cicero (TC), Augsburg 1534.
2) Ebendort B1.97».
3) Als erster Band erschienen die Officia des Cicero in Übersetzung
bei Steyner in Augsburg 1531, als zweiter der sog. Teutsch Cicero
ebendoii: zuerst 1534, ein dritter Band war geplant, ist aber niemals
erschienen. Vgl. Goedeke, Grundrifs der deutschen Dichtung H* S. 234
Nr. 5 S. 236 Nr. 6.
Lxvn
setzten ihm die Schriften aus dem Lateinischen i, so der Kaplan
Hans Neuber die Officia, De senectute, Tusculanae disputationes ;
Georg Wassermann , der Kaplan des Bischofs Georg von Bamberg,
des Aretinns Leben Ciceros, selbst Lorenz Behaim und Ulrich
von Hütten halfen bei der zweiten Revision. Das ihm in deutscher
Sprache gebotene hat dann Schwarzenberg in glattes, verständ-
liches, gutes „fränkisches Hofteutsch", wie er es nennt, gebracht.
Damit war aber seine Arbeit nicht zu Ende. Es ist noch nie-
mals auf die in den Text gesetzten Glossen aufmerksam gemacht
worden, auf die der Vorredner ausdrücklich, als von Schwarzen-
berg herrührend, hinweist. ^ Sie zeigen uns deutlich seine
Fähigkeit, das ihm gebotene Rohmaterial von höherer Warte aus
zu verwerten und sich vollständig zu eigen zu machen, mehr
als dies bei den Übersetzungen selbst nachweisbar ist, bei deren
Betrachtung der Vergleichungspunkt, die deutsche Vorlage,
leider fehlt.
Ganz ähnlich müssen wir uns die Arbeitsweise Schwarzen-
bergs auch bei der Ausarbeitung der Bambergensis denken. Seine
beiden Helfer bei den Übersetzungen können und werden sich
ihm auch bei der juristischen Arbeit nicht versagt haben; dazu
kommen die zahlreichen juristisch gebildeten Angehörigen des
Hofgerichts und des Domdechaneigerichts zu Bamberg, von denen
Bnmnenmeister aus einer ganz gelegentlichen Erwähnung einige
anführt; ihre Zahl liefse sich leicht verzehnfachen. Namentlich
möchten wir auf zwei Männer aufmerksam machen, einmal den
Dr. jur. Leonhard von Egloffstein, auf den erst kürzlich
hingewiesen wurde ^, und auf den Dr. jur. Eucharius Stein-
metz de Heidingsfeld.^ Besonders letzterer, den wir aus dem
unten abgedruckten Gutachten kennen, der vielleicht schon
seine Jugend mit Schwarzenberg gemeinsam verlebt hat, ist
1) Vgl. im allgemeinen E. Herrmann , Johann Freiherr zu Schwarzen-
berg 1841.
2) Es sei auch hierfür auf die künftige Monographie über Schwar-
zenberg Bezug genommen.
3) Fr. Leitschuh , Die Halsgeiichtsordnung und ihre Ausgaben in
der Festschrift zum 25. deutschen Juristentag 1900 Bamberg, S. 63ff.
4) S. unten S. 130 Anm. 1.
e*
LXVUI
als Helfer näher ins Auge zu fassen. Dazu käme noch der in
Bamberger Akten oft genannte Dr. jur. Joh. Rüdeger. Alle
diese Männer und noch mancher andere konnten also Schwarzen-
berg das fremdsprachliche Material liefern.
Dies Material hat er allein verarbeitet. Dafür spricht: l.die
einheitliche Art des ganzen Werkes im Inhalte, 2. die Sprache
des Gesetzes. Vergleichen wir diese letztere mit dem nur wenig
späteren Büchlein vom Zutrinken i, das anonym c. 1512 zu
Oppenheim erschien, so finden wir in der humorvollen Urkunde
Lucifers an seine Getreuen auf Erden nicht nur den allgemeinen
Ton juristischer Sprache, wie er bei solchen Schriftstücken
üblich war, sondern an manchen Stellen ganz persönliche An-
klänge* an die Bambergensis. 3. Auch die Sprache gleichzeitiger
Briefe imd Urkunden Schwarzenbergs ^ stimmt vollständig
mit der der Bambergensis überein. Wir wollen hier nur auf
das merkwürdige Nebeneinander von Formen gestaltnus: gestelt^ius,
gesaixt : gesetzt y erhantniis : erkentnus u.a.m. aufmerksam machen,
das sich in Schwarzenbergischen eigenhändigen Briefen getreu
wiederfindet; daher ist von vornherein die Ansicht zurückzuweisen,
als könne man an dieser „Ungleichmäfsigkeit" die Mitarbeit
mehrerer erkennen.
Es tritt 4. hinzu das klare Zeugnis des gleichzeitigen Vor-
redners zu den Officien von 1531, der mit dürren Worten sagt:
Schwarzenberg habe ,ydie Bambergisch halfsgerichtsordnung xü
1) Herausgegeben voq W. Scheel in den Neudruckeu deutscher
Litteraturwerke des 16. u. 17. Jahrhunderts (herausgegeben von W. Braune)
Nr. 176, HaUe 1900.
2) S. die citierte Ausgabe von W. Scheel, Einleitung S. XundXI,
wo darüber genauere Zusammenstellungen gegeben werden. Hiervon sei
nui' eiwähnt: seel, eher, leyb vnd gut Zutr. 30 u.ö. vgl.Bamb. 1, oder einem
anderen nahet gesypten freund Zutr. 27 vgl. ßamb. 142 , gotsschwür^
entleybung, todtschlag, Verwundung j besehedigung , forner r?/mor, attf-
lauff) todtschlag, Verwundung und entleibung Zutr. 29 vgl. Bamb. 127 ff.,
das Adj. sorgkiiche Zutr. 29 vgl. Bamb. 170, nacli sag der Qeystlichen
vnnd Jhren schrifften Zutr. 34 vgl. Bamb. 163 nach sag der recht; dax
xütrincken solche lauter fürkumm vnd wende Zutr. 37 vgl. Bamb. 38 u.ö.,
gemeyner nutx vnsers lieichs Zutr. 39 vgl. Bamb. 38 uider einen ge-
meinen nucx u. a. m.
3) Wir müssen darüber auf den Nachweis in Scheels Schwarzen-
bergbiographie verweisen.
LXIX
der xeit seins Hofmaysterampts daselbst tiach rat der gelerien
vnd ander verstendigen züsamengebracht^^,^
Zu alledem kommen 5. noch die für Schwarzenberg charakte-
ristischen Bilder und Sprüche. Der Vorredner zu der Officia-
ausgabe meldet an mehreren Stellen, dafs Schwarzenberg ,yauch
darxü etlich Figur vnd Beümen, seinem gebrauch nach, gestelt
vnd gemacht^', ^ Wie in der Barabergensis schlingen sich in
seinen übrigen Werken zierliche Verslein um die Holzschnitt-
beigaben; hier wie dort, besonders im „Memorial der Tugend",
mahnen sie die unverständigen Leute, auf dem rechten Pfade
zu bleiben; selbst in den Übersetzungen aus dem Lateinischen
fehlen sie nicht. Ganz besonders deutlich auf Schwarzenberg
als Verfasser weist übrigens der Holzschnitt 21^ mit seiner
Gegenüberstellung des unehrlichen Richters, des „Taschen-
richters", und des Raubritters, der lachend ausruft: „Au ff landt
vnd Wasser raubt man serf'^ Gerade diese Parallele findet ihren
Anhalt in der Thatsache, dafs Schwarzenberg ein populäres
Liedlein wider das Mordslaster des Rauhens geschrieben hat^
und auch im „Memorial der Tugend"^ öfter hierauf zurückkommt.
§ 6.
Das sogen. Correctorium und seine Entstehung.
Bas Handsehriftenyerhältnis.
Seitdem Gustav Hohbach^ im Jahre 1844 aus einer Sammel-
handschrift der Familie von KrafFt in Ulm Mitteilungen über
ein „Normalien- und Präjudizienbuch" zur Bambergensis nebst
1) Das späte Zeugnis aus Math. Salomon Schnizzers Chronica der
Stadt Neustatt a. d. Aisch 1708 (Kr. A. Nürnberg: vgl. Brunnenmeister
S. 7, Anm. 1 und früher Herrmann 8. 28, Anm. 8ö) hat natürhch an sich
gar keine Beweiskraft, scheint überhaupt auch, wie Brunnenmeister
bereits sah, aus den Vorreden excerpiert zu sein.
2) z.B. Teutsch Cicero 1534, BL20^
3) S. unten S. LIX.
4) Gedruckt im Teutschen Cicero 1534, Bl. 93 ff.
5) Mem. d. Tugent im Teutschen Cicero 1534, Bl. 121^ 135, 138.
6) G. Hohbach, Beitrag zur Geschichte des deutschen Straf rechts,
insbesondere der bambergischen Straf gesetzgebung in den Jahren 1507
bis 1515: Neues Arohiv des Criminalrechts. Neue Folge 1844, S. 233— 273.
— LXX
Proben veröffentlicht hatte, ist das sogen. Correctorium viel ge-
nannt worden, ohne jedoch zu einer allseitig vergleichenden
"Würdigung mit der Barab. zu gelangen. Freilich wurde die ge-
nannte Abhandlung in sehr vielen Punkten von Gustav Geib^
ergänzt, der bereits im folgenden Jahre 1845 nicht nur aus
einer zweiten von ihm aufgefundenen Quelle schöpfen konnte,
sondern auch jedenfalls die gleiche Handschrift aus Ulm, über
die nur sehr oberflächliche Angaben Hohbachs vorliegen, in
Zürich benutzt hat. Geib berichtet uns (S. 106), dafs er selbst
den Plan gefafst hatte, in einer eigenen Publikation das gesamte
Correctorium herauszugeben und seine Beziehungen und seinen
Wert für die Geschichte und Erklärung der Bambergensis und ihrer
Revision, sowie auch der Carolina darzulegen. Er giebt, aller-
dings nur ganz im allgemeinen, wertvolle Fingerzeige, hat sich ,
aber leider durch Hohbachs Aufsatz von seinem ursprünglichen
Plane abbringen lassen und neben einem Hohbach ergänzenden
Abdruck des Correctoriums nur kurze Notizen zu den einzelnen
Artikeln gegeben, ohne die ganze Frage im Überblick zu be-
handeln.
Was wir mit Hohbach und Geib als sogen. Correctorium
zur Bamb. bezeichnen, ist eine Reihe von Erläuterungen, Ab-
ändeningen, praktischen Fällen und Gutachten, über deren Ein-
und Anfügung an die Bamb. uns die Züricher Handschrift
Auskunft erteilt 2:
Wiewol die vorgeend Ordnung, peinlicher sacken halb gemacht^
nit mit wenig vleis bedacht, So mag doch durch gebrau^hung
derseUngenn kunfftigen erclerung vnnd pesserimg, wie darjnnenn
vorbehalttenn , not werden. Dieselbig erclerung oder pesserung,
so offt die gescheenn, sollenn jn die nachvolgendenn vnbeschriehenn
pletter verxeichent vnnd zu yeder derselbigenn erclerung oder
pesserung geschriebenn werden, durch wess bevelch vnnd rat die
beschhssenn sey] vnd ist, vmb richtiger schneller findung unllen
1) G. Geib, Beitrag zur Geschichte der Quellen des deutschen
Strafrechts. Das Correctorium zur ßamberger Halsgerichtsordnung : Neues
Archiv des Criminalrechts N. F. 1845, S. 105— 143, 173 — 213.
2) S. unten S. 141.
liXXI
kunfftiger hesMossner pesserung vnnd erclenmg, am endt dits
Buehleins ein sunder register geordennt.
Auch die Bamberger Handschrift illustriert uns dies durch
einen speziellen FaUi^
Georg, von Gottes genaden Bischoffe xu Bamberg,
Vnnsem gras, lieber getreuer! Aus mercklicJien vrsachen
vnd bewegmissen haben Wir über vnnser Halssgerichtsordnung
von wegen der Straff des Atigenausstechens ein erderung, Ord-
nung vnd Satzung gemacht, darvon wir die hie beüigennden Ar-
tickhel zuschicken vnd begem, Du wollest den jnn allen vnnser n
Halssgerichten jnn vnserm Ambt die bevelhen, hinden an berürte
vnn^ere vorgedruckhte vnd aitsgeschickhte Halssgerichtsordnung
schreiben lassen vnd darob sein, das sich die Schöpfen derselben
Halssgericht jnn solchen feilen Solcher vnnser er erderung, Ordnung
vnd Satzung gemess halten.
Dahinter stehen ^ die einzelnen Bambergischen Amter, denen
die betr. Verfügung übersandt werden sollte, die also verpflichtet
waren, sie hinten in die Bamb. eintragen und registrieren zu
lassen. Fast alle diese Namen sind noch heute bei und um
Bamberg, im heutigen Regierungsbezirk Oberfranken, z. T. in
ünterfranken, vorhanden. In keinem haben sich aber Spuren
derartiger Bambergensisexemplare erhalten; auch in den Bam-
berger Instituten und in den Fürstlich Schwarzenbergischen
Archiven, in denen man etwa alte Bestände der Art ver-
muten könnte, wird kein solches Exemplar aufbewahrt. Yon den
26 Exemplaren, die man voraussetzen mufs, haben sich nur
jene zwei erhalten, die bereits Hohbach und bezw. Geib bekannt
waren und als Quelle dienten.
Da wir mit Geib (S. 105)^ annehmen, dafs die Hohbach-
sche Handschrift aus Ulm 1844 beim Antiquar versteigert und
so an die Züricher Kantons -(üniversitäts-) Bibliothek gekommen
ist, nennen wir sie Z, das Bamberger von Geib entdeckte
Manuskript B.
1) S. unten S. 141.
2) S. unten S. 142, auch Geib S. 141 Anm.40.
3) Vgl. auch Geib S. 123 Note 26.
Lxxn
Was die Notiz C. Göterbocljs^ über ein Exemplar des
Correctoriums in einer Bambergensis 1538 auf durchschossenen
Blättern betrifft, so verhält es sich, wie folgt: der Durchschufs
dieses Exemplars enthält aufser der in § 1 1 besprochenen Glosse
den einen Teil des Correctorinms, wozu das von Geib benutzte Heft
(Manuskript B), den Schlufs bildet. Beides zeigt dieselbe Hand-
schrift und die jetzige Verwaltung hat die früher getrennten
Stücke wieder vereinigt. Daher hat Geib s. Zt. nicht die ganze
Bamberger Handschrift (B) mit Z vergleichen können , sondern nur
die in jenem besonderen Heft stehenden Stücke.
Die Handschrift Z^ des Correctoriums ist der Anhang zu
einer Schöfferschen Bambergensisausgabe von 1508 (Mitfasten),
bei der das Titelblatt und Register handschriftlich ergänzt sind,
und besteht aus 19 Blättern, wovon Bl. 1 — 15 und 18 — 19 ^
beschrieben sind; es stehen 29 Zeilen auf der Seite. Die
Schrift weist auf die zwanziger bis vierziger Jahre des 16. Jahr-
hunderts. Die einzelnen Eintragungen sind unnummeriert. Die
Sammlung ist von einem Copisten nach 1515 hergestellt*, der
Druck in den Jahren 1530. 1533 ff. von anderer Hand mit Ein-
tragungen versehen worden.^
Die jetzt wieder vereinigte Handschrift B^ des Bamberger
kgl. Kreis -Archives besteht aus Durchschulsblättern in einem
Bambergensisexemplar von 1538, an das noch 16 weitere Blätter
angeheftet sind. Die Durchschufsblätter zeigen in praktischer
Weise die Zusätze bei den betreffenden Artikeln selbst einge-
tragen, und zwar scheint dies für das vorliegende Exemplar die
ursprüngliche Anordnung gewesen zu sein: diese ad locum
hinzugefügten Stücke sind datiert 1507. 1508. 1509. 1510.
1) C. Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina 1876,
S. 61 — 62 Anm. 2.
2) In der Kantons -(üniversitäts-) Bibliothek zu Zürich.
3) Ein von dem übrigen getrenntes Testamentsgutachten (Bl. 18
bis 19) gehört nicht zum Correctorium und soll an anderem Orte ver-
öffentlicht werden.
4) Vgl. auch Geib S. 123— 125.
5) Es sind dies: 1. Nachträge aus der Carolina ad art. 19. 21. 28.
32 (unten S. 121), 2. bemerkenswerte Fälle ad art. 162 (1530) (unten
S. 137) 3. Notizen ad art. 168 (ebenfalls unten S. 137).
6) Über den ehemaligen Zustand vgl. Geib S. 126— 127.
— Lxxm —
Die im Anhange beigetragenen Zusätze sind, mit Ausnahme der
Nachriehterordnung (ad 258 : 1507), spätere Nachträge: Auf die
Anweisung Bischof Q-eorgs III. über Augenblenduug und ewiges
Gefängnis (ad art. 202) vom Kreuzerhöhungstage 1515 folgt
ein Gutachten über die Brieffälscher (ad 137) des Dr. juris
Eucharius Steinmetz de Heidingsfeld vom Mittwoch nach Kiliani
1520 und eine kurze Notiz betr. den G^richtsschreiber zu Kupfer-
berg (ad art. 208) vom Sambstag nach Praesentationis Mariae
1521. Darauf kommen die undatierten Stücke ad 146 über
Bigamie und ad art. 142 über Blutschande sowie das Zentgericht
von Gerolshofen (S. 158 ff.). Auch dies kann nicht die ursprüng-
liche Anordnung des Originals gewesen sein. Die Schrift weist
auf die fünfziger bis siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts; sie
ist deutlich jünger als die Schrift in Z. Die Eintragungen in B
sind also nach 1538, ja nach 1550 gemacht, gehen aber jeden-
falls nicht hinter 1580 zurück, da auch hier das gilt, was Geib
S. 125 von dem Züricher Exemplar anführt: es ist nicht wahr-
scheinlich, dafs man nach dem Erscheinen der Revision von
1580 ein Exemplar der früheren Fassung in dieser sorgfältigen
Weise ausstattete. Bei Z verbietet freilich schon die Paläo-
graphie, den Schreiber bis 1580 hinabzurücken.
Die von derselben Hand geschriebenen Eintragungen einer
romanistischen Glosse zu den einzelnen Artikeln werden unten
in § 11 selbstständig behandelt ^
Beide Fassungen des Correctoriums sind also Abschriften einer
früheren Gestalt; keine schliefst sich genau an die oben abge-
druckten Yorschriften des Bischofs Georg an, keine hat ein Register.
Halten wir daran fest, so ergiebt sich eine plausible Er-
klärung des Zustandekommens und der ursprünglichen Gestalt
des Correctoriums von selbst.
Geib (S. 128) nahm an, dafs von den ihm bekannten
zwanzig Stücken nur drei eigentliche Verordnungen des Bischofs
Georg waren, zwei weitere bezeichnet er als unsicher, den Rest
hält er für Excerpte aus den Gerichts- und Ratsprotokollen;
dies entspricht jedoch, wie schon aus S. LXX hervorgeht, nicht
1) Vereinzelte anderweitige Eintragung ad art. 174, s. unten S. 137.
LXXIV
dem Sachverhalt. Aber auch, wo aus Prozefsakten und sonst
Mitteilungen gemacht sind, sind sie nicht als privater, sondern
offizieller Natur anzusehen: die Auszüge sind auf bischöf-
lichen Befehl hergestellt und mit einem orientierenden An-
schreiben an die einzelnen Ämter versandt worden, die sie in
ihre Exemplare des Gesetzes einzutragen hatten. Dafs zu diesem
Zwecke neben den Auszügen aus den Protokollen auch Gut-
achten von prinzipieller Bedeutung den aufserbambergischen
Gerichtsstellen zugewandt wurden, ist leicht erklärlich.
Damit fällt aber auch die weitere Ansicht Geibs über die
Zeit und Art des Zustandekommens unserer Blätter.
Yon den Stücken sind folgende datiert:
ad 183 —
268
1507
ad 258**
1508
ad 129
1511
ad 258
1507
ad 146
1509
ad 202
1515
ad 154
1508
ad 158
1509
ad 137-
-139
1520
ad 156
1508
ad 275
1509
ad208
1521
ad 229'
1508
ad 127
1510
ad 162
1530
Abgesehen von dem Gutachten des Dr. Steinmetz (von
1520) ist es also nur eine ganz nebensächliche Notiz über
die Gerichtsschreibervertretung im Amt Kupferberg (von 1521),
die nach 1515 eingetragen wurde; die Notiz ad 162 gehört im
engeren Sinne nicht zum Correctorium : es ist eine später hinzu-
gefügte Randglosse in Z.
Unter diesen Umständen ist auTserordentlich schwer ver-
ständlich, wie Geib gerade diese Verfügung von 1515 zum
Ausgangspunkte der ganzen Sammlung machen^ und besonders
mit welchen Gründen er die rückwirkende Kraft dieser Ver-
fügung erklären will (S. 132): man müTste denn annehmen, dafs
1515 alle die früheren Verfügungen aus den Gerichtsbüchem
nachträglich ausgeschrieben wären; dann müfsten jedoch
notwendigerweise in den auf uns gekommenen Kopieen sämt-
1) Es ist übrigens mindestens sehr zweifelhaft, ob die mit 1515
datierte Verfügung (S. 141) und der oben abgedruckte Absatz: „Wiewol
die vorgeend Ordnung . . ." zeitlich zusammen gehören; er scheint, wie
das allein in B stehende Auschreiben Georgs an die Ämter, eine ohne
Titel kopierte Variante eines solchen Begleitschreibens zu sein, darf aber
nicht für die Geibsche Ansicht in Anspruch genommen werden.
LXXV
liehe Stücke, wenn nicht in chronologischer Reihe, so doch in
übereinstimmender Anordnimg gegeben sein. Dies ist aber
nicht der Fall. Anch vermag man durchaus nicht einzusehen,
warum gerade die Verfügung ad art.202 (Geib S. 131) neues Recht
einführen soll. Geib hat augenscheinlich die etwas ausführlicher
und zufällig nicht im Extrakt, sondern vollständig mitgeteilte
Änderung des art. 202 viel zu hoch bewertet, die in gleicher
Linie wie die Erklärungen zu art. 44 (S. 122), 129 (S. 123),
271 (S. 154) zu beurteilen ist. Man hatte eben mit dem
ewigen Gefängnis (202. 219. 221'. 222) schlechte Erfahrungen
gemacht und änderte die Strafe des ewigen Gefängnisses, die
ja auch noch später in den Entwürfen zur Carolina zu Kon-
troversen Anlafs gegeben hat, unter gewissen Umständen in
Blendung um.
Den Anlafs zu dieser irrtümlichen Auffassung Geibs hat
einmal seine Überschätzung der Verfügung von 1515, sodann
weiterhin die Überschrift gegeben, mit welcher der Schreiber
von Z diese Verfügung einleitet: Correctorium jn der Bamb.
Neuen Halssgerichtsordnung. Hätte zufällig ein anderer Artikel
an der Spitze gestanden, so hätte er ebenso diese Überschrift
getragen, die naturgemäfs dem Schreiber, nicht dem Bischof
zuzumessen ist; nicht dem Bischof, auch nicht seinem Hofmeister
Hans zu Schwarzenberg, der übrigens in einer Eintragung zu
art. 275 (S. 156 — 157) im Correctorium selbst erscheint. Schon
der Umstand, dafs wir von den datierten Stücken weitaus die
Mehrzahl in die Jahre 1507 — 1509 setzen müssen, zeigt, dafs
hier der rege Geist Schwarzenbergs weiter daran arbeitete, Ge-
rechtigkeit und Billigkeit in Bambergischen Landen zu fördern;
und solche Verfügungen wurden eben den Gerichten mitgeteilt
und dort mehr oder minder sorgfältig eingetragen.
Nach jener Bestimmung Georgs III. über die Blendung der
Unverbesserlichen sind jedenfalls nicht mehr viele Verordnungen
zum Correctorium ausgegeben worden. Den Grund hierfür
sehen wir allerdings nicht mit Geib S. 133 — 134 in der Nähe
der Entwürfe zur Carolina; dann hätte also die Rechtspftege in
Bamberg von 1515 — 1533 im Hinblick auf eine übrigens bereits
seit 1495 erwartete Reichsordnung stagniert, sondern darin, dafs
LXXVI
nun, in den ersten acht Jahren des Gebrauchs der Halsgerichts-
ordnung, sich eine Art festen Gebrauches unter der Hand ihres
Verfassers gebildet hatte; dazu kam, dafs dieser gerade in jenen
Jahren mit seiner Bedeutung und seinen Interessen liber Bam-
bergs Grenzen hinauszuwachsen beginnt.
So erscheint es also müfsig, Betrachtungen über die An-
ordnung unserer Manuskripte anzustellen. Die ursprüngliche
Reihenfolge war nach dem Ausgeführten chronologisch; dafs beide
Handschriften nicht genau dieselben Stücke bieten, ist nach der
Art der Entstehung erklärlich: gerade wie bei der Besserung
und Revidiening des Carolinatextes nicht alle vorgeschlagenen
Korrekturen von jedem Schreiber registriert, aufgefafst, eingeklebt
wurden, so war's auch hier; dem Fleifs und der Sorgsamkeit
jedes einzelnen Gerichtsschreibers war es überlassen, sich ein
handliches Exemplar dieser verschiedenen Zusätze auf seine Weise
unter Beobachtung der gegebenen Vorschriften herzustellen.
Aus diesem Grunde erschien es am besten , auf die ursprüng-
liche Anordnung zu verzichten, die vorhandenen Stücke zu den
betreffenden Artikeln zu stellen und so eine Übersicht über das
ganze Correctorium zu ermöglichen.
Ob wir in unseren beiden Kopieen alles haben, was damals
in Bamberg an Zusätzen, Änderungen und Erklärungen erschien, ist
freilich eine andere Frage, die nicht mit Geib S. 183 schon wegen
des fehlenden Registers zu verneinen ist; denn dessen Fortlassen
mufs jedenfalls dem Kopisten zur Last gelegt werden. Dagegen
ist allerdings darauf hinzuweisen, dafs der Eintrag ad 275 in B
mitten im Satze abbricht.
Den Schlufs mag eine Übersicht über die bisherigen Ver-
öffentlichungen des Correctoriums bilden,
ad art. 19 in Z
21 „ Z
Z
Z
BZ, Hohbach Nr. 2 S. 244, Geib Nr. 4 S. 136 ff.
BZ, „ Nr. 3 8. 246, „ Nr. 13 S. 211
BZ, „ Nr. 4 8. 247, „ Nr. 19 8. 140
B
B, Geib 8. 208 A. 89
BZ, Hohbach Nr. 5 8. 256, Geib Nr. 10 8. 204 ff.
77
71
77
17
77
77
17
77
28
32
44
127
129
137—139
142
146*
LXXVII
ad ai-t. 146*» in B, Geib S. 205 A. 85
154 „ Z, Hohbach Nr. 6 S. 256 ff., Geib Nr. 7 S. 179
156 „BZ, „ Nr. 7 S. 259, Geib Nr. 8 S. 180ff.
158 „ BZ, „ Nr. 8 S. 260 — 261
162 „ Z
„ „ 168 „ Z
„ „ 174 „ B
17 1?
183=268 „ BZ, Holibach Nr. 15 S. 272
202» „BZ, „ Nr. 9 S. 262 ff., Geib Nr.l S. 141-143
202*» „ Z, Hohbach S. 235, Geib Nr. 2 S. 129.
11 11
" " 202° „ B
tl 11
11 tt
11 11
^1 11
t^ 11
11 ^^
11 11
It 11
It 11
11 ^1
207 „ BZ, Hohbach Nr. 1 S. 236ff., Geib Nr. 3 S. 194ff.
208 „ B
229» „BZ, Hohbach Nr. 10 S. 265 ff., Geib Nr. 6 S. 137
229*» „ BZ, „ Nr. 11 S. 268, Geib Nr. 18 S. 137
242 „BZ, Hohbach Nr. 12 S. 268 f., Geib Nr. 17 S. 200
258 „BZ, „ Nr. 13 S. 270, Geib Nr. 14. 15 S. 190
267—268 „BZ, „ Nr. 14 S. 270ff. [bis 191 Anni.
271 „BZ, „ Nr. 16 S. 272, Geib Nr. 16 S. 196
275* „BZ, „ S. 236 erwähnt
275»> „ BZ, „ S. 236 erwähnt, Geib Nr. 12 S.211.
§7.
Bestandteile des sog. Correetoriums.
Das sogenannte Correctoiium (der Name rührt von der Über-
schrift S. 139 ad 202 her) besteht also aus verschiedenen Teilen.^
Es enthält 1. gesetzliche Zusätze, die dann teilweise
in die Carolina und in die Ausgabe von 1580 aufgenommen
worden sind, und zwar folgende:
a) zu a. 44 (S. 122): Hier ist der neue Satz aufgestellt,
dafs eine Frauensperson, auch ohne geboren zu haben, Müch
in den Brüsten haben könne;
b) zu a. 154 (S. 134): Hier ist im Jahre 1508 erklärt, dafs
ein blofser Drohbrief kein Fehdebrief sei;
c) zu a. 156 (S. 135): Hier ist im Jahre 1508 über den
Fall des Vorschützens einer Totgeburt eines Kindes Näheres ent-
wickelt;
1) Vgl. dazu Hohbachs und Geibs oben bereits citiei-te Abhand-
lungen.
— Lxxvni —
d) zu a. 202 (S. 139): Hier ist im Jahre 1515 verordnet, dafs
anstatt ewigen Gefängnisses auch Augenausstechen eintreten kann;
e) zu a. 229 (S. 148): Hier ist im Jahre 1508 über die
Besichtigung der Wunden eines Erschlagenen Näheres bestimmt,
und es sind darüber zwei Verordnungen erlassen;
f) zu a. 242 (S. 149): Hier ist von Yergeleitung des Thäters
die Rede;
g) zu a. 271 (S. 154): Hier wird davon gehandelt, dafs
im Fall eines Totschlages nach Ablauf eines Jahres die Yerge-
leitung im bischöflichen Ermessen liege.
2. Das Correctorium enthält ferner Verwaltungsvor-
schriften, so zu a. 258 (S. 150. 151): über die Anstellung
des Nachrichters und die Verteilung der Gerichtslast hierfür
unter die verschiedenen Gerichte (im Jahre 1507. 1508), ferner
S. 147 über die aushilfsweise Zuziehung eines fremden Gerichts-
schreibers und seine Belohnung (vom Jahre 1521), und S. 155
liber die Verteilung der Gerichtskosten überhaupt.
3. Aufserdem enthält es Rechtsentscheidungen, die
uns ein lebendiges Bild von der damaligen Rechtspflege geben
und insbesondere zeigen, wie frei man sich dem Gesetze gegen-
über gesteUt hat; und zwar folgende Rechtsfälle:
a) Rechtsfall zu a. 127 (S. 123) vom Jahre 1510: Strafe der
Gotteslästerung: Rutenaushauen und Landesverbot; die Strafe
bewegt sich im Rahmen des a. 127 unter Berücksichtigung der
Realkonkurrenz; a. 127 spricht von Strafe an Leib, Leben oder
Gliedern ;
b) Rechtsfall zu a. 129 (S. 123) vom Jahre 1511: Ein
Urfehdebruch war hier nicht gegeben, weil ein plötzliches Auf-
wallen des Thäters vorlag und er auch bemüht war, die Sache
nachträglich in Ordnung zu bringen; also kein böses, staats-
feindliches Verhalten, wie es zum Urfehdebruch gehört;
c) Rechtsfall zu a. 142 (S. 130): Ideale Konkurrenz von
Incest, Ehebruch und stuprum; mit Rücksicht darauf wird
die Schwertstrafe erhöht durch nachträgliches Verbrennen des
Leichnams ;
d) Rechtsfall zu a. 146 (S. 131) vom Jahre 1509: Die Strafe
für Bigamie ist hier, ganz entsprechend dem Gesetze, Todesstrafe
— Lxxrx —
(durch Wasser) , weil eine wesentliche Erschwerung in der Unbill
liegt, die gegen beide Frauen verübt ist, auch in der öif ent-
lichen Weise der Begehung (offenntlich xu kirchenn gefurt),^
So ist es auch im zweiten Rechtsfall daselbst (S. 132), wo
noch zudem Realkonkurrenz vorliegt, denn der Thäter hatte, ob-
gleich er verheiratet war, zwei weitere Frauen geheiratet und
wollte noch eine dritte dazu nehmen ; dazu kamen Erschwerungen,
wie im vorigen Fall (zu kirchen vnd Strassen ganngen)]
e) Rechtsfall zu a. 158 (S. 136) vom Jahre 1509: Die Abtrei-
bung wird hier nur mit Gefängnis und Landesverweisung gestraft,
nicht mit Tod; wohl deshalb, weil die Kausalität zweifelhaft war;
f) Rechtsfall zu a. 162 (S. 137) vom Jahre 1530: Auf Mord
folgt hier nicht Strafe des Rades, sondern Yierteilung nach er-
folgter Schleifung und Reifsen mit glühenden Zangen; jedenfalls
wegen der Realkonkurrenz;
g) Rechtsfall zu a. 174 (S. 137): Schlägerei, wo niemand
Thäter sein wollte;
h) Rechtsfall zu a. 183 (S. 137) vom Jahre 1507 (vgl. auch
a. 267, 268, 268a, 268f): Rückgabe gestohlenen Gutes;
i) Rechtsfall zu a. 267 (S. 153): Rückforderung des ge-
stohlenen Gutes, das ein Dritter bösgläubig oder mindestens
grob fahrlässig erworben hat (ohne Preisersatz);
k) Rechtsfall zu a. 275 (S. 156) vom Jahre 1509: Rück-
erstattung der zu Unrecht bezahlten Kosten.
4. Femer enthält das Correctorium zwei höchst inter-
essante Gutachten, das eine (S. 124) über Fälschung und
deren Bestrafung: erstattet ist es von Eucharius Steinmetz
im Jahre 1520; sodann ein Gutachten (S. 142) über geweihte
Übelthäter.
5. AuTserdem finden sich im Correctorium (S. 121) einige
der Carolina (der Reichsmalefizordnung) entnommene Zusätze
zu a. 19. 21. 28. 32 S. 121).
6. Bndlich (S. 158) die Zentgerichtsordnung vonGerols-
hofen von 1533, eine der verschiedenen Zentordnungen jener Zeit.
1) Vgl. Knapp, Das alte Nürnberger Kriminalrecht 1896 S. 134. 228.
LXXX
§ 8.
Änderungen der Carolina und der Bambergensis
von 1580 infolge des Einflusses des Correctoriums
sind folgende:
I. Carolina.
a) Entgegen der Bestimmung von Bamb. 44, welche aus
dem Vorhandensein von Milch in den Brüsten einer Angeschul-
digten ohne weiteres auf eine Geburt zurückschiiefst, wird die
vorsichtigere Fassung des Corr. ad 44 in die Carol. 36 aufge-
nommen, wonach die Möglichkeit des Vorhandenseins von Milch
auch ohne Geburt zugegeben und Untersuchung durch die Heb-
ammen angeordnet wird.
b) Der Zusatz der Carol. 108 furseizlich vnd frevenlick
beim Bruch einer geschworenen Urfehde, für den der Ur-
fehdebrecher sonst nicht das Leben verwirkt, für den ihn nur
die Strafe des Meineidigen trifft, ist augenscheinlich dem im
CoiTectorium ad 129 gebotenen Falle entnommen; interessant ist
zu beachten, dafs wir es hier mit einer erst späteren Benutzung
des Correctoriums zu thun haben, da art. 114 des Wormser
Entwurfes noch dem Text von Bamb. 129 entspricht, während
art. 116 des Nürnberger Entwurfes die Änderung bereits ent-
hält, die dann in art. 114 von Speyer, in die Augsburgisch -
Regensburger Fassung und somit in die Princeps von 1533
übergegangen ist.
c) Direkte Vorlagen für die Bestimmungen der obrigkeit-
lichen Leichenschau kannte die Bamb.^ nicht: das Correctorium
giebt in zwei verschiedenen Einträgen (ad 229* und 229**) ge-
naue Vorschriften für ein ordnungsmäfsiges Verfahren unter Mit-
wirkung von richterlichem Personal, von Ärzten und Sachverstän-
digen , um auf den in solcher Weise festgestellten Sachverhalt ein
gerichtliches Urteil gründen zu können. Hierauf beruht der
Wormser Entwurf art. 155, ebenso Speyrer Entwurf art. 155,
Carolina art. 149, wenigstens was das Zuziehen der Arzte und
richterlichen Personen anbelangt.
1) Güterbock S. 63, besser Geib a.a.O. S. 138—139; vgl. Bamb.
1580, art. 229.
— LXXXI
n. Bambergensis Ton 1580.
Auch bei der Abfcissiing der revidierten Bambergensis von
1580 sind diese Einträge benutzt worden; so ist a) der Zusatz
zu a. 229 dem Correctorium (S. 149) entnommen; b) der Zusatz
zu a. 154 ebenfalls dem Correctorium (S. 134 f.); während die
Zusätze zu a. 44 und 129 aus der C. C. C. stammen und nur
mittelbar auf das Correctorium zurückweisen.
§9.
Die reiridierte Bambergensis von 1580.
Die Eevision der Bambergensis^ im Jahre 1580 durch den
Bischof Johann Georg und seine Räte ist bisher nur als That-
sache hingestellt worden, ohne dafs man weiter auf ihre Wich-
tigkeit eingegangen ist 2; nur Geib hat gelegentlich in Noten
und allgemeinen Hinweisen betont, dafs wir gerade aus dieser
Revision und ihrem Yerhältnis zur Carolina einerseits, wie zur
Originalfassung 1507 anderseits nicht nur eine Entwicklung
des Bamberger Rechts während des 16. Jahrhunderts darlegen
können, — noch 1738 erschien ein Neudruck — , sondern darin
auch eine Art Kontrolle in Bezug auf die Carolina und ihren
Einflufs, ihre Verbreitung und ihr Eindringen und das Yer-
drängen der Territorialrechte haben. Es mufs hier genügen,
eine Übersicht über die Änderungen zu geben; Ausführlicheres
soll anderwärts dargelegt werden.
1. Dafs das Correctorium benutzt worden ist, haben wir
bereits in § 8 gesehen; eine direkte Hindeutung auf etliche alte
Bathsddege findet sich überdies in der Vorrede des Bischofs
zur Neubearbeitung.^
2. Die Carolina* hat selbstverständlich sowohl in einzelnen
Worten, als auch in ganzen Sätzen, besonders in den Zusätzen zu
dem ursprünglichen Texte als Quelle gedient. Ersteres sehen wir
1) Malblank a. a. 0. S. 204.
2) R.Schmid in seiner Ausgabe 1826 S. VIII; Geib a.a.O. S. 120ff.,
bes. 135.
3) S- unten S. 4 Anm. d).
4) Die betreffenden Artikel der Carolina findet man in unseren
Anmerkungen zum Texte der Bambergensis angemerkt; daher sind sie
hier nicht nochmals wiederholt worden.
Bambergensis. f
LXXXII —
in Bamb. 1580 art. 34. 36. 40. 42. 47. 54. 60. 63. 72. 74. 96.
98. 134. 165. 167. 174. 177. 185. 265; ganze Zusätze wörtlich
oder fast wörtlich der Carolina entnommen, findet man in art. 21.
28. 30. 36. 39. 42. 44. 45. 46. 47. 51. 55. 57. 62. 64. 70.
71. 76. 77. 83. 98. 107. 128. 134. 139. 155. 160. 179. 185.
188. 191. 194. 268f. 269.
Nicht wörtlich, aber dem Sinne nach, ist die Carolina Quelle
von Bamb. 1580 in art. 24. 58. 78. 80. 88. 129. 152. 153.
178. 179.
3. Dagegen behält die revidierte Fassung den Text von
1507 bei trotz der Änderungen und Fortlassungen, die
die Carolina und ihre Entwürfe aufweisen, in den art. 38.
49. 52. 58. 73(!). 76a. 79. 81. 82. 83. 84. 85. 87. 91. 92.
94. 95. 107. 108. 109. 124. 130. 132. 133. 136. 138. 143.
145. 161. 175. 178. 188. 192. 202. 203. 207. 209. 211.
4. Aber es fehlt auch nicht an selbständigen Änderungen
der Redakteure von 1580 gegenüber Bamb. 1507 und CaroL;
so in art. 135. 174. 179; dazu kommen die dem Correctoriura
entnommenen Änderungen in a. 154. 229.
§ 10.
Die niederdeutsche Obersetzung.
Yon dem grofsen Einflufs^ der Bambergensis zeugt es, dafs
bereits im Jahre 1510 nach einem der Drucke des Jahres 1508
eine Übersetzung auf niederdeutschem Boden erschien. Hermann
Barkhusen, der rührige Rostocker Verleger und Drucker, der
Übersetzer des Reineke Vos, teilt dem Herzog Heinrich von
Mecklenburg in einem auch sonst interessanten Briefe ^ vom
24. Juli (am sunte Jacobsavende des hilligen apostels) 1510 mit:
1) Auch in Breslau wurde z. B. nach ihr geurteilt: Frauenstädt,
Zeitschrift f. d. ges. Strafrechtsw. 10, S. 3fF.; über das Verhalten der
nahen Stadt Nürnberg dagegen s. Herrn. Knapp, Das alte Nürnberger
Kriminalrecht 1896, S. VIII— IX.
2) Über die Druckerei, sowie die verlegerische und schriftstellerische
Thätigkeit des Hermann Barkhusen vgl. G. C. F. Lisch, Geschichte der
BuchdiTickerkunst in Meklenburg bis zum Jahre 1540 (in den Jahr-
büchern des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alteilnms-
kunde 4 (1839), S.63ff., bes. S. 74— 76.
yy
— Lxxxin —
Jk sende ok Juwer f, g, hyrbeneven eyn duixsch halsgerichte,
so ik ok vth dem hoechdutzschen gelegen vnd kortes gedrugket
hebbey Dieser Druck ist am Pfingstabend 1510 erschienen; er ist
oben S. XXV beschrieben. Wir geben auf S. 167 — 209 eine
Probe der Artikel des materiell -strafrechtlichen Teiles und der
Mordacht imd werden das Ganze dieses sprachlich interessanten
Denkmals in einem besonderen Hefte bieten.
Der Übersetzer, der auch sonst juristische Interessen ge-
habt zu haben scheint, — denn die Notiz im Druck des (aus
seiner Druckerei stammenden) Lübischen Rechtes 1509, dafs sein
Drucker Ludwig Dietz der Ausführer dieses schwierigen Unter-
nehmens gewesen sein soU^, ist mindestens unwahrscheinlich, —
war auch durch seine Stellung als Secretarius ^ des ehrsamen Rates
zu Rostock zu seiner Aufgabe gut vorbereitet. Er beherrscht die
niederdeutsche Gerichtssprache vollkommen und überträgt, ab-
gesehen von einigen Auslassungen, die aber z. T. auf die Rechnung
der unvoUständigen Vorlage kommen, im ganzen richtig. Natür-
lich laufen ihm, wie fast allen Übersetzern ins Niederdeutsche,
auch Ausdrücke unter, die er getreulich in seine Landessprache
überträgt, die aber niederdeutsch nicht in dieser Form belegt
und wohl auch nicht verständlich gewesen sind: z. B. erghemisse
für rein niederd. ar geringe y er geringe; ermetinge, gelykmeiig,
hittig, lasierer, schendinge, tostan, vorclaginge u. a. m. Charak-
teristisch sind die Doppelausdrücke, die dadurch entstanden,
dafs Barkhusen neben den übersetzten Terminus die echt nieder-
deutsche Vokabel setzte, wenn er fürchtete, seinen Lesern un-
verständlich zu bleiben. Beispiele dafür sind u. a.: art. 179
besialt edder borgeschop^ art. 180 mortachte edder veste, art. 183
dufte ofte deverye, art. 188 stränge ofte galgen, art. 234 bodel
ofte fronen, sdhrangke edder dinghbenke, art. 236 vorstdn vnde
gewdrdet , art 240 anwcdtes edder fuhnechtigen. Mifsverständnisse
sind im ganzen selten, kommen jedoch vor: z. B. art. 187 me
mach ok deme deve jn dussem valle vordragen, offt he aus Bamb.
vnd mag den dieb in disem fall nit furtragen, ob er.
1) Lisch S. 75.
2) 8. die Brief anterschriften bei Lisch S. 74.
f*
LXXXIV
Da wir aus dem angeführten Briefe wissen, dafs Barkhusen
auch der Übersetzer der HGrO. ist und daher auch selbst
das Manuskript zum Druck geschrieben haben wird, so giebt
uns der Charakter der Orthographie einen bisher unbeachteten
Fingerzeig für seine Lebensgeschichte, über die viel Dunkel ge-
breitet ist. Sein eigentlicher Name soll Petri de Wertborgh^
gewesen sein, seine Vaterstadt Emden. Auf letztere Gegend
weist die Fülle der gh in dem uns vorliegenden Drucke, die
der Sprache einen dem Niederländischen nahen Charakter äufser-
lich aufprägen. Wenn dies in anderen Drucken Barkhusens
weniger hervortritt, so ist eben in der HQO. gerade das von
ihm selbst geschriebene Manuskript bestimmend gewesen.
§11-
Die romanistisehe Glosse zur Bambergensis.
In dem S. LXXII erwähnten Drucke der Bambergensis
von 1538 im Bamberger Kreisarchiv steht aufser einer Abschrift
des sogenannten Correctoriums eine eingehende romanistische
Glosse zu vielen Artikeln der Bambergensis, die auf die damalige
Eechtsbehandlung ein helles Ijicht wirft und uns zeigt, wie sehr
man beim Studium des deutschen Rechts auf die römischen
Quellen zurückging und hierin das letzte Ende und Amen er-
blickte; sie zeigt auch, gleich allen romanistischen Erzeugnissen
jener Zeit, wie man mit dem römischen Rechte umging, um
dadurch deutsches Recht zu verwirklichen.
Die Glosse ist teils in den Dnick eingetragen, teils auf
durchschossenem Papier beigegeben.
Einige wenige Bemerkungen finden sich auch im Texte
des Züricher Exemplars der Bambergensis (S. LXXII).
Im übrigen zeugt die Glosse von sehr bedeutender Quellen-
kenntnis, sie operiert mit ständigen Citaten aus dem Corpus
juris civilis und canonici und der Glosse, sowie mit einigen
weiteren Litteraturdenkmälem ; ihr Zweck ist, die Bestimmungen
1) Lisch S. 71 nach Originaleinträgen von Notariats -Instrumenten
von seiner Hand (Schweriner St.-Arch.). Er kam bereits als Notarius
nach Rostock.
LXXXV
der Bambergensis aus dem gemeinen Recht zu erhärten. Dals
dabei nicht von einem Erfassen des antiken Eechtslebens, son-
dern von einer mehr äufserlichen Heranziehimg einzelner aus
dem Zusammenhang gerissener Quellenstellen und namentlich
Rechtsregeln die Rede ist, und dafs die Auslegung der Quellen
mitunter jeder Kritik spottet, dafs man weniger auf die Haupt-
sache, die römischen Entscheidungen, Wert legt, als auf einzelne
Redewendungen, die man deuten und drehen kann, wie man will,
bedarf nach der Art jener Zeit keiner Erklärung.
Yon Litteratur sind zunächst die damals immer noch ein-
flufsreichenWerkevon Azo,Bartolus,(Baldus)undHostiensis
erwähnt; sodann folgende Regelbücher:
Damasus (Anfang des 13. Jahrhunderts), Eegulae canonicae^
Dinus (gest. um 1300), Sup&t' regulis juris mit den Noten
des Nie. Boerius;
dazu die populären Werke jener Zeit, so namentlich
das bekannte, damals viel benutzte
Viatorium seu directorium juris des Südfranzosen Johannes
Berberius (Barberius) aus dem Ende des 15. Jahrhs.;
dazu kommt der
Kommentar des Philippus Decius (gest. um 1536), De
regulis juris;
femer
Bartholomäus Socinus (gest. 1507), Aureae regulae cum
amplialionibics et fallentiis (deren Echtheit allerdings be-
stritten ist), sodann
Petrus Advenas, Begularum utriusqu>e juris lib. I (Yenet.
1567);
Bernardus Diaz de Luco, Begulae octingentae numero cu/m
suis amph'cUionibus (Lugd. 1546);
auch ein anonymes Werk
De regulis; denn der im Manuskript genannte Amasius
existiert nicht und das Wort ist jedenfalls für Anonimus
■ verschrieben.
Endlich ist auch das schnell berühmt gewordene Werk von
LXXXVI
Damhouder, Practica rerv/m criminalium erwähnt, das zu-
erst 1554 erschienen ist.
Mehrfach wird auch auf die Carolina Bezug genommen.
Das Alter der Glosse ist daher zwischen 1567 und 1580
anzusetzen, wohl etwa um das Jahr 1570; im Jahre 1580 er^
folgte die Neuredaktion der Bambergensis, vor welcher die
Glosse bereits geschrieben sein mufs, denn sonst hätte man sie
sicher der neuen Eedaktion einverleibt. Damit stimmt auch die
Schriftweise (S. LXXHI).
Für die Person des Glossators fehlen uns alle Anhalts-
punkte. Allem Anschein nach ist die Glosse übrigens einem
nach Paragraphen und Nummern eingeteilten Werke entnommen;
denn mehrfach wird in dieser Weise citiert (S. 217. 218. 220.
227). Der Charakter des Werkes entspricht der Art der ency-
klopädischen Repertorien jener Zeit, es ähnelt dem Bertachini
und dem Petrus Ravennas.
Das vorliegende Manuskript ist in hohem Mafse fehlerhaft,
oft ganz sinnlos; der Schreiber hat die Citate abgeschrieben,
ohne ihre Bedeutung zu verstehen; doch kennt er einiges Latein,
und die Sache wird dadurch nur um so schlimmer. Daher
unterlaufen Mifsverständnisse der seltsamsten Art imd erschweren
Verständnis und Rekonstruktion ungemein. Der Grundsatz der
Herausgabe konnte nur der sein, über die vielen kleinen Miüs-
griffe des Schreibers wegzusehen; denn alle Yerfehlungen zu
vermerken, hätte keinen rechten Zweck, auch wäre dadurch der
Text unnötig verwickelt und schwer lesbar geworden. Es wurden
daher nur die wichtigsten Yersehen dargelegt, um einen Begriff
von der Efeindschrift zu geben. Dafs sie statt sacras : sanas, statt
satiiLs : sanetius^ statt addictos : jamdictos, statt damnum : domi-
nus, statt reus : unus^ statt consentientes : consens Ute, statt
injicsia : injuncta, &ta,tt plane : poena^ statt imprimis : instrivimisj
statt caicsa : cum, statt vi publica : rei public,, statt insania :
infamia, statt merito : menie liest, mag dem lateinkundigen
Schreiber dahingehen; viel schlimmer ist es, wenn er statt qui
puero : de verbo, statt Inst : Trist. ^ statt animadvertatur : ani-
mam prefatum, statt amputationem : appellationem , statt oportet
— Lxxxvn —
: optime schreibt; vor allem aber macht er den Spanier Ber-
nardus Diaz zum gut deutschen Bemaixius Bier!
Bei diesem Sachverhalt möchte vielleicht die Frage auf-
tauchen, ob sich die an die Entzifferung und "Wiedergabe
gesetzte Mühe verlohnt. Indes die Kenntnis der wissenschaft-
lichen Rechtsbehandlung im 16. Jahrhundert im AnschluTs an
ein solches deutsches Gesetzbuch höchsten Ranges wird da-
durch wesentlich gefördert, und das Bild, das der Romanis-
mus in dieser Periode gerade auf dem Gebiet des Strafrechts
darbietet, wird klarer und lebendiger, als es bisher gewesen;
und das ist für die Geschichte des Rechts und für die Ge-
schichte des deutschen Volkes und seiner Kultur aufserordent-
lich bedeutsam.
§ 12.
Orondsäize unserer Ansgabe der Bambergensis.
Unsere Ausgabe legt den Text des Originaldruckes von
1507 zu Grunde, der bei H. Pfeil in Bamberg erschienen ist.
Dafür hatten wir folgenden Grund: Der Druck giebt sich durch
die im Namen des Bischofs Georg von Bamberg sprechende
Yorrede und durch die Schlufsschrift als offizielle Publikation
zu erkennen: es ist der Druck, welcher an die Gerichte ver-
schickt und hier zur Nachachtung gegeben wurde; wir wissen
auch aus den Rechnungen, dafs eine Reihe von Exemplaren
teils unentgeltlich, teils entgeltlich an den bischöflichen Hof
gesendet * wurde, die dann an die Gerichte zur Yerteilung
kamen. Hier liegt daher die Sache wesentlich anders, als bei
der C. C. C; denn: 1. hatte der Bischof als Landesherr das
freie Verordnungsrecht, während der Kaiser die Zustimmung
des Reichstags brauchte, 2. hat Kaiser Karl dem Ivo SchöfFer
nur ein Druckprivileg gegeben, wobei lediglich der Schöffer-
sche Druck als der sichere besonders hervorgehoben wurde,
wähi-end hier der Bischof eben diese Exemplare als die authen-
tisdien und mafsgebenden an die Genchte schickte.
Der Druck wurde vollendet am Sambstag nach Sandt Yeyts
tag 1507. Eine Handschrift Schwarzenbergs oder auch nur
eine Abschrift der Originalniederschrift hat sich nirgends nach-
— Lxxxvm —
weisen lassen.^ Dafs Schwarzenberg jedoch auch während
des Druckes sein Werk nicht aus dem Auge verloren hat,
lassen die Einträge im fürstlichen ßezefs- und Batsbuch von
1507 et 1508 erkennen: denn von Montag nach Quasimodo-
geniti 1507 ist er Woche für Woche bei den Hofgerichts-
sitzungen anwesend. Besonders interessant ist, daüs er sogar
Freitag, Sonntag und Dienstag nach Yiti 1507 sicher in Bam-
berg war, also im Momente des Erscheinens der Bambergensis,
so dafs er die letzte Feile an sein Werk legen konnte, was
namentlich wegen der Bilder und Reime sicher geschehen ist
Auf eine solche Durchsicht der bereits fertigen Bogen im
letzten Augenblicke vor dem Erscheinen weisen noch folgende
Anzeichen:
1. In dem fertigen Satz sind kleine Fehler nachträglich
bemerkt und durch Überdruck über oder zwischen der Linie
oder durch Überkleben eines Zettelchens aus Papier gebessert
worden. Und zwar sind übergedruckt in der
Vorrede das Wort (ist),
art. 69 (oder)
art. 136 gefel(s)eht
art. 138 fel(s)eher
mit aufgeklebten Zettelchen geändert:
die Seitenzahl des Blattes vj
und in art. 38 ges(ch)elsc}iaft in ge(s)elschafL
2. In art. 244 sind in dem Worte ingericht die Buch-
staben in mit gleichzeitiger Tinte in au gebessert, f ist nach-
träglich mit Einzeltype hineingedruckt. ^
Es ist wohl kein allzukühner Schlufs, wenn wir auch hierin
Schwarzenbergs Fürsorge für sein Werk erblicken.
Der unserer Textausgabe zu Grunde gelegte Druck charak-
terisiert sich, was hiemach nicht wunderbar ist, als aufserordent-
lich sorgfältig. Druckfehler sind verhältnismäfsig selten; die
1) Woher Brunnenmeisters Notiz (S. 10) stammt, dafs ein Gerichts-
schreiber Albrecht Kodier das zum Druck bestimmte Exemplar der HGO.
geschrieben habe, ist nicht ersichtlich. Übrigens heilst der Mann Redner.
2) Davon ist streng zu scheiden die mit späterer Tinte bewirkte
Änderung in art. 250 vnterinack in vnterma(r)ck.
— LXXXIX —
wichtigeren sind unter unserem Texte vermerkt, hier folgt eine
vollständige Übersieht:
art. 2 gereohtlich statt gerichtlich
„ 73 vr sacken statt vr sacher
jf 91. 92 rechtag, rechvertigen statt rechtiag, rechtvertigen
„ 92 gefenckunß statt gefencknuss
„ 95 hesUxnng statt hesitxung
^ 123 gemenien statt gemeinen
^ 143 schemlichen statt scheinlichen
„ 146 eelichen statt erlichen
^ 172 &enne7» statt benennen
^ 241 straffen statt «^ro^^en
„ 249 aJbruchig statt abbrüchig
„ 250 vntermack statt vntermarck
„ 250 ^cw Äi^ statt ii^w M^
^ 265 freunde statt freunde
„ 265 narrüg statt nar%
„ 267 werden statt werden
„269 anderm statt andern
Auf einen Druckfehler oder auf einen Schreibfehler im
Originale deutet
art. 14 grunilich statt huntlich
„ 105 antwortter statt ancleger
„ 168 ^i« gleycher weiss statt ;i;t^ gleychnuss
Sonstige Yersehen und Auslassungen sind selten:
art. 19 fehlt /(wfor/
„ 83 t»i< geburlicher Verkündigung den verwanten der sacJien
(s. S. 37 Anm. 1)
„ 96 vnd zimlich belonung statt «wife ximlich heUmung.
Die von dem rührigen Jo. SchöfFer und später von seinem
Nachfolger Jvo veranstalteten Nachdrucke^ sind ohne jede
Bamberger Autorisation aus rein buchhändlerischem Interesse her-
gestellt worden und sind, wie unsere Lesarten zeigen sollen,
ohne Zurückgehen auf eine Handschrift Schwarzenbergs aus
1) 8. oben R XI ff.
— xc —
dem Bamberger Drack und später je aus dem vorhergehendea
^iainzer Nachdruck geflossen. Ihre Abweichungen Tom Bam*
berger Texte haben als lectio vulgata insofern einige Wichtigkeit,
als nachweislich die Auflage von 1507 nur in einer beschränkten
Zahl von Exemplaren gedruckt war^ und naturgemäCs in Bam-
bergischen Gerichten und Landen blieb, währ^fid die Nach-
drucke durch ihren erweiterten Titel ^ sich auch über Alt-
Bambergs Grenzen als Gbrichtsbuch empfahlen und merkwür-
digerweise beim Wormser Entwürfe der Carolina, statt des Pfeil-
schen Textes, gebraucht worden sind^, freilich nicht, wie
Güterbock annimmt, ausschliefslich die Ausgabe 1510, sondern
vielleicht auch 1508 B oder S. Die Druckerei der SchöfFer
erscheint bei Betrachtung dieser Nachdrucke in etwas anderem
Lichte, als wie sie uns F. W. K Both in seiner mehr-
fach citierten Arbeit zu zeigen versucht hat Guten Druck
und guten Satz* zeigen wenigstens die Ausgaben Johannes
Schöffers durchaus nicht: besonders die Ausgabe von 1510
wimmelt von Druckfehlem. Erst die Ausgaben Jvos sind besser
gedruckt. Das ganze Unternehmen beruht auf rein buchhänd-
lerischer Spekulation, wie schon der seit 1508 auftretende
marktschreierische längere Titel ^ der Bambergensis, der von
Schöffer herrührt, beweist. Dagegen ist für uns die lange Eeihe
der Ausgaben sprachlich von grofser Wichtigkeit: die Bamber-
gensis tritt mit ihren Nachdrucken in die Zahl der offiziellen
Publikationen des Schöfferschen Verlages ein und ebnet mit
und neben der Carolina und den ebendort erschienenen Reichs-
abschieden einer Art offizieller Reichssprache Mainzischen Cha-
rakters die Wege.*^
Auch diesmal sind wir dem im ersten Bande unserer Samm-
lung befolgten Prinzipe treu geblieben, nämlich die Orthographie
des Originales vollständig zu wahren. Nur die, übrigens nicht
1) Leitschuh, Bischof Georg III. S. 89 Anm. 76.
2) S. oben 8. XII ff.
3) Güterbock S. 67 ff.
4) Roth 8. 8— 9.
5) 8. oben 8. XXL
6) Näheres darüber in der Biographie 8ohwarzenberga.
— XCI —
häufigen, Abkürzungen ü s {== nn, en) sind aufgelöst, vfl ist
als vnd, u im Wort- und Silbenanfang in konsonantischer Funk-
tion als V, ß, fß als SS gegeben; daher konnten die Typen ß
und fs nicht geschieden werden. Wo drei s infolge unserer
Transskription zusammenstiefsen, z. B. in dessselhen, gerichtss-
schreiber ist überall Yereinfachung eingetreten. Durchgängig ist
die Worttrennung und besonders die Interpunktion nach modernen
Regeln durchgeführt, und durch Absätze und Einrückungen im
Drucktexte versuchten wir, ebenso wie bei der Schulausgabe
der C. C. C, die oft verwickelten Perioden des Textes bereits
äufserlich dem Auge klarzulegen.
Dasselbe Prinzip befolgten wir bei dem Texte der nieder-
deutschen Probe, nur dafs hier die Ergänzungen meist gleich
eingeklammert [] in den Gesetzestext eingefügt sind.
iambcrgircbebaIf5sencbt8O2oai0«
Der Pfeilsche Druck xeigt auf Bl. *ia den Holxacknitt Nr. 1, auf
Bl. *P den Hohschnitt Nr. 2 (das Wappen des Bischofs Oeorg von
Bamberg); von Bl. *2a— *ö* und Bl. i« — 2b reicht das Register , das
wir jedoch hier nicht mit abdrucken; dafür folgt eine Inhaltsübersicht
am Schlüsse des Bafides. Bl. 5« xeigt den grofsen Holxsehnitt Nr. 3
(thronender Christus auf der Weltkugel) j mit Bl. 5* beginnt der Text
des Qesetxes.
[Bi 3h] Die Torrede dis Buchs.
^Y Jr Georg, von gottes gnaden Bischove zu Bamberg*, Thun
kunt allermeniglichen, Als vns manigfeltigliehen furkomen
vnd angelangt ist, das wir auch in erfarung befunden haben,
wie bissher an den halssgerichten vnser vnd vnsers Stiffts**,
vnd in Sachen denselbigen^ anhengig, durch vbersehen vnd
vnwissenheit vil vnd mancherley vbung, myssbrauch vnd gewon-
heyt eingewachssen , die dem rechten nit gemess, Sunder ver-
worfenn sindt, vnnd zu Verhinderung des rechtens, auch vn-
pillichen beschwemus der vnsem vnnd ander, die an oberürten^
gerichten zu Eechten vnnd zu handeln haben, dienen. Nach dem
wir aber auss vnser Furstenlicher ^ oberkeit das recht vnd ge-
meinenn nucz zu fürdernn, auch sünderlich vnser gerichte in
redlich gut wesen vnd Ordnung zu bringen schuldig vnd geneygt
sindt, Haben wir Got zu lob auss zeytiger guter vorbetrach-
tung vnd. Rate der ßechtverstendigen , zu furkomen mancherley
zukünftiger, vnpillicher beswemus der leüte an leib, leben, ere
vnd gute, vnd damit die oberürten^ vnser gerichte in redlichem
aufrichtigem wesen vnd bestandt bleiben. Auch die missetat
dester formlicher vnd bass gerechtvertigt vnd gestrafft werden
mögen ^, dise nachfolgende vnnser Reformacion, saczung vnd
Ordnung vber all vnser vnd vnsers Stiffts halsgericht furgenomen,
gesaczt vnd gemacht; Seczen, orden vnd machen die also auss
dem gewalt von Romischer Königlicher Maiestat entpfangen , wie
hernach folgt.
1) 15085 1510 /f. denselbig, IbO^MB denselbige.
2) 1507 = 1508. 1510 oberürten, 1538 obberürten.
3) 15085 1510/f. Fürstenlichen, 1508ilfß Fürsteolicher.
4) 1508. 1510#'. obberürten.
5) N<ich mögen steht ist in 1507 (Berlin) Ober der Linie, fehlt
1508, 1510 und ff,
1580 a) -BrrfÄ. WJr Casimir vnd Georg, als die eltesten regirenden
gebrüder, von gottes gnaden Marggraven zu Brandenburg, zu Stetin,
Pomern, der Cassuben vnnd Wenden Hertzogen, Burggraven zu Nürm-
berg vnd Fürsten zu Rügen, Thun kunt ... b) Brdb. vnser Fürsten-
thumben vnter vnd oberhalb des Gebürgs.
1*
— 4 —
2 Jtem Nachdem auss langer gemeiner vbung dieser lande
die halsgericht nit anders, dan mit gemeinen personen, die der
recht nicht gelernet oder geübt haben', als zu diesen grossen
sachenn die nodturft erfordert, beseczt werden mögen: darumb
haben wir in [Bl. 4a] nachgeschribener vnnser Ordnung nit allein
aufsehung, wie wir denselben leüten ein form vnd weiss zu
handeln vnnd zu richten anzeigten i, die den keiserlichen Eechten
ynnd guter gewonheit nach bestendig sein mochte, Sünder
haben** des mere bedencken müssen, wie wir derselben leüt
vnbegreifflikeit zu hilff komen. Das melden wir darvmb, das
die leser vrsach zu wissen haben,
warumb wir in diser nachfolgenten vnser Ordnung die form
vnd weiss der* gerichtlichen^ handelung nit alwegen der-
massen. Als so es vor den Rechtgelerten were, gehaltenn,
Auch so vil auff ratsuchen vnnd andere handlung bey vnsern
reten gestelt haben,
vnd dester bass mercken können, das sölichs zu notdurift
solicher Sachen gescheen ist.
wir haben*' auch in dieser vnser Ordnung, vmb eigentlicher
merckung vnd beheltnus willen des gemeinen maus, figur vnd
reumen nach gelegenheit der gesecz, so darnach folgen, orden
vnd drucken lassen.*^ [BL 4^: HoUschnitt Nr. 4.]
1) 1507. 1508 3/5 anzeygten, 1508 6' 1510 /f. antzeygen.
2) 1507. im^MBS 1510/7". gerechtlichen (Druckfehler-).
1580 a) habenj fehlt. b) haben] fehlt. c) Der Ahsatx wir haben
— drucken lassen fehlt in Brdb. d) In 1580 steht vor der oben ah-
gedruckten Vorrede von 1507 noch folgende Vorbemerkung xur geänderten
liedaktion :
Vorrede.
WjR, Johann Georg, von Gottes gnaden erwehlter vnd beßtettigter
zu Bischoff zu Bamberg, Nachdem vns in angehender vnserer Regierung
vilfeltig furkummen vnd angelangt, das in vielen vnsern Statten vnd
Flecken, bei den Ceuten an Weylant des llochwirdigeu Fürsten, vnsens
lieben Verfahrens, Bischoff Georgens, dos Geschlechts von Limburg
seeliger löblicher gedechtnuss, aussgangenen peynlichen Reformation vnd
Halssgerichtssordüung mangcl soll erscheinen, Als haben wir derwegen
obgedachts vnsers Verfahrens seeligen llalssgerichtssordnung vbereehen,
in etlichen Artickoln auss des heyligen Reichs peynlichen Halssgerichtss-
ordüung vnd etlichen alten Rathschlegen bessern vnd die vnsern Halss-
gerichten, denen, so dran zu thun, vnd meniglich, so sich dem ge-
brauchen will, zum besten, widerumb in Truck verfertigen lassen,
wie volgt.
— 5 —
3 [Bl,o<^] Von Richtern vnd Yrteylern.
Jtem Erstlich Setzen, erden vnd wollen wir, das all vnser
vnd vnser Stiefts halssgericht* mit tüglichen Richtern vnd vr-
teilem versehen vnd besetzt werden, So tüglichst, beste vnd
meyst dieselbigen nach gelegenheit ydes orts mögen bekomen
vnd gehabt werden.
4: Von dem pan vber das blut.
Jtem einem yeden panrichter sol der pan vber das blut
zu richten von vns verlihen vnd demselben gericht durch vnser
Schrift verkündigt sein. [Holxschnitt Nr. 5.]
[Bl. 5^] Des Richters Eide vber das blut zu richten.
5 Jch sol vnd wil des Hochwirdigen Fürsten vnd herren,
herren Georgen^, Bischoven zu Bamberg, meins genedigen herren
vnd seines stifts schaden warnen vnd fromen getrewlich werben,
mich rechts gerichts fleissigen vnd vber das blut recht vrteil
geben vnd richten dem armen als dem reichen, vnd das nit
lassen weder durch lieb, laid, myet, gäbe, noch von keiner
andern Sachen wegen. Auch des genanten meins gnedigen
heren** gepoten, geschefften vnd verpoten gehorsam sein. Vnd
sunderlich sol vnd wil ich seiner gnaden Ordnung **, vber
die halssgericht gemacht, getrewlich geleben vnd nach meinem
pesten vermögen hanthaben , vnd wes dawider gehandelt würde,
das ich nit wenden möcht, an sein fürstlich gnade" gelangen
zu' lassen, alles getrewlich vnd vnge verlieh:
Also Bit mir got zu helffen vnd die heiligen.
6 Von den, so die Gericht Jrer guter halben besitzen.
Jtem welche person von irer guter wegen die halssgericht
zu besitzen schuldig sein vnd dasselbig auss swacheyt vnd ge-
1580 a) Brdb. vnser Fdrstenthumb halssgericht. b) Johann
Georgen. Brdb. der Durchledchtigen hochgebornen Fürsten vnd herren,
herren Casimiris vnd herren Georgen , als die eltesten regirenden gebi üdere,
Marggraven zu Brandenburg etc., meiner gnedigen herren schaden war-
nen . . . 6) Brdb. Auch der genanten meiner gnedigen herreu. d) Brdb.
jrer gnaden Ordnung. e) Brdb, an jr Fürstlich gnade oder dei selbigen
Haubtman, Stathalter vnnd Eete. f) zu] fehlt.
— 6 ~
brechligkeit ires leibs, vemuft, yugent, alter oder ander vn-
schickligkeit halben nit besitzen vnd verwesen mögen, So oft das
not geschieht, Sol der oder dieselbigen ander tügenlich^ person
zu besitzung des halssgerichts an yr stat orden vnd bestellen
mit wissen vnd Zulassung vnsers Amptmans.
7 Schopffen Eyde.
Jtem so sol ein yder Schöpff vnser halssgericht dem Ampt-
man, Hauptman oder pfleger desselbigen vnsers Ampts globen
vnd sweren, wie hernach volgt; welche pflicht einem yeden
«choptfen vorgelesen vnd er also nachsprechen sol:
Das ich in den Sachen, derhalb ich, von halssgerichts
liegen, vrteil gefragt würdt, nach meiner besten verstentnus
Tnd meines genedigen herren von [Bl. 6^] Bamberg* Refor-
macion gemess getrewlich vrteil vnd recht sprechen will, Vnd
was mir von halssgerichts wegen als einem schopffen zu thun
gepurt, gehorsam vnd fleissig sein vnd mich in dem allen
nit abwenden lassen weder freüntschaft, feindtschaflFt, myet,
gäbe, noch keinerley Sachen, dadiu'ch recht vnd gerechtigkeit
gehindert werden mochten:
Also helfP mir got vnd die heiligen!
S Schreibers Eide.
Jtem dem Gerichtsschreiber sol in seinem Eide, den er
sunst zum gericht thut, eingepunden werden, das er in den
Sachen, das halssgericht betreffende, fleissig aufmerckung haben
wolle, clag2**, antwort, anzeigung, arckwon, verdacht oder be-
weisung, So der anclager wider den beclagten vor jme fur-
bringt, Auch die vrgicht des gefangen, vnd wes*) gehandelt
wurdet, getrewlich aufzuschreiben ^''^ verwaren vnd, so es nodt
1) 1508 aS 1510 yf. tugentiich, lb08 MB tügenlich. *
2) 160SS 1510 /f. clag^vnd antwort, 150ß MB clage, antwort.
3) 1508. 1510 /f. ausszüschreiben.
— -
15S0 &) Brdb. meiner gnädigen herren, der Marggraven. b) dag
vnd antwort] wie 1508 /f. c) ausszüschreiben] wie 1508 /f.
*) Vgl. Excurs.
— 7 —
tut, verlesen 1*, Auch darjn keinerley geverde suchen oder ge-
brauchen, Auch diese Reformacion vnd alle Sachen, darczu die-
nende, getreulich furdern wölL
^ Nachrichters Eyde.
Jch sol vnd wil meines gnedigen herren von Bambergs**
vnd seiner gnaden StifPt schaden warnen, fromen werben, in
meinem ambt getrewlich dienen, peinlich fragen vnd straffen,
wie mir von seiner gnaden" weltlichen gewalt yedes mals be-
volhen wurdet, Auch darvmb nit mer dan zimlich belonung
nemen: alles nach laut diser Ordnung. Was ich auch in pein-
licher frag höre oder mir sunst in gehaym zu halten bevolhen
wirdet, dasselbig wil ich nyemant ferner eröffen, Auch on
erlawbung genantes meines gnedigen herren hof&neisters^,
Marschalcks oder haussvoyts nyndert zyhen vnd derselben
geschefFten vnd gepoten gehorsam vnd vnilig sein, alles ge-
trewlich vnd on aUerley geverde:
Also helfP mir got vnd die heiligen!
[Bl. 6b: Holxschnitt Nr. 6.]
10 [Bl, 7a] Annemen der vbelteter von Ampts wegen.
Jtem So vnnser Amptleut oder Richter ymant in pein-
lichen Sachen vmb beruchtig vbeltat, So kein ancleger ver-
banden were, von ampts wegen anzunemen verfügen würden,
Die vbeltat nit offenbar, vnd der gefangen, der also von ampts
wegen angenomen wurdet, der beschuldigten mysshandlung in
laugen stunde: So sol derselbig gefangen mit peinlicher frag nit
angriffen werden, es sey dan zuvor redliche anzaigung, der-
selben verdachten missetat halben, für vnsern Richtern desselben
halssgerichts vnd vier geswom des gerichts dermassen bracht,
wie durch den Sechssundzweinczigisten [26.] artickel vnd in
etlichen pletem, nechst. darnach volgende, von Redlicher anzai-
1) 1508 5 1510 /f. vberlesen, 1508 3f 5 verlesen.
1680 a) vberlesen] wie 1508 ff. b) Brdb. meiner genedigen herren,
der Marggraven zu Brandenburg. c) Brdb. von jrer genaden. d) Brdb.
on erlaubong genanter meiner gnedigen herren Haubtmans, Hoff-
meysters.
— 8 —
gung peyniicher frag halben funden wirdet; vnd das darauf die
obgemelten verordenten person solche anzaigimg bey iren pflich-
ten zu peyniicher frag gnugsam rechtlich erkennen; vnd sol in
disem fall, So von ampts wegen gehandelt würdet, der Ampt-
man, Castner vnd Richter den argkwan vnd verdacht ausser-
halb icztgemelter erkentnus für gnugsam nit anzunemen haben,
als in dem anderen nachvolgenden fall, So einer durch einen
ancleger einbracht ist, gescheen mage.
11 Jtem So die gemelten vrteiler in bestimbter erkantnus
zweyfelich würden , ob des' flrbrachten arckwons vnd Verdachts
zu peinlicher frag gnugsam were oder nit. So sollen die dess-
halben Rate bey vnsem Reten suchen vnd doch vnser Rete'in
sölichem Ratsuchen aUe vmbstend vnd gelegenheit ires argkwons
eigentlich^ in schrifften berichten.
^^ Jtem so auch des gefangen, der von Ampi» wegen ein-
bracht were, herschafft oder freunde ^ vnsem Richter mitsambt
den vrteileren vor irer erkantnus ersuchten vnd beten, ir er-
kantnuss, den argkwon ^/^ß/. 7*7 ^^^d verdacht betreffende, nit zu
thun, sie holten dann zuvörderst desshalben Rate bey vnsern
wemtlichen2° hoffreten gehabt, So dan, des angezogen arckwans
vnd verdachtss halb, vor vnserm Richter vnd den zugeordenten
vrteileren alles einbringen gescheen were: So sollen sie vff er-
suchen, das also von des gefangen wegen geschee, jn berürter
Sachen vor irer erkentnus bey vnsern weltlichen hoffreten Rate
zu suchen schuldig sein. Ob sie sunst das zu thun nit in
willen** hetten.
13 Jtem wo aber vnser vnd der vnsern offen veynde vnd be-
schediger oder derselben helffer gefencklich einkommen vnd
durch verzugk der peinlichen frage derselben vbeltetter gesellen
gewamet vnd davonkomen, oder durch schnelle erfarung etwas
1) 1508il/-Bfründe, 1508 aS 1510/?^. frembde; Pro;', i oder frembde
beistennd, vgl. auch Güterbock S. 67,
2) 1508 >S 1510 /y^. weltlichen, lb08 MB verntlichen.
1580 a) ob der fürbrachte arckwan vnd verdacht. b) eygent-
lichen. c) werntlichen] fehlt Brdb, d) im willens.
— 9 —
ob den veynden vnd beschedigeren geschafft werden möcht, —
So dan die vnsern, die den gefangen annemen, auss Redlichen
guten vrsachen den gefangen, obgemelter beschedigung halben,
für schuldig halten: so mugen sie in solchen feilen, vnd sunst
nit, on weiter ratsuchen vnd erkentnus gegen ^ geraeltem ge-
fangen peinlich frage nach gelegenheit vnd nodtturfft der Sachen
gebrauchen; yedoch so sollen dannochst 2' die vnnsern in solichen
feilen auch fleissig achtung haben, damit sie nymannt on red-
lich vorgeende anczeigung der missetat mit peinlicher frag be-
swern vnd vm-echt thun. Sunder das sie, wan es nachmals zu
schulden körne, vor vnsern Reten so vil mögen anzeigen vnd
furbringen, damit vnser Rete erkennen mögen, das die peyn-
lich frage auf redlichem arckwon vnd verdacht, (wie durch den
Sechssundzweinczigisten artickel Davon gesaczt ist), Auch dess-.
halben auss guten vrsachen gescheen sey; wann zu solichen
grossen Sachen, des menschen gesuntheit, leben vnd blut be-
treffende, Sunder grosser vleis gelieret, vnd ist besser den
[Bl. 8a J schuldigen ledig zu lassen, dann den vnschuldigen zum
tode zu verdampnen ; So sol auch der bekentnus , so auss marter
geschieht, nit glaubt, noch yemant darauf zu peinlicher straff
verurteilt werden, So nit vor der peinlichen frag redlich an-
zeigung der missetat erfunden sein.
1^ Jtem So die missetat, einer todstraff halben, kuntlich^ oder
aber desshalb redliche anzeigung, davon vor berürt ist, erfunden
würdet, So solle es, der peinlichen frage halben vnd aller er-
kundigung, so zu erfyndung der warheit dinstlich ist, auch mit
der rechtvertigung vff des tetters bekennen, gehalten werden,
wie clerlich hernach von denyhenen, die vff ancleger einbracht
werden, geschriben vnd geordent ist.
I^& Jtem wölt aber ein solcher gefangner der verdachten misse-
tat on oder durch peinlich frage nit bekentlich sein, vnd er
1) 1507 /f. 1538 gegem; 1508 i¥5 1543 gegen.
2) 1508 if5= 1507; 1510 /f. dannest.
3) 1107 ff . gruntlich] Druckfehler; bereits Proj. 1 bessert die Ver-
derbnis in kundtlich.
1580 a) dannoch.
— 10 —
doch derselbigen vberwisen werden möcht, So solt es mit der-
selbigen Weisung vnd rechtvertigung darauf, der todtstraff halben,
gehalten werden, wie auch clerlich hernach geseczt ist von
denyhenen, die durch ancleger einbracht werden.
16 Jtem so aber ein person , einer gnugsamen , vnzweifenlichen,
vberwunden vnd erfunden missetat halben, nach laut diser vnser
Ordnung von amptss wegen entlich an irem leib oder glidem
gestraft werden solt. Also das dieselbig straff nit zum tode oder
ewiger gefengknus fürgenumen würde: mit erkentnus solcher
straff sol es sunderlich auch gehalten werden, als yn dem^
Zweyhundert vnd Zwenvndzweinzigisten [222.] artickel angezeigt
funden* wurdt. [Bl 8^: Holxschnilt Nr. 7,]
17 [Bl. 9a] Von Annemen eines beclagten Vbelteters, so der
cleger Rechts begert.
Jtem so ein ancleger vnser amptleut oder Richter anruft,
yemant zu Strengem Rechten zu gefengknus zu legen, so sol
derselbig ancleger offenbar vrsach** oder aber redlichen argkwon
vnd verdacht, die peinlich straff vff yne tragen, zuforderst ansagen;
vnd so er das tut, sol der beclagt yn gefengknus gelegt vnd
des clegers angeben eigentlich aufgeschriben werden; vnd ist
dobey sunderlich zu mercken , das die gefengknus zu behaltung
vnd nit zu swerer geferlicher peynigung der gefangen sollen
gemacht vnd zugericht sein; vnd wann auch der gefangen mere,
dann einer ist. So sol man sie, sovil gefengklicher behaltnus
halb gesein mag, von einander teylen, damit sie sich nit vn-
warhaftiger sage mit einander vereynigen oder, wie sie ire tat
beschönen wollen, vnterreden mögen.
18 Von verhefftung des anclegers, biss er burgschafft ge-
tan hat.
Jtem sobald der beclagt ?u gefengknus angenomen ist, So
sol der ancleger mit seinem leib nach achtung vnd verdecht-
1) 1508*5 1510 /f. im, 1508 3/5 in dem.
1680 a) fanden] fehlt. b) vrsachen.
— 11 —
lichkeit der person verwart werden, biss er nach gelegenheit
vnd gestalt der Sachen vnd erkentnus vnsers Amptmans, Cast-
ners vnd Richters oder zweyer auss ynen einen notdorftigen
bestalt mit Bargen getan hat, wie an den nechsten artickeln
hernach folget
L9 Von Burgschafft des auclegers, So der beclagt die geclagten
tat verneynt.
Jtem das er, der ancleger, die haubtsach der geclagten
mysstat, So der beclagt die vemeynen wurdt, foder]^ solche
redliche anzeigung in einer zymlichen zeit, die ym durch vnsern
Amptman, Castner vnd Richter desselben endts semptlich oder
von zweyen auss yne* geseczt wurdt, wöU dermassen anzeygeh
oder beweisen, das vnser Amptman, Castner vnd Richter sempt-
lich oder zwene auss yne söUichs für gnugsam angezeigt oder
bewiesen annemenn, oder [Bl. 9b] aber vnser Richter desselben
halssgerichts mitsambt vieren des gerichts solche Weisung für
genugsam rechtlich erkennen; vnnd wo er, der ancleger, die ge-
clagten mysstat oder aber redliche anzeigung derselben, wie vor
stet, nit bewise, das er alssdann den costen, so auff die sach
gangen ist, nach entlicher erkantnus vnser hoffrete aussrichten,
auch dem beclagten vmb sein zugefugt schmach vnd scheden
vor vnsern hoffretten endtlichs burgerlichs rechten pflegen wolle.
^ Vonn Burgschafft des anclegers, So der beclagt der tat
bekentlich ist vnd redlich entschuldigung, solcher tat halb, furgibt.
Jtem So aber der Tetter der tat on laugen were, aber dess-
halb redlich entschuldigung, die in, wo er die bewise, von
peinlicher straff entledigen mochten, anzeiget, vnd im aber der
ancleger sölicher seiner fürgewanten vrsach vnd entschuldigung
nit gestünde: So sol der ancleger in solichem fall dannest** not-
durfftiglichen auch, nach gelegenheit der person vnd Sachen
vnd erkentnus vnsers Ambtmans, Castners vnd Richters oder
zweyer auss ine, nach notdurfft verbürgen:
1) 1507 /f. fehlt oder; in Proj.l ist jedoch oder eingesetzt; in
späteren Prqj, fehlt der ganxe Artikel.
1680 a) auss yne geseczt . . . auss yne] fehlt j die Zeilen sind
vom Drucker übersprungen worden, b) dannocht] = Carol. 13.
— 12 —
wo der beclagt solche entechuldigung also aussfiiren würde,
das er, der verclagten tat halb, nit peinlieh straff verwftrckt
hette, Jm alssdan vmb solich gefencklich einbringen, Smaeh
vnnd scheden vor vnsem hoffretten endtlichs Burgerlichs Rech-
ten zu pflegen vnd darczu alle gerichtscost ausszurichten ;
vnd sol förter mit aussfurung der endtschuldigten tat, wie
hernach in dem hunderten vnd Sechs vndsibenzigsten [176.]
artickel davon geschriben stet, gehalten vnnd gehandelt wer-
den, vnd in disem fall vor solicher aussfurung vnd Sunder
erkentnus peinliche frage nit gepraucht werden. [B1.10<^]
21 . So der Cleger nit Burgen haben mag.
Jtem dieweyl der ancleger gemelter Burgschafft nit ge-
haben mag Vnd doch dem Strengen rechten nachvolgen wolt,
So sol er mit dem verclagten biss nach endung vorangezeigter
rechtlicher aussfurung in gefencknus gehalten werden ; vnd dem
ancleger, auch dem, der sein entschuldigung aussfuren wolt, sol
gegönt werden, das die leüt, so sie zu beweysung vnnd Burg-
schafft, wie obstet, gebrauchen wollen, zu vnnd von ine^ wan-
deln mögen. So auch die anclage von wegen Fürsten, geist-
licher lewt, einer gemeinde ^ oder sunst hoher vnd Erber person
wegen gegen den, die geringers Stands sein, geschiet: in soli-
chem' fall mögen sich ander person an ir stat neben den be-
clagten gefencklich legen lassen.
22 Von einer andern Burgschafft, So der cleger den argkwan
der misstat bewisen hat oder die Misstat sunst bekentlich ist.
Jtem wo der Cleger den argkwan vnnd verdacht bewisen
hat oder die geclagt misstat sunst vnlaugenbar^ ist, vnd der
Tetter gnugsame entschuldigung derhalb, als vor berürt ist, nit
aussfuren mag. So sol der ancleger alssdan verpörgen, dem
1) 1508 ynnen, IblO ff . innen.
2) 1507. 1508 MB eyner gemeynde, 15085 1510^. oder gemeynde;
Irrtum bei Güterbock S. 07 Anm.; vgl. Carol. 14.
3) 1507 ff. vnlaugenbar, 1543 ff. vnlaugbar.
1580 a) in solchem fall mögen sich andere personen vngefehrlich
nit ringere achtung dann der beklagt ist, an ir stat] aus Carol. 14.
— 13 —
strengen rechten, darvmb der beclagt angenomen ist, nach laut
diser vnser Ordnung nachzukomen , auch die aczung vnd gerichtss-
costung nach laut derselben ausszurichten , vnd zu weitter burg-
schafFt in solchem fall nit verpunden werden. Ynd was also
durch annemung des beclagten mit clag, antwort, burgschafFt,
fragen, erfarung, Weisung vnd anders gehandelt, auch darauf
geurteilt wirt, das sol alles der gerichtsschreiber ördenlich vnd
vnterschaidlich beschreiben, wie desshalb hernach in dem zwey-
hundert vnd achten [208.] artickel vnnd in etlichen pletem dar-
nach, ein gemeine anzeigung vnd form, sölicher beschreibung
halben, funden wirdt' [Bl. 10b].
^ Von vnzweiffenlichen Missetaten.
Jtem Sunderlich sollen Richter vnnd vrteiler ermant sein:
wo ein mysstat ausserhalb redlicher vrsach, die von peinlicher
straf rechtlich entschuldigen mögen , öifenlich vnd vnzweif enlich
ist oder gemacht wirt,
als einer on Rechtmessig vnd gedrungen vrsach ein ofFen-
licher mutwilliger veinhdt oder beschediger ist, oder so man
einen an warer vbelthat betritt, auch so einner den gethanen
Raub oder diepstal wissentlich bey im hat vnnd das mit
keinem grundt widersprechen oder Rechtlichen verursachen**
mag, Als hernach bey yeder gesaczter peinlichen straff, wann
die entschuldigung liat, funden wirdt:
Jn solichen vnd dergleichen offen vnzweyffenlichen vbel-
tatten sol man alle Rechtliche verlengerung, so sunst in diser
Ordnung allein zu erfarung der warheit vnd nit, die vnzweiffen-
lichen mysstetter domit zu fristen, gesaczt sein^ abschneiden.
Ynd so der tetter die offen vnzweyffenlichen vbeltat frevenlich
widersprechen wolt. So soll Jne der Richter mit peinlicher
ernstlicher frage zu bekentnus der warheit zwingen lassen, da-
mit in solchen öffenlichen vnzweiffenlichen mysstatten die endt-
lich vrteil vnnd straff mit dem wenigstenn kosten, als gesein
15S0 a) Wie es aber mit der Caution vud bürgscbafft des Be-
klagten, so der Kläger die im gleichen von im, dem Beklagten, begern
wurde, gehalten werden soll, ist in den hundersten vnd acht, auch
nc&nvndsibentzigsten artickeln [178 — 179] zu finden. b) oder wider-
legen] aus Carol. 16 (1533 Ä) verlegen.
— u —
kan, gefurdert vnnd volzogen werdt; zu gleicherweiss als ein
Richter in Bnrgerlichen Sachen einer vnzweiffenlichen bekentlichenn
schulden schlewnig zu verhelffenn schuldig ist vnd demselben
schuldiger geferlicher verlengerung Jm Rechten zu gebrauchen
nit zulassen oder gestatten sol. [Bl, 11^].
^ Wie der ancleger nach verhefftung des beclagten nit ab-
scheiden sol, Er hab dann zuforderst ein nemliche Stat, wohin
man jme gerichtlich verkünden sol, benant.
Jtem der Cleger sol auch nach gefencklichem annemen des
verclagten von vnserm Richter nit abscheiden, er hab Jm dan
ein nemlich hauss an einer bequemlichen, sichern, vngeverlichen
stat oder ende benent, dohin im fürter vnser Richter alle not-
durfftige gerichtliche Verkündigung zuschicken möge; vnd sol
der Cleger demjhenen, der Jme solch Verkündigung zubringt,
von einer yeden Meyl, so er vom gericht auss zu Jme laufFen
muss', acht alt pfennig vnd nicht mere zu geben schuldig vnd
verpflicht sein; vnd wie der ancleger sölich endt benent, sol
der gerichtschreiber auch in die gerichtsacta schreiben.
25 Jtem ob vnnser Amptman, Richter vnd vrteiler in eyni-
cherley stucken, darinnen sie, wie vor stet, handeln oder er-
kennen sollen, zweyfenlichen würden, So sollen sie desshalben
Rats pflegen bey vnsern Reten. [Bl.W: Holxschnitt Nr. 8.]
26 Von den Sachen, darauss man Redlich anzeygung einer
misshandlung Nemen raage.
Jtem in diser halssgerichtsordnung, als vor vnd nach stet,
ist gemeinem Rechten nach, annemens vnd gefencklich haltens,
auch peinlicher frag halb derjhenen, so für misstetter verdacht
oder verclagt werden vnd des nit gestendig sein, auf redlich
anzeygung, warezeichen, argkwanvnd verdacht der mysshandlung
gesaczt: dieselben sach oder warzeichen, so ein Redliche gnug-
same anzeigung, argkwan oder verdacht geben, sein nit möglich
1580 a) muss, ein zimlich bottenlohn nach lauff der zeyt vnd
nit mehr] Carol.17 nach gemeynner jeder lanndt art gewonheit.
— 15 —
alle zft beschreiben. Damit aber dannocht die amptleüt, richter
vnd vrteiler, So sunst diser saeh nicht bericht sein, dester bass
mercken mögen, warauss ein redliche anzeigung, argkwon oder
verdacht einer mis^handlung komen , So sein desshalb die nach-
folgenden vmbstende vnd feile geseczt, darauss ein yeder ver-
stendiger gar wol vrsach, auch gleichnus einer redlichen an-
zeigung, argkwonss oder Verdachts, wie das ein yeder nach
seinem teütsch nennet, erkennen kan.
11 Von begreiffung des wortleins 'anzeigung'.
Jtem wo wir nachmals redlich anzeigung melden, da wollen
wir alwegen redliche warzeichen, ai-gkwan vnd verdacht auch
gemeint haben vnd damit übrige wörtter abschneiden.
28
Das on redliche anzeigung nyemant peynlich sol gefragt
werden.
Jtem ob yemant peynlich gefragt wfirde vnd nicht zuvor
redliche anzeigung der mysstat, darnach man also fraget, als
nach stet, [Bl. 12b] zuvorderst aussfündig gemacht würde, vnd
dann auss solcher marter bekentnus der missetat geschee: der-
selben bekentnus sol nit glaubt, noch yemant darauf venui:eilt
werden, wann* das wider das Kecht were.
29 Das auf anzeigung einer missetat allein peinlich Frag vnd
nit ander peinlich straff sol erkant werden.
Jtem es ist auch zu mercken , das nyemant auf eyncherley
anzeygung, argkwon, warzeichen oder verdacht entlich zu peyn-
lieber straff sol verurteilt werden, Sünder allein mag man peyn-
lich darauf fragen. So die anzeigung, als hernach funden würdet^
gnugsam ist; wan, sol yemant entlich zu peynlicher straff ver-
urteilt werden, das muss auss eygem bekennen oder beweysung,
1580 a) dann ein solches wider Recht were. Wo auch einige
Obrigkeit oder Richter in solchem vberfüren, sollen die dem, so alsa
wider Recht on die bewisen anzeigung gemartert wird, seiner schmach,
schmeiizen, Costen vnd schaden der gebür ergetzung zu thun schuldig
[sein], Dawider sie, die Obrigkeit, einige Vrpheden, wie auch die möchten
gestellt vnd von dem gepeinigten auffgericht vnd vbergeben sein, nit
fürti-agen soll] ähnlich Carol. 20.
— 16 —
wie an andern enden in diser Ordnung clerlicli fanden wurdet,
gesclieen vnd nit vff Vermutung oder anzeigung.
80 Wie die gnugsam anzeygung einer misstat bewisen* sol
werden.
Jtem ein yede gnugsame anzeygung, darauf man peinlich
fragen mag, sol mit zweyen guten zeugen bewiesen werden,
als in dem viervndsibenzigsten [74.] artickel von gnugsamer
weysung geschriben stet. Aber so die hawbtsach der misse-
tat mit einem gutem zeugen bewisen wirdet, dieselbig halb
Weisung macht ein gnugsame anzeygung, als hernach in dem
Sibenimddreissigisten [37.] artickel funden wirdet.** [Bl 13<^J
81 Von gleichnus. So man auss den nachgesaczten anzei-
gungen in vnbenanten argkwenigkeiten der mysstat nemen sol.
Jtem auss disen Nachgesaczten artickeln, von argkwon vnd
anzeygung der missetat sagend, Sol in feilen, So darinnen nit
benant sein, gleichnus genomen werden; wan nit möglich ist,
alle argkwenige oder verdechtliche feile vnd vmbstend zu be-
schreiben.
82 Von Gemein argkwenigkeiten vnd anzeygungen. So sich
vif alle missetat ziehen.
Erstlich von argk wenigen teilen mit angehangner erclerung,
Avie vnd wann die ein redlich anzeygung machen mögen.
Jtem So man der anczeygung, die in vil nachgesaczten
artickeln gemelt vnd zu peinlicher frag gnugsam geordent sein,
nit gehaben mag. So sol man erfarung haben nach den nach-
folgenden vnd dergleichen argk wenigen vmbstenden, So man
nit alle beschreiben kan:
1580 a) bewisen, vnd das vff anzeigung eines Zauberers oder
Warsagers niemandt peinlichen gefragt werden soll. b) Aber vff der
anzeigen, die auss zauberey oder andern künsten warzusagen sich an-
massen, soll niemandt zu gefencknuss oder peinlicher frag angenomen,
sonder dieselben angemasten "Wars^er vnd Ankh^ger sollen darumb ge-
strafft werden. So auch der Kichter darüber vff solche der AVars&ger
angeben weiter verfüre, soll er dem gemarterten Costen, schmertzen,
Jniurien vnd schaden, wie im nechst obgesetzten achtvndzweintzigsten
[28.] artickel gemelt, abzulegen schuldig sein] = Cm'ol. 21.
— 17 —
Erstlich, ob der verdacht ein soliche verwegne oder
leichtvertige person von pösem leümat vnd gerächt sey, das
man sich der inissetat zu ir versehen möge, oder ob dieselbig
person dergleichen missetat vormals mer geübt, vnterstanden
habe oder gezigen* worden sey; doch sol solcher böser lew-
mat^ nit von veinhden oder leichtveiligen leüten, smider von
vnparteilichen, redlichen leuten komen.
Zum andern, ob die verdacht person an geferlichen orten
vnd stetten^, auch zu geverlicher zeit gesehen" worden were,
darauss man sie der tat zu verdencken vrsach nemen mochte.
Zum dritten, ob ein Tetter in der tat oder, dweil er
auf dem weg darczu oder davon gewest, besichtigt [Bl. 13b]
worden ist, Man sol** aufmerckung haben, ob die verdacht
person ein solche gestalt, kleider, waifen, pferdt oder anders
habe, als der tetter obgemelter massen geseen wardt.
Zum vierdten, ob die verdacht person bey solchen leuten
wonung oder geselschaft habe, die dergleichen mysstat vben.
Zum f unfften sol man in beschedigungen oder verleczungen
warnemen, ob die verdacht person auss neyde, veindtschafiFt
oder gewartimg eynicherley nucz zu der gedachten mysstat
vrsach nemen mocht.
Zum sechsten. So ein verleczter oder beschedigter auss
etlichen vrsachen yemant der mysstat selbst zeyhet, darauf
stirbt oder bey seinem Eydt betewert.
Zum Sibenten, so einer, einer mysstat halb, fluchtig wurdt.
Zum achten. So ein erfundener mysstetter yemant in
peynlicher frage besaget, vnd die recht Ordnung, als hernach
in dem Achtunddreissigisten [38.] artickel gesaczt ist, in der-
selben frage nit gehalten wurdet.
Zum fÖrdersten liss die nechsten vorgesatzten vier artickel vmb
verstants willen der nachfolgenden ding.
1) 1507 = 1508 MBS 1531 /f.; in 1510 fehlen die Worte: vnd
statten . . . der tat; diese Fassung 1510 hat dem Proj. 1 vorgelegen:
OiUerbock S. 69 an geferlichen orten jne des zu verdencken vrsach
geben möcht.
1580 a) gezihen. b) leumund. c) geschehen, d) soll man.
Bambergensis. 2
— 18 —
38 Ein Kegel, wenn die vorgemelten argkwenigen teyl ein
gnugsame anzeygung zu peynlicher frag machen.
Jtem jm nechsten obgesatzten artickel werden acht argk-
wenig teil von anzeygung ^ peinlicher frag fanden: derselben
argkwenigen teil ist keiner allein zu redlicher anzeigung, darauff
peynlich frage mag gebraucht werden, gnugsam; wo aber sol-
cher argkwenigen teil etlich bey einander auf yemant erfunden
werden, So sollen diejhenen, den, peynlicher frage halben, zu
erkennen vnd zu handeln gepurt, ermessen, ob dieselben ob-
bestimpten oder dergleichen erfunden argkwenigen teil so vil
redlicher anzeigung der verdachten mysstat thun mögen, als
die nachfolgenden artickel, der ein yeder ein Redlich anzey-
gung macht vnd zu peynlicher frag gnugsam gesatzt ist.
[Bl 14a]
3* Aber ein ander regel in obgemelten Sachen.
Jtem mer ist zu mercken, wan yemant einer misstat mit
etlichen arckwenigen teilen', als vorstet, verdacht wurdet, das
al wegen zweyerley gar eben wargenomen werden solle:
Erstlich der erfunden arckwenigkeit.
Zum andern, was die verdacht person guter Vermutung
fflr sich habe, die sie von der missetat entschuldigen mögen;
vnd so dann darauss ermessen mag werden, das die vrsachen
des argkwans grösser sein, dann die vrsachen der entschul-
digung. So mag alssdann peinliche frage gepraucht werden;
wo aber die vrsachen der entschuldigung ein merer ansehen
vnd achtung haben, dann etliche geringe argkwenigkeit, so er-
funden sein. So sol die peinlich frage nit gebraucht werden.
Ynd so in disen dingen gezweifelt würdet, so sollen die-
jhenen, so, peinlicher frag halben, zu erkennen vnd handeln ge-
purt, bey vnsem Reten rats pflegen.
1) 1508 Jf angezeigung, 1507 = 15085/5 1510 /f. anzeygung.
1580 a) theilen oder stucken] = CaroL 28,
— 19 —
B5 Gemeyn gnugsam Anzeygung.
Jtem so yemant, einer missetat halb, bespracht wfirdet vnd
er in seinen wortten nit bestendig ist, sfinder damit mercklicher,
geferlicher weiss wanckelt vnd feit, den mag man peinlich
fragen.
^ Gemein gnngsam anzeygung.
Jtem so einer in vbung der tat etwas verlefist^ oder hinter
jm ligen lest', das man nachmalss findet vnd ermessen mag,
das es des Tetters gewesen ist, mit erkundung, were sölichs^
vor der verlust gehabt hat: ist peinlich zu fragen.*^ [Bl. 14b]
37 Gemein gnugsam anzeygung.
Jtem ein halbe beweisung: als so einer in der haubtsach
die missetat gruntüch mit einem eynzigem guten tügenlichen^
zeugen, als hernach von guten zeugen vnd Weisung gesaczt ist,
beweiset, das heist vnd ist ein halb beweisung, vnd solche halbe
beweisung macht auch ein Redlich anzeigung, argkwon oder ver-
dacht der missetat. Aber so einer etlich vmbstendt, warzeiclien,
anzeigung, argkwon oder verdacht weisen will, das sol er mit
zweien guten zeugen thun, "Wie hernach von gnugsamer ganczer
Weisung in dem vierundsibenzigisten [74.] artickel geordent ist.
38 Gemein gnugsam anzeygung.
Jtem So ein vberwundener mysstetter, der in seiner misse-
tat helfför gehabt, yemant in der gefengknus besagt, der jme
zu seinen geÄbten erfunden misstatten geholffen habe: ist auch
ein argkwenigkeit wider den besagten; aber sol** dieselbig argk-
wenigkeit redlich anzeigung auf ir tragen, so ist not der nach-
folgenden ding:
1) 1508 if verleurt.
2) 1507 = 1508 J?Ä 1510 tügenhchen, 1508 M ff, tügenthchen: so
auch 1533 J. der Carol.
1580 a) ligen oder fallen lest] = Carol. 29. b) solches am
nechsten vor] = Carol. 29, c) fragen, dann es wer sach, das er dagegen
etwas fürwenden; wo es sich erfunde oder bewiesen wurde, das es bemelten
arckwon ableinet, alsdann soll dieselb entschuldigung vor aller peinlicher
frag zu erfaren fiirgenommen werden] = Carol. 29. d) soll aber.
2*
— 20 —
Erstlich, das dem sager die besagt person in der marter
mit namea nit furgehalten vnd also auf dieselben person
sunderlich nit gefragt vnd gemartert worden sey, Sunder das
er in einer gemeinen frage*), were jm zu seinen mysstatten
geholffen, den besagten von jme selbst bedacht vnd ge-
nant habe.
Zum andern, so gepurt sich, das derselb sager gar
eigentlich gefragt werdt, wie, woe vnd wann jme der besagt
geholffen, vnd was geselschafft er mit jme gehabt habe; vnd
in solchem sol man den sager fragen aller möglicher vnd
notdurfftiger vmbstende, die nach gelegen- [Bl. i5«7heit vnd
gestalt yeder sach aUerbast zu nachvolgender erfyndimg der
warheit dinstlich sein mögen, die alhie nit alle beschriben
werden. Aber ein yeder fleissiger vnd verstendiger selbst wol
bedencken kan.
Zum dritten gepurt sich zu erkunden, ob der sager in
sunder veindtschafft vnd widerwertigkeit mit dem versagten
stee; dann, wo solich veindtschafft öffenlich were oder er-
kundigt Avurde, So were dem sager sollicher* sage wider
seinen veindt nit zu glauben, er zeigt dann desshalb sunst
so glaublich redlich vrsach vnd Wortzeichen^^ an, die man
auch in erkimdigung erfunde, die ein redlich anzeygung
machten.
Zum vierdten, das die besagt person also argkwenig sey,
das man sich der besagten missetat zu ir verseen möge.
Zum funfften, so sol der sager auf der versagung be-
stendig pleiben; yedoch, so haben etlich Beichtveter ein myss-
brauch, das sie die armen in der Beicht vnterweisen, jr sage,
so sie mit der warheit getan haben, am leczten zu wider-
rfiffen: das sol man, sovil gesein kan, bey den peichtvetem
fürkomen. Wann nyemant gezympt, wider einen gemeinen
nucz den vbeltettern ir bossheit bedecken zu helffen, die den
1) 150S Sff. warzeichen, 1508J? worzeichen, 1 508 If Wortzeichen
1507.
1580 a) solche sage] = Carol 31. b) warzeichon.
•) Vgl. Excurs.
— 21 —
vnschuldigen menschen zu nachteil komen mag. Wo aber
der sager sein versagimg am leczten widerröfift, die er doch
vor mit guten erzelten vmbstenden getan het, vnd geacht
mocht werden, Er wölt seinen helffern damit zu gut handeln,
oder das er villeicht des durch seinen Beichtvater, als ob-
gemelt ist, vnterwisen were: Alssdann muss man ansehen
des sagers angezeigte vnd andere erkundigte vmbstendt vnd
darauss ermessen, ob die versagung ein redlich anzeigung
der missetat geben möge oder nit. Ynd in solchem ist Sfin-
derlich auch ein aufsehen zu haben vnd zu erfaren den
guten oder bösen standt vnd lewmat des versagten, vnd was
gemeinschaft oder geselschaft er mit dem [BL 15^] Versager ge-
habt habe etc.^ Vnd so die obgesatzten Sachen nit gehalten vnd
erfunden werden. So ist dieselb versagung allein keingnugsame
redliche anzeigung der versagten missetat, Sunder ein teyl da-
von etc.2. Als vor von solchen teiln, gnugsamer anzeigung hal-
ben, in dem Zwenvnddreissigisten [32.] artickel geschriben stet.
B9 Gemein gnugsam Anzeigung.
Jtem so einer, wie vor von gantzer Weisung gemelt ist,
gnugsam vberwisen würde, das er von jm selbst rumss oder
ander weiss vngenötter ding gesagt hete, das er die geclagten
oder verdachten missetat getan oder söllich missetat vor der
geschieht zu thun gedroht het", vnd es wer ein solche person,
das man sich derselben tat zu ir versehen mag: wurdet auch
fflr ein Eedliche anzeigung der missetat gehalten, vnd ist pein-
lich darauf zu fragen.
Ton anzeygnngen , So sich auf sanderlieh geübt missetat
zihen, ynd ist ein jeder artickel zu redlicher anzeigung derselben
missetat genugsam, ynd darauff peinlich zu fragen.
40 Von Mort, der heymlich geschieht. Genugsam anzeygung.
Jtem So der verdacht oder beclagt des mordss halben vmb
dieselben zeit, als der mort gescheen, verdechtlicher weiss mit
1) 1508;^. fehlt etc.
2) 1508 ;f. fehlt etc.
1580 a) het, vnd die that auch in kurtzer zeit darauff erfolgt
were , vnd es wer] = Caroh 32,
— 22 —
plutigen kleidern oder waffen geseen worden ist, mere ob er*
des ermorten habe genomen, verkaufft, vergeben oder noch bey
jme hette: das ist für ein redliche anzeigung anzunemen vnd
peinlich frag zu geprauchen.**
Wo dise sunderliche anzeigungen der missetat wider ein verdachte
person nit gnugsam erfunden werden mögen, so such weiter davoren
in den artickelen, die zu gemeiner anzeigung allerley misstat gesatzt
sein, am 35. aiückel anfahendt.
41 [BL 16a] Jtem So einer mit dem andern vmb gross gut rechtet,
das dann den merem teil seiner narung, habe vnd vermögenss
antrift, der würdet für einen myssgönner vnd grossen veinhdt
seines widerteils geacht: darumb, So der widerteil heymlich er-
mordt wirdet, jst ein vermuttung wider disen teil, das er sol-
chen mort getan habe; vnd wo sunst die person ires wesens
verdechtlich were oder ander argkwan, wie klein der ist, auch
vor äugen were, das er den mort getan hett: den mag man
gefencklich annemen vnd peinlich fragen.
Von offenlichen todtschlegen , So in slachtung vnter vil
leuten gescheen. Das nyemant getan wil haben, gnugsam an-
zeygung.
42 Jtem Todschleg, So in offen slachtungen gescheen, das
nyemant tetter sein will: ist dan der verdacht bey der slach-
tung auch mit dem entleibten widerwertig gewest. Sein messer
gewonnen vnd vff den entleibten gestochen, gehawen oder mit
ferlichen*' todstreichen geslagen hat: Solchs ist ein redliche an-
zeygung, der geübten tat halb, vnd peinlich zu fragen.^
"Wo dise sunderliche anzeigungen der missetat wider ein verdachte
person nit gnugsam erfunden werden mögen , so such weiter davoren in
den artickelen, die zu gemeiner anzeigung allerley misstat gesatzt sein,
am 35. artickel anfahendt.
1580 a) oder ob erj = CaroL 33. b) gebrauchen , Er kÖndt
dann solchen verdacht mit glaublicher anzeig oder beweysung ableinen:
das soll vor aller peinlicher frag gehört werden] = CaroL 33. c) ge-
ferlichen] = Carol. 34. d) fragen ; Vnd wird solcher verdacht noch
mehr gesterckt, wo sein "Wehr blutig gesehen worden were. "Wo aber
solcher oder dergleichen nicht vorhanden, ob er dann vngefehrlicher weis
bey dem handel gewesen, soll er peinlich nicht gefragt werden] aus
Carol. 34.
— 23 —
13 Von heimlichem kinderhaben vnd todten durch ir mutter
gnugsam anzeigung.
Jtem So man ein dim, die für ein junckfraw get, jn argk-
won hat, das sie heimlich ein kindt gehabt vnd ertödt habe:
sol man sunderlich erkunden, Ob sie mit einem grossen vngewon-
lichem leib gesehen worden sey', mer ob ir der leib kleiner
worden vnd darnach bleich vnd schwach gewest sey: so sölchs
vnd dergleichen erfunden wurdet, wo dann dieselbig dim ein
person ist, Darzu man sich der verdachten tat versehen mag,
sol sie durch verstendig Frawen an heymlichen steten, als zu
weiter «erfarung dinstlich ist, hesichiigt [Bl. IßbJ werden; wirdet
sie dann doselbst auch argkwenig erfunden vnd wil der tat
dannocht nit bekennen, man sol^ sie peynlich fragen.
Wo dise sunderliche anzeigung der Missetat wider ein verdachte
person nit genugsam erfunden werden mögen, so such weiter davom in
den artiokelnn, die zu gemeiner anzeygung allerley missetat gesaczt
sein, am 35. artickeln anfahent.
44 Jtem ob aber das kindlein So kurczlich ertödt worden ist,
das der muter die mylch in den brüsten noch nit vergangen °
sein mag, So ist ein bestendige richtige erfarung derselben myss-
tat, das die meyde vnd dimn, so man des verdenckt vnd Junck-
frawen sein wollen, an iren brüsten gemolcken werden; welicher
dann in den prusten milch gefunden wirt, die muss von nodt
wegen ein kindlein gehabt haben vnd sol peinlich gefragt
werden.
45 Von heimlichen vergeben Genugsam anzeygung.
Jtem so der verdacht bewisen wurdet, das er gifft kaufft
oder sünst damit vmbgangen ist*: das macht ein redliche an-
1680 a) sey] fehlt b) sol man. c) vergangen: Die mag
auch an jren brüsten gemolcken werden; welcher dann in den Brüsten
recht volkommene milch gefunden wirdt, die hat derhalben ein starcke
Vermutung, peinlicher frag wegen, wider sich. Nachdem aber etliche
Leibärtzt sagen, das auss etlichen nattürlichen vrsachen etwan eine, die
kein kind getragen, milch in biüsten haben möge, Darumb, so sich ein
Dirn in disen fällen also entschuldigt, soll desshalb durch die Hebammen
oder sonst weiter erfarung geschehen] = CaroL 36. d) ist, vnd der ver-
dacht mit dem vergifften in vneinigkeit gewest oder aber von seinem todt
vortheils oder nutz wartendt were, oder sonst ein leichtfertig person, zu
der man sich der that versehen möchte : Das macht ein redüche anzeigung
— 24 —
zeigung der missetat, er könt dan mit glaublichem scheyn an-
zeigen, das er sölelie gifft zu andern vnstrefflichen Sachen het
brauchen wollen oder gebraucht het.
"Wo dise sunderliche anzeiguog der Missetat wider ein verdachte
person nit genugsam erfunden werden mögen, so such weiter davorn in
den artickehin, die zu gemeiner anzeygung allerley missetat gesaczt
sein, am 35. artickeln anfahent.
46 Von verdacht der Eauber Gnugsam anzeygung.
Jtem So erfunden wirdet, das yemant der guter, so geraubt
sein, bey ime, oder dieselben verkauft, vergeben oder in ander
gestalt damit verdechtlicher weyss gehandelt*: der hat ein red-
lich anzeygung, Sölchs Eaubs halben, wider sich, dweil er nit
aussfundig macht, das er solche guter vn wissend des vnrechten
herkomens vnd mit einem guten glauben an sich bracht habe.
"Wo dise sunderliche anzeigungen der missetat wider ein verdachte
person nit gnugsam erfunden werden mögen. So such weiter davorn in
den artickelen, die zu gemeiner anzeigung allerlei misstat gesaczt sein,
am 35. artickel anfahent.
47 Jtem so Reisig oder fussknecht pfleglich** bei den wirtten
ligen vnd zeren Und nit sölich redlich dinst, hantyrung oder
gult, die sie haben, anzeigen können, davon sie sölich zenmg
zymlich thun [Bl. 17a] mögen: die sein argkwenig vnd verdecht-
lich zu vil bösen Sachen, vnd allermeyst zu Rauberey, Als sünder-
lich auss dem königlichen vnd des reichs gemeinen Landtfriden*)
zu mercken, darjnnen gesaczt ist, das man solche puben nit leiden.
Sunder annemen, hertiglich fragen vnd vmb ir mysshendel mit
ernst straffen sol."
der missethat, er kond dann mit glaublichem schein anzeigen , das er solche
gifft zu andern vnstr&fflichen Sachen hette brauchen wollen oder gebraucht
hett. Jtem So einer gifft kaufft vnd des vor der Obrigkeit in laugnen
stünde vnd doch des kauffs vberwiesen wurde: macht auch genugsam
vrsachen zu fragen, warzu er solch gifft gebraucht oder brauchen wollen)
= Carol. 37, jedoch mit Ausnahme des Absatzes über die Apotheker^
der in 1580 nicht aufgenommen ist.
1580 a) gehandelt vnd seinen Verkauffer oder Wehrmann nit an-
zeigen wolt: Der hat] = Carol. 38. b) gewonlich] = Carol. 39.
c) mit ernst straffen, Dessgleichen es auch mit den verdächtigen betlem
vnd Landfarern gehalten werden soll] = Carol. 39.
•) Vgl. Exeurs.
— 25 —
48 Von gnugsam verdacht derjhenen, So Eaubern oder D^ben
helffen etc.
Jtem So einer von gera-wbtem oder gestolem gut pewt oder
teil nymbt, oder so einer die tetter wissentlich vnd geferlicher
weiss eczet oder trencket, auch die tetter oder obgemelt vn-
recht gute gar oder zum teil wissentlich annymbt, heymlich
verpirgt, beherberigt, verkaufft oder vertreibt, oder so yemant
den tettern sunst in ander dergleichen wege ge verlieh furde-
ning, rate oder beystandt tut oder in iren tatten vnzymlich ge-
meinschafft mit jne hat: ist auch ein anzeigung, peynlich zu
fragen.
Wo diso sundeiliche anzeigung der Missetat wider ein verdachte
person nit genugsam erfunden werden mögen, so such weiter davorn
in den artickelnn, die zu gemeiner anzeygung allerley missetat gesaczt
sein, am 35. artickeln anfahent.
4^ Jtem So einer gefangen heymlich heldet, die jme entlauffen
vnd anzeigen, wo sie gelegen sein, Mere so ein verdechtlicher,
dem man in der sach nit Sunder guts vertrawt, aber parteylich
vnd auf der tetter selten auss guten vrsachen heldet, vertrege
vmb schaczung macht vnd die schaczung einnympt oder Burg
dafür wirdet: diso diüg alle in beden obgemelten artickeln Sempt-
lich vnd sunderlich sein warzeichen , die ein redliche anzeigung,
der mysstettigen hilff halben, machen, vnd peinlich zu fragen.
[Bl. 17h]
50 Von heymlichen prandt gnugsam anzeigung.
Jtem So einer eines heymlichen prants verdacht oder ver-
clagt wirdet, woe dann derselbig sunst ein argckweniger geseU
ist vnd man sich erkunden mag, das er kürczlich vor dem prant
heiiger oder verporglicher weiss mit vngewönlichen, verdecht-
lichen, geverlichen fewerwercken, damit man heymlich zu prennen
pfligt, vmbgangen ist: das gibt ein redlich anzeigung der misse-
tat, Er könt dan mit guten, glawblichen vrsachen anzeigen,
das er mit pulver oder sweffel vmbgangen were vnd das zu vn-
strefflichen Sachen het brauchen wollen.
"Wo dise sunderliche anzeigung der Missetat wider ein verdachte
person nit genugsam erfunden werden mögen, so such weiter davorn in
— 26 —
den artickelnn, die zu gemeiner anzeygong allerley missetat gesaczt
sein, im 35. artickeln anfahent.
öl Von verretterey gnugsam anzeygung.
Jtem So der verdacht heliger, vngewonlicher vnd gever-
licher weyss bey den Tettem geseen worden Tnd sich stellet,
als sey er vor den veinhden vnsicher': ist ein anzeigung zu
peynlicher frage.
Wo dise sunderliche anzeignogen der missetat wider ein verdachte
person nit gnugsam erfunden werden mögen, So such weiter davorn in
den artickelen, die zu gemeiner anzeigung allerlei misstat gesaczt sein,
am 35. artickel anfahent.
ö2 Von gnugsamen verdacht der diberey.
Jtem So der diepstal bey dem verdachten gefunden oder
erfaren wirdet, das er den gar oder zum teü gehabt, verkaufft,
vergeben oder an worden habe: So hat derselbig ein redliche
anczeiguug der missetat wider sich, dweü er nit aussfuret, das
er solche guter vngeverlicher, vnstrefiflicher weiss mit einem
guten glawben an sich bracht habe.
Wo dise sunderliche anzeigungen der missetat wider ein verdachte
person nit gnugsam erfunden werden mögen, so such weiter davoren in
den artickelnn, die zu gemeiner anzeigung allerley misstat gesatzt sein,
am 35. artickel anfahendt.
63 Jtem So der dipstal mit sundern sperr- oder brechzeügen^
gescheen were. So dann der verdacht am selben ende gewest
vnd mit solchen geferlichen sperr- oder brechzeügen vmbgangen,
damit der dipstal gescheen, vnd der verdacht ein solche person
ist, darzu man sich der mysstat verseen mag: ist peinlich frag
zu gepraüchen. [BLIS^]
64 Jtem So ein grosser mercklicher dipstal geschieht vnd
yemant des verdacht wurdet, Der nach der tat mit seinem auss-
geben reyhlicher^ gefunden wirdet, dan sünst, ausserhalb des
dipstals, sein vermögen sein mochte, Ynd der verdacht nit ander
1) 160S MB brechgezeugen, 1508 «S/f. = 1507 brechzeügen.
1580 a) vnsiclier, vnd ist ein person , darzu man sich solches ver-
sehen mag : ist ein anzeigung zu peinlicher frage] = Carol. 42 in fine.
b) reichlicher] = Carol. 4S.
— 27 —
gut vrsachen anzeigen kan, wo Jme das angezeygt arck wenig
gut herkomet, Jst es dan ein solche person, zu der man sich
der missetat verseen mage: So ist redlich anzeigung der misse-
tat wider sie verhandenn.'
>5 Von Zauberey gnugsame Anzeigung.
Jtem So yemant sich erpeüt, andre menschen Zauberey
zu lernen, oder yemant zu bezaubern drohet**, Auch sunderliche
gemeinschafft vnd geselschafft mit zauberen oder zauberin hat,
oder mit solchen verdechtlichen dingen, geperden, werten vnd
weysen vmbgeth, die zauberey vff Jne tragen: das gibt ein red-
lich anzeygung der zauberey.
Wo dise sunderliche anzeigung der Missetat wider ein verdachte
person nit genugsam erfunden werden mögen, so such weiter davorn in
den artickehm, die zu gemeiner anzeygung allerley missetat sein gesaczt,
am 35. artickell anfahent. [Bl. 18^ : HoUschnitt Nr. 9.]
j6 [Bl. 19a] Yon peynlicher Frage.
Jtem So der argkwan vnd verdacht einer geclagten vnd
vemeynten mysshandlung, als vor stet, für bewisen angenomen
oder bewisen erkant wirdet. So sol dem ancleger auf sein be-
gern alssdann ein tag zu peynlicher frag ernant werden.
bl Jtem So man dann den gefangen peynlich fragen wil, sol
derselbig zuvor in gegen Wertigkeit des Richters, zweyer des
gerichts vnd des gerichtschreibers vleissiglich zu rede gehalten
werden mit wortten, die nach gelegenheit der person vnd Sachen
zu weiter erfarung der vbeltat oder argkwenikeit allerbast dinen
mögen, auch mit bedrohung der marter bespracht werden, ob
er der beschuldigten missetat bekentlich sey oder nit*": vnd was
der alssdan bekent oder verneynt, sol aufgeschriben ^ werden.
1) IbOSMBS 1510 /f. angeschriben.
1580 a) vorhanden] = Garol. 43. b) drohet vnd dem betroheten
bald darauff dergleichen beschicht, auch sonderliche gemeinschafft vnd
gesellschafft mit Zauberern oder Zauberin hat, oder mit solchen ver-
dächtlichen dingen, geberden, wortten vnnd weisen vmbgeht, die zau-
berey vff sich tragen , vnd dieselbig person desselben sonst auch ber&ch-
tigt: Das gibt ein redUch anzeigung der zauberey vnd gnugsam vrsach
zu peinUcher frage] = Garol. 44. c) nit, was jhme, solcher missethat
halber, bewust sey: vnd] = Garol. 46.
— 28 —
58 Aussfurung der vnschuld zu ermanen.*
Jtem So in dem yczgemeltem falle der beclagt die ange-
zogen vbeltat verneinet, So sol jme alssdann furgehalten werden,
ob er anzeigen möge, das er der aufgelegten missetat vnschuldig
sey; vnd man sol den gefangen sunderlich erindern, ob er möge
weisen vnd anzeigen, das er vfp die zeitt, als die angezogen
missetat gescbeen, bey le&ten, auch an enden oder orten ge-
west sey, dardurch verstanden werden mocht, das er der ver-
dachten missetat nit getan haben könte; Ynd solche erinderung
ist darvmb not, das mancher auss aynfalt oder schrecken nit
furzuslahen weiss, ob er gleich vnschuldig ist, wie er sich
des aussfurn sol. Vnd so der gefangen berurter massen oder
mit andern dinstlichen vrsachen sein vnschuld [BL19b] anzeigt,
solicher anzeigten entschuldigung sollen sich alsdann vnser ampt-
leüt oder richter auf des verclagten oder seiner freuntschafft
costen vfp das furderlichst erkundigen, oder aber vff Zulassung
vnsers richters die zeugen. So der gefangen oder sein freunde
desshalben stellen weiten, wie sich gepiui: vnd hernach von
weysung an dem^ viervndsibenzigisten [74.] artickel, anfahent:
[Jtem wo der beclagt nichts bekennen etcj^ gesaczt ist, vfP ir
begere verhört werden: solche obgemelte kuntschafPtstellung auch
dem gefangen oder seinen freunden vff ir begem on gute recht-
messig vrsach nit abgeslagen oder aberkant werden sol.°
59 Jtem So in der iczgemelten erfarung des bedagten vn-
schuld nit funden wurde, so sol er alssdann vff vorgemelte be-
weisung redlichs argkwans oder Verdachts peinlich gefragt wer-
den in gegen Wertigkeit des richters, zweyer des gerichts vnd
des gerichtsschreibers ; vnd was sich in der vrgicht vnd aller
erkundigung findet, sol eigentlich aufgeschriben, dem ancleger,
sovil jne betrifft, eroffent vud vff sein begere abschrifft gegeben
1580 a) AussfdruDg der vnschuld, vor der peinlichen frag zu er-
manen. b) an dem hundersten vnd sechssundsibentzigsten [176.] ar-
tickel , anfahent. c) "Wo aber wegen des verklagten solcher obgedachter
vncosten, armut halber, nit antriebt werden köndt, damit dann nichts
destominder das vbel gestrafft oder der vnschuldig wider Recht nit vber-
eylt werde, so soll die Obrigkeyt oder das Gericht den costen darlegen
vnd der Richter im Rechten fürfaren.] Hübsch extrahirt aus CaroL 47,
— 29 —
vnd geverlich nit verzogen oder verhalten werden. Was aber
ein redliche anzeigung einer mysstat vnd zu peinlicher frag
gnugsam ist, such hievorn jm sechssvndzweinzigisten [26.] ar-
tickel, anfahent: [Jtem in diser halssgerichtsordnung etc.]
Wie diejhenen, So auf peinlich frage einer missetat Be-
kennen', vmb vnterricht weiter sollen gefragt werden, Ynd
Erstlich vom mordt.
Jtem So der gefragt der angezogen mysstat durch die
marter, als vor stet, bekentlich ist, vnd sein bekentnus auf-
geschriben wirdet, So sollen jne die verhörer, seiner bekentnus
halben, gar [Bl. 20a] vnt^rscheydlich, ^vie zum teyl hernach be-
ruert wurdet, vnd dergleichen, So zu erfarung der warheit
dinstlich sein mage, vleissig fragen; vnd nemlich: bekent er
eins morts oder todslags, man sol jne fragen, auss was vrsachen
er die tat getan, vff welchen tag vnd stund, auch an welchem
ende er solich tat getan habe, wer jme darczu geholffen, auch
wo er den todten hin vergraben oder geton habe, mit was
wafFen der mort gescheen sey, wie vnd was er dem todten für
schleg oder wunden geben vnd gehawen habe, was der ermordt
bey jme gehabt habe von gelt oder andern**, vnd was er jme
genomen habe, wo er auch soliche name hingethan, verkaufft^,
vergeben oder verporgen habe; vnd solche frag ziehen sich
auch in vil stucken wol auff rauber vnd diebe.
So der gefragt Yerretterey bekent.
Jtem bekent der gefragt Yerretterey: man soll*' jne fragen,
were jne darzu be^stelt, vnd was er danimb empfangen habe;
auch wo 2, wie vnd wenn sollichs gescheen sey.**
Auff bekentnuss von vergifftung.
Jtem bekent der gefragt, das er yemant hab vergifFt oder
vergifften wollen: man® soll jne auch fragen aller vrsach vnd
1) 1508 21/5/5 1510 /f. oder verkaufft.
2) 1508^5/51510!^. wo vnd wie vnd wenn.
1580 a) bekennen, nachvolgents ausserhalb marter vmb vnter-
richt weitter sollen gefragt werden . .] = Carol. 1533 Ä art. 48. b) an-
derm] = Carol, 48, c) sol man jn. d) sey, vnd was jn darzu ver-
nrsacht habe] = Carol. 49. e) soll man jhn.
— 30 —
vmbstende, als obstet; vnd des mere, was^ jne darzu bewegt,
auch womit vnd wie er die vergifFtung gebraucht oder zu ge-
brauchen ^ vorgehabt, vnd wo er solche gifft genomen* habe.
63 So der gefragt eins Brands bekent.
Jtem bekent der gefragt eines Brands: man soll** jn sun-
derlich [Bl. 20 b] der vrsach, zeyt vnd geselschafft halb, als
obstet, fragen; vnd des mere, mit was fewers*' er den prant
getan, von wem, wie oder wo er sollich fewer oder den zewgk
darzu zuwegen bracht habe.
64 So der gefragt Zauberey bekent.
Jtem bekent yemant zauberey: man sol^ auch nach der
vrsach vnd vmbstenden, als obstet, fragen; vnd des mere, wo-
mit vnd wie die zauberey gescheen sey, mit was werten oder
wercken, vnd ob sie der bezauberten person wider helffen möge.
So dann die gefragt person anzeygt, das sie etwas eingraben
oder behalten het, das zu solcher zauberey dinstlich sein solt,
man" sol darnach suchen, ob man sölchs finden möge. Wer
aber söUichs mit andern dingen durch wort oder werck getan:
man sol*^ dieselben auch ermessen, ob sie zauberey auff jn er-
tragen mögen.*^
65 Von gemeynen vnbenanten fragstucken auff bekentnuss,
die auss marter geschieht.
Jtem auss den obgemelten kurtzen vnderrichtungen mag
ein yeder verstendiger wol mercken, was nach gelegenheyt
yeder Sachen auff die bekenten missetat des gefragten weyter
vnd mere zu fragen sey, das zu erfarung der warheyt dinstlich
1) 1510 fehlt was . . . gebraucht oder; daraus flofs nach Qiäer-
bock S. 69 der Text des Wormser Entwurfes: obstet, auch ob er des
mer zu gebrauchen vorgehabt.
2) 15085 oder gebrachen.
1580 a) genomen, auch wer jm darzu geholffen oder gerhaten
habe] = Carol. 50. b) soll man jn. c) feuerwerck] = GaroL 51,
d) soll man. e) so soll man. f) soll man. g) Er soll auch ge-
fragt werden, von wem er solch zauberey gelernt, vnd wie er daran
kommen sey, ob er auch solche zauberey gegen mehr personen gebraucht,
vnd gegen wem, was Schadens auch damit geschehen sey] at^ CbroZ. 52.
— 31 —
sein möge; das alles zu langk zu schreyben were, aber ein
yeder verstendiger auss dem obgemelten anzeygen wol versteen
kan, wie er solliehe beyfrage in andern feilen thun soll, damit
solche warzeychen vnd vmbstende von demjhenen, der ein
mysstat bekent hat, bracht werden, die kein vnschuldiger wis-
sen oder sagen kan; vnd wie der gefragt die furgehalten vnder-
schiedterzelt, soll auch aygentlich auffgeschriben werden. [Bl. 21a]
Von nachfrage vnd erkundung der bekenten bösen vmb-
stende.
Jtem so obgemelte fragstuck auff bekentnuss, die auss marter
geschieht, gebraucht werden, So sollen alssdann vnser ampt-
lewt vnd Eichter an die endt schicken vnd nach den vmb-
stenden, so der gefragt, der bekanten missetat halben, erzelt hat,
Sovil zu gewissheyt^ der warheyt dienstlich sein mögen, mit
allem vleyss fragen lassen, ob die bekentnuss, der berürten vmb-
stend halben, wäre sein oder nit; Dann so einer anzeygt die mass
vnd form der missetat, als vor zum teyl gemelt ist, vnd sich
dieselben vmbstendt also erfinden. So ist darauss wol zu ver-
mercken^, das der gefragt die bekanten missetat getan hat,
Sunderlich so er solche vmbgtendt sagt, die sich in der ge-
schieht begeben haben, die kein vnschuldiger wissen möcht.
Wo die bekanten vmbstendt der missetat in erkundigung
nit wäre erfunden wurden.
Jtem erfindt sich aber in obgemelter erkundigung, das die
bekanten vmbstendt nit war weren, solche vn warheyt sol man
alssdann dem gefangen furhalten, jne mit ernstlichen werten
darumb straffen. Auch jne alssdann weyter mit peynlicher frag
angreyffen, damit er äie oberzelten vmbstendt recht vnd mit
der warheyt anzeyge; dann ye zu zeytten die schuldigen die
vmbstende der missetat vnwarlich anzeygen vnd vermeynen, sie
wollen sich damit vnschuldig machen. So die in erkundigung
nit wäre erfunden werden. [Bl. 2P]
1) IbOSMff. gewissenheit.
2) IbOa MS ff, ze mercken, 15085 zu meroken.
— 32 —
^ Keinem gefangen all vmbstende der missetat vorzusagen,
sunder jne die gantz von jm selbs sagen lassen.
Jn den fördern Artickeln ist clerlieh gesalzt, wie man
einen, der einer missetat, die zwey'ffellich ist, auss marter oder
betrohung der marter bekent, nach allen vmbstenden dereelben
missetat fragen Mid darauff erkundigung thun vnd also auff den
grundt der warheyt komen etc;; Söllichs würdet aber domit ver-
derbt, wann den gefangen im annemen oder fragen alle vmb-
stendt der missetat vorgesagt vnd darauff gefragt werden. Da-
rumb wollen wir, das vnser amptlewt söllichs verkomen^, das
es nit geschee. Sunder den verclagten nit änderst vor oder in
der frag furgehalten werdt, dann nach der weyss, als clerlieh
in den vorgeenden artickeln geschriben stet.
69 Jtem der gefangen sol auch zum minsten des andern tags
nach der marter vnd seyner bekentnuss oder 2 vber mer tag nach
gutbeduncken des richters in die putelstuben für den panrichter
vnd zwen des gerichts gefüi-t vnd jme sein bekentnuss durch
den gerichtsschreyber vorgelesen vnd alssdann anderweyt da-
rauff gefragt, ob sein bekentnuss war sey, vnd, was er darzu
sagt, auch auffgeschriben werden.
70 So der gefangen vorbekanter missetat wider laugnet.
Jtem wo der gefangen der vorbekanten missetat laugnet,
vnd doch der argkwon, als vor stet, vor äugen were, So sol
man jn wider in gefencknuss fürn vnd weyter mit peinlicher
frage gegen jme handeln vnd doch mit erfarung der vmbstendt,
als vor stet, in alweg vleyssig sein, nach dem der grundt peyn-
licher frag darauff stet.* [Bl. 22a J
1) 1508 -¥ herkommen, 1508-B5 1510/f. verkommen.
2) oder fehlt in einigen Druckest von 1507, in lbQ8 MBS 1510 ff.,
im Texte ergänzt aus 1507 Berlin j wo es über die Zeile nachträglich
übergedruckt ist; Carol. 56 oder meher tag.
1580 a) steht, Es wer dann, das der Gefangen solche vrsachen
seines laugnens fürwendet, dadurch der Richter bewegt wurde zu glau-
ben, das der Gefangen solch bekantnus sauss jrsal gethon: alssdann mag
der Richter denselben Gefangenen zu aussfürung vnnd beweysung solchs
jrsals zulassen] = CaroL 57,
— 33 —
71 Von der mass peynlicher frag.
Jtem die peynlicli frag sol nach gelegenheyt des argkwons
vnd der person vil, offt oder weniger, hart oder linder*, fur-
genomen werden, vnd sol die sag des gefragten nit angenomen
oder auffgeschriben werden, so er in der marter ist, sunder sol
sein sage thun, so er von der marter gelassen ist.
12 So der arm, den man fragen will, geferlich wunden het.
Jtem ob der beclagt geferlich wunden oder ander scheden
an seinem leyb hette, so solt die peynlich frage dermassen gegen
jme furgenomen werden , damit er an solchem verwundten** oder
scheden am minsten verletzt wurde.
'2a Ein beschluss, wann der bekentnuss, so auff peynlich frag
geschiet, entlich zu glauben ist.
Jtem So auff erfundene redliche anzeygung, einer misstat
halb , peynliche frage furgenomen , auch auff bekentnuss des ge-
fragten, wie in den vorgeenden artickeln alles clerlich davon
gesatzt ist, vleyssige mögliche erkundigung vnd nachfrag ge-
schiet vnd in derselben, bekenter tat halb, solche warheyt er-
funden wirt, die kein vnschuldiger also sagen vnd wissen möchte*':
Alssdann ist derselben bekentnuss vnzweyffenlicher bestendigen
weyss zu glauben vnd nach gestalt der Sachen entliche peyn-
liche straff darauff zu vrteyln, wie hernach bey dem hundert
vnd funffvndzweinzigisten [125.] artickel, anfahende: [Jie7)i so
yemant den gemeyn geschriben rechten nach etcj, von peinlichen
straffen funden wirt. [Bl.22b]
'3 So der gefangen auff redlichen verdacht mit peynlicher
frag angriffen vnd nit vngerecht vberwunden wirt.
Jtem so der beclagt auff einen solchen argkwon vnd ver-
dacht, der zu peynlicher frag, als vor stet, genugsam erfunden,
peynlich einbracht, mit marter gefragt, vnd doch durch eygne
bekantnuss oder beweysung der beclagten missetat nit vber-
1580 a) Under, nach ermessung. eines vemänfftigen Richters fur-
genomen werden,] = CaroL 58. b) verwunden] = Carol. 59, c) möchte
oder köndte.
Bambeigensis. 3
— 34 —
"wnnden wirt : So haben doch Richter vnd ancleger mit gemelter
ördenlichen vnd in recht zulessigen peynlichen firage kein straff
verwürckt, dann die bösen erfunden anzeygung haben der ge-
schehen frage entschuldigte vrsach gegeben; wann man sol sich
nach sag der recht nit allein vor verbringung der vbeltat, Sunder
auch vor aller gesteltnuss* des vbels, so bösen leumimdt oder
anzeygung der missetat machen mögen, hüten, vnd wer das nit
thete, der würde desshalb gemelter seyner beschwerdt selbs
vrsacher sein. Doch was sich für zimliche gerichtskost dem
nachrichter vnd andern dienern des gerichts nach laut diser
vnser Ordnung zu geben gebürt, sol in disem fall durch die
ancleger dannest** auch bezalt werden; wo aber solche peyn-
liche frag diser vnser rechtmessigen Ordnung widerwertig ge-
braucht würde, so weren die vrsacher^* derselben vnbillichen
peinlichen frage streflich, Ynd sölten darumb nach gestalt vnd
geverlicheyt der vberfarung, alles nach erkantnuss vnser Hoff-
rete, straff vnd abtrag leyden. [Bl.23a: Holzschnitt Nr.lOJ.
74 [Bl. 23b] Von weysung* der missetat.
Jtem wo der beclagt nichts bekennen vnd der anclager
die geclagten misshandlung weysen* wölt, damit sol er, als
recht ist, zugelassen werden.
76 Von vnbekanten Zeugen.
Jtem vnbekant zeugen soUen nit zugelassen werden. Es
würde dann durch den, so die zeugen stellet, statlich fupbracht,
das sie redlich vnd vnverleymat weren.
76 Von belonten Zeugen.
Jtem belonet zeugen sein auch verworfFen vnd nit zulessig.'
Wie die Zeugen sein sollen.
76a Jtem die zeugen sollen vnverleumat lewt vnd nit vnter
zweinzig jam alt, auch nit weybsbildt, sein; Doch mag man in
1) Drucke: vraachen, Text aus 1580 und Carol. Gl.
1850 a) gestalt des vbels. b) dannocht. c) vrsacher] =
Carol. 61. d) beweisung] = Carol. 62. e) beweysen] == Carol. 62,
i) zulessig, sondern peinlich zu straffen] = Carol. 64.
— 35 —
etlichen feilen junger person, dann obgemelt ist, auch weybs-
bilder für zeugen zulassen vnd jr sage in jrem werdt ver-
mercken.i Dann wo sunst zeugen mangelt vnd solch vnvol-
komen zeugen bey einer sach gewest weren, von einem waren
wissen sagen möchten vnd vnverdechtlich person weren, So
möcht ir sage zu erfullung anderer vnvolkomner weysung oder
vermuttung dienstlich sein, das alles durch die verstendigen,
den gemeynen Keyserlichen rechten nach , ermessen vnd geurteylt
werden sol.^
Wie Zeugen sagen sollen.
Jtem* der zeugen sage, die allein von frembden hören
sagen, sollen nit für gnugsam geacht werden. [Bl.24<^]
Von gnugsamen Zeugen.
Jtem^ so ein missetat mit zweyen oder dreyen glaubhafften
guten zeugen, die von einem waren wissen sagen, bewisen wirdet,
darauff sol, nach gestalt der Verhandlung, die peynlich straff ge-
urteylt werden.
Von falschen Zeugen.
Jtem wo zeugen erfunden vnd vberwunden werden, die
durch falsche bosshafftige zewgschafft yemant zu peynlicher straff
vnschuldiglichen bringen wollen, die haben die straff verwurckt,
in welche sie den vnschuldigen , als obstet, haben bezeugen
wollen.
So der beclagt nach beweysung nit bekennen weite.
Jtem so der beclagt nach gnugsamer beweysung noch nit
bekennen wölte, Sol er alssdann vor der verurteylung mit peyn-
licher frage weyter angezogen werden, mit anzeygung, das er
1) IbOSMBSif. zu mercken.
2) lb08MBSff. fehlt soll.
1580 a) Jtem Die Zeugen sollen sagen von jhrem selbs eigenen
waren wissen mit anzeigung jres wissens grundlicher vrsach. So sie
aber von frembden hören sagen wurden, dass sol nit gnugsam geacht
werden] = Garol. 65 ganx. b) Jtem So ein missethat mit zweyen
oder dreyen glaubhafften guten genügsamen Zeugen, so vnverleumbdt
vnd sonst mit keiner rechtmessigen vrsach zu verweiffen sein und die . .]
tüte 1507 oben; aus Carol. 66. 67 xusammen.
3*
— 36 —
der missetat vberwisen sey, ob man dadurch sein bekentnuss
dester ee auch erlangen möcht; ob er aber nicht bekennen wölt,
des er doch, als obstet, gnugsam bewisen' were. So solt er
nichts dester weniger der beweysten^ missetat nach verurteylt
werden.
^^ Von Stellung vnd verhorung der Zeugen.
Jtem nach dem aber not ist, das die zeugschafft, darauif
yemant zu peynlicher straif endtlich sol verurteylt werden, gar
lauter vnd rechtvertig sey, in solche verhörung sich der gemein
man, so vnser [Bl 24^] halssgericht besitzt, nit wol ordenlich
schicken kan, hirumb damit ^ jm selbigen fall, vnwissenheyt halb,
der verhör dester weniger verkürtzung geschee. So wollen wir:
wo eines beclagten missetat verporgen were vnd er derselbigen
auff frage, als vor stet, nit bekentlich sein wölt vnd doch der
ancleger die geclagten vermeynten m issetat beweysen wölte,
So sol er seinen artickel, den er weysen will, ordenlich auff-
zeychen lassen vnd vnserm panrichter in schrifPten vberantwort-
ten, mit meldung, wie die zeugen heyssen vnd wo sie wonen;
solchen weysungartickel sol fürter vnser amptman, Castner oder
Panrichter auff des clegers kosten vnsem weltlichen Eeten zu-
schicken vnd dobey gelegenheyt vnd gestalt der Sachen, sovil
sie der bericht haben empfahen mögen, schreyben.
82 Wie die Eete der kimtschafft halben sollen ersucht werden.
Jtem so sol dann derjhenig, der kuntschafft füren wil,
durch sich oder seynen anwalt vnser Eete ansuchen, einen oder
mer kuntschafftverhörer zu verordnen, Auch, ob es not thut,.
Compulsorial- oder Compassbrieff zu geben, bieten 2", dardurch
die zeugen zu der sage bracht werden mögen, des auch der
kuntschafftfürer alles durch vnsem amptman oder Eichter cler-
lich vnderricht werden sol, damit er sich darnach wiss zu
halten.
1) damit] fehlt lb08MBSff.
2) lb08MBSff. bitten.
1580 a) vberwiesen. b) der vberwieseoen missethat nach, ohn einich
ferner peinliche frage, verurtheilt werden] aus CaroL 69. c) bitten,.
vgl. Excurs.
— 37 —
S3 Von kuntschaftverhorern, so die rete geben mögen.
Jtem Alssdann mögen vnser Eete vnserm landtschreyber*
vnd etlichen vrteylern daselbst bevelhen, die kundtschafft orden-
licher weyss mit gebürlicher ^ ** erkundigung, nach gestalt der
Sachen, [BL25<^J zu verhören * oder aber, nach gestalt vnd ge-
legenheyt der Sachen, ander verstendig Conmissari darzu ver-
orden. Zu dem sollen vnser Rete sunst, sovil an jne ist,
auch allen vleyss thun, damit kuntschafft vnd weysung, dem
rechten gemess, gehört werde.*"
^ Von Öffnung der kuntschafft.
Jtem so die kuntschafft verhört ist, sol der verhörer sol-
cher kuntschafft den teylen zu Öffnung derselben tag setzen vnd
zimlich mundtlich einrede zu der zeugen person vnd sag thun
lassen.
85 Von antworttung verhörter kuntschafft.
Jtem was obgemeltermassen für die kuntschafftverhörer
bracht wurdt, soll alles eygentlich auffgeschriben vnd darnach
vnsem weltlichen Hoffreten vberantwort werden, bey den die
teyl, so der zu gemessen verhoffen, solch kuntschafft vnd hand-
lung holen vnd fftrter vnserm panrichter, vmb weytter recht-
licher handlung wiUen, antwortten sollen; vnd mögen vnser
weltlich Rete, wo sie das not bedunckt, zu notturfft vnd fur-
derung des rechten, jren ratslagk, was mit der gestelten kunt-
schafft rechtlich bewyesen^*^ vnd darauff zu erkennen sey, ver-
slossen mitschicken.
1) 1507 ff, mit gebdrlicher Verkündigung den verwanten der Sachen
zu verhöre] verderbte Stelle; wir conjieieren: mit gebdrlicher erkundi-
gung, nach gestalt der Sachen, zu verhören. Av^h Proj.l xeigt noch
die alte Verderbtheit, die jedenfalls auf einem Lesefehler aus dem
Original beruht.
2) W07, 1508 MB SlblO ff. beweysen.
a) Brdb. vnserm Landt- oder HofiPgerichtsschreyber. b) 1580
hat hier ebenfalls nichts gebessert. Brdb. zu verhören. c) gehört
werde; Vnd sonderlich soll man eigentlich auffmercken, ob der Zeug in
seiner sag wanckelmdtig vnd vnbestendig, solche vmbstende, vnnd wie
der Zeug in eusserhchen geberden vermerckt, zu dem handel auffschrei-
ben] aus Carol. 71, d) bewyesen] so im Text.
— 38 —
86 ' Von kuntschafft des beclagten zu einer* entschuldigung.
Jtem So ein beclagter kundtschafift vnd weysung füren
wölt, Die jne von seyner verclagten missethat entschuldigen
solt, So dann vnnser Rete solliclie erpottene weysung für dienst-
lich achten, So soU es mit verfünmg derselben auch vorgemelter-
[BL 2ob] massen, vnd darzu, wie von solcher aussfurung der
vnschuldt hernach in dem hunderten vnd sechssvndsibenzigisten
[176.] Artickel vnd in etlichen artickeln darnach clerlicher mer
vnd weyters funden wirdt, gehalten werden.
87 Von weysung redlichs argkwans vnd Verdachts.
Jtem aber einen redlichen argkwan vnd verdacht zu peyn-
licher frag furzubringen oder zu beweysen, So soll es erstlich
gehalten werden, wie vor in dem Neunzehenden [19.] artickel
davon gesagt ist, Es were dann in sundern grossen, jrrigen
vnd zweyffenlichen Sachen, So dann dieselbigen, jnmassen wie
vor davon gemelt, an vnser rete gelangten vnd sie für not an-
sehen , das zu weyter anzeygung oder beweysung redlichs argk-
wons vnd Verdachts der geclagten missethat gehandelt soll
werden, wie oben von gantzer weysung in der haubtsach ge-
schriben stet: so mögen sie solchs zu thun auch verfuegen, das
doch gentzlich zu jrem willen steen sol.
88 Von Verlegung der Zeugen.**
Jtem wer in peynlichen Sachen kuntschafft fuert, der soll
einem yglichen zeugen für seinen Costen einen yeden tag,
dweyl er in solcher zeugschafft ist, dreyssig pfenning geben.
89 Kein zeugen für recht zu vergleyten.
Jtem es sol kein parthey noch zeug für den Richter oder
Conmisari für recht vergleyt werden, aber für gewalt mögen
1580 a) seiner. b) Von zehrung vnd Verlegung der Zeugen.
Jtem TVer in peinlichen Sachen kundschafft fÄrt, der soll einem
jeglichen Zeugen einen jeden tag, dieweyl er in solcher zeugschafft ist,
zimliche zehrung, nach gelegenheit der person oder nach erkantnuss der
Kundschafft verhörer, ausszurichten vnd zu bezalen schuldig sein.] Fafst
Carol. 75 besser und schärfer.
— 39 —
die partheyen vnd zeugen für gericlit vergleyt werden. [Bl. 26a:
Holxschnitt Nr. 11],
90 [Bl. 26b] Das recht furderlicli ergeen zu lassen.
Jtem vncosten zu vermeyden, Seczen vnd orden wir, das
in allen peinliehen Sachen dem rechten schleüniglichen nach-
gegangen, verholffen vnd geverlich nit verzogen werdt.
91 Von benennung endthafts reohttags.
Jtem So der cleger vff des beclagten eigen bekennen oder
einbrachten kuntschafft vmb einen endthafften rechttag bit, der
sol jme furderlich ernent werden; wo aber der ancleger vmb
den endthafften' rechttag ^ nit biten wolt. So solt derselbig endt-
hafft** rechttag auf des beclagten bit auch ernant werden.
92 Dem beclagten den Rechttag zu verkünden.
Jtem den, so man auf bit des Anclegers peynlich recht-
vertigen^ wil, sol das drey tag zuvor angesagt werden, damit
er zu rechter zeit peichten vnd das heilig Sacrament empfahen
möge; man sol auch nach söllicher peicht pfleglich solche per-
son zu dem verclagten in die gefencknuss'^ verorden, die jn zu
guten seligen dingen vermanen, vnd jme jm aussfüren oder
sünst nicht zuvil zu trincken geben, dardurch sein vernufft
gemyndert werde.
93 Verkundung zum gericht.
Jtem zum gericht sol verkündigt werden, wie mit guter
gewonheit herkomen ist. [Bl. 27a]
94 Vnterredung der Yrteyler vor dem rechttag.
Jtem es sollen auch Richter vnd Yrteyler vor dem recht-
tag alles einbringen hören lesen, das alles, wie hernach in dem
Zweyhundert vnd achten [208.] artickel angezeygt wirdet, ör-
denlich beschriben sein vnd für Richter vnd Urteyler bracht
werden sol, darauff sich Richter vnd Urteyler mit einander
1) 1507 rechtag, rechvertigen] Druckfehler.
2) 1507 gefenokunss] Drtickfehler.
l&SO a) endtlichen. b) endtlich.
— 40 —
vnterreden vnd beschliessen, was sie zu recht sprechen wollen;
Ynd wo sie zweyffellich sein, sollen sie weyter Bats pflegen
bey vnsem Reten Ynd alssdann die beslossen Trteyl zu dem
andern gerichtssbandel auch auffschreyben lassen, nach der form
wie hernach in dem Zweyhunderten vnd sibenzehenden [217.]
artickel von gemeyner form aller vrteyl anzeygung^ funden
wirt, domit solche vrteyl nachmals auff dem endtlichen recht-
tag, wie hernach von Öffnung solcher vrteyl geschriben stet,
vnseumlich also mögen geöfFent werden. [El, 27^: Holxschmit
Nr. 12]
05 [Bl. 28<^] Von besitzung vnd beleutung des entlichen ge-
richts.
Jtem am gerichtsstag, so die gewönlich tagsszeyt erscheynt,
sol man das peinlich gericht mit der gewönlichen glocken be-
leuten, vnd sollen sich Richter vnd vrteyler an die gerichts-
stat fügen, da man das gericht nach guter gewonhejrt pfligt zu
sitzen, vnd sol der Richter die vrteyler heyssen nidersitzen vnd
er auch sitzen, seinen stabe in den henden haben vnd ersam-
lich sitzend pleyben biss zu ende der Sachen.
^ Dise Reformacion entgegen zu haben, auch den partheyen
jr notdurfTt darinnen nit zu pergen.**
Jtem in allen peynlichen gerichtlichen hendeln sollen vnser
Richter vnd Schöpffen dise vnser Reformacion gegenwertig haben
vnd darnach handeln, auch den partheyen, sovil jne zu jren Sachen
not ist, auff jr begem diser vnser Ordnung vnterrichtigung^**
geben, sich darnach wissen zu halten*', vnd durch vnwissenheyt
derselbigen nit verkürtzt oder geverdt werden. Man sol auch
den partheyen die artickel, so sie auss diser vnser Ordnung
notturfftig sein;, auff jr begem vmb zimlich*** belonung abschrifft
geben.
1) 1608 MBS ff. anzeygen, 1543 anzeygung.
2) 150S MBS ff verbergen.
3) 1508 MBS ff vnderrichtung.
4) 1507 /f. vnd zimlich belonung.
1580 a) verbergen. b) vnterrichtung. c) zu halten, also da-
mit sie durch vnwissenheyt etc.] = Carol. 83. d) vmb zimlich be-
lohnung: so Text]'= Carol. 83.
— 41 —
97 Von der frag des Eichters, ob das gericht recht be-
setzt sey.
Jtem so das gericht also gesessen ist, So sol der Eichter
yeden Schöpffen besonder also fragen:
N., Jch frag dich, ob das endtr [Bl. 28b] ]ich gericht zu
peynlicher handlung wol besetzt sey?
Wo dann dassselbig gericht nit vndter newn Schöpffen mit-
sampt den, die bey der peynlichen frag gewest weren, besetzt
ist, So sol yeder schöpff also antwortten:
Herr richter, das peynlich endtlich gericht ist nach laut
vnsers gnedigen herren von Bambergs' Ordnung wol besetzt
98 Wann der verclagt offenlich in stock gesetzt sol werden.
Jtem so wider den verclagten die vrteyl zu peynlicher
straff endtlich beslossen würde**, wo dann herkomen ist, den
vbeltetter davor*' am marckt oder platz etlich zeyt offenlich in
stock zu setzen: dieselbig gewonheyt sol auch gehalten werden.
99 Den beclagten für gericht zu füren.
Jtem darnach sol der Eichter bevelhen, das der verclagt
durch den Nachrichter vnd Gerichtssknecht wol verwart für
Gericht bracht werde.
100 Von beschreyen des verclagten.
Jtem mit dem beschreyen der vbeltetter sol es im selbigen
stuck auff gegen wertigkeyt vnd beger des anclegers nach yedes
gerichts guter gewonheyt gehalten werden; wo aber der be-
clagt vnschuldig erfunden i, also das der ancleger dem rechten
nit nachkomen wölt vnd nicht dester weniger der beclagt rechts
begert, So were sollichs beschreyens nit not. [BL 29<^J
1) IbOSBSlblOff. erfunden würde] = Caro/. <S7; 1508Jlf = 1507
fehlt würde.
1580 a) Brdb. vnser gnedigen herren, der Marggravenzu Branden-
burg etc. b) wii'det] = Carol. 85. c) darvor oder nach am Marckt
oder Platz etlich zeit öffentlich in Stock, Pranger oder Halsseysen zu
setzen, dieselbig gewonheit soll auch gehalten werden] aus Carol. 85
Lesart von 1533 J..
— 42 —
101 Von Fürsprechen.
Jtem Clegem vnd antworttem sol yedem teyl anff sein begem
ein fdrsprechen' auss dem gericht erlaubt werden. Dieselben
sollen bey jren eyden die gerechtigkeyt vnd varheyt, auch die
Ordnung diser vnser Befonnacion furdem vnd durch keinerley
geferligkeyt mit wissen vnd willen verhindern oder verkem:
das sol jn also durch den richter bey jren pflichten bevolhen
werden.**
102 Jtem in dem nechst nachgesatzten artickel der clag sol
der fursprech, wo erstlich ein A stet, des d^ers namen,
aber bey dem B des beclagten namen melden, furter bey
dem C sol er die vbeltat: als mordt, rauberey, dieberey,
mordtprant oder anders, wie yede tat namen hat, auff das
kurtzst anzeygen; Ynd ist nemlich zu mercken, so die clag
von ampts wegen geschee, das al wegen in einer yeden solchen
clag zusampt dem namen des anclegers sol also gesatzt wer-
den : Clagt von meynes genedigen herren von Bambergs welt-
lichen gewalts wegen.*
103 Bit des Fürsprechen, der von ampts wegen oder sunst clagt.
Herr richter! ^ A, der ancleger, clagt zu B, dem vbel-
tetter, so gegenwertig vor gericht stet, der missetat halb, so
er mit C geübt, wie solche clage vormals vor euch furbracht
ist, vnd bit, das jr, derselben clage halb, alle einbrachte
handlung vnd auffschreyben, wie das alles nach löblicher
rechtmessiger Ordnung meins genedigen herren von Bam-
bergs** halssgericht vormals gnugsamlich gescheen, fleyssig
ermessen wöUet, vnd das darauff der beclagt vmb [Bl. 29^]
1) 1508 S Herr Richter = 1507; IböSMS 1510/f. HeiT der Richter
[= Carol. 89.]
1580 a) Fürsprech] = Carol. 88. b) Doch soll jn der kläger
vnd Antworter willen stehen, jren Redner auss den 8ch6pffen oder sonst
zu nemen oder jhn selbst zu reden. Welcher aber einen Redner ausser-
halb der geschwornen Gerichtsschöpffen nimbt, derselb Redner soll zu-
vor dem Richter schweren , sich mit solchen seinen reden zu halten , wie
oben in disem artickel, der Fürsprech halb, so auss den Schöpffen ge-
nomen werden , gesatzt ist] aus Carol. 88. o) Brdb. Clagt von meiner
genedigen Hen-en , der Marggraven zu Brandenburg etc. wegen, d) Brdb,
meiner gnedigen herren, der Marggraven zu Brandenburg etc.
— 43 —
die vberwunden vbeltat mit endtlicher vrteyl vnd rechten
peynlich gestrafft werde, wie sich nach Ordnung gemelter
gericht gebürt vnd recht ist.
IW: Jtem wo der fursprech die obgemelten clage vnd bit
mundtlich nit reden köndt, So mag er die schrifftlich in das ge-
richt legen vnd also sagen:
Herr Eichter! Jch bit euch, jr wollet ewern Schreyber
des anclegers clage vnd bit auss der eingelegten zettel öffen-
lich verlesen lassen!
105 Was vnd wie der beclagt durch seinen Fürsprechen bitten
lassen mag.
Jtem wo dann der beclagt der missetat davor bestendiger
weyss bekentlich gewest were, als vorn in dem Sechssund-
funffzigisten [56.] Artickel vnd darnach in etlichen biss auff den
Yierundsibenzigisten [74.] artickeln von söllichem bestendigem
bekennen funden wirt. So mag er nichts änderst dann vmb
gnadt bitten oder bitten lassen. Het er aber der missetat also
nit bekent, oder wo er die angezogen tat bekant vnd derhalb
solche vrsachen furbracht het, dardurch^ er hoffet, von peyn-
licher straff entschuldigt zu werden, so mag er durch seinen
fursprechen bitten lassen, wie hernach volgt.
Jtem wo im nechst nachvolgenden artickel ein B stet,
do sol der beclagt, bey dem A der ancleger^ vnd bey dem
C die geclagt vbeltat kurtz gemelt werden :
Herr Kichter! B, der beclagt, antwort zu der beclagten
missetat, so durch A als cleger wider jne geschehen ist, die
er mite ge- /B/. 5Ö«7 übt haben sol, in aUermassen, wie er
vormals geantwort hat vnd gnugsam furbracht ist, vnd bit,
das jr, derselben gescheen clag vnd antwort halb, alle hand-
lung vnd auffschreyben, wie das alles nach löblicher recht-
messiger Ordnung meynes gnedigen Herren von Bambergs*
1) dardurch . . . durch] die Druckzeile fehlt 1510; daraus flofs
der Text des Prof, 1: Oüterbock S. 70.
2) Drucke: antwortter; der Irrtum ist bereits inProj.l gebessert,
1580 a) Brdh, meiner genedigen Herreu , der Marggraven zu Bran-
denburg etc.
— 44 —
halssgericht Yormals gnugsamlioh gescheen, fleyssig. 'wölt er-
messen, vnd das er auff sein erfandene ynschuldt mit endt-
lieber vrteyl vnd recht ledig erkant vnd der andeger, straff
vnd abtrag balb, nach laut der obgemelten halssgerichtsordnung,
zu entlichem ausstrage für meins gnedigen herren von Bam-
bergs* Rete verpfücht werde.
106 Jtem wo der erlangt Fürsprech diso obgemelte antwort
vnd bit mündtlich nit reden köndt, mag er die schriftlich für
den Eichter legen vnd dise maynung sagen:
Herr Richter! Jch bit euch, last des beclagten antwort
vnd bit auss diser** eingelegten zettel ewem Schreyber öfFen-
lich verlesen!
Auff solche bitte sol der Richter dem Gerichtsschreyber
bevelhen, die° gemelten eingelegten zettel zu verlesen.
107 Von verneynung der missetat, die vormals bekant wor-
den ist.
Jtem wurdt ein beclagter allein zu Verhinderung des rechten
auff dem endtlichen rechttag der missetat laugen, die er doch
vormals ördenlicher bestendiger weyss bekant^ het, wie vor in
dem Sechssundfunffzigisten artickel [56.] vnd in etlichen biss
auff den Yierundsibenzigisten [74.] artickeln von bestendiger
bekantnuss funden wirt: So sol der Richter die zwen geordenten
Schöpffen, so mit jme [Bl.30^] solche verlesene vrgicht^ vnd
bekantnuss gehört haben, auff jre eyde fragen, ob sie die ver-
lesen vrgicht gehört haben; vnd so sie 'ja' darzu sagen, so hat
des beclagten verneynen nit stat. Aber fftrter sollen dieselben
zwen Schöpffen, so also gezeugknuss geben, vmb die vrteyl nit
gefragt werden.
1) 1508 /f. vergicht.
1580 a) Brdb. meioer gnedigen herrn, der Marggi*aven zu
Brandenburg etc. b) disem. c) den. d) bekannt, der Richter
auch auss solcher bekantnuss in erfahmng allerhandt vmbstende sovii
befunden bette, dass solch laugnen von dem Beklagten allein zu Ver-
hinderung des Rechten w&rde fürgenomen, wie vor in dem ....] =
Carol. 91,
— 45 —
108 Wie der Richter die SchopfFen fragen sol.
Jtem auff das geschehen ersuchen, so die partheyen bede
oder ein teyl, als vor stet, gethan haben, Sol der Richter die
Schöpfifen vnd yeden in sunderheyt fragen vnd sagen:
N.-, ich frag dich des rechten.
1^ Antwort der Schopffen.
Herr Richter! Jch sprich: Es geschieht billich auff alles
gerichtlich einbringen vnd handlung, was nach ditz gerichts
Ordnung recht vnd beschlossen ist.
110 Wie der Richter die vrteyl offen sol.
Jtem auff obgemelte bit der partheyen vnd ergangne vrteyl
sol der Richter die endtlichen vrteyl, der sich die Schopffen
auff aUe notturfftige furbrachte vnd geschehene handlung, diser
vnser Ordnung gemess, vereynigt oder in rate funden vnd auff-
schreyben lassen haben, durch den geschworen Gerichtsschreyber
öffenlich verlesen lassen; Und wo peynliche straff erkant wirt,
so sol ejgevLt' [Bl. 31a] ]ioh gemelt werden, wie vnd welcher
massen die an leib oder leben geschehen sol, wie dann peyn-
licher straff halbe hernach in dem Hunderten vnd funffund-
zweynzigisten[125.] Artickel vnd etlichen plettern darnach funden
vnd angezeygt wirdet. Ynd wie der Schreyber söllich vrteyl,
die sich obgemeltermassen zu offen vnd lesen gebüret, formen*
vnd beschreyben sol, wirdt hernach in dem Zweyhunderten
vnd sibenzeheden [217.] artickel funden.
111 Jtem die vorgesatzten rede, so vor gericht geschehen söUen,
lauten als auff einen cleger vnd auff einen antwortter; Aber es
ist nemlich zu mercken, wo mer dann ein cleger oder ein antwortter
jm rechten stünden, das alssdann dieselben wörtter, wie sich von
mer personen zu reden gezimet, gebraucht werden sollen.
112 Wie der Richter nach Verlesung der vrteyl die Schopffen
fragen sol.
Jtem nach Verlesung der endtlichen vrteyl sol der Richter
yden Schopffen besunder fragen vnd also sagen:
1580 a) formire.
— 46 —
N., Jch frag dich, ob die vrteyl also beschlossen sey, wie
die verlesen worden ist.
113 Antwort^ der Schopffen.
Herr Richter! wie die vrteyl gelesen worden ist, also ist
die beschlossen.
114 [Bl.dlbJ Von frag vber die, so den veriirteylten rechen
wurden.
Jtem so ein vbeltetter zu peynlicher straff verurteylt wirdt,
so sol vnser Richter, der gewonheyt nach, yeden SchöpfFen be-
sunder also fragen:
K, Jch frag dich warnungsweyss, was die verwurcken,
so dise rechtliche erkante straff rechen oder sich des vnder-
steen wurden.
115 Antwort der Schopffen.
Herr Richter! Jch sag w^arnungsweyss, wer dise erkante
straff rechen wurde oder zu rechen vnterstünde, der feit
in alle die peen vnd straff, darein die verurteylt person er-
kant ist.
116 Jtem was den Schopffen in gericht auff frag des Richters
zu antworten gebort:
So dann einer oder mere Schopffen dieselben antwort, wie
auffgeschriben ist, gegeben haben, mögen die andern, vmb kürtz
willen, also sagen:
Wie N. gesprochen hat, also sprich ich auch.
117 Wann der Richter seinen stab zuprechen* sol.
Jtem wann der beclagt endtlich zu peynlicher straffe ge-
urteylt wirt, so sol der Richter seinen stab zuprechen vnd den
armen den Nachricliter bevelhen vnd bey seinem eydt gebieten,
die gegeben vrteyl getrewlichen zu volzihen, domit vom gericht
auflfsteen vnd darob halten, domit der Nachrichter die ge-
1) 15083/5 Antworter, 15085 1510 Antwort.
1580 a) zerbrechen.
— 47 —
XKjhen vrteyl mit guter gewarsam vnd sicherheyt volzihen
►ge. [Bl,32a]
Des Nachrichters fride ausszurufifen.
Jtem so der Nachrichter den armen auff die Richtstat
ngt, Sol der Panrichter öffenlich aussrüfifen vnd von vnsers
imtlichen^ gewalts wegen bey leyb vnd gut gebieten, dem
chrichter keinerley Verhinderung zu thun, Auch, ob jm miss-
ige, nit handt an jn zu legen.
Frag vnd antwort nach volziehung der vrteyl.
Jtem wann dann der Nachrichter den Panrichter fragt, ob
recht gericht habe. So sol derselbig Richter antwortten:
So du gericht hast, wie vrteyl vnd recht geben hat, so
lass ich es dabey pleyben.
So der beclagt mit recht ledig erkant wurde.
Jtem wurdt aber der beclagt mit vrteyl vnd recht ledig
fant, mit was mass das geschee vnd die vrteyl anzeygen
irde, dem sölt, wie sich gebürt, auch gevolgt vnd nachgangen
Tden. Aber des abtragss halb, so der cleger begern wurde,
len die teyl alssdann zu endtlichem Bürgerlichen rechten für
nser Hoffrete verpflicht werden, wie sunst in diser vnser
inung mere gemelt ist. Die form diser vrteyl wirt hernach
dem zweyhundert vnd vienmdzweynzigisten [224.] artickel
iden. [BL32b]
Von vnnotturfftigen geverdlichen fragen.
Jtem nachdem auch an vns gelangt ist, das bissher an
ichen vnsern halssgerichten vil vberflussiger frage gebraucht
idt, die zu keiner erfarung der warheyt oder gerechtigkeyt
k sein, sunder alleyn das Recht verlengem vnd verliindern,
Iche vnd andere vnzimliche missbreuch, so das recht on not
rzihen oder verhindern oder die lewt geverden, wollen wir
ch hiemit aufFgehaben vnd abgetan haben ; Und wo an vnser
1) 1508/5 1510;f. weltlichen, lb08 MB wemtliciien.
— 48 —
Eete gelangt, das dawider gehandelt wurde, sollen sie das
ernstlich abschaffen vnd straffen, so offt das zu schulden kömbt.
122 Von leybstraff, die nit zum tode oder zu ewiger gefenck-
nuss gesprochen werden vnd von ampts wegen gescheen.
Jtem wie straff an leyb oder glidern, die nit zum tode
oder ewiger gefencknuss sindt vnd, öffenlicher misstat halb, von
ampts wegen geschehen, durch vnsem panrichter ausserhalb der
SchöpfFen erkant mögen werden, davon wirt hernach in dem
zweyhundert vnd zwenvndzweynzigisten [222.] artickel gefunden.
123 V erursachimg der Satzung, wie auff dem endtlichen Recht-
tag gehandelt werden sol, vnd wie keyn teyl diser Ordnung vn-
gemess furbringen möge.
Jtem es möcht yemant, so' der vrsach nit west, gedencken,
das die [Bl, 33a] vorgemelt gerichtlich handlung, auff dem endt-
lichen rechttag zu gebrauchen verordent, vnförmlich vnd dem
gemein rechten nit gleych wer, sunderlich in dem, das auff
solchem endtlichem rechttag clag, antwort vnd bit der partheyen,
auch frag, erkentnuss vnd handlung der Richter vnd vrteyler in
diser vnser Ordnung vorgesatzt vnd beschriben sindt, der mey-
nung, das billich nach gestalt yeder Sachen änderst vnd änderst
geclagt, geantwort, gebeten, gefragt vnd erkant werde etc.: Zu
ableynung solchs Verdachts melden wir desshalb diso vrsach vnd
notdurfft:
Nach gewonheyt vnd gebrauch diser lande, mögen die
halssgericht vnsers stiffts** nit änderst, dann mit gemeinen lewten,
die der recht notturfftiglich nit gelemet oder geübt haben, be-
setzt werden; desshalb in diser vnser Ordnung vor vnd nach
gar clerlich funden wirdet, mit was grossen notdurfftigen vleyss
alle solche gerichtliche Sachen vor dem endthafften" rechttag ge-
handelt, erfaren vnd auffgeschriben , auch die vrteyl, wo es not
thut, nach rat der rechtverstendigen gemacht werden sollen,
Darumb auff dem endthafften*^ rechttag niemant nachteylig, das
daselbst so kurtzer gemeiner weyss, als vor stet, die dag,
1580 a) so der nit vrsach west. b) Brdb. vnsers landts. c) end-
lichen, d) endlichen.
— 49 —
antwort vnd bit der partheyen gemeldet, auch also darauif , wie
gesatzt ist, durch Kichter vnd vrteyler gefragt, geautwort, er-
kant vnd gehandelt wirdet; Dann, sölt den teylen zugelassen
sein, das sie auff dem endtlichen rechttag jres gefallens fur-
bringen möchten. So würden solche richter vnd vrteyler leycht-
lich dermassen jrr gemacht, damit die rechtvertigung jr endung
auff denselben endthafften* rechttagen nit erreychen könten: das
were ein schedliche Verhinderung an straffung des vbels vnd
wider gemeynen nutz; Es kommen auch dadurch die partheyen
zu grossem nachteyl vnd vncosten.
Aber nemlich ist zu mercken, das alle notdurfftige hand-
lung obgemeltermassen vnd nach laut [Bl. 33^] diser vnser Ord-
nung vor dem endtlichen rechttag mit dem höchsten fleyss
geschee, wie dann richter, vrteyler ^ vnd gerichtschreyber dess-
halb verpflicht vnd schuldig sein, damit niemant jm rechten
verkürtzt werdt; vnd sol doch nichtss dester weniger auff dem
endthaften rechttag, vmb des gemej-nen volcks vnd alter gewon-
heyi willen, die öffenlich gerichtlich handlung, wie vor davon
auffgeschriben ist, auss guter meynung auch nit vnterwegen
bleyben. "Wölt aber auff dem endthafften*" rechttag ein teyl
diser vnser Ordnung vngemess furbringen vnd handien, dadurch
das recht oder volzihung desselben geirrt vnd verhindert wer-
den möchte: damit sol er nit zugelassen oder gehört, sunder
auff des gehorsamen teyls bit vnd begern, nach laut diser vnser
Ordnung, mit dem Hechten endtlich f urgangen werden; wann ein
yeder verstendiger kan hierauss vnd bey jm selbs wol be-
trachten, das vor söllichen Richtern vnd vrteylem ein ander
process jm rechten zu halten not ist. Dann so der rechtlich
krieg vor den rechtgelerten were. [Bl. 34(^: Holxschnitt Nr, 13]
124 [Bl. 34b] Von beychten vnd vermanen nach der verur-
teylung.
Jtem nach der verurteylung des armen zum tode sol man
jn anderweyt beychten lassen. Auch zum wenigsten einen Priester
1) 1508 MBS ff. vnd vrteyler.
1580 a) endlichen. b) endlichen.
Bambergensis. 4
— 50 —
oder zwen am aussfären oder ausschlerfren bey jme sein, die
JLe zu gutem vermanen: 3ian sol jme auch in dem füm for
gericlit vrjd aussfüra zum tode Stettins ein Crucifix vor tragen.
124a X)as die Bevchtreter die armen bekenter warheyt zu laugen
nit veysen sollen.
Jtem die Bevchtreter der vbeltetter sollen ae nit wevsen,
was sie mit der warheyt auff sich selbst oder ander person be-
kant haben, wider zu laugen; wann niemant gezimpt, den vbel-
tettem jr bossheyt. wider gemeynen nutz vnd fromen lewten
zu nachte vi. mit vnwarhevt bedecken zu helffen, wie am acht-
unddreyssigisten [38.] artickel davon auch meidung geschiet.
[BL SOa: Hohschnitt Xr. 14; El.35b: Holzschnitt Nr, 15; El. 36a J
125 Ein vorrede, wie man misstat peynlich straffen sol.
Jtem so yemaut. den gemeyn geschriben rechten nach, durch
ein verhandelung das leben venvürckt hat. Mag man nach guter
gewonheyt (Act nach Ordnung eines guten rechtverstendigen
Richters, so gelegenheji: vnd ergemuss der vbeltat ermessen
kan, die form vnd weyss derselben tödtung halten vnd vrteylen;
Aber in feilen, darumb oder derselben gleychen die gemeinen
kej^sorlichen Recht nit setzen oder zulassen, yemant zum todt
zu straffen, HaV»en wir in diser vnser Ordnung auch keinerley
todstraff gesetzt. Aber in etlichen misstatten lassen die recht
peinlich straff am leyb oder glidem zu, damit dannest* die ge-
strafften bey dem leben beleyben mögen: Dieselben straff mag
man auch erkennen vnd geprauchen nach guter gewonheyt des
landes, oder aber nach ermessung eines guten verstendigen
Richters, als oben vom tödten geschriben stet, wann die Keyser-
lichen recht etliche poynliche straff setzen, die nach gelegen-
hcyt diser zoyt vnd lande vnbequom vnd einssteyls nach dem
buchstabon nit wol müglich zu geprauchen weren; Darzu auch
die Koyserlichen recht die form vnd mass einer yeden peynlichen
straff nit anzeygen, simder auch guter gewonheyt oder erkent-
nuss vorstendiger Richter bevelhen vnd in derselben wilkür
Hetzen, die straff, nach gelegenheyt vnd ergernuss der vbeltat,
1580 a) dannoch.
— 51 —
auss lieb der gerechtigkeyt vnd vmb gemeynes nutz willen, zu
Orden vnd zu machen. Aber sunderlich ist zu meroken, in was
Sachen oder derselben gleychen die Keyserlichen recht keinerley
peinlicher straff am leben, eren, leyb oder glidern setzen oder
Verheugen, das vnsere Richter vnd vrteyler dawider auch nie-
mant zum tode oder sunst peinlich straffen. Ynd damit vnser
Richter vnd vrteyler, die der Keyserlichen recht nit [Bl. 36b]
gelert sein, mit erkennung solcher straff dester weniger wider
die gemeynen Keyserlichen recht oder gutte zulessige gewonheyt
handeln, So wirt hernach von etlichen peynlichen straffen, wann
vnd wie die, gemeltera rechten, guter gewonheyt vnd vernunfft
nach, gescheen sollen, gesatzt.
126 Von vnbenanten peynlichen feilen vnd straffen.
Jtem ferner ist zu mercken: in was peynlichen feilen oder
verclagungen die peinlich straff in disen nachvolgeten artickeln
nit gesatzt oder gnugsam erclert vnd verstendig were, Sollen
Richter vnd vrteyler, so es zu schulden kumbt, bey vnsern
Reten Rats pflegen, wie in solchen zuf elligen oder vnverstent-
lichen feilen den Keyserlichen rechten vnd diser vnser Ordnung
am gemessesten geurteylt vnd gehandelt werden möge, vnd
alssdann jre erkentnuss darnach thun; wann* nit alle zuf ellige
erkentnuss vnd straff in diser vnser Ordnung gnugsam mögen
bedacht vnd beschriben werden.
127 Wie gotsschwerer oder gotsslesterer gestrafft werden sollen.
Jtem so einer got zumist, das got nit bequem ist, oder
mit seinen wortten got, das jm zustet, abschneydet, der almech-
tigkeyt gottes widerspricht oder sunst eytel oder lesterwort vnd
schwur bey got, seiner heyligisten marter, wunden oder güdem,
der junckfrawen Marie vnd seinen heyligen thut: dieselbigen
Tetter, auch diejhenen, so zuhöm, das nit Widerreden, straffen
vnd der oberkeyt verschweygen , Sollen durch vnser amptlewt
oder Richter von ampts wegen angenomen, eingelegt vnd da-
rumb am leyb, [BL 37aJ leben oder glidern nach gelegenheyt
vnd gestalt der person vnd der lesterung gestrafft werden.
1580 a) dann.
4*
— 52 —
Doch so ein solcher lesterer angenomen vnd eingelegt ist, das
sol an vnser wemtlich ^ ßete mit notturfftiger vntemchtigung 2*
aller vmbstende gelangen, die darauff Kichter vnd vrteylem be-
schide geben, vrie solche lesterung, den gemeinen Keyserlichen
rechten gemess vnd sunderlich nach inhalt königlicher Ordnung,
so auff gehalten Keychsstag zu Wurms auffgericht, (darinnen dess-
halb die ernsthafft löblich Satzung des Keysers Justinianus an-
gezogen wirt,) gestrafft werden sollen.*)
128 Straff deijhenen, so einen gelerten eydt vor Richter oder
gericht meyneydig schwem.
Jtem welcher vor Eichter oder gericht einen gelerten meineydt
Schwert: so derselbig eydt zeytlich gut antrifft, das in des, der
also feischlich geschworen hat, nutz kumen, der ist zuförderst
schuldig, wo er das vermag, solch feischlich abgeschworen gut
dem verletzten widerzukern, Sol auch darzu verleymat vnd aller
eren entsetzt sein; vnd nachdem jm heyligen Reych ein ge-
meyner geprauch ist, solchen falsch schwerem die zwen finger,
damit sie geschworen haben, abzuhawen, Dieselbigen gemeynen
ge wonlichen leybstraff wollen wir auch nit endern. Wo aber
einer durch seinen falschen eydt yemant zu peynlicher straff
schweren wölt oder schwüre, derselbig sol mit der peen, die
er feischlich auff einen andern schwüre oder schwem w^ölt,
gestrafft werden. Wer solche falschschwerer mit wissen** darzu
anrichtet, der, leydet geleyche pene. [Bl. 37b]
129 Straff der, so geschworn vrvehde prechen.
Jtem bricht einer ein geschwome vrvehde mit Sachen*^,
darumb er zum todt mag gestrafft werden, derselben todstraff
1) 1508 5- 1510/f. weltlich; 1508 i/5= 1507 wemtlich.
2) IbOSMS IblOff. vnderrichtung, 15085 vnderrichtigung.
1580 a) vnterrichtung. b) mit wissen fürsetzlich vnnd arglistig-
lich darzu anrichtet, der leidet gleiche peen] = Carol. 107, c) Sachen
oder thatten] aiis Carol. 108.
*) Vgl. Excurs.
— 53 —
sol volg gescheen. So aber einer ein vrvehde* prech, Sachen
halb, darumb er das leben nit verwürckt het, der mag als ein
meyneydiger mit abhawung der finger gestrafft werden; Wo
man sich aber weytter missetat vor jme besorgen müste, Sol
es mit jme gehalten werden, als jm artickel zweyhundert vnd
zwey [202] hernach davon geschriben stet.
130 Straff der Ketzerey.
Jtem wer durch den ördenlichen geystlichen Richter für
einen Ketzer erkant vnd dafür dem weltlichen Richter geant-
wort wurde, der sol mit dem fewer vom leben zum todt ge-
strafft werden.
131 Straff der Zauberey.
Jtem So yemant den lewten durch Zauberey schaden oder
nachteyl zufüget, sol man straffen vom leben zum tode, vnd
man sol solche straff gleych der ketzerey mit dem fewer thun.
Wo aber yemant Zauberey gebraucht vnd damit niemant keinen
schaden gethan hette, sol sunst gestrafft werden nach gelegen-
heyt der sach; darinnen die vrteyler rats gebrauchen sollen, als
von radtsuchen geschriben stet. [Bl. SS^]
132 Straff derjhenen, so die Römischen Keyserlichen oder König-
lichen maiestat lestem.
Jtem so einer Römische Keyserliche oder Königliche maie-
stat, vttser allergenedigiste herren, lestert, verbündtnuss oder
eynigung wider dieselben maiestat dermassen machet, . das er
damit zu latein genant Crimen lese maiestatis gethan hat, Sol
nach sage der Keyserlichen geschriben recht an seinen eren,
leben vnd gut gestrafft werden, vnd in solchem fall die vr-
teyler bey den rechtgelertten die rechtlichen Satzung solcher
schweren straff erfaren vnd sich mit jrer vrteyl darnach Richten.
133 Lesterung, die einer sunst seinem herren thut.
Jtem lestert einer sunst seinen herren mit wortten oder
wercken, der sol, so das peynlich geclagt vnd aussgefürt wurdet,
1580 a) Vrphede fdrsetzlich vnd frävenlich brach, Sachen halb]
aiM CaroLlOS,
— >4 —
Viö! j':i>i;l ZÄ'-I LiT.-r iÄT r^fimr^STSKIlilüHL £S5
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?/;it*:x.*.«';L^r* vev« St^e^'e. fikhl:^ oier tevescsmse Tbersreben
«yfer von jj*;.': beTren za d-eii Tejiihden rieheiL
Jvym r^j Te!Lai.t einer schentlic-hen* flucht, die er Ton
n^tAxHZii \jtTTHi.. r-a-ihtDian. paner cder fenlein thut, vberwunden
wiriet- ^'^^T :-;t. na/rh sa^e der recht, erloss vnd sol an seinem
J/jvb <A'tT Wfj^L r;aoh gelegenhevt vnd gestalt der Sachen ge-
ijtrafft w^;rd<rn. Des-fdeychen s^Sllen die gestrafft werden, so
\/jhkiihffi'ii£*:r wevjiS Stete, Schloss o-ier tievestigung vbergeben
fA'ir y>'\<\(:r jriitc-ri glauben vnd jr pflicht von jren herren zu den
vfiyuMfiii zihc-n, alles nach Rate der rechtverstendigen.
Wi BtrafT der Muntzfelscher.
^U:m in dreyerley weyss wirdet die Muntz gefelscht: Erst-
lich wann einer betriglicher weiss eins andern zeychen darauff
\) WHMH imO/f. die lestening, 15085 1543 der lesterang.
2) \:>(HM1$S \h\()ff. schinehe geschrifft
ir>H() a; dor Kocht mit seinein rechten Tauff- vnd zunamen nit
vntoiHclinjiht, vn rechtlicher] = Caro/. HO. b) wollen; Vnd ob sich
auch ^loichwol die auffgelogt sobmach der zugemessenen that in der
WÄrluut «rfündo, soll dannoch der aussnififer solcher schmach, nach
v'jnn'ig der ICccht vnd ormessung des Richters, gestrafft werden] =
(Jarol. JIO. c) schontlicheo] fehlt.
— 55 —
schlecht, Zum andern so einer vnrechte metal darzu setzt, Zum
dritten so einer der muntz jr rechte schwere geverdlich benimpt.
Solche Muntzfelscher sollen nachvolgendermassen gestrafft wer-
den: Nemlich, welche falsche Muntz machen oder zeychen, die
sollen nach gewonheyt, auch Satzung der Recht mit dem fewer
vom leben zum tode gestrafft werden; Die jre hewser darzu
wissentlich leyhen, dieselben hewsere sollen sie damit ver-
würckt haben; welcher aber der muntz jr rechte schwern ge-
verdlicher weyss benimpt, [Bl. 39a] Der sol gefencklich ein-
gelegt vnd nach rate vnser Rete an leyb oder gute nach gestalt
der Sachen gestrafft werden.
137 Straff derjhenen, so falsche Sigel, Brieff, Yrber, bucher ^
oder Register machen.
Jtem welche falsche sigel, brieffe, jnstrument, vrber, bücher^
oder Register machen, Die sollen an leyb oder leben, nach dem
die felschung vil oder wenig bosshafftig vnd schedlich geschiht,
nach rate vnser Rete peynlich gestrafft werden.
138 Straff der feischer mit mass, wag vnd kauffmanschafft.
Jtem welcher bösslicher vnd geverdlicher weyss mass, wage,
gewicht, specerey oder andere kauffmanschafft felscht, der sol
zu peinlicher straff angenomen, das landt verpoten oder an seinem
leyb, als mit rutten ausshawen oder dergleychen, nach gelegen-
heyt vnd gestalt der vberfarung, gestrafft werden; Und es mag
solcher falsch so offt grösslich vnd bosshafftig gescheen, das der
tetter zum tode gestrafft werden solle, alles nach rate der recht-
verstendigen.
139 Straff derjhenen , die feischlich vnd betriglich vntermarckung *
verrücken.
Jtem welcher bösslicher vnd geverdlicher heymlicher weyss
ein marckung verruckt** oder verendert, der sol darumb peyn-
1) 1507 Vrberbucher, 1508MB Überbücher, 1508 S 1510 vber-
bücher.
2) 1507 vrberbÄcher, 1508 MBS ff. über Bücher.
1680 a) vntermarckung, reinung, mal oder Marckstein verrücken]
= CaroL 114, b) verruckt, abhaut, abthut oder verendert] = Carol. 114.
— 56 —
lieh am leyb, nach geverdligkeyt, grosse, gestalt vnd gelegen-
heyt der Sachen vnd person , nach rate vnser Rete gestrafft werden.
[Bl. 39b]
140 Straff der Procurator, so jren partheyen zu nachteyl geverd-
licher williger weyss vnd dem widerteyl zu gut handeln.
Jtem so ein Procurator fursetzlicher geverdlicher weyss
seiner parthey zu nachteyl vnd dem widerteyl zu gut handelt
vnd söllicher vbeltat vberwunden wirdet, der sol zuförderst
seinem teyl nach allem vermögen seinen schaden, so er solcher
Sachen halb entpfecht, widerlegen vnd darzu in branger gestelt,
das landt verpotten vnd mit rutten aussgehawen werden.
141 Straff der vnkeusch*, so wider die natur geschieht.
Jtem So ein mensch mit einem vihe, man mit man, weyb
mit weyb vnkeusch** treyben, Die haben auch das leben ver-
würekt, vnd man sol sie, der gemeinen gewonheyt nach, mit dem
fewr vom lebcD zum todt richten.
142 Straff der vnkeusch mit nahent gesipten freunden.
Jtem so einer vnkeuscht° mit seiner stifftochter, mit seines
suns eeweyb oder mit seiner stiffmutter, solche vnkeusch*^ solle dem
eebrueh gleych, wie an dem hunderten vnd funffundvierzigisten
[145.] artickel von dem eebrueh geschriben steet, gestrafft wer-
den; Aber von neher vnkeusch wirt vmb zucht vnd ergernuss
willen zu melden vnterlassen: Wo aber noch nehere vnd böss-
liehere vnkeusch** geübt wurdt, So sol die straff derhalb nach
Radt der verstendigen besehwerdt werden. [Bl. 40<^]
143 Straff derjhenen, so Eeweyber, Junckfrawen oder Closter-
frawen empfurn.
Jtem So einer yemant sein Eeweyb oder ein vnverleymate
junckfrawen, wider des Eemans oder elichen vaters willen, einer
vnerlichen weyss empfürt, Darumb mag der Eeman oder vater,
vnangesehen ob die Eefraw oder junckfrawe jren willen darzu
1580 a) vnkeuschheit. b) vnkeuschheit. c) Fälschlich vn-
keuscheit(I) unter mifsverständlicher Umänderii'iig des Verbums vn-
keuscheu. d) vnkeuscheit. e) vnkeuscheit.
— 57 —
gibt, peynlich clagen, vnd der Tetter sol mit dem schwerdt
vom leben zum todt gestrafft werden. Dessgleychen sollen ge-
strafft werden diejhenen, so geystlich Closterfrawen empfüm
oder mit scheinlichen ^ wercken sölchs zu thun vndersteen.
^^ Straff der Notzucht.
Jtem so yemant einer vnverleymbten Eefrawen, witwe oder
junckfrawen mit gewalt vnd wider jren willen jr junckfrewlich
oder frewlich ere neme, derselbig vbeltetter hat das leben ver-
würckt vnd sol auff verclagung der benöttigten in aussfürung
der missetat, einem Rauber geleych, mit dem schwort vom leben
zum tode gericht werden. So sich aber einer sölchs obgemelten
misshandels fre venlicher \Tid geweitiger weyss gegen einer vn-
verleymbten frawen oder junckfrawen vnderstünde, vnd sich die
frawe oder junckfrawe sein er wert oder von solcher beschwer-
nuss sunst erret wurde: derselbig vbeltetter sol in aussfürung
der misshandlung nach gelegenheyt vnd gestalt der person vnd
vnderstanden missetat gestrafft werden; Und sollen darinnen
Richter vnd vrteyler Rats geprauchen, wie vor in andern feilen
mere gesetzt ist. [Bl. 40b]
145 Straff des Eebruchs.
Jtem so ein Eeman einen andern vmb vnkeuscher werck
willen, die er mit seinem eeweyb verbracht hat, peinlich be-
clagt vnd des vberwindet, derselbig eebrecher sol nach sage
der Keyserlichen recht mit dem schwort zum todt gestrafft
werden, Ynd die Eebrecherin hat jr heyratgut vnd morgengab
gegen jrem Eeman verwürckt, sol auch zu ewiger buss vnd
straff verspert vnd gehalten werden.
Jtem begriff auch der Eeman den Eebrecher an dem ee-
bruch, oder aber So ein Eeman einem andern sein behausung
vnd gemeynschafft mit seinem eeweyb wissenlich verpotten hat,
betrit darüber denselben in söUicher vberfarung vnd schlecht jn
auss hitzigem gemüt darob zu tode oder auch die Eebrecherin:
die peinlich straff wirt jm, seines billichen schmertzen halb,
vbersehen. Doch, wo wider einen solchen Eeman bewisen
1) Drucke: schemlichen; ncich art. 204 conjiciert
— 58 —
werden möchte, das er bey derselbigen seiner elichen hauss-
frawen auch ein Eebrecher were, oder aber den eebruch seines
weybs gewist vnd darüber eeliche gemeinschafft vnd handlung
mit jr gehabt , So het er darumb gemelter clag oder straff nit stat.
Jtem wölt aber ein Eeman oder eeweyb vmb einen öffen-
lichen vnzweyffenlichen ergerlichen eebruch, als obstet, peinlich
nicht clagen oder handeln, so mag der Richter den von ampts
wegen mit peinlichem rechten, als obstet, straffen; Doch sol kein
vnser Richter den eebruch von ampts wegen zu straffen furnemen
an wissenlich zulassen vnd bevelh vnser weltlichen* Hoffret.
Jtem so aber ein eeman mit einem andern ledigen weybss-
bilde vnd derselbigen verwilligung, vnkeuscher werck halb, vber-
wunden wirdt, der ist dadurch, nach sage der Keyserlichen
rechten, erloss [Bl 41a] vnd sol darzu, von ampts wegen oder
aber auff verclagung seiner eelichen haussfrawen, an seinem leyb
mit dem kercker, dem branger oder rutenausshawen, nach ge-
legenheyt der person vnd Sachen, peynlich gestrafft werden;
Zu dem allen ist seiner eefrawen jr heyratgut vnd vermecht-
nuss heymgefallen , vnverhindert anzunemen vnd zu gebrauchen.
Wurde aber die Eefraw auch ein eeprecherin erfunden, oder aber
den eebruch jres mans gewist ^ vnd darüber eliche gemeinschaft
vnd handlung mit jme gehabt, so het sie solcher clage darumb
nit stat.
Jtem in allermassen, wie der eeman oder die eefraw, als
obstet, vmb den eebruch vnd vnkeuscher werck willen, peyn-
lich zu verclagen vnd zu straffen haben, solcher ^ clag vnd straff
hat der vater, seiner eelichen tochter halb, die einen eeman hat,
auch macht.
146 Straff des vbels, das in gestalt zwifacher Ee geschieht.
Jtem so ein eeman ein ander weyb oder ein eeweybe ein
andern man in gestalt der heyligen Ee bey leben des ersten
eegesellen nimpt, wellichs dann solcher misstat mit wissen vnd
1) 1507. 1608MS 1510;f. gewist; Zöpfl aus 15085 gewisst het.
2) 1508i¥ söUchre.
1580 a) weltlichen] fehlt Brdb.
— 59 —
willen vrsach gibt vnd verbringt: dasselbig ist, nach sage der
recht, erloss, verfeit den halbteyl seins guts, vnd mögen Richter
vnd vrteyler darzu durch jre erkentmiss, vmb merer forcht vnd
verkomung wiUen des vbels, dieselbigen betriglichen person ein
zeyt in kercker, auch ferner an jrem leyb^, straffen: als nem-
lich in Branger^ stellen, mit ruten ausshawen vnd das landt
verbieten, alles nach gelegenheyt vnd gestalt der personen^ vnd
Sachen. Und wiewol an vil enden gewonheyt, das das gemelt
vbel mit dem wasser zum tode gestrafft wirdet, wir auch wol
erkennen, das sölchs ein fast [Bl 4V>] schwere strefüche miss-
tat ist, vnd darumb wol geneygt derhalb gebürendc straff nit zu
ringem; Dweyl aber die Key serlichen recht*) desshalb kein tod-
straff setzen, so wil vns nit gezimen, darauf ein todstraff zu
Orden. Doch wo ein erliche fraw oder junckfraw durch ein
mansbilde mit mer gemelten vbel durch vberkomung fleysch-
licher werck vnd desshalb an jrem erlichen* leymat oder ent-
wendung ander jrer zeytlichen habe vnd guter betrogen vnd
verletzt. Auch ob durch einen Tetter bestimpte misstat mere
dann einest verpracht, vnd durch solche angezeygte oder andere
bosshafftige vmbstende das vbel dermassen beswerdt, vnd er-
messen wurde. Das danimb die todstraff den Key serlichen rechten
nit widerwertig were: so möcht dieselbig todstraff mit rate der
rechtverstendigen auch gebraucht werden.
147 Straff derjhenen, so jre eeweyber oder tochter, durch boss
geniess willen, wiUigklich zu vnkeuschen wercken verlassen.
Jtem so yemant sein weyb oder Tochter ausserhalb der
Ee, vmb eincherley geniess wiUen , wie der namen het, wiUigk-
lich zu vnkeuschen schentlichen wercken geprauchen lest, der
ist erloss^ vnd sol mit ruten aussgehawen vnd des lands ver-
wisen werden.
1) 1507. 1508 if 5 an jrem leyb; 1508*5 1510 ;f. am leyb.
2) l^QßMBSlblOff. od' halsseysen stellen, daraus schöpft Proj. 1,
3) IbmMBSl^lOff. person.
4) So 15085 und auch schon Zöpfl, Dagegen 1507. lb08MS
1510 ff. eelichen.
5) 1508 if 5 erenloss; 1507. IbOS S 1510 ff. erloss.
•) Vgl. Exeurs.
— 60 —
148 Straff der verkuppellung vnd helffen zum eebnich.
Nachdem zu dickermaln die Tuverstendigen weybssbilde
vnd zuförderst die vnsehuldigen meydlein, die sunst vnverleu-
mant erlich person sindt, durch etlich böss menschen, man vnd
weyber^, bösslicher betrieglicher weyss, damit jn jr Junckfrew-
lich oder [El. 42^] frewlich ere entnomen , zu sundtlichen fleysch-
lichen wercken gezogen werden: dieselben bosshafftigen kupier
oder kuplerin, auch diejhenen, so heuser darzu leyhen, Sollen,
nach gelegenheyt der Verhandlung vnd Rate der rechtvetsten-
digen, des landes verweyst, in branger gestelt, die oren ab-
geschnitten oder mit rutten aussgehawen; Dessgleichen sollen
gestrafft werden diejhenen, so in jren heussem williger geverd-
licher vnd bösslicher weyss dem eebruch stat geben.
14^ Straff der verretterev.
Jtem welcher mit bosshafTtiger verretterey misshandelt, Sol
der gewonheyt nach durch viert eyllung zum todt gestrafft wer-
den; wer es aber ein weybsbilde, die solt man ertrencken. Und
wo solche verretterey grossen schaden oder ergernuss bringen
möchte, Also so die ein landt, stat, seinen eygen herren, peth-
genossen oder nahent gesipten freundt betreffe, So sölt die straff
durch schlayffen oder zangenreyssen beschwert vnd also zu töd-
licher straff gefürt werden. Es möcht auch die verretterey so
wenig böser vmbstende haben, man möcht einen solchen miss-
tetter erstlich köpffen vnd darnach vierteylen. Aber diejhenen,
durch welcher verkimtschafftung Richter oder obrigkeyt die vbel-
tetter zu gebürender straff bringen möchten, haben domit kein
straff verwürckt: das alles Richter vnd ürteyler nach gelegen-
heyt der tat ermessen vnd erkennen, vnd wo sie zweyfeln,
radt suchen sollen.
1^ Straff der Prenner.
Jtem die bosshafftigen vberwunden Prenner sollen mit dem
fewer vom leben zum tode gestrafft werden. [BL 42b]
1) IbOSMBSlblOff. weibern.
— 61 —
151 Straff der rauber.
Jtem ein yder bosshafftiger vberwundener Rauber sol mit
dem Schwert vom leben zum todt gericht werden.
152 Straff derjhenen, so auffrur des volcks machen.
Jtem so einer in vnsern obrigkeyten oder gebieten* auffnir
des gemeynen volcks machet, vnd der ein vrsacher erfunden wirdt,
der sol, nach gestalt seiner misshandlung, ye zu zeytten mit ab-
schlahung seines haubts gestrafft oder mit ruten gestrichen vnd
auss der stat oder flecken, darinnen er die auffrur erweckt,
verweyst werden, nach radt vnser Rete.
153 Straff derjhenen, so bosslich aussdretten. /
Jtem Nachdem sich teglich begibt, d^ys rautwillig person
die lewt wider recht betrohen, entweyclyen vnd aussdretten
vnd sich an endt vnd zu solchen lewten /thun, da mutwillige
beschediger enthalt, hilff, furschub vnd l](eystandt finden, von
den die lewte ye zu zeytten mercklich beschedigt werden,
Auch fare vnd beschedigung von denselben leychtvertigen
personen warten müssen, die auch merermals die lewt durch
sölich drohe vnd forcht wider recht vnd billigkeyt dringen**:
Desshalb söllich Buben für recht landtzwinger gehalten
werden mögen.
Hirumb, wo dieselbigen an verdechtlich ende, als obstet,
aussdretten, die lewte bey zimlichen rechten nit beleyben
lassen, sunder mit gemeltem aussdretten vom rechten ^ zu be-
drohen oder schrecken vndersteen: die sollen, wo sie in
gefengknuss komen, mit dem schwort als landss- /"B/. 45*7
Zwinger vom leben zum todt gericht werden, vnangesehen
ob sie sunst nit anders mit der tat gehandelt hetten.
Dessgleychen sol es auch gehalten werden gegen den-
jhenen, die sich sunst durch etliche werck mit der tat zu
1) 1608MB S 1510 ff. von dem Rechten.
1680 a) Gebieten fürsetzliche vnnd bosshafftigo Anffrhur des ge-
meinen Volcks] aus Carol. 127. b) dringen, auch an Gleich vnd
Recht sich nit lassen benügen : desshalb] aits Carol. 128,
— 62 —
handeln vndersteen. Wo aber yemant auss forchten eines ge-
walts vnd nit der meynung, yemant vom rechten zu tringen,
an vnverdechtlich ende entwiche vnd söllichs beweysen möchte:
der het dardurch dise vorgemelte straff nit verwftrckt; Ynd ob
darinn eincherley zweyfel einfiel, sol vmb weyter vnderrichti-
gungi* an vnser Rete gelangen.
15^ Straff derjhenen, so die lewt bosslich bevehden.
Jtem welcher yemant wider recht vnd billigkeyt mutwüligk-
lichen^ bevehdet, den richtet man mit dem schwert vom leben
zum todt; Doch ob einer, seiner vehd halb, von der oberhant
erlaupnuss hette, oder der, den er also bevehdet, davor sein,
seiner herschafft oder der jren veynhdt worden were, oder sunst
zu solcher vehde rechtmessig gedrungen vrsach hette: So möcht
er auff sein auss fürung derselben guten vrsachen peynlich nit
zu straffen sein. Jn söllichen feilen vnd zweyfeln sol bey vnsern
Reten Rats gebraucht werden.
Hernach volgen etliche böse todtang, ynd von straff
derselben tetter.
166 Erstlich von straff der, die*" heymlich vergeben.
Jtem wer yemant durch gifft an leyb oder leben beschedigt,
ist es ein manssbilde, der sol, einem furgesetzten mörder gleych,
mit [Bl.43b] dem rade zum tode gestrafft werden; Tet aber
sölliche misstat ein weybssbilde, die sol man ertrencken.^ Doch
zu merer forchte andern sollen solche bosshafftige misstettige
person vor der endtlichen todstraff geschleyfft oder etlich griff
in jr leyb mit gluenten zangen gegeben werden, vil oder wenig,
nach ermessung der person vnd tödtung, wie vor vom mordt
desshalb gesetzt ist.
1) 1507. loOSMBSf. 1543 vnderrichtigung; 1510 vnderrichtung.
1580 a) vnterrichtung. b) mutwilliger weiss, schrifftlich oder
mündlich, jodoch mit dergleichen vnzimlichen gewaltigen thatton vnd
handlungen, die leibsstraff auff jhnen tragen, mit vorstondlichen werten
betrohet vnnd bevhedet, den richtet man. c) die mit giefft oder
venenen heimlich vergeben] = Carol. 130. d) ertrencken oder in ander
weg nach gelegenheit vom leben zum todt richten] aus Garol.130.
— 63 —
156 Straff der weyber, so jre kinder todten.
Jtem welch weyb jr kindt, das leben vnd glidmass ent-
pfangen hat, heymlicher bosshafftiger williger weyss ertödet,
die werden gewonlich lebendig vergraben ^ vnd gepfelet. Aber
darinnen verzweyffellung zu verhüten, mögen dieselben vbel-
teterin, in welchem gericht die bequemheyt des wassers darzn
verhanden ist, ertrenckt werden; wo aber sölich vbel offt ge-
schehe, wollen wir die gemelten gewonheyt des vergrabens vnd
pfelens, vmb merer forcht willen solcher bosshafftiger weyber,
auch zulassen, oder aber das vor dem ertrencken^ die vbel-
tetterin mit gluenten zangen zerrissen werde, alles nach rate
der verstendigen.
So aber ein weybssbilde*), als obstet, ein lebendig gelid-
messig kindlein, das nachmals todt erfunden, heymlich getragen
vnd geboren het, vnd, so dieselbig erkundigt muter desshalb
bespracht wurdt, entschuldigungsweyss furgebe^, (als dergley-
chen ye zu zeyten an vns gelangt,) wie das kindlein on jr
schuldt tode von jr geborn sein sölte: wölt sie dann solche jr
vnschuldt durch redlich gut vrsach vnd vmbstende durch kundt-
schafft aussfüren, damit solt es gehalten vnd gehandelt werden,
wie am sechssundachtzigsten [86.] artickel von aussfürung der
vnschuldt meidung, auch desshalb zu weyter suchung [176.]
anzeygung geschieht; wann an bestirapte gnugsame weyssung
ist [Bl. 44<^] der angeregten vermeinten entschuldigung nit zu
glauben, sunst möcht sich ein yede tetterin mit einem solchen
gedichten furgeben ledigen. Dann so ein weibssbilde ein lebendig
glidmessig kindlein also heymlich tregt, auch mit willen allein
vnd on hilff ander weyber gepirt, (welche vnhilf liehe gepurt mit
tödlicher verdligkeyt* geschehen muss,) so ist desshalb kein
glaublichere vrsach, dann das dieselbig muter durch bosshafftigen
fursatz vermeynet, mit tödtung des vnschuldigen kindleins, daran
1) 1508 M^/S 1510/: begraben.
2) 15085' 1510 Ertrenckte.
3) 1507. 1508JlfjB furgebe, 1508 iS 1510 ;f. iargehen] = Carol. 131.
1580 a) fehrhgkeit.
*) Vgl. unten Oorreetorium und Exours.
— 64 —
sie vor, in oder nach der gepurt scliuldig wirt, jr geübte leycht-
fertigkeyt verborgen zu halten. Darumb, wann ein solche mör-
derin auff gedachter jrer angemasten vnbeweysten fre venlichen
entschuldigung bestehen wolt, man sol sie auff obgemelte gnug-
same anzeygung, bestimpts vncristliclien vnd vnmenschlichen vbels
vnd mordtss halb erfunden, mit peynlicher ernstlicher frag zu
bekentnuss der warheyt zwingen, auch auff bekentnuss desselben
mords entliche todtstraff, als obstet, vrteylen. Doch wo, eines
sülchen weybs schuld oder vn schuld halb, gezweyfelt wurdt,
so sollen die Richter vnd vrteyler mit anzeygung aller vmb-
stende Rats pflegen.
157 Straff der weyber, so jr kinder, vmb das sie der abkumen,
in verdligkeyt* von jn legen, die also gefunden vnd ernert
werden.
Jtem so ein weyb jr kindt, vmb das sie des abkÄmet, in
verdligkeyt von jr legt, vnd das kindt wirdt funden vnd er-
nert, dieselbig muter sol, wo sie des vberwunden vnd betretten
wirt, an jrem leyb, nach gelegenheyt der sach vnd Rate der
verstendigen, gestrafft werden. Stürbe aber das kindt von solchem
hinlegen, sol die muter gestrafft werden, wie jm nechstvorge-
satzten artickel bestimpt ist. [Bl. 44b]
15^ Straff derjhenen, so schwangern Frawen Kinder abtreyben.
Jtem so yemant einem weybssbilde durch bezwangk, essen
oder trincken^ ein lebendig kindt abtreybt, wer auch man oder
weyb vnfruchtpar macht.
So söllich vbel ein mansbilde thut, der ist mit dem schwert,
als ein todtschleger, zum todt zu straffen, so der eines
williger, bosshafftiger weyss geschieht; Tette es aber ein
weybssbilde an jr selbst oder einer andern, die sol ertrenckt
oder sunst zum tode gestrafft werden.
So aber ein kindt, das noch nit lebendig were, von einem
weibssbilde getriben wurde, sollen die vrteyler, der straff halben,
Rats pflegen.
1580 a) fehrUgkeit. b) Brdb, essens oder trinckens.
— 65 —
159 Straff, so ein Artzt durch sein ertzney todtet.
Jtem So ein Artzt anss vnfleyss oder vnkunst, vnd doch
vnfursetzlich, yemant mit seiner Ei^tzney tödtet: Erfunde sich
dann durch die gelerten vnd verstendigen der ertzney, das er
die ertzney leychtvertiglichen vnd verwegenlich misspraucht oder
sich vngegründter vnzulessiger Erzney, die jme nit gezimet hat,
vnderstanden, vnd damit einem zum tode vrsach geben, der sol
nach gestalt vnd gelegenheyt der Sachen an seynem leyb oder
leben in peynlich straff erkant werden. Jn disem fal ist aller-
meyst achtimg zu haben auff leichtvertige lewt, die sich ertz-
ney vndersteen vnd der mit keinem grundt gelernet haben,
alles nach rate der rechtverstendigen. Hette aber ein Artzt
solche tödtung williglich gethan, so were er als ein fursetzlicher
mörder zu straffen. [Bl. 45aJ
160 Straff eygner todtung.*
Jtem wenn ein man beclagt vnd in recht gefordert, (da-
durch, so er vberwunden, den todt verschuldt,) oder auss forchten
seiner misshandlung sich ertödt, der sol nit erben haben; Wo
sich aber einer ausserhalb obgemelter vrsachen, sunder auss
kranckheyt seynes leybs oder gebrechligkeyt der sinne, selbst
tödtet, derselben erben sollen an jrer erbschafft nit gehindert
werden. Und wo in solchen feilen gezweyfelt wurde, in was
gestalt die eygen tödtung geschehen were, sol*) zu rechtlicher
verhöre vnd erkentnuss vnser Eete gezogen vnd gestelt werden.
1580 a) Straff eygener tödtung.
Jtem "Wann yemandt beclagt vnd in Recht erfordert oder bracht
wurde von Sachen wegen, so er, der vbeiwunden, sein leib vnd gut
verwüi'ckt hette, vnd auss forcht solcher verschuldter straff sich solbs
ertödt, des Erben sollen in disem fall seines guts nit vehig oder em-
pfenglich, sondern solch Erb vnd Gütter der Obrigkeit, der die pein-
lichen straff, buss vnnd fäll zustehen, heimgefallen sein; Wo sich aber
ein person ausserhalb obgemelter offenbaren vrsachen, auch in fällen,
do er sein leib allein verwürckt, oder sonst auss kranckheiten des leibs,
Melancholoy, gebrechligkeyt jrer sinn oder ander dergleichen blödigkeyten
sich selbs ertödtet , derselben Erben sollen desshalben an jrer Erbschafft
nit verhindert werden, vnd darwider kein alter gebrauch, gewonheit
oder Satzung stat haben, sondern hiemit Revociert, cassirt vnd abgethon
sein vnd in diesen vnd andern dergleichen fällen das allgemein Keyser-
lich geschrieben Recht gehalten werden] = Carol. 135.
*) Vgl. JSxeurs.
Bamborgen«s.
— 66 —
161 So einer ein schedlich Thier hat, das yemant entleybet.
Jtem hat einer ein thier, das sich dermassen erzeyget,
dadurch zu besorgen ist, das es den lewten an leyb oder leben
schaden thun möchte, vnd der herr desselben Thiers wirdt dess-
halb durch den Eichter oder ander erber lewt vermant vnd ge-
warnet, das zu furkommen, aber von jme verachtet, vnd wirdt
darüber ein mensch von demselben thier entleybt: der herr sol-
lichs thiers sol darumb nach gelegenheyt vnd gestalt der Sachen
vnd Rate der rechtverstendigen gestrafft werden. Wo aber der
herre des thiers solcher beschedigung kein redlich versehung
gehabt het. So sol man desshalb kein peynliche straff gegen jme
geprauchen.
162 Straff der morder vnd todtschleger, die kein gnugsame ent-
schuldigung haben mögen.
Jtem ein yeder m Order oder todtschleger hat*, wo er dess-
halb nit [BL 4ob] rechtmessig entschuldigung aussfüm kan, das
leben verwurckt; Aber nach gewonheyt etlicher gegent werden
die fursetzUchen mörder*) vnd todtschleger einander gleych mit
dem "Rade gericht: darinnen sol vnderscheyde gehalten werden
vnd also, das, der gewonheyt nach, ein fursetzlicher mutwilliger
mörder mit dem rade. vnd ein ander, der einen todtschlage auss
jheheyt vnd zom gethan vnd sunst der nachgemelten entschul-
digung nit hat, mit dem schwert vom leben zum tode gestrafft
werden sollen; Und man mag jn furgesatztem mordt, so der an
hohen treffenlichen personen, des tetters eygen herren, zwischen
eelewten oder nahen gesipten freunden geschieht, durch etlich
leybstraff, als mit zangen reyssen oder ausschleyffen vor der
endtlichen tödtung, vmb grosser forcht willen, meren.
163 Von vnlaugenparn todtschlegen, die auss solchen vrsachen
geschehen, so entschuldigung, der straff halb, auff jne tragen.
Jtem es geschehen ye zu zeytten entleybung, vnd werden
doch diejhenen, so söUiche entleybung thun, auss guten vrsachen,
als etlich allein von peynlicher, vnd dann etlich andere von
e
*) Vgl. daxu Art 250 furgosetzte morderey, die mit bosshafftiger vorbetrachtong
vnd verwartung geschieht.
— 67 —
peynlicher vnd Bürgerlicher straff, entschuldigt; Und damit sich
aber Richter vnd vrteyler an den halssgerichten, die der recht
nit gelemet haben, in solchen feilen dester rechtmessiger halten
mögen vnd durch vnwissenheyt lewt nit^* beschwern oder ver-
kürtzen, So ist von gemelten entschuldigten entleybungen ge-
schriben vnd gesatzt, wie hernach volgt. [Bl. 46(^]
L64 Erstlich von rechter notwerhe, wie die entschuldigt.
Jtem welcher ein rechte notwerhe zu rettung seines leybs
vnd lebens thut vnd denjhenen, der jne also benöttigt, in sol-
cher notwerh entleybet, der ist darumb niemant nichts schuldig.
165 Was ein rechte notwerh ist.
Jtem So einer yemant mit einem mördischen** waffen oder
werh vberlauffet, anficht oder schlecht, vnd der benöttigt kan
füglich on verdligkeit oder Verletzung seins leybs, lebens, ero
vnd guten leymats nit entweychen, der mag sein leyb vnd
leben on . alle straff durch ein rechte gegenwerh retten ; vnd so
er also den benöttiger entleybt, er ist darumb nichts schuldig,
ist auch mit seiner gegenwerh nit schuldig zu wartten, biss er
geschlagen wirt, als etlich vnverstendig lewt meinen.
166 Das die notwerh bewisen sol werden.
Jtem welcher sich aber einer gethanen notwerh berümpt
vnd gebrauchen wil, vnd der ancleger der nit gestendig ist.
So legt das Recht dem tetter auff, solche notwerh obgemelter-
massen zu recht gnug zu beweysen; Beweyst er die nit, er
wirdt schuldig gehalten.
167 Wann vnd wie in Sachen der notwerh die weysung auff
den ancleger kumpt.
Jtem so der ancleger der ersten tetlichen anfechtung oder
benöttigung, darauff, als vor stet, die notwerh gegründt, be-
kentlich ist oder bestendig nit verlangen kan vnd dagegen sagt,
1) nit] fehlt im^MBS lölO/f.
1680 a) Erat 1580 wieder eingesetzt. b) mordischen oder tödt-
lichen "Waffen oder Wehr] at^ 1507 und Carol. 140 xusammengestellt.
— 68 —
das der [Bl. 46^] todtschleger danimb kein rechte entschuldigte
notwerh gethan haben sol, —
wann der entleybt het furgewanter bekentlichen anfechti-
gung oder benöttigung rechtmessig vrsach gehabt, Als ge-
scheen möcht,
so einer einen, vnkeuscher werck halb, bey seynem eelichen
weyb, tochter oder an andern bösen streflichen vbeltatten
funde vnd darumb gegen demselben vbeltetter tetliche
handlung, zwanck oder gefencknuss, wie die recht zu-
lassen, fumeme; Oder dem entleybten het gebürt den ver-
clagten todtschleger von ampts wegen zu fahen, vnd die
notdurfft erfordert, jne mit wafPen, solcher gefencknuss
halb, zu betrohen, zwingen vnd nöttigen, das er also in
recht zulessiger weyss gethan hette; —
Oder so der Cleger in disem fall ein solche meynung
furgebe, das der angezogen todschleger darumb kein rechte
notwerhe gethan het, wann er were des entleybten, als er
jne erschlagen hette, gantz mechtig vnd von der benöttigung
erledigt gewest, Oder meldet, das der entleybt nach ge-
thaner ersten benötigung gewichen , dem der todtschleger auss
freyem willen vnd vngenöter ding nachgefolgt vnd jne erst
in der nachvolg erschlagen het; —
Mere so furgewant wurde, der todtschleger wer dem
benöttiger wol füglicher weyss vnd on verdligkeit seins leybs,
lebeiis, eren vnd guten leymatss halb entwichen, Darumb die
entleybung durch den verclagten todtschleger nit auss einer
recliten entschuldigten notwerhe, sunder bosslich gescheen
wer vnd darumb peynlich gestrafft werden sölte:
Solch obgemelt oder dergleychen furgeben, sol der ancleger,
wo er des geniessen wil, gegen erfindung, das der todtschleger
durch den entleybten erstlich, als vor stet, benöttigt worden
ist, beweysen; Und so er eine derselben obgemelten oder andere
dergleychen rechtmessige Verursachung gegen der ersten vn-
laugenbaren anfechtung oder benöt- [Bl. 4 7^] tigung gnugsam be-
weyset, so mag sich solcher todschleger keiner rechten oder
gentzlichen entschuldigten notwerhe behelffen, vnangesehen ob
aussgefürt oder gestanden wurde, das jn der entleibt, (als vor
— 69 —
von der notwerhe geschriben stet), erstlich mit einer mörde-
rischen* werhe angefochten vnd benöttigt hette. So aber der
Cleger, der ersten erfunden benöttigung halb, kein sölliche recht-
messige Verursachung bewise, sunder der verclagt todschleger,
seiner berümpten notwerhe halb, aussfundig machet, das er von
dem entleybten mit einer mördischen^ werhe, als vor von rechter
notwerhe gesatzt ist, erstlich angefochten worden were, so ist
die notwerhe durch den verclagten todtschleger aussgefürt, vnd
sol doch gemelte kundtschafft beder teyl, wes sie der haben i°,
mit einander zugelassen vnd gestelt werden; Nemlich ist hierin-
nen zu mercken: so einer, der ersten benöttigung halb, red-
liche vrsach zur notwerhe gehabt vnd doch in der tat nit alle
vmbstende, die zu einer gantzen entschuldigten notwerh gehören,
gehalten het, ist not gar eben zu ermessen, wie vil oder wenig
der tetter zur tat vrsach gehabt habe, vnd das fürter die straff
an leyb, leben oder aber zu buss vnd besserung erkant werde,
alles nach sunderlicher ratgebung der rechtverstendigen; wann
dise feil gar subtile vnderschayde haben, darnach sie änderst
vnd änderst, schwerlicher oder linder geurteylt werden sollen,
welche vnderscheydt dem gemeynen mann hirinn verstentlich nit
erklert werden mögen.
168 So einer mit vnsorglichen dingen geschlagen oder angriffen
wurde, desshalb einen todschlag tette, vnd sich einer notwerh
zu geprauchen vermeyndt.
Jtem so einer yemant mit einem solchen ding anfocht oder
schlug, darauff nit verdligkeyt*^ des lebens stünde, als zu gleych-
nuss^: [Bl. 47b] Einer schlug yemant on sunder geverdlich streych,
des lebenss halb, mit einer handt oder rauffet jne bey dem
hare, Ynd, der also geschlagen oder gerauffet were, erstech den-
1) IbOS MBS der halbe; 1510 derhalbe . . . zulassen.
2) zu gleycher weiss] so alle Drucke 1507 /f., selbst 1580. Auf
Grund der Schlufsworte des Artikels 168: Auss diser gleychnuss . . .
und Bamb. 172 = Carol.146: setzen wir dise gleychnuss geändert in
zu gleychnuss. Vgl, auch art. 26.
1580 a) mörderischen oder tödtUchen] Der Zusatz des zweiten
Adjektivs entstammt der Carol. 142. b) mörderischen oder tödtlichen
{s. Anw,, a). c) Erst 1580 wieder aus 1507 eingesetzt'^ Brdb, der
halben. d) fehrligkeit.
— 70 —
selben mit einem messen Ein solcher möcht nit sagen, das er
ein rechte notwerh, die jn von peynlicher oder Bürgerlicher
straff entschuldiget, gethan hette. Wo aber ein starcker einen
schwachen so geverdlich hart mit feusten schlüge vnd nit nach-
lassen wölte, dodurch der schwach auss redlichen vrsachen be-
sorgen möchte, das er jne zu tode schlug, vnd dann den
nöttiger durch geprauchung der waffen entleybt vnd söUiche
geverdliche benöttigung gnugsam weysen möcht: er wurde da-
durch auch als fiu* ein notwerh entschuldiget, Vnd ist dem
ancleger in alweg sein weysung* dagegen auch vorbehalten.
Auss diser gleychnuss mag man andere dergleychen feil auch
wol versteen vnd nach jrer gelegenheyt vrteyln.
169 Von entleybung, das niemant anders gesehen hat, vnd ein
notwerh furgewant wirdt.
Jtem So einer yemant entleybt, das niemant gesehen hat,
vnd wil sich einer notwerh geprauchen, der jm die cleger nit
gesteen: Jn solchen feilen ist anzusehen der gut vnd böss
standt yeder person, die stat, da der todschlag geschehen ist,
was auch yeder für wunden vnd werh gehabt, vnd wie sich
yder teyl jn dergleychen feilen vor vnd nach der täte ge-
halten habe, welcher teyl auch auss vorgeenden geschichten
mere glaubens, vrsach, bewegung, vorteyls oder nutz haben
möge, den andern an dem ort, als die tat geschehen ist, zu
erschlahen oder benöttigen; darauss mag ein gutter, gerechter,
vernufftiger, rechtverstendiger Eichter ermessen, ob der fur-
ge Wanten notwerh zu glauben sey oder nit. Ynd sol die ver-
[Bl. 480'J muttung der notwerhe wider die bekentlichen tat stat
haben, so muss dieselbig vermuttung gar gut, starck, bestendig
vrsach haben; Aber der tetter möcht wider den entleybten so-
vil böser vnd, sein selbst halb, sovil guter starker Vermutung
darbringen, jme wer der notwerh zu glauben: Solche vrsachen
alle zu ercleren mag durch dise Ordnung nit wol gründtlich vnd
yederman verstendig geschehen. Aber nemlich ist zu mercken,
das in disem fall, aller obgemelter vermuttung halb, die be-
1580 a) be weysung.
— 71 —
weysung dem Tetter auffgelegt werden sol, Doch vnabgeschnitten
dem cleger der weysung*, die er dawider furbringen wölt. Und
wo diser fall vorgemeltermassen redlich zweyfel hat, so ist
not in der vrteyl der rechtverstendigen rate mit furlegung aller
vmbstende statlich zu geprauchen; wann sich diser fal mit gar
vil zweyfPels vnd vnderschide für vnd wider die berümpten not-
werh begeben mag, die vor der geschieht nit alle zu bedencken
oder zu setzen sein.
170 Von berumpter notwerhe gegen einem weybssbilde.
Jtem ob einer ein weyb erschlug vnd sich einer notwerh
berömmet: in einem söllichen fall ist ausszufürn vnd anzusehen
die gelegenheyt des weybs vnd mannes, auch jr beder gehabter
werbe vnd tat, vnd darinnen nach rate der rechtverstendigen
zu vrteylen; Dann, wiewol nit leychtlich ein weyb einen man
zu einer entschuldigten notwerh vrsachen mag. So wer doch
möglich, das ein grausam weyb einen weychen man zu einer
notwerh dringen möchte, vnd sunderlich, so sie sorgliche, vnd
er schlechtere werbe hette. [BL 48^]
171 So einer in rechter notwerhe einen vnschuldigen wider
seinen, des tetters, willen entleybt.
Jtem so einer in einer rechten bewisen notwerh wider seinen
willen einen vnschuldigen mit Stichen, streychen, würffen oder
schissen, so er dem nöttiger meynet, troffen vnd entleybet hat,
der ist auch von peynlicher straff entschuldigt.
172 Von vngeverdlicher entleybung, die wider eines tetters
willen geschieht, ausserhalb einer notwerh.
Jtem So einer ein zimlich vnverpotten wercke an einem
endt oder ort, da sollich werck zu üben zimlich ist, thut vnd
dadurch von vngeschichten, gantz vngeverdlicher weyss wider
des tetters wiUen yemant entleybet: derselbig wirdt in vil weg,
die nit möglich zu benennen^ sein, entschuldiget; vnd domit
1) 1507 Druckfehler beonen, 1508^. benennen.
15S0 a) beweisung.
— 72 —
diser fall dester leychter verstanden werden möge, setzen wir
dise gleychnuss:
Ein Barbirer schiret einem den Bart in seyner Stuben,
als gewönlich zu scheren ist, vnd wirdt durch einen andern
also gestossen oder geworffen, das er dem, so er schirt,
die Gurgel wider seinen wiUen abschneydet. Ein ander
gleychnuss: So ein schütz in einer gewönlicher zilstat steet
oder sitzet vnd zu dem gewönlichen plat scheusset, vnd es
laufPet jm einer in den schuss; oder jme lest vugeverdlicher
weyss vnd wider seinen willen sein Püchs oder armprust, ee
vnd er recht anschlecht vnd abkümpt, vnd scheusset also
yemant zu tode: dise bede sein entschuldiget. Understünde
sich aber der Barbirer, an der gassen oder sunst an einer vn-
gewönlichen stat yemant zu scheren, oder der schütz an einer
dergleychen vngewönlichen stat, da man sich versehen möchte,
das lewt wan-/lß/. ^^ajderten, zu schiessen, oder hielt sich
der Schütz in der zilstat vnfursichtlicher* weyss. Und wurde
also von dem Barbirer oder dem Schützen, als ob stet, ye-
mant entleybet: der tetter keiner wirdt gantz entschuldiget.
Aber dannest'' ist mer barmhertzigkeyt bey solchen ent-
leybungen, die vngeverdlich, auss gaylheyt oder vnbehutsam-
keyt, doch wider des tetters willen geschehen, zu haben, dann
was^ arglistiglich vnd mit willen geschieht; Und wo solche
entleybung geschehen, sollen die ürteyler bey den rechtversten-
digen, so es vor jne zu schulden kumbt, der straff halben, Rat«
pflegen. Auss disen obangezeygten gleychnussen mag in vn-
benanten feilen ein verstendiger wol mercken vnd erkennen,
was ein vngeverdliche*" entleybung ist, vnd wie die entschuldi-
gung auff jr tregt; vnd nachdem dise feil offt zu schulden
kumen, vnd durch die vnverstendigen darinnen gar vngleych
gericht mag werden, ist die angezeygt kurtze erclerung vnd
Warnung derhalb auss gutten vrsachen gescheen, damit der ge-
mein man etwas Verstands des rechten darauss nemen möge;
yedoch so mögen dise feil ye zu zeyten gar subtil vndersöheydt
1) 1507. 1508MB dann was, 1508 ^S 1510/*. dann dz, 1543 dan das.
1580 a) Brdb. vnfui'sichtiger. b) dannoch. c) vngefehrliohe.
— 73 —
haben, die dem gemeynen man, so an den halssgerichten sitzen,
vnverstendig vnd begreyflich nit zu machen sein: Hierumb
sollen die vrteyler in disen obgemelten feilen allen, wann es
zu schulden kumbt, der angezeygten erclerung halb, rechtver-
stendiger lewt Rat nit verachten.
'3 So einer geschlagen wirt vnd stirbt, vnd man zweyfelt,
ob er an der wunden oder sunst gestorben sey.
Jtem So einer geschlagen wurde vnd vber etlich zeyt dar-
nach sturb, Also das zweyffelich were, ob er der geclagten
streych gestorben were oder nit: jn solchen feilen mögen bede
teyl (wie von weysung gesatzt ist) kuntschafft, zur sach dienst-
lich, stellen, vnd [Bl. 49^] sollen doch sunderlich die wundertzt,
der sach verstendig, vnd ander personen, die da wissen, wie
sich der gestorben nach der schlacht gehalten hab, zu zeugen
gepraucht werden, mit anzeygung, wie lang der gestorben nach
den streychen gelebt habe. Und in solchen vrteylen sollen die
vrtheyler auch Rats pflegen.
?4 Von denjhenen, so einander in morden oder Schlachtungen
fursetzlich oder vnfursetzlich beystand thun.
Jtem so etlich personen mit f urgesetztem vnd vereynigten
willen vnd mut, yemant bösslich zu ermorden, einander hilff
oder beystandt thun: dieselben tetter alle haben das leben ver-
wtrckt. So aber etlich person vngeschichts in einer Schlachtung
bey einander weren, einander hülffen, vnd yemant also on gnug-
sam vrsach erschlagen wurde: so man dann den rechten tetter
wayss, von des handt die entleybung gescheen ist, der sol als
ein todtschlager mit dem schwort zum todt gestrafft werden;
wer aber der entleybt durch mer dann einen, die man west,
verdlicher* weyss tödtlich geschlagen, geworffen oder verwundt
worden, vnd man köndt nit weysslich** machen, von welcher
sunderlichen handt vnd tat er gestorben were, so sein dieselben,
so die Verletzung, wie obstet, getan*' haben, all als todschleger
vorgemeltermassen zum tode zu straffen ; Aber, der andern bey-
1580 a) gefehrlicher] = Carol, 148. b) beweisslich] = Carol. 148.
c) tödtlich gethon haben.
— 74 —
stender, helffer vnd vrsacher straff halb, von welchs handt ob-
bestimptermassen der entleybt nit' verletzt worden ist, Auch
so einer in einer auffnu: oder Schlachtung entleybt wurdt, vnd
man möcht keinen wissen, davon er, als obstet, verletzt worden
were: sollen die vrteyler vnser Rete Rats pflegen, mit eröffung
aller vmbstende vnd gelegenheyt solcher Sachen, sovil sie er-
faren mögen, wann in solchen feilen nach ermessung mancher-
ley vmbstenden, das nit alles zu schreyben ist, darinnen vnder-
scheydlich geurteylt werden sol. [Bl. 50<^]
175 Hernach^ werden etlich entleybung in gemeyn berurt, die
auch entschuldigung auff jne tragen mögen, so darinn orden-
licher weyss gehandelt wirdt.
Jtem es sein sunst ander mere entleybung, die auss vn-
stref liehen \Tsachen gescheen mögen, So dieselbigen vrsachen
recht vnd ördenlich^ gepraucht werden:
Als da einer yemant vmb vnkeuscher werck willen, die
er mit seynem Eeweyb oder Tochter vbet, erschlecht, wie vor
in dem hunderten vnd funffundvierzigisten [145.] artickel des
Eebruchs davon gesetzt ist;
Jtem so einer zu rettung eines andern leyb, leben oder
gut yemant erschlecht;
Jtem so lewt töden, die jr sinn nit haben;
Mer so einem yemant von ampts wegen zu fahen ge-
büret, der vnzimlichen frevenlichen vnd sorglichen wider-
standt thut, vnd derselbig widersessig darob entleybt wirdt;
Jtem so yemant ein Echter entleybet;
Auch so einer yemant bey nechtlicher weyl geverdlicher
weyss in seynem hauss findet vnd erschlecht:
oder so einer ein thier hat, das yemant tödßt, vnd er
dergleichen bössheyt davor von dem thier nit gesehen oder
gehört hat, wie vor in dem hunderten vnd einundsechtzigisten
[161.] artickel davon gesetzt ist:
1) 1508551510/: 1543 Hienach.
2) 1508i»f vn ördenliche, 150855' 1510 vnd vnördlichen.
1580 a) uit tödthch] = Carol 148,
— 75 —
Dise nechste obgemelte feil alle haben gar vil vncler-
scheyde, wann die entscliuldigung oder kein entschnldigung
auff jne tragen; das alles zu lang zu schreyben vnd zu ercleren
were vnd dem gemeynen mann auch jrrig vnd ergerlich sein
möcht, wo söUichs aUes in diser Ordnung solt beschriben werden:
Hierumb, so diser sach eine für Eichter vnd vrteyler kumbt,
sollen sie der reohtgelerten rats geprauchen vnd jne nit eygen
vnvernufftig regel oder gewonheyt, darinnen zu sprechen , machen,
die dem rechten widerwertig sein, als vil an den halssgerichten
ge-/B/. 50^7 Schicht, das die vrteyler der vnderschayde yder
sach nit hörn vnd bewegen: das ist ein grosse torheyt, vnd
mag nit wol anders sein, dann das sie sich zu vil malen jrren,
thun den lewten vnrecht vnd werden an jrm plut schuldig. So
geschieht auch vil, das Kichter vnd vrteyler die missetetter
günstigen vnd jr handlung darauff richten, wie sie, jne zu gut,
das recht verlengern^ vnd wissentlich vbeltetter dadurch ledig
machen wollen; vermeynen villeycht etlich einieltig lewt, sie
thün wol daran, das sie denselben lewten jr leben retthen! Sie
sollen wissen, das sie sich damit schwerlich verschulden, vnd
sein den anclegem desshalb vor got vnd der weit widerkerung
schuldig; wann ein yeder Richter vnd vrteyler ist bey seinem
eydt vnd seiner seel selligkeyt schuldig, nach seinem besten
versteen* gleych vnd recht zu richten, vnd wo ein sach vber
sein verstentnuss ist, der rechtverstendigen Rate^ zu pflegen;
Wann zu grossen Sachen, als zwischen dem gemeynen nutz vnd
des menschen plut zu richten, grosser emsthafftiger üeyss ge-
hört vnd ankert 3 sol werden.
f6 Wie die vrsachen, so zu entschnldigung bekentlicher tat
furgewant, aussgefurt werden sollen.
Jtem So yemant einer tat bekentlich ist vnd derhalb vr-
sachen anzeygt, die solche tat von peynlicher straff entschul-
digen möchten, als vor bey yeder geordenten peynlichen straff,
1) 160SMB verlenge, 150SS 1510/f. verlengern = Pro;*. 1.
2) IbOS MBS ff. Bais = Proj. 1. .
3) 160S MBS 1510 mgokert] = Carol. 151, 1543 ankert.
1580 a) verstandt.
— 76 —
wie vnd wann die entschuldigt werden mage, gesatzt ist: So
sol vnser amptman, Castner oder Richter den tetter fragen, ob
er solche sein furgegebne^ entschuldignng gnugsam beweysen
könne; So er dann das durch sich oder seinen Anwalt furder-
lich zu thun erpütig ist, So sol er oder sein Anwalt, wes sie
für entschuldignng, solcher tat halb, [BL 51o>] weysen' wölten,
durch rechtverstendig lewt oder durch den gerichtsschreyber in
gegenwertigkeyt des Richters aufPzeychen lassen. So dann vnser
Richter mit gehabtem Rate vnser weltlichen** Hoffrete dieselben
weysungartickel darfur erkennet, wo die bewisen wurden, das
dieselben angezeygten vrsachen die geclagten vnd bekanten täte
von peynlicher straff entschuldigen: So sollen des tetters An-
welde aufF jr ansuchen mit söllicher erbotten weysung, auch
wes der Ancleger dienstlichs dawider weysen wölt, zugelassen.
Auch durch vnser Rete desshalb kuntschafftverhörer vnd anders
verordent, gehalten vnd gehandelt werden, wie vor in dem vier-
undsibenzigisten [74.] artickel vnd in etlichen artickeln darnach,
von form vnd mass der weysung gesatzt ist. Auch^ sollen etlich
artickel nechst hernachvolgent desshalb angesehen, vnd so die-
selben feil zu schulden komen, darnach gehandelt werden; wo
gezweyfelt wirdt, sol Rats gepflogen werden.
177 So des Tetters gegebner weysungartickel nit beschlusse.*'
Jtem So aber der obberürte** weysungartickel durch vnnsern
Richter mit gehabtem Rate vnser werntlichen^* Hoffrete dafur
erkant wurde *i ob halt söliche erbottene weysung*^ geschee, das
die dannoch nit dienstlich zu des Tetters entschuldignng were:
So sol die weysung^ nit zugelassen, sunder aberkant* werden,
vnd sol alssdann durch vnnsern Richter vnd gericht, da der
1) loOSMBSff. fürgebne.
2) 1507. imSMBS 1543 xeigen ebenso wie 1580 obigen Text, 1510
Auch sollen feil zu schulde kommen, darnach gehandelt werden; daraus
flofs nach Güterbock S. 70 der Text des Prqj. 1: Auch so feil zu schul-
den komen, soll darnach gehandelt werden.
3) 1508 /f. weltlichen.
1580 a) beweysen. b) weltlicheu] fehlt Brdb. c) beschliisseD]
= Carol. 152. d) die obberhürte] = Carol. 152. e) wemtlichen]
fehlt Brdb. f ) würden , ob gleich, g) beweysung] = Carol. 152. h) die-
selbig beweysuDg. i) aberkant vnd alssdann] = CaroL 152,
— 77 —
Tetter jnnen lege, mit furderlichem rechten weytter gehandelt
werden, wie sich gegen einem solchen bekantlichen offenbarn
Tetter gebürt. [Bl öPJ
178 Vber wene die atzung in obgemelter aussfurung geen sol.
Jtem So aber einer yemant entleybt het, desshalb in ge-
fengknuss köme, auch der entleybung bekentlich were, vnd doch
der vorgemelten vrsachen eine, die jne, söllicher entleybung
halb, gar oder einss teyls entschuldigen möchten, mit kuntschafft,
wie davon gesatzt ist, aussfüren wölt: So sollen des beclagten
freundt dem cleger zuförderst vor vnserm Amptman vnd Eichter
einen notdurfftigen bestalt* thim, ob sich sölich furgebne ent-
schuldigung des beclagten in der aussfurung mit recht nit er-
funde, Das dann des beclagten freunde die atzung des beclagten,
auch dem cleger Cost vnd scheden nach messigung ^ vnser Rete
aussrichten wollen, darein derselbig Cleger durch die vnder-
standen vnerfindtlichen aussfurung der berümpten entschuldi-
gung bracht wurde. Damit gedencken wir zu furkomen, das der
Cleger durch berürte vnwarhafftige vnd betriegliche ausszüge nit
zu schaden bracht werde.
179 Von grosser armut des, der sich obgemeltermassen auss-
fum wolt.
Jtem so aber der beclagt so gantz arm wer, auch nit
freundt het, die ytzgemelten bestalt ^ zu thun vermöchten, vnd
doch zweyffenlich were, ob er, seiner entleybung halb, redlich
entschuldigung hette: Sölten sich vnser Amptman vnd Richter
gestalte" der Sachen mit allem fleyss, sovil sie mögen, erkun-
digen, vnsern Reten söllichs alles *^ schreyben vnd beschids dess-
halb von jne warten. fBl. 52a J
1) 1508 MBS 1510 ff. messung.
2) 1507. 1508 2f gestalt der Sachen, 150855' 1510 ;f. nach gestalt
der Sachen = Prof. 1.
1580 a) bestalt, Caution vnd Versicherung thun] aus Carol. 153.
b) Bestalt, Caution, B&rgschafft vnd Versicherung zu thun vermöchten]
ati8 CaroL 154. c) nach gestalt der Sachen] aiis Carol. 154. d) alles
aussf&rlich zuschi-eiben vnd desshalb bescheids von jhnen warten.
— 78 —
180 So einer in der mordtacht were, in gefengknuss kome vnd
sein vnschuldt aussfuren wolt.
Jtem so einer in gefengknuss körne, der davor in die
mordtacht erkant were, vnd in der gefengknuss sein entschuldi-
gung, wie in den vorgemelten artickeln, davon sagende, gesatzt
ist, ausszufüren erbüte, der solt, vnangesehen das er davor in
die mordtacht erkant were , mit bestimpter aussfürung zugelassen
werden.
181 So einer vmb ein entleybung peynlich beclagt wurde vnd
derhalb entschuldigung aussfuret.
Jtem so aber einer yemant vnlaugenbarüch entleybt het,
darumb peynlich angenomen vnd beclagt wurde, vnd doch,
söUicher entleybung halb, vrsach furprecht, das er mit recht nit
peynlich gestrafft werden sölte: Alssdann solle dieselbig sach
zwischen beden teyln bürgerlich gerechtvertigt werden vnd die
partheyen vnserm Amptman oder Richter pflicht vnd notdurff-
tigen bestalt thun, solchen ausstrag vor vnsern Eeten zu nemen
vnd zu geben, endtlich vnd on all wegerung.
182 Von rechtlicher aussfurung einer täte vor der gefengknuss.
Jtem so aber einer, ee er in gefengknuss köme, vrsachen
zu einer entschuldigten tat mit recht aussfuren wölt, der sölt
das niendert anders thun, dann vor vnserm landtgericht "
nach laut desselben vnsers landtgerichts Reformacion, durch
etwen vnsern vorfarn Bischove Yeyten löblicher vnd seliger
gedechtnuss auffgericht*), [BL 52b J vnd sollen Eichter vnd
Urteyler zu sölichen erkantnussen einsehung in dise vnsere
halssgerichtsordnung haben, wie darinnen von entschuldigten
entleybungen gesatzt ist, sich dester bass den grundt des rechten
mit solcher jrer erkentnuss wissen zu richten vnd zu halten.
An** welchen andern vnsern Zenten oder halssgerichten sölliche
jnzicht oder entschuldigung hievor auch aussgefürt worden weren,
1508 a) Brdb. dann vor vnserm Keyserlichen Landtgericht vnsers
Fdrstenthumbs , des Burggraf enthumbs zu Nürnberg, nach laut desselben
herkumen vnd Reformacion, Vnd sollen Richter vnd Urteyler
b) Der Schlufssatx An welchen andern vnsern Zenten] fehlt in Brdb,
*) Vgl. Exeurs.
— 79 —
thun wir durch dise vnser Ordnung furan abe, wir Hessen dann
etlichen vnsern Zentgerichten sunderlich sölchs durch brieflich
vrkunde zu. Und ob wir das tetten, so sölt doch dieselbig
aussfürung doselbst nit änderst gescheen oder crafFt haben, dann
mit der mass, wie in berürter vnser landtgerichts- vnd diser
vnser Ordnung davon klerlich gesatzt ist, Und söUen andere
missbreuch, denselbigen Ordnungen widerwertig, sie weren lang
oder kurtz herkomen, nit gehalten oder zugelassen werden.
Jtem so auch ein tetter, einer entleybung halb, ee er in
gefengknuss körne, die entschuldigung seyner gethanen tatte an
vnserm Landtgericht* ausszufüren rechtlich angefengt het vnd
desshalb in emssiger vbung stünde: So sölt vor aussgang des-
selbigen rechten an keiner vnser Zent mit der mordtacht wider
jne gehandelt werden, der Tetter wurde dann dieselben recht-
lichen aussfürung vber ein halb jare auss seinen schulden ge-
verdlicher** weyss verziehen: Alssdann sölt es gehalten werden,
wie in diser vnser Reforraacion von der mordtacht am Zwey-
hunderten vnd newnundzweyntzigisten [229.] artickel, anfallend:
[Jtem so yemant erschlagen oder ermSrdt wirdet in vrisetii lialss-
gerichien etc.] desshalb klerlich geschriben stet.
Hernach volgen etliche artickel von diebstal. [BL öS^]
L83 Vom Ersten vnd allerschlechtesten heymlichen diebstal.
Jtem So einer erstlich gestolen hat vnter funff guidein *"
werdt, Und der dieb mit solchem diebstal, ee er damit an sein
ge warsam kümpt', nit beschriren^, berüchtigt oder betretten wurde.
Auch zum diebstal nit gestigen oder geprochen hat, Und der
diebstal nit funff guidein'* oder darüber werdt: ist ein heym-
licher vnd geringer diebstal; Und wenn solcher diebstal nach-
mals eifaren würdet, vnd der dieb mit oder on den diebstal
einkümpt, So sol jne vnser Eichter darzu halten, so es änderst
• der dieb vermag, dem beschedigten den diebstal mit der zwi-
1) IbOßMSff., auch 1580 beschryen, 1508J? beschreyen; 1507 be-
schriren; vgl. über die Form Weinhold j hayr. Gramm. § 268.
-1580 a) Brdb. an vnserm Keyseiiichen Landtgericbt. b) gefehr-
licher. c) golden (das aber von fünff vngeriscben gülden zu verstehen,)
werth. d) gülden, wie obgemelt, oder dai-über.
— 80 —
speit zu bezalen ; Und mag vnser Richter an vnser stat auch als
vil vom dieb nemen, als er dem beschedigten gibt, Und sol
vnser Richter darzu den dieb jm kercker am ^ leyb straffen vnd
nachvolgent des lands verweysen, lang oder kurtz, alles nach
gelegenheyt der person vnd Sachen; wo aber der dieb kein
sölliche geltbuss vermag, Sol er dester herter jm Kercker am
leyb gestrafft werden. Und so der dieb nit mer vermag oder
zu wegen bringen kan. So sol er doch zum wenigsten dem be-
schedigten den diebstal widergeben oder nach einfachem werdt
bezalen oder vergleychen, Und sol der beschedigt mit derselben
einfachen vergleychung des diebstals (aber mit der' vbermass
nit,) vnser obgemelten geltbuss vorgeen; Doch sol der dieb jm
ausslassen sein atzung, so er in der gefengknuss gemacht hat,
auch zu bezalen schuldig sein vnd den Rütteln, ob er es hat,
einen guidein für jr mühe vnd fleyss geben. Und zu dem allen
nach der besten form ewig vrvehde thun, von sicherheyt vnd
enthaltung wegen eines gemeynen frids. [Bl. 53b]
184 Vom ersten offenlichen diebstal, damit der dieb beschryen
wirdt: ist schwerer.
Jtem So aber der dieb mit gemeltem ersten diebstal, der
vnder funff** guidein werdt ist, ee vnd er an sein gewarsam
kumpt, betretten würdet oder ein geschrey, nacheyl oder auff-
rur machet Und doch zum diebstal nit geprochen oder gestigen
hat: ist ein offner diebstal, vnd beschwerdt jme die gemelt auff-
rur oder berüchtigang die tat also , das der dieb in Branger ge-
stelt, mit rutten aussgehawen vnd das landt verpotten werden
solle. Und sol zu dem allen in der besten form ewig vrvehde
thun. Were aber der dieb ein erliche person, dabey besserung
zu hoffen were, mag jne der Richter (yedoch on vnser welt-
lichen *" Hoffrete Zulassung vnd verwilligung nicht,) bürgerlich
vnd also straffen, das er dem beschedigten den diebstal vier-
fei tig zalen, dem Richter auch als vil geben vnd sunst allent-
1) 1508 iW/f. an de.
1580 a) der] fehlt. b) füaff vngerisch gülden. c) weltlichen]
fehlt Brdb.
— 81 —
halben gehalten werden sol, als oben im nechsten artickel
von heymlichen diebstal gesagt ist.
185 Von ersten verdlichen diebstal* durch einsteygen oder
prechen: ist noch schwerer.
Jtem So aber ein dieb in vorgemeltem stelen yemant bey
tag oder nacht in sein behausung oder beheltnuss bricht oder
steygt oder mit waffen, damit er yemandt, der jme widerstandt
thun wölt, verletzen möcht, zum stelen eingeet, sölichs sey
der erst oder merer diebstal, auch der diebstal gross oder klein,
darob oder darnach berüchtigt oder betretten: So ist doch der
diebstal, darzu, [Bl. 54o>] als obstet, geprochen oder gestigen
wurdet, ein geflissner verdlicher diebstal. So ist in dem dieb-
stal, der mit waffen geschieht, einer vergeweltigung vnd Ver-
letzung zu besorgen: Darumb'' sol in disem fall der man mit
dem Strang vnd das weyb mit dem wasser vom leben zum todt
gestrafft werden.
186 Vom ersten diebstal, funff guidein werdt oder darüber,
vnd sunst on beschwerlich vrabstende: sol man Rats pflegen.
Jtem so aber der erst diebstal gross vnd funff guidein *"
oder darüber werdt were, vnd der vmbstende, so den diebstal,
wie oben davon gemelt ist, beschweren, keyner dabey erfunden
wurde, aber dannochst angesehen die grosse des diebstals, So
hat es ein merere straff, dann ein diebstal, der geringer ist:
Und in solchen feilen muss man ansehen den werdt des
diebstals, Auch ob der dieb darob berüchtigt oder betretten sey;
jrfer sol ermessen werden der standt vnd das wesen der per-
son, so gestolen hat, vnd wie schedlich dem beschedigten der
diebstal sein möge, vnd die straff darnach am leyb oder leben
vrteyln. Und dweyl aber solche erm essung in rechtverstendiger
lewt vernufft stet. So wollen wir, das in solchem ytzgemelten
1580 a) Von ersten gefehiiichen diebstalen] = Carol. 159. b) Da-
rumb in disem fall der Mann mit dem sträng vnd das "Weib mit dem
wasser, oder sonst nach gelegenheit der personen vnd ermessung des
Richters in ander weg: mit aussstechung der äugen oder abhawung einer
band oder einer andern dergleichen schworen Leibstraff gestrafft werden]
= Carol. 159. c) gülden (das aber von fünff vngerischen gülden oder
drüber verstanden werden soll) oder darüber.
Bambergonsis. Q
— 82 —
fall, so ofFt sich der also begibt, vnser Richter vnd Urteyler
Eats pflegen, mit endeckung* der berürten vmbstende , vnd nach
solchem erfunden Rate jr vrteyl geben. Wo aber der dieb zu
söllichem diebstal gestigen oder geprochen het**, oder mit waffen,
als vorstet, gestolen het, So sölt er, wie oben stet, vom leben
zum todt gericht werden. [Bl. 54b J
187 Vom andern diebstal.
Jtem So yemant zum andern mal, doch ausserhalb ein-
steygens oder brechens, als obstet, gestolen het. Und sich sölliche
bede diebstal auff gründige*' erfarung der warheyt, als hievor
von solcher erfarung clerlich gesetzt ist, erfunden, Auch die-
selben zwene diebstal nit funff** guidein oder darüber werdt
sein. So beschwerdt der erst diebstal den andern: Darumb sei
derselbig dieb in Branger gestelt, die oren abgeschnitten vnd
das landt, nach gefallen des Richters, verpotten werden. Auch
nach der besten form ewige vrvehde thun; Und mag den dieb
in disem fal® nit furtragen, ob^ er mit dem diebstal, als vor
vom ersten diebstal gemelt ist, nit beschryen oder betretten
wurde. Wo aber solch zwen diebstal funff*' guidein oder dar-
über treffen, so sol es mit erfarung aller vmbstende, auch ge-
brauchung der rechtverstendigen Rats, als im nechsten öbern
artickel stet, gehalten werden.
188 Vom Stelen zum dritten male.
Jtem wurde aber yemants betretten, der zum dritten male
gestolen hette, vnd söllicher drivaltiger^ diebstal mit gutem
grundt, als vor von erfarung der warheyt gesatzt ist, erfunden
wurde: das heyst vnd ist ein verleymater dieb vnd auch einem
vergeweltigern gleych geacht, vnd sol darumb vom leben zum
todt, Nemlich der Man mit dem Strang vnd die Fraw mit dem
[Bl. 55a J wasser^ gericht werden, der diebstal wer gross oder
klein, mit oder on die obgemelten beschwerlichen vmbstende
1) IbOSMB aber er, 15085 IblOff. ob er.
1580 a) Brdb. erdcckung. b) het] fehlt = Carol. 160. c) gründ-
liche, d) fünff vDgerisch Gulden. o) in disem fal] fehlt f) fünff
vngerisch Gulden. g) dreifechtiger. h) wasser oder sonst in ander
weg vom leben zum todt gestrafft werden] = Carol. 162.
— 83 —
geschehen. Es möcht auch denselbigen dieb nit entschuldigen,
ob er die diebstal nit alle an einem ort gethan hette; wann die
straff dits diebstals wurdet jm Eechten durch die bösen gewon-
heyt dermassen beschwerdt.
^^ Wo raere, dann einerley beschwemuss bey dem diebstal
funden wirdet.
Jtem wo bey einem diebstal mere, dann eynerley be-
schwemuss, so in den vorgesatzten artickeln vnderscheydlich
gemelt sein, erfunden wui'den, sol die straff erkant werden nach
der meysten beschwerung, so bey dem diebstal funden würdet.
190 Von jungen dieben.
Jtem So der dieb oder diebin vnder vierzehen jaren weren,
die sölt man vmb diebstal on sunder vrsach auch nicht vom
leben zum todt richten. Sunder, der obgemelten leyb- oder gelt-
straff gemess, mitsampt ewiger vrvehde gestrafft werden. "Wo
aber der dieb nahent bey^ vierzehen jaren were vnd der dieb-
stal gross, oder obbestimpt beschwerlich vmbstende so geverd-
lich dabey erfmi- [BL oobjden wurden , also das die bossheyt
das alter erfüllen möcht: So sollen Richter vnd ürteyler dess-
halb auch, wie obstet, Rats pflegen, wie ein solcher junger dieb
an gute, leyb oder leben zu straffen sey.
191 So einer etwas heymlich nimpt von gutern, der er ein
nechster erbe ist.
Jtem So einer auss leychtvertigkeyt* oder torheyt etwas
heymlich neme von gutem , der er sunst ein nechster erbe were,
oder so sich dergleychen zwischen man vnd weyb begebe^:
sollen Richter vnd ürteyler mit endeckung aller vmbstende der
rechtverstendigen Rats pflegen vnd erfaren, was in solchen feilen
das gemein Recht sey, vnd sich darnach halten."
1) 1507. 1608MB 1580 nahent bey vierzehen jaren; 1508*9 1510
nahent viertzehen jaren; 1543 nahent viertzehen Jare.
1580 a) leichtvertigkeyt, vnverstandt oder thorheit. b) begebe
vnnd ein theyl den andern derhalben anklagen wurde] = Carol. 165.
c) halten. Doch soll die Obrigkeyt oder Richter in disen fällen von
Ampts wegen nit klagen noch straffen] = Carol. 165.
6*
— 84 —
1^ Stelen in rechter hungersnot.
Jtem So yemant durch rechte hungersnote, die er, sein
weyb oder kinder^ erlidten, etwas von essenden dingen zu
Stelen geursacht wurde, vnd doch derselbig diebstal nicht sunder-
lich gross, geverdlich* oder schedlich were: Sollen abermals
Eichter vnd Urteyler, als obstet, Eats pflegen. Ob aber der-
selben dieb einer vnstreflich gelassen wurde. So sol jne doch
der cleger, vmb die clage desshalb gethan, nichts schuldig sein.
fBl. 56a]
1Ö3 Von fruchten vnd nutzen auff dem felde, wie vnd wann
damit diebstal gepraucht werde.
Jtem wer bey nechtlicher weyl yemant sein frücht oder
auff dem felde nutzung, wie das alles namen hat, heymlicher
vnd geverdlicher*" weyss nimpt vnd die wegtregt^'' oder füret:
das ist auch ein diebstal vnd sol, wie ander diebstal, vor-
gemeltermassen gestrafft werden; dessgleychen wo einer bey tag
yemant an berürten seinen früöhten, die er heymlich neme vnd
wegktrüge^, grossen, mercklichen vnd geverdlichen** schaden
tette: sol auch, wie obstet, für ein diebstal gestraft werden.
Wo aber yemant bey tag essent frücht neme vnd damit durch
wegktragen derselben nit grossen geverdlichen schaden tette, der
solt, nach gelegenheyt der person vnd der sach, Burgerlich ge-
strafft werden, wie an demselben endt, do der schade geschieht,
durch gewonheyt oder gesetz herkomen, oder nachmals durch
die oberern geordnet würdet.
194 Von holtz stelen oder* hawen.
Jtem So einer yemant sein gehawen holtz heymlich hin-
wegkfüret: das ist, einem diebstal gleych, nach gestalt der sach
1) 1508 i/ oder kind erlidten, IbOSBS 1510 oder kinder leiden]
= Carol. 166.
2) IbOSMff. hynweg trogt.
3) IbOSMff. hynweg tmge.
15S0 a) gefehrlich. b) gefehrliclior. c) hinweg tregt. d) ge-
fehrhchon. e) oder verboten weyss abhawen] = Carol. 168.
— 85 —
zu strafifön. Welcher aber in eines andern holtz heDiger* weyss
hawt, der rüfFt dem Förster xnd wagt ein Burgerlich straff nach
gewonheyt yedes orts^ etc. Doch wo einer zu vngewönlicher
oder verpottener zeyt, als bey der nacht oder an den feyertagen,
einem andern sein holtz** abhibe, der sol nach Eate der ver-
stendigen herter gestrafft werden. fBl. 56^]
195 Straff derjhenen, die visch stelen.
Jtem welcher auss weyern oder beheltnussen visch stilt:
ist auch einem diebstal gleych zu straffen. So aber^ einer auss
einem fliessendem vngefangen wasser Tisch fienge, das einem
andern zustünde, der mag jm kercker oder an seinem gut ge-
strafft werden, nach gelegenheyt vnd gestalt der person \Tid
Sachen vnd Bäte der verstendigen.
1^ Straff derjhenen, die mit vertrawter habe vntrewlich^
handeln.
Jtem welcher mit eins andern guter, die jme in guten
glauben zu behalten vnd verwaren gegeben sein, williger vnd
geverdlicher" weyss dem glaubiger zu schaden handelt: SöUiche
misstat sol einem diebstal gleych gestrafft werden.
197 Diebstal heyliger oder geweychter ding an geweychten,
auch vngeweychten stetten.
Jtem Stelen von heyligen oder geweychten dingen oder
stetten ist schwerer, dann ander diebstal vnd geschieht in dreyer-
ley weyss: Zum ersten, so einer etwas heyligs oder geweychts
stilt an geweychten stetten; Zum andern, so einer etwas heyligs
oder^ geweychts an vngeweychten stetten stilt; Zum dritten, wenn
einer vngeweychte ding an geweychten stetten stilt. [Bl. 57^]
1) 1507 = 1508 -¥5 1580 orts; 1508 aS 1510 lands.
2) 15083f^. So aber auch einer.
3) imSMJf. vngetrewlich] = Carol 170,
1580 a) heiliger vnnd verbotner weiss. b) holtz gefehrlicher
oder dieblicher weiss abhiebe] = Carol. 168. c) gefehrlicher. d) Brdb.
fehlt heyligs oder.
— 86 —
198 Von straff obgemelts diebstals.
Jtem so einer ein Monstrantzen stilt, da das heylig Sacra-
ment alssbaldt jnnen ist, Oder so einer sunst ander heylig-
thumb^ stilt, mit oder on die gefess, Mere so einer die gefess
stilt, darinn das heylig Sacrament oder ander heyligthumb ^ be-
halten wirdet, vnd das Sacrament oder Heyligthumb^ darauss
sehütet, Auch so einer geweychte Kelch oder Patene vnd der-
gleychen dapffer ding stilt etc.: Umb sölich diebstal alle, sie
geschehen an geweychten oder vngeweychten Stetten, Darzu
auch, so einer, vmb stelens willen, in ein geweychte Kirchen,
Sacramenthauss oder Säcristey bricht oder mit geverdlichen
zeugen auffsperret: sollen al wegen dieb oder diebin mit dem
fewer von leben zum tode gericht werden.
199 Jtem so einer einen stock, darinn man das heylig almusen
sammelt, auff bricht, sperret, oder wie er arglistig! ichen darauss
stilt oder- sölichs mit etlichen wercken zu thun vnderstet, vnd
der stock stet auff dem geweychten: man sol solchen dieb auch
verprennen; Stet aber der Stock nit auff dem geweychten: man
sol den dieb, als vmb weltlichen diebstal, vom leben zum tode
richten.
200 Jtem So yemant bey tage von geringen geweychten dingen,
ausserhalb der vorgemelten tapffern stück, auss einer Kirchen
Stele, Als wachs, leuchter, altartücher, darzu doch der dieb, als
vorstet, nit stieg, brech oder mit geverdlichen* zeugen auff-
sperret; Oder so yemant weltliche guter, die in ein kirchen ge-
flöhent weren, stelc, doch so der dieb in die Kirchen oder
Säcristey nit bricht oder die geverdlich*" auffsperret: vmb dise
diebstal alle, (Isi-fBL 5 7*7 von in disen artickeln gemelt ist, Sol
die straff gegen dem dieb mit allen vmbstenden vnd vnder-
scheyden furgcnomen vnd gehalten werden, wie hievor von
weltlichem diebstal klerlich gesatzt ist; ^Tid sol doch dannest*'
sölliche straff etwas ernstlicher gescheen, weniger barmhertzig-
1) IbOSMff. heilthumb.
1580 a) gefehrlichen. b) gefehrlich. c) soll dannooh.
— 87 —
keyt beweyst werden, dann in weltlichen diebstalen, nach dem
die vnere, verrückung vnd Verachtung der geystUchen guter
grösser ist, dann in weltlichen Sachen.
201 Jtem Doch sol in geystlichen diebstalen die hungersnot,
auch jugent vnd Torheyt der person, wo der eins mit griindt
angezeygt wurde, auch angesehen vnd, wie von weltlichen dieb-
stalen desshalben gesatzt ist, darinn gehandelt werden.
202 Von straff oder versorgnuss der person, von den man auss
erzeygten vrsachen vbels vnd misstat warten muss.
Jtem So einer ein vrvehde' verprochen, Sachen halb,
darumb er das leben nit verwürckt hette;
Jtem ob einer vber vor geübt, nachgelassne vnd gerichte
misstat schlechtlich mit werten andern dergleychen vbels zu
thun, doch sunst on weytter beschwerlich vmbstendt, drohet
vnd aber damit nit sovil gethan het, das jme darumb das
leben, wie hernach jm zweyhunderten vnd vierden [204.]
artickel von vnderstanden misstaten geschriben stet, genomen
werden möchte;
Oder so^ sunst auss ander dergleychen guten vrsachen
einer person nit zu vertrawen vnd glauben were, das sie die
lewt gwaltsamer beschedigung vnd vbels vertrüge vnd bey
recht vnd der billigkeyt beleyben Hess*', vnd auch dieselbig
person desshalb kein gewissheyt^ machen könte, sölichen
künftigen vnrecht-/!ß^. öSo-JUchen schaden vnd vbel zu fur-
komen:
sol dieselbig vnglaubhaftig bosshafftig person in ein ewige ge-
fencknuss durch die Schöpffen rechtlich erkant werden; yedoch
sol solche straff nit leychtvertiglich oder on merckliche verdlig-
keyt*^ kunfftigs vbels, als obstet, Simder mit rate der recht-
verstendigen geschehen.
1) 1508 M ff. gewissenheit, 1580 gewiessheit.
1580 a) Mvenlich oder fürsetzlich] = Garol. 1 76. b) so] fehlt.
c) Hess vnd sich solches zu Recht genugsam erfünde , auch dieselbig per-
son desshalb kein gewiessheit, notturfft, Caution vnnd Sicherheit machen
köndte] aiis CaroL 176. d) gefehrligkeyt.
— 88 —
203 Von straff der furderung, trostung, hilff, vrsachen vnd
furschieben der misstetter.
Jtem So yemant einem misstetter zu vbung einer misstat
wissenlicher vnd geverdliclier ^ weyss eincherley hilff vnd bey-
standt thut, vrsach, trostung oder furderung darzu^ gibt, wie
das alles namen haben mage: ist peynlich zu straffen, Aber,
als vorstet in einem fall änderst, dann in dem andern: Darumb
sollen in disen feilen die vrteyler mit berichtung der Verhand-
lung, auch wie sölchs an leyb oder leben sol gestrafft werden,
Eats pflegen.
204 Straff vnderstandener misstat.
Jtem So sich yemant einer misstat mit etlichen scheyn-
lichen wercken, die zu volbringung der misstat dienstlich sein
mögen, vnderstet vnd doch an volbringung derselbigen misstat
durch andere mittel wider seinen willen verhindert wirdt: soli-
cher böser will, darauss etliche wercke, als obstet, volgen, ist
peynlich zu straffen. Aber in einem fall herter dann in dem
andern, angesehen gelegenheyt vnd gestalt der sach: darumb
sollen, söllicher straff halb, die vrteyler Eats pflegen, wie die
an leyb oder leben geschehen sol. [BL 58^]
205 Von vbeltettern, die, jugent oder ander Sachen halb, jr
synn nit haben.
Jtem wurde von yemant, der, jugent oder andern geprechen-
heyt halb, wissenlich seiner synn nit hette, ein vbeltat begangen:
das sol mit allen vmbstenden an vnser Rete gelangen vnd nach
rate derselben darinnen gehandelt oder gestrafft werden.
206 So ein hüter der peynlichen gefencknuss einem gefangen
ausshilfft.
Jtem So ein hüter der peynlichen gefencknuss einem, der
peynlich straff verwürckt hat, ausshilfft, der sol dieselbigen
peynlichen straff an stat des vbeltetters, den er aussgelassen
hat, leyden. Köme aber der gefangen durch seinen vnfleyss
1) 15083/ geuerlichor; 1507.1508^5 1510 geverdUcher.
2) IbmMBS 1510 dz [das] dai'zu.
— 89 —
auss gefencknuss, söllicher vnfleyss sol nach gestalt der sach
vnd rate vnser Rete gestrafft werden.
207 Was vbeltetter auss geweyehten oder gefreyhten stetten
zu nemen sein.
Jtem jn geweyehten oder gefreyten stetten sein aussgeslos-
sen: öifenlich Rauber oder diejhenen, die weg vnd Strassen mit
mörderey vnd rauberey verlegen vnd vnsiclier machen, Auch
welche die lewt an jrn eckern vnd fruchten mit brennen oder
andern bösen vbeltatten beschedigen vnd verderben, Auch welche
dieselbigen zu verbringung der obbestimpten vbel hausen oder
halten; Mere, welch an geweyehten oder gefreyhten stetten ein
vbellat thun: die können sich derhalb söllicher stat freyheyt nit
gebrauchen , Und [Bl. ö9aj mögen die obgemelten vbeltetter alle,
darüber doch der weltlich gewalt peynlich zu lichten hat, von
desselben ördenlichen weltlichen gewalts wegen, auss Zulassung
der recht, Doch, so es ein geystliclie freyheit betrifft, mit wissen
des pfarrers oder obersten derselben kirchen, vnversert vnd
vnverprochen derselben freyheyt, zu rechtlicher peynlicher straff
genomen werden, vnd das die vrsachen, darumb sölicTl nemung
auss geystlichen freyheyten, als obstet, zugelassen ist, nach-
mals mit genügsamen glauben vor* vnserm Bischoflic^hen geyst-
lichen gewalt angezeygt, bewisen^ vnd aussgefürt werde; dann,
wo das also nit geschee, so were durch den eingriff* die geyst-
lich freyheyt verprochen. Und die eingreyffer derhalb in die
pene der recht gefallen. Wo sich auch begebe, das yemant in
einer geystlichen freyheyten, als obstet, verpreche^ vnd durch
den weltlichen Richter mit ördenlicher pejTil icher rechtlicher
straffe an seinem leyb oder leben nit gestrafft werden möcht
oder wurde: So gepüret die buss \Tid straff, söllicher ver-
brechung oder enderung halb der geystlichen stete, sunst nie-
mant dann dem ordenlichen geystlichen Richter. Dessgleychen
sol es jn gleychem fall, weltlicher fi-eyheyt halb, gegen dem
1)150S MBS ff. beweisen; 1507.1543.1580 bewison.
2) IbOSMBSff. versprech; 1507.1543.1580 vorpreche.
1580 a) Brdb. vor dem Bischoflichen geystlichen gewalt, dahin ein
yede solliche sach ordenlioh gehÖm, angezeygt, bewisen.
— 90 —
oberherren derselben freyheit oder seinem verweser auch ge-
halten werden.
208 Von einer gemeinen bericht, wie die Gerichtschreyber die
peynlichen gerichtsshendel gentzlieh vnd ordenlich beschreyben
sollen: volgt in dem nechsten vnd etlichen artickeln hernach.
Jtem ein yeder Gerichtsschreyber sol in peinlichen Sachen
bey seiner pflicht alle handellung, so peinlicher clag vnd antwort
halb geschieht, gar eygentlich vnderscheydenlich vnd ördenlich
auff-/B/. 5P*7schreyben : vnd nemlich, so sol die clage des an-
clegers vor dem verbürgen, dasvber den beclagten geschieht, oder
aber, wo der ancleger nit Bürgen het vnd desshalb gefengklich bey
dem beclagten verhefft were, jn alle weg zuvor beschriben werden,
ee dann peinliche frage oder andere peinliche handlung gegen dem
beclagten geübt wirdt; vnd sol söllichs alles zum wenigsten vor
vnserm Panrichter oder seinem verweser vnd zweyen des ge-
richts geschehen Und gemelte beschreybung durch vnsem Ge-
richtschreyber desselben gerichts ördenlich vnd vnderscheydlich
gethan werden. Damach sol beschriben werden, ob vnd wie
der anderer, seiner clag halb, laut diser vnser Ordnung zum
rechten verbürgt, oder, wo er nit Bürgen gehaben mage, ob
vnd wie er sich, vmb volfürung willen des rechten, gefengklich
legen lassen hat.*
209 Jtem weytter: was der beclagt zu solcher clage für ant-
wort gibt, so er erstlich on marter derhalb bespracht wirdet,
das sol auch nach derselben Clag beschriben werden, vnd sol
alwegen durch den Schreyber tag vnd jar, darauff ein yede vor-
vnd nachberürte handlung geschieht, auch wer yedes mals dobey
gewest sey, gemelt werden; vnd er, der Schreyber, sol sich, das
er sölchs gehört vnd beschriben habe, selbs auch vnderschreyben.
210 Jtem so der beclagt der clag in seiner antwort laugnet vnd
dem ancleger, der geclagten misstat halb, redliche anzeygung,
wie vor von solcher redliclier anzeygung gesatzt ist, furzubringen
gepürt: was dann der ancleger, derselben anzeygung oder argk-
1580 a) hat legen lassen] = CaroL 181.
wonss halben, vor vnserm Amptman, Castner, Richter oder ge-
ordenten Schöpffen forbringt, Auch was, solcher furbrachter an-
zeygung halb, nach laut diser vnser Ordnung von vnsem ampt-
leüten vnd [Bl. 6OO'] Richtern für bewisen angenomen oder bewisen
wurdet, sol alles eygentlich, wie vor gemelt ist, beschriben
werden.
211 Jtem wo dann, nach laut diser vnser Ordnung, redlich an-
zeygung vnd verdacht, der misstat halb, bewisen erkant, oder
durch vnser Amptlewt vnd Richter für bewisen angenomen ist,
vnd darzukömpt, das man alssdann, laut diser vnser Ordnung, den
gefangen erstlich on marter vnd mit bedrohung derselben femer
besprachen 1, Auch aussfürung seiner vnschuldt ermanen sol:
was daselbst gefragt, vermant vnd endtlich geantwort. Auch
was darauff alles nach laut diser vnser Ordnung erfaren oder
erkundigt wirdt, sol alles, wie obstet, auch beschriben werden.
212 Jtem so es zu der peynlichen frag kumbt: was dann der
beclagt dadurch bekennet, auch was er, bekenter tat halb,* vnder-
scheydt sagt, die zu erfarung der warheyt, wie in diser vnser
Ordnung davon gesatzt, dienstlich sein, vnd was fürter auch,
nach laut diser vnser Ordnung, von erfarung der warheyt darauff
gehandelt vnd erfunden wirt: das alles vnd yedes in sunderheyt
sol der Gerichtsschreyber ördenlich vnd vnderscheydlich nach
einander beschreyben.
213 Jtem wo aber der beclagt auff seinem verneynen der Clag
bestünde, vnd der ancleger die haubtsach der missetat, nach laut
diser vnser Ordnung, weysen wölt: Sovil sich dann desshalb in
demselben gericht zu handeln gepüret, das sol derselb Gericht-
schreyber auch, wie obstet, fleyssig beschreyben. So aber dess-
halb vnser Rete Conmissarier geben, die sollen das, so vor jne
gehandelt wirdet, auch alles vnd, wie sich gepürt, beschreyben.
[Bl. 60h]
214 Jtem wo aber der beclagt der tat bekennet vnd doch solche
vrsachen, die jne von der tat entschuldigen möchten, anzeyget^:
dasselbig, auch alle vrkundt, kuntschaift, weysung, erfarung
1) löOSifBiS/f. besprechen] = Carol 184.
2) IbOS MB Sff. angezeyget.
— 92 —
vnd erfindung derhalb sol auch, sovil sich in demselben halss-
gericht zu handeln gepüret, vnd sunst alles, wie obstet, be-
schriben werden.
215 Jtem ob aber die clag von ampts wegen herköme vnd nit
von sunderlichen anclegem geschee: wie dann die clag an vnser
amptlewt vnd Richter komen. Auch was der beclagt darzu ant-
wort, vnd was fürter in allen stücken, nach laut diser vnser
Ref ormacion , desshalb gehandelt wirdet, sol, wie vor jm andern
fall, des anclegerss halb, geschriben stet, alles ördenlich be-
schriben werden.
216 Jtem die beschreybung aller obberürter handlung, sie ge-
schee von ampts wegen oder auff ancleger, Sol durch einen
yeden Gerichtsschreyber vnser halssgerichte vorgemeltermassen
gar fleyssig vnd vnderscheydlich nach einander vnd libellssweyss
beschriben werden vnd alwegen bey yeder handlung, wann die
geschehen ist, tag vnd jar, auch were dobey gewest sey, mel-
den. Darzu sol sich der Schreyber selbst auch dermassen vnder-
schreyben, das er sölchs alles gehört vnd geschriben habe, da-
mit auff söliche förmliche, gründig beschreybung statlich vnd
sicherlich geurteylt, oder, wo es not thun wurde, darauss nach
aller notdurfft geratsucht '^ werden möge. Jn solchem allen sol
ein yeder Gerichtsschreyber bey seiner pflicht, als vorstet, allen
müglichen fleyss thun, Auch was gehaym ist, in geheym zu
halten, alles nach laut seiner pflicht, verbunden sein. [BL 61^]
217 Ein Ordnung vnd bericht, wie der Gerichtsschreyber die
endtlichen vrteyl, der todtstraff halb, formen^ solle.
Jtem So nach laut diser vnser Ordnung ein vbeltat war-
hafftiglichen erfunden oder vberwunden, vnd desshalb so weyt
komen ist, das die endtlich vrteyl derhalb zum tode, wie die
vorgemeltermassen nach laut vnser Ordnung gescheen sol, be-
schlossen ist: So sol alssdann der Gerichtsschreyber die vrteyl
beschreyben vnd nachvolgeter" meynung jm auffschreyben formen,
damit er die also auff dem endtlichen rechttag, wie in dem
1580 a) Rath gesucht. b) formieren. c) vngefehrlich nach-
volgender] = Carol. 190.
— 93 —
hunderten vnd zehenden [110.] artickel von Öffnung solcher ent-
lichen vrteyl geschriben stet, auss bevelh des Richters öffenlich
verlese.*
218 Jtem wo in dem nechst nachgesatzteh artickel ein B. stet,
da sol der Gerichtsschreyber in formung ^ vnd beschreybung
der vrteyl den namen des vbeltetters benennen. Aber bei dem
C. sol er die vbeltat kürtzlich melden.
^
219 Einfurung einer yeden vrteyl zum tode oder ewiger ge-
fengknuss.
Auff Clag, antwort vnd alles gerichtlich furbringen, auch
notdurfftige, warhafftige erfarung vnd erfindung, so desshalb
alles nach, laut meins gnedigen herren von Bambergs ° recht-
messigen Reformacion gescheen, ist endtlich zu recht erkant,
das B., so gegenwertig vor disem gericht stet, der vbeltat halb,
so er mit C. geübt hat [etc.] [Bl. 61^]
Merek die naehTolgenden besluss einer yden vrteyl.
Zum Fewer.
Mit dem fewer vom leben zum tode gestrafft werden sol.
Zum Schwert.
Mit dem schwort vom leben zum todt gestrafft werden sol.
Zu der vierteylung.
Durch, seinen gantzen leyb zu vier stücken zuschnitten vnd
gehawen, vnd also zum tode gestrafft werden sol. Und sollen
solche vierteyl auff die vier gemeynen wegstrassen öffenlich ge-
hangen oder gesteckt werden.
Zum Rade.
Mit dem Rade durch zerstossung seiner glider vom leben
zum tode gericht vnd fürter öffenlichen darauff gelegt wer-
den sol.
1580 a) verlesen. b) formirung. c) Brdb. nach laut meiner
gnodigen herren, der Marggraven zu Brandenburg etc.
— 94 —
Zum Galgen.
An dem galgen mit der ketten oder strängt vom leben
zum tode gericht werden solle.
Zum ertrencken.
Mit dem wasser vom leben ^ zum tode gestrafft werden
solle. [Bl 62a]
Zum lebendigen vergraben.
Lebendig vergraben vnd gepfelet werden solle.
220 Von schleyffen.
Jtem wo durch der vorgemelten entlichen vrteyl eine zum
tode erkant, beschlossen wurde, das der vbeltetter an die ge-
richtstat geschleyfft werden solt, So sollen die nachvolgenden
wörtter an der andern vrteyl, wie vorstet, auch hangen:
Und sol darzu auff die Eichtstat durch *die vnvemuff-
tigen thier geschleyfft werden.
221 Von reyssen mit gluenden zangen.
Jtem wurde aber beschlossen , das die verurteylt person vor
der tödtung mit gluenden zangen gerissen werden solt, So
sollen die nachvolgenden Wörter weyters an der vrteyl steen:
Und sol darzu vor der endtlichen tödtung öffenlich auff
einen wagen biss zu der richtstat vmbgeMrt, vnd der leyb
mit gluenden zangen gerissen werden, nemlich mit n. griffen.
221a Formung* der vrteyl zu ewiger gefengknuss eines sorgk-
lichen maus.
Auff warhafftige erfarung vnd erfindung genügsamer anzey-
gung zu bösem glauben, kunfftiger vbeltettiger beschedigung
halben, ist zu recht erkant, das B., so gegenwertig vor gericht
stet, in ewiger gefengknuss sol gehalten werden, damit landt
vnd lewt vor jme sicher sein mögen. [Bl. 62bJ
1) IbOSMBSff. mit dem sträng oder ketten] = CaroL192.
2) 1508;f. von dem leben.
1580 a) Forrairung.
— 95 —
51b Formung der vrteyl einer vberwunden eebrecherin.
Nach warhafFtiger genügsamer erfindung des eebruchs auif
B., die vbelteterin, so gegenwertig vor gericht stet, ist zu recht
erkent, das sie jr heyratgut vnd morgengabe gegen jrem eelichen
man verwürckt hat, Und sol darzu, auff des Clegers Cost vnd
zimliche Verlegung, zu ewiger buss vnd straff verspert gehalten
werden.*)
J2 Von leybstraff, die nit zum todt oder ewiger gefengkmiss
geurteylt werden sol.
Jtem so ein person durch vnzweyfenliche entliche vber-
windung, die auch nach laut diser vnser Ordnung geschehen
sol*, an jrem leyb oder glidern peynlich gestrafft werden sol,
das sie dannocht bey dem leben beleyben möge; —
Solche vrteyl solle vnser Panrichter, doch nit änderst,
dann mit wissentlichem Bat oder bevelh vnser weltlichen**
Hoffrete, ausserhalb der Schöpffen, beschliessen vnd, vngebeten
der parthey. Sunder allein von seines Richterlichen arapts vnd
gewalts wegen, doch an der Richtstat, offen vnd den Gerichts-
schreyber verlesen lassen: —
dieselbigen vrteyl sollen, wie hernach volgt, jra auffsclireyben
durch den Schreyber geformiert ° werden.
Jn beschliessung vnd Öffnung obgemelter vrteyl mag vnser
Panrichter etlich Schöpffen, die er on sundere mühe vnd
Costung gehaben kan, seines gefallens zu jme erfordern, die
jme auch also, wie obstet, darzu gehorsam sein sollen. Es sol
auch vnser Panrichter in obgemelten feUen darob sein, das der
Nachrichter sein vrteyl volzihe.
Jtem jn formung der nechst nachgemelten vrteyl sol der
Gerichtsschreyber, wo jm selben artickel ein B. stet, des be-
clagten [El. 63ctJ namen benennen , Aber do das C. gesatzt ist,
sol er die sach der vbeltat auff das kürtzt melden.
1580 a) sol] fehlt wie in Carol. 196. b) Brdb. fehlt weltlichen.
c) formiert.
♦) Vgl. Exours.
— 96 —
223 Einfiining der vrteyl, vorgemelter peyalicher leybstraff
halb, die nit zum tode gesprochen werden.
Nach fleyssiger warhafftiger erfindung, so nach laut* meins
gnedigen herren von Bambergs Reformacion gescheen, ist zu
recht erkant, das B., so gegenwertig vor dem Richter stet, der
misstettigen , vnerlichen handlung halb, mit C. geübt [etc.]
Merck die nachyolgenden besluss einer yden Trteyl.
Abschneydung der Zungen.
Offenlich in Branger^** gestelt, die zungen abgeschnitten,
vnd darzu biss aufF kundtliche erlaubung der oberhandt auss dem
landt verweyst werden sol.
Abhawen der Fioger.
Offenlich in den Branger gestelt vnd darnach die zwen
rechten finger, damit er misshandelt vnd gesundigt hat, ab-
gehawen. Auch fürter des lands biss auff kundtlich erlaubung
der oberhandt verweyst werden sol.
Oren abschneyden.
Offenlich in Branger gestelt, bede oren abgeschnitten vnd
des lands biss auff kundtliche erlaubung der oberhandt verweyst
werden sol. [Bl63b]
Ruten ausshawen.
Offenlich in den Branger gestelt vnd Mrter mit rutten
aussgehawen , Auch des lands biss auff kundtliche erlaubung der
oberhandt verweyst werden solle.
Merck: so ein vbeltetter, zusampt einer auffgelegten recht-
lichen leybstraff, yemant sein gut widerzukem oder aber etwas
von seinen eygen gutem zu geben verwürcket, wie desshalben
1) IbOSMBSff. Branger od' halsseisen. Der Zusatx: oder halss-
eisen] scheint ein handschriftliches Olossem in dem Exemplar gewesen
XU sein, aus dem der Text von IbOS M abgedruckt wurde; später wurde
er im, Text belassefi] = Garol. 198 und bereits Proj. 1 art. 206; vgl
äh^ilich oben art. 146.
1580 Brdb. nach laut meiner gnedigen herren , der Marggraven zu
Brandenburg etc. b) Branger oder Eisen.
— 97 —
Tom in etlichen straffen, nemlich von felschlichem abschwem
am cxxviij. [128.] artickel, auch der vnkeusch* halben, so ein
eeman mit einer ledigen dirn vbet, am cxlv. [145.] artickel,
vnd dann die bösen gesteltnuss zwifacher Ee betreffent, am
cxlvj. [146.] artickel gesetzt ist, oder so sunst in vnbenanten
feilen dergleychen zu thun rechtlich erfunden würde: So sol
solch widerkern oder dargeben des guts mit lautern worten an
die vrteyl, wie das geschehen sol, gehangen, geschriben vnd
geöfifoet werden.
224 Von form der vrteyl zu erledigung einer beclagten person.
Jtem wo aber, nach laut diser vnser Eeformacion, ein person,
so, vmb peynlicher straff willen, angenomen vnd beclagt were, mit
vrteyl vnd recht ledig zu erkennen beschlossen wurde, dieselbig
vrteyl sol nachvolgendermassen beschriben vnd nach bevelh des
Richters auff den entlichen rechttag, als vor in dem hunderten vnd
zweinzigisten [120.] artickel gemelt würdet, öffenlich gelesen
werden.
225 Jtem jm nechst nachgesatzten artickel, zu einfürung einer
vrteyl geordent, sol der Gerichtsschreiber in beschreybung sol-
cher vrteyl [BL 64a] an des A. stat den namen der cleger, für
das B. den namen der beclagten, vnd da das C. stet, die
geclagten vbeltat melden.
226 Auff die clag, so C. halben von wegen A. wider B.,
so entgegen vor disem gericht stet, geschehen ist, auch des
beclagten antwort vnd alles notturfftig einbringen, gründige
fleissige erfarung vnd erfindung, so alles nach laut vnd jnhalt
meins** genedigen herren von Bambergs rechtmessigen Reformaciou
desshalb gescheen, ist derselbig gemelt beclagt mit endtlicher
vrteyl vnd rechten von aller peynlicher straff ledig erkant.
Ynd wes fürter die partheyen, scheden oder abtragss halb,
gegen einander zu clagen vermeynen, das sollen sie nach auss-
weysung obgemelter Eeformacion mit endtlichem Bürgerlichen
rechten vor meins** gnedigen herren von Bambergs Hoffreten
ausstragen.
1580 a) vnkeusohheit. b) Brdb. meiner gnedigen herren, der
Marggraven zu Brandenburg etc.
Bambergensb. 7
— 98 —
Jtem ein yeder Gerichtsshandel vnd vrteyl, wie vor vod
beschreybung der aller gemelt wirdet, sol fürter auch nach
endung des rechten gentzlich in dem gericht behalten vnd von
gerichts wegen in einer sundem beheltnuss verwardt werden^
domit, wo es kunfftiglichen not thun wurde, solcher gerichtss-
handel doselbst zu finden were.
Jtem welcher Gerichtschreyber auss voriger anzeygung nit
gnugsamen verstaut durch sein Verlesung vernemen möcht, wie
er darauff einen yden gantzen gerichtsshandel oder vrteyl for-
men* solt, der mag erstlich bey seinem Amptman oder Castner
vmb erclerung suchen; kan er doselbst auch nit genügsame be-
rieht finden, So sol er desshalb vnser Hoffrete persönlich er-
suchen vnd sich desshalb seines zweyfels verstendig machen
lassen etc.^ [Bl.64b: Holzschnitt Nr. 16]
229 [Bl. 65a J Wie man einen morder oder todtschl^er in die mordt-
acht erkennen sol.
Von leybzeychen zu nemen.
Jtem so yemant erschlagen oder ermördt wirdet in vnsern
halssgerichten, so sollen vnser Amptlewt vnd Panrichter des-
selben vnsers halssgerichts , darinnen die tat geschehen ist, in
gegen zweyer oder dreyer geschworner** Schöpften, so sie die
gehaben mögen, von dem erschlagen oder ermördten von stund
an, ee der begraben wirdet, leibzeichen nemen lassen, wie in
demselben stück an yedem halssgericht herkomen vnd gewon-
heyt ist.*' Und ob der erschlagen von der tat in ein ander
1) Li 1508 iS 1510 ist eine Zeile durch Einsetzen des Holzschnitt'
cliches ausgefallen: seines zweyfels . . . lassen; 1531. 1543 vnd sich
desshalb jrs Radts halten etc. 1507. löQßMB 1580 zeigen jedoch ori-
ginale Textgestalt.
1580 a) formiren. b; geschwornen. c) Auch die Wundertzt
desselben Fleckens oder Gerichts, die man bequemlich darbey gehaben^
vber solchen Cörper, wo es sein mag, fdhren, alle Wunden, Streich,
Sch&ss, Stiech oder Wurff mit fleiss zu besichtigen vnd vermercken,
darbey auch bey jhren pflichten, welche "Wunden, Streich, Stiech, Wüi-ff
oder Sehüss jhres Versehens vnd vei-standts des entleibten todts vrsach
gewesen sein mögen, anzuzeigen, welchs alles ordentlich durch den Ge-
richtsschreiber alssbald mit vermeldung, wer darbey vnd die Wundt-
ertzt gewesen , darnach man in aussfiirung der Sachen sich habe zu richten,,
auffgosclirieben werden soll. Vnd ob der erschlagen . . . gesoheen solL
— 99 —
vnser halssgericht körne oder bracht wurde vnd stürbe, so sol
vnser Richter, in des gerichtszwang die tat gescheen ist, den
andern richter, in des gerichtszwang der erschlagen gestorben
wer vnd begraben werden solt, ersuchen, jme das leybzeychen
volgen zu lassen, das auch also gescheen sol.
230 Von echten on leybzeychen.
Jtem ob vnser amptlewt oder Richter von dem entleybten
kein leybzeychen haben möchten, (des sie doch alles fleyss
haben sollen,) So dann die ancleger die tat sunst genugsam
bewisen: Sollen nichts destweniger die Tetter in die acht er-
kant werden jn aUermassen, als ob das leybzeychen vorhan-
den were.
231 Von der mordtacht.
Jtem so dann des erschlagen oder ermördten freunde den
tetter, so der nit in gefengknuss lege, in die mordtacht sprechen
lassen wollen: So sollen sie vnsern Panrichter desshalb ein
halssgericht zu besetzen ersuchen. [Bl. 65^]
232 Handlung vmb die mordtacht vor gericht.
Jtem so dann das halssgericht oder Zent, wie vor gemelt,
besetzt ist. So mögen die Cleger den todten oder ein leyb-
zeychen von jme. vnd ander glaublich kuntschafft der täte, wie
sich gepürt, für gericht bringen vnd den Richter bitten, jne
gegen dem tetter rechts zu verhelffen. Wo sie aber den todten
oder das leybzeychen nach gehabtem fleyss für gericht nit
bringen könten*, das. solle jne an der rechtvertigung zu keinem
nachteyl komen, wie vor am'* zweyhunderten vnd dreyssigisten
[230.] artickel davon auch gemelt ist.
233 Von beschreyung des tetters.
Jtem der Cleger mag auch vber den tetter dreymal
schreyen: 'waffiiach-jo!' oder 'mörder-jo! vber mein mörder
vnd des lands mörder!', wie dann in disem stück an yedem
ende herkomen vnd gewonheyt ist.
1580 a) können. b) an.
326565
— 100 —
284 So der beclagt zum ersten gericht nit erscheynt, wie man
jrae mffen oder fordern solle.
Jtem zum ersten gericht, so das, wie sich gepürt, gesessen
ist, vnd der cleger sein clage gethan, auch den tetter, als vor
stet, beschryen hat, vnd der beclagt nit erscheynt vnd sein
antwort darzu thut: So sol der Richter auff des degers begem
seinen Pöttel den bedagten also rüffen vnd fordern lassen:
N., jch forder dich zum Ersten mal, das du kumest
zwischen die SchöpfTen vnd schrannen vnd dich verant-
wortest von des mordts w^en, als man dann zu dir dagt!
[Bl. 66a \
235 So der beclagt also erstlich nit erscheynt, was der cleger
bitten sol.
Jtem so der beclagt vor mittem tag zum selbigen gericht nit
erscheynt, so mag der cleger bitten zu erkennen, was auff des
beclagten aussenpleyben recht sey.
236 Erkentnuss auff die ersten vngehorsam.
Jtem darauff sol erkant werden, das der clager den ersten
rechttag erstanden habe, vnd der Richter sol jme den andern
rechttag ernennen, vnd ferner gescheen, was recht ist
287 Verkundung* des andern rechttags.
Jtem darauff sol der Richter den andern rechttag öffenlich
vor gericht durch den Pütel ausschreyen lassen; doch sol kein
rechttag vnder \ierzehen tagen nach dem andern emant werden,
damit die verclagimg dester statlicher an den tetter gelangen
möge.
238 So der beclagt zum andern rechttag aber nit erschyne.
Jtem körne der beclagt zum andern gericht auch nit, So
sol dem cleger der drit vnd endthafft Rechttag erkant, vnd
siinst mit der form vnd weyss, wie oben von dem ersten recht-
tag gesatzt ist, gehandelt vnd gehalten werden.
1580 a) Verkündigung.
— 101 —
S9 So der beclagt auff den dritten rechttag auch nit erschyne.
Jtem So aber der angezogen Tetter in eygner person auff
der dreyer rechttag keynem* erschyne vnd die tat nit wider-
sprechen [BL 66b] oder verantwortten wurde, So solt am dritten
gerichtsstag, auff der Cleger begern vnd beweysung der Clag,
derselbig beclagt Tetter in die mordtacht erkant werden, welche
mordtacht fürter vnser Zent- oder Panrichter aussprechen vnd
erklern soUe, wie hernach gesetzt ist.
UO Zulassung des Anwalts.
Jtem es sol der beclagt in disem fall an der Zent durch
keinen Anwalt sein verantworttung thun mögen, er wölt dann
durch seinen Anwalt beweysen, das er auss schwacheyt seines
leybs nit komen möcht; vnd so solche eehafft gnugsam be-
wisen wurde. So solt das recht alssdann ein zimlich zeyt, nach
gestalt der Sachen, auffgeschlagen vnd erstreckt werden.
241 Jn die acht zu sprechen.
K, Als du mit vrteyln vnd recht zu der mordtacht er-
teylt worden bist, also nym ich dein leyb vnd gute auss
dem fride vnd thu sie in den vniride, vnd künde dich erloss
vnd rechtloss, vnd künde dich den vögeln frey in den lüfften
vnd den thiern in dem walde vnd den vischen in dem wage \
vnd solt auff keiner Strassen ^ noch in keiner mimtat**, die
Keyser oder König gefreyet haben, niendert friden noch gleyt
haben; Und künde alle dein lehen, die du hast, jrn herren
ledig vnd loss vnd von allem rechten in alles vnrecht; Und
ist auch allermeniglich erlaubt vber dich, das niemant an dir
freveln kan noch solle, der dich angreyfft.
242 Von vergleyttung des beclagten.
Jtem wurde dann der angezogen Tetter begern, jne zum
rechten /!B/. 67a] zu vergleyten^. So sol jne vnser Amptman oder
1) lb08Mff, 1543 Wasser.
2) 1507 Druckfehler straffen, 1508-M;f. Strassen.
3) 1508 ifB zä verleyten.
1580 a) keinen. b) munithet.
— 102 —
Castner desselbigen endes zu vnd vom rechten fur gewalt, aber
nit fur recht, vergleyten an den enden, da wir zu gleyten
haben, wie wir dann sunst pflegen zu gleyten.
243 Von erscheynen des beclagten vnd vemeynen der Clage.
Jtem so der beclagt persönlich in antwort körne vnd der
tat nit gestünde, wölten dann die cleger jr dag beweysen: mit
solcher weysung, auch aller handlung darauff, solt es gehalten
werden, wie vor jm LXXIY. [74.] artickel, von weysung einer
missetat vnd der handlung darauff, klerlich gesatzt ist. Wurde
dann die missetat zu recht gnug bewisen, So sol alssdann die
acht erkant werden, wie vor jm CCXLI. [241.] artickel solche
vrteyl geordent ist. Wurde aber die haubtsach der missetat nit
gentzlich, sunder derhalb ein redliche anzeygung bewisen ^, So
sol solche vrteyl an vnserm landtgericht geholt vnd nach Rate
desselben geformet werden. Wurde aber der beclagt ledig zu
erkennen beschlossen. So sol dieselbig endtlich vrteyl, seiner
erledigung halben, geformet* werden, als jm CCXXIV. [224.]
artickel angezeygt funden wirdet.
Von gesteen der clag mit vrsachen vnd erbietung, die-
selben*) entschuldigung an vnserm landtgericht ausszufuren.
Jtem gestünde aber Tetter 2 der entleybung vnd vermeynt,
er wer genugsam darzu verursacht worden. So dann noch nit
vier Wochen verschynen weren, das die entleybung gescheen,
vnd der [Bl. 67b] tetter nit gefangen wer vnd einen gelerten
eyde schwüre, die aussfürung seiner entschuldigung aufF das
fürderlichst vor vnserm landtgericht, nach jnhalt desselben vnsers
landtgerichts Reformacion**), etwan durch vnsern vorfam, Bischove
Yeyten seligen, aufgericht^, zu thun^: So solt alssdann an der-
1) 1608 M ff. beweisen.
2) IbOSMff. der Tetter.
3) 1508 JVi^. ingericht; in 1507 (Berlin) ingericht durch Über-
druck und Tinte in aufgericht gebessert.
1580 a) geformiret. b) Brdb. : vor vnnserm Keyserlichen Landt-
gericht vnnsers Fürstenthumbs , des Burggraventhumbs zu N&mberg,
nach jnhalt desselben vnnsers Landtgerichts herkumen vnd Reformacion
zu thun.
*) Vgl. Excurs. ♦*) Vgl. art. 245. 270 und Exeura %u ort. 182.
— 103 —
■selbigen vnser Zent* das vrteyl, der mordtacht halb, ein viertel
jars aufgeschlagen werden vnd nit lenger, Es brecht dann der
tetter nochmals ^ von vnserm landtgericht briefliche vrkundt , dar-
auss sich erfunde*, das er die aussfürung seiner berömpten ent-
schuldigung in vierzehen tagen nach gemelter gethaner pflicht
an vnserm landtgericht angefengt, vnd der verzug solcher auss-
fürung nit auss seinen schulden, sunder auss notdurfftigen recht-
lichen Schüben gescheen were.
^ So ein tetter sein entschuldigung an vnserm landtgericht
ausszufuren angefangen hette.
Jtem so aber einer in vnserm halssgericht, do ein todt-
schlag bescheen were, zu echten furgenomen wurde, vnd der-
selbig sein vnschuld vor vnserm landtgericht, nach laut der ob-
gemelten vnsers landtgerichts Reformacion, ausszufüm anfieng,
ee vnd die acht am halssgericht erkant wurde: So sol vnser
Landtrichter dem andern Richter gepieten, mit weyter handlung
fitilzusteen, biss zu endung der gemelten rechtvertigung an
vnserm Landtgericht. Füret dann der beschuldigt sein vnschuld
entlich an vnserm landtgericht auss, Also, das er vmb die
gethanen verursachten entleybung peinlich nit gestrafft werden
solle, so sol er darüber vom Panrichter nicht geecht werden.
Füret er aber sein vnschulde also nit auss, So mag er darnach
durch vnsem Panrichter auff den ersten gerichtstag, der dess-
halb gesatzt würdet, in die acht erkant werden, vnangesehen,
ob er von solcher vrteyl, am Landtgericht ergangen, Appellirt.
[Bl 68a]
^6 Einen, der in die mordtacht erkant ist, nit zu vergleytten
on willen der Cleger.
Jtem so dann einer, wie obstet, in die mordtacht erkant
wurdet, Sol er fürter von vns, vnsern Amptlewten oder Richtern,
on verwijligung der ancleger, in keinerley weyss vergleyt werden.
1) IbOßMff. nachmals.
1580 a) Brdb.: zent- oder halssgericht. b) ei-finde.
— 104 —
247 Wie einer auss der mordtacht gethan wirdet.
Jtem so dann ein solcher echter vmb die begangen tat^
mit verwilligung der partheyen, endtlich mit vns vertragen
wirdet, So behalten wir vns bevor, denselben Echter selbst auss
der acht zu thun vnd jme söllicher Absolucion auff sein be-
gere brieflich vrkuudt zu geben.
248 Von gerichtskost der mordtacht halb.
Jtem aller gerichtskost^ halben in handlung der mordtacht,
sol es gehalten werden, wie hernach von gerichtskost geordent
vnd gesatzt ist.
249 Von begraben vnd begengknuss der erschlagen, darumb die
echt furgenomen wirdt.
Jtem in etlichen zenten wirdet, als wir bericht sindt, ein
solcher missprauch gehalten: So die erschlagen, derhalb die
acht furgenomen, nach Ordnung der heyligen Cristenlichen
kirchen beleut, begraben vnd begangen werden, das söUichs
der acht verhinderlich oder abbrüchig ^ sein solle. Das also zu
halten gantz vnzimlichen were: Darumb setzen vnd orden wir^
wo des entleybten freunde von vnserm* geystlichen gwalt, der
Cristenlichen begrebnuss halb, erlaubnuss erlangen, das sie fürter
aUe andere Cristenliche werck, vnabpruchig oder -verhinderlichen
der acht, des erschlagen sele zu seligkeyt** vnd gutem nach^
thun mögen. [Bl. 68b : Holzschnitt Nr. 17]
250 [Bl. 69a] Wie die armen lewt in straff der misshendel
einander sollen zu hilff komen.
Jtem so furan, in nachberürten Sachen, yemant peynlich
straff verwürcket vnd derhalb durch vnser oder der vnsem
hintersessen strencklich gerechtvertiget wurde, damit dann die*
vbeltat, von beschwernuss wegen der kostung, dester weniger
1) IbOS MBS ff. gerichtskosten.
2) 1507 albrüchig, IbOSMff. abbrüchig, 15082? abbrichig = 1580.
3) die fehlt IbOSMff.
1580 a) vnserm] fehlt Brdb. b) des erschlagen Seel-
seligkeit.
— 105 —
verdruckt oder nachgelassen werden: So sollen jme alle andere
die vnsern, so in demselbigen vnserm halssgericht bey dem
cleger sitzen, den kosten helfFen tragen. Solche kostung sol
man durch solch vnser halssgericht also anlegen, das ein hof
zwir als vil als ein seidengut geben sol. Und sindt ditz nach-
volgent die Sachen, darinnen die armen lewt mit der kostung, als
obstet, einander helfFen sollen: Nemlich, vmb mayneydtschweren,
vmb Zauberey, Rauberey, Prennerey, Verreterey, Felscherey,
Dieberey, furgesetzte mörderey, die mit bosshafftiger vorbetrach-
tung vnd verwartung geschieht; Doch sollen in disem fall tod-
schleg, die von vngeschichten auss zorn vnd on bösen furgesatzten
willen gescheen, nit gezogen sein. Mer sol gemelte hilff ge-
scheen vmb verprachte, vnterstandene, gedrote oder wartende
gewaltige biso beschedigung, vmb vergifftung, vmb eeweyber
oder tochter^ empMren, vmb notzucht, vmb bosshafftige ver-
kuplung, vmb das vbel, so in gestalt zwifacher ee geschieht,
vmb misshandlung der bosshafftigen Procuratoren vnd Ertzet,
vmb verrückung der vntermarck.2
29l Jtem ob in obgemelter helffung peynlicher straff zwischen
den lewten jrrung einfielen, Darumb sollen jne vnser Rete er-
clerung vnd entschid geben. [Bl. 69b]
252 Von nithelffen^ den mutwilligen Clegern.
Jtem so sich yemant von den vnsern einer mutwilligen
peinlichen clage, die er mit recht, diser vnser Reformacion
gemess, nit verfftm möcht, furzunemen vnderstünde, vnd vnser
Rete solchen seinen frevel vnd mutwillen erkenten: was er
dann desshalb kostens vnd Schadens erlitten het oder leyden
wurde, das solt sampt der vorgesatzten straff vber denselbigen
mutwilligen cleger allein geen.
2&8 Von frembder ancleger kost.
Jtem So aber ein frembder ancleger einen vbeltetter in
vnsern halssgerichten rechtvertigen wölt oder wurde, der solt
1) 1508Jkf töihtem, 1508 ß/f. töchtern.
2) 1507 vntermack, darüber r mit Tinte.
3) 1508 M ff, mithelffen.
— 106 —
das thon on kosten ynd schaden vnser vnd der ynsem; Doch
solt es bey dem kosten blevben. wie in diser vnser Beforma-
cioD geordent vnd gesetzt ist Doch vo wir oder die vnsem an
frembden gerichten mit merem kosten beschwerdt wurden, gegen
den selbigen herschafften vnd jren verwanten mag sfilehs ver-
gleycht werden, wie hernach am CCLXXIL [272. gemeint 275.]
artickel clerlich davon funden wirdt.
2W Von atzung der gefangen.
Jtem von gefangen, so vmb peyniicher Sachen wiUen in
gefengknuss ligen, Sol man dem Pütel oder knecht, der sein
pfligt zu warten vnd kostung gibt, tag vnd nacht dreyssig
pfennig geben, Und er darumb den gefangen mit zimlicher
kostung versehen. Auch in guter hüte vnd wart halten. [BL 70<^]
2&Ö Atzung in peinlicher frag den verhorem vnd zeugen.
Jtem wenn ein gefangener peynlich gefragt wirdt, So sol
dem Richter, den zweyen Schöpffen vnd dem Gerichtschreyber,
so bey der frag sein, desselben tags einmal zu essen, oder
aber yedem für sein mal funfFzehen' pfennig, welchs der an-
cleger wil, gegeben, Dessgleychen sol es mit den zeugen ge-
halten werden, so kuntschafft gestelt wirdet.
266 Atzung auff dem endthafften rechttag.
Jtem** auff dem endthaften rechttag sol der ancleger dem
Richter, Püteln vnd yedem Schöpffen, so am gericht sitzt, ein-
mal zu essen oder aber, wie obstet, nach willen des anclegers
für yedes mal funffzehen pfennig geben.
257 Jtem wo in etlichen vnsern stetten nit herkomen were,
Richter, Schöpffen oder Püteln ^ zu essen zu geben, oder etwas
dafür zu thun: daselbst sölt es in disem st&ck bey altem her-
komen pleyben; Wann dise Satzung, der kostung halb Richter,
1) WOSMff. büttel.
1580 a) xlij [42] pfenning. b) Jtem Auff dem endthafften
rechtsstag sol von dem Ankleger, oder do von Obrigkeit wegen procedirt,
dem Richter, jedem Schöpffen, so am Gericht sitzt, vnd Piitteln ein-
mal zu essen, oder abei*, wie obsteht, nach willen des Anklegers f&r
jedes mal zwen vnd viertzig [42] pfennig gegeben werden.
— 107 —
XJrteyler vnd pütel berürende, allein dahin gemeint sein sol,
da es mit gewonheyt herkomen ist, jne essen vnd trincken zu
geben.
^ Von sunderlicher belonung vnd zerung des Nachrichters,
Peinleins vnd ander des gerichts diener.
Jtera dem Nachrichter sol man von der peynlichen frag
von einer yeden person, die er also fragt, einen ort eins gui-
dein geben; Doch so sol der Nachrichter allen gezeugk, der
jme zu haben gepürt, auff seinen kosten schicken, Und vnser
Richter dasjhenig verorden, das jm gepürt. [Bl. 70^]
i8a Von gemeyner belonung des Nachrichters.*)
Nach dem allen Nachrichtern, so jre belommg in peyn-
lichen straffungen der vbeltetter von yedem stück jres wercks
in sunderheyt nemen, das heylig Sacrament des altars ver-
sagt wirdet,
nit darumb, das solliche volzihung der gerechtigkeyt vnd
ernstlich straff der vbeltat vnrecht sey, sunder allein darumb,
das sich, vmb gemelter sunderlichen wartetten belonung willen,
einer bösen vnördenlichen begirde in vergiessung des men-
schen plut bey solchen Nachrichtern versehen wirdet,
vnd damit dann vnsern Nachrichtern zu verdamlichem standt nit
vrsach gegeben werdt, Sunder jr handtwerck (des zu gemeinem
nutz nit geratten* werden mag,) mit guter** gewissen, wo sie sich
sunst recht darinnen halten wollen, treyben mögen: So ist den-
selbigen Nachrichtem ein gemeiner jerlicher solt geordent, vnd
wie derselbig von vnser vnd der vnsern wegen jerlich bezalt
werden sor, wirdt in vnser Cantzley, auch bey vnserm Camer-
meyster verzeychent funden: Darumb sollen vnsere Nachrichter
alle vbeltetter, so jne durch vnnsere Rete oder Richter zu fragen
oder zu straffen bevolhen werden, wie sich demselbigen bevelh
nach gepüret, fragen vnd straffen, vnd vmb das alles von vns
oder den vnsern, so an solcher gemeynen belonung geben, dann
1580 a) entratten. b) gutem. c) Brdb. bezalt werden sol,
findt man in seinem bestelbrieff.
•) Vgl. Exatr8.
— 108 —
allein, wes jne nach laut diser vnser halssgerichtsordniing für
jr zening gemacht ist, nichts weyters noch mere fordern oder
nemen.' Aber ander lewt, die sich in gebung des Nachrichters
obgemelten gemeynen jerlichen soldes, laut desshalb vorgemelter
vnser sünderlichen verzeychenten anlag**, nit verwilligen vnd
dannest vnsern Nachrichter ^ in vnsem halssgerichten gebrauchen
werden, die sollen nichts dester weniger alle nachgemelte s&n-
derliche belonung vnsern Nach-/JB/. riayrichtem, nach jnhalt
vnd vennög diser vnser halssgerichtsordnung, zalen*", Und'' doch
sülche belonung Schültheysen, Burgermeystem oder Dorff-
meystem desselbigen flecken, darinnen jne vnser Nachrichter
also dienet, semptlich oder sünderlichen behendigen; die sollen
gemelte belonung annemen vnd beschreyben, auch furo alldweyl
sülch gelt weret, desselben ampts vnd gerichts gemeine be-
soldung, den nachrichtem gepürend, davon zaien vnd ander-
weyss nit aussgeben. Auch so desselbigen gelts nymer ist,
sol das durch die Eynnemer verrechent, auch den vnsem, die
es berüret, zu sülcher rechnung verkündigt werden, vnd zu
jrem willen steen, auff jr kostung yemant darzu zu schicken.
259 Jtem für die zerung sol man dem Nachrichter tag vnd
nacht, für sein person, ein ort eins guidein* geben; Man sol
auch dem Nachrichter kein vberige person, die er, wider der
ancleger willen, zu jme neme, zu verlegen schuldig sein.
260 Jtem so man des Peinleins bey der peinlichen rechtverti-
gung notdurfftig were, Sol man demselben auch tag vnd nacht
für zerung ein ort eins guidein, vnd für seinen Ion, so er einen
vbeltetter anclagt, einen guidein geben.
261 Jtem so der Nachrichter vbeltetter vom leben zum tode
rieht, sol man jme von einer yeden solchen person' drey guidein
1) 1608 M ff. Nachrichtero.
1580 a) Brdb. dann von einer yeden person, die er vom leben
zum todt rieht, einen gülden. b) Brdb. laut desshalb vorgemelte seins
bestelbrieffs. c) Brdb. fügt xu: Doch yedesinal nach messigung
vnnser Amptlewt, Castner vnd Richter. d) Vnd doch sülche belonung
... zu schicken] fehlt in Brdb. e) ein halben gülden; in art. 260
ist der Ausdruck ort eins Gülden belassen. i) Brdb, von einer yeden
— 109 —
geben. Doch so der Nachrichter yemant vierteylt, mit dem
Rade oder dem fewer rieht, Sol man jme eins guldein mere
geben, vnd sol vnser Panrichter das holtz zum prennen vnd das
Eade zum redem, aufF des anclegers kosten, bestellen vnd
schaffen, Und doch der ancleger, gemelts holtz vnd Radss halben,
jr yedes, das/T?/. 71b] also gebraucht wirdet, vber einen guidein
nit geben. Wo aber vnser Richter söUich Rade oder holtz neher
bestellen mag, sol dem ancleger zu gut komen vnd desshalben mit
keinerley vbermass beschwert werden, Anssgeschlossen in feilen,
wie am CCLXXV. [275.] artickel klerlich funden wirdt.
S2 Jtem so der Nachrichter yemant mit rutten ausshawt, oren
oder Zungen abschneyt, äugen aussticht oder die finger abhawt:
von einem söUichen* werck sol man jme von einer person ein
guldein^ geben.
63 Jtem so der Pütel das halssgericht verkündigt vnd darzu
gepeut: für sein Ion einen ort eins guidein.
S4 Jtem so in etlichen vnsem gerichten mit gewonlieyt her-
komen were, das halssgericht an den grenitzen durch die Pfitel
zu beschreyen, sol dem Pütel für dasselbig beschreyen ein
halber guidein gegeben werden. Wo aber solch beschreyen nit
mit gewonheyt vor alter herkomen were, sol on vnser wissen
nit auffgepracht werden.
;4a Wie die Panrichter von straffung der vbeltetter kein sun-
derliche belonung nemen sollen.
Jtem wir werden bericht, wie an etlichen enden miss-
praucht werde, das die Panrichter von einem yeden vbeltetter,
so peynlich gestrafft wirdt, sundere belonung begern vnd nemen:
das gantz wider das ampt vnd wirde eines Richters, auch das
Recht vnd alle billigkeyt ist; wann ein sülcher Panrichter nichts
besser, dann der Nachrichter, so von yedem stück sein be-
lonung het, möcht geacht werden: Darumb wollen wir, das furo
solchen person auff yemands anclag, die jme, wie vorgemelt, seinen
jerlichen solt nit geben, oder vns vnd den vnsern nit vei-wandt sein,
drey gülden geben; ünnd sol vnser Panrichter etc.
1580 a) Brdb. sollichen vnd dergleychen werck. b) Brdh. ein
halben gülden.
— 110 —
alle vnsere Panrichter sftlche^ belonung von den Clegem nit
fordern oder nemen sollen. [Bl. 72a : Holxsekniit Nr, 18]
265 [Bl. 72b] Wie es mit der» fluchtigen vbeltetter gut' sol
gehalten werden.
Jtem so ein vbeltetter aussweycht, so sol man alles sein
hab vnd gute eigentlich beschreyben in gegenwertigkeyt des
Richters vnd zweyer des gerichts vnd dem vbelteter nichts da-
von volgen lassen; Aber welche gtter verdürblich weren vnd
nicht ligen möchten, die sölt vnser Richter mit zweyen des
gerichts verkaulfen, dieselbigen guter, vnd wass darauss gelöst
wurde, auch beschreyben vnd das kaufgelt sampt der verzeych-
nuss hinter das gericht legen. Wölten aber des vbeltetters
freunde solch gut zu jren banden nemen vnd einen notdurfltigen
bestalt vnd pflicht thim, berürt gut also in hefft zu behalten
vnd dem tetter, dweyl er vnvertragen ist, nichts davon volgen
zu lassen: das solt jne gestat werden; Doch so mögen die ge-
dachten annemer der berürten guter des tetters eeweyb vnd vn-
erzogen kindem, ob er die het, notturfftig leybsnarung von
solchen gutem raychen. Aber nicht anders dann nach Rate
vnsers Amptmans vnd Richters.
266 Jtem wo aber farende habe desselbigen teters an einem
solchen ort lege, das zu besorgen were, das dasselbig durch
ander lewt mit gwalt genomen werden möcht, so sölt das
vnser Richter an ende fürn vnd verwaren lassen, da^ es sicher
vnd verwart pleyben möcht biss zu ausstrag der misstettigen
Sachen; Und sollen vnser Amptlewt vnd Richter zu jrem nut^
den vbeltettern in ander gestalt von jm gutem nichts nemen;
Es weren dann sunder feil, darumb die aussfluchtigen miss^
tetter jr gut verwürckt hetten, vnd durch vns oder vnser Ret^
wissentlich zugelassen oder geschafft wurde, zu jrem oder jreX"
anhenger gute zu greyffen. [BL 73^ : Holxschnitt Nr. 19]
1) lomMSff. sollen; 1507.1580 sdlche, solche, 15085 söUchö-
2) IbmU den, IbO^BSft'. der.
3) lüOSiTi/T". dz es, 1508 i? das es.
1580 a) Güttern] = Carol 206.
— 111 —
167 [Bl. 73^] Von gestolner oder geraubter habe, so in die
gericht kumpt.
Jtem so gestolen oder geraubt gut in vnser halssgericht
bracht würdet, sol dasselbig vnser Richter zu seinen handen
nemen vnd getrewlich verwaren^; vnd so yemant derselbigen
habe begert, sol er an vnser Statgericht, marckgericht oder dorff-
geiicht daselbst gewisen werden, wie recht ist, darzu zu clagen;
vnd zuforderst sol der, so also rechtlich darzu clagen wil, vor
sölichem gericht, einen bestalt mit bürgen oder zum wenigsten
mit seinem aydt thun, wo er, solcher Sachen halb, verlustig
wurde, dem andern teyl seinen gefügten schaden, der verpotten
guter halb erliden*, nach messigung des gerichts abzulegen;
Dessgleychen sol der antworter, so solche habe jm rechten ver-
dretten wil, auch thun.
268 Jtem so dann der Cleger beweyst, das dieselbig habe sein
sey vnd jm raublich oder dieblich genumen ist, Sol jm die
durch recht zuerkant vnd widerwerden.
Und so sich ein antworter die beclagten habe jm rechten
zu verdretten vnderstünde vnd sich desshalb, kost vnd scheden
betreffendt, wie obstet, verpflichtet vnd dann nach verlust
derselben habe mit seinem eydt nit betewern möcht, das er,
vnwissent des vnrechten herkumens, die gemelten verlustigen
habe an sich bracht het, oder aber sölchs wissens vberwisen
wurde: So sol demselbigen. antworter, ob notdurftig atzung
aufF die verpoten habe gangen wer, zusampt zimlichen ge-
richtsscheden, alles nach messigung des gerichts zu bezalen
I jm rechten auffgelegt werden;
het aber der antwortter in an -sich -bringen der ver-
lustigen habe des vnrechten herkumens uit gewist, so solt
yeder teyl sein gerichtsscheden selbst zalen, vnd [BL 74a J
! der cleger, dem die beclagt habe also volget, ob es vihe were
vnd zimlich atzung gemacht het, wie das gericht erkent vnd
messigt, aussrichten.
1) l508MSff. verwarnen, 15085 verwaren.
1580 a) erUden] fehlt.
— 112 —
Were aber obgemeltennassen kein verpflichter antwortter
verbanden*, so gepüret dermassen dem cleger, der die hab
endtlich nimpt, abermals, zimliche atzung, wo die, als vor-
stet, darauff gangen were, zu bezalen.
(268a)* Bewiss aber ein cleger jn obgemeltem fall, der ansprüchigen
habe halben, die eygenschafFt gnugsam vnd k6ndt doch dobey
nit weysen, das jm die durch Raub oder diebstal entwendt
worden weren, vnd die antworter möchten dogegen zu recht
genug nit darbringen, das dieselbig kriegisch habe mit einem
guten rechtmessigen Tittel von dem cleger bracht vnd an sie
kumen were. So sol dem Cleger aufP sein betewerung mit dem
eydt — das jm solche beweyste guter geraubt oder gestolen
worden sein, — geglaubt werden vnd jm dieselbig abermals jn-
/ massen, als obstet, darauff volgen.
(268b) Und mag an gestolner oder geraubter habe durch eyniche
long der zeyt kein gewere ersessen werden.
Köndt aber der ancleger sein gepürende weysung, wie
obstet, nit verfüren, So sölten alssdann die antwortter ledig
erkant werden vnd jne die beclagten guter wider volgen mit
zimlicher ablegung gefügter** costen vnd scheden, darein der
vnbestendig cleger nach messigung der vrteyler erkant wer-
den solle.
(268c) So auch die anclagt habe in obgemelten feilen, atzung
halb oder sunst, on mercklichen schaden biss zu endung vor-
bestimpter rechtvertigung jn gericht nit steen bleyben möcht,
welcher teyle dann, nach ermessung vnsers Amptmans, Cast-
ners vnd Richters, samentlich oder jr zweyer, notdurfftigen
gnugsamen bestalt thut, dieselbigen habe zu den gerichts-
tagen, so derhalb kundtschafft gefürt werden sol, wider in
das gericht zu stellen vnd, wes er in demselbigen gericht
derhalb [Bl. 7S] verlustig wurde, es wer vmb haubtsach oder
scheden, vngewegert volg zu thun vnd, wo dieselbig hab vor
endung vnd volzihung des rechten abging oder geergert wurde,
1580 a) vorhanden = 1531. 1543. b) zugefügter] = Carol 209.
') Bis ari. 269 sind die in 1507 fehlenden Nummsm von una MmM§0ßgi.
— 113 —
solchen abgangk oder ergemuss, nach erkentnuss des gerichts,
zu erstatten:
dem sölt die ansprüchig habe, vmb weniger vnkostens vnd.
Schadens willen, darauff also aussbetegt werden. Wo aber ob-
gemelten bestalt bede teyl thun wölten, so selten die antwortter
zuförderst damit zugelassen werden, vnd wo in diser handlung
gezweyfelt wirdet, sol Rats bey vnsern Reten gepraucht werden.
d) Wurde aber, obgemelter angezogner gestolher oder ge-
raubter guter halb, yemant mit bösem gelauben vnd verdacht
dobey betretten, vnd der ancleger gegen denselbigen peynlichs
rechten begeret, oder aber vnser Amptlewt oder Richter dess-
halb von ampts wegen gegen solchen verdechtlichen lewten
peynlich recht geprauchen wölten: in solchen peynlichen Sachen
sol es gegen den berürten verdachten personen gehalten vnd
gehandelt werden, wie vor in diser vnser Ordnung von der-
gleychen peynlichen furnemen vnd handlungen klerlich ge-
satzt ist
®) Wie vnd wann dann auch yemant, geraubter oder gestolner
guter halb, zu peynlicher frag genügsame anzeygung auff jme
hat, das wirt jm sechssundviertzigisten [46.] vnd sibenundvier-
zigisten [47.] artickeln sunderlich gemeldet vnd aussgedruckt.
f ) Und so sich also mit obgemelter peynlicher handlung ge-
stolne oder geraubte farende guter in vnserm gerichtsszwang
vnd gewalt erfunden , die sölten dem , der sie also verloren het *,
abermals on beschwerung
(dann allein, ob sölichs essende habe vnd zimliche notdurfftige
atzung darauff gangen were, dieselbigen atzung, doch on vber-
fluss, zu bezalen)
widerverschafft werden. Wo aber yemant die gemelten habe,
vmb weniger vnkostens oder Schadens willen, vor [Bl. 75^]
^r&ndiger** erfindung gemelts vnrechten herkumens, vnd wem
die zustünde, ausszutegen begeret: das sölt in disem fall mit
der mass, wie vor desshalb, von Bürgerlicher verhefftung vnd
1580 a) het vnd, wie vorstehet, bewert, dass jm solche gestolne
oder geraubte Haab zustendig, abermals . . .] = Carol. 213. b) grund-
licher.
Bambeigensis. ^
— 114 —
clag gestolner oder geraubter gtier halb, gesetzt ist, auch ge-
schehen.
269 Jtem ob ein beschedigter sein habe, die jm vnzweyfifenlich
zustünde vnd durch diebstal oder raub entwendet worden were,
mit gütten vnd vnbenötter ding von dem tetter wider zuwegen
brecht, darumb sölt derselbig, der also das sein, doch mit der
mass, als obstet, widererlanget, niemant nichts schuldig sein,
auch in. disem oder andern dergleychen feilen zu dage wider
seinen willen nit genöt werden; Und wo der beschedigt nit
peynlich clagen wölt, so mögen dannocht vnser Amptlewt vnd
Richter den tetter nichts dester weniger von ampts wegen recht-
vertigen' vnd straffen lassen. [BL 75^: Holzschnitt Nr, 20]
270 [BL 76a] Von vergleytung der todtschleger.
Jtem kein todtschleger sol vnter dem jare vergleyt werden
wider des anclegers willen, Er wölt dann am landtgericht ein
notwerh aussfüm oder ander vrsachen furbringen, die sein ge-
thane entleybung entschuldigen möchten, wie das vnser vor-
gemelte landtgerichtsordenung zulest.
271 Jtem so sich nach verscheynung eins jars ein todtschleger
zu buss vnd besserung erpeut, nach erkentnuss vnser Rete, So
mag der von vns gleyt erlangen, des entleybten freunde wiUigen
darein oder nit, wie dann vnsers hoffs gewonheyt vnd her-
komen ist. Doch sollen hiemit die bosshafftigen fursetzlichen
morder nit gemeynt sein. [BL 76b : Holxschnitt No, 21]
272 [BL 770'] Kein geltbuss in peynlichen Sachen on vnsem
willen vnd wissen zu nemen.
Jtem vnser Amptlewt vnd Richter söUen in peynlichen
Sachen niemant kein geltbuss auflegen on vnser oder vnser
nachkomen wissen vnd willen; wann vnser meynung jn alweg
ist, furderliöh vnd endtlich straff vnd verkumung** der missetat^
gemeinen friden vnd nutz, vnd nit den geniess vnd das gelt,
1580 a) rechtvertigen vnd nach gelegenheit der person vnd vber-
fahrung straffen lassen] = CaroL 214. b) fürkumung.
— 115 —
als der Taschenrichter gewonheyt ist, zu suchen. [Bl 77^: Höh-
schnitt Nr. 22]
273 [Bl. 78<^] Von alten missprewchen der halssgericht.
Jtem das besiben der vbeltetter vnd ander missprewch,
auch alle Ordnung vnser halssgericht, so Key serlichen rechten
vnd diser vnser Ordnung widerwertig sein, wollen wir hiemit
auffgehaben vnd abgethan haben, vnangesehen, ob sie lang oder
kurtz herkomen sein.
27* Jtem wir wollen nit, das auff verleumter oder verdecht-
licher leychtvertigen zeugen sage yemant sol verurteylt werden,
sunder allein auff guter glaubhafftiger zeugen sage, zweyer oder
dreyer, die von einem waren wissen sagen, als hie vor von
zeugen am achtundsibenzigisten [78.] artickel gesatzt ist.
275 Von vergleychnuss der beschwernussen, so an frembden
gerichten gescheen.
Jtem So fürter in peynlichen rechtvertigungen der vbel-
tetter oder aber jn erlangung geraubter oder gestolner habe
wir oder die vnsem an frembden gerichten, diser Ordnung vnd
den gemeynen Keyserlichen rechten vngemess, gehindert, ver-
zogen oder aber mit vberflussigem kosten beschwert würden,
vnd solche vnzimliche beschwerde vber vnser oder der vnsem
gütliche erinderung der büligkeyt vnd des rechten, Auch wie
es in sölichen feilen an vnsem gerichten gehalten wurde,
nit abgestelt werden wölte,
So dann vnser Richter, Amptlewt oder andere die vnsern,
wann es bey jne zu schulden köme, gegen derselben gericht her-
schafft, davon solche vnbilliche beschwerde herkomen, oder den
[Bl. 78b] jren jrer vorigen begegnuss dergleychen auch tetten:
damit sölten sie wider diso vnser Ordnung, noch die pflicht, der-
halb gethan, nit gehandelt haben. Ydoch sollen die vnsern gemalte
vergleychung nit furnemen noch thun mögen, jne werdt dann das
allein, bestimpter vrsachen vnd begegnuss halben, zuförderst von
vnSjVnsera nachkomen oder vnsern hofreten an vnser stat, yedess-
mals wissenlich bevolhen vnd zugelassen; Jn solchen feilen vnsere
Rete allein auss den guten vrsachen zu obberürter zimlicher
8*
— 116 —
vergleychnuss Raten vnd bevelh thun mögen, damit fiiran dester
mere gescheucht werden möchte, vns vnd den vnsem das recht
zu sperren oder mit vnbillichen beschwerungen, der ander lewt
nit gern an vnsem gerichten warten vnd haben völten, zu be-
laden. [Bl. 79a: Holzschnitt Xr. 23]
276 [^^- ^^^] Von ratgebung vnser weltlichen Rete in allen
zweyfenlichen peynlichen Sachen.
Jtem in allen peynlichen Sachen, darinnen vnser Ampt-
lewt, Richter vnd vrteyler zu handeln oder zu erkennen jrrig
vnd nit verstendig wurden Und darumb vnser weltlich* Hofrete
vmb rate ersuchen, Sollen vnser Rete alles einbringen der teyl,
auch gestalt vnd gelegenheyt der Sachen in schrifften gründig **
vnderricht werden, das sie alles fleyssig vbersehen vnd alss-
dann vnserm Amptman, was jme zu handeln gepürt, auch dem
Richter vnd gericht, was in dem furbrachten fall das recht sey,
schrifftlich anzeygen, Nach dem sÖliche schlechte lewte, als ge-
wonlich an den halssgerichten sitzen, durch beschreybung einer
gemeynen Ordnung begreyüich vnd gründig* nit sovil vnder-
wisen werden können, damit sie in allen jrrigen^ zweyfelichen
feilen rechtmessig vrteyl erfinden vnd aussprechen mögen. Es
sol auch der bericht nach, so also durch vnser Rete beschicht,
vnser Amptman, sovil jne anget, handeln, vnd die SchöpfFen,
was jr rechtlich erkentnuss betrifft, jr vrteyl darnach sprechen.
Wir wollen auch, das dieselben vnser Rete, bey den^ berürter-
massen Rat gesucht würdet, mit jrem ratschlage, vnd dann auch
vnser Amptlewt, Richter vnd vrteyler mit jrer handlung vnd
erkennen guten getrewen fleyss ankeren, damit nach jrem besten
versteen** den Keyserlichen geschriben rechten oder aber guten
vernufftigen nützlichen gewonheyten, die den gemelten rechten
vnd diser vnser Ordnung nit widerwertig sein, auff das gleychest
vnd gemesest gehandelt vnd gericht. auch die rechtlich hand-
lung durch sie semptlich oder sunderlich geverdlicher weyss nit
1) 1508ilf;f. jrrigen vnd.
2) 15081/^. bey der, 1508 -B bey de.
^1580 a) weltlich] fehlt Brdb, b) gründlich [s. auch art. 268 f].
c) grundlich. d) verstand.
— 117 —
verzogen werde: Als das alles allen sölichen vnsern weltlichen
Reten vnd darzu den Am^t- [Bl. ^^yiewten, Richtern vnd vr-
teylern, so yedessmals in berürten Sachen zu handeln, rat-
schlagen oder erkennen angesucht werden, yetzo alss dann vnd
dann als yetzo, in crafft diser vnser Reformacion bey jren pflich-
ten, damit sie vns, vnsern nachkomen vnd Stifift* verwandt, auff
das fleyssigst vnd emstlichst bevolhen sol sein. Es mögen auch
dieselben vnser Rete, wo sie das not bedunckt, bey andern
rechtgelerten vnd verstendigen , gemelter jrer ratschleg halben,
rats geprauchen.
277 Jtem wo vnser Amptlewt**, Castner, Richter oder Schöpffen
in verstandt diser vnser Ordnung, ee es zu feilen kömpt, zweyffen-
lich wurden, sollen sie bey vnsern Reten erclerung suchen;
wann es ist not, das sie also mit vberlesung vnd nachfrage zu
rechtem verstandt diser Ordnung guten fleyss, vor begebung der
geschieht, geprauchen.*)
278 Und damit in vnsern halssgerichten diser vnser Ordnung
wissen gehabt, auch, so dieselbig volgettermassen aussgangen
ist, fürter darnach gehandelt vnd gericht werde. So haben wir
die jm druck zu manigf eltigen vnd fürter jn vnsere ampt vnd
halssgericht zu schicken verfügt; Yedoch behalten wir vns vnd
vnsern nachkomen bevor, solche Ordnung zu erclern, mern vnd
mindern.*' Und** ist die also auss vnserm bevelhe jn vnser Stat
Bamberg durch vnsern Burger Hannsen Pfeyll daselbst gedruckt
vnd in solchem druck volendet am Sambstag nach sandt Yeyts
tag, Nach Cristi, vnsers lieben herren, gepurt funfFzehenhundert
vnd jm sibenden jare [1507]. [Bl. 80^ leer]
1580 a) Brdb. nachkomen vnd Furstenthumbs. b) Brdb. Ampt-
man. c) mindern etc. d) Brdb. ünnd ist die also auss vnnserm
bevelhe gedrackt, vnnd in solchem druck volendet am montag nach
Presentationis Maiie Nach Christi, vnnsers lieben herren, gepurt Fdnff-
zehenhundert vnnd im sechj;zehenden jare. [Li einigen Eocemplaren
am Schlufs die Worte:] Gedrückt zu Nürnberg durch Jobst Gutknecht.
*) Vgl. Excurs.
2.
Sogenanntes Gorrectorinm zur Bambergensis.
(£!rläaterangen, AbändemngeD, praktische Fälle, Outachtea.)
Costen so aiiff . . . wolle] N° Siimmarie procedirt werden,
vnd es soll in des angeben theters willen steen, den peinlichen
ancleger vor desselben anclegers ordentlichen Richter oder vor
dem peinlichen gericht, davor sich die gerichtlich vbung ge-
haltten hatt, furzunemen. RMO Art. 12.^
i gegen den, die geringers Stands seint] vngeverlich nit ge-
ringerer achtung K. M. 0. Art. 14.2
ter Jn R. K. M. Ordnung [21.] wirdt hie addirt: Jtem es soll auch
vff der anzeygung, die auss Zauberei oder andern kunsten war-
zusagen sich anmassen, niemands zu gefencknus oder peinlicher
frag angenomen, sonder diesselben angemasten warsager vnd
ancleger sollen darumb gestrafft werden. So auch der Richter
darüber vff solche, der warsager, angeben weither fürfüre, soll
er dem gemarterten kosten, schmertzen, iniurien vnd schaden
abzulegen schuldig sein.^
^ Addicio R. K. M. [26.] Jtem zum achten. Jtem^ so einer mit
dem andern vmb gros gut rechtet, das darzu der merer teyll^
seiner narung, habe vnd Vermögens antrifft. Der wirdt für einen
missganner vnd grossen feindt seins widerteyls geacht: Darumb,
So der widerteyll heymlich ermordet wirdt, ist ein vermuttung
wider dissen teyll, das er solchen mordt gethon habe; vnd woe
sunst die person jres wessens verdechtlich were, das er den
mort gethon. Die mag man, wae er derhalb nit Redlich ent-
schuldigung hett, gefencklich annemen vnd peinlich fragen.
1) In Z. 2) In Z,
3) In Z. 4) wen im Ms. durchstrichen.
5) 8, unsere Ausgabe der Carolina art. 26 Anin,
— 122 —
Notta: solcher artickel steet hintter [dran]^ vntter dem titel von
mordt, so heimlich geschieht. Art. 41.*
ad Besserung vnnd erclerung eines Artickels, des Verdachts
mtL 44
halb vonn heimblichem^ kinderhabenn in der auffgerichten hals-
gerichtsordnung gesetzt. 44. Artickel.*
Nachdem wir jnn vnnsser aufPgerichtenn halsgerichtsord-
nung jn erfarung vonn heimlichem ^ kinderhabenn, als wir
damals nit anders bericht gewest^, für ein gewissheit gesetzt,
welcher milch in den prustenn fundenn^ werde, das dieselbig
schwanger gewest sey, wie dan solchs in gemeltter vnnser Ord-
nung am XLnn. [44.] Artickel funden wirt. Aber nachmals
sein wir durch die gelertenn der ertznei soviU bericht wordenn,
das aus etlichenn naturlichenn vrsachenn muglich ist, (wiewol
solchs ganntz seltzam geschieht), das ein junckfrau oder weybs-
pild, die nie kein kindt getragenn, etlicher gestalt milch ju
jrenn prustenn habenn mag. Hierumb, wo 7 in angezeigter er-
kundigung bey einer, die offenntlich kein kind getragenn vnnd
gehabt het, solich milch fundenn vnd doch gezweivelt wurde,
ob sie ein kind getragenn het oder nit: Man soll gelerte leib-
ertzt, wo man die fuglich dartzu gehabenn mag, solcher dirnn
complex vnd ander notturftige gelegennheit, als dieselbenn ertzt
anzaigen können, berichtenn vmid daraus ermessenn lasen, ob
die milch von einem kindlein oder sunst vonn andernn natur-
lichenn vrsachenn sey. Wo aber solcher gelerttenn^ leibertzt
halb mangel were oder gemeltter zweivel durch dieselbenn nit
genugsam abgeleint werden kont: So solle dieselbig dirnn, vmb
grundiger Sicherheit willenn, diu"ch frauenn, des verstendig, an
solchenn heimlichen n ortten besichtigt, daraus gruntlich erfamn
mag werdenn, ob sie ein kindlein gehabt hab^ oder nit, wie
vor vonn solcher besichtigung auch gemeltt^® ist.^^
1) Ms.: hintter: an. 2) Steht in Z. 3) heimblichen B.
4) 44. Artickel] feßilt Z. 5) gewesen B. (5) gefunnden B. 7) wie Ä
8) gelerter] B. 9) hab] fehlt B. 10) gemelt worden B, 11) In
B und Z; Text nach Z gegeben.
— 123 —
i Wie ein gotschwerer^ gestrafft worden ist.^
Jörg Dors ist zu Yorcheim vencklich einkomenn, darumb
das er nachvolgende gotsschwur gethana, Nemlich: das euch
gots velentin, got scheut 8, das dich ^ots hirn scheut, das dich
gots marter scheudt, gots tropff, gots leichnam, gots Saudt Va-
lentin, das parle; vmb solche sein gethaue schwur, der er mit
glaubirdigeuu * personen vberwieseu, ist gestrafft, hat ein e^ige
vrphed gethann, mit rutten aussgehaueu, vund jm das lauudt
funff jar laug verpotteu. Act. am Mitwochenu nach Mathej
Anno 1510.5
* Erclenmg eines zweiffels, wau durch ein geübte schlach-
tung vnd Verwundung gesworne vrphede nit verbrochen werde. ^
Als am 129. Artickel'' der Halsgerichtsordnimg gesetzt
ist, wie man die vrphedeprecher straffen soll®. Also ist zu
schuldenn kumen, das einer ein ewige vrphed geschwornn hat,
die leut bey recht pleibenn zu lassenn, wie dan gewonlich jn
den ewigenn vrpheden gesetzt ist. Aber darüber hat er noch-
mals aus vnwillen vnnd zorn einen zu Bamberg auff dem Marck ^
geschlagenn vnnd verwundt, vber das alles geclagt ward^^, das
sich derselbig verwimdt jn der that zu recht gebotten habenn
soll, vnd hat der theter desshalb doch aus dem gericht kein
aussflucht gesucht. Sunder sich erpotten, wes er domit gefrevelt,
mit der obrigkeit darumb mit^^ jrem willen zu vertragenn,
auch allen beleydigtenn Burgerlich gerecht zu werden, vnnd
was er jm rechtenn verlustig ^ 2 were, dem volg zu thun, vnnd
dasselbig nach notturfft zu verburgenn; dagegen aber die an-
clegere vermeinten, solcher theter solt als^^ ein vrphede ver-
precher^* peinlich straff verwurckt habenn: Also hat mein gne-
diger herr von Bamberg jn eigner person sambt etlichen ge-
lertenn vnd vngelerten Rethen bewegenn^^ vnnd erclert, das
obangezeigte that vnnd dergleichenn , So einer, als obstet, der
1) gotslesterer B. 2) art. 127] B. 3) gots schendt B.
4) glaubwürdigen B. 5) Steht in B und Z; der Text ist nach Z
gegeben. 6) gebrochen werden B. 7) Artickels Z. 8) sollen B\
en durchstrichen. 9) Marckht B. 10) war B. 11) nach B.
12) verlustiget B. 13) es als Z] es ist durchstrichen. 14) vrphed-
brecher B. 15) bewogen B.
— 124 —
Obrigkeit vnd dem rechtenn gentzlich gehorsam vnnd genügt
sein wolle , nit als ein Verbrecher einer gesworen vrphede peinlich
zu straffenn sey, es erfunden sich dan ander pöser geferlicher
vmbstende, die jnn diser geschieht nit furpracht wordenn sind.
Erclert am Sambstag nach Sandt Jacobstag jm funffzehenhun-
derten vnd aylfften Jare. [15 ll.]^
aa Rathschlag, wie ein Briffelscher Peinlich gestraft werden
ut« 137
Ms V69 möge.
Edel, Erbar vnd Vheste gnedige günstige herrn, mein
willige dienst sein E. g. zuvor bereit. Eür schreiben mit zu-
schickung des fals oder geschieht eines geübten falsch vnd an-
geheffte frag: „Wie ein solcher feischer, der einen allten brief
vnd verschreibung jnn ein neuen verwandelt vnd darinn jme
zum vortheil gesatzt, vnnd die beschwerungen, jnn allten Briefen
verleibt, aussgelassen, das Sigell von der allten Yerschreibung
gezogen vnd der neuen angehengt. Peinlich möcht gestrafft
werden", dann dise Sachen etwas zweivenlich sein solle, habe
jch verners jnnhallts vernommen.
Nun ist nit weniger, das sich jnn kurtz verschinen jaren
jnn gleichem fall vor meinen gnedigen herrn Hertzog Wilhelm
vnd Ludwigen von Baiern gebrüderen, Dess Gumppenbergers
halben, solcher zweivel auch gehallten hat. Als jr dess guth
wissen oder gehöii; habt.
Vnd mag solcher zweivel bei euch darumb erweckht sein,
das zweier gestalt Missethat sindt: etlich werden gemeine oder
ordennliche genant: Publica et ordinaria. Die haben jm Rechten
ein gesatzte aussgedruckhte Straff, de quibus habetur mentio
Jnstit. de publicis judic, in princ.^ et in /. i ff. eodA; et ideo
dicuntur publica, quia cuilibet de populo persecutio eorum
plerumque datur. Et ideo dicuntur ordinaria crimina, quia cer-
tam poenam imponunt. Die anndern werden sonderliche vbel-
that genant: Crimina privata et extraordinaria, vnd darumb, das
1) genügig B.
2) Steht in B und Z, der Text ist nach Z gegeben,
3) Pr. I. de publ. jud. (4, 18): magua diversitas est eomm et in
iüstitaendis et in exercendis.
4) Fr. 1 de publ. jud. (48, 1): Non omnia judicia, in quibus crimen
vertitur, et publica sunt, sed ea tantum, quao ex legibus judioiorum
publicoruni veniunt.
— 125 —
die Peen oder Straff derselben nit Peinlich gesalzt oder benant
wirdt, Sonnder jnn dem willen vnd erkann tnuss dess Richtei^
gestellt ist, dieselben nach gestalt der missethat vnd auch
der Person aufzulegen: Jn his enim privatis criniinalibus certa
poena non est detenninata, sed eorum poena committitur judicis
arbitrio, ut secundum qualitatem personae et delicti poena im-
ponatur: /. 1 ff, de effractorihus et expilatoribus^ et l. fi, ff. de
fiirtis^ et l. fi, ff, de privatis delictis.^ Nun ist whar, das jnn
ordenlichen missethaten die Straff nit soll geendert ^verden,
Sonnder dem Richter ist bevolhen , nach Satzung der Recht die
Peen aufzulegen: poene enim impositio legis potestate deman-
datur: l, ordine ff, od fmunicipaUm]^^ ibi: cum facti quidem
quaestio sit in potestate judicantium, juiis autem auctoritas non
sit^ et l, 1 § 4 ff. ad Turpillianum.^
Nun ist falsch oder felscherei ein gemein missethat (publi-
cum crimen) vnd hat jm Rechten ein benannte gesatzte Straff,
die ist, das einer ewigclichen jnn das elend verwisen solle
iverden vnd ist verlustig aller seiner haab vnd guter : l. 1 § fi.ff.
ad legem Gorneliam de falsis.'^ Solchs mag den zweivell er-
"weckht haben; vnd Nachdem die Lampertischen Recht oder Ge-
setze einen offenbaren Schreiber, der ein falsch Jnstrument oder
falsch brief schreibt, die Straff auferlegt, das demselben ein
Hanndt soll abgehauen werden, ut in Lomparda: de his, qtn
cliartam falsam contra legem scripserunt l. 1^ vnnd die Keiser-
lichen Recht an vil ennden von hennden oder anndern Glider-
1) Fr. 1 §1 de effract. (47, 18): quibus nulla specialis poena rescriptis
principalibus imposita est, idcirco causa cognita liberum erit arbitrium
statuendi ei, qui cognoscit.
2) Fr. 93 de furtis (47, 2) : meminisse oportet nunc f urti plemmque
criminaiiter agi . . . . non quasi publicum sit Judicium . . .
3) Fr. 3 de priv. del. (47,1): si extra ordinem ejus rei poenam
exerceri velit, tunc subscribere eum in crimen oportebit.
4) Fehlt in der Handschrift.
5) Fr. 15 pr. ad munioip. (50, 1): cum facti quidem quaestio sit
in potestate judicantium, juris autem auctoritas non sit.
6) Fr. 1 § 4 ad SC. Turp. (48, 16): facti quidem quaestio in arbitrio
est judicantis, poenae vero persecutio non ejus voluntati mandatur.
7) Fr. 1 § 13 de lege Corn. de fals. (48, 10): Poena falsi vel quasi
falsi deportatio est et omnium bonorum publicatio.
8) Lombarda I 29 de eo , qui cartam falsam contra legem scripserit,
1. 1^= Rothar 243 : Si quis cartolam falsam scripserit aut quodlibet mom-
branum, manus ei incidatur. Manuskript compar statt Lomparda.
— 126 —
abschneiden meidung thun, ut in Authentica: sed novo jure
C. de servis fugitivis ^ etc. et in c. imperialeTn § scriba de pro-
hibita feudi alienatione per Fridericum iii versicnlo feudo^^ so
möchten ettlich durch vergleichung der obangezeigten felscherei
sagen, das jnn disem fall solche Straff gleich wie einem offen-
bam Schreiber, dem Übeltheter, der einen Brief gefelscht, das
Siegel abgezogen, auch mit der handt abzuhauen gestrafft wer-
den solle.
So möchten ettliche sagen, das solche Peinliche vnd leib-
liche Straff vmb obangezeigte felscherei zu gering were; dann
der gebrauch vmb dergleichen vbelthat where, das man einen
solchen verbrennen solt, dann der Theter het am ersten einen
falschen brief von neuem lassen schreiben; Jtem er hett einen
gerechten Brief vntüchtig gemacht, dennselben vielleicht ver-
borgen, verschoben oder verrissen; Jtem er hett das Sigell von
einem gemachten Brif gezogen vnd dasselbig seinem falschen Brief
angehanngen; Jtem der Theter hat sich auch desselben falschen
brief s gebraucht vnd gebrauchen wollen vnd dardurch dess, des er
jn craft des gerechten Briefs zu thun schuldig gewesen vnd vill-
leicht mit dem Aid zu thun verpflicht hat, freihen wollen vnnd
allso Seinem oberstem Erb- vnd Lehenherm jr Gerechtigkeit
dardurch endtzihen: Aus solchen vmbstenden, dardurch solche
vbelthat beschwert wirdt, were er auch mit dem feür zu straffen
oder vom leben zum tod inn annder weeg zu bringen.
Solchen zweivel aufzuheben ist wissentlich vnd offenbar,
das jnn mancherlei weiss vnd gestalt felscherei gebraucht wirdt.
Als mit verwilligung, mit schreiben, mit sagen oder mit reden,
mit der that vnd mit gebrauchung: Consensu, scripto, dictu,
factu et usitatione; mitt verwilligung: wann einer ein guth, das
er vor einem andern verkauft oder versetzt hat, darnach einem
andern verkaufft oder versetzt für vnverkauft* vnd vnverpfent;
mit Schreiben: wann einer falsch schreibt oder die Warheit, so
vor geschriben, austilgt oder jme ein Erbschaft feischlich zu-
1) Auth. XU c. 3 de serv. fugit. (6, 1): Sed novo jure, si oriminis
qualitas membri abscissioDein exigat, una sola manus abscindetur . . .
2) II Feud. 55 § 1: Scriba vero. qui hoc instrumentum sciens coii-
scripserit, post amissionem officii cum infamiae periculo manutn amittit.
3) Ms. vnerkauft.
— 127 —
schreibt; Jtem mit Sagen, reden oder wortten: Als wann ein
zeug falsch zeiignuss gibt, Ein Eichter ein falsch vrtheil spricht.
Jtem mit der that: So einer die mas oder gewicht felscht,
Sigell abzeucht, dürres fleisch vnnd Saifran mischt, Tormantill ^
vnd wachs mengt, Alchamey treibt oder müntz felscht. Jtem
durch gebrauch: der sich für ein Ritter, Doctor oder Notarien
dargibt vnd doch keiner ist, vnd der sich falscher brief oder
Jnstrumenta gebraucht: Solche vnd dergleichen noch mher
falscherei werden nach grosse vnd gestalt der vbelthat nit mit
gleicher Straff , Sonder nach gestallt einer jeden missethat, eine
mittler vnnd die annder höher, etlich mit dem leib, etlich mit dem
leben vnd jnn annder weis, wie solches die Recht an vil ortten
aussdenckhen, gestraft vnd sonnderiich: der falsche miintz macht,
wirdt mit dem feür nach Keiserlichen Rechten vom leben zum
tod bracht: /. si quis nummum C. de falsa moneta''^] Also das
falsch oder felscherei nit jmm Rechten ein gleiche Straf hat,
Sonnder ein feischer herter oder geringer, dann der annder, ge-
strafft wirdt. Darumb will jch den vorigen zweivel auflösen
vnd beschlissen, das auf den heutigen tag alle peen vnd Straff
jnn der erkenntnuss vnd jnn dem willen dess Richters sthet:
Der mag aus beweglichen vrsachen die Straff, so jch oben
ordennlich genant hab, die die Keisers Recht benennen vnd
setzen, mheren oder mindern: /. hodie ff. de poenis^; Et quam vis
ille textus loquatur in extraordinarüs ^ seu arbitrariis criminibus,
tamen glossa ibidem textum etiam ad ordinaria extendit et ibi
jura allegat.^
Solches auch ist der gemain beschluss aller Rechtsgelerten :
Bartolus Baldus etc. in /. quid ergo § poena gravior ff. de
1) = Tormentilla, Rotivurx.
2). C. 2 de falsa moneta (9,24): Si quis Dummum. falsa fusione for-
maverit .... omni dilatione submota flammarum exustionibus manci-
petur. Manuskript: si quis nummos.
3) Fr. 13 de poen. (48,19): Hodie licet ei, qui extra ordinem de
crimine cognoscit, quam vult sententiam ferre, vel gravioiem vel levio-
rem, ita tamen ut in utroque modei-ationem non excedat.
4) Manuskript: altera ordinariis!
5) Glosse XU fr. 13 de poen.: Extra ordinem vel ordinarie, woxic
eine Reihe von Stellen angeführt tvirdj %. B. fr. 32 de lege Corn. da
Ms. (48, 10), fr. 3 §5 ad leg. Com. de sie. (48,8) u.s.w. Ähnlich
die Glosse xu c. 3 de causis, ex quib. infam. (2,11) v. remisisse.
— 128 —
hisy qui notantur infamia^ et doctores in /. etsi severior^ et
in l. Si Posidonium C. ex quibics causis infamia irrogatur^; enim
habet mirabilem potestatem in maleficiis, qua causa cognita potest
legem transgredi, ut in dicto § poena gravior^ ibi ultra legem,
et ibi est optima glossa in vm'bo ofierasset^, vnd ist nit vn-
billich, nach gestalt der vbelthat die Straf zu scherpfen oder
zu mildern: Multis enira grassantibus et delinquentibus opus
est exemplo, ff. de penis l. aut facta § fin.^^ ut pena unius
sit metus multorum, damit anndere ein Beispil nemen vnd forcht
gewinnen, Sich von solchem vbel zu enthallten.
Ynd stehet zu einem Richter, zu erkhennen vnd zu be-
wegen, was gros vbel darauss entsthen möcht, wann soliche
felscherei nit mit grosser scherpf sollte gestraft werden. Der
Richter hat auch zu bewegen die jugent oder das alter des
vbeltheters. Der Richter soll auch bewegen, wie vor in glei-
chem fall ein solcher vbeltheter gestraft ist worden. Respectio
enim haberi debet ad poenam, quae talibus delictis consuevit
imponi, prout in glossa dicta § poena gravier in verbo onerasset
et ibi per doctores.^
1) Fr. 13 § 7 de his, qui notantui infam. (3,2): Poena gi-avior ultra
legem imposita existimationem consei*vat. Bartolus bemerkt xu dieser
Stelle u. a.: Oportet ergo, quod judex causa coguita et justa ratione
motus penam augeat vel minuat . . .
2) C. 3 de causis, ex quib. infamia (2, 11): Etsi severior sententia
dici debuit, tarnen cum proconsul . . . mitiorom sententiam dixerit.
3) C. 4 de causis, ex quib. infam. (2, 11): quando sententiae seve-
ritas cum cetoris damnis transigere videatur. Hierxu sagt Baldus u. a. :
Iudex non dicitur excedere modum vel minuere, quando hoc facit in
criminaU causa cognita.
4) Glosse XU fr. 13 % 7 de his, qui not. infam.: Sed quomodo potest
poenam judex minuere vel augere, cum ex legis hoc pendeat potestate . . .
Besp.: hoc verum est post sententiam, sed in ipsa sententia potest
vel minuere ratione forte juventutis vel senectutis ... vel augere, ut
cum multis grassantibus opus est exemplo. Das Manuskript hat statt
onerasset : enarassat.
5) Fr. 16 § 10 de poen. (48, 19): Nonnunquam evenit, ut aliquorum
maleficiorum supplicia exacerbentur, quotiens nimium multis personis
grassantibus exemplo opus sit.
6) Glosse XU fr. 13 § 7 de his, qui not.: Jtem qualiter in extra-
ordinariis potest augeri vel minui, cum nulla sit per legem statuta
certa? Besp.: referas te ad id, quod fieri solet ex consuetudine de tali
crimine, quod cum excesseris, dicaris augere vel minuere. . So Bartolus
XU dieser Stelle: glossa dicit optime, quod debet inspici illud, quod
consuetum erat fieri pro simili dehcto.
— 129 —
So ist auch whar vnd offenbar, das gemeintlich jm gantzen
Reich die Peen vnd Straff vmb missethat nach erkhentnus des
Richters, nach gestalt der Sachen vnd auch Person vnd, wie ge-
bi-eüchlich vnd durch einen gebrauch ist eingefürt worden, ge-
urteilt wirdt, vnd das den gesatzten Straffen jm Rechten nit
aliweg gevolgtt; Solche Recht haben auch auf disen heüttigen
Tag nit alle Stat, Sonnder die gewonheit het diselben geschri-
ben Straff nidergedruckht vnd vberwunden, vnd werden nit
also gehalten: facit l. de quibus in fi. fverb.J ff, de legibus.^ So
ist auch der ordenliche Straff vmb felscherei, wie jch oben an-
gezeigt hab, ut puta deportatio et bonorum publicatio, durch
die neuen geschribnen Recht, Nemlich jnn dem, das einer sein
Haab vnd guter soll verloren haben, endtzogen Atähentica: boiia
damnatorum C. de bonis dainriatorum'^] aber die Verweisung
ewigclich: et sie deportatio, oder ein zeithlanng: et sie relegatio,
wirdt noch teglich geübt nach gestalt der vbelthat.
Ynnd beschlisslich vf Eur gnaden begeren, wie einer soll
gestraft werden, der die that gethan vnd fälscherei gebraucht
hat 3 bedechtlich vnd geverlich oder triglich, wie jnn angezeigtem
vberschickhtem fall geschehen ist. Sag jch:
Das ein solcher mag mit Yrthl vom leben zum Tod
bracht werden. Jch sage oder schreib nit, das man disen
gefanngenen mann also straffen oder tödten sollte, Sonnder
jch sag vnd schreib jnn einer Gremein, das einer, der also
misshandlt, wie jch durch Eur Schreiben bericht bin, mit
Yrthl getödtet mag werden. Jch sag vnd schreib auch, das
ein solcher feischer sonst an seinem leib öffentlich mög ge-
straft werden, als ein hanndt abzuhauen, vnd will solches
nach gestalt der Sachen vnd Person dem Richter zu seiner
erkantnuss heimbgesetzt haben, am leben oder am leib zu
straffen. Doch soUe der gefelscht brief, oder So man Sie
1) Fr. 32 § 1 de leg. (1,3): quare rectissime etiam illud receptum
est, ut leges non solum suffragio legislatoris, sed etiam tacito consensu
omniam per desuetudinem abrogentur.
2) Authent. Bona damnat. {aus Nov. 134) (9, 49) : Bona damna-
toram . . . non fiunt lucro judicibus, aut eomm officiis, neque secun-
dum veteres leges fisco applicantur, sed ascendentibus et descendentibus
et ex latere usque ad tertium gradum, si supersint.
3) hn Manuskript ist die ganxe Stelle verderbt,
Bambeigensis. 9
— 130 —
bede kundt haben, der alt vnd der neu, öffentlich an dem
markht an ein Seul gehanngen vnd darnach verbrennt werden.
Das hab jch vff verbessern eines jeden, vff begern E. g.
mit der kurtz anzeigen wollen, den jch zu dienen willig bin.
Datum Mittwoch nach Kilianj anno etc. 20. [1520]
Eucharius Stainmetz Doctor.^
Ein sülicher feischer werd am leben ^ oder am leib ge-
strafft, das geschieht mit Recht vnd stehet zum Richter.
Est in arbitrio judicis^, dum modo* non excedat rationem.*
Den Edlen, Gestrenngen, Hochgelerten, Erbarn vnd Vhesten
dess Hochwürdigen forsten vnd herrn, herm Georg, Bischoffen
zu Bambergs weltlichen Räthen, meinen gnedigen herm.^
_«?,^ Peter Fischer c/a Paulus Weinmann.
art. 142* '
Clag.
Herr richter! Peter Yischer, der ancleger, Clagt zu
Paulusen Weinmann, den vbeltheter, so gegenwerttig vor
Gericht Steet, der missethat halb, So er mit dem, das er
mit N., Seiner Ehlichen Tochter, vnkeüschheit getriben vnd sich,
mit jr jnn fleischlichen Werckhen vermischt hat, wie er dann
solches jnn seiner Yhrgicht bekennt; damitt Er, diweil sein
ehliche hausfrau noch jm leben, nit allein das heilig Sacra-
ment der Ehe, vnd derhalb die Ordnung der heiligen Christ-
lichen Khirchen, hoch missbraucht vnnd geschendet, Sonnder
auch sein Ehleibliche tochter vmb jr junckhfreülich Ehr vnd
guten Leimuth jnn vnehre, Schanndt vnd laster bracht hat.
So bitt Er demnach, diser clag halb, alle handlung vnd
aufschreiben '^, Wie das alles nach löblicher rechtmessiger Ord-
nung meines genedigen herm von Bambergs peinlichen gericht
genugsamb gesehen, vleissig ermessen vnd darauf erkhennen
wolt, das der Beclagtt, vmb die übelthat, mit seiner aigen
1) Ms. Eustachius] Wohl sicher identisch mit Eucharius Steinmetz
aus Heidings feld, der 1494. 1495. 1497 ifi Bologna auftaucht und von
1520 an Syndicus des Domkapitels Würxhurg ist. Vgl. Knod, Deutsehe
Studenten in Bologna S. 555.
2) Ms.: am leben oder am Leben oder am leib.
3) Ms,: judicem. 4) Ms.: domino.
5) Ms.: rationis. 6) Steht in B allein,
7) Ms.: aufzusch reiben.
— 131 —
bekanntnuss vberwunden, mit enntlicher vrthl vhd Recht
peinlich vom leben zum Tod gestrafft werde etc.
Vrthl.
Dieweil Paulus Weinraan mit N., Seiner Ehlichen tochter,
vnkeüscheit getriben vnd sich mit jr jnn fleischlichen werckhen
vermischt, Als er dann solches jnn seiner vhrgicht nach der
leng bekhannt hat, damit Er, dieweil sein Ehlich hausfrau
noch jm leben, nit allein das heilig Sacrament der Ehe, vnd
desshalb die Ordnung der heiligen Christlichen Kirchen, hoch
missbraucht vnd geschendet, Sonnder auch sein Ehliche Tochter
vmb jr junckhfrauliche Ehr vnd guten Leimuth jnn vnehr,
Schandt vnd laster bracht hat:
Jst, nach Stattlichen gehabtem guten Rhat, entlich zu
Recht erkannt. Das gedachter Paulus Weinman mit dem
Schwert vom leben zum tod gestrafft vnd sein Cörper mit
dem feür verbrent werde. ^
a
ad Vff was vmbstende einer, der in gestalt der Ee zwey
weiber betrogen , zum tode gestrafft wordenn ist.
Nachdem meins gnedigenn herrn Halsgerichtsordnunge Sunder
vmbstendt berurt, darauff einer, der jn gestalt der ehe zwey
"weyber betreugt, zum tode gestrafft werden n mag. Also ist zu
schuldenn komen, das einer desshalb nach gemelter mass zum
tode verurteylt wordenn ist. Actimi Montags nach Johannis
Baptiste Anno etc. viiij. [1509].^
Nachdem Einer ^'^i So gegenwertig vor gericht stet, ein
elich weyb zu Scherdingenn jn Beyernn genumen, mit jr
doselbst zu kirchenn vnnd gassenn* gangenn. Auch darauff
kinder mit jr erzeugt^. Aber nachmals bey leben obgemelts
seines eeweybs alhie jnn der stat Bamberg ein andre frauen
eelicher gestalt genumen, Auch also offenntlich zu kirchenn
gefurt, der darauff etliche kinder gemacht vnnd zusambt®
solchem^ jemerlichenn betrug nach laut seiner selbst bekant-
1) Steht in B allein. 2) 1508] B, 3) Wolf Mai-der, der
"Weber] B, 4) Strassen B. 5) gezeigtt B. 6) zu B. 7) solchen B,
9*
— 132 —
nu8 willenn gehabt, vonn der andemn frauenn wegkzuzihenn
vnnd solcher andern frauenn das jr zu entragenn, Mit dem
allenn das heilig Sacrament der ee vnd desshalb die Ordnung
der heiligenn Kirchenn höchlich misspraucht vnd geschendet,
auch gemelttenn beden frauenn, die vor disem gericht guts
erlichs Stands vnnd genichts erschollenn, an solichem jrem
erlichenn^ standt, guten leumut vnnd zeitlichen gutern durch
bestimbte vbelthat mercklich zu wider schadenn vnnd nach-
tayl gehandelt vnnd ferner zu beschedigenn jn willen vnnd
pöser vbung gewest vnnd also nach laut meins gnedigen
herrn vonn Bambergs ^ Rechtmessigen reformacion erfunden:
Darumb, aus solchen vnnd andern gutten beweglichenn Recht-
messigenn vrsachenn vnd statlichem^ gehalttem Rat, ist ent-
lich zu recht erkannt, das gnantter -N-* vmb gemelte vbel-
that mit dem wasser vonn dem^ lebenn zum tod gestrafft
werden sol.^
b
ad Clag vnd vrtheil contra den Zwickhstein, so drei Ehweiber
art. 146 ^,
zur Ehe genommen.
Clag.
Herr richter! Peter Jacob, der ancleger, clagt zu Hann-
sen Zwickhstein, dem übeltheter, so gegenwerttig vor gericht
sthet, der missethat halben, so Er mit dem, das er hievor
vnd erstlich ein Ehlich weib von Nürmberg bürttig, Khatha-
rina genannt, genommen, mit der zu Melckhenndorff bei Culm-
bach zu Khirchen vnd Strassen gangen ist, vnd nachmals
vnwissent, ob diselb sein erste hausfrau noch jm leben ist
oder nit, noch zwo junckfrauen. So beede noch jm leben,
ein Zum Gefeile vnd die ander zu Ruchendorff, zu der ehe
genommen vnd sich mit jder inn fleischlichen wercken ver-
mischt, Als er auch mit der zu Ruchendorff zu Kirchen vnd
Strassen ganngen; ist auch inn der handlung vnd vbung ge-
west, noch ein junckhfrau Zum Kupferberg zu der Ehe zu
1) Ehlichen B. 2) Bamberg B. 3) Statlichen B. 4) Wolff
Marder B. 5) vom B. 6) Steht in B und Z; der lext ist nach
Z gegeben.
— 133 —
nehmen jnn maiming, mit jr seinen willen zu verbringen
Tnd alssdann von jr zu gehen, wie er sich dann von der
Zum gefelle gethan, Auch willens gehabt, Sich von der, die
Er zu Rugendorf genommen hat, auch zu thun: Alsdann das
alles sein bekanntnuss angezaigt, damitt Er, zusambt solchem
jemmerlichenn betrug, das heilig Sacrament der Ehe vnd
desshalb die Ordnung der Christlichen Kirchen hoch miss-
braucht vnd geschendet, vn.6. den gemellten dreien Weibss-
bilden, Sonderlichen den letzten zweien. So er junckhfrau-
weiss genommen , vnd vor disem Gericht guts ehrlichs Stanndts
vnd gerüchts erschollen. An solchen jrem Leimuth durch
solche vbelthat mercklich zuwider schaden vnd nachteil ge-
handlet hat,
vnd bitt, das jr, diser Clag halben, alle handlung vnd auff-
schreiben, wie das alles nach löblicher rechtmessiger Ordnung
meines genedigen forsten vnd herrns von Bambergs peinlichen
Gericht genugsamblich geschehen, vleissig ermessen wolt,
vnd das darauf der beclagt, vmb die vberwunden vbelthat,
mit entlicher Yrthl vnd Recht peinlich vom leben zum tod
gestraft werden.
VrtheU.
Nachdem Hanns Zwickhstein, So gegenwerttig vor Ge-
richt sthet, hievor vnd erstlich ein Ehlich weib vom Nürm-
berg bürtig, Katharina genannt, genommen, mit der Er zu
Melckhendorff bei Khulmbach zu Kirchen vnd Strassen ganngen,
vnd nachmals vnwissent, ob dieselb sein erste hausfrau noch
jm leben seie oder nit, noch zwo junckhfrau, die noch im
leben sein, eine Zum Gefelle vnd die annder zu Ruchen-
dorff, zu der Ehe genommen vnd sich mit jeder mit fleisch-
lichen werckhen vermischt hat. Als er auch mit der von
Rugendorff zu Kirchen vnd Strassen ganngen, Jst auch jnn
handlung vnd vbung gewest, noch ein Junckhfrau Zum Khupfer-
berg zur Ehe zu nemen, jnn mainung, mit jr seinen willen
zu verbringen vnd alssdann von jr zu gehen, wie Er sich
dann von der Zum Gefelle gethan, vnd auch willenns gehabt
hat. Sich von der, die Er zu Rugendorff genommen, auch
zu thun, alsdann das alles sein bekantnuss anzaigt, damit er,
/
/
— 134 —
zusambt solchem jemmerlichem Betrug, das heilig Sacrament
der Ehe vnd desshalben die Ordnung der heiligen Christlichen
Khirchen höchlich missbraucht vnd geschenndet, Auch ge-
mellten dreien Weibssbildern, vnd sonderlichen den letzten
zwaien, So er junckhfrauweis genommen, vnd vor disem
Gericht guts ehrlichs Standts vnd geruchts erschollen, an jrem
solchem guten Leimuth durch solche vbelthat mercklichen zu
wider, schaden vnd nachteil gehandelt hat:
Jst darumb aus solchen vnd anndern guten beweglichen
vnd rechtmessigen vrsachen vnd Stattlichen gehabtem Rath
entlich zu Recht erkennt. Das gedachter Hanns Zwickhstein,
vmb angetzaigte vbelthat, mit dem wasser von dem leben
zum tod gestrafft werden solle. ^
ad Erclerung, welches für vehdbriefP gehaltten werdenn sollen,
art* 154
die peinlich strafP auff in tragen.
Jtem^ jnn dieser vnnsser halsgerichtsordnung ist am Cliiij
[154.] Artickel gesatzt, wie mit mutwillig vhede zum tod ge-
strafft werden solle, vnd nachmals zweiffei eingefallen, was
für ein solche vhede gehalttenu werdenn solle, vnd deshelb or-
dert, wie hernach volgt, vnd Nemlich also:
So einer schreibt, das er jemandts vheindt sein wolle,
oder das er, pöser tetlicher handlung halb, die todstraff auff jn
tragenn, sein ere verwart habenn wolle, oder so einer sunst,
ausserhalb obgemelter wort, solche pöse verpotene tetliche hand-
lung, die, als obstet, todstraff auff jn tragenn, mit verstendigenn
worttenn schrifftlich drohet: der mag darumb mit dem Swert,
als ein landtzwinger zum tode gestrafft werden, vnangesehen,
ob er kein weyttere tat darauff geübt het.
Wo aber schrifftliche geferliche vnzimlich betroung mit
lindern oder tuncklernn wortten gescheenn, daruff mag man,
nach scherpff vnnd gestalt derselbenn wort vnnd sachenn, femer
geburlich frag, handhmg oder Versicherung, nach erfindung
solcher ding, fumemenn vnnd gebrauchenn.
1) Steht in B allein.
2) es ist zu schuldenn komenn] im Ms. eingeklammert.
— 135 —
Sunderlich ist zu merckenn, ob einer jemandt solche tat
schrifftlich trohet, die, ob sie gleich also verpracht wurde,
kein straff zum tod oder sunst aufP jr trüge. So mocht solcher
betroung halbenn kein straff darauff volgenn, dan sich nit ge-
zimet schrifftliche betroung mer, dan die getrotenn werck, ob
die verpracht wurdenn, von rechts wegenn zu straffenn.
Diese erclerung ist gescheenn jm Funffzehenhunderten vnnd
jm Achtenn Jare [1508].^
[ Erclerung, so eine ein kindlein verporgner weyss tregt,
56
williglich allein gepirt, das kindlein stirbt 2, die mutter furgibt,
das kindlein sey on jren willen in^ der geburt gestorbenn.
[Am Bande:] Clvj [156.] Artickl.
Jtem es ist zu schuldenn komenn, das ein tod kind an
heimlichenn* verporgenn stetenn funden wardt, Auch die mutter
desselbenn erfarenn, angenumen vnnd desshalb, als sich gepurt,
bespracht wordenn ist, die hat furgebenn, wie^ sie das kindlein
nit erwürgt habe, sunder es sey tod vonn jr komenn, vnd sich
also^ darauff enntschuldigen wollenn. Jst erclert: Wo nun eine
ein kindlein^ allein vnnd heimlich vff ein lawgen gepiret, das
nach anzaigung seiner glider das lebenn gehabt hat, vnnd an
heimlichen stetenn verporgenlicher weyse tod funden wirdt:
Soll erstlich achtung gehabt werdenn, ob man etliche sundere
zaichenn findenn mocht, domit das kiadt erwiu-gt wordenn were;
wo aber dieselbenn zaichenn nit genugsam fundenn wurden. So
ist doch aus dem, das die muter das kindlein heimlich ge-
tragen, allein vnnd verporgenlich ^ gehabt vnnd hingelegt. Auch
sich nach der geburt nit als ein kindelpetterin gehalttenn^ hat,
das keinem solchen weyb geburt. Auch an jme selbst ferlich
vnd todtlich ist, eine strenge starcke vermuttung wider die-
selbenn mutter, das sie das kindlein domit jn oder nach der
geburt erwurgtt Oder an seinem tode schuldig sey, vnnd dess-
halbenn [bekantnuss] der warheit durch gepurlich peinlich frage.
1) Steht allein in Z. 2) stirbt vnd B. 3) an B. 4) heimb-
lichen oi-tten funden wurdt B. 5) das B. 6) darauf allso B,
7) khindt B. 8) verborgen B. 9) kindtbetterin verhallten B.
— 136 —
wo es not sein wurde, zu suchen.^ Dan wo jr darjnnen seit glaubt
werdenn, mochten sich alle dergleichenn pösshafftige muter da-
rauff enntschuldigenn vnnd von peinlicher geburender straff
erretten. Doch wolt die mutter des totenn kindes mit personenn,
den deshalb zu glaubenn sein mocht, oder andernn guttenn vr-
sachenn weysenn oder anzaigenn, das sie an des kindes tode
nit schuldig were, das solle zuforderst gehört, vnnd, wass solche
entschuldigung auff jr trage oder nit, durch die verstendigen
ermessenn werdenn. Diese erclerung^ ist gescheenn jm funff-
zehenhunderten vnd achten [1508.] Jare.^
ad Wie ein dirn darurab, als solt sie ein kind erwürgt, zu
ftrt.158 ' ^ '
gefencknus angenumen worden ist, vnd sich in solcher gefenck-
nus als ein junckfrau angezeigt, aber allererst darinnen ein tod
kindt geboren hatt.
Jtem es ist zu schuldenn komenn, das ein todt kindt fun-
fen vnnd ein dimn, die fiu* junckfrau gieng, doch milch jn
jren prustenn gehabt, angenomenn worden ist, die solche milch
verursacht, als soltte das naturlich vonn verhalttung weyblicher
kranckheit komenn; vnnd als sie etliche tag jm kercker gelegenn,
vnwissent, das sie ein kindlein trüge, Jst jn der gefencknus
ein tod kind vonn jr komenn: das in besichtigung vast jemer-
lich erfunden, vnnd die frau bekannt, das sie viel zu abtreibung
des kindleins geessen hab; Aus dem etlich gezweivelt, das erst
gefundenn tod kindlein mocht auch ir sein; wan ein frau, die
zwey kind trag, mocht vber etlich tag eins nach dem andern
gebern. Ynnd, wo sie nit vbels zu handelnn geneigt gewest
vnnd gewist, das sie ein kindlein getragenn, das het sie willig-
lich, als sie gefencklich eingelegt warde, eroffent. Auch jrer
bekantnus nach nit also dem tragenden* kindlein zu nachteyll
geessenn, domit jr vnnd dem kinde nit schadenn widerfaren
were. Dieweyl sie aber solchs verporgenn^ vnnd das Mndt
jn solcher ferligkeit heimlich gehabt. Auch zu verderbung des-
1) vnd desshalben Bekanntnuss der "Warheit durch gebürlich pein-
lich frag, wo es nit seine wurde, besuchen] B. Im Text ist bekant-
nuss] aus dem sonst verderbten Text von B eingesetzt, 2) Actum
1508 Jar] B. 3) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben,
4) volgennden B. 5) verpogenn Z, verborgen B,
— 137 —
selbenn geessenn habe, sey sie seines. todes vrsach, vnnd muglieh,
das sie dartzu des erst gefunden todten kindes mutter auch sey.
Aber als man durch grundig erfarung erfunden i, das gedachte
gefangene frau das erst tod gefundenn kindlein nit gehabt, Jst
ir des andern kindleins halb, darfur sie, als obstet, geessenn
vnnd jn der gefencknus tod geborenn hat, genad gescheen, vnnd
mitsambt jrer mutter, die sie solch kindt ti^genud gewist vnnd
auch vei'schwigenn hat. Als sie etliche zeit bede jn gefencknus
gestrafft, aufp ewig vrphede^ das landt verpottenn. Sollichs ist^
gescheenn zu Weischenfelt* jm 1509. Jare, vnnd alhie als ein
seltzsamer fale eingeschriebenn.^
d Straff der morder etc.l Also ist zu Amberg Ao. 1530 ein
" Weber, der sein gevatter Paul Hans Zayffen nachgelasene wittib,
geborne Hornungin, sampt irer tochter vnd maidt jamerlich^
vnder schein, als wolte er ein schätz in jrem haus graben, er-
mördt hat, erstlich geschlaifft, mit gluenden zangen gerissen,
geschunden vnd auff offenem marckht gevirthejlt worden in bei-
wesen viler fürsten vnd anderer leuth hohes vnd niders standts.^
4 ZßjL Abschnitt 1 — 3] Rechtmessige vrsach der benottigung.
Zu Abschnitt 4] anzeygung vnrechtlicher not werbe. Zu Ab-
schnitt 5] oder vbersch[r]eyttung vnstrefflicher nott- oder gegen -
werlie vnd schutzung.^
m Nota casum: Wilhelm von Lichtensteins , So bei Ruspach
^'^von etlichen dess Adels erschossen worden vnd keiner der
Theter sein wollen.^
id Wie zur zeit bey einem gefangen dieb gut, so er per-
sonenn jnn fremdenn landen gestolen , funden, vnnd erclert, des
diebs gefencknus denselben beschedigten zu verkünden, solch
gut widerzuholen, als dan gescheenn ist. Artic. 183.^
Jtem es ist zu schuldenn kommen ^^'j das ein dieb vmb
diebstal gerichtet wart, bey dem wart diebstal erfundenn, per-
1) erfunden . . . gefundenn] in B doppelt geschrieben. 2) vr-
phede . . . lands] in Z ist lands durchstrichen; landt B. 3) istj fehlt B.
4) Weischeveldt B, 5) eingeschi-iben worden B; in B und Z; der
Text ist nach Z gegeben. Q) etmbrdt] im Ms. durchstricfie^i. 7) Steht
allein in Z. 8) Steht allein in B. 9) Ai-tic. 183] fehlt Z. 10) kom-
men] fehlt Z.
— 138 —
sonen jn frembden lannden^, die vmb des diebs gefencknus
nichts westenn, zustenndig; den 2 ist solchs nach^ laut nach-
volgender schrifft zu liolenn verkündigt, vnnd also für recht
vnnd pillich erclert:
Ynnser freuntlich dinst zuvor! liebenn freundt: Einer
genannt Hans Wurm vonn Geroltshaussen ist hie bey vnns
vmb geübte* vbelthat zu Schesslicz gefenncklich einkomen,
der jnn geburender frage vnter^ anderm bekannt, das er
einem wirt jnn dem^ warmenn päd bey dem Ellenpogenn,
Albrecht Kramer genant, Neunthalben vnnd viertzig Guldenn
vnnd zwey Silberenn pildlein gestolenn habe, die auch also
bey jme fundenn sindt; darumb, vnnd ander diebstal halb^,
ist Er mit recht gericht wordenn, vnnd dieweyl aber wir
vnnd andre des Hochwirdigenn furstenn vnd hermn, heiTn
Georgenn, Bischovenn zu Bamberg, ^^lnsers gnedigenn herrn
Ambtleut vnnd richter einen gemeinen bevelh habenn, als das
auch recht vnnd pillich ist: Wo gestolenn guth oder geraubte
habe jnn seiner gnadenn gericht fundenn^ were, dasselbig
demj benenn, der das verbrenn hat, widerzugebenn , vnnd wir
gemelttem vnnsserm^ gnedigenn herrn jnn seinenn geschefP-
tenn vnnd bevelhen gehorsam zu leistenn schuldig vnnd vnns
dem rechtenn vnnd der pilligkeit gemess zu halttenn begir-
lich vnd gneigt sindt ^^, habenn wir euch solchs nit vnent-
deckt lassenn wollenn, das gemeltem Albrecht Kramer wissenn
antzusagen, ^if das er sich^^ zu vnns fuge oder yemants vonn
seinennwegen mit volkumlichera gewalt nach solchem gelt
vnnd pildlein schicke, dem^^ (j^g yff genügsame quittantzenn
gegebenn werdenn solle; doch das er dovon das pottenlon
aussricht vnnd den dinernn des gerichts vmb jr muhe vnnd
vleis vff eroberung vnnd behalttung gemeltter gestolner habe
gelegt, drey gülden gebe. Ynnd wir wollen vns gentzlich
zu euch versehenn, So vnnsers gnedigen herrn vnderthanenn
vnnd verwannttenn jr hab vnnd gut auch gestolenn oder ge-
1) lannden] fehlt Z. 2) den es ist B. 3) nach] fehlt B.
4) geübter B. 5) vnd B. 6) jm B. 7) halber B. 8) ge-
funnden werde B. 9) vnnsern B. 10) sein B. 11) das erstlich B.
12) dem] fehlt B.
— 139 —
geraubt gut^ zu euch komenn wurde, jr werdennt^ darob
sein vnnd verschafPen, das jne das^ auch dermassen wider-
werde. Euch freuntlich diennst zu erzaigenn, sindt wir
gewilt.
Datum am^Sambstag^ nach Sanndt Johannstag Sunwenden
Anno etc. Septimo [1507].
Michael vonn Eyb, Castner, vnd Melchior Seckendorffer,
Schulteis vnd richter zu Schesslitz.
An Burgermeister vnd rat jm warmen päd bey dem ^ *Elln-
pogen.
Jn solchem form ist auch geschriebenn wordenn dem perck-
richter vff dem Schrenckennperg, der zweyer Silberenn Ketten
halbenn, Michel Jegemn daselbs gestolenn, ausgeschlossenn die
belonung der gerichtsknecht.
Zettel.
So Albrecht Kramer nach angezeigter seiner gestolenn
habe komenn oder schickenn wirdt. So woUet jn vntter euer
oder seiner herschafft bekanttenn jnsigel briefflich vrkunth
vnnd notturfftige quitantzenn deshalb mitpringenn lasenn, do-
mit wir seinem ansuchenn glauben vnnd dester furderlicher
abzufertigenn wissen.'' Datum ut in 1.^)
Correctorium jn der Bambergischen Neuen Halssgerichts-
ordnimg.
Wir Georg, vonn gottes Gnadenn Bischove zu Bam-
berg, als wir hievor aus begnadung vnnd gewalt, vonn Ro-
mischer keyserlicher Maiestat, vnnserm^ aller gnedigstenn
herrnn empfangenn, ein reformacion vnnd Ordnung vber
vnnser^® halsgericht auffgericht, vnnd vnns darinnen die-
selbenn zu mindern, zu meren vorbehalttenn habenn,
vnnd wiewol dan in solcher vnnser Ordnung vntter anderm
am zweyhundertsten vnd andernn [202.] artickeln gesatzt ist,
welchermasen etlich sorglich vnnd schedlich person in ewige
1) geraubt vnd dasselbig zu Euch] B. 2) wurdet B. 3) solches B.
4) am] fehlt B. 5) Sambstags nach Johanni A° etc] B. 6) zum B.
7) wissen] fehlt Z. 8) Datum vt in] libris.] B\ steht in B und Z,
^carf nach Z gegeben, 9) vnnsers B. 10) vnnsere B.
— 140 —
gefencknus mögen erkannt werdenn, domit landt vnnd leut
vn rechtlicher vergeweltigung vor jn^ sicher sein, Ynnd aber
nachmals jn der vbung erfunden, das derselbenn person viel
in solche straff mogenn erkant werdenn, vnnd das vff den-
selbigenn^ gefencklich gehaltten personen mancherley nach-
teyls^ stet:
Erstlich das viel vncostens darauff geet; Zum andernn,
das solche persone aussteigen oder brechenn mögen vnnd
furter noch mere beswerung von jn entstet; Zum dritten,
das derselbenn gefangen mutwillig freundt mit der zeit ander
from^ vnschuldig leut dagegen fahen vnnd die schuldigen
dardurch wider recht ledig machen mögen, das dan hoch-
verechtlich vnnd wider das recht vnnd gemeinen nutz were;
Vnnd dieweyl dan die gemeinenn keyserlichen recht
zulasenn, das peinliche verwurckte straff je zu zeitenn nach
ermessung ^ des richters mögen geendert vnd beschwert wer-
denn, Auch an^ viel ortten jm heiligenn reich solchen sorg-
lichenn personen die äugen ausszustechen , domit also land
vnd leut vor jne versichert werden, gebreuchlich vnd ge-
wonlich ist, welche straff wir vormals jn vnnser halss-
gerichtsordnung zu setzen vnterlasen, Aber seithere aus den
vrsachenn, als^ obstet, auch zu setzen für nutz vnnd gut
angesehenn :
So ercleren, setzen vnd ordnenn wir, jn crafft vorgemelts
gewalts vnns vonn keyserlicher maiestat gegebenn, so jemant
nach vermöge obgemelter vnnser halssgerichtsordnung soviH
verwurckt, das er desshalben mit recht jn ewige gefencknus
erkannt werden möge, das alsdann nach gelegenheit vnnd
gestalt der sachenn zu der vrtheilernn vnnd vnnser Eethe,
bey den sie rat suchenn, ermessung^ steen soll, Solche ver-
1) jme B.
2) denselben gefencklich gehaltenen B, denselbigen gefencklichenn
gehaltten Z.
8) n achteil entsthet 5, nachteyls stet Z.
4) from Z, frembd B.
5) erraessigung B. 6) an 5, on Z.
7) wie obsthet, solche straff auch zu setzen] B.
8) ermessigung B.
— 141 —
wurckliche. persone ewiglich jn einem kereker oder aber mit
verplendung jres gesichts zu verurtheilemi. Des zu vrkundt
habenn wir dise erclerung an vnnsser halsgerichtsordnung
schreibenn, auch allenthalbenn jn vnnsere halsgericht schrifft-
lich verkünden lasenn.
Gescheenn vnnd beschlossenn Am Freitag Exaltacionis
cnicis Nach Cristi, vnnsers liebenn hermn^ geburt FunfP-
zehenhundert vnnd jm funifzehendenn Jare^ [1515].
WiewoH die vorgeend Ordnung, peinlicher Sachen halb
gemacht, nit mit wenig vleis bedacht, So mag doch durch ge-
brauchung derselbigenn kunfFtigen erclerung vnnd pesserung,
wie darjnnenn vorbelialttenn , not werden. Dieselbig erclerung
oder pesserung, so ofFt die gescheenn, soUenn jn die nachvol-
gendenn vnbeschriebenn pletter verzeichent vnnd zu yeder der-
selbigenn erclerung oder pesserung geschriebenn werden , durch
wess bevelch vnnd rat die beschlossenn sey; vnd ist, vmb rich-
tiger schneller findung willen kunfftiger beschlossner pesserung
vnnd erclerung, am endt dits Buchleins ein sunder register ge-
ordennt.
Georg, von Gottes genaden Bischoife zu Bamberg.*
Ynnsern grus, lieber getreuer! Aus mercklichen vr-
sachen vnd bewegnussen haben Wir über vnnser Halssgerichts-
ordnung von wegen der Straff des Augenausstechens ein er-
clerung, Ordnung vnd Satzung gemacht, darvon wir die hie
beiligennden Artickhel zuschicken vnd begern, Du wollest
den jnn allen vnnsern Halssgerichten jnn vnserm Ambt die
bevelhen, hlnden an berürte vnnsere vorgedruckhte vnd aus-
geschickhte Halssgerichtsordnung schreiben lassen, vnd darob
sein, das sich die Schöpfen derselben Halssgericht jnn sol-
chen feilen Solcher vnnserer erclerung, Ordnung vnd Satzung
gemess halten.
Dess verlassen wir vns. Datum etc.
1) vnnsers . . . hermn] fehlt B.
2) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben.
3) Der folgende Ahsatx fehlt in B gänxlich.
4) Dieser Äbsatx steht nur in B.
— 142
Teuschnitz
Burgebrach
Gich
Khiipferberg
Hertzogaurach
Ehiinstat
Bamberg
Höchstat
Vilseckh
Lichtenfelss
Yorcheim
Holfeldt
Cronach
Weissman
Weischenfeldt
Memelssdorf
Ebermanstat
Steuffenberg
Schrnachtenberg
Schelm berg
Obemscheinveldt
Eberssperg
Senfftenberg
Wachenrod
Botenstein
Schönbrunn
•d Von geweichten vbeltettern.
t. 207 ^
Jteni so ein geweichter vbel thut vnnd offenntlich zeichen
der geistlichkeit, dabey er als ein geweichter zu erkennenn ist,
an jme hat, den mag der wernntlich^ richter annemen vnnd
auffhalttenn in 2 der gestalt, das er den jn viervnndzweintzig
stunden dem geistlichenn richter, in des geistlichenn gerichts-
zwang gemelt annemen geschieht, vberantwortte. Wo aber
solche vberantworttung, ferren halb des wegs, in gemeltter zeit
bequemlich nit gescheenn mag. So solle doch dieselbig Schickung'*
jn bestimbter* zeit furgenumenn vnnd geverlicher weys nit
aufFgehaltenn vnnd^ verzogenn werdenn.
Ynd wo ^ die vbeltat vnnd verwurckung fast ergerlich vnnd
gros, darumb die straff des geistlichenn Richters, so durch den
kercker geschieht, aus guttenn vrsachen zu wenig were, vnnd
sich derhalb nach key serlichen n rechten ein offenntliche ^ tod-
straff gepuret, die der werntlich® richter aus lieb der gerech-
tigkeit vnnd gemeines nutz willenn furzunemen genaigt: So mag
er mit vberantworttung solchs vbeltheters sich gegenn dem
geistlichenn richter erpitten, die angezeigten vbeltat vor jme,
dem geistlichenn richter, ausfurenn zu lassen, vnnd begerenn,
Dweyl die vbeltat fast pöss vnnd ergerlich, darumb seiner, dess
geistlichenn richters, straff jm kercker zu wenig, das derhalb
der vbelteter nach erfindung solcher vbeltat vnnd gelegenheit
1) weltlich B. 2) iw] fehlt B.
3) dieselb beschickung B. 4) gern elter Ä
5) noch B. 6) do B. 7) offene B,
8) weltUoh B.
— 143 —
seiner weyhe deponirt vnci degradirt werde, vnnd das sich der
geistlich richter furter sein entschlachenn, nit weytter als eines
geweichten annemen, vnnd vmb gemeines nutz willenn ange-
zeigte vbelthat jne mit weltlichem gericht, wie sich gebure^
vnnd recht sey, straffenn lassenn, das dan der geistlich richter
in solchenn feilen, wo er recht thun will, pillich thut: C. no-
vimu^ de verh. signif,^, c, si quis sacef'dotum XI, q. 1 et c. istud
ead, qu. ead. causa^, c. degradatio de pen, Uhr. 6^ cum similibus.
Doch geburt dem geistlichenn richter, so er solchen vbeltetter
dem weltlichenn Richter wider folgen lest, für jne zu pittenn,
dadurch sich der weltlich richter vonn gepurennder rechtlichenn
straffe nit wendenn lasenn darf.
Aber ein geweichter Clerick mag aus etlichenn nach berur-
tenn vrsachenn geistliche freyheit dermasenn verwurckenn, so
er peinliche straff verschuldet, das die in weltlichen gerichten
gegenn jm gebraucht werdenn mag: Nemlich so er kein krön
oder plattenn tregt vnnd sich dartzu mit cleydernn gantz welt-
lich helt, die vonn färben zusamenngesetzt oder sonnst vonn
einer färb, die den^ geistlichenn zu tragen nit geburt, gemacht
sein, Als weyss, grim oder gell. Auch so die cleyder sonst,
kurtzenn halb, mit geferbtenn harhaubenn, benetten hutten, federn
oder jnn andre wege gantz leysch gemacht, geschnitten ^ vnd einem
geweichtenn zu tragen zimlich nit ist. Sunder verpotten werenn,
vnnd es were, der claidung halb, also mangels oder nit.
1) geburt B.
2) C. 27 X. de verb. sign. (5, 40): Novimus expedire, ut verbum illud,
quod in antiquis canonibus et in nostro decreto contra falsarios edito
continetur, videlicet ut clericus per ecclesiasticum judicem degradatus
seculari tradatur curiae puniendus, apertius exponamus .... ejus est
degradatio celebranda, seculaii potestate praesente, ac pronuntiandum
eidem, cum fuerit celebrata, ut in suum forum recipiat degradatum, et
sie intelligitur tradi curiae seculari . . .
3) C. 18 C. XI qu. 1 : si quis eacerdotum .... suo episcopo in-
oboediens fuerit aut insidias ei paraverit aut contumeliam aut calumniam
aut convicia intulerit .... mox depositus curiae tradatur et recipiat,
quod inique gessit.
C. 20 CXI qu. 1: Istud est, quod a vobis poposcimus, . . . ut
. . . pseudoepiscopum ... ad clementissimum principem . . . dirigatis.
4) C. 2 in 6to de poen. (5, 9): Degradatio, qualiter fieri debeat
(folgt nun eine dramatische Schilderung des Degradationsvorgangs),
5) dem B,
6) geschnitteo] fehlt B.
— 144 —
Aber so einer der Clerick geweicht, kein krön oder plattenn
tregt vnnd dartzu einenn der nachvolgenden stend oder lasier
auff im het, domit wirdet die geistlich freyheit auch verloren,
Nemlich so einer ein kriegsknecht, Reutter, rauber, prenner,
morder, öffentlicher wirt, weinschenck, kauff handler, putel,
Scholderer^, hiirenfurer vnnd dergleichenn jn vbung were. Auch
so sich einer weltlichenn peinlichen gerichtenn willigklichen
vntterworffenn 2 gemacht, daran sitzt, geclagt oder geantwort hat,
Mere so einer ein wittib oder ein wissentliche hurenn oder
zwey weyber zu der ee genumen hat: domit ist er auch vonn
der geistlichenn freyheit gestandenn.
Darumb so der einer, wie oben gemelt ist 3, durch einenn
weltlichenn Richter angenumenn wirt vnnd, zu auffhalttung ge-
purender* peinlicher straff, jn des weltlichenn Richters pandenn
furgebe, das er ein Clerick were: des ist der weltlich richter
nit schuldig zu glaubenn, Sonnder mag denselbenn, wie er inn
fundenn hat, für einenn leyhenn, onn wissen vnd frag des
geistlichenn Richters, wie sich nach gestalt seiner Verhandlung
geburt, peinlich strafFenn, vnd hat sich damit ^, der berumbtenn
weyhung halb, nicht ^ verwurckt; doch ist not, das derselbig
weltlich Richter durch gelaublich zeugenn^ besichtigenn vnnd
eigenntlich^ vermerckenn lass^, wie er solchen vbeltheter funden
hab, damit, so er nachmals darumb ^^ angezogen wurde, das er
solchs genugsam weysenn^^ vnnd damit der geistlichen, furne-
menn deshalb statlich^^ abwendenn möge. Wurden aber die
geistlichenn selbst gewar, das der weltlich richter einen solchen
gefangenn het, vnnd woltten sich sein annemen, So solle der
weltlich Richter den geistlichenn der sachenn, als obstet, be-
richtenn, damit er sich pillich abweysenn lest, c. ex parte extra^^
1) Söldner B. 2) vndei-würffig B.
3) davon B. 4) gebürlicher B,
5) damit nichts B. 6) nicht] fehlt B. 7) gezeugen B.
8) eigentlichen B. 9) lassen B.
10) B fälschlich: damit so er nochmals darumb so er.
11) beweisen B. 12) Rhätlich B.
13) C. 27 X. de privileg. (5,33). Hier heifst es: Ex parte tua fuit
propositum, quod nonnulli litterati , quos nee habitus nee toosura clericos
profitentur, . . . cum deprehenduntur in ahquibus forisfactis, ut juris-
dictionem tuam eludant et debitam pro delictis ultionem evadant, assu-
munt seu etiam resumunt tonsuram abjectam seu habitum dericalem,
— 145 —
(et ibi glossa^, Anihon, de Butrio^ alegans Ootfredum^, Ho-
stiensem^, Jo. Andree^ etc.) de privileg. cum c. 1 de cler. conjug,
Uhr, VI^, dedsio Bote CCIP cum similibus.^ So aber ein solcher
verporgner geweichter vbeltheter furgebe, das er epistier oder hoher
geweicht were, So solle er anzaigenn, durch welchenn Bischoff,
wo vnnd zu welcher zeit er also geweicht, were dabey gewest
sey vnnd jn kenne. So er das thut, solle man sich darauff der
warheit erkundigenn, vnnd wo darjnnen zweiveP erfunden i^.
Solle solche erfarung furtter an den geistlichenn Kichter gelangen,
der erkennen soU, ob berurtte hohe weyhe bewisenn sey oder nit.
Ynnd wo dan gemelte hohe weyhe bewisenn erfunden
wirdet. So soll furtter derselbig geistlich vbeltetter dem geist-
licet ante pro laicis ab omnibus haberentur, . . . si tuam Jurisdiction em
exerceas in hujusmodi delinquentes, qui sine tonsura et habitu in delicto
fuerint deprehensi, aeqiianimiter duximus tolerandum.
1) Die Glosse spricht namentlich davon , dafs dies nicht gelte in
eo casu, cum ceitum erat illos esse clericos, unde semper retinent
Privilegium.
2) Zu der obigen Stelle bemerkt Antonius de Butrio (f 1408):
Nota quod clerici omnino ut laici incedentes, si deprehendantur in de-
lictis, non gaudent privilegio clericali, ex quo aliter non constat eos
clericos esse. Nota quod assumptio vel reassumptio tonsure et Habitus
clericalis ab eo, qui antea communi opinione habebatur pro laico, non
defendit clericum nee ipsum oximit a jurisdictione seculari. Nota quod
recens et momentanea possessio non vincit aliquem contra antiquam con-
tinuatam possessionem. Im weiteren Fortgang werden Goffredus,
Innocenz und Job. Andreae erwähnt,
3) Goffredus de Trano (f 1245).
4) Hostiensis (Henricus de Segusia) f 1271.
5) Johannes. Andrerae (f 1348).
6) C. 1 in 6*0 de cleric. conjug. (3, 2): cum nuUus clericus distringi
aut conderanari debeat a judice saeculari, praesenti declaramus edicto,
hujusmodi clericos conjugatos pro commissis ab eis excessibus vel delictis
trahi non posse criminaliter aut civiliter ad Judicium saeculare nee ab
ipsis saecularibus judicibus eos debere personaliter vel etiam pecunia-
liter . . . ullatenus condemnari.
7) Decisiones Rotae novae (bis Mtm Jahre 1381) CCII: Si clericus
conjugatus a judice seculari propter aliquod crimen captus et detentus
al leget se clericum et doceat de clericatu per literas ... et propterea
petit se remitti ad forum ecclesiasticum, non est statim remittendus,
nisi doceat . . . se poi-tasse habitum et tonsuram clericales, quia alias
non gauderet privilegio fori eccÄsiastici . . .
8) Die Stelle ist im Manuskript schrecklich verballhornt: Autho
de Butere; a/us Jo Andree wird Je andere u. s. w.
9) Hohbaeh S. 241 liest falsch: zuviel.
10) erfunden wirdt, so soU furter derselbig Geistlich vbeltheter dem
Oeistlichen Richter vberantwortt werden.] Es fehlen in B die Worte:
Solle solche erfarung . . . erfunden wirdet.
Bambergensis. 10
— 146 —
lichenn Eichter, als vorstet, Yberantwort werdenn. Doch ist not,
jn solcher erkundignng einsehung ^ zu habenn, das sich ein vn-
bekantter^ vbeltetter nit nach einem anderm solchenn^ ge-
weichtenn betriglicher weyse* nenne, welcher betrug, so er zu
schuldenn kumbt, am gewisslichsten durch diejhenenn^, so bey
der angezeigten weyhe^ gewest, sein personn besichtigenn vnnd
kennen, zu erkundigenn ist. Ynnd was dan gegenn einem
solchen vnbekantten geweichtenn vor gemelter erkundigung durch
die weltlichenn gehandelt, ist on straffe, dweyl er seiner geist-
lichkeit kein gepurende posess vnnd anzaigung gehabt hat; zu
gleicher weys als es, so ein erbers weybspild in hurischen klay-
dernn fundenn vnnd darumb vnkeuscher werck halb ^ angefochten
wurde: die mag nit clagenn, das sie domit geschmecht sey, ff,
de inju, L Item apud § Si quis virgines.^ Doch soll der
weltlich Richter, so in disem falle vonn wegen der hohenn
weyhe^ weysung gepottenn wurdet, piss zu erfindung der
warheit mit peinlicher handlung ruen.
Es mocht sich auch ein geistlicher, der die hohenn vnnd
heiligenn weyhe empfangenn het, jn vorgemelten weltlichenn
vnnd lesterlichenn vmbstendenn so lanng pösslich vnnd ergerlich
gehalttenn habenn, vnnd von meniglich für einen leihenn ge-
acht: der weltlich richter het dan vmb ein pose grose vbeltat
on erlaubtnus des geistlichenn Richters vnnd on degradirt mit
weltlichem gericht zum tode zu straffen: c, perpendimus fibi
glo. et doct.) de sententia excommunicationis ^^, cum suis Concor-
1) einsehen B. 2) bekannter B.
3) solcher betriglicher weiss B.
4) Hohhach S. 241 falsch: weyhe.
5) die herrn B.
6) Hokbach S. 241 falsch : weyse. 7) halber Ä
8) Fr. 15 § 15 de injur. (47,10): Si quis virgines appellasset, si
tarnen ancillari veste vestitas, niinus peccare videtur; multo minus, si
meretricia veste feminae, non matruni familiarum vestitae fuissent.
9) weysung . . . empfangenn het] fehlt B.
10) C. 23 X. de.sent. excomm. (5,39) spricht von dem Fall, dafs
sacerdos pro eo, quod se filium legis falso nominare praesumpsit et
arniis acceptis seditionem focit et guerram, a B. comite jussus est fusti-
gari, qui postea ejus niandato traditus patibulo expiravit ... tu vero,
qui merita personarum bene nosti, poenitentiam eis competentem injungas.
Hierxu bemerkt die Glosse: Clericus immiscendo se enormitatibas amittit
Privilegium canonis: si quis suadente (c. 29 C. 17 qu. 4).
— X47 —
dantiis^ c. 1 cfe apostatis,^ Aber darinnen sol nit* verechtlig-
keit, Sonnder grose fursichtigkeit, auch rat der gelertenn vnnd
verständigen gepraucht, domit wider ^ die geistlichenn freyheit
durch frevel oder leichtvertigkeit nit gehandelt werdenn.
Wo auch ein clerick, der sein geburende krön vnnd clay-
dung trug, jn grosen lastemn verharrt, Solle vonn seinem geist-
lichenn Richter drey mal ermant werdenn, sich davonn zu
keren; wirdet derselbig vber* solche vermanung jn grossenn
lastemn betrettenn: So mag in der weltlich Richter als einen,
der kein straff zu pesserung leydenn oder auffnemenn hat wollenn,
wie sich, der verwurckung halb, nach weltlichem Rechtenn
geburt, richtenn vnnd straffönn, c. in audienda^ et cum non
ah homine^ de sentenda eoccommunicationis , cum ceteris con-
simüitmsJ
4 Die Gerichtschreiber an die Peinlichen Gericht zum Khu-
pferberg BetrefiFennt.®
Ynd nachdem an einem Gerichtschreiber jnn peinlichen
Sachen mangel zum Kupferberg ist. So sich dann feile be-
geben vnd eines jeden Gerichtschreibers aus annders vnnsers
genedigen herm Gerichten zu gebrauchen wett sein wirdt.
Dem wollest, biss vff vnnsers genedigen herm oder vnnsern
1) C.1 X. de apost. (5, 9): Praeterea clerici, qui relicto ordine
clericali et habitu suo in apostasia tanquam laici conversantur, si in
criminibus comprehensi teneantur, per censurani ecclesiasticam non prae-
cipimus liberari.
2) Hohhdch S, 242: mit; nit verechtigkeit B,
3) aber B. 4) Hohbach S. 242: aber.
5) C. 25 X. de sent. excomm. (5, 39): cum frustra ecclesiae imploret
auxiUum, qui committit in ipsam et lex secularium principum huic re-
sponse satis efficax asserat argumentum , qua manifeste cautum habetur,
matronam, cujus pudicitia attentata fuerit, non posse injuiiarum agere,
si in veste meretricaU fuerit deprehensa, hujusmodi clerici, si, a prae-
latis suis teitio commoniti, niilitaiia noluerint arma deponere, de privilegio
clericorom subsidium aliquod habere non debero.
6) C. 14X. de sent. excomm. (5, 39): occisores clericorum aut
presbyterorum, qui, contempto clericali habitu, tyrannidi et enormitati se
inverecunde immiscent, in odium clericalis excessus et terrorem atque
correctionem similium, canone latae sententiae minime coercentur.
7) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben und hei der
grofsen Verderbnis kritisch emendiert.
8) In B cUhin,
— 148 —
Beschaidt, zu geben verschaffen 1 fl. für sein belonung vnd
die zherung.
Datum am Sambstag nach praesentationis Mariae Anno etc.
21. [1521.]
An Ambtman zum Kupfferberg etc.
StathaUter vnd Eäthe.
a
ad Erclerung, wie vnd warumb eins entleibten wunden vor
art.229 °'
der begrebtnus^ sollen besichtigt 2, beschriebenn vnd ermessen
werden.
Jtem es ist zu schuldenn komen, das durch etlich personn
einer entleibt, vnnd man an dem rechtenn todschleger, der zum
tod gestraft sollt werdenn, zweifflet: darumb des entleibtenn
wunden vor der begrebtnus solttenn ermessenn \vorden sein,
welche vrsach des tods gewesenn werenn oder nit; das aber
vor der begrebtnus nit gescheenn, vnnd deshalb in erkantnus
der todstraff mangel was: darumb soll furtter in dergleichenn
fellenn gemeltte besichtigung der wunden durch denn richter
oder seinenn verweser, etlich des gerichts vnnd die wundtertzt,
so pest man-'* die fueglich habenn mag*, sambt dem gerichts-
schreiber gescheenn, Auch yeder wunden geferligkeit ermessenn
vnnd beschriebenn werdenn, ee^ die begrebtnus geschieht. Ob
es dan not sein wurd, mag nachmals solchs andernn wund-
ertzten, so der todt begrabenn werde®, durch bescheene auff-
schreibung vnnd der besichtiger muntlich vnttericht auch fur-
gehalttenn ^, domit jeder wundenn ferligkeit dester pass erkundigt
vnnd die Theter nach jrem verwurckenn gestrafft werden- Solche
erclerung ist gescheen jm 1508. Jare.®
b
Wie es in nemung der leibzeichen mit besichtigung der
wunden der entleibten gehalten^. Auch ob solche entleibte an
1) Begrebnuss (öfter) B. 2) besichtigt vnd B.
3) so best mans füglich B. 4) kan B.
5) ehe dann die B. 6) were B.
7) In B endigt unvollständig hier diese Eintragung,
8) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben.
9) gehalten] fehlt B.
— 149 —
grenitzen, da man sich eingriffs besorgte, legenn, wie es mit
den todtenn Corpemn gehaltten solU werdenn.
Jtem nachdem jn der Halsgerichtsordnung am 229. Artickel
gesatzt ist, wie vnnd welchermasenn von den ermordtenn oder
erschlagen, So in meines gnedigen herrn vonn Bambergs ge-
richtenn tod fanden werden, durch den Kichter vnnd zwen oder
drey schopifenn leibzeichenn genumen werdenn sollen, alles nach
laut desselbenn Artickels: Darauff ist erclert,
dass solche richter vnnd schopffenn den gerichtsschreiber vnnd
die wundertzt desselbenn flecken oder gerichts, die man be-
quemlich dabey habenn^ möge, vber solchenn^ corper, wo es
sein mage, auch füren, alle wunden. Streich, stich, Schüss
oder würff mit vleis zu besichtigenn vnnd vermercken; vnnd
dobey sollenn solche wundtertzt vff jr pflicht ansagen, welche
wunden, streich, stich, wurff oder schus jres versteen vnnd Ver-
sehens des entleibten tods vrsach gewest sein mögen ; vnd solches
alles solle ordenlich durch den gerichtsschreiber alspaldenn
auifgeschriebenn werden, mit meidung, were* dabey gewest ist,
vnnd were die wundertzt gewest sind, Nachmals in ausfurung
der sach darnach zu richtenn; vnnd ob solcher todter corper an
grenitzen oder orttenn jn bambergischen gerichten lege, das sich
die Bambergischen ^ Ambtleut vnnd richter, ehe solche obgemelte
besichtigung vnnd handlung gescheen mocht, eingriffs besorgtenn,
so sollenn sie denselbigen corper an ende der Bambergischen
gericht füren lassenn, do das sicher gescheen möge, vnnd soll
sunsten diese erclerung obgemeltem 229. artickel, der leibzaichen
halb® gesetzt, nichts benomenn [haben].''
u*2 Wie ein todtschleger ziim Rechten, der Mortacht halb fur-
genomen, vergleyt werden soll.
Jtem am 242. artickel der^ halsgerichtsordnung ist ge-
setzt, wie man einen furgenumen theter zu der mordtacht
1) soll] fehlt B. 2) gehaben B.
3) todten corper J5. 4) der B.
5) Bambergischen] fehlt B, 6) halb] fehlt B.
7) Steht in B und Z; der Text folgt Z.
8) des ^, der B,
— 150 —
allein fur gewalt, aber nit für recht vergleittenn soll, laut des-
selbenn artickels etc.^, vnnd ist nachmals bewegenn*, das vff'
gleyt vnschuldig person, aus forchtenn jrer verkurtzung jra
rechtenn, nit für gericht komenn vnnd also vnschuldiglich ge-
echt werdenn mochten*; Aisdan desshalb etlichennasenn ja
clag des beschwerung angelangt. Darauff ist erclert, das ge-
melte^ beclagte personn zu der furgenumen Mortacht on gemelte
vntterscheyd , sonder wie man sonsten zu, auif vnd vonn dem
Landtgericht jn gemeltten fellenn gleyt gibt, gemeltter. ende
auch soUenn vergleyt, domit nymandt desshalb verkurtzt vnd
vnschuldiglich beschwerdt werde.®
ad Ordnung vnd bestellung des nachrichters zu Bamberg.
art.25S
Aus gutten vrsachen! als in meins gnedigenn herrn vonn
Bambergs halsgerichtsordnung am 258. Artickel davon gemelt, den
nachrichtem zu Bamberg ein gemeine jerliche besoldung [zu beza-
len , ist umb gemeine besoldung] ^ Meister ® N. zu einem nachrichter
bestelt, vnd solle jme solche gemeine besoldung jedes ^ jars^^ be-
zalt werden, wie hernach volgt: Darumb soll er alle peinliche straff
vnnd frag, die in meins gnedigen herrn von Bambergs gerichtenn
vonn Ambt wegen oder auff ancleger des Stiffts oder frembder
leut halb gescheen, wie jm bevolhenn wirdet, getreulich thun vnd
volzihen vnd davon weytter nichts dan allein zimliche zerung,
so er ausserhalb der Stat Bamberg werckt, nach laut meines
gnedigenn herrn halsgerichtsordnung, fordern oder nemenn. Jtem
mein gnediger herr geyt jm jars^^ 15 gülden vnd dartzu
vier fuder holtz, die jme sein gnad fur sein behaussung füren
lest^^; vnnd wirt jm solch gelt vnnd holtz nach gleicher an-
zale alle viertl jars durch den Camermeister zu hoff bezalt vnnd
verschafft.
1) fehlt in B. 2) bewogen B. 3) vff solch geleit B.
4) niügen B. 5) bemelte B.
6) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben,
7) Das Eingeklammerte ex cofijectura.
8) Meistor — besoldung] fehlt in B. 9) jedes] B; fehlt in Z.
10) jars Z, jar B.
11) die man jm für B.
— 151 —
Jtem bede Ebbt Lauckheim vnnd Münchperg geben jm
jars^ 8 gulden, vnd soll die zalung durch jr voyt oder Ambtleut
auch yedes Quottembers 2, wie obstet, zu Bamberg gescheenn.
Jtem wie jme dy stat Bamberg vormals alle wochenn funff
pfundt bezalt hat^, do pleibt es noch. pey.
Jtem von andernn meins gnedigen herrn landtschafft wegenn
soll im des Jars vff Sandt Johannes tag Sonnwenden durch den
wegmeister zu Bamberg zwolff gulden bezalt, vnd mit solcher
zalung aufiF gemeltten sandt Johanstag schirst kunfftig* ange-
fangen werden; Ynd ist dise bestallung mit gedachtem meister
also beschlossen an Sand Johanstag Sunwenden der mindern
zale Cristi jm Sibenden Jar [1507].
^g Was^ ein yedes gericht am henckergelt gibt.
Jtem was ein yedes gericht von der landtschaift an ob-
gemeltem^ henckergelt geben soll, volgt hernach; Ynd soll ein
yedes gericht meins gnedigen herrn Castner daselbst solche
zalung seiner^ anlag auff einen yeden Sandt Walburgenntag
thun, vnnd furtter die Castner gemelt henckergelt zu der
Walburg Eechnung mit jne gein Bamberg bringen vnnd meins
gnedigen herrn ^ wegmeister doselbst behendigen, der furtter
davonn obgenanttem nachrichter alwegen vff Johannis Sunwenden
zwolff gulden zalenn vnd die vbermass meins gnedigenn herrn
Cammermeister verrechen vnd behendigenn soll, ob man noch-
mals einem Nachrichter mer geben must, von solcher vbermas
zu entrichten; dieweyl es aber bey obgemelter besoldung des
nachrichters pleibt, Soll solcher vberlauff am henckergelt, So
die armen leutt gebenn, der Nemlich 6 gulden triefft, sunst jn
ander wege zu straff der vbelthetter den armen leutten zu gut
gebraucht werden; vnd bezalung solchs^ gelts ist angangen
Walburgis Anno etc. Octavo.^® [1508].
1) jedes jars B. 2) quattember, wie gemeldt, geschehen B.
3) bezalt, Soll es noch bei solchem bleiben B.
4) schirst kunfPtig] fehlt B. 5) Wieviel B.
6) am gemellten B.
7) zalung seiner] fehlt B.
8) fürsten vnd herrn B. 9) solch B.
10) Anno 8 mit dem Buchstab A.] B.
— 152 —
IYj gülden 1 Ambt vnd gericht zu Yorcheim vnnd Eewt
1^2 giilden Stat, Anibt vnnd gericht zu Cronach.
^2 gnlden Stat, Ambt vnd gerieht zum Kupfferberg, Schor-
gast vnnd Leugast.
1 2 giüden Stat, Ambt vnnd gericht zu Steinach vnnd
Leugast.
^ '2 gülden Stat, Ambt vnnd gericht zu Steinach vnnd
Euchenreut.
1 gülden Stat, ambt vnd gericht zu Weyssman.
1 ort eins gülden 2 Stat, ambt vnd gericht zu Burckunstat.
IY2 gülden Stat, ambt vnd gericht zu Lichtenfels vnd
Doringstat.
1/2 gülden Bawnach.
1 ort Wackennrode.
Y2 gülden Eckolssheim.
1/2 giüden Stat, ambt vnnd gericht zu Staffelstein.
3 ort Stat, Ambt vnnd gericht zu Holffelt.
3 ort Stat, Ambt vnnd gericht zum Bottennstein.
3 ort Stat, Ambt vnnd gericht zu Vielseck.
3 ort Ambt vnnd gericht zum Schelmperg.
IY2 gülden Ambt vnnd gericht zu Halstat mitsambt andern
Cammerdorffernn , die nit in ander zent gehornn.
IY2 gülden Ambt vnnd gericht zu Giech.
Yj^ gülden Stat, Ambt vnd gericht zu Teu8ch[n]itz.
Y2 gülden Ambt vnd gericht zu Weischennfelt.
Y2 gnlden Ambt vnd gericht zu Ewermanstat.
1 gülden Ambt vnnd gericht zu Hertzogenawrach.
3 ort Ambt vnnd gericht zu Hochstet.
1 guldenn Ambt vnnd gericht zu Zeil vnd Eberssperg.
1 ort das gericht zu Bechhofenn.
1 gülden das gericht zu Memelssdorff.*
IY2 giüden das gericht zu Burg Ebrach.^
1) Jtem 1^2 gülden B.
2) eius guldeu] fehlt B.
3) IV2 gülden B.
4) Memmelssdoi'ff B^ Memessdorff Z,
5) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben.
— 153 —
i Erclerung von gestolner oder geraubter habe.
Jtem es ist zu schuldenn komenn, das einer ein gestolen
pferd so wolffei kauffet, daraus er sieh woll vermutten het mo-
genn, Auch des durch andere, so bey dem kauff gewest, er-
jnndert worden ist, das pferd muss nit recht herkomenn seyn^:
darüber ist der kauffer mit dem kauff 2 verfarnn, auch kein wer-
schafft für die vier wandel genumenn. Aber alspald darnach
hat er das pferde weytter verschoben vnnd verkaufft; vnnd als*
der, des das pferd was*, solchs, wie obstet, durch clage vor
den Reten furpracht vnd desshalb in den^ artickel diser Ord-
nung, als nemlich den 267. art.^ gesatzt, gesehenn'', warde be-
wegenn^, das dieser kauffer, wiewoU er angezeigtermasenn
strefQich gehandelt, das er doch darumb kein peinliche straff
verwurckt hete, solte dan der cleger dem pferde laut des ob-
gemeltten artickels an enden, dahin es geschobenn^, mit recht
nachvolgen, so muste er weytter^® vnschuldigen schaden leyden:
Darumb, dieweil sovil erfunden, das der diebstal mit gemeltem
pferde vnzwey venlich vnnd offenlich was, vnd das auch der
erst kauffer nit verneinen kont, das er in gemelten vermeinten
kauff von wegen vnrechts herkomens solichs pferdes verdacht
vnd arckwon gehabt, vnd doch nit soviU gethan, das er domit
peinliche straff verwurckt het. So warde er dartzu gehaltten, das
pferd von dem ende, dohin er es verschoben, widerzubringen
vnd dem beschedigten an^^ bezalung, wes^^ er darumb ge-
geben oder darauff gelegt 1*, wider volgen zu lasen; vnd auff
bite des vermeinten kauffers herschafft, so warde jm die straff,
80 er gegen meinem gn. herrn verwurckt, aus gnaden nach-
gelasen. Das ist also zu gedechtnus verzeichent, das man sich
in solchen vnd dergleichen feilen furo dester pass darnach
richten moge.^*
1) sey Z, sein B. 2) Pferd B.
3) als aber B. 4) gewesen B,
0) dem B. 6) art.] fehlt B.
7) gesehenn] fehlt B. 8) bewogen B. 9) verschoben B.
10) So muste er weittern B, sonnst er weytter Z,
11) one B. 12) wes J5, wer Z.
13) oder darauff gelegt] fehlt B.
14) Steht in B und Z, der Text nach Z,
— 154 —
»d Erclening, wie man mit vergleittung der todtschleger nach
art« 271
dem Jare vntterscheid halttenn solle.
Jtem Nachdem jnn der halsgerichtsordnung am 271. Ar-
tickel gesatzt ist, wie man nach verscheinung eines Jara todt-
schlegere, die sich nach erkentnus der Rete zu Buss vnnd pes-
seruDg erbittenn , on verwilligung der entleibtenn freund gleytenn
möge, vnnd jn demselbigen pösshaflFtig fursetzlich morder auss-
geschlossenn sein, laut desselbenn artickels etc.: Also hat sich
nachvolgent begebenn, das etlich Jemerlich pöss entleibung den
morden^ gleich, gescheenn^, vnnd sich dieselbenn theter ob-
gemelter puess, pesserung vnnd vergleittung zu gebrauchenn
vermeint, auch etlich derselbenn also arm gewest, das jne durch
erkentnus der Rethe gar geringe puss vnnd pesserung aufFzu-
legenn möglich gewest; vnnd wo solchs jn allen pösenn fellenn
solt stat habenn. So genossen leichtvertig arm personn jn pöss-
hafften mordenn oder todtsclilegen jrer armut vnnd leichtvertig-
keit dermasen, das sie gar gering Burgerlich straff darumb em-
pfahen mochten; So were auch einer ^ armenn leichtvertigen
person wenig daran gelegenn, ob sie einen posen mordt oder
tod schlag thet vnnd darumb nit mer dan ein jar lang den Stiefft
mide^, vnd nochmals vff jr vermögen, das nichts were, puss vnnd
pesserung erkannt werden solt; vnnd mochten daraus viel erger-
nus vnd vbels entsteenn, so man in solchen fellenn nit vleissig
erber vemufftig vntterscheyd hielt. Vnnd domit aber furo in
solchenn feilen dester statlicher vnd f ursichtiger gehandelt werde ^,
Sonnderlich dweyl ehemals darjnnen vntter den rethenn zwey-
vel vnnd speltung eingefallen sein. So ist, egemelts^ artickels
halbenn, erclerung gescheenn, als hernach^ volgt.
Nemlich so ein todschleger nach verscheinung des jars
sich zu püss vnnd pesserung nach erkenntnus der Rethe er-
peut, vnd des entleubtenn freunde nit vorhanden weren vnnd
auch dergleichen poten^, So soll man sich zuforderst der ge-
schieht vnd vmbstende solcher entleibung auff das fueglichst
1) Mördern B. 2) besohehen B.
3) einer 5, einem Z. 4) meiden B.
5) were Z. 6) obgemelts B.
7) hernach] fehlt B. 8) beten B,
— 155 —
vnnd mit vleis erkunden i, vnnd alles an meinen gnedigenn
heim bracht werdenn, vnnd sein gnade alsdan selbst darjnnenn
beschied geben, ob derselbig theter also gleyt werdenn soll
oder nit.2
a
Erclerung, so die von Hetzeis einen vbeltetter peinlich
richten lasenn wurden, wie es mit dem Costen gehalten werden,
vnd were darann gebenn soll.
Jtem meines gnedigenn herm. Auch des Thumbrobsts
zum Hetzeis hinttersessenn soUenn mit den andern jm dorff
doselbstenn jnn jrer Ordnung mit hilff vnnd straffung der
vbelthetter pleibenn vnnd nichts dester weniger mit andernn
meines gnedigenn herrn leuttenn, laut seiner gnaden hals-
gerichtsordnung, deshalb auch hilff geben vnnd nemen; Ynnd
also, wo die zum Hetzeis sachenn halb, die jr einen doselbst
anging. Auch jn fellenn vnnd mit der mass, als die hilff der
leut in meines gnedigenn herm Ordnung gesetzt 3, einenn vbel-
theter peinlich richtenn lasenn: Solcher costen soll allein der
alttenn Ordnung nach zum Hetzeis auff die armenn leut do-
selbst* geschlagenn werdenn; vnnd was dan meins gnedigen
herrnn, seiner gnadenn Closter- oder Bürger-hinttersesen ^ oder
des probsts leutenn zum Hetzeis sesshafft nach jrer anzall zu
gebenn gebiu*t: daran sollenn jn im ambt Neimkirchen andere
meins gnedigenn herrn, semer gnadenn Closter- vnnd burger-
hintersessenn , oder welch sunst mit denselbenn in dergleichen
vertrag sein woUenn, nach anzal zu hilff komenn mit der weys
vnnd mase, als meins gnedigenn herrn Ordnung vonn anläge
solcher hilff anzaigung thutt.
Jtem obgemelt anläge ist denn vonn Hetzeis, auch den
andernn voun allen theilenn gleich; wolttenn aber andere jm
ambt Neunkirchen sagenn, mit der weyse mustenn sie des
dechants vnd der vonn Nurmberg leute zum Hetzeis jr vbel-
1) erkundigen B.
2) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben.
3) gesetzt ist B. 4) doselbst] fehlt B.
5) hinttersesen oder . . . hintersessenn , oder welch sunst] ist in B
vom Abschreiber übersprungen.
— 156 —
theter auch straffenn helffenn , die in dergleichenn feilen ^ mit
jn nit liden: Jst in darauff zu erclernn, das dieselbenn eben
jn gleichem falle mit in leydenn; wan so meins gnedigenn
herrn, seiner gnaden Closter- oder burger- hinttersessenn zum
Hetzeis einen vbelteter richtenn liesenn, So geburt^ allenn
jnwonern zum Hetzeis jne dartzu zu helffenn, das sunst
meins gnedigen herrnn, seiner gnadenn Closter- vnnd burger-
hinttersessenn jm ambt Neunkirchenn allein thun mustenn. Da-
rumb, wo sich begebe, das ein dechantischer oder Nurm-
bergischer zum Hetzeis dermassenn einen vbeltheter peinlich
richtenn liesenn, komenn^ die andern jm ambt Neunkirchen
(abermals als vorstet) meins gnedigen herrnn vnnd dess*
Brobsts hinttersessenn zum Hetzeis an dem, das jn an jrer
anzall deshalbenn zu gebenn geburt, pillich auch zu hilff:
das ist nach rechter aussrechnung eben einem teyl als gleich
als 5 dem annderm.
Jtem wurdenn aber die vonn Hetzeis einen theter pein-
lich zu richtenn furnemen jn fellenn vnnd sachenn, darjnnen
meins gnedigenn herrn halsgerichtsordnung ^ die hilff der
costung abschneidet, darjnnen solttenn jne die andern meins
gnedigenn herrn vnnd der seinen leut mit darlegung der
Costung zu helffenn vnverpundenn sein.^
b
ad Erhart Bach c/a Schwarzenberg.
art. 275 '
Nota. Den Marggravischen jst die vbermessig Costung, So
auff die peinlichen rechtvertigung Erhart Bachen gangen ist,
widergebenn.
Jtem als Erhart Bach zu Obernnscheinnfelt® wider herr
Hannsen Druchsess, Eitter, hoffmeister etc.® vnnd etlich Marg-
gravisch mit der that gehanndeltt, vnnd darumb, vff desselbenn
druchsess ansuchen vnd bitte, jn gefencklichenn annemen er-
1) felleo] aus B eingesetzt^ feile Z. 2) geburt] fehlt B.
3) könne Q B. 4) dess] fehlt Z\ aus B eingesetxt.
5) als] fehlt B. 6) Landtgerichtsordnung B.
7) Steht in B und Z; der Text ist nach Z gegeben,
8) Obernn scheinvolt 5, Obernn Schonnfelt Z.
9) etc.] fehlt B.
— 157 —
schlagenn, zu welchem Nachvolgennd demselben^ dnichsessenn
vnnd den Marggravischen, also tod, vff jr bite strengs rechtens,
wie sich geburt 2, verholffenn wordenn , hat sich gemeltter Dnich-
sess der costung, die auflF solche handlung vnnd rechtvertigung
ergangenn ist, beschwert vnnd vmb widerschafFung der vber-
messigen Costung dem Ambtman zu Obemschainfelt geschriebenn :
Also ist verfuegt, das gemeltem Truchsessenn vnnd den
Marggravischenn vonn solcher Costung widergegebenn wordenn
ist 2Y2 fl» 3 Ib. 18 <^.: Als dan das derselbig Tnichsess gedach-
tem Ambtman zu Obemnscheinfelt zugeschriebenu hat, laut
solcher seiner schrifft, Also lauttennd:
Dem Erbemn vnnd Yesten Jorgenn von Thunfelt, Ambt-
mann zu Obernnschainfelt, meinem liebenn Schwager.
Mein freuntlich dinst zuvor! lieber swager! Jch hab vff
dein schreibenn von deinem Schultes empfangen 2Y2 A- 3 Ib.
18 (J. Das magstu den Rethen zu Bamberg zuschreibenn.
Wolst des Cuntz Steinmetzen kind halb, vff Sandt Burckharts
tag gein Dachspach schicken, wil ich vff dein schreiben allen
vleis furwenden, damit den kindenn mocht ichts gefallenn
vnd werden; dan dir freuntlichenn willenn zu erzeigen bin
ich geneigt. Datum vff Monntag nach Francisci anno etc.
nono. [1509]
Hans Truchsess, Ritter, hoffmeister etc.
Nota.^ Dieses einschreibenns gestee ich, Hanns von
Swartzenberg, hoffmeister, nit, wie es eingeschriebenn ist.
Sunder bezeuge, das mir solchs an meiner freyschlichen Ober-
keitt der ende on schadenn sein solle. Es ist auch obgemeltter
Bach jnn meinem Marckt Scheinfeit gerechtvertigt wordenn,
vnnd was dieselbenn Schopffen vonn Oberscheinfelt, auch
andere, zuvil eingenumen, habenn sie widergegebenn. Mein
handtschrifft.*
1) denselben B.
2) Die Eintragung in B ist hier mitten auf der Seite abgebrochen.
3) Steht in Z fälschlich vor der Brief stelle; der Text folgt der
^ihenfolge in B,
4) Steht in B und Z; der Text folgt in der Lautgebung dem von
Zf ordnet aber nach B (siehe oben).
— 158 —
Zentgerieht Yon GeFolshofeiu
1.
Halssgerichtsordnung dess zentgerichts zu Geroltzhoven,
wie sieh der fürsprech anstat des Clegers bedingen, Vnd auch
welcher gestalt die frag an Richter vnd vrtheiler beschehen
sollen.^
Erstlich soll der Ancleger den Zentrichtem zu zweien malen
vmb ein fürsprecher bitten, darzu jnn der Zentrichter nit soll
antwortten.
Yolgendts soll der Ancleger den Zentrichter zum dritten
mal vmb Gottes willen vmb ein fürsprech bitten: dann soll jme
der Zentrichter einen erlauben.
So nun dem Cleger der fürsprech erlaubt ist, Soll Er sich
nachvolgendermassen andingen ;
Ynd ehe Er sich andingt, Soll Er zuvor vmb ein Yrtl
bitten, ob jme nit billich als fürsprechen dies sein Eechtlich
fürbringen, anstat dess Clegers, gegen dem Schadbam, an seinen
Ehm vnverletzlich sein.
So allso das Yrthl ergangen, soll sich der fürsprech nach-
volgendermassen zu Recht andingen:
Herr Zentrichter! Jch stehe alhie von wegen Hannsen
Roten von Baunach vnd hab ein Mörder, der Hannsen Roten,
den allten, sein Yatter daselbsten vff freyer Kaiserlicher
Strassen, ohn alle darzu gegebene Yrsach, ermörd vnd ent-
leibt hat, Alhie jnn disem halssgericht jm Stockh sitzent:
mit dem will jch handien, wie Recht ist, vnd bedinge mich
hiemitt an Stat des Clegers, als für ein Cleger, mich als
sein jm Recht zugelassenen fürsprechen vnd Redner. Bitt
hiemitt vmb ein wamer, haimlich vnd öffentlich, auch vmb
alle wandeil, ob jch zu vil oder zu wenig redet, ein Clag vor
der andern thet: So bitt jch, herr Zentrichter, ein frag zu
thun , ob es nit dem Cleger vnd mir an fürgenommener Recht-
ferttigung billich on schaden seie.
1) Steht allein in B, am Ende des Zusatxmanuskriptes.
— 159 —
Vrthl etc.
Ferner fragt der fürsprech:
Jch hab ein Mörder vnd schadbarn mann alhie jnn disem
halssgericht jm Stock sitzen: Mit dem will jch nach dises
zenntgerichts ordnimg handien, wie Recht ist, Vnnd bitt,
eine frag zu thun, Wie jch jne für Gericht bringe, damitt jch
recht thue vnd vnrecht lasse.
Die fünfft frag ist, wer dem Cleger darzu beholffen sein
s^^l^ ^*^- Yrthl etc.
Die sechst frag ist, wer jm die Stat dess Geschreis weisen
soll etc.
Vrthl etc.
Vnd so nechstbemellte frag beschehen. So wirdt der Theter
ans dem Stockh genommen vnd allererst für Gericht gefürt,
vnd hiezwischen mus der cleger^ zu dreien maln an gebürenn-
den Walsteten seiner misshandlung beschreien, vnd allweg der
Zenntkhnecht vor, vnd der Ancleger hinach, schreien.
Vrthl etc.
Fragt der fürsprech weitter: Er habe einen Mörder alhie
für Gericht stehen, mit dem wöll er fam, wie Recht ist; Vnd
bitt, ein frag jnn das Gericht zu thun. Wie Er den Theter,
vmb sein misshandlung, vom leben zum Tod brinnge, damitt
der Cleger vnd annder leüth fürtter für jme sicher sein, vnd
der Cleger Recht thue vnd vnrecht lasse.
Vrthl.
Jst darauf das Vrthl [ergangen] 2, man soll den cleger 1,
ob er dess begert, sein Vrthl öffentlich vor Gericht fürlesen
vnnd dem Armen, So er dess begert, gegen 4em Cleger ein für-
sprech [erlauben].*
Herr 8 Richter! diweil der Theter dess Mords vnd seiner
misshanndlung nit inn abreden ist, Se bitt jch, ein frag zu
1) Ms.: Thäter . . . beschehen.
2) ÄU8 dem vorgehenden von uns ergänxL
3) Vor herr im Ms.: Eer durchstrichen.
— 160 —
thun, Wie jch angezeigten Mörder vom leben zum Tod brinnge,
damitt der Cleger vnd meniclichen vor jm sicher seie, vnd
er dessen nimmer thue.
Vrthl etc.
Vff angetzeigte frag gehet dem armen das Haubtvrthel.
Herr Kichter! Jcli frag Euch dess Rechtens, wer das
thun soll. y^^j^i
Herr Richter! Jch frag Euch, ut infm^, wer Schutz vnd
Schirm dazu geben soll.
Yrthl.
Herr Richter! Jch frag Euch ut infra, ob Jemandt dar-
wider thet, was derselb verfaren hab.
Yrthl etc.
Herr Richter! Jch frag Euch dess Rechtenns, ob dem
Richter misslünge oder tag zerrünne, ob nicht der Theter bei
Licht gericht werden solle, biss solang Er vom leben zum
Tod bracht vnd dem Cleger nach Yrthl vnd Recht geholffen
werde etc. y^^j^^i
Et sie est finis. Actum etc. d. Erhardi Anno 33. [1533].
2.
Jtem das ist die Ordnung eines Gestrengen Gerichts vber
einen oder mher Ybeltheter nach heerkommen vnd gewonheit
dess fleckhen.
Zum ersten Soll der Richter, der den Bann hat, mit seinem
Schwertt vnd blechen Händtschuchen, wie sich gebürt, mit den
Schöpfen züchtigclich nacheinannder geordnet, jnn die gesetzten
Benckh gehen. Die sollen vff zwo seitten ordenlich nachein-
annder sthen. Solang biss Sie der Richter heist alle nidersitzen.
Ynd dieweil Sie allso jnn jrer Ordnung stehen, Soll der Richter
der Schöpfen einen fragen mit den oder dergleichen wortten:
Jch frag Euch, ob es an der tagzeit seie, Ynnsers ge-
nedigen herrn von Bambergs Halssgericht zu besitzen.
1) Ms.: wie ut infra.
— 161 —
So vrtheilt der befragt:
Jch Sprech zu Recht, das es wol an der tagzeit seie,
das man vnnsers gnedigen herm von Bambergs Halssgericht
besetze.
Damach soll der "Richter das Halssgericht hegen allso:
Jch hege heüt meines genedigen herm von Bambergs
Halssgericht zum 1., 2. vnd 3. Jch verbeüth vberbracht vor
dem Gericht, jnn Gericht vnd hinder Gericht. Jch gebeut^,
das kheiner on erlaubnuss aufstehe, Sich keiner nidersetze,
noch abtret, vnd das keiner dem anndern das wortt rede on
erlaubnuss, on alles gevherde.
Frage der Richter, ob nun das Halssgericht genugsamblich ge-
hegt seie:
Vrthell.
Herr Richter! Jr habt das Halssgericht gehegt zum
ersten, anndern vnd dritten mal. Jch sprich zu Recht, das
es genugsamblich gehegt seie.
Darnach setze sich der Richter nider vnd heis die Schöpfen
■einen jeden an sein geordente Stat nidersetzen.
So sich der Richter vnd SchöpfPen allso gesetzt hat. So
komme der Ancleger für das Halssgericht vnd dinge sich zu
■einem fürsprech an, dessgleichen zu einem Warner, wie dann
sonsten gewonheit ist: Das alles soll dem Ancleger durch Yrthl
vnd Recht zugeben werden.
Darnach soll sich der fürsprech andingen zum ersten,
andern vnd 3. mal, von jme auf den anndern vnd anndern auf
den dritten , mit allen dem , So dem Cleger vnd seinem Warnner
zu peinlichen Rechtten not sein wirdt. «
Jtem so der fürsprech des Warnners jm Rechten begert hat
vnd jme der zugesprochen ist: So frag Er, wie der warnen soll.
Vrthl etc.
Jch sprich zu recht. Das der Warner soll haimblich vnd
öffentlich, doch so bescheidenlich , damit die Schöpfen jm Ge-
richt nit betäubt werden.
1) Ms.: verbeut.
Bambergonsis. 1 1
— 162 —
Darnach So thue der fürsprech anstat des Clegers die Clag^
mitt den oder dergleichen wortten:
Herr Eichter! hie entgegen steet N., der Cl^ere vnd
jeh, an seinem wortt clagennde, wie einer N. hie jnn meines
genedigen herm von Bambergs gefenkhnus jnnen leit, der
dem Cleger seinen Vatter, Bruder, etc. auf freier Königclicher
Landstrassen, on Schuld, wider Gott, Ehr vnd Kecht, ermörd
vnd vom leben zum tod bracht hat, Ynd bitt, jm Rechten
zu fragen. Wie Er denselben seinen vnd dess Landts Mörder
aus dem gefenckhnus heer für Gericht brinngen möge, vnd
wie ers mit demselben halten soll.
Vrthl.
Jch sprich zu Recht, das der ancleger mit Eurem, als
Richters, gewalt vnd mit dem nachrichter zum gefenckhnus,
do der vbeltheter jnnen leit, gehen sollen; Ynd der Knecht
Soll den gefangenen herausthun vnd jme dem JN^achrichter
vberantwortten , dem der Nachrichter ein warzeichen des Mords
aufbinden soll, denselben aus dem Gefencknus fhüren vnd jnn
Stockh setzen; alldo soll jnn der Nachrichter bewahren.
Jtem es soll auch der Richter zwen aus den geschwornen
Schöpfen mitschicken, die da sehen, das dem Vrtl volg ge-
schehe; vnd dieselben zwen sollen all weg mit des Richters laub
aufstehen vnd nidersitzen; vnd so der Nachrichter den Vbel-
thetter jnn den Stockh gesetzt hat, So kommen Ancleger, für-
sprecher vnd die zwen SchöpfiFen wider zu Gericht, vnd die
Schöpfen Setzen sich mit laub dess Richters. Alssdann So
Sprech der fürsprech zum Richter mit den wortten allso:
Herr Richter! Fragt die zwen Biderman, so jr mit
vnns geschickt hat, ob dem vrthl volg geschehen seie, vnd
was Sie gesehen haben.
So frag sie der Richter.
Sagen die zwen: Sie haben ein Man jm Stockh gebunden
vnd gefanngen sitzen sehen; der sitze einem Mörder gleich.
Darnach spreche der fürsprech:
Herr Richter! Der Ancleger hie sthet vnd hat sein
Mörder vnd des Lanndts Mörder jm Stockh sitzent; begert zu
— 163 —
fragen, wie ers verner mit jm hallten soll, damitt er jn^ vom
leben zum Todt brecht vnd bringen möcht.
Fragt der Richter:
Yrthl:
Jch sprich zu Recht, Das der Ancleger soll gehen an
die ortt, da der mörder jm Stockh sitzt, denselben aus dem
Stockh lassen nemen vnd jme an die ersten zent [vor] den
zentrichter füren lassen.
Vnd der Ancleger soll alssdann den Mörder beschreien
allso:
Waffen! vber meinen Mörder vnnd dess Lanndess Mörder!
Der Richter Soll zwen Schöpfen mitschicken, die sollen
aufmerckhung haben, Das der Ancleger das geschrei recht
volfüre.
So das erst geschrei geschehen ist, Sodann kommen die
zwen Schöpfen, Ancleger vnd fürsprech wider zu Gericht, vnd
die Schöpfen setzen sich mit laub nider.
Begere der Ancleger, diselben zwen Schöpfen zu fragen, ob
der Ancleger mit dem Geschrey recht verfarn Feie,
So frag sie der Richter:
Schprechen die Schöpfen:
Sie haben nit annders gehört, dann das Er Recht ver-
farn seie.
Ynnd soll die frag mit denn anndern zweien nachvollgen-
den geschreien auch allso geschehen. Damach kombt der
Ancleger aber fragendt, wie Ers mit seinem Mörder vnd dess
Landts mörder hallten solle, damitt Er jme vom Leben zum
Tod brechte vnd brinngen möcht.
Vrthl.
Jch sprich zu Recht, das der Cleger soll ghen vnd den
Mörder von der ersten zent, an die annder zent füren lassen
vnd denselben allso beschreien:
"Waffen vber Waffen ! vber mein Mörder vnd des Landts
Mörder! jo etc.! jo etc.!
So schickht der Richter aber zween mit, wie vor.
Ij Ms.: uur] Schreibversehen.
11*
— 164 —
Darnach so kumbt der Ancleger abermals fragendt, wie ers
vemer mit seinem Mörder vnd des Landts Mörder halten soll,
damitt Er jne vom leben zum tod brecht vnd bringen möchte.
Yrthl.
Jch sprich zu Eecht, das der Cleger soll gehen vnd den
Mörder von der anndem zennt an die dritten zennt fhüren
lassen, vnd den beschreien also:
Waffen! vber mein Mörder vnnd des Landts Mörder,
jo! jo! jo!
Schickht der Richter aber zwen Schöpfen mit, wie oben
angetzeigt.
Darnach kombt der Cleger abermals fragendt, wie Ers
vemer mit seinem Mörder vnd dess Landts mörder hallten soll,
damitt Er jn vom leben zum Tod brecht vnd bringen möcht
Vrthl.
Jch sprich zu Recht, das der Ancleger ghen soll, den
Mörder von der dritten zent heer für das gehegte Gericht
füren; der soll wol binden vom Gericht stehen, das er jnn
das gericht sehen vnd die Yrthl hören möge.
Sodann bring man den armen für das Gericht; daselbst
soll der Richter jn fragen, ob er auch fürsprechens beger.
Wo Er das begert, Soll jm der mitsambt einem Warner
durch Recht gegeben werden, vnd der Arm mag sich auch nach
dem besten verantwortten.
Herr Richter! hie entgegen sthet der Mörder, der dem
Cleger seinen Brüdern, wider Gott, Ehr vnd Recht, ermörd
vnd vom leben zum tod bracht hat, des er dann bekanntlich
vnd on laugnen gewest ist, vnd die wharen that am halss
hanngen hat.
Begert zu fragen, wie man denselben Mörder erkhennen
mag vnd wem Er gleich seie oder stehe.
Yrthl.
Jch sprich zu Recht, das man jne gegen dem Gericht
vnd vmbkeren soll, das man jne binden vnd fernen sehen
möge.
— 165 —
Soll jn der nachrichter vmbkehren; darnach fragt der Richter,
wem er gleich stehet.
Yrthl.
Jch sprich zu Eecht, das er einem Mörder gleich stehet!
Darnach spreche der fürsprech des Clegers.
Herr Richter! diweil hie der gefanngene einem Mörder
gleich stehet, Begere jch zu fragen, wie es der Cleger verner
mit demselben Seinem Mörder hallten soll vnd des lanndes
Mörder, damitt er jne vom leben zum tod brecht vnd bringen
möcht.
Vrthl.
Jch sprich zu Recht, das man disen Mörder hinaus
zum Gallgen füren soll.
Hie soll man nennen, ob man jn mit dem Schwertt oder
Rad oder annderer gestallt richten soU mit dem anhang:
vnd jne daselbst vom leben zum Tod bringen, das Er solches
nimmer thue!
Darnach soll der Richter den Stab zubrechen, vnd man soU
den armen beleütten vnd jne allso hinausfüren.
Jtem man soll den fürnembsten vnder den Yrtheilern aus-
erwhelen. Der soU die vrthl aussprechen. Vnd so derselb die
vrthel gesprochen hat. So fragt der Richter allweeg die andern
Schöpfen alle nacheinannder. Die sprechen zu Recht allso:
Jch sprich zu Recht, das Er N. hat recht gesprochen.
3.
Probe der niederdeutschen Übersetzung
der Bambergensis.
(Rostock, Hermann Barckhusen 1510.)
art. 125 — 207, 229—241.
[E 3°-] Eyne vorrede, wii men myssedät pynlik straf-
fen schal.
Jtem So jemant, den gemeynen geschreven rechten na,
iorch eyne vorhandelinge dat levent vorbört heft. Mach men na
^der gewonheyt edder na ordeninge eynes guden rechtvorsten-
ligen Eichters, so gelegenheyt vnde erghernisse der ovelddt er-
rieten kan, de forme vnde wyse dersulften dodynge holden
rnde ordelenn; Overs jn vellen, darumme edder dersulven ge-
yken de gemeyne keyserliken rechte nicht setten edder tolaten,
emande tom dode to straffen, Hebben wy jn dusser vnser
>rdeninge ok neynerleye dötstraffe gesettet. Overs jn etliken
nyssedaden laten de rechte pynlike straffe an lyve vnde lyth-
naten to, darmede d[at]^ noch de ghestraffede by deme leven blyven
3aoghe: Desulften straffe mach men ok erkennen vnde gebruken
a^a guder gewonheyt des landes. Edder na ermetinge eynes
äruden vorstendigen Richters, also boven von deme dodende ge-
schreven steyt, wente de keyserliken rechte etlike pynlike
straffe setten, de na gelegenheyt dusser tyt vnde lande vmbe-
l^eme vnde eyns deels na deme bökstaven nicht wol mogelik
'O gebrukenn weren; Darto ok de keyserliken Rechte de forme
»^öde mathe eyner jsliken pynlikenn straffe nicht antögen , sunder
>k guder gewonheyt edder erkantnisse vorstendiger Richtere be-
^elen vnde jn dersulften wylkör setten, de straffe, na gelegen-
Xeyt vnde ergernisse der oveldät, vth leve der gerechticheyt vnde
'"mme gemeynes nütten willen, to ordineren vnde to maken.
)vers sunderliken is to merken, jn wat saken edder dersulften
relyken de keyserliken rechte neynerleye pynlicer straffe ame
even, eren, lyve edder lythmaten setten edder vorhengen, dat
''nse Richtere vnde ordeler darwedder ock nemande tom dode
idder sust pynlik straffen. Ynde darmede vnse Richter vnde
1) Druck: ded.
— 170 —
ordeler, de der keyserliken rechte nicht gheleert synt, mit er-
kennynghe sulker straffe deste weynynger wedder de keyserliken
rechte [edder gude tolatlike gewonheyt handeln, wylle wi hyma
von etliken]^ pynliken straffen, wenner vnde wü de, gemelteme
rechte, guder gewonheyt vnde vornuft na, gescheen scholen, setten.
126 Von vnbenomeden pynliken vellen vnde straffen.
Jtem forder is to merken: jn wat pynliken vellen edder
vorclagyngen de pynlik straffe jn dussen navolgenden artikelen
nicht gesettet edder ghenöchsam vorclaret vnde vorstendich wert,
Scholen Kichter vnde ordelere, so jd to schulden kumpt, by
vnsen Rederen rades plegen, wü jn sulken tofelligen edder
vnvorstentliken vellen den keyserliken rechten vnde dusser vnser
ordeninge ame gelykmetigesten geordelt vnde gehandelt werden
magh, vnde alssdenne ere erkantnisse dama dön; Wente nicht
alle tofellige erkantnisse vnde straffe jn dusser vnser ordeninge
genöchsam mögen bedacht vnde beschreven werden.
127 Wu godesswerer edder godesslesterer scholen gestraffet
werden. [E 3^]
Jtem so eyner gode tometh, dat gode nicht beqweme is,
edder mit synen worden gode, dat eme tosteyt, affsnydet, der
almechticheyt godes wedderspryckt edder sust jdel edder laster-
wört vnde swöre gode, syner hillighesten marter, wunden edder
lythmaten, der junckfruwen Marien vnde synen hilligen [deit]:
desulften dedere, ok dejhenen, so tohoren, dat nicht wedderreden,
straffen vnde der overicheyt vorswygen, Scholen dorch vnse
Amptlude edder Richter von amptess wegen angenomen, jn-
gelecht vnde darumme am lyve, leven edder lythmatenn na
gelegenheyt vnde gestalt der personen vnde der lasteringe edder
hönsprake gestraffet werden. Doch so eyn sulk lasterer an-
genomen vnde gefencklik jngelecht is, dat schal men an vnse
wertlike Reder mit notrofftiger vnderrichtinge aller vmmesten-
dicheyt bryngen, De darop Richter vnde ordeleren bescheed
geven, wü sulke lasteringe ofte hönsproke, den gemeynen keyser-
liken rechten gelykmetich vnde simderlyke na jnholde konyngk-
1) Von uns ergänxt; die Worte sind vom übersetxer ausgelassen.
— 171 —
liker ordeninghe, so vp gheholden Rikesdage to Worms vp-
gerichtet, (darjnne derhalven de ernsthaftigen loveliken gesette
des keysers Justinianus angetögen synt,). gestraffet werden
scholen.
Straffe derjhenen, so eynen geleerden vnde vor gestaveden
eed vor Richtere edder deme gerichte meyneydich sweren.
Jtem Welker vor Richtere edder gerichte eynen geleerten
vnde gestaveden eed meyneidich sweert: so desulfte eed tytlik
güd andrept, dat in des, de also falschük ghesworen heft, nüth
kome[n], de is to vorne schuldich, wü he dat vormach, sulke
valschliken affgesworen gudere deme vorlettzeten edder besche-
digheten weddertokerenn. Schal ok darto beruchtiget vnde aller
eren berovet vnde entsettet syn; Vnde nademe jn dem hilligen
Elke eyne gemeyne gewonheyt is, sulken valschswerern de
twe vyngere, darmede se gesviroren hebben, afftohouwen, De-
sulften gemeynen gewontlikenn lyffstraffe v^rylle wy ok nicht
voranderen. Wü overs eyner dorch synen valschenn eed jemande
to pynliker straffe sweren wolde edder swöre, desulfte schall
mit der pene, de he valschlik vp eynen anderen swöre edder
sweren wolde, gestraffet werden. Vnde we sulke valschswerer
mit weten darto anrichtet, de lydet gelyke pyne.
29 Straffe derjhenen, so gesworen orveyde breken.
Jtem Bryckt jemandes eyne gesworen orveyde mit saken,
darumme he tom dode magh gestraffet werden, dersulften döt-
straffe schal volge gescheen. So overs eyner eyne orveyde
breke, sake halven, darumme he dat levent nicht vorwerket edder
vorbört hedde, de mach also eyn meyneydiger mit affhouwinge
der vynger gestraffet werdenn; wü men syk overs wyderer
myssedät vor enae besorgen moste. Schal jd mit eme geholden
werden, alse in dem artikel ccij [202] hyrna darvon geschre-
ven steyt.
180 Straffe der ketterye.
Jtem We dorch den ordentliken Richter vor eynen ketter
erkant vnde darvor deme wertliken richtere vorantwort wert, de
scal mit deme füre vom levende tom dode gestraffet werden.
— 172 —
181 [^ ^V Straffe der Tove[r]ye.
Jtem So jemant den lüden dorch toverye schaden edder
nadeel tovöget, schal men straffen vorne levende tome dode, vnde
men schal sulke straffe ghelyk der ketterye mit deme füre dön.
Wü overs jemant toverye gebruket vnde darmede nemande
jenigen schaden gedan hedde, schal sust gestraffet werden nach
gelegenheyt der sake; darjnne de ordeler rades gebruken scholen,
also von Rätsoken geschreven steyt.
182 Straffe derjhenen, so de Romesschen keyserliken edder
konyngkliken maiesteten lästeren.
Jtem So eyn de Romesschen keyserlike edder konyngklike
maiesteten, vnser allergnedigesten heren, lästert, vorbuntnisse
edder enygynge wedder desulften maiesteten dermathen maket, dat
he darmede to latine genant Crimen lese maiestatis gedän heft, Schal
na sage der keyserliken beschreven rechte an synen eren, leven
vnde güde gestraffet werden , vnde jn sulkem falle de ordeler by
den rechtgeleerten de rechtlike settinge sulker swaren straffe
erfaren vnde syk mit creme ordel darna richten.
138 Lasteringe, de eyner sust syneme heren döt.
Jtem Lästert eyner sust synen heren mit worden edder
werken, de schal, so dat pynlik geclaget vnde vthgefört wert
na gelegenheyt vnde gestalt de[r]i lasteringe, an sinem lyve edder
leven na Rade der Rechtvorstendigen gestraffet werden.
184 Straffe schriftliker vnrechtliker pynliker schendynge.
Jtem Welker jemandes dorch schantschriffte , to latine übell
famöss ghenant, de he vthgebreydet vnde syk na ordeninge der
rechte nicht jnschribeert, vnrechtliker vnde vnschuldiger wyse
schände, laster vnde ovel tomet, wü de mit warheyt erfundenn
worden, Dat de geschendede offte vorachtede an syneme live,
leven edder eren pynlik gestraffet werden mochte: desulfte böss-
haftige sehender edder lasterer schal na erfundinge sulker mys-
sedät, alse de rechte seggen, mit der pene gestraffet werden,
jn welker he den vn schuldigen gheschendeden vnde vorachteden
1) Vgl. oben S. 54, Anm. 1.
— 173 —
dorch syne böse vnwärhafftige schantschrifte heft brynghen
willen.
136 Straffe eyner schentliken flucht, ok de, so bösliken schent-
üker wyse Stede, Slate edder veste overgeven edder von eren
heren to den vyenden theen.
Jtem So jemant eyner schentliken flucht, de he von syneme
heren, hovetman, banner edder veneken döt, overwunnen werde,
de is, na segginge der rechte, eerlöss vnde schal an synem lyve
edder leven na gelegenheyt vnde gestalt der sake ge straffet wer-
den. Dergelyken scholen de gestraffet werden, so bösehaftighe[r]
wyse Stede, Slate edder veste [F P] overgeven edder wedder
guden geloven vnde ere plicht von eren heren to den vyenden
theen, alle na rade der rechtvorstendigen.
18* Straffe der Muntefelscher.
Jtem jn dryerleye wyse wert de münte gefelschet: Tome
eersten wan eyn bedrechliker wyse eynes anderen teken edder
münte sleyt, Tome anderen so eyn vnrecht metall darto settet,
Tome drudden so eyner der munte ere rechte swere edder ghe-
wychte geverlik benympt. Sulke muntefelscher scholen uafol-
gendermathe gestraffet werden: Nemptlik, welke valsche münte
maken edder tekenen, de scholen na ghewonheyt, ok settinge
der Rechte mit deme füre vome levende tome dode gestraffet
werden; Ok de ere huser witliken darto lenen, desulften huser
scholen se darmede vor werket hebben; Welker overs der münte
ere rechte sweerde edder gewychte gheverliker wyse benympt,
de schal gefencklik jngelecht vnde na Rade vnser Redere an
lyve edder güde na gestalt der sake gestraffet werden.
1*' Straffe derjhenen, so valsche Segel edder breve, orber i, böke
edder Register maken.
Jtem Welke valsche Segele, breve, jnstrumente, orber i,
böke edder Register maken, de scholen am lyve edder leven,
1) Der Druck hat over böke aus 1508 über bücher übersetxt; s.
oben S. 55, Änm. 1 und 2.
— 174 —
nach dem de velschinge vele edder bösehafftig vnde schedelik
geschüt, na Rade vnser Rede pynlik gestraifet werden.
188 Straife der vel scher mit mathe, waghe vnde kopenschop.
Jtem Welker bösliker vnde geverliker wyse mathe, waghe,
ghewychte, Spyttzerye edder andere kopenschop velschet, de
schal to pynliker straffe angenomen, dat land vorboden edder
an syneme lyve, alse mit roden vthgehouwen edder dergelyken,
na gelegenheyt vnde gestalt der overfaringhe, gestraffet werden;
vnde jd mach sulke valscheyt so vaken groslik vnde quätlik ge-
scheen, dat de deder tome dode gestraffet werden schal, alle
na Rade der rechtvorstendigen.
189 Straffe derjhenen, de valschliken vnde bedrechliken vnder-
merkinge vorrucken.
Jtem Welker bösliker vnde geverliker heymeliker wyse eyn
merk vorrucket edder verändert, de schal darvmme pynlik am
lyve, na [geverde]^, grote, gestalt vnde gelegenheyt der sake
vnde personen, nach rade vnser Reder gestraffet werden.
140 Straffe der procura toren , so eren parthen to nadeele gever-
liker williger wyse vnde deme wedderdele to gude handelen.
Jtem So eyn procurator vorsätliker geverliker wyse syner
parthye to nadele vnde deme wedderdele to gude handelt vnde
sulker oveldat overwunnenn wert, de schal tovorne synem dele
na allem vormoghen synen schadenn, so he sulker sake halven
entf enget, wedderl eggen vnde darto an den kak gestellet, dat
land vorboden vnde mit roden vthgehouwen werden. [F 2^J
141 Straffe der vnkusscheyt, so wedder de natur geschüt.
Jtem So eyn mynsche mit eyneme qwycke edder beeste,
man mit manne, wyff myt wyve vnkusscheyt driven, de hebben
ok dat levent verhört, vnde men schal se, der gemeynen ge-
wonheyt nha, mit deme füre tome dode straffen.
142 Straffe der vnkusscheyt mit na gesybbeten frunden.
Jtem So eyner vnkusschet mit syner steefdochter, mit
synes söns fruwen edder mit syner Steeffmoder, sulke vnkus-
1) Druck: gelegenheyt.
— 175 —
scheyt schal deme Eebröke gelyk, W& an derae cxlv [145.] ar-
tikele von deme Eebröke geschreven steyt, gestraifet werden;
Overs von negher vnkusscheyt wert vmme tücht vnde ergher-
nisse willen to meldende vnderweghen laten: Wü overs noch
negher vnde bösliker vnkusscheyt gheövet wert, so schal de
straffe derhalven na rade der vorstendigen beswärt werden.
^^^ Straffe derjhennen, so echtefruwen, junckfruwen edder
klösternunnen entforen.
Jtem So eyner jemande syne echtenfruwen edder eyne
vmberuchtigete jimckfruwen , wedder des Echtemans edder eliken
vaders willen, eyner vneerliken wyse entforet, Darumme mach
de Eeman edder de Eevader, vnangeseen off de echtefruwe edder
jimckfniwe eren wülen darto gyfft, pynlik clagen, vnde de
deder schal mit deme Sweerde vome levende tom dode gestraffet
werden. Dergelyken scholen gestraffet werden dejhenen, so
clostemunnen entforen edder mit schynliken^ werken sulkes to
donde vnderstän.
^^ Straffe der Nottucht.
Jtem So jemant eyner vmberuchtigeten Eefruwen, wedewen
edder junckfruwen mit gewalt vnde wedder eren willen ere
junkfr[u]welike edder fr[u]we]ike ere benirapt, desulfte oveldeder
heft dat levent vorwerket vnde schal vp clage der benödygeten
jn vthforynge der myssedät, eyneme Rovere gelyk, mit derae
Sweerde vom levende tom dode gestraffet werden. So syk overs
eyner sulkes obgeme[lJten mysshandels freveliker vnde geweltliker
wys jegen eyner vmberuchtigeten fruwen edder junckfruwen
vnderstunde, vnde syk de fruwe edder junckfruwe syner erweert
edder von sulker besweringe sust entredet werde: desulfte ovel«
deder schal jn vthforynge der myssedät nach gelegenheyt vnde
gestalt der personen vnde vnderstandener myssedät gestraffet
werden; vnde scholen darjnne de Richter vnde ord eiere rades
gebruken, wü. vor jn anderen vollen meer gesettet is.
1) S. art. 204. Der Druck hat soheiitliken ; vgl. oben S. 57,
Ämn. L
— 176 —
146 Straffe des Eebrokes.
Jtem So eyn echteman eynen anderen vmme vnküsscher
werok willen, de he mit syner [F 2fi] echtenfruwen fullen-
bracht heft, pynlik beclaget vnde des overwynnet, desulfte
Eebreker schal na saghe der keyserliker rechte mit deme Sweerde
tom dode gestraffet werden, vnde de Eebrekersche helft eren
brutschat vnde morgengave jegen eren echtenman vorwerket,
schal ok to ewyger böte vnde straffe hengesettet vnde vorsloten
geholden werden.
Jtem begrepe ok de Eeman den Eebreker over der Eebrekerye,
Edder so eyn Eeman [eyneme anderen] syne behusynge vnde ge-
meynschop mit syneme echtenwyve witliken vorbodenn hedde, vnde
betrede dennoch darenboven densulfften jn sulker overfaringhe
vnde sloge ene vth hyttigeme gemöte darover to dode overs de
Ebrekerschen : de[me] pynliker straffe vmme syner bylliken smerte
willen oversege. Doch, wü wedder sulken Eeman bewyset
mochte werden, dat he by dersiüften syner eliken hüssfruwen
ok eyn Eebreker were, edder den Eebrök synes wyvea geweten
vnde darenboven elike gemeynschop vnde handelinge mit er
gehad. So hedde he darumme gemelter clage edder straffe nicht
stede.
Jtem Wolde overs eyn echteman edder echtefruwe vmme
eynen openbaren vngetwyvelden ergherliken Eebröke, alse vor
steyt, pynlik nicht clagen edder handelen, so mach de Richter
den von Amptess wegen mit pynliken rechten, wü vor geschreven,
steyt, Straffenn; Doch so schal neyn vnser Richtere denn EebrÖke
von Amptess wegen to straffende vomemen ane witlike tola-
tinge vnde beveell vnser wertliken hoveredere.
Jtem So overs eyn Eeman mit eyn er anderen leddigen
fruwespersonen vnde dersulften vorwilliginge, vnkusscher werk
halven, overwunnen wert, de is dardorch, na sage der keyser-
liken rechte, eerlöss vnd schal darto von Amptess weghen Edder
vp vorclaginge syner eliken husfruwen an syneme lyve mit
deme thorne, deme käke edder roden vthhou wen, na gelegenheyt
der personen vnde sake, pynlik gestraffet werdenn; To deme
allen is syner echtenfruwen ere brutschat vnde andere vor-
— 177 —
mechtnisse wedder heymghefallen, sodans vnvorhyndert anto-
nemende vnde to gebrukende. Worde overs de Eefruwe ok
eyne Eebrekersche gefunden, Edder den Eebrök eres mans ge-
weten vnde darenboven elike gemeynschop vnde handelinge mit
eme gehad, so hed de [d]e sulker clage darumme nicht stede.
Jtem jn allermathen, wo. de eeman edder de eefruwe, alse
boven steyt, vmme den eebröke vnde vnküsscher werk willen
pynlik to vorclagen vnde to straffen hebben, sulker clage vnde
straffe [hefft de vader] i, syner eliken dochter halven , de eynen
echtenman hefft, ok macht.
i^ Straffe des ovels, dat in ghestalt dubbeldes edder twyer-
leye echte geschüt.
Jtem So eyn eeman eyn ander wyff edder eyn eewyff
eynen anderen man jn gestalt des hilgen echtes by levende
des eersten eegesellen nympt, welker denne sulker myssed&t mit
weten vnde willen orsake gyfft vnde fullenbrynget: desulffte
is, na sage der rechte, eerlöss, vorluset den halven deel synes
güdes, vnde mögen Eichter vnde ordelere darto dorch ere erkent-
nisse, vmme merer f rechten vnde vorkominge willen des ovels,
desulfften bedrechliken personen eyne tydt jn de gefencknisse,
[F 3^] ok forder ame ly ve straffen : alse nemptliken jn den
Stock edder halssjseren stellen n 2, mit roden vthhouwen vnde dat
landt vorboden, allet na gelegenheyt vnde gestalt der personen
vnde saken. Ynde wft wol an velen enden gewonheyt is, Dat
dat gemelte ovel mit deme water tom dode gestraffet wert,
wy ok wol erkennen, dat sulket eyne vaste sware strafflike
myssedät is, vnde darumme wol gneget, derhalven geborende straffe
nicht to gheryngeren; Dewyle overs de keyserliken Rechte
desshalven neyne dötstraffe setten, so wil vns nicht getemen,
darvp eyne dötstraffe to ordineren. Doch wo. eyne eerlike fruwe
edder junckfruwe dorch eyn manssbylde mit mergemelteme ovele
dorch overkomynge fleesliker werke vnde desshalven jn creme
erliken geröchte edder entwendynge anderer erer tytliken have
1) Fehlt im Druck, tmch der Bamb. 145 i. f. conjiciert; s. oben
S.58.
2) Vgl. daxu die Anm. 2 oben S. 59.
Bamborgonsis. 12
— 178 —
vnde güder bedrogen vnde gekrencket wert, ok offt eyn deder
bestemmete myssedät meer dan eyns fullenbracht vnde dorch
sulke angetögete edder ander böse vmmestendicheyt dat ovel
dermathen besweert, vnde ermeten werde, Dat darumme de
straffe der keyserliken Rechten nicht wedderwertich were: so
mochte desulfte dötstraffe mit rade der rechtvorstendigen ok
gebruket werden.
147 Straffe derjhenen, so ere echtenfruwen edder dochtere,
dorch böses genetes willen, wiUichlik to vnküsschen werken
vorlaten.
Jtem So jummant syne echtenfruwen edder dochter buten
deme echte, vmme jenigerleye genetes willen, wü de namen
heft, willichlik to vnkfisschen sehen tliken werken gebruken leth,
de is eerlöss vnde schal mit roden vthgehouwen vnde des landes
vorwyset werden.
148 Straffe der koppelerschen vnde so tor Eebrekerye helpen.
Nachdeme to velemalen de vnvorstendigen wyvessbylde vnde
to vorne de vnschuldigen megedeken, de sust vmberuchtighete
eerlike personen synt, dorch etlike bösse mynschen, manne vnde
fruwen, bösliker bedrechliker wys, darmede ene ere junck-
fruwelike ere benemen, to suntliken fleysliken werken getogen
werden: Desulften snöden köppelern edder koppelerschen, ok
dejenen, so ere huser darto lenen, Scholen, na gelegenheyt der
vorhandelinge vnde rade der Rechtesvorstendigen, des landes vor-
wyset, vp den käk edder jn dat halssjseren^ gesettet, de ören
affgesneden edder mit roden vthgehouwen; dergelyken scholen
gestraffet werden dejhenen, so jn eren huseren williger gever-
liker vnde bösliker wyse deme Eebröke stede gheven.
149 Straffe der vorrederye.
Jtem Welker mit bösshaftiger vorrederye mysshandelt, schal
der ghewonheyt na dorch verdelinge tome dode gestraffet werden;
weret overs eyn wyvessbylde, de scheide men vordrencken. Ynde
wü sulke vorrederye groten schaden edder erghernisse bryngen
1) S. die Bemerkung Mi art, 146.
— 179 —
mochte, Alse so de eyn landt, Stadt, synen eygen heren, bedde-
genöten edder na gesybbeten frundt bedrepe, So scholde de straffe
dorch sleyffen edder tangenryten besweert vnde also to dötliker
straffe gefört werden. Id- mochte ok de vorrederye [F 3^] so wey-
ning böser vmmestendicheyt hebben , me mochte sulken myssdeder
eerst köppen vnde darna veerdeelen. Overs dejhenen, 'dorch
welkeres vorknntschoppinge Richter edder overicheyt de ovel-
deder to gehörender straffe bryngen mochten, hebben darmede
neyne straffe vorwerket: dat alle de Richter vnde ordelere na
gelegenheyt der dät ermeten vnde erkennen, vnde wor se twy-
felen, rat sökeu scholen.
150 Straffe der berner.
Jtem de bösshaftigen overwunnen bemer scholen mit deme
füre vom levende tho dode gestraffet werden.
161 Straffe der Rovere.
Jtem Eyn jslik bösshaftich overwunnen rover schol mit deme
Sweerde vom levende to dode gestraffet werden.
152 Straffe derjhenen, so vproer des Volkes maken.
Jtem So eyner jn vnsen overicheyden edder gebeden vp-
rör des gemeiner volkes maket, vnde der eyn orsaker gefunden
wert, de schal, na gestalt syner myssedät, summetydes mit aff-
slaynge synes hovedes gestraffet edder mit roden gestupet vnde
vth der Stadt edder flecken, darjnne he de vprör erwecket,
vorwyset werden, na Rade vnser Redere.
US Straffe derjhenen, so boslik entwyken vnde lantr&mesch
werden.
Jtem Nachdeme syk deghelikes begyfft, dat mötwillige
personen de lüde wedder recht bedroiiwen, entwyken vnde
lantrümesch werden vnde syk an ende vnde to sulken lüden
gheven, dar mötwillige beschediger entholdinge, hulpe, vor-
schove vnde bystant vynden, von den de lüde summetydes
merklik beschediget werden, Ok vare vnde beschedegynge
van densulften lichtferdigen personen gewärden moten, de
12*
— 180 —
ok to mermalen de löde dorch sulke drouwynge vnde frochten
wedder recht vnde biUicheyt dryngen:
derhalven sulke boven vor rechte lantdwynger mögen geholden
werden.
Hyrumme w& desulften an verdechtlike ende vthtreden
vnde de lüde by temeliken rechten nicht blyven laten, Sünder
mit gemelter lantrümynge edder entwykynge von deme rechten
to bedrowen edder to vorschrecken vjiderstän: de scholen,
wü se jn gefencknisse komen, mit deme Sweerde also lant-
dwynger vom levende tom dode gerichtet werden , vnangeseen
oft se sust nicht anders mit der d&t gehandelt hedden.
Dergelyken schal jd ok geholden werden mit denjhenen,
de syk sust dorch etlike werke mit der d&t to handelende
vnderstän. Wä overs jummant vth frochten eyner gewalt vnde
nicht der meyninge, jemande vom rechten to dryngende, an
vn verdechtlike ende entweke vnde sulkes bewysen mochte: de
hedde dardorch dusse vorgemelte straffe nicht vor werket; vnde
ofF darjn jenigerleye twyfel volle, schal [men] vmme wyder
vnderrichtinge vnse Rede ersoken.
154 Straffe derjhenen, so de lüde bosliken beveyden. [F i'^]
Jtem Welker wedder recht vnde billicheyt jummandes möt-
willichliken beveydet, den richtet men mit deme Sweerde vom
levende tom dode; Doch offt eyner, syner veyde halven, von der
overhant vorlöff hedde, edder de, den he so beveydet, dar be-
vorne syner herschop edder der eren vyendt worden were, edder
sust tho sulcker veyde rechtmetige gedrungen orsake hedde:
So mochte he vp syne vthforynge dersulften güden orsake pyn-
lik nicht to straffen syn. Jn sulken vollen vnde twyfelen schal
by vnsen Rederen rades gebruket werden.
155 Hyrna volgen etlike hose dodynge vnde von straffe dersulf-
ten deder.
Tom ersten von straffe derjhenen, de heymelik vorgheven
Jtem de jummande dorch vorgyfft an lyve edder leven be-
schediget, js jd eyn mansspersone, de schal, eyneme vorseetliken
mörder ghelyk, mit deme rade tom dode ghestraffet werden;
— 181 —
dede overs eyne sulke myssedät eyne fruwespersone, de schal
men erdrenken. Doch to merer frochten anderen luden scholen
sulke böse myssdedige personen vor der entliken dötstraffe ge-
sleyffet edder etlike grepe jn er lyff mit gloyenden langen ge-
geYGTi werden, vele edder weyning, na ermetinge der personen
vnde dodynge, wü. vor von deme morde derhalven gesettet is.
156 Straffe der f ruwespersonen , de ere kyndere doden.
Jtem welke fruwe eer kynt, so dat levent vnde lithmate
entfangen heft, heymeliker bosehaftiger williger wyse dödet, de
werden gewonlik levendich begraven vnde gepelet. Overs darjnne
vortwyfelinge to vorhöden, Mögen desulften myssdederschenn,
jn welkeme gerichte de beqwemicheyt des waters darto vorhan-
den is, erdrenket werden; Wü. overs sulke bössheyt vaken ge-
schege , wille wy de gemelten gewonheyt des begravendes vnde
pelens, vmme merer frocliten willen sulker snöden wyve, ok
tolaten. Edder dat vor deme vordrenken de myssdederschen mit
gloyenden tangen toreten werden, alle na Rade der vorsten-
digen.
So overs eyn wyvessbilde, alse vor steyt, eyn levendich lit-
matich kyndeken, dat namals dötgefimden, heymelik gedragen
vnde getelet hedde vnde, so desulfte erkundigede moder dess-
halven besproken werde, entschuldygingewys vorgeve, alse der-
geliken summetydes an vns langet, wü dat kyndeken ane ere
schult döt von er geboren scheide syn: wolde se denne sulke
ere vnschult dorch redelike gude orsake vnde vmmestendicheyt
dorch kuntschop vthforen, darmede scheide dat geholden vnde
gehandelt werden, wä. ame Ixxxvj. [86.] artikele von vtforinge
der vnschult meldinge, ok desshalven to wyder sökynge [176.]
antögynge geschüt; wente ane bestemmete genöchsame bewi-
singe is der angetögeten vormeynten entschuldiginge nicht to
geloven, sust mochte sik ein jslike missdedersche mit eineme
sülken gedichteden vorgeven leddigen. [F 4^] Dann so eyn
wyvessbylde eyn levendich lithmatich kynt also heymelik droge,
eck mit willen allene vnde ane hulpe anderer fruwen telet vnde
gebeert, (welke vnhulplike gebort mit dötliker veerlicheyt ge-
scheen möt,) so is derhalven neyne gelöfflike orsake, dann dat
— 182 —
desulffte moder dorch böse vorsate vormeynde, mit dodynge
des vnschuldigen kyndes, daranne se vor, jn edder na der
gebort schuldich wordt, ere gheövete lichtferdicheyt vorborgen
to holden. Darumme, wenner eyne sulke mörderssche vp ge-
dachter erer angemateden vmbewyseten freveliken entschuldy-
gingen bestän "wolde, Me scheide se vp obgemelte genöchsame
antögynge, bestemmeten vnchristliken vnde vmmynschliken ovels
vnde mördess halven erfundenn, mit pynliker emstliker frage to
bekantnisse der warheyt dwyngen, ok vp bekantnisse de8[8]ulff-
tenn mördes entlike dötstraffe, alse boven steyt, ordelen. Doch
wü, eynes sulkemi wyves schult edder vnschult halven, getwyfelt
wert, so scholen de Richter vnde ordeler mit antögynge aller
vmmestendicheyt darjnne rades pleghen.
157 Straffe der fruwespersonen, so ere kyndere, vmme dat se
der affkomen, jn värlicheyt von syk leggen, de also gefunden
vnde emeert werden.
Jtem So eyne fruwe er kynt, vp dat se des affkomen, jn
värlicheyt von syk lecht, vnde dat kynt wert gefunden vnde er-
neert, desulfte moder schal, wü se des overwunnen vnde be-
treden wert, an creme lyve, na gelegenlieyt der sake vnde rade
der vorstendygen, gestraffet werden. Storve overs dat kynt von
sulkeme henleggende, so schal de moder gestraffet werden, wü
jn deme negest vor gesetteden artikele bestemmet is.
158 Straffe derjhenen, so swangeren fruweh kyndere affdryvenn.
Jtem So jemant eyn wyvessbylde dorch dwanck etens edder
drynckens eyn levendich kynt affdryvet, Edder de ok man edder
wyff vnfruchtbar maket,
so sulke bössheyt eyn manspersone deyt, de is mit deme
sweerde, alse eyn dötsleger, tome dode tho straffen, so dat
williger, bösehaftiger wyse gheschftt; Dede jd overs eyn
wy vessbilde an er sulves edder eyner anderen , de schal vor-
drencket edder sust tome dode gestraffet werden.
So overs eyn kynt, dat noch nicht levendich were, von
eyneme wy vessbilde gedreven werde, so scholen de ordeler, der
straffe halven, Radess pleghen.
— 183 —
Straffe, so eyn arste jummandes dorch syne artzedye dödet.
Jtem So eyn Arste vth vnflyte edder vnkunst vnde doch
vorsychtliken jemandes mit syner artzedye dödet: Erfunde syk
nne dorch de geleerten vnde vorstendigen der artzedie, dat lie
Artzedye lichtferdichliken vnde vorwegenliken myssbruket edder
k sust vngegnindeter vntolätliker Artzedye, de eme nicht ge-
riet heft, vnderstän vnde darraede eyneme tom dode orsake
geven, de schal na gestalt vnde gelegenheyt der sake an sy-
me lyve vnde leven jn pynlike straffe erkant werden. Ynde
dusseme valle is aldermest achtinge to hebbende vp lichtferdige
ie, de syk Artzedye vnderstän vnde der myt neyneme gründe
leert hebben, alle na rade der Kechtesvorstendigen. Hedde
ers ein arste sulke dödynge willichliken gedan, so were he
je eyn vorsätlik mörder to straffe[n] fF 5^J.
Straffe eyghener dodynge.
Jtem Wenner eyn man beclaget vnde jn recht gefordert wert,
irdorch, so he overwunnen, den döt vorschuldet,) edder vth
)chten syner myssedät syck sulves dodet, de schal neyne
ven hebben; wü syk overs eyner buten vorgemelten orsaken,
nder vth kranckheyt synes lyves edder gebrekliheyt der
nne, syk sulves dodet, dessiüfften erven scholen an erer erve-
hop nicht gehyndert werden. Ynde wft jn sulken vellen ge-
yfelt werde, jn wat gestalt de eyghene dodynge gescheen
3re, scliall to rechtliker vorhorynge vnde erkantnisse vnser
)der getogen vnde gestellet werden.
So eyner eyn schedelik deer heft, dat jummande entlyvet.
Jtem hefft eyner eyn deer, dat syk dermathen ertöget, dar-
rch to besorgende is, dat jd den lüden an lyve edder leven
haden dön mochte, vnde de here dessulften deers werde dess-
Iven dorch den Richter edder andere eerlike lüde vormänt
ide gewarnet ^, dat vortokomende, Overs von eme sodans vor-
htet, darenboven eyn mynsche von demesulftendeerte ent-
vet werde: de here sulkes deers schal darvrarae nach gelegen-
1) Druck: gewarnet worde.
— 184 —
heyt vnde gestalt der sake vnde Rade der rechtvorstendigen
gestraffet werden. Wä overs de here des deers sulker besche-
dyginge neyne redelike vorsehinge edder besorgynge gehad heft,
so schal men derhalven neyner pynliken straffe jegen ene ge-
bruken.
162 Straffe der morder vnde doetslegere, de genochsame ent-
schuldyginge hebben mögen.
Jtem eyn jslik mörder vnde dötsleger hefft, so verne he
desshalven neyne rechtmetige entschuldyginge vthforen kan, dat
levent vorwerket; Overs na gewonheyt etliker jegende werden
de vorseetliken mördere vnde dötslegere ane vnderscheydinge
gelyk mit deme rade gerichtet: darjnne schal overs vnderscheyd
gheholden werdenn vnde also, dat, der ghewonheyt na, eyn
vorseetlik mötwillig mörder mit deme rade vnde eyn ander, de
eynen dötslagh vth hytticheyt vnde thorne ghedan vnde sust
der nagemelten entschuldyginge nicht hefft, mit deme sweerde
vom levende to dode ghestraffet werden scholenn; vnde men
magh jn vorgesettedem morde, so de an hoghen dreppliken per-
sonen, des deders eygen heren, tüsschen eeluden edder na ge-
sybbeten f runden gheschüt, dorch etlike lyffstraffe, also mit
tangen ryten edder vthsleyffen vor der entliken dodynghe,
vmme groters f rechten willen, vormeren.
168 Von vnloychbaren doetsleghe[n] , de vth sulken orsaken
ghescheen, dat se entschuldyginge, der straffe halven, vp syk
draghen. [F 5^]
Jtem jd gescheen summetides entlivinge, vnde werden doch
dejhenen, de sulke entlivinge dön, vth guden orsaken, alse etlike
allene von pynliker, vnde denne etlike andere von pynliker
vnde borghliker straffe entschuldiget; Vnde darmede syk overs
de Richter vnde ordelere an den halssgerichten , de de rechte nicht
geleert hebben, jn sulken vollen desto rechtmetiger holden mögen
vnde dorch vnwetenheyt de lüde nicht beswaren edder vorkorten,
So is von gemelten entschuldigeten entlivingen geschreven vnde
gesettet, w& hyma volget:
— 185 —
4 Tom eersten von rechter noetwere, w& de entschuldiget.
Jtem Welker eyne rechte nötwere to reddynge synes lyves
vnde levens deytvnde denjhenen, de ene also benödiget, jn sulker
nötwere entlivet, de is darumme nummandes jcht schuldigh.
* Wat eyne rechte nötwere is.
Jtem So eyner jumraandes mit eynem mördesschen wapen
edder were overlopt, anfechtet edder sleyt, vnde de benödygete
kan gevöchliken ane värlicheyt vnde vorlettzinge synes lyves,
levens, ere vnde güdes gerochtes nicht entwyken, de mach syn
lyff vnde leven ane alle straife dorch eyne rechte jegenwere
redden; vnde so he also den benödiger^ entlyvet, he is darumme
nicht schuldich, Js ok mit syner jeghenwere nicht schuldich
to gewarden, so lange bet he geslagen werde, alse vele vnvor-
stendige lüde meynen.
w Dat de nötwere schal bewyset werden.
Jtem Welker syk overs eyner gedanen nötwere berömet
vnde gebruken wil, vnde de ancloger der nicht besteyt, So leght
dat recht deme deder vp, sulke nötwere obgemeltermathe tome
rechten genöchsam to bewysen; bewyset he de overs nicht, he
were schuldich geholden.
*' Wenner vnde wu jn saken der noetwere de bewysynge vp
den andeger kumpt.
Jtem So de ancleger der eersten dätliken anfechtinge edder
benödyginge, darvp, alsse vorsteyt, de nötwere gründet, bekentlik
is edder bestendig nicht vorloychen kan vnde darjegen secht,
dat de dötsleger darumme neyne rechte entschuldigete nötwere
schole gedan hebben, —
Wente de entlyvete hadde vorgewanter bekentliken an-
fechtinge edder benödyginge rechtmetige orsake gehadt. Also
gescheen mochte.
So eyner eynen, vnküsscher werke halven, by syner
echtenfruwen, dochter edder an anderen bösen strefliken
oveldaden funde vnde darumme gegen demcsulften ovel-
1) Druck: benödigeter.
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t(*ßt'\^rt.. r/rirwrr, : -.xifr w> \jz ^rTre dersTilften edder ander der-
j^'jiyk^rf» r^i^ÄiUuf'Aiic/'^ 'ir-i^fz irrster* der eersten Ynloyghbaren an-
U'/'MUt^hh *Af\fir i/iTtW/iTihz^ jreL^Krhaam bewvset. so mach syk
Milk *\h\M\tiv,i'j fiC'VfKfr r(if'Ji\\fzi\ e^lder eantzliken entschuldigeten
ri//tw<?r^j Sii'\\i-\\ii'A\, vfianirfrse^m offt vibgef^rt edder bestin vorde,
'l/'ii <?fi'; 'J<; (ifdWvf'Af;. (nWi vor von der nötwere geschreven
ftUrytj, f//fri^j f'^r^i/iU rnit 'rvner rn^j'nlc'.sschen were angefochten
vn'l<j \H*,ufA\^(ti \\f'Ai\t:. So overs de cleger, der eersten befunden
\M*ufti'nr\ui(ti halv^jfi, n^^yno »ulko rechtmetighe orsake bewyset,
HiiwUiV (\h vorcla^^jto dotnlog^jr Syrier berömeden nötwere [halven]
viUfyiul'u'h rnakot, Dal ho von dorne entliveden mit eyner mordes-
tii'.ht'.u woro, alno vor von cyner rechten nötwere gesettet is,
t^*vfii «njrliofoohtrjn woro, HO iß de nötwere dorch den vordageden
<|öUlof(or viligoföil, vndo «clial doch gemelte kuntschop beyder
— 187 —
dele, wess se der hebben^, vnder eynander tolaten vnde ge-
stellet werden; Ynde sunderlinges is hyrjnne to merken: so eyn,
der eersten benödiginge halven, [. . .]^ to eyner gantzen entschul-
digeten nötwere gehörende gehold en hedde, Is not gar even to
ermetenn, wä. vill edder weyningh de deder to sulker dät or-
sake gehad hebbe, Ynde dat forder de straffe ame lyve, leven
edder sust to böten vnde beteringe erkant werde, alle na sunder-
liker Bätgevinghe der rechtvorstendigen ; wente dusse velle ghär
subtyle vnderscheydinge hebben, Darna se anders vnde anders,
sweerliker vnd [linder] ^ scholen gheordelt werden, Welke vnder-
scheydinghe deme ghemeynenn manne hyrjnne vorstentlik nicht
alle moghen vorclärt werden.
168 So eyn mit vnsorchliken dynghen gheslaghenn edder an-
ghegrepen werde, derhalven eyner eynen dötslach dede, vnde
syk eyner nötwere tho ghebniken vormeint.
Jtem So eyner jemandes mit eyneme siilken dinge anfechtet
edder sloge, darvp neyne värlicheyt des levendes stunde, Alse:
offt jemant eynen sloghe mit einer hant sunder värlike sleghe
des levens edder reffte ene by den harenn, Vnde, de alsso ghe-
slaghen edder gherofft were, ersteke densulfften mit eynem
meste: desulffte mochte nicht seghenn, dat he eyne rechte nöth-
were, de ene von pynliker edder borghliker straffe entschul-
dyghet, ghedänn hedde. Wü overs eyn starcker eynen [F 6^]
swackenn edder amechtighenn mit füstenn so gheverlich vnde
harde sloge vnde nicht aflaten wolde, dardorch de swacke vth
redeliken orsaken besorghen mochte, dat he ene to dode sloge,
vnde denne den nödiger dorch gebrukinge der wapen entlyvede
vnde sulke geverlike benödigynge genöchsam bewysen mochte:
He worde dardorch ok alse vor eyne nötwere entschuldiget, Ynde
is deme anclegere alletyt syne bewysynge darjegen ok vorbehol-
den; vnde vth dusser gelyknisse mach me andere dergelyken
velle ok wol vorstän vnde na erer gelegenheyt ordelen.
1) Druck: derhalven, übersetxt aus 1508 der halbe: vgL oben S. 69
Än/m. 1.
2) Fehlt ungefähr eine Zeile; s. S. 69.
3) Druck: vnder scholen.
— 188 -
169 Von entlyvinge, dat nemant anders geseen heft, vnde
eyne nötwere vorgewant wert.
Jtem So eyner jemandes entlyvet, dat nemant geseen heft,
vnde me wil syk eyner nötwere gebruken, der eme de cleger
nicht besteyt: jn siüken vollen is antoseende de gude vnde böse
stant jtliker personen, de stede, dar de dötslagh gescheen is,
wat ok eyn jsUk vor wunden vnde were gehad, vnde wü syk
eyn jslik parth jn dergelyken vollen vor vnde na der dät geholden
hebbe, welker deel ok vth vorghanden geschychten meer ge-
lovens, orsake, bewegynge, vordels edder nüttes hebben möge,
den anderen an deme orde, also de dät gescheen is, to vor-
slande edder to benödigen; darvth magh eyn güd, rechtverdich,
vornuftich vnde rechtvorstendige Richter ermeten, oft der vor-
gewanten nötwere to gelovende sy edder nicht. Ynde schal de
vormödinge der nötwere wedder de bekentliken dat stede hebben,
so möt desnlfte vormödinge gar gftde, starke, bestendige or-
sake hebben; Overs de deder mochte wedder den entlyveten so
vele böser vnde, synes sulvest halven, so vill guder starker vor-
mödinghe vorbrjmgen, dat eme der nötwere to gelove[n]de were:
Sulke orsake alle to vorklaren mach dorch dusse ordeninge nicht
wol gruntlik vnde eyneme jderen vorstentlik gescheen. Overs
besunderen is to merken, dat jn dusseme valle, aller obgemelter
vormödynge halven, de bewysynge deme dedere vpgelecht
werden schal, doch ^^lafpgesneden deme clegere der bewysynge,
de he darwedder vorbryngen wolde. Ynde wü dusse vall
obgemeltermathe redeliken twyfel hedde, so is not jn deme
ordel der rechtessvorstendigen rät mit vorlegginge aller vmme-
stendicheyt statlik to ghebruken; wente syk dusse vall mit gar
vill twyfels vnde vnderscheydes vor vnde wedder de berö-
meten nötwere begeven mach, de vor der geschycht nicht alle
[to] gedenken edder to sotten syn.
170 Von beromeder nötwere jeghen eyne fruwespersonen.
Jtem Offt jemant eyne fruwen ersloge vnde syk eyner nöt-
were borömede: jn sulkemo valle is ok tovorne antoseende de
gelegenhcyt der fruwespersonen vnde des manss, ok erer beyder
gehatter were vnde dät, vnde darjnne na rade der rechtesvor-
— 189 —
stendigen to ordelen; Dan wü wol nicht lichtlik eyne fruwe
eynen man to entschuldigeter nötwere vororsakenn mach, So
were doch moghelick, dat eyn gniwelik böse wyff eynen wey-
ken man to eyner nötwere dryngen mochte, vnde sunderlinges,
so 86 sorghlike vnde erschrecklike were hedde. [O P]
171 So eyner in rechter noetwere eynen vnschuldigen wedder
synen, des deders, willen entlyvet.
Jtem So eyn jn eyner rechten bewyseden nötwere wedder
synen willen eynen vnschuldigen mit steken, houwen, siegen,
wörpen edder schetende, so he den nöder meynde, gedropen
vnde entlyvet heft: de is ok von pynliker straffe entschuldiget.
172 Von vngeverliker entlyvinge, des wedder eynes deders
willen geschüt, buten eyner nötwere.
Jtem So eyner eyn themelik vnvorboden werk an eyneme
ende edder örde, dar sulk werk to övende themelik is, deyt
vnde dardorch von vngeschychten, gantz vngeverliker wyse wedder
des deders willen jemande entlyvet: desulfte wert jn vele
weghe, de nicht mogelik to benömen synt, entschuldiget; Ynde
darmede dusse vall desto lichter möge vorstä-n werden, Setten
wy dusse ghelyknisse:
Eyn barbere[r] scheert eyneme den bärt jn syner domtzen,
alse gewonlich to scherende is, vnde wert dorch eynen anderen
also gestot edder geworpen, dat he den, so he scheert, de
kelen wedder synen willen affsnyt. Eyne andere gelyknisse:
So eyn schütte jn eyner gewonliker teel- edder schetestede
syttet edder steyt vnde to deme ghewontliken blade schütt,
Vnde jd löpt eme eyn jn den schote; edder eme leth vnghe-
verliker wyse vnde wedder synenn wiUenn syn busse edder
armborst, eer he recht ansleytli [vnde] affkumpt, vnde schüt
also jemandes tho dode : de beyden synt entschuldighet. Ynder-
stunde syck overs de barberer, vp der stratenn edder sust
ann vnwontlikenn stedenn jemandes to scherenn, edder de
schütte an eyner der ghelykenn vnwonlikenn stede, dar
menn syk vorseen mochte, Dat lüde wanderen, to scheten,
edder helde syk de schütte jn der teelstede vnforsychtliker
— 190 —
wyse, Ynde worde also von deme Barberer edder deme Schütten,
alse boven steyt, jemant entlyvet: der deder neyn wert gantz
entschuldiget.
Overs dennoch is meer barmherticheyt by sulken ently-
vingen, de vngeverlich, vth geylheyt edder vnbehötsamheyt, doch
wedder des deders willen gescheen, to hebbende, Dan dat argh-
listich vnde mit willen gheschüt; Ynde wü sulke entlyvinge
gescheen, scholen de ordelere by den rechtvorstendigen, so jd
vor ene to schulden kumpt, der straflPe halven, rades plegen.
Yth dussen boven angetögeten gelyknissen mach jn vnbenömeden
vollen eyn vorstendiger wol merken vnde erkennen, Wat eyne
vngeverlike entlyvinge is, Ynde wü de entschuldyginge vp syk
dreght; Ynde nachdeme dusse volle vaken to schulden komen,
Ynde dorch de vnvorstendigen darjnne gär vngelyk gerichtet
mach werden, is de angetögete körte vorclaringe vnde .waminge
derhalven vth guden orsaken ghescheen, darmede de gemeyne
man wess Vorstandes des rechten darvth nemen moghe; Jodoch
So moghen de velle summetydes gar subtyle vnderscheydinge
hebben, de deme gemeynen manne, so an den halssgerichten
sytten, vnvorstendich vnde begryplik nicht to maken synt: Hy-
rumme scholen de ordelere jn dussen obgemelten vollen allen,
wen dar to schulden kumpt, der angetögheten vorclaringe halven,
rechtvorstendiger lüde KMt nicht vorachten. [Q f]
178 So eyn geslagen wert vnde stervet, vnde men twyfelt, oift
he an der wundenn edder sust ghestorven sy.
Jtem So eyner geslagen wert, vnde over etlike tyt darna
stervet, also dat twyfelik were, oft he der geclageten sleghe
edder wunden gestorven were edder nicht: jn sulken vollen
mögen beyde deel (wä vor van der bewisynge gesettet is,)
kuntschop, tor sake denstlik, stellen, Ynde scholen doch sunder-
liken de wuntarsten, der sake vorstendich, vnde ander personen,
de dar weten, wü syk de ghestorven na der slachtinge geholden
hebbe, to tüghen gebruket werden, mit antögynge, wü lange
de gestorv^ na den siegen edder wundingen gelevet hebbe,
Ynde jn ^n ordelen scholen de ordelere ok Bades pleghen.
— 191 —
i Von denjhenen, so syk vndereynander jn morden edder
slachtingen vorseetliken edder vnvorseetliken bystant dön.
Jtem So etlike personen mit vorgesetteden vnde voreynigeten
willen vnde gemöte, jemandes böslik to ermorden, eyn deme
anderen liulpe edder bystant dön: desulften dedere aUe hebben
dat leven vorwerket. So overs etlike personen von vnghe-
schychte jn eyner slachtinge by eyn wesende, eyn deme anderen
hulpe, vnde jemant also ane genöchsame orsake erslagen werde:
so men denne den rechten deder weyt, von des hant de ent-
lyvinge geseheen is, de schal also ein dötsleger mit deme
Sweerde tome dode gestraffet werden; Wii overs de entlyvete
dorch meer dan eynen. de men weet, geverliker wyse dötlik
geslagen, geworpen edder gewundet worden, Ynde me konde
nicht bewysen, von welker sunderliken hant vnde dät he ge-
storven were, so synt desulfften, so de vorlettzinge edder
slachtinghe, wü boven steyt, gedän hebben, alle alse dötslegere
vorgemeltermathenn tome dode to straffen; Overs der anderenn
bystendere, holpere vnde orsaker straffe halven, von welkes hant
vorbestemmetermathen de entlyvete nicht vorlettzet worden is,
Ok so eyn jn eyner vprör edder slachtinge entlyvet werde,
vnde me mochte nicht weten, darvon he, alse vor steyt, vor-
lettzet edder geslagen were: scholen de ordeler vnser Eedere
rades plegen, mit eropeninge aller vmmestendicheit vnde gelegen-
heyt sulker sake, so vill se erfaren mögen, Wente jn snlken
vellenn nach ermetinge mannigerleye vmmestendicheyt, de nicht
alle to schryvende synt, darjnne vnderscheydeliken geordelt
werden schal.
'5 Hyrna werden etlike entlivinge jntgemeyne berört, de ok
entschuldiginge vp syk dragen mögen, so darjnne ordentliker
wyse gehandelt wert.
Jtem jd synt siist andere meer entlyvinge, de vth vnstref-
liken orsaken geseheen mögen, So desulften orsake recht vnde
ordentliken^ gebruket werden:
Alse dar eyner jemandes vmme vnküsscher werke willen,
de he mit synem echten wyve edder dochter [G 2°"] övet, sleyt,
1) Druck: vnordentliken; 5. oben S. 74 Anm.2,
— 192 —
wo vor jn deme cxlv. [145.] artikel des Eebrökes darvon
gesettet'^is ;
Jtem So eyn to entreddinge eynes anderen lyves, levens
edder gudes jemandes ersleyt vnde entlyvet;
Jtem So lüde jemandes doden, de ere synne nicht en-
hebben;
Jtem So eyner jemandes von Amptes wegen to fangende
gebort, de vntemeliken freveliken vnde sorghliken wedder-
stant deyt, vnde desulfte weddersatighe darover entlyvet
wert;
Jtem So jemandes eynen, de jn der achte is, entlyvet;
Ok So eyner jemandes by nachtslapender tyt geverliker
wyte jn syneme huse vyndet vnde entlyvet;
Edder So einer eyn deer heft, dat jemandes dödet, vnde
he dergelyken bössheyt dar bevorne van sulkem deere nicht
geseen ofte gehört heft, w& vor jn deme c vnde Ixj [161.]
artikele darvon gesettet is:
Dusse negesten vor gesetteden volle hebben gar vele vnder-
scheydinge, Wente etlike entschuldiginge vnde etlike neyne ent-
schuldy ginge vp syk dragen; dat alle to langh to schryven vnde
to vorclaren were vnde deme gemeynen manne ok errig vnde
ergerlik syn mochte, wo. sulkes alle jn dusser ordeninge scheide
beschreven werden; Hyrumme, So dusser sake eyne vor Richter
vnde ordeler kumpt, scholen se der rechtgeleerten rades gebruken
vnde ene nicht eygene vnvornuftige regelen edder gewonheyt
darjnne to sprekenn maken, de deme rechten wedderwertich synt,
also velemals an den halssgerichten geschüt, dat de ordeler der
vnderscheydinge eyner jsliken sake nicht gruntlik hören vnde
bewegen: dat is eyne grote dorheyt, vnde mach nicht* wol
anders syn, dan dat se syk to velemalen erren, Dön ok den
laden vnrecht vnde werden an creme blöde schuldich. So ge-
schüt jd ok vaken, dat de Richter vnde ordeler de myssdeder
gunstigen vnde ere handelinghe darvp richten, wft se, ene
to güde, dat recht vorlengen vnde wytlike oveldedere dardorch
leddich vnde löss maken willen; vnde vormeynen villichte etlike
sympele eynfeldighe lüde, se dön wol daranne, dat se den-
sulften luden eer leven redden! Se scholen overs weten, dat
— 193 —
se syk darmede swerliken vorschiüden, vnde synt derhalven den
anclegeren vor gode vnde der werlt wedderkeringe schuldich;
wente eyn jslik Eichter vnde ordeler is by syneme eede vnde
syner seien salicheyt schuldich, na syneme besten vorstände
gelyk vnde recht to richtende; Vnde wü eyne sake boven syne
Yorstantnisse js, scal he der Kechtesvorstendigen Eades plegen;
wente to groten saken, alse tusschen deme gemeynen nütten vnde
des mynschen blöde to richten, gar gröt ernsthaftig flyt behört
vnde angekeert schal werden.
176 ■\Y'^ ^Q orsaken, so to entschuldiginge bekentliker dät vor-
gewant, vtgefört werden scholen.
Jtem So jemant eyner dät bekentlik is vnde derhalven or-
sake antöget, de sulke dät vor pynliker straffe entschuldigen
mochte, alse vor by jsliker geordenter pynlikenn straffe, wü vnde
wenner de mach entschuldiget werden, ghesettet is: So schal
vnse amptman edder Eichter den deder fragen, offt he sulke
syne vorgegeven entschuldiginge sulker dät halven bewysen
konde; Vnde so he denne sodans dorch syk edder synen pro-
curatör vnde fulmechtigen forderlik to donde overbödich is, so
schall he edder syn raechtiger, wess se vor entschuldiginge , sulker
dät halven, bewysen wolden, dorch rechtes vorstendighe lüde
edder dorch den Bichteschryver jn jegenwordicheyt des Eichters
vptekenen laten. So denne vnse Eichter na ersochteme rade by
vnsen werltliken hoverederen desulften bewysunge-artikel dar-
vor erkennen, wü de so bewyset werden, dat desulften an-
getögeten orsake der geclageten vnde bekanten dät von pynliker
straffe fG2^J entschuldigen: So scholen des deders mechtiger vp
er ansokent mit sulker erboden bewysynge, ok wess de ancleger
denstlik dar enteghen bewysen wolde, togelaten, Ok dorch vnse
Eedere alse derhalven kuntschopvorhorer vnde andere darto vor-
ordent, geholden vnde gehandelt werden , wü vor jn deme Ixxiiij.
[74.] Artikele vnde jn etliken artikelen darna, von forme vnde
mathe der bewysynge gesettet is. Ok scholen etlike Artikel
hyr negest volgende desshalven angeseen, vnde so desulften volle
to schulden komen, darna gehandelt, vnde, wü getwyfelt wert,
Eades gepleghen werden.
BambergOD sis . 13
— 194 —
177 So des deders gegeven bewysynge-artikel nicht beslüth.
Jtem So overs de obgerorte bewysynge-ai-tikel dorch vnsen
Kichter mit geholdeneme Rade vnser wertliken hoveredere
darvor erkant worde, ofFt wol sulke erboden bewysynge ge-
schege, dat se dennoch to des deders entschuldyginge nicht
denstlik were: So schal sulke bewysynge nicht togelaten, sunder
afferkant werden, ^^lde schal alssdenne dorch vnsen Richter
vnde gerichte, dar de deder jnne lygt, mit forderlikeme rechten
wyder gehandelt werden, wo. syck jeghen eynen sulken bekent-
liken openbaren deder gebort.
178 Over wene de kost jn obgemelter vthforynge ghän schal.
Jtem So overs eyner jemandes entlyvet hedde, derhalven
jn gefencknisse keme, ok der entlyvinge bekentlik were, vnde
doch der vorghemelten orsake eyne, de ene, sulker entlyvinge
halven, gantz edder eyns deels entschuldigen mochten, mit kunt-
schop, wü darvon gesettet is, vthforen wolde: So scholen des
beclageden f runde deme clegere tovorne von vnsem Amptöianne
vnde Richtere eynen notroftigen bestalt dön, mit borgen offte
anders, offt syk sulke vorgegevene entschuldyginge des be-
clageden jn der vthforynghe mit rechte nicht erfunde, dat denne
des beclageden frundt de kost des beclageden, ok deme clegere
kost vnde schaden na ermetinge vnser Redere vthrichten willen^
Darjn desulflFte cleger dorch de vn[d]erstanden vnerfyndliken vth-
forynge der berömeten entschuldyginge gebracht werde. Dar-
mede gedencken [wi] vortokomende, dat de cleger dorch berörde
vnw&rhaftige vnde bedreechlike Exceptien vnde vthtöge nicht to
schaden ghebracht werde.
179 Von groter Armoet desjhenen, de syk vorgemeltermathe
vthforen wolde.
Jtem So overs de beclagete so gantz arm were, ok neyne
frunde hedde, de sulken bestalt edder borgeschop, wü vor gerörtr
to donde vormochten, vnde doch twyfelhaftich were, ofFt he,
syner entlyvinge halven, redelike entschuldyginge hedfO 3^Jde:
So scholen syk wnse Amptman vnde Richter na gestalt der sake
— 195 —
mit alleme flyte, so vele se mögen, vnsen Rederen vorkundigen
ynde desshalven bescheydes von ene wedderumme gewärden.
^^ So eyner, de in der moertachte were, jn gefencknisse kerne
vnde syne vnschult vthforen wolde.
Jtem So eyner jn ghefencknisse kerne, de vorhen jn de
mörtachte edder veste erkant were, Ynde jn der gefencknisse
syne entschuldy ginge, wü jn den vorgemelten Artikelen, dar-
von seggende, gesettet is, vthtoforende erböde, de scheide,
vnangeseen, dat he darvor jn de mörtacht erkant were, mit
bestemmeter vthforinge togelatenn werden.
181 So eyn vmme eyn entlyvinghe pynlik beclaget werde vnde
derhalven entschuldygynge vthföret.
Jtem So overs eyner, de jemandes vnloychbarlik entlyvet
hedde, darumme pinlik angenomen vnde beclaget werde, vnde
doch, sulker entlyvinge halven, orsake vorbrochte, dat he mit
rechte nicht pynlik mochte gestraffet werden: Alssdenne schal
desulfite sake tüsschen beyden delen borgelik gerechtverdiget
werden, vnde de parthye vnsem Amptraanne edder Richter
plicht vnde notrofftigenn bestalt dön, sulke vthdracht vor vnsen
Rederen to nemen vnde to ghevenn, entlik vnde ane alle wey-
gheringe.
^* Von rechtliker vthforynge eyner dät vor der gefencknisse.
Jtem So overs eyner, eer he jn de gefencknisse kerne, or-
sake to eyner entschuldygeten dät mit rechte vthforen wolde,
de scheide dat nerghen anders dön, dann vor vnsem lantgerichte,
na lüde dessnlfften vnses lantgerichtes Reformation, Dorch wan-
dages vnsen vorfaren Bysschop Vite löveliker vnde seliger ge-
dechtnisse vpgerichtet, vnde scholen Richter vnde ordeler to
sulken erkantnissen flytige jnsehynge jn dusse vnser halss-
gerichtesordeninge hebben, wü darjnne von entschuldigeten ent-
lyvingen gesettet is, syk desto beth den grünt des rechten
mit sulker erer erkantnisse weten to richten vnde to holden.
Wü overs an welken anderen vnsen Zenten edder halssgerichten
sulke betycht edder entschuldyginghe hyr bevorne ok vthgefört
were, Dön wy dorch dusse vnse ordeninge vorhenn äff, wy
13*
— 196 —
leten denne entliken vnsen Zentgerichten sunderlikes dorch breef-
like örkunde tho. Vnde offt wy dat deden, so scholde desulfte
vthforynghe darsulves nicht anders gescheen edder krafft hebben,
dan mit der mathe, wü jn berörter vnser lantgericlites- vnde dnsser
vnser ordeninge darvon kleerlik gesettet is, vnde scholen andere
myssbrukynge, densulften ordeninghen wedderwertich, se weren
lang edder kort hergekomen, nicht geholden edder togelaten
werden. [G ^]
Jtem So ok eyn deder, eyner entlyvinge halven, eer he
jn gefencknisse kerne, de entschuldiginge syner gedanen dät
an vnsem lantgherichte vthtoförende rechtlik angefangen hedde
vnde derhalven jn rechtliker handelinge edder ovinge stunde:
so scholde vor vthgange dessulfften Rechten an neyner vnser
Zent mit der mörtachte wedder ene gehandelt werden, de deder
werde denne desulften rechtliken vthforynge over eyn half? jar
dorch syne schulde geverliker wyse vortheende: Ynde alssdenne
scholde jd geholden werden, wü jn dusser vnser Reformation
von der mörtachte an derae cc vnde xxix [229.] artikele, an-
fangende: [Jtem So jemant erslagen ofte ermordet worde in vnsen
halsgerickten etc.] derhalven kleerlik geschreven steyt.
Hyrna Tolgen etlike artikel von duflte.
188 Von der ersten vnde alderslechtesten heymelikesten düffte.
Jtem So eyn tome eersten gestolen heft benedden vyff
guldenn weert, vnde de deef mit sulker düffte, eer he darmede
jn syn beholt kumpt, nicht beschryent, berüchtiget edder be-
treden wert, Ok na der düffte nicht gesteghen edder gebrokeu
heft, vnde desulffte düffte nicht vyff gülden edder darenboven
weert: js eyne heymelike vnde geringe düffte; Ynde wenner
sulke dufte ofte deverye namals erfaren worde, vnde de deef
mit edder ane de dufte jngesettet, So schal ene vnse Richter
darto holden, so jd anders de deef vermach, deme beschedi-
geten de düffte dubbelt [to]^ betalen; Vnde mach vnse Richter
1) Fehlt im Druek.
— 197 —
jn vnser stede ok also vele von deme deve nemen, alse he
deme beschedigheten gyfft, vnde schal vnse Richter darto den
deef jn der gefenckliken entholdinge an deme lyve straffen vnde
darna des landes vorwysen, langk edder kort, alle na gelegen-
heyt der personen vnde saken; Wü overs de deef neyne sulke
geltböte vormach, schall he desto harder jn der gefencknisse
an deme lyve gestraffet werden. Vnde so de deef nicht meer
vormach edder to weghe bryngen kan, so schal he doch tome
geryngesten deme beschedigeten de dufte weddergheven edder
eyntfaldiger weert betalen edder vorliken, Vnde schal de be-
schedigete mit dersulftenn eyntfaldighen vorlikynghe der düffte
(overs mit der overmathe nicht,) vnser geltböte vorghan; Doch
so schal de deefF jn dem vthlaten syne atunge vnde kost, so he
jn der gefencknisse ghemaket heft, ok to betalen schuldich Vnde
den bödelen, so he dat heft, eynen gülden vor ere moye vnde flyt
gheven, vnde to deme allen na der besten forme ewyge orveyde
dön, von sekerheyt vnde entholdinge wegen eynes gemeynen
fredes.
184 Von der ersten openbaren deverye, darmede de deef be-
schryet wert: is swarer.
Jtem So overs de deefF mit ghemelter eersten däfte, de
benedden vyff guldenn weert is, eer he jn syn beholt kumpt,
betreden werde edder eyn geröchte, najacht [0 4°'] edder vprör
maket vnde doch na der dufte nicht gebroken edder gesteghen heft:
js eyne openbare deverye, vnde besweert eme de gemelte vprör
edder berochtiginge de dät also, Dat de, so jn gefencknisse
kumpt, jnt halssjseren gesettet, mit roden vthgehouwen vnde dat
landt vorboden werden schal, Vnde schal to deme alle[n] jn der
besten forme ewyge örveyde dön. Were overs de deeff eyn
eerlik persone, darby beteringe to vorhapende were, mach ene
de Richter (yodoch ane vnser wertliken hoveredere tolatinge
vnde vorwiUiginge nicht,) borgerlik vnde also straffen, Dat he
dem beclageten de dufte veervaltich betalen, deme Richtere ok
also vele gheven vnde sust aUenthalven geholden werden schal,
alse boven jme negesten Artikele von heymeliker deverye ge-
settet is.
— 198 —
186 Von der ersten varliken deverye Dorch jnstighen edder
breken: vnde is noch swarer.
Jtem So overs eyn deeff jn vorgemeltem Stelen jemande
by dage edder nacht in syn hftss edder behaltnisse bryckt edder
styght edder mit wapenn, darmede he jemande, de eme wedder-
stant dön wolde, wunden edder vorlettzen mochte, tom stelende
jngheyt, Sodans sy de erste edder merer döflPte, gröt edder
kleynn, darover edder darna beröchtiget edder betredenn: So is
doch desulfte däfFte, darto, alse boven steyt, gebroken edder ge-
stegen werde, eyn geflytigede vnde gheverlik d&fte, vnde is
in der deverye, de mit wapen geschüt, eyner vorwaldinghe vnde
vorlettzinge to besorgen: Darumme schal in dusseme valle de
mann mit dem galgen vnde dat wyff mit deme water vome
levende tome dode ghestraffet werden.
186 Von der ersten deverye vyff gülden weert edder daren-
boven, vnde sust ane besweerlike vmmestendicheyde, derhalven
men rades plegen schal.
Jtem So overs de eerste deverye gröt vnde sust vyif gül-
den edder darbovenn weert were, vnde der vmmestendicheyden,
so de deverye, wü boven gerört, besweren, neyne darby be-
funden werde, overs dennoch angeseen de gröte der düffte. So
heft jd eyne groter vnde meer straffe, Dan de dufte, de ge-
rynger is: Vnde in sulken vollen möt men anseen de geweerde
der dufte, ok offt de deeff darover beruchtiget edder betreden
sy; Forder so schal ermeten werden de stant vnde dat wesen
der personen, so gestolen heft, vnde wü schedelik dem be-
schedigeten de dufte syn moghe, vnde de straffe darna an lyve
edder leven ordelen. Ynde dewyle overs sulke ermetinge in
rechtesvorstendigher lüde vornuft steyt, So wille wy, dat in
sulkem jtztgemelten valle, so vaken syk de also begyft, vnse
Richtere vnde ordelere scholen Rades pleghen, mit entdeckynge
der berördenn vmmestendicheyden, vnde na sulkem erfunden
Rade ere ordel gheven. W& overs de deeff na sulker dufte ge-
stegen edder gebroken edder mit wapen ghestolenn hedde, so
schal he, wü vor steyt, vom leven tom dode gestraffet werden.
— 199 —
187 [O 4^]SfoTL der anderen deverye.
Jtem So jemant tome anderen male, doch sunder breken
edder jnstyghen, wü vor gheschreven, gestolen hedde, vnde syk
sulke beyde deverye vth gruntliker erfaringe der wärheyt, alse
hyr bevorne von sulker erfaringe kleerlik ghesettet is, erfunden,
Ok desulften twe düfPte nicht vyff gülden edder darenboven
weerd weren, So besweerde doch de eerste deverye de anderen:
vnde scheide darumrae demsulften deve, vp den käk gesettet,
de oren affgesneden vnde dat landt, na gefallen des Richters,
vorboden weixien, Ynde laten eme ok na der besten forme eine
€wyge orveyde dön; me mach ok deme deve jn dussem valle
vordragen, ofPt he mit der dufte, alse vor von der eersten de-
verye ghemeldet is, nicht beschryet edder betreden werde. Wü.
overs sulke twe düffte vyff guldenn edder darenboven dreghen,
so schal jd mit erfaringe aller vmmestendicheyde, ok gebru-
kynge der rechtesvorstendigen rades, alse jme negesten over-
sten artikele steyt, geholden werden.
1S8 Von Stelende tom drudden male.
Jtem Werde overs jemandes betreden, de tome drudden male
gestolen hedde, vnde sulke dryerleye deverye mit gudem gründe,
alse vor von erfaringhe der wärheyt gesettet is, erfunden wor-
den: Dat heth vnde is eyn berüchtiger deeff vnde ok eynem
veervaltigem deve gelyk geachtet, vnde schal darumme vom
levende tom dode, Nernptlik de man mit dem Strange ofte galgen
Vnde de fruwe mit deme water gerichtit werden, de dufte sy
gröt edder kleyne, mit edder ane de besweerliken vmmesten-
dicheyde gescheen. Jd mochte ok densulfftenn deeff nicht ent-
schuldigen, off he de deverye nicht alle an eynem ende gedänn
hedde; wente de straffe der deverye wert jme rechten dorch
de bösen gewonheyt dermathen besweert.
18» Wu meer dan eynerleye beswaringe by der deverye ge-
funden werde.
Jtem Wü by eyner deverye meer, dan eynerleye beswa-
ringe, so jn vorgesetteden artikelen vnderscheydeliken gemeldet
— 200 —
syn, erfunden werden, so schal de straffe erkant werden na der
mesten beswaringe, so by der deverye gefunden wert.
190 Von Jungen deven.
Jtem So de deefF edder devynne benedden vertheyn jaren
weren, de scheide raen vmme deverye willen ane sunderlike
orsake ok nicht vom levende [tom dode richten], Sunder, der
obgemelten lyfF- edder geltstraffe lykmetich, mitsampt ewyger or-
veyde ghestraffet werden. Wü overs de deeff by veerteyn jaren
olt were vnde de dufte gröt, edder boven bestemmente besweer-
like vm mesten dicheyde so geverlik darby gefunden worden, also
dat de bossheyt dat older erfüllen mochte: So scholen Richter vnde
[Hl^] ordelere derhalven ok, wü boven steyt, rades pleghen, Wft
sulcke junghe deve an gude, lyve edder leven to straffen syn.
1*^ So eyner wes heymelik nympt von guderen, der he eyn
negeste erve is.
Jtem So eyn vth lichtferdicheyt edder dörheyt wess hey-
melik neme von guderen, der he sust eyn negeste erve were,
Edder so syk dergelyken tusschen manne vnde fruwen begeve:
So scholen Richter vnde ordelere mit entdeckinge aller vmme-
stendicheyde der Rechtesvorstendigen Rades plegen vnde erfaren,
wat jn sulken vollen dat gemeyne recht sy, vnde syk dama
holden.
!•« Stelen jn rechter hungersnoet.
Jtem So jemant dorch rechte hungersnöt, de he, syn wyö
edder kyndere lydenn, Wess von etenden dingen to Stelen ge-
orsaket worde, vnde doch desulfte dufte nicht sunderliken gröt,
geverlik edder schedelik were: so scholen overmals Richter vnde
ordelere, alse boven steyt, Rades plegen. Oft overs dersulften
deve eyner vnstreflik gelaten worde. So schal ene doch de
cleger, vmme de clage derhalven gedän, nicht schuldich syn.
198 Von fruchten vnde nutten vp deme velde, wü vnde wenner
darmede deverye gebruket wert.
Jtem We by nachtslapender tyt jemande syne frucht edder
n&tticheyt vp deme velde, wü dat alle namen heft, heymeliker
— 201 —
vnde gheverliker wyse nympt vnde de weghdreght edder vöret:
dat is ok eyne deverye vnde schal, wü. andere dufte, vorghe-
meltermathen gestraffet werden; Dergelyken wü eyner by dage
jemande an vorberörten synen fruchten, de he heymelik neme
vnde weghdroghe, groten, merkliken vnde geverlyken schaden
dede: scal ok, wü vor steyt, vor eyne dufte gestraffet werden.
Wü overs jemant by dage etel frucht neme Ynde darmede dorch
weghdragen dersulften neynen groten geverliken schaden dede,
de scheide, na gelegenheyt der personen vnde der sake, borgerlik
gestraffet werden, Wü an demesulften ende, dar de schade ghe-
schüt, dorch ghewonheyt edder gesette herkomen, edder naraals
dorch de oversten geordent is.
•* Von holtstelen edder affhouwen.
Jtem So eyner jemande syn gehouwen holt heymelik
enwegh voret: Dat is, eyner dufte gelyk, na gestalt der saken
to straffen. Welker overs jn eynes anderen holte heymeliker
wyse houwet, de ropet deme holtf ersten vnde waget eyne borger-
like straffe na gewonheyt eynes jsliken laudes etc. Doch wü
eyner to vnwontliker edder vorbodener tyt, also by der nacht
edder an den vyrdagen, eyneme anderen synen holt affhouwede,
de schal na Rade der vorstendigen harder gestraffet werden.
*t5 Straffe derjhenen, de vyssche Stelen. [Hl^]
Jtem Welker vth eyneme Dyke edder beheltnissen vyssche
stelet: is ok eyner deverye gelyk to straffen. So overs ok
eyner vth eyneme flötenden vngefangen water vyssche venge,
dat eyneme anderen tostunde, de mach jn der gefencknisse
edder an syneme gude ghestraffet werden, na gelegenheyt vnde
gestalt der personen vnde saken vnde Rade der vorstendigen.
i»6 Straffe derjhenen, de mit vortruweter have vntruweliken
handelen.
Jtem Welker mit eynes anderen guderen, de eme jn gudeme
geloven to beholden vnde to vorwaren gegeven synt, williger
vnde geverliker wyse, deme geloviger to schaden handelt: Sulke
myssed&t schal eyner dufte gelyk gestraffet werden.
— 202 —
197 Von dufte hilger ofte gewygeter dynge an gewygeten ok
vngewygeten steden.
Jtem Stelen von hilligen edder gewygeten dyngen edder
steden is swarer, dan andere dufte vnde geschut jn dryerleye
wys: Tome eersten, So eyner wess hilliges edder gewygedes
steelt an gewygeden steden; Tome anderen, So eyner wess
hilliges edder gewygedes an vngewygeden steden steelt; Tome
drudden, Wen jemand vngewygede dyngh an gewygeden ste-
•den stelt.
198 Von straffe obgemelter dufte.
Jtem So eyner eyne Mon Stränden stelt, dar dat hilge Sacra-
ment jnne vorslaten is. Edder so eyn sust ander hilgedöm stelt,
Mit edder ane de gevete edder entholdinge, Jtem So eyn de
gevete, also monstrancien ofte andere entholdinge, stelt, darjnne
dat hilge Sacramente edder ander hilgedöm beholden werde,
Ynde dat hilge Sacramente edder hilgedöm darvth schuddet, Ok
so eyn gewygede kelke edder patenen vnde dergeliken kostlike
dinge stelt: Vmme sulke dufte alle, se gescheen an gewygeden
edder vngewygeden steden, Darto ok, so eyn, vmme stelendes
willen, jn eyne gewygede kerken, Sacramentesshus edder Sacri-
stye bryekt edder mit geverliken tugen vpbrickt: Scholen alle-
tyt deve edder devynnen mit deme fftre vom levende tom dode
gerichtet werden.
199 Jtem So eyner eynen stock, darjnne men de hilgen almis-
sen sammelt, vpbryckt, edder wü he arghlistichliken darvth
stelt edder sodans mit etliken werken so donde vndersteyt, vnde
de stock stey t vp deme gewygeden : Men schal sulken deeff ok
vorbernen; Steyt overs de stock nicht vp deme gewygeden:
men schal den deeff, alse vmme wertlike dufte, vom levende to
dode straffen.
200 Jtem So jemant by dage von geringen gewygeden dyngen,
buten der vorgemelten durbaren stucken, vth eyner kerken stele,
alse wass, luchtere, alterdöke, Darto doch de deeff, alse vor
steyt, nicht Stege, breke edder mit geverliken tugen vpsperrede;
— 203 —
Edder so jemant wertlike gudere, de jn eyne kerken gheflo-
chent weren, stele, doch so de deefF jn de kerken edder Sacri-
stye nicht breke edder de geverlik vpsperrede: vmrae dusse dufte
alle, darvon jn dussen artikelen gemelt, so schal de straffe
wedder den deeff mit allen vmmestenden vnde vnderscheyden vor-
ghenomen vnde geholden werden , Wü [H 2^J hyrvor von wertliker
dufte cleerlik gesettet is; vnde schal dennoch sulke straffe wess
emstliker gescheen, Dan jn wertliken duften, nach deme de
vnere, vomickunge vnde vorachtinge der geystliken gudere
groter is, dan in wertliken saken.
BOi Jtem Doch schal in geystliken duften de hungerssnöt, ok
jöget vnde dorheyt der personen, wü. der eyn mit gründe an-
töget wert, ok angesehen vnde, wü von wertliken duften der-
halven gesettet is, darjnne gehandelt werden.
202 Von straffe edder vorsorginge der personen. Von den men
vth ertogeten orsaken ovels vnde myssedät gewärden möt.
Jtem So eyner eyne orveyde breke, sake halven, darumme
he dat levent nicht vorbroken hedde;
Jtem oft eyner boven vor geövete, nagelatene vnde vor
geruchtede myssedät slechtlik mit worden anderen dergelyken
ovels to donde, doch sust ane wyder beswerlike vmmesten-
dicheyde, drouwet vnde overs darmede nicht so vele ghedän
hedde, dat eme darumme dat levent, wü hyrna jm cc. vnde
iiij. [204.] artikel von vnderstanden myssedäden geschreven
steyt, ghenomen werden mochte;
Edder so sust vth anderen dergeliken guden orsaken
eyner personen nicht to vortruwen vnde to gelovenn were,
dat se de lüde gewaltsamer beschedeginge vnde ovels vor-
droge vnde by recht vnde der billicheyt blyven lete, Vnde
ok desulfte persone derhalven neyne vorwysynge maken konde,
Sulken tokunftigen vnrechtliken schaden vnde ovels vorto-
komende :
schal desulfte vngeloffhaftige bösshaftige persone, jn eyne ewyge
gefencknisse dorch de Schepen rechtlik erkant werden; Jodoch
so schal sulke straffe nicht lichtferdigen edder ane merklike
— 204 —
geverlicheyt tokunfftighen [ovels], alse vor steyt, sunder mit
Eade [der] Rechtesvorstendigen gescheen.
203 Von straffe der vorderynge, trostinge, hulpe, orsaken vnde
vorschüven der myssdeder.
Jtem So jemant eyneme myssdedere to ovynge eyner mysse-
dät wytliker vnde geverliker wyse jenigerleye hulpe vnde
bystant deyt, orsake, trostinge edder forderinge darto gyfft, wü
dat alle namen hebben magh: is pynlik to straffen, Overs, so
vor steyt, jn eyneme valle anders, dan in deme anderen: darumme
scholen in dussen vollen de ordeler mit beruchtinge der vor-
handelinge, ok wü sulkes an lyve edder leven schal gestraffet
werden, Eades pleghen.
204 Straffe vnd erstandener myssedaet.
Jtem So syk jemant eyner myssed&t mit etliken schynliken
werken, de to fuUenbrynginge dersulften myssed&t denstlik
syn mögen, vndersteyt vnde doch ane fuUenbrynginge der-
sulften missed ät dorch ander middel wedder synen willen vor-
hyndert: sulk böse wille, darvth etlik werk, alse vor steyt,
volgen mochte, is pynlik to straffen, Overs jn eyneme valle
harder dan jn deme anderen, angeseen gelegenheyt vnde ge-
stalt [H 2^] der sake : darumme scholen , sulker straffe halven,
de ordeler Rades plegen, w öl de an lyve edder leven ge-
scheen scheide.
205 Von oveldederen, de, joget edder anderer sake halven, ere
synne nicht hebben.
Jtem Werde von jemande, de, jöget edder anderer gebreke
halven, syner synne nycht hedde, eyne oveld&t beghangen:
Dat schal mit allen vmmestendenn an vnse Redere gelanget
vnde na Rade dersulften darjnne ghehandelt edder gestraffet
werden.
206 So eyn hoder offte vorwarer der pynliken gefencknisse eyneme
ghefangen vthhelpet.
Jtem So eyn höder ofte vorwarer pynliker ghefencknisse
eyneme, de pynlike straffe vorwerket hedde, vthhelpet, de
— 205 —
schal desulften pynlikenn straffe jn stede des myssdeders, den
he vthgelaten heft, lyden. Kerne overs de gefangen dorch
synen vnflyt vth gefenknissen, so schal sulk vnflyt na ghestalt
der sake vnde rade vnser Redere gestraffet werden.
807 Wat oveldedere vth gewygeden edder gefryeten steden to
nemende synt.
Jtem jn gewygeden edder gefryeden steden synt vthgesloten:
openbar Rovere edder dejhenen, de weghe vnde Straten mit
mörderye vnde roverye vorleggenn vnde vnseker maken, Ok
welkere de lüde an eren eckeren vnde fruchten n mit bernen
edder anderen bösen oveldaden beschedigen vnde vorderven, Ok
welkere desulften to fuUenbrynginge der vorbestemmeden mysse-
dkt hösenn edder vpholden; Jtem welker an gewygeten edder
gefryeten steden eine oveldät dön: de könen syk derhalven
sulker stede fryheyt nicht gebruken, Ynde mögen de obghemel-
tenn myssdedere alle, darover de wertlike ghewalt pynlik to
richten heft, von dessulften ordentliken wertliken ghewalts
weghen, vth tolatinge der Rechte, doch, so jd eyne geystlike
fryheyt bedrept, mit weten des kerkheren edder oversten der-
sulften korken, vnvorseert vnde vnvorbroken dersulften fryheyt,
to rechtliker pynliker straffe genomen werden, Ynde dat de
orsaken, darumme sulke [nemjinge vth geystliken fryheyden,
wü boven steyt, tolaten is, namals mit genoghafftigem geloven
vonvnsen Bysschoppliken geystlikenn ghewalt angetöget.bewyset
vnde vthgefört werde; Dan, wo. deme also nicht geschege, so
were dorch den jngrepe de geystlike fr^-heyt vorbrokenn Ynde
jngryper offte vorbroker jn de pene der recht gefallen. Wü
syk ok begheve, dat jemant jn eyner geystliken fryheyt, alsse
boven steyt, vorbreke vnde dorch den werltlikenn Richter mit
ordentliker pynli/"i9'5Vker rechtlike[r] straffe an synem ly ve edder
leven nicht gestraffet werden mochte edder werde: So gebort
de böte vnde straffe, solker vorbrekinglie edder anderinge halven
der geystliken stede, sust nemande dan deme ordentliken Rich-
tere. Desgeliken schal jd jn gelikem valle, wertliker fryheyt
halven, jegen deme overherenn dersulften fryheyt edder synem
vorweser ok geholden werden.
— 206 —
/H^*/ Wo men eyne[n] moerder edder doetsleger jn de mörtachte
edder veste erkennen schal.
*** Van lyffteken to nemen.
Jtem So jemant erslagen ofte ermordet werde in vnsen
halsgerichten , so scholen vnse Ampthide vnde Banrichter des-
sulfften vnses halssgerichtes, darjnne de dötslagh gescheen is,
jn jegenwordicheyt twyer edder dryer gesworen Schepen, so se
de hebben mögen, von dem erslagen edder ermordedenn von
stunt an, eer de begraven wert, lyffteken nemen laten, wä jn
demesnlften stucke an eynem jsliken halssgerichte herkomen
vnde gewonheyt is. Vnde off de erslagen von der däth in eyn
ander vnse halssgerichte keme edder gebracht werde vnde storve,
so scheide vnse Richter, jn des gerichtessdwangk de dät ge-
scheen is, den anderen Richter, in des gerichtessdwange de
erslagen gestorven were vnde begraven werden scheide, ersoken,
eme dat lyffteken volgen to laten, dat ok also gescheen schal.
280 Van achten edder vorvesten ane lyffteken.
Jtem Offt vnse Amptlude edder Richtere von deme ently-
veten neyn lyffteken hebben mochten, (des se doch allen flyt
hebben vnde ankeren scholen,) So denne de ancleger de dät
sust genochsam bewyset: scholen nichtessdeweyniger de deder
jn de achte edder veste erkant werden in allermathen, alse off
dat lyffteken vorhanden were.
281 Van der moertachte edder veste.
Jtem So denne des erslagen ofte ermordeten frunde den
deder, so de nicht in gefenknissen leghe, in de mörtachte spreken
laten wolden: So scholen se vnsen Banrichter derhalven vmme
eyn halssgerichte to besetten ersöken.
28 2 Handelinge vmme de moertachte vor gherichte.
Jtem So denne dat halssgerichte, wü. vor gemelt, besettet
is. So moghen de clegere den doden edder eyn lyffteken von eme
vnde andere gelöflike kuntschop der dät, wü syk gebort, vor
gerichte bryngen vnde de Richtere byddenn, ene wedder den
deder rechtes to vorhelpen. Wä se overs den doden edder dat
— 207 —
lyffteken na vorgewanten flyte vor gerichte nicht bryngen kon-
den, dat schall ene an der rechtferdiginge to neynem nadele komen,
"wü vor an deme cc. vnde xxx. [230.] artikele darvon gerört is.
588^/joyVon beschryinge des deders.
Jtem de Cleger mach ok over den deder dreuiäll schryen:
'Wapen-jo!' edder *mörde-jo! over mynen mörder vnde des
landes mörder!', wü denne jn dusseme stucke an jtlikera ende
herkomen vnde gewonheyt is.
So de beclagete tom ersten gerichte nicht erschynet, wü
men eme röpen offte forderen schal.
Jtem Tom eersten gerichte, so dat, wft syk gebort, be-
settet is, vnde de cleger syne clage ghedän, ok den deder, also
vor steyt, beschryet heft, vnde de beclagede nicht erschynet
vnde syne antworde darto deyt: So schal de Eichter vp des
clegers begeren synen bodel ofte frönen den beclageden also
röpen vnde forderen laten:
K, Jk fordere dych tom eersten mftle, dat du komest
tusschen de Schepen vnde schrangke edder dinghbencke vnde
dy vorantwordest von des mördes wegenn, alse men to dy
claget!
885 So de beclagede also tom ersten male nicht erschynet, wat
denne de cleger bidden schal.
Jtem So de beclagede vor myddage tom sulften gerichte
nicht erschynet, so mach de cleger bidden to erkennen, wat
vp des clegers vtheblyven recht sy.
isa Erkantnisse vp den ersten vnhorsam.
Jtem darvp schal erkant werden, dat de cleger den eersten
rechtdage vorstän vnde gewärdet hebbe, vnde de Richter schole
eme den anderen rechtdag bestemmen vnde forder to gescheende,
wat recht is.
87 Vorkundinge des anderen rechtdages.
Jtem dar negest schal de Richter den anderen rechtdag
openbar vor gerichte dorch den frönen ofte bodel vthschryen
— 208 —
laten; Doch schal neyn rechtdagh benedden xiiij (14) dage
nach deme anderen bestemmet werden, darmede de clage desto
eer vnde stätliker jegen den beolageden vorfordert werde.
288 So de beclagede tom anderen rechtdage ok nicht erschynet.
Jtem So denne de beclagede tom anderen rechtdage ok nicht
vor gericht kerne, So schal deme clegere de drudde ofte entlike
rechtdag erkant vnde sust mit der forme vnde wyse, wo. boven
von denne ersten rechtdage gesettet is, gehandelt vnde geholden
werden.
289 So de beclagede vp den drudden rechtdagh ok nicht er-
schynet [11^].
Jtem So overs de angetogen deder jn eyghener personen
vp der dryer rechtdage neynen erschynet vnde de dät nicht
weddersprekende edder voran twordende werde, So scholde vp
deme drudden rechtdage, vp des clegers begherenn vnde bewy-
synge der claghe, desulfte beclagede deder ja de mörtachte
edder veste erkant werden. Welke mörtacht forder vnse Zent-
edder Banrichter vthspreken vnde vorclaren scholen, wü hyr ge-
settet is.
240 Tolatynge des anwaltes edder fulmechtigen.
Jtem jd schal de beclagede jn dusseme valle an der Zent
dorch neynen anwalth edder fulmechtigen syne vorantwordynge
dön moghen, he wolde denne dorch densulften synen anwalt
bewysenn, dat he vth kranckheyt synes lyves nicht komen
konde; vnde wenner sodane eehaftige not genöchsam bewyset
werde, So scholde dat recht alssdenne eyne temelike tyt na
gestalt der sake vpghehenget vnde vorstrecket werden.
241 Jn de Achte to spreken.
N., Also du myt ordele vnde rechte to der mörtachte vor-
deelt worden byst. So neme ik dyn lyfF vnde g&d vth deme
frede vnde kundige dyk eerlöss vnde f redelös, vnde künde
dyk forder den vogelen fry jn der lucht vnde den deren
— 209 —
jn deme wolde vnde den vysschen jn deme watere, vnde
schalt vp neyner Straten edder stede, de keyser edder ko-
nyngh gefryet hebben , jenigerleye frede edder geleyde hebben ;
vnde vorkundige alle dyne lehen, de du hefst, eren heren
leddigh vnde löss vnd von allen rechten jn alle vnrecht; vnde
is ok eyneme j derenn erlovet over dy, dat nemant an dy
frevelen edder breken kan edder schal, de dy angrypet.
Bambergensis. 14
4.
Romanistische Glosse znr Bambergensis.
14'
Die runde Einklammerung ( ) bedeutet, dafs die Worte xu streichen,
die eckige Einklammerung [], dafs die Worte xuxusetxen sind.
tit. Memorare novissima et in aeternum non peccabis.
t.5 (Am EaQde:) Juramentiiin judicis vel poena legis. (Auf dem
Durchschufe:) Sciat enim judex, quod, sicut judicat homines, ipse simi-
liter judicabitur a Deo: L rem non novam^, et ibi gloss, verb,judi-
cantur^, et Azo in Summa nr. 20, G. de jud,^ et Hostiensis
nr. 10 extra eod, tit.^ et David jpsalm, 81,^ Equidem jurejurando
promittat se facturum secundum quod ei visum fuerit justius
ac melius, Äuthentica hodie^, et ibi glossa 1, G, de judieJ et §
et aequus in catms utrique parti et in puhlieis disdplinis ero,
et ibi denique glossa verb, visum, Authent, jusjuratidwn quod
praestatur ah iis qui administrationes.^
Poena legis: Nam, ut Papinianus respondet, facti qui-
dem quaestio in arbitrio judicantis est, poenae vero persecutio
non hominis voluntati mandatur, sed legis autoritati reservatur,
1) C. 14 §2 de judic. (3, 1): quod non magis alios judicant, quam
ipsi judioantur, cum etiam ipsis magis quam partibus terribile Judicium
est, si litigatores quidem sub hominibus, ipsi autera deo inspectore ad-
bibito causas perferunt trutinandas.
2) Hierxu die Glosse v. judicantur: unde dicitur: Nolite judicare
et non judicabimini; unde et illud: Qua mensura mensi fueritis^ reme-
tietur vobis.
3) Azo, Summa xu C. 3, 1 nr. 20: Praesentia quoque evangeliorum
debet esse apud judicem a principio causae ad finem. Item jurare
debet
4) Hostiensis xu X de jud. (2,1) nr. 10: Debet autem judex
evangeUa a principio usque ad finem coram se tenere, sciturus, quod,
sicut judicat bomines, et ipse judicabitur a Deo.
5) Psalm 82, wo vom gerechten und ungerechten Urteil die
Bede ist.
6) Hodie jurant se faoturos secundum quod eis visum fuerit
justius et melius.
7) Hierx/u die Olosse: justius; adjicias: secundum leges tamen.
8) Novelle 8 (Autb. Coli. 113): Jusjurandum quod praestatur ab
bis, qui administrationes accipiunt: Et aequus in causis utrique parti et
in publicis disciplinis ero. Daxu die Olosse: jurat omnia se acturum
secundum legem ... vel quod est verum, idem in quolibet, ut secun-
dum legem judicare debeat.
— 214 —
/. 1 post princ, ad S, C. TurpüL^, L aliud est fr aus § 1: poena
non irrogatur, nisi quae quacunque lege vel quo alio jure specia-
liter huic delicto imposita est, de verb. sign.^ et in Auth, toto tituh:
in medio litis non fieri sacras*" formas aut sacras*^ jussiones,
sed secundum antiqvMs leges generales Utes deddi, coli. 8,^
adart.6 (Im Text:) Iudex delegatUS. (Im Dnrchschtißs:) 1/. aliud est
frau^s in fin., vers.: poenam autem unusquisque irrogare potesi
cui criminis etc., juncta ibi gloss. in fin., de verborum signif.^
•a (Im Text:) Examinatio diligens. (im DnrchschuriB:) Bartolus
•rt. 10 , ^ ^
l. 2 § St pvbhco ad legem Juliam de adulteriis.^ Ne sub praeci-
piti persuasione** condemnet judex eum, quem culpa non ingravet,
L fin. § fin. C. de modo mulctaru/m quae a judicibus infligun-
tur^, l. hodie licet" '^j ibi glossa 1 et glossa fin., de poenis'^ et
glossa l. fin., verb. vel indiciis^, C. de probaiion.^, ubi glossa:
1) Fr. 1 §4 ad S. C. Turpill. (48, 16): ut Papinianus respondit.
facti quidem quaestio \n arbitrio est judicantis, poenae vero persecutio
non ejus voluntati mandatiir, sed legis auctoritati reservatur.
2) Fr. 131 § 1 de verb. sign. (50, 16): poena non irrogatur, nisi
quae quaque lege vel quo alio jure specialiter huic delicto imposita est.
3) Novelle 113 (Collat. YIIIll): in medio litis non fieri sacras for-
mas aut sacras jussiones, sed secundum antiquas leges generales lites
decidi. Hier keifst es unter anderem: et illud judices nosse opus est^
quia competens est oos et quae adhuc et nunc moventur quaestiones
secundum generales determinare leges.
4) Fr. 131 § 1 de verb. sign. (50, 16) : poenam autem unusquisque
inrogare potest, cui hujus criminis sive delicti executio competit Glosse:
Competit etiam per delegationem.
5) Fr. 2 § 5 ad legem Jul. de adult. (48, 5) : si publice judicio ma-
ritus uxorem ream faciat, an lenocinii allegatio repellat maritum ab
accusatione. Hierxu schärft Bartolus mehrfach genauere Naehfor^
schung und Untersuchung ein.
6) C. 6 § 6 de modo multarum, quae ab judicibus infliguntur
(1,54): Nee putent factu facile esse, ut aut pmecipiti persuasione con-
demnent, quem culpa non ingravat . . .
7) Fr. 13 de poen. (48, 19) : Hodie licet ei, qui extra ordinem de crimine
cognoscit, quam vult sententiam ferro . . . ita tamen, ut . . . modera-
tionem non excedat. Glosse: poenam imponere quam vult levem vel gra-
vem . . . moderationem, alias modo rationem, id est consuetam poenarum
impositionem.
8) G. 25 de prob. (4, 19) : Sciant cuncti accusatores eam se rem
deferro debere in publicam notionem, quae munita sit testibus idoneis
vel instructa apertissimis documentis vel indiciis ad probationem indubi-
tatis et luce clarioribus expedita. Glosse: vel indiciis per se sufficien-
tibus vel cum aliis, cum multa sint; diligentius enim debet fieri ezami*
natio, ubi de hominis salute tractatur.
a) Manuskript : sanas. b) Ms. : praesumsione. c) Ms. : inola,
d) Ms.: judicüs.
— 215 —
vel indidia*' pro se suffidentibics vel cum aliis, cum multa sini,
diligeniius enim debet^ fieri examinatio, ubi de hominis salute
iractatury et L qui sententiam G, de poenis^ et L addictos° de
appeüat,'^] non autem ex praesumptione, verb, satitts^ esse tt. ff.
de poenis l. absentem^, Carol. V. Jnn defs heiligen Beichs pein-
lich Hcdfsgerichtsordnung Art. 6 Bubrica: annehmen der angegeh^
nen vbeltheter von der Obrigkeit vnd Amhfs wegen.
(Am Rande:) Katio, CUT deÜCta puniantur. (im Text:)
Quod autem in hoc aphorismo r^xilariter et in genere
deciditur, poenas nimirum ob maleficia solvi debere, magna ratio
suadet, l. si a reo § id qtiod vulgo de fidejitss. et mandat.^;
quia interest reipublicae: l. locatio § quod illicite in fin. de
puhlic.^ et l. si operis publid C. de poen.^ et in prindpio Inst,
de poena'^ et § sed et maior Inst, de his qui sui vel alieni juris ^^
sicut glossa magna c. cum clamor in fin. extra de testibus et atte-
stationibus^; facit Constitutio supra dicta Caroli V.^^
Satins est absolvere reum, quam condemnare in-
sontem.i^
1) C. 16 de poen. (9,47): Qui sententiam laturus est, tempera-
mentam hoc teneat, ut non prius capitalem in quempiam promat seve-
ramque sententiam, quam in . . . maleficii crimen aut sua confessione
aut certe omnium . . in unum conspirantem concordantemque rei finem
convictus Sit . . . Vgl. S. 219 Note 1, S. 222 Note 6.
2) C. 29 de appell. (7,62): ut ibi diligentius examinetur, ubi contra
hominis salutem per errorem vel gratia cognitoris oppressa putatur esse
justitia . . .
3) Fr. 5 de poenis (48, 19) : nee de suspicionibus debere aliquem
dannari D. Trajanus . . . rescripsit: satius enim esse, impunitum relinqui
facinus nocentis, quam innocentem damnari.
4) Fr. 70 §5 de fidej. (46,1): poenas ob maleficia solvi magna
ratio suadet . . .
5) Fr. 9 § 5 de publ. (39,4): alterum enim utilitas privatorum,
alterum vigor publicae disciplinae postulat.
6) C. 14 de poen. (9, 47): cum non remitti poenam facile publice
intersit, ne ad maleficia temere quisquam prosiliat.
7) Pr. Inst, de poena (4, 16): quod temeritas tarn agentium quam
eorum, cum quibus ageretur, modo pecuniaria poena, modo motu infamiae
coercetur.
8) § 2 I. de bis, qui sui (1,8): sed et m^or asperitas dominorum
ejusdem principis constitutione coercetur.
9) C. 53 X de test. (2, 20). Glosse: publicae utilitatis interest, ne
crimina maneant impunita.
10) C. C. C. art. 150 u. a.
11) Fr. 5 pr. de poen. (48, 19): satius enim esse impunitum relinqui
facinus nocentis, quam innocentem damnari.
a) Ms.: judiciis. b) Ms.: omnis. c) Ms.: jam dictos.
d) Ms,: quia sanctius.
— 216 —
ad Carcer ad custodiam, non ad poenam est desti-
üatus.i
Poenam petere id est aceusare; sine accusatione enim regu-
lariter nemo damnatur, gl. L 2 § penuU. ff,, verb, sine accusatore,
ubi kaee regula multis modis deelaratur, ad L Juliam de adulr
teriis^; de poenae petitione vide tot.^ tu, ff, et C. et extra de
accusatione et G, de iis qui accusari non possunt^] reus tarnen
est, quando accusationi renunciatur, l, si § si negaverint, et ibi
ghssa verb, non audiendv/m et jura per eam aUegata, ff, ad l.
Juliam de adulteriis,^
Aecusatio vel carcer perpetuus. L, (avi) mandatis prin-
dpalibus, et ibi declarat glossa 1, de poenis^ et l, incredibüe est,
juncta ibidem glossa 1^ et glossa l, 1 C, eodem titulo de poenis,"^
Carcer ad continendos homines, non ad puniendos haben debet,
ff,^ aut damnum^ § söhnt (etiam) praesides, et ibi declarat glossa
verb, ad continendos, de poenis,^
ad (Am Rande:) Clam, palam convictus. Impensarum spe-
art* 28
cularumque paritas. (im Durchschuß o Imo clam peocans inter-
1) Fr. 8 § 9 de poen. (48, 19): carcer enim ad continendos homines,
non ad puniendos haberi debet.
2) Fr. 2 § 6 ad leg. Jul. de adult. (48, 5) : Ciaudius Gorgus . . .
etiam sine accusatore lenocinii damnatus est a divo Severe. Ohsse:
sine accusatore, speciale; sie C. de episc. et der. si quis in hoc (c. 10),
idem in crimine suspecti tutoris . . .; idem in charta falsa . . .; idem
in testibus . . .; idem in calumniatore . . .; idem in falso . . .; idem
in notorio . . .
3) Tit. D. de accus. (48, 2); Cod. 9, 2; X 5, 1 ; Cod. 9, 1.
4) Fr. 16(15) §5 ad leg. Jul. de adult. (48, 5): qui se negaverit
acturum, postea non audiendum. Daxu Glosse: quod non tenet trans-
actio vel pactio, ipse tamen, qui fecit, non potest contravenire ... In
aliis criminibus et idem, qui remisit, auditur. Über diese Frage findet
sich eine ausführliehe Verhandlung mit vielen Citaten,
5) Fr. 35 de poen. (48, 19): Mandatis principalibus, quae praesi-
dibus dantur, cavetur, ne quis perpetuis vinculis damnetur. Daxu
Glosse: nemo liber homo damnari debet in perpetuis vinculis.
6) C. 6 de poen. (9,47): Incredibüe est, quod adlegas liberum
hominem, ut vinculis perpetuis contineretur, esse damnatum. Daxu die
Glosse: quia fieri non debet.
7) C. 1 de poen. (9, 47) : Etiam in opus perpetuum damnati non
dissimilis conditionis sunt ab iis, qui deportantur in insulam. Glosse:
uterque sine civitate est . . . primus amitteret libeiiatem, secundus non.
8) Fr. 8 § 9 de poen. (48, 19): Carcer ad continendos homines, non
ad puniendos datur. Glosse: ad continendos, donec de delicto cognoscatur.
a) Ms.: 1. 1. b) Ms.: C. c) Ms.: dominus.
— 217 —
dum magis punitnr, /. offidales, et ibidem glossa verbo clande-
stinis^y de episcop, et clerie,; L fin,, et ibidem glossa, ff. de ritu
rmpt^ et tot. titul. ff. qttod vi aut dam,^
Alia allegatio supra hunc articulum. Probatio:
Nam iura poenam ipso facto imponentia locum nunquam habent,
nisi praecedat declaratio, quod quis eam incurrerit, Beruh. Diax*^
reg. 543. De probatione delictorum plura in § proxim., duobus
numeris seqiteniibtts in § eodem. Notoriis vero aut probatione
indigent^; vide Bartolum in l. scripitis de relig. et sumhtibus
funerum.^
Alia adhuc allegatio supra hunc articulum: Quia non
statim, qui accusatur, reus est, sed, qui convincitur criminosus (est),
ut in fine 15 qicaest. i*^^.^;unde nemo judicandus, nisi vel convictus
vel sponte confessus ; quod si aliter fiat, sententia nulla est, c.eccle-
sia in f., et ibi [gl. et] addit. cid eandem, extra de constiiutionibus ^,
c. nos in quemq., et ibi glossa verb. convictum cum glossa seq., 2 [q.] P;
1) C. 4 de episo. et der. (1,3): quod si clandestinis artibus puta-
verint inrependiun , duas concedant liberis aut si proles defuerit, pro-
pinquis e propria substantia portiones, tertiam sibimet retenturi. Daxu
Glosse: Nota plus puniri clandestinum delictum quam publicum.
2) Fr. 68 de ritu nupt. (23, 2) : si quidem palam fecerit , levius,
si vero clam hoc commiserit, gravius punitur. Dazu die Glosse: plus
delinquit qui clam facit, quam qui palam.
3) Dig. 43, 24.
4) Bernhardus Diaz de Luco, Regulae octingentae numero
cum suis ampliationibus (Lugd. 1546), Reg. 543 : Poenam ipso facto jura
imponentia nunquam babent locum, nisi praecedat declaratio, quod quis
eam incurrerit.
5) Bartolus xu tr. 4 de relig. (11,7) gieht eine ausführliche
Entwicklung über das Notorische : Notorium est illud , quod est ita evidens,
quod latere non potest nee tergiversatione celari et cujus est testis po-
pulus. Manifestum dicitur, quod vulgo dicitur et coram pluribus testibus.
6) C. 5 C. 15 qu. 8: non statim, qui accusatur, reus est, sed qui
convincitur criminosus.
7) C. 10 X de constit. (1, 2): quod a senatore factum fuerat in prae-
judicium monasterii, non conventi nee confessi vel convicti, in irritum
revocantes. Glosse: nemo judicandus etc., wie oben.
8) C. 1 C. 2 qu. 1 : nos in quemquam sententiam ferro non possu-
mus, nisi aut convictum aut sponte confessum. Daxu Glosse: Quatuor
sunt modi convincendi: aut jure, scilicet instrumentis vel testibus, aut
facti evidentia, aut juris interpretatione, ut saepius citatum esse reum
aut violenta suspicione seu praesumptione. Die darauf folgende Glosse
spricht vom confessus.
a) Ms.: Bernh. Bier!!
— 218 —
Äxo in Summa stm nr, 12 C. de poenis^ etHostiensis in Summa
nr, 10 extra eod, iit.^
_f*«- Suspitio et indicia. Von den Sachen, daraus man
redlichen etc.] l. absentem § sed nee de suspidonibus debere
aliquem damnari, et ibi glossa verb. damnari, de poenis^j faeit
glossa Authenticae si quis, in verb, denundaverit , G, ad legem
Juliam de adulteriis^, c. litleras § fin. extra: propter solam sus-
pieionem quamvis vehementem nolumus iUum de tam gravi cri-
mine condemnari, et ibi glossa antepenuU,^ declarat, et c, liiteris
extra de praesumptionibus.^
J^oa Praesumptio. Cum delicta non praesumantur, maxime
ubi de Salute hominis tractatur, L fin., et ibi glossa verb, vel indidis,
C. de probationibus"^, l. merito pro socio^, Petrus Advenas, re-
gula 194*^; plura infra num. 10 § eodem, Quare istorum pro-
bationes luce meridiana clariores esse omnino decet, ut iam dicta
lege fin,, juncta ibidem glossa y vbi declarat, G, de probatA^, L qui
1) Azo ad Cod. 9, 47 de poenis nr. 12: Causa autem diligenter
examinata fertur sententia in convictum vel confessum.
2) HostiensisV de poenis nr. 10: in confessum vel convictum
ferenda est sententia, non aliter . . .
3) Fr. 5 pr. de poen. (48, 19): sed nee de suspicionibus debere ali-
quem damnari. Dazu Glosse: Nota: ex sola praesumptione quem non
damnari.
4) Authent. zu c. 30 ad leg. Jul. de adult. (9,9): si quis ei, quem
suspectum habet de sua uxore, ter in scriptis denunciaverit. Glosse:
non secundum Petrum, quod ex suspicione quis damnatur contra regu-
lam . . . sed die esse praesumptionem adulterii.
5) C.14Xde praesumpt. (2, 23): propter solam suspicionem quamvis
vehementem, nolumus illum de tam gravi crimine condemnari. Glosse:
Eintourf: Vehemens praesumptio pro probatione accipitur. Resp. : quod
non vehemens, sed violenta tantum.
6) C. 12X de praesumpt. (2,23): quod ex hujusmodi violenta et
certa suspicione fornicationis potest sententia divortii promulgari ....
7) C. 25 de prob. (4, 19): Sciant cuncti accusatores eam se rem
deferre debere in publicam notionem, quae munita sit testibus idoneis
vel instructa apertissimis documentis vel indiciis ad probationem indubi-
tatis et luce clarioribus expeditis. Daxu Glosse: Vel indiciis per se
sufficientibus vel cum ahis, cum multa sint; diligentius enim debet fieri
examinatio, ubi de hominis salute tractatur. Vgl. oben S.214 Note 8.
8) Fr. 51 pr. pro socio (17, 2): plerumque credendum est eum, qui
partis dominus est, jure potius suo re uti quam furti consilium inire.
9)Petr. Advenas, Regularum utriusque juris liber I (Venet
1567), Reg. 194: Delictum non praesumitur.
10) Vgl. die Stellen in Note 7.
a) Ms, : Petr. Aven. Regula 149.
— 219 —
sententiam C, de poenis^, L tibi falsi examen indderü C, ad L
Com. de fcUsis,^
Alia allegatio. Sententia[e] ferenda[e] Optimum est con-
stare prius de crimine et pronunciare, l. eiits qui in princ, de
jure fisci^j L qui sententiam etc. de poen.^, c. ecclesia in f., et ibi
glossa verb. rühr, non conventi et verb. nee confessi, extra de
constitutionibus^, c. nos in qusmquum, et ibi glossa 1 cum glossa
seq. et glossa in rub7\ verb. quod autem, 2 q. 1.^
i Accusator temerarius puniendus. Das one redliche
anzeigung niemandts soll peinlich gefragt werden, ut eodem
tituh ff. ad Senatus consultum Turpillianum'^ et C. eodem tit.^,
Inst, de poena temere litig.^
l (Zar Überschrift des Artikels:) PlurCS Una dclinquentes. L. VUU
garis § penul., et ibidem glossa notabil. verbo furti in solidum *,
de furt.'^^y l. item Mela § sed si plures in ff., juncta glossa ibi
1) C. 16 de poenis (9,47): Qui sententiam lalurus est, tempera-
mentum hoc teneat, ut non piius capitalem in quempiam promat seve-
ramque sententiam, quam in adulterii vel homicidii vel maleficii crimen
aut sua conf essione aut carte omnium , qui tormentis vel interrogationibus
fuerint dediti, in unum conspirantem concordantemque rei finem con-
victus Sit . . . Vgl. S. 215 Note 1 und S. 222 Note 6.
2) C. 22 pr. ad legem Cornel. de fals. (9,22): Ubi falsi examen
inciderit, tunc acenima fiat indago argumentis, testibus, scripturarum
coUatione aliisque vestigiis veritatis.
3) Fr. 29 de jure fisci (49, 14): oportet constare prius et de crimine
pronuntiare.
4) C. 16 de poen. (9, 47) oben in Note 1.
5) C. lOX de const. (1,2) Qlosse: conventio sive citatio est prin-
cipium sive fundamentum ordinis judiciarii und nemo judicandus est, nisi
convictus vel sponte confessus. Vgl. S. 217 Note 7.
6) C. 1 C. 2 qu. 1 : Nos in quemquam sententiam ferro non possu-
mus, nisi aut convictum vel sponte confessum. Glosse hierzu: quatuor
sunt modi convincendi: aut iure, scilicet instrumentis et testibus, aut
facti evidentia . . . aut juris Interpretation e . . . aut vielen ta suspicione
seu praesumptione. In der Glosse zur rubrica keifst es unter anderen :
hodie propter solam suspicionem non removetur quis ab administratione.
7) Fr. 1 pr. ad S. C. Turpill. (48, 16): Accusatonim temeritas tribus
modis detegitur et tribus poenis subicitur.
8) Cod. 9, 45.
9) Pr. I. de poena temere litig. (4, 16) : temeritas tam agentium
quam eorum, cum quibus ageretur, . . . coercetur.
10) Fr. 21 § 9 de fürt. (47, 2) : Si duo pluresve unum tignum furati
sunt, ... dicendum est omnes eos fuiii in solidum teneri. Glosse: nee
unum solventem alium liberare.
a) Ids. : nisi biduee ! I
— 220 —
verb. poena, ad L AquilA, l. si quis id § final, juncta L se-
quente de jurisd. omnium judicum^, l. penvl, § final, cum l
seq. ne quis eum qui in jus vocetur vi eanmat^, L 1 C. de
condict. furt.^, c. final., et ibi glossa 1 et glossa in verb. volenies,
23 q. ult.^, et latius declarat Dinus in c. ratihabitionem nr. 14 et
ibi addit. et nr. 15 cum seq. extra de reg. jur. in 6^.^
ad (In margine:) Ubi non doluS. (Auf dem Durchschufe:) Ubi autem
«rt.5$
dolus non est, ibidem neqne delictum (ut supra § 2 nr. 7 mon-
stratum est) neque poena esse potest; l. alivd est fraus in pr. de
verb. sign.'^, l, sandmus in pr., juncta ibi glossa verb. noxia, G.
de poenis.^
ad (Am Rand:) ConfoSSUS. (Auf dem DurchschufiB :) ConfeSSUm SCÜicet
«rt.72a
perseverantem, alias secus, l. 1 § si quis uUro de malefido
1) Fr. 11 §2 ad leg. Aquil. (9,2): Sed si plures servum percusse-
riot, utrum omnes, quasi occideriDt, teneantur, videamus . . . quod si
Don apparet, (näml. cujus ictu perierit) omnes, quasi occiderint, teneri
Julianus ait. Et si cum uno agatur, ceteii non liberantur; nam ex lege
Aquiiia quod alius praestitit, alium non relevat, cum sit poena. Glosse:
bona ratione, quod non liberet unus alium.
2) Fr. 7 §5 de jurisdict. (2,1): si plures fecerint vel corruperint
vel mandaverint, omnes tenebuntur; fr. 8 eod.: adeo quidem, ut non
sufficiat unum eorum poenam luere.
3) Fr. 5 § 3 (nicht §4) ne quis eum (2, 7): si plures deliquerint, in
singulos dabitur, et nihilominus manet, qui exemptus est, obligatus; fr. 6
eod.: Is, qui debitorem vi exemit, si solvent, reum non liberat, . . .
4) C. 1 de cond. f ui-t. (4, 8) : furti quidem actione singulos quosque
in solidum teneri.
5) C. 34 C. 23 qu. 8: Si quatuor aut quinque homines seu etiam
plures contra unum hominem rixati fuerint, quicumque eorum
plagam ei imposuit, . . . ut homicida judicetur; reliqui autem, qui eum
impugnabant, volentes eum intei-ficere, similiter poeniteant. Glosse: hoc
est propter incertitudinem , quia nescitur, cujus ictu periit. Glosse xu
volentes: nam homicidae tales sunt.
6) C. 10 in 6*0 de reg. jur. (5, 12): Ratihabitionem retrotrahi et
mandato non est dubium comparari. Dinus in nr. 16 hierxu: si factum
est contra delinquentem et est condemnatus et satisfecerit sententiae, an
possit agi nihilominus contra ratum habentem vel contra mandantem.
Für die Verneinung u?id für die Bejahung werden neue Stellen an-
geführt.
7) Fr. 131 pr. de verb. sign. (50, 16): Aliud fraus est, aliud poena:
fraus enim sine poena esse potest, poena sine fraude esse non potest. Poena
est noxae vindicta, fraus et ipsa noxa dicitur et quasi poenae quaedam
praeparatio.
8) C. 22 pr. de poenis (9,47): Sancimus ibi esse poenam, ubi et
noxa est. Hierxu die Glosse: noxia = delictum.
— 221 —
faieaiury juncia ibi ghssa in verb, perseveranter, de quaesL^ l. si
confessus fuerit reus*" de austodia et exhibiiione reoi'um^, l Di-
vus, ei ibi glossa fin» circa medium, ibidem^; de criminalibus
autem constat, quod damnatur per confessionem, ut Azo in Summa
sua^ nr. 13 C. de confessis^, c, nos in qnenquam, et ibi glossa
verb. confessum, 2 q,l^ et tot. tituL ff. de confessis^, item tot. titul.,
et ibi Hostiensis in Summa sua nr. 7, extra de confessis.'^
d (Auf dem Rand :) ßesip[i8c]ere errorem. (Auf dem DurchschnCs:)
L. st avtam iuam in fine C. de ingenuis manumissis^, c. qui ea
quae Dei sunt sapiunt in fine, ibi declar. glossa in verb.
ignorat, dist. 38^ et glossa in c. viduas 27 qu. V in f. verb.
manu^ stms^^, ubi dicit: ctim stultu^ punitur, sapiens fit
astutioTj et felix, quem fadunt aliena pericula cautum, et c. si
Gustos § 2, ibi: evigila et exdtatus saltem exequere quod
pressus nunc ignominia disiulisii, 27 q. 1.^^ Error gl. in l. si
1) Fr. 1 § 27 de quaest. (48, 18): Si quis nitro de inaleficio fateatur,
Don semper ei fides habenda est; nonnunquam eaim aut metu aut qua
alia de causa in se confitentnr. Glosse: Perseverauter: alias non esset
damuandns.
2) Fr. 5 de cnstod. reor. (48,3): Si confessus fuerit rens, doneo
de eo pronuntietnr, in vincula publica coiciendus est.
3) Fr. 9 §3 de quaest. (48,18): Nee de statu libero in pecuniariis
causis quaestio habenda est . . . Glosse: at in crimioibus.
4) Azo, Summa xu Cod. 7, 59 nr. 13: In crimiuali tarnen causa
certum est confessum esse damnaudum secundum omnes.
5) C. 1 C. 2 qu. 1 : Nos in queoquam sententiam ferro non possu-
mus, nisi aut convictum aut sponte confessum. Glosse: et est ferenda
sententia in confessum in causa civili ... et etiam in criminali. Vgl.
S. 217 Note 8, S. 219 Note 6.
6) Tit. D. de confess. (42, 2).
7) Tit. X de confess. (2, 18); Hostiensis, Summa hierzu nr. 7:
Utrum in confessum ferenda sit sententia, si crimen confiteatur? sie
secundum omnes.
8) C. 3 de ingen. manum. (7, 14): Si aviam tuam manumissam
postea ingenuam soUemniter constitit, .... filios ejus .... libertatem
non immerito flagitare, si cum peritioribus tractatum habuisses, facile
cognosceres.
9) C. 10 dist. 38: Qui ea, quao Dei sunt, sapiunt, a Deo sapiuntur,
et qui ea, quae Dei sunt, nesciant, a Deo nesciuntur, Paulo attestante, qui
ait: si quis ignorat, ignorabitui'. Quicunque stultus est in culpa, sapiens
erit in poena. Glosse xu ignorat: Intellige de eo, qui contemnit scire
vel de eo, qui de facili scire posset, si habuisset tractatum cum peritis.
10) Glosse xu c. 2 C. 27 qu. 1 in fine: cum stultus punitur, sapiens
fit astutior . . . Felix, quem faciunt aliena pericula cautum.
11) C. 18 § 1 C. 27 qu. 1: evigila et excitatus saltem exequere,
quod pressus nunc usque ignavia distulisti.
a) Ms.: unus. b) Ms.: sivi. c) Ms.: £. L. 1.
— 222 —
quis id § 1 verb, per imperitia/m, et ibi dedarat addiUo ad
glossam, de jurisdictione omnium judicu/m^ et L si adtUterium
§ incestum autem ad L Juliam de adulteriis.^ Neque non con-
sentientes* aut velle, et per consequens nee delinquere videntur,
qui errant, /. nihil consensui § fin., et ibi declarat glossa fin?
et Boerii no, 1 et 2, de reg.jurA, etiam L D. Pitis^ in fine, et
ibi glossa final, ad, L Com, de falsis,^
•d Sufficiens probatio. Dicta l. sententiam, ibidem glossa
verbo sufficiat, C. de poenis,^
»d Inficiatio. L. inde Neratius S haec actio adverstis conftteiv-
•rt. 80 .
tem, et ibi glossa verb, in duplum, ad l, AquiU, l. final,, et ibi
glossa final., de rei vendic.^, Authentica contra, et ibi glossa verb,
facta solutio"", de non num. pec,^
1) Fr. 7 §4 de jurisd. (2, 1): si per imperitiam ve! iiisticitatem . . .
fecerit, non tenetur. Glosse: Nota: imperitiam sive errorem excosari.
Additio hierzu: imperitia excusat a dolo, quod limita verum durante
ignorantia; sed postquam scivit, perseverando constitueretur in dolo.
2) Fr. 39(38) §7 de adult. (48,5): excusari solet sexu vel aetate.
3) Fr. 116 § 2 de reg. jur. (50, 17): Non videntur, qui errant, con-
sentire. Glosse: et die de errore facti; secus si juris, qui nocet.
4) Boerius (Zusätxe %u Dinus in reg. jur.) untersucht in regu-
lam Ignorantia die Bedeutung von error UTid ignorantia und sagt unter
anderem: Adde quod ab ignorantia seu errore juris quis excusatur, ubi
lex est multum dubia.
5) Fr. 31 (lex Divus Pius) de lege Com. de fals. (48, 10): si . . .
per errorem hujusmodi instrumenta proferantur, ignoscatur eis, qui tale
quicquam protulerint. Glosse : si tamen suam innocentiam probant . . .
6) C. 16 de poen. (9,47): Qui sententiam laturus est, temperamen-
tum hoc toneat, ut non prius capitalem in quempiam promat severamque
sententiam, quam . . . aut sua confessione aut certe omnium ... in
unum conspirantem concordantemque rei finem convictus sit et sie in
objecto flagitio deprehensus, ut vix etiam ipse ea, quae commiserit, negare
sufficiat. Die Glosse giebt hierxu weitere Belege, Vgl, S. 215 Notel,
S. 219 Note 1.
7) Fr. 23 § 10 ad leg. Aquil. (9, 2) : haec actio ad versus confiten-
tem competit in simplum, adversus negantem in duplum. Glosse: Nota,
hie ex mendacio quem puniri in pius.
8) Fr. 80 de rei vind.: licet alicui dicere se non possidere, ita ut,
si possit adversarius convincere rem ab adversario possideri, transferat
ad se possessionem per judicera. Glosse: et sie punitur in translatione
possessionis propter mendacium.
9) Auth. %u c. 4 de num. pec. (4, 30): qui propriam scripturam,
qua convenitur, abnegat vel numerationem inficiatur, convictus in duplum
condemnotur, nisi sacramento illato confiteatur ... At si post numera-
a) Ms.: consens Ute. b) Ms.: Prius.
c) Im Ms. eine falsche Gemination,
— 223 —
i Terminus litis criminalis. L. properandum, ibidemque
glossa et Doctores, G. de judidis^, c. 2, et ibi glossa 1, eoctra de
senteniia^ et eo indice Damasus regula 36.^
1 Conchidendum et deliberandum. Consilio ac deli-
.94
beratione omnia facienda esse eonstat ex notatis in l, placet
rationabüis consüii tenore perpenso C. de sacros, eccles.^, l,
humanum'' esse probamus cum L seq, in fine, juncta ibi glossa
verb. obscurius, G. de legibus^, fadt tiiulus totv^ C. de relatio-
nüms^ et c. ne innitaris prudeniiae tuae extra de constitut.'^ et
c. placet dist 65.^
(Zum Holzschnitt:) Absolvens sontem condemnaris insontem. C.
est injusta^ misericordia 23 q. 4"": fadlitas veniae incentivum trir
buit ddinquendi.^
tionis inficiationem praeteadat solutionem: oinnino solidum exigitur,
nee prodest jam facta solutio. Glosse: fingitur non solvisse propter
mendacium.
1) C. 13 de jud. (3, 1): Properandum nobis visum est, ne lites fiant
pene immortales et vitae hominum modom excedant. Die Glosse Pro-
perandum resümiert die bekannte lex. Ebenso Baldus.
2) C. 2 X de seutent. (2, 27) : Jurgantium controversias celeri sen-
tentia terminare et aequitati convenit et rigori. Glosse y wo Parallel-
steilen angeführt werden, unter anderen die 1. Properandum.
3) Damasus, regulae canonicae36: Celeritatem esse amplectendam.
Festinandum est, ne quid tardius justo fiat . . . Ubi autem canon vel
lex dat dilationem, non debet dici mora, sed potius tempus debitum
rebus talibus adscriptum etc.
4) C. 5 de sacros. eccles. (1, 2) : Placet rationabilis consilii tenore
perpenso destricta moderatione praescribere , a quibus specialiter necessi-
tatibus ecclesiae urbium singularium habeantur immunes.
5) C. 8 pr. de legibus (1,14): Humanum esse probamus, si quid
. . . emerserit necessarium, qaod formam generalem et antiquis legibus
non insertam exposcat, id ab omnibus antea tam proceribus nostri pa-
latii, quam gloriorissimo coetu vestro, . . . tractari. C. 9: si quid vero
in isdem legibus latum fortassis obscurius fuerit . . . Hierxu Glosse:
Idem ubicunque est dissensio dominorum.
6) Tit. C. 7, 41.
7) C. 5 X de const. (1, 2): Ne innitaris prudentiae tuae. Prudentiae
suae innititur, qui ea, quae sibi agenda vel dicenda videntur, patrum
decretis praeponit.
8) C. 5 dist. 65: Placet omnibus, ut, inconsulto primate oujuslibet
provinciae, tam facile nemo praesumat, licet cum multis (episcopis) in
quocunque loco sine ejus . . . praecepto episcopum ordinäre.
9) C. 33 C. 23 qu. 4: Est injusta misericordia . . . Facilitas enim
veniae incentivum tri buit delinquendi.
a) Ms.: inhumanum. b) Ms.: injuncta c) Ms.: 33.
— 224 —
»d Difs Reformacion entgegen zu haben] Inde fit, quod
apud Judicium a prineipio litis usque ad finem debeat esse.
Ad (Im Text:) Presentium litigerorum causa audienda et
•rt.98. °
judicanda. (Auf dem Durchschufe:) L. 1 et tot. Utul ff. de requi-
rendis (reis) vel ahsentibus damnandis*^ et tot titul, (7. quo-
modo et qtmndo judex^^ glossa si caicsa verb. jure G, de iransact.^,
l. absentem in pr. ff, de poenis^, l. miles in pr, ad L Juliam de
adulteriis^y l. de unoquoque, ibidemque glossa 1 cum seqiiente, de
re judic.^, l. si qicandam cum Authentica sequenie ^ et l. quam-
vis 1, et ibi glossa verb. presentiam^ Cod, ad legem Jul. de
adulteriis^, fadt l. absentem, ibi deniqice glossa verb. non posse,
C. de acctosat.^, c. 1 in fine, ibi deniqtie glossa final., extra de
caicsa possess. et proprietaiis ^^ et causa^ 3 qu. 9 per totum^\
1) Fr. 1 pr. de requir. vel absent. damn. (48,17): rescriptum est,
ne quis abseos puniatur.
2) C. 1 quomodo et quando judex (7, 43) : Non semper compelleris,
ut adversus absentem proaunties.
3) C. 32de transact. (2,4): sicut jure traditum est. Glosse: Jure:
Presentibus partibus vel una contumaciter absente, sententia scripta et
partibus recitata.
4) Fr. 5 pr. de poen. (48,19): Absentem in cnminibus damnari
non debere divus Trajanus . . . rescripsit.
5) Fr. 12 ad leg. Jul. de adult. (48,5): Miles, qui cum adultero
uxoris suae pactus est, solvi sacramento deportarique debet.
6) Fr. 47 pr. de re jud. (42, 1): De unoquoque negotio praesentibus
Omnibus, quos causa contingit, judicari oportet. Olosse: Presentibus vere
vel interpretative , quia contumaces.
7) C. 15 ad leg. Jul. de adult. (9,9): Si quondam uxor tua . . .
provincia excessit, neque absens accusaii potest . . . Äuthent. Si vero:
Si vero criminis commissi occasione latuerit . . ., jubemus legitimis
edictis a judice vocari eum . . .
8) C. 19 ad leg. Jul. de adult. (9, 9): Quamvis indubitati juris sit . . .
praesentiam accusatoris procedere oportere . . . (In dem gleichen Titel
giebt es xwei leges quamvis , nämlich c. 19 und c. 29 (30), daher hier
l. quamvis I). Olosse: presentiam; aliter enim procedi non deberet.
9) C. 6 de accusat. (9, 2) : Absentem capitali crimine accusari non
posse . . . Olosse: non posse, ut procedatur in causa . . . Interdum
etiam proceditur.
10) C. 1 X de causa poss. et propr. (2, 12): Nee nos contra inau-
ditam partem aliquid possumus diffinire. Olosse: quasi diceret: diffini-
tivam sententiam non possumus proferre ante litem contestatam.
11) Causa 3 qu. 9, x. B. c. 2: Caveant judices ecclesiae, ne absente
eo, cujus causa ventilatur, sententiam proferant.
a) Ms.: absentia damnatorum.
b) Ms.: esse.
— 225 —
tibi tractatur, an aliquis sü accusandus; fadt quoque c. final, in
fi/ne 15 q, 8.^
L, 1 et tot tiiuL ff. de requirendis reis^ et l. absentem, et
ibi ghssa verbo absentem, de poenis^, item tot. titul., et ibi Azo
in Summa stta, C. de requirendis reis^, fadt Anonimus'' re-
gula 26.^
i Nam sine accusatione nee criminis cognitio nee poenae im-
positio procedit, nisi in casibus, quos ad hanc regulam notat et
refert Axo in Summa sua nr. 2 C. de his qui accusare non pos-
sunt^; item condemnandum conveniri et accusari prius debere,
innititur etiam textus c. ecclesia, et ibi ghssa verb. non conventi
et ibi addit. ad glossam, extra de consiiiut.'^
{ (inmarg.:) Discretio poenarum vel poenae impositio.
08 r r r
(Auf dem Durchschufs :) Neque enim eadem omnes poena amei pos-
sunt, l. moris est § sed enim sdendum de poenis.^
1) Es ist die schon mehrfach erwähnte Stelle c. 5 C. 15 qu. 8:
Don statim, qui accusatur, reus est, sed, qui couviacitur, criminosus.
2) Fr. 1 pr. de requir. reis (48, 17) : ne quis absens puniatur.
3) Fr. 5 pr. de poeu. (48, 19): Absentem in criminibus damnari non
debere. Olosse: Nota, absentem non damnari.
4) Cod. de requir. (9, 40) , z.B. c. 1 : Cum absenti reo gravia cri-
mina intentantur, sententia festinari non solet. Azo, Summa ad h. t.
nr. 4 : Definitiva autem sententia ante litem contestatam non est ferenda
in absentem.
5) Gemeint wohl Lectura super titulo de reg. juris (Cracoviae
1537), Reg. 26: Et dicitur judex quasi jus dicens illis, quibus preest aut
qui coram eo de jure disceptant. Es kann aber auch ein anderes ano-
nymes Buch de regulis gemeint sein.
6) Azo ad Cod. 9, 1 nr. 2: In casibus tamen sine accusatore pro-
cedit criminis cognitio et poenae impositio, ut in lenocinio, quod mulier
objicit marito . . et in Charta suspecta apud judicem producta, idemque
in teste . . ., idem forte in suspecto tutore ... et in calumniatore, . . .
idem in notorio crimine, . . . idem in falso . . . (Darauf stüixte man
sich trotx, Innocenx IJIl)
7) C. 10 X de constit. (1,2): quod . . . factum fuerat in praeju-
dicium monasterii non conventi nee confessi vel convicti in irritum revo-
cantes. Olosse: Bene dicit non conventi, quia conventio sive citatio
est principium sive fundamentum ordinis judiciarii. Additio: Unde con-
traria .... locum habent, quando est quaestio inter appellantem et
appellatum. Vgl. S. 217 Note 7, 219 Note 5.
8) Fr. 9 §11 poen. (48,19): Sed enim sciendum est discrimina
esse poenarum neque omnes eadem poena adfici posse.
a) Ms. Amasius.
Barabei^ensis. X5
— 226 —
Poenae impositio. C. sive de [conjugii*'] federe in fin.,
ibi: et poena nulli est^ in ferenda nisi per judicem, junctis tbi
verbis fincdibus: quod eiiam*' de poena homiddii etc., 33 q. 2^
et c. remittuntur peccata drca prim., verbis ibi: puniuntur qtuh
que peccatores per komines sicut per jvdices, 23 q. 5.^
ad (In marg.:) ExeCUtio Seu offitium. (Auf dem Durchschnfe:) L.
urU 117 .
tutorem qui pupilli nomine , ibidem: quia offidi necessitas ex-
cusata esse debei, juncta ibidem addiiione ad textum, ff, de iis
quibtcs ut indign,^, c. si non licet, verb. quasdam vero^, c. miles
cwm multis capitibus seqq. tisque ad titulum 23 q. 5^, item l.
si quis id § 1, ibi: vel ab ipso praetore jussus, et ibi glossa
verb. jussus, de jurisdictione omnium judicum^ et l. non videntur
data § qui jussu judicis aliquid fadt, ibi glossa et Doctores, de
reg.jurJ, c. scriptum, et ibi glossa verbo furtum, 14 q. 5.^
1) 0.4 C. 33 qu. 2 (Zusatz Oratians am Schlufs): et poena nulli
est inferenda, nisi per judicem; generaliter hoc intelligendum est . . Quod
etiam de poena homicidii vel qualibet alia intelligendum est.
2) C. 49 C. 23 qu. 5: Puniuntur quoque peccata per homines,
sicut per judices.
3) Fr. 22 pr. de his, quae ut indign. (34,9): Tutorem, qui pupilli
sui nomine falsum vel inofficiosum testamentum dixit, non perdere sua
legata . . ., quia officii necessitas et tutoris fides excusata esse debei
Addit.: Qui ex necessitate officii testamentum accusat, ab eo quod
proprio nomine meruit, non repellitur.
4) C. 9 C. 23 qu. 5 : Quasdam vero exceptiones eadem ipsa divina
fecit auctoritas, (ut liceat hominem ocoidi) . . . quos Dens occidi jubet,
sive data lege sive ad personara pro tempore expressa jussione, sive
ipse, qui occidit, ministerium debet jubenti, sicut gladius admini-
culum utenti.
5) C. 13 C. 23 qu. 5: Miles, cum obediens potestati, sub qua legi-
time constitutus est, hominem ocoidit, nulla civitatis suae lege reus est
homicidii: immo, nisi fecerit, reus imperii deserti atque contempti est.
6) Fr. 7 §4 de jurisd. (2, 1): Doli mali autem ideo in verbis edicti
fit mentio, quod, si per imperitiam vel rusticitatem vel ab ipso prae-
tore jussus . . . . aliquis fecerit, non tenetur. Glosse: Nota, quod
jussus praetoris excusat.
7) Fr. 167 § 1 de reg. jur.: Qui jussu judicis aliquid facit, non
videtur dolo malo facere, qui parere necesse habet. Glosse: Aut prae-
cepit aliquid exercendo suum officium , aut sicut quilibet privatus. Primo
casu, qui paret, nee in dolo nee in culpa est. Bartolus giebt hierxu
Gitate, unter andern Dinus Jt«* c. 24 in 6*^ de reg. jur.
8) Gemeint ist nicht c. scriptum, sondern der folgende c. dixit,
c. 12 C. 14 qu. 5: Nee Israelitae furtum fecerunt, sed Deo jubenti mini-
a) conjugii fehlt im Ms.; es ist eine Lücke, offenbar konnte dei
Schreiber das Wort nicht lesen.
b) Ms.: C. c) Ms.: verbis finalibus verbis quod autem.
d) Ms. : Die Worte ganz entstellt.
— 227 —
Eemissio ac diminutio poenae]. De poenarum remis-
sione ac diminutione videatur 1 § fin. per totum, Delictum cum
delicto et sie per conseq. poenam cum poena compensari probat
L 2, et ibidem glossa notab, ne quis ewm qui in jus vocabitur^,
L f. § plane*", et ibi glossa verb, dolo compensando, de eo per
quem factum erit qu^minu^^, L viro et uxore, et ibi glossa f.,
sol. matr.^, l, constituius, et ibi glossa poena, extra de poenis^,
Damas, reg, 129^, Aza in Summa nr, 5 de compensationibus ^ ;
plura 1 § fin (no. 31),
(Im Text:) Ne impunita maneant crimina] (Auf dem Durch-
schufs:) Expedit deinde timere poenam, l, si unus ex argentariis
§ pacta qtiae turpem de pact.'^, ne sane^ ad maleficia homines
temere prosiliant, l. si quis forte § si quos"" de poenis^, l, si
qperis G, de poenis ^, sed potius ut inde emendentur, l, si ponae
sterium praebuerunt. Glosse: Hie tarnen ideo excusantur, quia majoris
auctoritate hoc fecerunt.
1) Fr. 2 ne quis eum, qui in jus voc. (2,7): non videri vi eximi
eum, cui sit jus ibi non conveniri. Glosse: paria deliota mutua com-
pensatione tolluntur.
2) Fr. 3 §3 de eo, per quem factum (2, 10): Si et stipulator dolo
promissoris et promissor dolo stipulatoris impeditus fuerit, quominus ad
Judicium veniret, neutri eorum praetor suocurrere debebit, ab utraque
parte dolo compensando. Glosse: Nota, dolum dolo compensari.
3) Fr. 39 sol. matr. (24, 3): ut ea lege, quam ambo contempserunt,
Deuter vindicetur; paria enim delicta mutua pensatione dissolvuntur.
Glosse: Nota, delictum cum delicto compensari.
4) C. 7 X de poen. (5, 37) : cum tamen utraque pars venisse contra
illam (contractum) ex confessione propria convincatur, .... utramque
partem ab ea (poena) reddimus absolutam. Glosse: propter par delictum
neuter incidit in poenam.
5) Damasus, Eeg. can. 129: si in corrigendo sive ignoscendo
hoc solum fiat, bene agitur, ut vita hominum comgatur.
6) Azo, Summa in Cod. IV 31 nr. 5 f.: Item fit compensatio in
"delictis vel negligentiis . . . dolus cum dolo similiter compensari videtur . .
Man vergleiche über diese Litter atur auch Beling, Retorsion und
Kompensation S. 52 f.
7) Fr. 27 §4 de pact. (2,14): Expedit enim timere furti vel in-
juriarum poenam.
8) Fr. 6 §1 de poenis (48, 19): ut exemplo deterriti minus delin-
quant.
9) C. 14 de poen. (9,47): cum non remitti poenam facile publice
intersit, ne ad maleficia temere quisquam prosiliat.
a) Ms.: poen. b) Ms.: suum. c) Ms.: poen.
15*
— 228 —
de poenis^, e. prodest severitas, vers. quia ei pleciendo et ignos-
cendo hoc solum bene agiiur, vi vita Jiominum corrigatur.-
•d (Im Text:) Crimina publical. (imDürdwchufe:) 1. De crimi-
nibus public! judicii patet tot. tiiul. ff. de publids judidis^ cum
multis titulis sequentibus et iit. C. ad l. Juliam majestatis^ cum
aliquot titulis sequentibus et tot. titul. Instit. de public. judi€.\
Constitut. Caroli V.
2. Alia allegatio hujus articuli. Secundum quod judi-
candum; illud iraprimis' observare judex tenetur, ne aliter judicet
[quam] aut legibus aut consuetudinibus aut moribus proditum
est, in pr.y et ibi glossa verb. constitutionibus cwm ghssa seq.,
Inst, de officio judicis^ cum l. 1 circa primum, et ibi glossa 1
et 2, [ubi] de criminibus agi oportet.'^
3. Poena consuetudinis. L. hodie iti fine, juncta ibi-
dem glossa finaliy de poenis^, faciunt ea, quae contineniur ac
declarantur in l. de quibus causis cum aliqttot U. seq. ff. de
legibus^ et Sextus de^ longa consueiudine.^^
Arbitrium judicis in criminibus extraordinariis.
De quo judicis arbitrio textus est et addiiio ad eundeni 1. 1
§ 1, ibi: idcirco causa"" cognita liberum erit arbitrium etc.y de
1) Fr. 20 de poeu. (48, 19): poena constituitur in emendationem
hominum.
2) C. 4 C. 23 qu. 5: et plectendo et ignoscendo hoc solom bene
agitur, ut vita hominum comgatur.
3) D. 48, 1. 4) C. 9, 8. 5) Inst. 4, 18.
6) Pr. I. de off. jud. (4, 17): in primis illud observare debet judex,
ne aliter judicet, quam legibus aut constitutionibus aut moribus pro-
ditum est. Glosse: constitutionibus, scilicet im peratorum; moribus^
id est consuetudine, quae pro lege servatur.
7) C. 1 ubi de crim. (3, 15). Glosse: Quae legibus: publicis. Extra
ordinem: ut privata delicta . . .
8) Fr. 13 de poen. (48, 19): Hodie licet ei, qui exti*a ordinem de
crimine cognoscit, quam vult sententiam ferro . . . ita tarnen, ut in
utroque moderationem non excedat. Glosse: Moderationem ... id est
consuetam poenamm impositionera.
9) Fr. 32 pr. de leg. (1,3): De quibus causis scriptis legibus non
utimur, id custodiri opoitet, quod moribus et consuetudine inductum est. .
Fr. 33 cod.: Diutuma coosuetudo pro jure et lege in his, quae non ex
Scripte descendunt, observari solet. Fr. 34 eod.: Cum de consuetudine
civitatis et provinciae confidere quis videtur . . .
10) Tit. in 6to de consuetud. (1, 4).
a) Ms.: instrivimis. b) Ms.: Sixtus et. c) Ms,: cum.
— 229 —
effract.^, l. hodie^^ l. sanetio legum, juncta ibi ghssa et glossa
verb, poenam, de jpoenis^ et tot, tt, D de extraord, crimin,^, fadt
optime l, nemo martires, juncta ibidem glossa verb. distrahat, C.
de SS Ecclesiis^ et tot. tt. C. de crimine stellionatiis^ et c. de
cattsis et final, extra de officio et potestate jvd. deleg.'^, et pulchre
declarat textus in c. judicet, et ibi glossa, 3 q. 7.®'
i Necare aliter atque aliter]. L. 3 in f., ibi: aut qtialibet
alia poena, et juncta ibi glossa fin. et ibi addit. ad eam, G. de
servis fugit.^, et fadt l. non possunt omnes articuliy et ibidem
glossa 1, de legibus. ^^
d Majestas laesa] Hoc extendo ad majestatem tarn divinam,
de quo copiose Joan. Berberius in viatorio seu directorio^
juris pari. Iruh. de crimine lesae majestatis et circa prindpium^^,
et multo copiosius tradii Jod. Damhouderius in praxi rerv/m
\) Fr. 1 §1 de effract. (47,18): quibus nulla specialis poena re-
scriptis principalibus imposita est; idcirco causa cognita liberum erit
arbitrium statuendi ei, qui cognoscit;
2) Bas vielerwähnte fr. 13 de poen. (48, 19).
3) Fr. 41 de poen. (48,19): Sanetio legum, quae novissime cer-
tam poenam irrogat, . . . . ad eas species pertinere non videtur, quibus
ipsa lege poena specialiter addita est. Glosse : poenam sc. judicis arbitrio
inductam , ante tarnen est incerta id est extraordinaria.
4) Tit. D. de extraord. cogn. (47, 11).
5) C. 3 de SS. eccl. (1,2): Nemo martyres distrahat, nemo mer-
cetur. Glosse: Quid ergo, si contra factum fuerit. Resp.: extra ordi-
nem punientur.
6) Tit. C. de crim. stellion. (9, 34), x. Ä c. 3: Stellionatus accusatio
inter crimina publica non habetur.
7) C. 4 X de off. et potest. jud. deleg. (1, 29): si tale fuerit negotium,
quod certa exinde poena in canonibus exprimatur, eandem infligas; alio-
quin ipsos pro delicti qualitate et causa secundum tuum arbitrium punire
procures. C. 43 eod.: injungere poenitentias.
8) C. 4 C. 3 qu. 7: Bonus judex nihil ex arbitrio suo facit et do-
mesticae proposito voluntatis. Glosse: tenetur sequi opinionem suam,
sed non voluntatom.
9) C. 3 de serv. fugit. (6,1): aut pede amputato debilitentur aut
metallo dentur aut qualibet alia poena adficiantur. Glosse: alia poena,
scilicet simili vel extraordinaria.
10) Fr. 12 de legib. (1, 3): is qui jurisdictioni praeest, ad similia pro-
cedere atque ita jus dicere debet. Glosse: tertio procedant de similibus
ad similia.
11) Johannes Berberius, der bekannte Südfranxose^ Verfasser
des Viatorium seu directorium juris {im 15. Jahrh.). ParsI, Anfang:
longa gravius est aeternam quam temporalem laedere majestatem.
a) Ms.: 5 q. 1.
b) Ms.: Barbarius in viatorio triderectario.
— 230 —
criminalium c. 61*' ruh, de crimine laesae majesiatis divinae^
et Constüutio Caroli V,
quam temporalem, de quo verba dantur in ff. et G. tot tituL
ad legem Juliam majestatis, C. iit. si quis imperatori maledixerii^
et in publids etiam judidis^, extravagant, tu. quomodo in laesae
majesiatis crimine jprocedaiur^ cum seqv£nte tiiulo qui sint re-
helles collatll^, c. si quis cum miliiihus cu/m c. seq. 6 q. 1.^
Ärt'i28 Falsum]. Ad l Gomeliam de falsis ei de SC. Liboniano^^
item C. tu. ad l. Corneliam de falsis cum irOms seqq. titulis de
iis qui sihi adscrihuni in tesiamenio, iit. de falsa moneia et tit.
de mutai. nominis ibidem '^ et § item lex Cornelia de falsis Inst
de jmhlids judiciis^, item extra tt. de crimine falsi^, extravagant.
Joan. Constitution, tt. 10 rühr, de crimine falsi^^ et extravagant,
commun. lih. 5 ruh. de crimine falsi.^^ Item Constit.^^
•d De injuriis vel famosis libellis] ff. tot. tt. de injuriis
et famosis libellis '^^ et C iit. de injuriis cum seq. tt. de famosis
libellis ^^, item Insiii. de injuriis ^^, item extra iiiulo de injuriis et
damn. dai.^^ ei exira eodem it. in 6^^'^, item ca. [5 qu.] 1 per totum.^^
1) Jodocus Damhouder, Prax. rer. crimin. c. 61 rubr. 1: Gra-
vissimum et omnium criminum maximum est crimen laesae majestatis
divinae, cum longo gravius sit, aetemam quam temporalem offendere
majestatem.
2) Tit. D. ad leg. Jul. majest.48,4, tit. C.9,8, tit. C. 9, 7.
3) Fr. 1 de publ. jud. (48, 1), wo die lex Julia majest. mit auf-
gexählt ist.
4) Extravagantes, auch als coUatio XI bexeichnet, die Qesetxe
Heinrichs VII.: Quomodo in laesae majestatis crimine procedatur, ufid:
Qui sint rebelies.
5) C. 22 C. 6 qu. 1 (es ist die lex quisquis) und c. 23 eod. : ex-
cepta tantum majestatis causa, in qua sola omnibus aequa conditio est
6) Tit. Dig. 48, 10.
7) Tit. Cod. 9, 22— 9, 25.
8) § 7 I. de publ. jud. (4, 18): Item lex Cornelia de falsis, quae
etiam testamentaria vocatur, poenam irrogat ei, qui testamentum vel
aliud instrumentum falsum scripserit, signaverit, recitaverit, subjecerii
9) Tit. X de crimine falsi (5, 20).
10) Extravagantes Joannis XXII. tit. 10 de crimine falsi.
11) Extravagantes communes 5, 6 de crimine falsi.
12) C.C.C. 107. 108. 111. 112.
13) Tit. D. 47, 10. 14) Tit. C. 9, 35 und 9, 36.
15) Tit. I. de injur. (4, 4). 16) Tit. X de injur. (5, 36).
17) Tit. in 6to de injur. (5,8). 18) C. 5 qu. 1.
a) Ms.: si. b) Ms.: pro eodem.
— 231 —
Adulteriuml L, aum vir nuMt ad L Juliam de adulteriis^y
41 ^
Bartolus l. si adulterium ff, eodem^, ff, et C. ad l, Juliam de
aduUeriis^ et C, tüuL si quis eam <MJus iutor fuerit etc, cum
seq, tu, de mulieribus qtcae se propriis*' servis,^ Item in Autherir
tic, tt.: ut liceat matri et aviae collat, 8^ et tt, ut nulli judicum
coU. 9^ et § item lex Julia de adulteriis coercendis Inst, de publids
judidis'^ et extra tt. de adulteriis et stupro^ et causa 32 q, 1
cum seqq.^
I De raptoribus, vi publica et privata] ff, tt, ad legem
Juliam dO' vi publica et seq. tt, ad legem Juliam de vi privata^^
et l, hoc jure utimur in princ., ibidemque glossa et Doctores, de regul.
jur,^\ tot» C. tt, ad legem Juliam de m publ,^ vel priv,^^ et tit,
de seditiosis et de iis qui plebem contra rempublicam audent
colligere^^ et tt, de raptu virginum seu mdumru/m^^ et § item
1) C. 30(31) ad leg. Jul. de adult. 9, 9: Cum vir nubit in feminam,
femina vires projectui'a quid cupiat, ubi sexus perdidit locum ....
jubemns insurgere leges, armari jura gladio ultore, ut exquisitis poenis
subdantur infames . . .
2) Fr. 39 (38) pr. de adult. (48, 5) : si adulterium cum incestu com-
mittatur, . . . mulier similiter quoque punietur. Bartolus spricht hier
von adulterium, stuprum, incestum tmd namentlich von der Behandlung
der Idealkonkurrenx.
3) Tit. Dig. 48,5, Cod. 9, 9.
4) Tit. Cod. 9, 10 und 9, 11.
5) Nov. 117 c. 8: oportet virum prius inscribere mulierem aut etiam
adultorum.
6) Nov. 134 0. 10: si quando vero adulterii crimen probetur, jubemus
iUas poenas peccantibus inferri, quas Constantinus divae memoriae dis-
posoit.
7) § 4 I. de publ. jud. (4, 18) : Item lex Julia de adulteriis coercendis,
quae non solum temeratores alienarum nuptiarum gladio punit, sed etiam
eos, qui cum masculis infandam libidinem exercere audent.
8) Tit. X de adulteriis et stupro (5, 16).
9) Causa 32 qu. 1—7, Causa 33 qu. 1 und 2.
10) Tit. D. 48, 6 und 48, 7.
11) Fr. 152 de reg. jur. (50, 17): Hoc jure utimur, ut, quidquid
omnino per vim fiat, aut in vis^publicae aut in vis privatae crimen in-
cidat. Glosse: Vis alia publica, ut cum armis, alia privata, ut sine
armis; de prima est poena deportatio et omnium bonorum amissio; de
secunda relegatio cum amissione tertiae partis omnium bonorum. Bar-
tolus: Hoc est verum in violentia ablativa, compulsiva seu expulsiva.
12) Tit. Cod. 9, 12.
13) Tit. Cod. 9, 30.
14) Tit. Cod. 9, 13.
a) Ms,: proponunt. b) Ms.: de rei publ.
— 232 —
lex Julia de vi Insiit. de puhl. jud.^, in Authentie, tit, de raptis
mulierüms quae raptoribus nubunt^ et tt de raptoribus, incevr
diariis et violatoribus ecclesiarum^ ; item 16 q. 6 et 7, 36 q. 1
cum seq., Constit. Caroli F.*
•ri\u Straff der Nottzucht] L. 1 § qui puero*^ de exlraordi^
nariis eriminilnis.^
wk Dolus improbae voluntatis. L. eum qui duas C.^ de \
adulieriis^] Quoniam dolus, qui vult maleficio prodesse, 1. 1 in
princ. de dolo malo'^, l. non fraudantur § 1, et ibi glossa verb.
nemo, de regul. juris ^, non*" patrocinari debet, c. sedes in fine
extra de rescriptis^; est voluntas, quae quidem maleficmm distin-
guit, /. qui injuriae causa januam^ in princ, de furtis^^, L 1 C.
ad legem Corneliam de sicariis^^ et § placuit, ibidem glossa verbo
1) §8 I. de publ. jud. (4,18): Item lex Julia de vi publica seu
privata adversus eos exoritur, qui viin vel armatam vel sine armis com-
miserint.
2) Nov. 143: capitis subjecisse supplicio uon tantum raptores,
verum comites etiam eorum nee non alios, qui eis auxilium . . . con-
tulisse noscuntur.
3) Tit. X 5, 17.
4) C. 16 qu. 6 und 7, C. 36 qu. 1 und 2; C. C. C. 118.
5) Fr. 1 §2 de extraord. crim. (47,11): Qui puero stuprum ab-
ducto ab eo vel comipto comite persuaserit aut mulierem puellamve
interpellaverit quidve impudicitiae gratia fecerit, . . . perfecto flagitio
punitur capite.
6) C. 18 ad leg. Jul. (9, 9) : Eum , qui duas simul habuit uxores , sine
dubitatione comitatur infamia; in ea naraque re non juiis effectus . . .
sed animi destinatio cogilatur.
7) Fr. 1 pr. de dolo malo (4, 3) : Hoc edicto praetor adversus varios
et doloses, qui aliis offuerunt calliditate quadam, subvenit, ne vel illis
malitia sua sit lucrosa vel istis simplicitas damnosa.
8) Fr. 134 § 1 de reg. jur. (50, 17): Nemo ex suo delicto meHorem
suam condicionem facere potest. Glosse von nemo bringt Belege,
9) C. 15 X de rescript. (1,3): quia fraus et dolus ei patrocinari
non de beut.
10) Fr. 54 (53) pr. de fürt. (47, 2) : maleficia voluntas et propositum
delinquentis distinguit.
11) C. 1 § 1 ad leg. Com. de sicar. (9, 16): Crimen enim contrahitar,
si et voluntas nocendi intercedat. § 7 I. de obl., quae ex delict, (4, 1):
Placuit tarnen eos . . . ita furtum committere, si se intelligant id invito
domiDO facere, .... quia furtum sine affectu furandi non committitur.
Glosse: quia voluntas distinguit maleficia.
a) Ms.: de verbo. b) Ms.: ff.
c) Ms.: aut. d) Ms.: aut hoc.
2SS
De incendic'. Ti l-onomm ripiomin]. Kipia* bcw
ornm. ff. ioi. rfj«i n ?*':>fii»rw#» rapton^m rj^w ä^, ffi <?/ «iirinwiÄk^.
•itiM. f\aHfrii.^kf €i^.: ii^m C. iit ri honorem ra§n<yrf/m: iifm
ist. eodem iit^^h.^
HomicidiTiiE. De sicar. et veneficiis. Deliotum
rescens.] L. am faeia § f.. ej ihi ph^ssa verK ;$^tr/>^)^«rM^ ,<7J((ic^M^
1( Co dist.56: in Toluntate Dascenüs caosa vmcvrau «st »t>));i^
itataiD.
2) Fr. 44 {43) ad leg. Juliam de adolt. ^48. 5): S «x le^^ i^^pudium
issam non sit et ideiroo mulier adhoc nupta esse videatur. tarnen« si
lis eam usoiem duxeiit. adolter oon est . . . qoia adalterium « « «
ne dolo malo non committitiir. Gl&ssc: duxerit^ cr^ens eam repu«
atam ledtime. Xon committitnr: id est oonsoieotia maritali^ thori«
3) C. 2C) ad leg. JoL de adolt. {9.9): non etiam earum« <^uae per
m stapro comprehensae sunt , inrepiehensam Tolontatem I^res ulci^euntur
. . Bartolns sagt dies nicht; aber Baldus erklärt %m c/iV^svt i^iSfd^;
3lle Tolontatem de medio, et omnis actus est indifferens,
4) Fr. 7 ad leg. Com. de sicar. (4S, 8): In lege Cornelia dolus
ro facto accipitor: neque in hac lege culpa lata pro dolo ai'cipitur.
■losse: Culpa lata: ut in tantum puniatur culpa ut dolus. Fr. 14 eod«:
ivus Hadrianus in haec verba rescripsit: in maleficüs voluntas spcctatur^
)n exitus.
5) Fr. 23 de fürt (47, 2): Irapuberem furtum facere |.>osse, si jam
)li capax sit. Glosse: Capax sit: veluti si sit proximus pubertati.
eneri eum: cum non est doli capax.
6) Fr. 51 pr. pro socio (17, 2): Merito autem ao^ectum est, ita demum
irti actionem esse, si per fallaciam et dolo malo amovit, quia, oum
ne dolo malo feoit, fnrti non tenetar.
7) C. IX de delict pueror. (5,23); Pueris grandiusculis poooatum
3lunt attribuere quidam. Glosse: grandiusculis id est doli oapaoibus.
inocenx: Aetas enim excusat
8) Tit D. 47, 8 und 47, 9; tit C. 9, 33; Inst 4, 2.
a) Ms.: mente.
— 234 —
seq,, de poenis^ et glossa in c. poetiae, verb, exasperandae, de
poeniteniia disL 1,^
Homicidium. ff. iit ad L Corneliam de sicariis cum seq.
tu. ad legem Pompeiam de parrieidiis.^ Item C. ad legem Cor-
neliam de sicariis cu/m seq. tu. de iis qui parentes vel liberos
ocdderunt, et tit. de makfids et mathem.^ Item Authent. tt. de
mandat. princ. § deinde competens, verb. homiddia auiem*-, coU
lat. 3.^ Item in § item l. Cornel. de sicariis, § seq. Inst, depubl.
jvdic.^ Item extra de his qui filios ocdderunt, cum tit. de infantibus
et languidis expositis et ruh. de torneamentis.'^ Item c. si quis
deinceps cum aliqitot cc. seqq. usqus ad c. si quis servum 17^^ q. vU.
et 23 q. 1 cum seqq. 4 quaest. per tot. et quaest. vlt. ibidem.^
Mulieri enim parcitur et in carcerando, /. 1 de officio diver sorum
judicum^^ et Äutheniica hodie G. de custodia reoru/m^\ Decius l
femina£ num. 12 cum duobus numeris seqq. de reg.jur.^^, Socinus
1) Fr. 16 § 10 de poen. (48, 19): Nonnunquam evenit, ut aliquorum
maleficiorum supplicia exacerbentur, quotieDS nimium multis personis
grassantibus exemplo opus sit. Olosse: poenae crescunt ex personis
quorundam maleficiorum sive malef actorum , ut alii terreantur. Und:
multis: plures tamen remanent alii non delinquentes, alias si isti sunt
plures; detrahendum est severitati, ubi multorum strages jacet.
2) C. 18 de poenit. dist. 1 : Poenae legum interpretatione moUiendae
sunt potius, quam exasperandae. Olosse: exasperandae: nisi ex causa
propter multitudinem.
3) Tit. D. 48, 8 und 48, 9. 4) Tit. C. 9, 16 und 9, 17; 9, 18.
5) Nov. 17 0. 5 {nicht y wie citiert c. 4): Homicidia autem . . . ita cum
vehementia corriges . . ., ut paulatim supplicium alios omnes faciat salvos . . .
6) § 5 Inst. 4, 18: Item lex Cornelia de sicariis, quae homicidas
ultore ferro persequitur. § 6 eod. : Alia deinde lex asperrimum crimen
nova poena persequitur, quae Pompeja de parricidiis vocatur.
7) Tit. X 5, 10. 11. 13.
8) C. 22 — 38 C. 17 qu. 4 enthalten eine Reihe schwerer Straf-
rechtsbestimmungen, namentlich wegen Mordes , Vergewaltigung usw,
9) C. 23 qu. 1 — 5 und!. Es sind die bekannten „Kriegsartikel"
des Dekrets.
10) C. 1 de off. div. jud. (1,48): Nemo judex officialem ad eam do-
mum, in qua mater familias agit, cum aliquo praecepto existimet esse
mittendum, ut eandem in publicum protrahat.
11) Auth. „hodie*' zu c. 3 de cust. reor. (9, 4) aus Nov. 134 c. 9:
Hodie novo jure nullam mulierem pro pecunia fiscali . . . aut pro cri-
mine quolibet modo in carcerem mitti aut includi aut custodiri conoedimus.
12) Decius, Reg. jur. reg. 2 (lex feminae) nr. 72: mulier non po-
test carcerari et hoc habet locum in honestis mulieribus; nr. 73: et hoc
verum est, nisi esset in matrimonio, quia propter honorem matnmonii,
licet inhoneste vivat, non potest carcerari; nr. 74: fallit in muliere obli-
gata pro administratione tutelae.
a) Ms.: omnia, b) Ms.: 1 (statt 17).
— 235 —
7-egida 229. fall. 2\ et in puniendo: fadi l. si aduUerium § 1,
Tjerb. incestimi atäem, et ibi notabil. glossa verb. sexu, ad l.
Miam de adtUieriis^, l. quisquis § ad filias, ibi: mitior drca
eas, cum § uxores C. ad l. Juliam majestatis^*, fadt l. fin,,
juncta ibi glossa verb. gladio^, cum Äuihentica sed hodie in princ.
G. ad l. Juliam, de adulteriis ^, facit c. ubicumque extra de poom ®,
l. si dominus, ibi glossa verb. violationemy de iis qui sunt
sui vel cd. jur.'^, l. capitalium § söhnt, juncta glossa verb. ad-
moniti c/wm glossa seq. et jurihus per eam citatis ^, et § grassatores
de poenis^, l. 3 § si plures^^, l. 7io7i omnes § desertor, et ibi
glossa verb. iterum deserendo, de re militari ^^, l. i, et ibi glossa
verb. defuturae, uMAccursius dicit: iterado poenam äuget, ff. de
jure patronatus^^y l- 3 § f., et ibi glossa final, notab. verb. vel
1) Socinus, Aureaeregulae229, fallent. 2: fallit propter utilitatem
personae; nam licet mulier non possit carcerari, tarnen mulior vilis
potest . . .
2) Fr. 39 § 7 de adult. (48, 5) : incestum autem . . . excusari solet
sexu . . . Glosse: quia mulieribus est permissum jus ignorare.
3) C. 5 § 3 ad leg. Jul. majest. (9,8): Mitior eniin circa eas debet
esse sententia, quas pro inürmitate sexus minus ausuras esse confidimus.
§5 Uxores . . . recuperatas dotes . . .
4) C. 29 (30) §4 ad leg. Jul. de adult. (9,9): Sacrilegos autem
nuptiarum gladio puniri oportet. Glosse: Gladio tarn in mare quam in
femina, sed in femina corrigitur et alia poena imponitur.
5) Autli. „Sed hodie" xu c. 30 ad leg. Juliam de adult. (9, 9) atis
Nov. 134 c. 10: Sed hodie adultera verberata in monasterium mittatur.
6) C. 4 in 6*0 de poen. (5, 9) : TJbicunque alicui et ejus filiis seu
posteris . . . poena imponitur . . ., poena ipsa eos tantum adficit, qui
per masculinam, non per femininam lineam descendere dignoscuntur . . .
7) Fr. 2 de his, qui sui vel alieni juris sunt (1,6). Glosse: vio-
lationem: hoc casu dominus compellitur ad manumittendum.
8) Fr. 28 § 3 de poen. (48, 19): qui si amplius nihil admiserint nee
ante sint a praeside admoniti, fustibus caesi dimittuntur . . . nonnunquam
capite plectendi, scilicet cum saepius seditiose et turbulente se gesserint.
Glosse: Admoniti: nam tunc gravius; Cum saepius: hier eine Reihe
Belege.
9) Fr. 28 § 10 de poen. (48, 19): Grassatores . . . proximi latro-
nibus haben tur. Et si cum ferro adgredi et spoliare instituerunt, capite
puniuntur, utique si saepius atque in itineribus hoc admiserunt.
10) Fr. 3 §9 de re milit. (49,16): sed tironibus parcendum est;
qui si iterato hoc admiserint, poena competenti adficiuntur.
11) Fr. 5 §3 eod.: ex prima desertione restitui potest, iterum dese-
rendo capite pimiendus est. Glosse: Iterumdeserendo: secundo, et
sie ex consuetudine.
12) Fr. 1 de jure patron. (37,14): tantummodo castigari eum sub
comminatione aliqua severitatis non defuturae, si rursnm causam que-
relae praebuerit Glosse: nam iteratio äuget poenam.
a) Ms.: de adult.
— 236 —
tertio in f., C. de servis fugit^, l. servos § 1, verh, viles autem,
et ibi ghssa notab. verh, sae/pvus, C, ad l. Juliam de vi publica
et privata.^
•d De infantibus expositis; affectio] L. capitaliimi §
omnia ff, de poenis^, facit totus tit. ff, ad legem Pompeiam de
parriddiis^ et l. si quis, ibidemque ghssa verh, aut omnino
affectionisj C. de iis qui parentes vel liberos occiderunt^, § alia
deinde lex asperrimum Instit, de 'puhlids judiciis,^
ad Successores delinquentis. Delinquentes, qui sibi
ipsi mortem consciscunt] Vnde infertur bona ad heredes vel
alios successores minime transire, l. si poena'^, l, crimen pater-
num de poenis^, l. generali mandato § fin., et ibi ghssa fin,, de
ritu nuptiarum^y l. res uxoris.^^
1) C. 4 § 1 de serv. fugit. (6, 1) : sin vero seoündo vel tertio eum
susceperit, praeter ipsum duos vel tres alios vel praedictam aestima-
tionem pro unoquoque domino repraesentet. Glosse: nota, hio ex ite-
ratione delicti augeri poenam.
2) C. 8 §2 ad leg. Jul. de vi (9, 12): Viles autem infam esque per-
sonae et hi, qui bis aut saepius violentiam perpetrasse convincentur,
constitutionum divalium poena teneantur. Glosse : Nota plus puniri sae-
pius delinquentem.
3) Fr. 28 § 8 de poen. (48,19): Omnia admissa in . . ., patrem,
propinquum, maritum, uxorem ceterasque necessitudines gravius vindi-
canda sunt, quam in extraneos.
4) Tit. D. 48, 9.
5) C. un. de bis, qui parentes (9, 17): si quis in parcntis aut filii
aut omnino affectionis ejus, quae nuncupatione parricidii continetur, fata
properaverit . . ., poena parricidii punietur. Glosse: Aut omnino affectionis,
id est afPectatae personae ejusque parricidii etc., quales sunt parentes et
liberi in infinitum.
6) §6 I. de publ. jud. (4,18): Alia deinde lex asperrimum crimen
nova poena persequitur, quae Pompeja de parricidiis vocatur.
7) Fr. 20 de poen. (48, 19): Si poena alicui irrogatur, reoeptum est
commenticio jure, ne ad heredes transeat.
8) Fr. 26 eod. : Crimen vel poena paterna nullam maculam ülio in-
fligere potest.
9) Fr. 34 §3 de ritu nupt. (23, 2): Quaesita dignitas überis proptei
crimen patris auferenda non est. Glosse: quia filius non portat iniqoi-
tatem patris.
10) C. 24 de don. inter vir. et ux. (5, 16): Res uxoris, quae vel suc-
cessione qualibet vel emptione vel largitione viri in eam ante reatum
jure pervenerant, damnato ao mortuo ex poena marito . . . illibatas esse
praecipio.
— 237 —
Si quadrupes* pauperiem fecisse dicatur. Damnum
vel (quod) delictum] ff. tit.ad legem Aquiliarrij item C. et Instit,
de lege Äquilia et extra tit. de injuriis^, de quibus delictis videatur
ff. et Instit. si qitadrupes pauperiem fecisse dicatur^, l. si vitium
§ 1 cum multis legilms seqq. ff. de aedilido edict.^^ Item de his
qui dejecerint^, item ff. et C. et Instit. iitul. de noxal. act. ^ et
Inst. tot. tu. de obligat, qicae ex delicto.^
I Necessitas] L. illicitas § fin.y et ihi notab. glossa verb.
necessitatem, de officio prassid.'^ Nam quod non licitum est lege,
necessitas, quae alias legem nullam habet, glossa l. unica, verb,
eapedire, ff. de offic. consulis^ et glossa c. qitod non est licitum
verb. necessitas extra de reg. jur.^ et Decius in lege quae
propter necessitatem nr. 1 de reg. jur.y licitum facit, dict. regula
quod non est licitum extra de reg. jur.^ Secus vero est, si
quis ipse sibi necessitatem imposuerit, quoniam tunc minime
excusabitur, /. si fideju^sor § si necessaria satisdatio, et ibi glossa
verb. necessitatem, qui satisdare cogantur^^, fadt l. quod quis
1) Tit. D. 9, 2; Cod. 3, 35; Inst. 4, 3; X 5, 36.
2) Tit. D. 9, 1 ; Inst. 4, 9.
3) Fr. 4 §1 de aedil. edicto (21,1): si vitium corporis usque ad
animum penetrat . . .
4) Tit. D. de his, qui effuderint vel dejecerint (9,3).
5) Tit. D. 9, 4; Cod. 3, 41; Inst. 4, 8.
6) Tit. Inst. 4, 1.
7) Fr. 6 § 9 de officio praes. (1, 18): Praeses provinciae si multam,
quam in*ogavit, ex praesentibus facultatibus eorum, quibus eam dixit,
redigi non posse deprebenderit, uecessitate solutiouis moderetur repre-
hensa exactorum illicita avaritia. Glosse : Necessitatem: Nota , ratione
necessitatis poenam remitti.
8) Fr. un. § 1 de off. consul. (1, 10): si qua ex causa coUega manu-
mittere non poterit infirmitate vel alia justa causa impeditus, collegam
posse manumissionem expedire senatus censuit. Glosse: et sie nota, quod
necessitas non habet legem, cessat lex, ubi venit necessitas.
9) C. 4 X de reg. jur. (5, 41): Quod non est licitum lege, neces-
sitas facit licitum. Glosse: Hoc ideo dicit, quia necessitas legi non sub-
jacet. Decius, De Reg. jur. reg. 122, nr. 1 führt die verschiedenen
Stellen an, dafs necessitas non habet legem und: quod non est licitum
in lege, necessitas facit licitum.
10) Fr. 7 § 1 qui satisdare (2, 8) : neque enim meretur, qui ipse sibi
necessitatem satisdationis imposuit. Glosse: Nota, non succurritur ei,
qui se ipsum in necessitate ponit.
a) Ms.: quadrustes. b) Ms.: de eodem 1. edict.
c) Das Ms. wiederholt xum Teil das Citat aus Decius (Gemi-
nation).
— 238 —
ex culpa sua de reg. jur,^ et c, damnum*' quod quis stia culpa
extra de reg. jur. in 6^.^
»d Metus; vis. NB. legitimam defensioneml Inn einer
art.165 ^
Nothwher darf keiner wartten, biss er geschlagen wirdt, Sonn-
der mag wol vorkommen; quia melius est praevenire, quam
praeveniri, et nemo tenetur expectare primum iotum, l. 1 et l. si
rnulier in princ. , et ibi glossa 1, tot. titul. ff. de eo qvod metus
causa^, facit. l. nee timorem^^ et ea quae tradit Decius l. in
Omnibus caiisis de reg. jur.^ Item vide de hoc tot. iit. C. de iis
qui vi metusve causa et tot. tit. extra eodem.^
«d_ Innocentia] Quod enim legitime factum est, nuUam poe-
art* 171
nam meretur, /. nem^o damnum, ibi glossa etDoctores, de reg. jur. '^,
l. Grachus circa p\ C. ad legem Juliam de adulteriis^, l. san-
cimus C. de administratione tutorwn^, l. unica C. de expms.
puhl. lud.^^"" et c. deinde ponitur in finCy ibidem: quia quicquid
bene gestum, dist. 26.^^ Sicut e contra: quicquid meretur poenam,
factum legitime non est: l. 1 de his qtme non pro scripio haben-
1) Fr. 203 de reg. jur. (50, 17): Quod quis ex culpa sua damnum
sentit, non intelligitur damnum sentire.
2) C. 86 in Gto de reg. jur. (5, 12): Damnum, quod quis sua culpa
sentit, sibi debet, non aliis, imputare.
3) Fr. 1 quod metus causa (4, 2) : quod metus causa gestum erit,
ratuni non habebo; fr. 21 pr. eod.: quia hunc sibi metum ipsa infert.
Glosse: non succurri ei, qui ae in necessitatem posuit.
4) Fr. 7 pr. quod met. causa (4, 2) : nee timorem infamiae hoc
edicto contineri.
5) Fr. 39 de reg. jur. (50,17). Hierxu sagt Decius: Et sie vi-
detur, quod metus debeat considerari secundum conditionem personae.
6) Tit. Cod. 2, 19 (20); tit. X 1, 40.
7) Fr. 151 de reg. jur. (50,17): Nemo damnum facit, nisi qui id
fecit, quod facere jus non habet. Glosse : Pone in magistratu, qui dedit
damnum alicui contumaci, non tenetur.
8) C. 4 ad leg. Jul. de adult. (9,9): si ejus conditionis fuit, ut
per legem Juliam inipune occidi potuerit, quod legitime factum est,
nullam poenam meretur.
9) C. 25 §1 de admin. tut. (5,37): non enim debet, quod rite et
secundum leges ab initio actum est, ex alio eventu resuscitari.
10) C. un. de expens. (11, 42 [41]): quod salubriter derivatum est,
non revocabitur.
11) C. 3 Dist. 26: quia quicquid bene gestum fuerit et secundum
praecepta legalia custoditum, non potest facientibus deperire.
a) Ms.: dominus. b) Ms.: veri timoris. c) Ms.: tit lib. 2.
— 239 —
iur^ et glossa dict, L Qraehus verb, nvMam poenam in f, C. ad
legem Juliam de adulteriis^, L iUidtas § neqtte lidta, ihi: nee
innocentibus poenas irrogari, de officio praesidis^, L is qui reus
circa pr., ibi: sed innoceniia retcs purgatur, de publids judic.^,
l, absentem post princ., verb. saiiv^ esse, de poenis^ et l. f, in
pr. C, de acaiscU.^, L 2 in f, C. de iis qui lairones vel in aliis
criminibus reos'^*', l. si quis te reum C, ad l, Comeliam de si-
cariis^ et glossa in fine, verb. nulli nocere, extra de postulando^;
innocentia ibi maxime est, ubi dolus cessat, ut probatur
per legem m lege^^ et legem Divics^ ad legem Cai-neliam de
sicariisM
yg Casus] Z/. perpidendum'' § delinquitur, juncta ibi glossa verb.
aut casu, de poenis^^^ l» 1 § Divus, ibi: Unienda/m ejus poenami
1) Fr. 1 de his, quae pro non Script. (34,8): senatus cum poenas
legis Coraeliae constitueret adversus eum , qui sibi hereditatem vel lega-
tum scripsisset, eodem modo improbasse videtur . . .
2) C. 4 ad leg. Juliam de adult. (9, 9) s. oben S. 238. Hierzu
bringt die Glosse nuUam poenam Belege dafür und dagegen.
3) Fr. 6 § 4 de off. praesidis (1, 18) : Neque licita negotiatione
aliquos prohiberi neque prohibita exerceri neque innocentibus poenas irro-
gari ad sollicitudinem suam praeses provinciae revocet.
4) Fr. 5 pr. de publ. jud. (48, 1): constitutionibus enim observatur,
ut non relatione criminum, sed innocentia reus purgetur.
5) Fr. 5 pr. de poen. (48, 19) : Satius enim esse inpunitum relinqui
facinus nocentis quam innocentem damnari.
6) C. 17 de accus. (9, 2): non statim reus qui accusari potuit
aestimetur, ne subjectam innocentiam faciamus.
7) C. 2 de his , qui latrones (9, 38) : exemplo autem grave est sie
latronem requirere, ut innocentibus periculum fiat.
8) C. 5 (6) ad leg. Corn. de sie. (9, 16) : si quis te reum Corneliae
legis de sicariis fecerit, innocentia purgari crimen . . . convenit.
9) Glosse XU Q. ^"^ de postul. (1, 37) ; hier wird der Satx satius
esse (ohen Note 5) wiederholt.
10) Fr. 7 ad leg. Com. de sicar. (48, 8) : neque in hac lege culpa lata
pro dolo accipitur.
11) Fr. 14 ad leg. Com. de sicar. (48,8): in maleficiis voluntas
spectatur, non exitus.
12) Fr. 11 §2 de poenis (48,19): delinquitur autem aut proposito
aut impetu aut casu . . . ., casu vero, cum in venando telum in feram
missum hominem interfecit. Glosse: Non dolo vel culpa; lata vel
levissima tarnen intervenit, unde tenetur Aquilia.
a) Ms.: sim. reus. b) Ms.: unius.
c) Ms.: respiciendum.
— 240 —
qui in rixa magis casu quam voluntate etc., et declarat ibidem
glossa verb, casUy ad L Corndiam de sicariis^ et l, 1 § 1 et L
eum G. ad L Comeliam de sicariis et L 3, junda glossa verb.
certis rationibiis: vel quia sine dolo delinquU*', G. ex quibus causis
infamia irrogatur.^
ad Causa iustal üt est textus in l. etsi severior, et ibi glossa
art.176 J J f ^
et Bartolus, G. ex quibus cavMs infamia irrogatur^ et Decius
in l. qui cum alio^ nr. 4, cui adde l. etsi nihil fädle et ea, qvae
ibi idem Decius etDoctoresscribu7it,dereg.juris^, Hostiensis
in Sumfvma nr. 11, vers. 6: generaliter propter qtuimlibet ju^stain
causam, extra de poenis.^
ad Forum!. —
art.182 ^
ad De furtis] Tot. tit. ff. de furtis cum, seq. tit. de tig^w
juncto^ et si quis testamento liber esse jussus, tit. furti adversus
nautas caupones stabularios et tit. si famüia furtum fecisse diel-
tur cum tit. arboru/m furtim."* Item G. de furtis et servo corrupt.^
Item Inst."" tot. tit. de oblig. quae ex delict.^ Item extravagant,
commun. lib. 5 ruh. de furtis.^^
1) Fr. 1 § 3 ad leg. Corn. de sicar. (48, 8) : leniendam poenam ejus,
qui in rixa casu magis quam voluntate bomicidium admisit. Glosse:
Casu, culpa tarnen praecedente, et ideo punitur casus ... vel casu id
est negligentia.
2) C. 1 §1 ad leg. Com. de sie. (9, 16): ceterum ea, quae ex im-
proviso casu potius quam fraude accidunt, fato pleramque, non noxae
imputantur; c. 4(5) eod.: eum, qui adseverat homicidium se non volun-
tate, sed casu fortuito fecisse, cum calcis ictu mortis occasio praebita
videatur . . . ., omni metu ac suspicione . . . volumus liberari. C. 3 de
causis, ex quib. infamia (2, 11 [12]): certis rationibus motus mitiorem
sententiam dixerit. Glosse: quia sine dolo delinquit.
3) C. 3 de causis, ex quib. (2, 11 [12J) : vgl. S. 242 No. 10. Bartolus:
Item est sciendum, quod ex causa judex potest augere et minuere poenam.
4) Fr. 19 pr. de reg. jur. (50, 17). Hier sagt Decius nr. 4: in
delictis, in quibus quis poena excusatur ex justa causa.
5) Fr. 183(143) de reg. jur. (50,17). Eierxu Decius: Exceptio
innocentiae nunquam exclusa videtur . . . Propter evidentem aequitatem
succurrendum est ei, qui sententiam passus est. Daxu Oitate aus Bar-
tolus, Bald US und andern.
6) Hostiensis, Summa, de poenis nr. 11: ex quibus causis ex-
tenuentur . . . Sexto: generaliter propter quamlibet justam causam.
7) Tit. Dig. 47, 2— 47,7.
8) Tit. Cod. 6, 2. 9) Tit. Inst. 4, 1.
10) Extra vag. comm. 5, 5.
a) Ms.: delinquunt. a) Ms.: sig. juncta. c) Ms.: Trist.
— 241 —
185 De effractoribus et expilatoribus] l, si quis forte §
f, in f., ibi: aut coerdtionem corporis, cum L seq. de poenis,^
186 Quando vel quoties puniendum vel modicum; cir-
cumstantia].
187 Delinquentem maligne adjuvans].
189 De furtis. Delicta plura. Neque enim delictum ob
aliud delictum poenam minuit, l. 2 de privatis delictis,^
!»• also dass die bossheyt das alter erfüllen möcht] malitia supplet
aetatem.
503 Delinquentem maligne adjuvans. Vide supra penes
art.187 capita, quae httc pertinent potitcs qiuzm ad illum arti-
€tdu/m,] In maleficiis enim precipue voluntas, ut paulo ante
dictum est, spectatur, non exitus, L Ditms, et ibi ghssa 1^, et
L 1 § Divtcs Hadrianus ad legem Gorneliam de sicariis^ et l.
is qui cum telo, et ibi glossa not, verh, ambulaverit^, et l. seq.,
Junda ibidem glossa fin,y C. ad legem Gorneliam de sicariis^,
l. si quis non dicam, ibi deniqvs glossa verb, sed attentarCy C. de
episcop. et cleiicJ
1) Fr. 6 § 2 fr. 7 de poen. (48, 19): sunt poenae, quae . . . exilium
aut coercitionem corporis coatineant, veluti fustium, admonitio; flagel-
lorum, castigatio; vinculorum, verberatio.
2) Fr. 2 pr. de priv. delict. (47,1): Nunquam plura delicta con-
>currentia faciunt, ut uUius impunitas detur; neque enim delictum ob
aliud delictum minuit poenam.
3) Fr. 14 ad leg. Corn. de sicar. (48, 8) : Divus Hadrianus in haec
-verba rescripsit: in maleficiis voluntas spectatur, non exitus. Glosse:
iroluntas, ut si deliquisti et noluisti, non tenearis.
4) Fr. 1 § 3 ad leg. Corn. de sicar. (48, 8) : Divus Hadrianus re-
scripsit eum , qui hominem occidit , si non occidendi animo hoc admisit,
-absolvi posse.
5) C. 6(7) ad leg. Corn. de sicar. (9, 16): Is, qui cum telo ambu-
Javerit hominis necandi causa, sicut is, qui hominem occiderit . . .,
legis Corn eliae de sicariis poena coercetur. Glosse: Ambulaverit: volun-
tas enim, non exitus inspicitur.
6) C. 7 (8) eod.: Si quis necandi infantis piaculum aggressus aggres-
^ave sit, sciat se capitali supplicio esse puniendum. Glosse: Aggressus,
etiamsi non necavit.
7) C. 5 de episc. et der. (1,3): Si quis non dicam rapere, sed
attemptare tantum matrimonii jungendi causa sacratissimas virgioes ausus
fuerit, capitali poena ferietur. Glosse Sed attemptare: si cogitatione,
•quod est minus, et hoc si ad aliquem actum processerit; alias nullam
patitur poenam.
Bambergensis. \<^
— 242 —
ad Furor. L. congruit § furiosus* de offic, praesid.^] Furor.
L, 3 § 1 de injuriis ^ et l. infans vel furiosusy ibi glossa fin,, ad
legem Comeliam de sicariis^ et l, uniea, ibidem: si ex insania^
et ibi glossa verb, miseratione dignissimum, C. si quis impera-
tori maledixerit,^
Aetas. L. avxilium § 1, et ibi declar, glossa verb. miseratio,
de minoribus^, L illud relatum § 1 de injuriis^, l. si adulterium.
§ 1, verb, incestum autem et ibi glossa verb, vel aetate, ad L
Juliam de adulteriis'^, L infans de poenis^, l. fere in omnürus,
et ibi glossa unica, et Decius de reg.jur.^; item l, 3, juncta ibi
glossa verb. certis rationibus'', C. ex quihits causis infamia'^^, l.
impunitas, et ibi glossa 1 et 2, C, de poenis^^ et tot, tit. extra
de delictis puerorum.^^
1) Fr. 18 § 1 de off. praes. (1,18): Furiosis, si non possint per
necessarios contineri, eo remedio per praesidem obviam eundum est,
scilicet ut carcere eontineantur.
2) Fr. 3 §1 de injur. (47,10): Sane sunt quidam, qui facere non
possunt, ut puta furiosus et impubes, qui doli capax non est; nam hi
pati injuriam solent, non facere.
3) Fr. 12 de sicar. (48,8): Infans vel furiosus si hominem occide-
rint, lege Cornelia non tenentur, cum alterum innocentia consilii tuetur,
alterum fati infelicitas excusat. Glosse: Non tenetur, ut pupillus.
4) C. un. si quis imperatori (9,7): si id ex levitate processit, con-
temnendum est, si ex insania, miseratione dignissimum . . . Glosse:
miseratione, quia satis punitur ipso furore.
5) Fr. 37 § 1 de min. (4, 4) : In delictis autem minor annis 25 non
meretur in integrum restitutionem, utique atrocioribus, nisi quatenus inter-
dum miseratio aetatis ad mediocrem poenam judicem produxerit. Glosse :
miseratio: hoc etiam in sene faceret.
6) Fr. 3 § 1 de injur. (47, 2): Sane sunt quidam, qui (so. injuriam)
facere non possunt, ut puta furiosus et impubes, qui doli capax non est.
7) Fr. 39 (38) § 7 ad leg. Jul. de adult. (48, 5) : Incestum autem,
quod per illicitam matrimonii conjunctionem admittitur, excusari solet
sexu vel aetate . . . Glosse: aetate, etiam juris ignorantia.
8) Gemeint ist fr. 12 ad leg. Corn. de sicar. (48,8): Infans vel
furiosus, si hominem occiderint, lege Cornelia non tenentur.
9) Fr. 108 de reg. jur. (50, 17): Fere in omnibus poenalibus judiciis
et aetati et imprudentiae succurritur. Glosse: de aetate pone exemplum
in minore delinquente per culpam. Decius hierxu: Propter aetetem
et imprudentiam poena minui debet.
10) C. 3 de causis, ex quib. infamia(2, 11 [12]). Glosse: certis ra-
tionibus: vel quia sine dolo delinquit. Vgl. S. 240 No. 3.
11) C. 7 de poen. (9,47): Impunitas delictis propter aetatem non
datur, si modo in ea quis sit, in quam crimen, quod intenditur, cadere
potest. Glosse non datur: mitius tamen agitur. Glosse cadere potest:
quia Sit proximus puberitati . . . Item et minor 14 annorum exousatur
a delicto carnis. 12) Tii X 5, 23.
a) Im Ms. verderbt. b) Ms. : infamia. c) Ms, : omnibus.
— 243 —
Fuga. Z/. aut dmnnum § quisquis autem*' ff, de poenis,^
Crimen aliud capitale, aliud non capitale. Varietas
enim criminum varietatem poenarum inducit, c. poenae in f, de
poenitentia dist.l^, l. si servus in pr.y juncta ibi glossa, ad legem
Aquiliam^, l. si quis forte § f. cum 4 IL seqq. et l. capitalium
cum aliquot. II. seqq. de poenis^ et passim in tit. C. et extra de
poenis.^ Feuer] supplicium summum ac ultimum, l. damnum
§ 1^ similiter et l, capitalium in princ.'^ et l. ultimum supplicium
de poenis.^ Decollare] /. aut daymium § 1, ihi: ut gladio in
ettm animadvertatur^^, et l. capitalium, in princ.f ibi: capitis ampu-
tatiOy de poenis.^^ Dissecare corpus]. Contundere mem-
bra] Strangulare] Suffocare aquis] sepelire viventem.
d Detruncare alterutram manum]. L. 3, juncta ibi de-
clar. glossa f. in f.^^ cum Authentica seq. ibidemqu^ glossa verb.
1) Fr. 8 §7 de poenis (48,19): Quisquis autein in opus publicum
damnatus refugit, duplicato tempore damnari solet.
2) C. 18 Dist. 1 de poenit. : Poenae legum interpretatione molliendae
sunt potius, quam exasperandae (= fr. 42 de poen. 48, 19).
3) Fr. 27 pr. ad leg. Aquil. (9,2). Glosse et damni: nee unaper
alteram tollitur (sc. actio), cum sint delicta diversa.
4) Fr. 6 § 2 de poen. (48, 19) : Nunc genera poenarum nobis enume-
randa sunt ... et sunt poenae, quae aut vitam adimant aut servitutem
injungant aut civitatem auferant aut exilium aut coercitionem corporis
contineant ... /w fr. 7, 8, 9, 10 finden sich bekanntlich weitere Be-
stimmungen über das Strafwesen; ebenso in fr. 28;^. eod.
5) Tit. Cod. 9, 47 ; Tit. X 5, 37.
6) Fr. 8 §2 de poen. (48, 19): Hostes autem, item et transfugae ea
poena adficiuntur, ut vivi exurantur.
7) Fr. 28 pr. eod. : Capitalium poenarum fere isti gradus sunt : Sum-
mum supplicium esse videtur ad furcam damnatio; item vivi crematio,
quod quamquam summi supplicii appellatione merito contineretur, tamen
eo quod postea id genus poenae adinventum est, posterius primo
Visum est.
8) Fr. 21 eod.: Ultimum supplicium esse mortem solam inter-
pretamur.
9) Fr. 8 §1 eod.: Vita adimitui-, ut puta si damnatur aliquis, ut
gladio in eum animadvertatur.
10) Fr. 28 pr. eod.: Capitalium poenainim fere isti gradus sunt . . .
item capitis amputatio.
11) C. 3 de fugit. serv. (6,1): Si fugitivi servi deprehendantur ad
barbaricum transeuntes, aut pede amputato debilitentur . . . aut qualibet
alia poena adficiantur. Glosse: hoc, quod dicit pedem amputari etc.
corrigitur per Authent. novo jure, quae hie ponitur.
a) Ms.: omnium. b) Ms.: animam perfatum.
16*
— 244 —
una sola manuSj C. de servis fugiL^, § coges autem, verh,: et
interminaberis, jwicta ibi addit ad text, et gloss. verh, manus
amputationem*' , Authent, de mand. princ, collat. 3^ et § fin.,
verh,: si criminis, Authent, ut nulli jvd, coli. 9.^
•Jgg Elinguare. Exilium] De exilio ejusque triplici genere
vide dict, l, capitalium in princ., ibidem ceterae poenae^, ei § in
exulibus ff. de poenis, l. exilium et tot. tit. ff, de interdiciis^;
item § cum autem is^ et ibi gloss., Inst, quibus mod. jus pote-
statis solvitur.^
Flagellare vel multare. L. damnum in princ., junda
ibi glossa 1, de poenis ^ flagellorum poena gravior est quam
fustium, fustium vero ictus gravior quam pecuniaria est dam-
natio, /. veluti fustiv/m, ibidemque glossa i®, et l. capitalium in
1) Auth. XU c. 3 de fug. serv. (6, 1) (Nov. 134 c. 13): Sed novo
jure, si criminis qualitas membri abscissionem exigat, una sola nianus
abscindetur. Glosse: Sed quae? Resp.: illa, ia qua miaus potest.
2) Nov. 17 0.8: Interminaberis (interminans) eis et damnum magnum
et manus amputationem , si hoc, quod praecipitur quidem semper, usque
nunc autem non custoditum est, non deinceps omnibus servent modis.
Glosse: quae poena est hodie generalis, cuicumque debet incidi aliquod
membrum.
3) Nov. 134 c. 13: si vero criminis qualitas membri abscissionem
exigat fieri, unam solam manum abscidi.
4) Fr. 28 § 1 de poenis (48, 19): Coterae poenae ad existimationem,
non ad capitis periculum portinent, veluti relegatio ad tempus, vel in
perpetuum, vel in insulam ... § 13 In exulibus gradus poenarum con-
stituti edicto divi Hadriani, ut qui ad tempus relegatus est, si redeat,
in insulam relegetur, qui relegatus in insulam excesserit, in insulam de-
portetur, qui deportatus evaserit, capite puniatur.
5) Fr. 5 de interd. (48,22): Exilium triplex est: aut certorum lo-
corum interdictio, aut lata fuga ut omnium locorum interdicatur praeter
certum locum, aut insulae vinculum, id est relegatio in insulam.
6) § 1 I. quib. mod. jus potest. solv. (1,12): Cum autem is, qui
ob aliquod maloficium in insulam deportatui-, civitatem amittit, sequitur,
ut, quia eo modo ex numero civium Romanorum tollitur, perinde ac si
mortuo eo desinant liberi in potestate ejus esse .... Relegati autem
patres in insulam in potestate sua liberos retinent .... Poenae servus
effectus filios in potestate habere desinit. Glosse: Et nota, quod primo
de media (sc. capitis deminutione), secundo de relegatione, tertio de
maxima dicit. Prima et ultima tollunt patriam potestatem, sed relegatio
non sie, cum status non fit mutatio ncc capitis deminutio.
7) Gemeint ist fr. 7 de poen. (48,19): veluti fustium, admonitio:
flagellorum, castigatio: vinculorum, verberatio. Glosse: flagellorum poena
gravior quam fustium.
8) Fr. 7 de poen. (48, 19) s. oben.
a) Ms.: appellationem.
— 245 —
princ,, verb. vd cum fustium, juncta ibidem glossa verb, sub^
jidtur, et § solent quidam ff. de poenis.^
Expensa. Interesse. Damnuml Yictus victori in damnis
et expensis regulariter condemnatur, § kaec autem omnia, verb,:
sed pro iis introdudum est, d ibi glossa dedar. verb. actione,
Inst, de poena temere litigantiv/in^, § oportet autem expensarwm,
et ibi glossa dedar. verb. solo, Authent. de judicüms^, et gl. drca
finem verb. expensas drca med. extra de dol. et contumada^^ c.
calumniam d audadam, et ibi glossa, extra de poenis.^
Contumax absensl. L. absentem § adversus contumaces
65 . .
de poenis^, Authentica qnu in provinda § sed d nee ipse 0. ubi
de crimine agi oportet."^ Pro delictis personalibus' res minime
1) Fr. 28 § 1 eod. : vel cum fustium ictu subjicitur. Glosse: Sub-
jicitur: haec infamat; sodann §3: fustibus caesi dimittuntur.
2) § 1 I. de poeoa temere litig. (4,16): sed pro bis introductum
est et praefatom jusjurandum et ut improbus litigator etiam damoum et
impensas litis inferre adversario suo cogatur. Glosse : Hier ist von der
(Uten actio calumniae die Rede und ist gesagt: Sed et hoc hodie jure
Autbenticorum in antiquum rediit statum, non jure illius actionis, sed
per judicis officium.
3) Nov. 82 c. 10 (Collat. VI 10): si tamen perspexerit, neutrum
sulnptuum subdere ratioui et propter negotii forte varietatem, boc ipsum
decemat sua sententia. Glosse: Aliud etiam novom bic ponitur, quod
hodie non condemnatur victus victori in expensis, nisi judici videatur ut
quia calumniose victum videat litigasse.
4) C. 5X de dolo et cont. (2,14): ad solvendas alteri parti mode-
ratas expensas ex tunc in judicio faciendas cum acceptis induciis, si
forsitan in probatione defecerit, condemnetur. Glosse: Expensae, quae
praestantur propter contumaciam partis alterius, iilae indistinctae prae-
stantur, qualemcumque causam litigandi habuerit ille, cui praestantur.
5) C. 4 X de poen. (5, 37) : Calumniam et audaciam temere iiti-
gantiom condemnando in expensis et alio multiplici remedio sanctio im-
perialis compescit. Quoniam igitur sacris institutis consonare dignoscitur,
praecipimus, ut de cetero in causis pecuniariis victus victori in expensis
condenmetur . . . Glosse: Victus victori in expensis condemnari debet,
si per calumniam et malam fidem appareat eum movisse litem.
6) Fr. 5 pr. de poen. (48,19): Adversus contumaces vero, qui
neque denuntiationibus neque edictis praesidum obtemperassent, etiam
absentes pronuntiari oportet secundum morem privatorum judiciorum.
Potest quis defendere, haec non esse contraria. Quid igitur est? melius
statuetur in absentes pecuniarias quidem poenas vel eas, quae existima-
tionem contingunt, si saepius admoniti per contumaciam desint, statui
posse et usque ad relegationem procedi . . .
7) Authent. xu c. 3 ubi de crim. (3, 15) : sed si nee ipse , qui do-
minum praesentare debuit, compareat, praeconia voce vocatus, condem-
netur, quia contumacia ejus pro praesentia est.
a) Ms.: praesonatur.
— 246 —
puniri solent, § oportet^ autem Authent. de mandat. princ.^ cum
plur. aliis jurihus inductis per Hostiensem in Sufnma nr. 5,
verb.: sed nunquid, extra de poenis.^
Damnati bona sive haereditates] ÄutJientica bona
damnatorum^ et tot, tit, C. de honis damnatorum, § fin., verb,
ut autem, Authent, ut nulli judicum coli, 9^, plura vero in ff. tot,
tit, de bonis damnatorum^ et tit. de portionibus quae liheris^;
item ff, et C. tot. tit. de bon, eorum qui ante sententiam ^yiortern^
sibi consciverunt,'^
ad Rei furtivae nuUa est praescriptio.
art.268b
ad DignitasJZ/. fin. § 1 de incendio, ruifm"", naufragio^, l. capir
talium § non omnes, ibi: honestiores vero fustibus^^ et §venenarii,
ibi: aut si dignitatis respectum^^ , item l, si quis aliquid 2^^
1) Nov. 17 0.12: Oportet autem te in hoc omnem ponere provi-
dentiam, dum aliquis dignus apparuerit poena, illum quidem punire, res
autem ejus non contingere, sed sinere eas generi et legi et secundum
illum ordinem.
2) Hostiensis, Summa, de poenis nr. 5: Sed numquid personalis
poena potest commutari in pecuniariam? Hier sind eifieBmhe von Be-
legen dafür gegeben f dafs ein poena personalis nicht in eitle pecuniaria
MA verwandeln ist.
3) Auth. XU 0.11 de bon. proscript. (9,49): Bona damnatorum
seu proscriptomm non fiunt lucro judicibus aut eorum officiis; neque se-
cundum veteres leges fisco applicantur, sed ascendentibus et descenden-
tibus et ex latere usque ad tertium gradum, si supersint.
4) Nov. 134 c. 13: üt autem non solum corporalos poenae, sed
etiam pecuniariae mediocriores fiant, sancimus eos, qui in criminibus
accusantur, in quibus leges mortem aut proscriptionem definiunt, si con-
vincantur aut condemnentur, eorum substantias non fieri lucrum judici-
bus aut eorum officiis, sed neque secundum veteres leges fisco eas ap-
plicari; sed si quidem habeant descendentes , ipsos habere substantiam, si
vero non sint descendentes, sed ascendentes usque ad tertium gradum,
eos habere.
5) Tit. Dig. 48, 20.
6) Tit. C. de bon., quae liberis (6, 61).
7) Tit. Dig. 48, 21 ; Cod. 9, 50.
8) Fr. 12 § 1 de incendio (47,9): Qui data opera in civitate incen-
dium fecerint, si humiliore loco sint, bestiis objici solent, si in aliquo
gradu id fecerint, capite puniuntur aut certe in insulam deportantur.
9) Fr. 28 § 2 de poen. (48, 19): honestiores vero fustibus non sub-
jiciuntur, idque principalibus rescriptis specialiter exprimitur.
10) Fr. 28 §9 eod.: Venenarii capite puniendi sunt, aut, si digni-
tatis respoctum agi oportuerit, deportandi.
11) Fr. 38 §3 de poen. (48, 19): Qui nondum viri potentes virgines
corrumpunt, humiliores in metallum damnantur, honestiores in insulam
a) Ms. : Optime. b) Ms. : mem. c) Ms. : nu.
— 247 —
§ qui nondum viri potentes virgines corrumpunt et § qui abor-
tionis aut amatorium poculum dant^ et § qui vivi testamentv/m
cum § seq, depoenis^ et c, fin. § fin,, ibi: volentes tarnen nobilitati
et ibi gloss. not, verb. nobilitati, extra de poenis.^
relegantur aut in exilium mittuntur. {Es gieht 2 leges : si quLs aliquid
in diesem Titel: fr. 30 und fr. 38, die letxtere, die lex si quis aliquid 2
ist gemeint).
1) Fr. 38 § 5 eod. : Qui abortionis aut amatorium poculum dant . .,
humiliores in metallum, honestiores in insulam amissa parte bonorum
relegantur.
2) Fr. 38 § 7 eod. : Qui vivi testamentum aperuerit . . . . , poena
Coraeliae teoetur; et pleiiimque humiliores aut in metallum damnantur,
aut honestiores in insulam deportantur. Ähnlicher Unterschied in § 8.
3) C. 13 X de poen. (5, 37): volentes tamen nobilitati parcere
comitis. Glosse: Nota, quod parcitur nobilitati circa poenas, ut aliter
puniatur nobilis quam ignobilis.
Anhang.
Glossen des ZMcher Codex.
ad tan. 10 So von . . . würdet]
Nota: Vonn ampts wegen wer aufsehung zu haben; dan, so
der ancleger vorhanden , Art XVn. für Amptleute.
•d art. 12 So sollen sio . . . Sachen] No.: der Zent- oder panrichter
vnd andere haben den Namen, andere das Yrtel.
so mügent sie . . . gefange] unleserlich.
ad art. 18 Wann zd solchen . . . seyn] E(atio): Satins enim est, ut
Imperator Hadrianus rescripsit, impunitum relinqui facinus no-
centis quam innocentem damnari, de penis l, absenteniA
ad art. 17 vnd ist dobey . . . sein] Nota L aut dammmi § solent praesides
' ff. de penis, '^
ad art. 20 am Rande] 176 Art. | vnd in disem fall .... gebraucht werden]
V. in Tit. 182.
ad art. 127 roichsstag ZU Wurms] Anno 1495.*
ad art. 169 Aber nomlich ist zn mercken .... werden sol] die ver-
muttung der nottwerhe dem thetter auffzulegen zu beweisen.
ad art.268 Ynd mag an gestolner . . . habe] InsU de xisucap, § für-
tivae.^
1) Fr. 5 pr. de poen. (48,19); der un&ndlich viel citierte goldene
Ausspruch; nur rührt er nicht von Hadricm, sondern von Trajan her.
2) Fr. 8 §9 de poen. (48, 19): carcer enim ad continendos homines,
non ad puniendos haberi debet.
3) S. Excurs xu art. 127 (S. 261).
4) § 2 Inst, de usucap. (2, 6): Furtivae quoque res . . . nee si prae-
dicto longo tempore bona fide possessae fuerint, usucapi possunt.
Inhaltsangabe.
1. Inhaltsttbersieht naeh den Artikeln der Bambergrensis.
Hernach volgt das Register dits buch, vnd vmb eygentlicher anzeyguDg
ynd findnng willen der ding, dohin geweyst wirt, alle zal, darnach man
suchen sei, aoff die artickel, vnd nit aoff die zal der pletter gestelt, als
darinnen erfanden wirdt.
Seite
Art. 1. Die vorrede dis Buchs 3
- 2 4
3. Von Richtern vnd Yrteylem 5
4. Von dem pan vber das plut 5
5. Des Richters Eide vber das blut zu richten 5
6. Von den, so die Gericht irer guter halben besitzen . . 5
- 7. Schopffen Eyde 6
8. Schreibers Eide 6
9. Nachrichters Eyde 7
- 10. Annemen der vbeltetter von Ampts wegen! 7
- 11—16 8—10
- 17. Von Annemen eines beclagten Vbelteters, so der cleger
Rechts begert 10
- 18. Von verhefftung des anclegers, biss er burgschafft getan
hat 10
- 19. Von Burgschafft des anclegers, so der beclagt die geclagten
tat vemeynt 11
- 20. Vonn Burgschafft des anclegers, So der beclagt der tat
bekentlich ist vnd redlich entschuldigung, solcher tat
halb, furgibt 11
- 21. So der Cleger nit Burgen haben mag 12
• 22. Von einer andern Burgschafft, so der cleger den argkwan
der misstat bewisen hat, oder die Misstat sunst bekent-
lich ist 12
- 23. Von vnzweyffenlichen Missetaten 13
- 24. "Wie der ancleger nach verhefftung des beclagten nit ab-
scheiden sol, Er hab dan zuforderst ein nemliche Stat,
wohin man jme gerichtlich verkünden sol, benant ... 14
— 250 —
Seite
Art. 25 14
- 26. Von den Sachen, daranss man Redlich anzeygnng einer miss-
handlung nemen mage 14
- 27. Von begreiffung des wortleins 'anzeigung' 15
- 28. Das on redliche anzeigung nvemant peynlich sol gefragt
werden 15
- 29. Das auf anzeigung einer missetat allein peinlich frag vnd
nit ander peinlich straff sol erkant werden 15
- 30. Wie die gnugsam anzeygung einer misstat bewisen sol
werden 16
- 31. Von gleichnus, so man auss den nachgesaczten anzei-
gungen in vnbenanten argkwenigkeiten der mysstat nemen
sol 16
- 32. Von Gemein argkwenigkeiten vnd anzey gungen, so sich
vff alle missetat ziehen 16—17
Erstlich von argkwenigen teilen mit angehangner erclerung,
wie vnd wann die ein redlich anzeygung machen mögen
- 33. Ein Regel, wenn die vorgemelten argkwenigen teyl ein
gnugsame anzeygung zu peynlicher frag machen ... 18
- 34. Aber ein ander regel in obgemelten Sachen 18
- 35. Gemeyn gnugsam Anzeygung 19
- 36. Gemein gnugsam anzeygung 19
- 37. Gemein gougsam anzeygung 19
- 38. Gemein gnugsam anzeygung 19 — 21
- 39. Gemein gnugsam Anzeigung 21
Vo7i anxeygungen j So sich auf sunderlich geübt misse-
tat xihen, vnd ist ein yeder artickel xu redlicher an-
xeigung derselben missetat genugsam j vnd darauif pein-
lich XU fragen 21
- 40. Von Mort, der heymlich geschieht, Genugsam anzeygung 21
- 41 22
- 42. Von offenlichen todtschlegen , So in slachtung vnter vil
leuten gescheen, Das nyemant getan wil haben, gnugsam
anzeygung 22
- 43. Von heimlichem kinderhaben vnd todten duich ir mutter
gnugsam anzeigung 23
- 44 . 23
- 45. Von heimlichen vergeben Genugsam aozeygung .... 23
- 46. Von verdacht der Rauber Gnugsam anzeygung .... 24
- 47 24
- 48. Von gnugsam verdacht derjhenen, So Raubern oder Dyben
helffen etc 25
- 49 25
- 50. Von heymlichen prandt gnugsam anzeigung 25
— 251 —
Seite
Art. 51. Von verreterey gnugsam anzeygung 26
- 52. Von gnugsamen verdacht der diberey 26
- 53 26
- 54. . • 26
- 55. Von Zauberey gnugsame Anzeigung 27
- 56. Von peynlicher Frage 27
- 57 27
- 58. Aussfurung der vnschuld zu ermanen 28
- 59 28
Wie di^'henen, So auf peinlieh frage einer missetat
Bekennen j vmb vnterrieht weiter sollen gefra^gt werden,
- 60. Vnd Erstlich vom mordt 29
- 61. So der gefragt Verretterey bekent 29
- 62. Auff bekentnuss von vergifftung 29
- 63. So der gefragt eins Brands bekent 30
- 64. So der gefragt Zauberey bekent 30
- 65. Von gemeynen vnbenanten fragstucken auff bekentnuss,
die auss marter geschieht 30
- 66. Von nachfrage vnd erkundung der bekenten bösen vmb-
stende 31
- 67. "Wo die bekanten vmbstendt der missetat in erkundigung
nit wäre erfunden wurden 31
- 68. Keinem gefangen all vmbstende der missetat vorzusagen,
sunder jne die gantz von jm selbs sagen lassen .... 32
- 69 32
- 70. So der gefangen vorbekauter missetat wider laugnet . . 32
- 71. Von der mass peynlicher frag 33
- 72. So der arm, den man fragen will, geferlich wunden het . 33
- 72'. Ein beschluss, wann der bekentnuss, so auff peynlich frag
geschiet, entlich zu glauben ist 33
- 73. So der gefangen auff redlichen verdacht mit peynlicher frag
angriffen vnd nit vngerecht vberwunden wirt 33
- 74. Von weysung der missetat 34
- 75. Von vnbekanten Zeugen 34
- 76. Von belonten Zeugen 34
- 76*. "Wie die Zeugen sein sollen 34
- 77. Wie Zeugen sagen sollen 35
- 78. Von gnugsamen Zeugen 35
- 79. Von falschen Zeugen 35
- 80. So der beclagt nach beweysung nit bekennen weite . . 35
- 81. Von Stellung vod verhorung der Zeugen 36
- 82. Wie die Rete der kuntschafft halben sollen ersucht werden 36
- 83. Von kuntschaftverhorern, so die rete geben mögen . . 37
- 84. Von Öffnung der kuntschafft 37
— 252 —
Seite
Art 85. Von antworttung verhörter kuntscliafft 37
86. Yon kuntscbafft des beclagten zu einer entschuldigung . 38
87. Von weysung redlichs argkwans vnd Verdachts .... 38
88. Von Verlegung der Zeugen 38
89. Kein zeugen für recht zu vergleyten 38
90. Das recht f urderlich ergeen zu lassen 39
91. Von benennung endthafts rechttags 39
92. Dem beclagten den Hechttag zu verkünden 39
93. Verkundung zum gericht 39
94. Vnderredung der Vrteyler vor dem rechttag .... 39
95. Von besitzung vnd beleutung des entlichen gerichts . . 40
96. Diso Eeformaciou entgegen zu haben, auch den partheyen
jr notdurfft darinnen nit zu pergen 40
97. Von der frag des Richters, ob das gericht recht besetzt
sey 41
98. "Wann der verclagt offenlich in stock gesetzt sol werden 41
99. Den beclagten für gericht zu füren 41
- 100. Von beschreyen des verclagten 41
- 101. Von Fürsprechen 42
- 102 42
- 103. Bit des Fürsprechen, der von ampts wegen oder sunst
clagt 42
- 104 43
- 105. Was vnd wie der beclagt durch seinen Fürsprechen bitten
lassen mag 43
- 106 44
- 107. Von verneynung der missetat, die vormals bekant worden ist 44
- 108. Wie der Richter die Schopffen fragen sol 45
- 109. Antwort der Schopffen 45
- 110. "Wie der Richter die vrteyl offen sol 45
- 111 45
- 112. Wie der Richter nach Verlesung der vrteyl die Schopffen
fragen sol 45
- 113. Antwort der Schopffen 46
- 114. Von frag vber die, so den veruiieylten rechen wurden . 46
- 115. Antwort der Schopffen 46
- 116 46
- 117. Wann der Richter seinen Stab zuprechen sol .... 46
- 118. Des Nachrichters fride auszuruffen 47
- 119. Frag vnd antwort nach volziehung der vrteyl .... 47
- 120. So der beclagt mit recht ledig erkant wurde .... 47
- 121. Von vnnotturfftigen geverdlichen fragen 47
- 122. Von leybstraff , die nit zum tode oder zu ewiger gefenck-
nuss gesprochen werden vnd von ampts wegen gescheen 48
— 253 —
Seite
Art. 123. Venirsachung der Satzung, wie auff dem endtliclien Recht-
tag gehandelt werden sol, vnd wie keyn teyl diser Ord-
nung vngemess furbringen möge 48
- 124. Von beychten vnd vermanen nach der verurteylung . . 49
- 124*. Das die Beychtveter die armen bekenter warheyt zu laugen
nit weysen sollen 50
- 125. Ein vorrede j wie man misstat peynlick straffen sol . 50
- 126. Von vnbenanten peynlichen feilen vnd straffen .... 51
- 127. Wie gotsschwerer oder gotsslesterer gestrafft werden sollen 51
- 128. Straff derjhenen, so einen gelerten eydt vor Richter oder
gericht meyneydig schwem 52
- 129. Straff der, so geschworn vrvehde prechen 52
- 130. Straff der Ketzerey 53
- 131. Straff der Zauberey 53
- 132. Straff derjhenen, so die Romischen Keyserlichen oder
Königlichen maiestat lestern 53
- 133. Lesterung, die einer sunst seinem herren thut .... 53
- 134. Straff schrifftlicher vnrechtiicher peynlicher schmehung . 54
- 135. Straff einer schentlichen flucht, auch der, so bosslicher
schentlicher weyss Stete, Schloss oder bevestigung vber-
geben oder von jren herren zu den veynhden ziehen . 54
- 130. Straff der Muntzfelscher 54
- 137. Straff dei-jhenen, sofaische Sigel, Brieff, Vrber, bucher
oder Register machen 55
- 138. Straff der feischer mit mass, wag vnd kauffm an schafft . 55
- 139. Straff derjhenen, die feischlich vnd betriglich vnter-
marckung verrücken 55
- 140. Straff der Procurator, so jren partheyen zu nach teyl
geverdlicher williger weyss vnd dem widerteyl zu gut
handeln 56
- 141. Straff der vnkeusch, so wider die natur geschieht . . 56
- 142. Straff der vnkeusch mit nahent gesipten freunden . . 56
- 143. Straff derjhenen, so Eeweyber, Junckfrawen oder Closter-
frawen empfurn 56
- 144. Straff der Notzucht 57
- 145. Straff des Eebruchs 57
- 146. Straff des vbels, das in gestalt zwifacher Ee geschieht . 58
- 147. Straff derjhenen, so jre eeweyber oder tochter, durch
boss geniess willen, willigklich zu vnkeuschen wercken
verlassen 59
- 148. Straff der verkuppellung vnd helffen zum eebruch . . 59
- 149. Straff der verretterey 60
- 150. Straff der Prenner 60
- 151. Straff der rauber 61
— 254 —
Seite
Art. 152. Straff derjheneu, so auffrur des volcks machen ... 61
- 153. Straff derjhenen, so bosslich aussdretten 61
- 154. Straff derjheDen, so die lewt bosslich bevehden ... 62
Hernach volgen etliche böse todtung^ vnd von straff der-
selben tetter 62
- 155. Eratlich von straff der, die heymlich vergeben .... 62
- 156. Straff der weyber, so jre kinder todten 63
- 157. Straff der weyber, so jr kinder, vmb das sie der ab- ■
kumen, jn verdligkeyt von jn legen, die also gefunden
vnd ernert werden 64
- 158. Straff derjhenen , so schwangern Frawen Kinder abtreyben 64
- 159. Straff, so ein Ai*tzt durch sein ertzney todtet .... 65
- 160. Straff eygner todtung 65
- 161. So einer ein schedlich Thier hat, das yemant entleybet . 66
- 162. Straff der morder vnd todtschleger, die kein gnugsame
entschuldigung haben mögen 66
- 163. Von vniaugenparn todtschlegen, die auss solchen vrsachen
geschehen, so entschuldigung, der straff halb, auff jne tragen 66
- 164. Erstlich von rechter notwerhe, wie die entschuldigt . . 67
- 165. Was ein rechte notwerh ist 67
- 166. Das die notwerh bewisen sol werden 67
- 167. Wann vnd wie in Sachen der notwerh die weysung auff
den ancleger kumpt 67
- 168. So einer mit vnsorglichen dingen geschlagen oder angriffen
wurde, desshalb einen todschlag tette, vnd sich einer not-
werh zu geprauchen vermeyndt 6^
- 169. Von entleybung, das niemant anders gesehen hat, vnd
ein notwerh furgewant wirdt 70
- 170. Von berumpter notwerhe gegen einem weybssbilde . . 71
- 171. So einer in rechter notwerhe einen vnschuldigen wider
seinen, des tette rs, willen entleybt 71
- 172. Von vngeverdUcher entleybung, die wider eines tetters
willen geschieht, ausserhalb einer notwerh 71
- 173. So einer geschlagen wirt vnd stirbt, vnd man zweyfelt, ob
er an der wunden oder sunst gestorben sey .... 73
- 174. Von denjhenen, so einander in morden oder Schlachtungen
fursetzlich oder vnfursetzlich beystand thun 73
- 175. Hernach werden etlich entleybung in gemeyn benirt, die
auch entschuldigung auff jne tragen mögen, so darinn
ordenlicher weyss gehandelt wirdt 74
- 176. Wie die vrsachen, so zu entschuldigung bekentlicher tat
furgewant, aussgefurt werden sollen 75
- 177. So des Tetters gegebner weysungartickel nit beschlusse 76
- 178. Vber wene die atzung in obgemelter aussfurung geen sol 77
— 255 —
Saite
Art. 179. Von grosser armut des, der sich obgemeltermassen auss-
fura wolt 77
- 180. So eioer in der mordtacht were, in gefengknuss kome
vnd sein vnschuldt aussfuren wolt 78
- 181. So einer vmb ein entleybung peynlich beclagt wurde vnd
derhalb entschuldigung aussfuret 78
- 182. Von rechtlicher aussfuining einer täte vor der gefengknuss 78
Hernach volgen etlich artickel vo7i diebstal.
- 183. Vom Ersten vnd allerschlechtesten heymlichen diebstal . 79
- 184, Vom ersten oifenlichen diebstal, damit der dieb beschryen
wirdt: ist schwerer 80
- 185. Von ersten verdlichen diebstal durch einsteygen oder
prechen: ist noch schwerer 81
- 186. Vom ersten diebstal, funff guidein werdt oder darüber, vnd
sonst on beschwerlich vmbstende : sol man Rats pflegen . 81
- 187. Vom andeiTi diebstal 82
- 188. Vom Stelen zum dritten male 82
- 189. "Wo mere , dann einerley beschwernuss bey dem diebstal
fnnden wirdet 83
- 190. Von jungen dieben 83
- 191. So einer etwas heymlich nimpt von gutern, der er ein
nechster erbe ist 83
- 192. Stelen in rechter hungersnot 84
- 193. Von fruchten vnd nutzen auff dem felde, wie vnd wann
damit diebstal gepraucht werde 84
- 194. Von holtz stelen oder hawen 84
- 195. Straff derjhenen, die visch stelen 85
- 196. Straff derjhenen, die mit vertrawter habe vntrewlich
handeln 85
- 197. Diebstal heyliger oder geweychter ding an geweychten,
auch vngeweychten stetten 85
- 198. Von straff obgemelts diebstals 86
- 199 86
- 200 86
- 201 87
- 202. Von straff oder versorgnuss der pei^son , von den man auss
erzeygten vrsachen vbels vnd misstat warten muss . . 87
- 203. Von straff der furderung, trostung, hilff, vrsachen vnd
furschieben der misstetter 88
- 204. Straff vnderstandener misstat 88
- 205. Von vbeltettern, die, jugent oder ander sachen halb, jr
synn nit haben 88
- 206. So ein huter der peynlichen gefencknuss einem gefangen
aushilfft 88
— 256 —
Seite
Art. 207. "Was vbeltetter auss geweychten oder gefreyhten stetten
zu nemen sein 89
- 208. Von einer gemeinen bericht, wie die Gerichtsschreyber
die peynüchen gerichtsshendel gentzlich vnd ordenlich be-
schreyben sollen: volgt in dem nechsten vnd etlichen
artickeln hernach 90
- 209 90
- 210 90
- 211 91
- 212 91
- 213 91
- 214 91
- 215 92
- 216 92
- 217. Ein Ordnung vnd bericht, wie der Gerichtsschreyber die
endtlichen viieyl, der todstraff halb, formen solle ... 92
- 218 93
- 219. Einfurung einer yeden vrteyl zum todo oder ewiger ge-
fengknuss 93
Merck die nachvolgenden besluss einer yden vrteyl,
- 220. Von schleyffen 94
- 221. Von reyssen mit gluenden zangen 94
- 221*. Formung der vrteyl zu ewiger gefengknuss eines sorgk-
lichen mans 94
- 22 P. Formung der vrteyl einer vberwunden eebrecherin . . 95
- 222. Von leybstraff, die nit zum todt oder ewiger gefengknuss
geurteylt werden sol 95
- 223. Einfurung der vrteyl, vorgemelter peynlicher leybstraff
•halb, die nit zum tode gesprochen werden 96
Merck die nachvolgenden heslüss einer yden vrteyl.
- 224. Von form der vrteyl zu erledigung einer beclagten person 97
- 225 97
- 226 97
- 227 98
- 228 98
- 229. Wie man einen morder oder todtschleger in die mordt-
acht erkennen sol 98
- 230. Von echten on ieybzeychen 99
- 231. Von der mordtacht 99
- 232. Handlung vmb die mordtacht vor gericht 99
- 233. Von beschreyung des tetters 99
- 234. So der beclagt zum ersten gericht nit erscheynt, wie
man jme ruffen oder fordern solle 100
— 257 —
Seite
Art 235. So der beclagt also erstlich nit erscheynt , was der cleger
bitten sol 100
- 236. Erkentnuss auff die ersten vngehoi'satn 100
- 237. Yerkundung des andern rechttags 100
- 238. So der beclagt zum andern rechttag aber nit erschyne 100
- 239. So der beclagt auff den dritten rechttag auch nit erschyne 101
- 240. Zulassung des Anwalts 101
- 241. In die acht zu sprechen 101
- 242. Von vergleyttung des beclagten 101
- 243. Von erscheynen des beclagten vnd vemeynen der Clage 102
- 244. Von gesteen der clag mit vrsachen vnd erbietung, die-
selben entschul diguDg an vnserm landtgericht aussznfuren 102
- 245. So ein tetter sein entschuldigung an vnserm landtgericht
ausszufuren angefangen hette 103
- 246. Einen, der in die mordtacht erkant ist, nit zu vergleytten
on willen der Cleger 103
- 247. Wie einer auss der mordtacht gethan wirdet .... 104
- 248. Von gerichtskost der mordtacht halb 104
- 249. Von begraben vnd begengknuss der erschlagen, darumb
die echt furgenomen wirdt 104
- 250. Wie die armen lewt in straff der misshendel einander
sollen zu hilff komen 104
- 251 105
- 252. Von nithelffen den mutwilligen Clegern 105
- 253. Von frembder ancleger kost 105
- 254. Von atzung der gefangen 106
- 255. Atzung in peinlicher frag den verhorern vnd zeugen . 106
- 256. Atzung auff dem endthafften rechttag 106
- 257 106
- 258. Von sunderlicher belonung vnd zerung des Nachrichters,
Peinleins vnd ander des gerichts diener 107'
- 258*. Von gemeyner belonung des Nachrichters 107
- 259 108
- 260 108
- 261 108
- 262 109
- 263 109
- 264 109
- 264». Wie die Panrichter von straffung der vbeltetter kein
sunderliche belonung nemen sollen 109
• 265. Wie es mit der fluchtigen vbeltetter gut sol gehalten
werden 110
- 266 110
- 267. Von gestolner oder geraubter habe , so in die gericht kumpt 111
Bambergensis. Y[
— 258 —
Seite
Art. 268 111
- 268» 112
- 268^ 112
- 268'' 112
- 268^ 113
- 268* 113
- 268' 113
- 269 114
- 270. Von vergleytung der todtschleger 114
- 271 114
- 272. Kein geltbuss in peynlichen Sachen on vnsern willen
vnd wissen zu nemen 114
- 273. Von alten missprewchen der halssgericht 115
- 274 115
- 275. Von vergleychnuss der beschwernussen, so an frembden
gerichten gescheen 115
- 276. Von ratgebung vnser weltlichen Eete in allen zweyfen-
lichen peynlichen Sachen 116
- 277 117
- 278 117
2. Sogrenanntes Correctoriam znr Bambergensis.
(Erläuterungen, Abändemngen , praktische Fälle, Gutachten) 119 — 165
ad art. 19 (aus C.C.C.) 121
- 21 (aus C.C.C.) 121
hinter - 28 (aus C.C.C.) 121
ad - 32 (aus C.C.C.) 121
- 44 (Verordnung) 122
- 127 (Urteü 1510) 123
- 129 (Urteil 1511) 123
- 137—139 (Gutachten 1520) 124
- 142 (Urteil) 130
- 146 (Urteil 1509) 131
- 146 (Urteil) 132
- 154 (Verordnung 1508) 134
- 156 (Verordnung 1508) 135
- 158 (Urteil 1509) 136
- 162 (Urteil 1530) 137
- 168 (Zusätze) 137
- 174 (Rechtsfall) 137
- 183 (Rechtsfall 1507) 137
- 202 (Verordnung 1515) 139
- 207 (Gutachten) 142
— 259 —
Seite
ad art. 208 (Justizverwaltungsbeschlulls 1521) 147
- - 229 (Yerordnung 1508) 148
- - 242 (Verordnung) 149
- - 258 (Justizverwaltungsbeschlufs 1507) 150
- - 258 (Justizverwaltungsbeschlufs 1508) 151
- - 267 (Urteü) 153
- - 271 (Verordnung) 154
- - 275 ( Justizverwal tungsbeschluLs) 155
- - 275 (Rechtsfall 1509) 156
Zentgericht von Gerolshofen (1533) 158—165
17'
Exkurse.
Zu a. 8 (S. 6).
wes gehandelt tourdet. Der Genetiv wes im partitiven Sinn gleich
^wovon*'. In dieser Art ist er in der älteren Sprache häufig. Eine
Fülle von Belegen sammelt J. Grimm, Deutsche Gramm. IV (Neudruck
von Röthe und Schröder 1898 S. 764ff.).
Zu a. 38 (S. 20).
in einer gemeinen frage; in im Sinne von „infolge", „bei Ge-
legenheit**. Carolina a. 31: in einer gemein gefraget.
Zu a. 47 (S. 42).
Der Wormser Landfrieden von 1495^ bestimmt in § 7, wie folgt:
Vnd als vil Eeysig vnd fässkneeht siiid, der eins teils gar kein
herr schafft haben, Oueh ettlich dienst verp flicht, darinn sy sieh wesen-
lieh doch nit halten, oder dye herrschaffte, darvff sy sich versprechen,
jr txü recht tmnd hillicheyt nitt p flichtig sind oder mechtig. Sonder
in landen jrem forteyle V7ind reüterey nachryten: Ordnen, setzen vnnd
wollen wir, das hinfür sollich Eeysig vnd fussknechte in dem heyligen
Rieh nit sollent gedult oder rffenthalten werden, Sonder tote
man die betretten [mag], so sollen sy angenommen, herttigclich
gefragt^ vnd V7nb jr mysshandlung mit ernst gestrafft vnd
vff das wenigst jr hab vnd gütt angenommen, gebeutet vnd sy mit
eyd vnd bürgschafften noch notturfft verbunden werden.
Man vergleiche auch noch das Gesetz über die Handhabung
Friedens und Rechtens von 1495, sodann die Reichsabschiede von
Freiburg (1498) und Augsburg (1500).
Im Reichsabschied von Freiburg vom Jahre 1498' wird so-
dann bestimmt, dafs „hinfüro unser keiner des andern Beschedige^m
tüider diesen Landtfrieden kein Under- oder Durchschleyff, Fürschub
noch andere Vergünstigung . . geben ^ thun oder gestatten , sonder wo Unser
einer des andern Beschediger innen oder gewar ivürdet oder die an-
kommen oder betretten mag, gegen Ihnen unverxogenlich und mit Ernst
1) Nach der Originalausgabe Diss buchlin sagt von dem landtfryde ete. (Panzer I, S.218).
2) Nach dem Texte in der Neuen Sammlung.
— 261 —
und Vleyss handien und fümemen soll, als were es sein selbs Sack.
Perner ist nach § 2 ausgeführt: daTs die Land frieden shestimmuiig gegen
die Verletzer sich nicht nur auf die Thäter, sondern auch auf diejenigen
beziehe, welche solchen Thä.tern Eil ff, Rate, Bey stand, Fürschub , Vnder-
oder Durehschleyff, Essen, Trin>eken und ander Vergünstigung geben
oder gethan^ oder Sy gehausset, geherbergt oder enthalten hetten, so^
dafs in gleicher Weise wie gegen die Thäter auch gegen ihn vorgegangen
würde.
Endlich wiederholt der Eeichsabschied von Augsburg vom
Jahre 1500 in a. 4 die gleiche Bestimmung.
Zu a. 82 (S. 36).
bieten: im Sinn von bitten; kommt sowohl in der Landgerichts-
reformation des Bischofs Veyt von 1503, wie in den Briefen Schwarzen-
bergs vor: es scheint der Bamberger Kanzleisprache zu entstammen.
Übrigens finden sich diese Dehnungen noch heutzutage im fränkischen
Dialekt. Die Ausgaben 1508 u. £f. (die Mainzer Drucke) verstanden
dies nicht und lasen: bitten.
Zu a. 127 (S. 52).
Königliche Satzung von den Gotteslästerern, zu Worms
anno 1495 aufgerichtet. Sie hes>: „Demnach xu mehrer Nach folg tmd
Ehr Oottes und der Menschen Heyl Weyland Kayser Justinianus , unser
Vor fahr am Reich , löblicher Qedechtnüss, männiglich xu halten ernst-
lich ermahnet und strenglich gebotten hat, alle lästerliche Wort und
schweren bey dem Nahmen Oottes und seinen Heiligen Gliedern xu
vermeiden, und wo darüber Jemands solche Ermahnung und Oebott,
verbrechen und überfahren würde, dass sich dieselbe Thäter dardurch
der Barmhertxigkeit Oottes ununirdig gemacht haben, und darumb
gefencklich angenommen und mit der letxten Straff des Todts gepeiniget
werden sotten,*^ Es heifst hier ferner, dafs solche Mifshandlung Gott
schwer beleidige und „der Menschen Seelen seiner Oöttlichen Onaden
ewiglich beraubt und ununirdig werden, auch vormals aus solchem,
Hunger, Erdbeben, Pestilentx und andere Plagen auf Erden kommen
und gefallen sind. TJnnd itxt bey Unsern Zeiten, als offenbahr ist,
dergleichen viel und mancherley Plagen und Straff gefolgt , und sonder-
lich in diesen Tagen schwehre Kranckheiten und Plagen der Menschen,
genormt die böse Blasen ., die vormals bei Menschen Oedächtnüs nie
gewesen, noch gehört sind, aus dem Wir die Straff Oottes billich
bedeneken, und darauf. . . . ermahnen Wir euch alle, sampt und sonder,
auch ingem^in einen jeden Christglaubigen Menschen , dass ihr solche
Misshandlung meydet, die Forcht Oottes in euerm Herxen traget und
seinen Oebotten gehorsamlich nachfolget, damit die vorgemelte Straff
abwendet, und ihr nicht darinn fallet, setxen, ordnen und wollen auch,
hiemit ernstlich gebietend, wann darüber jemandts . . . eytel oder Läster-
wort und Schwur bey Oott, seiner Heiligen Marter, Wunden oder
— 262 —
Glieder, der Jungfrau Marias oder seinen Heiligen thete, dass sieh
dieselbe damit . . . verschuldiget haben urmd also ohn Qnad gestrafft
werden sollen.''
Die Strafe ist, wenn eine Lästerung in Ti*unkenheit oder im Affekt
geschehen ist,' 1 Mark löthigen Goldes, event. Leibesstrafe. Sind diese
mildernden Umstände nicht vorhanden, so sollen Adelige untauglich
werden zu Ehren und Ämtern und wiederholten Males Leibesstrafe er-
leiden; Leute geringen Standes sollen ohne weiteres mit Leibesstrafe
geahndet werden. Auch die, welche solche Lästerung anhören und nicht
dagegen vorgehen, sollen in diese Sti'afen verfallen. Die Justinianische
Bestimmung, auf welche Bezug genommen wird, ist bekanntlich Nov.
77 c. 1, CoUat. VI, Tit. 5, welche nach der Fassung des Authent. lautet:
„M quonia/m quidam ad haec, quae diximus, et blasphema verba et
sacramenta de Deo jurant, Deum ad iractmdiam provokantes , et istis
injungimus abstinere ab hujusmodi blasphemis verbis et jurare per
eapillos et eaput et his proxima verba. Si enim contra homines
factae blasphemiae impunitae non reli^iquuntur, multo magis, qui
ipsum Deum blasphemat, dignus est supplicia sustinere. Propterea
igitur omnibus hujusmodi praecipimus , a praedictis delictis abstinere
et dei timorem in corde percipere et sequi eos, qui bene vivunt, Propter
talia enim, delicta et famss et terrae motus et pestilentiae fiunt, et
propterea admonemus abstinere ab hujusmodi praedictis illicitis, ut
non sicas perdant anim^s. Sin autem et post hujusmodi nostram
admonitionen inveniantur aliqui i?i talibus permanentes delictis,
primum quidem indignos semetipsos faciunt dei misericordia, post
haee autem et legibus constitutis subiciuntur tormentis, Praecepimus
enim gloriosissimo praefecto pertnanentes praedictis illicitis et
impiis actibus et post lianc nostram admonitionen et comprehendere
et ultitnis subdere suppliciis, ut non ex contemptu talium inveniatur
et civitas et respubliea per hos impios actus laedi
Der Glaube, dass die Gottheit für derartiges Thun Erdbeben und
Seuchen schicke, kehrt im Mittelalter unzählige Male wieder und hat
das Strafensystem nach der Seite der Verstrengerung wesentüoh beein-
Üufst, vgl. Kohler, Strafi'echt der italienischen Statuten S. 17.
Zu a. 146 (S. 59).
Das römische ßecht bestrafte die Bigamie als solche blols mit der
Infamie, im übrigen kam nur das damit verbundene Stuprum oder Adul-
terium in Betracht, vgl. Strafrecht der Italien. Statuten S. 489.
Zu a. 156 (S. 63).
Darüber ist einiges im Gorrectorium weiter ausgeführt; s. S. 135.
Zu a. 160 (S. 65).
sol. Zu ergänzen ist: die Sache oder der Fall, oder vielmehr der
ganze vorhergehende Satz; eine häufige Schwarzenbergisohe Freiheit: er
erhebt den ganzen vorhergehenden Satz zum Subjekt.
— 263 -
Zu a. 182 (S. 78).
Die Reformation des Landgerichts Bamberg (Des lantgerichts
zu Bamberg Reformation) des Bischofs Veyt vom Jahre 1503 besagt in
dieser Sache folgendes: In was sacken das lantgericht xu richten
hat. Item das lantgericht sol in allen sacken, Bürgerlichen
vnd peinlichen, keblicken vnd personlicken, auch vmb
frevenlich oder geweitig besckedigung an leihj ere oder gut
XU rickten kaben. Sodann: Von entnemung eiiies Lewmunds,
wo aber einer verlewmundt were einer missetat vnd ko7ne für
lantgerickt vnd wollt sick des lewmunds mit kuntsckafft oder seinem
Eyd reynigen, so sol eß xu dreien lantgerickten vber die sckrannen
ausgesckrien vnd darxu in der pfarr, da der besckedigt oder vnge-
verlick sein neckst freunde wonkafft sein oder, wo derselben keiner in
funffcxeken meylen vmb vnser Stadt Bamberg wonet, in der pfarr, da
die täte bescJieen sein sol, drey Sontag nack einander offenlick vber
die Caficxel verkundt werden: wie sick der des lewmunds benem^n
oder aus füren; so ymant darein reden wolle, der sol gehört werden,
vnnd gesckeen als vil vnd reckt sey. So dan ymant ersckeynt vnd wider
die außfurung beweisung tkun wil, sol, wie reckt ist, gekort werden;
wen dan peinlick sack oder redlick anxeigen, arckwan oder verdacht,
derhalben im reckten peinlick fra^ xuxulassen sein, beiviesen wurden
mit xweyen oder dreien tuglicken xeugen, als vorsteet, so sol der, der
also bewiesen ist, mit der reynigung des Eyds nit xugelassen, auck
furter nit vergleitt werden. So aber vff gedackte wissentlicke Ver-
kündigung gegen dem, der sick des lewmunds auß füren wollt, mit
anfecktigung nimant ersckinne, nichts dester weniger sol der, der sich
mit seinem Eyd oder durck kuntsckafft reynigen wil, xugelassen
werden.
Item so einer für lantgerickt kome vnd xeigt an, das er ymant
entleibt kett in einer not vnd gegenwerke oder vngeverlicker weis vnnd
wider seinen willen oder aber auß anderen redlichen verursackungen,
darumb er vermeynt, das ime durck reckt kein peinlick straff mockt
auff gelegt tcerden, — vnnd bete, ime deskalben des lantgerickts freikeit
vnd sickerung xu geben: darxu solt seinen widerteilen, wie vor von
außfurung der verlewmutung ge?nelt ist , verkündet, auck die partkeien
in kuntschafften vnnd allem notturfftigem furpringen, wie sick in
recht gepurt, verhört werden ^ vnnd sollen alsdan Richter vnnd vrteiler
sunder lieh in solichen feilen mit begerung^ were die partkeien, auck
das der fall gegenwertig sey. Bat vff das statlickst pflegen , ob solicher
Teter gemeinem reckten nack peinlick gestrafft werden mockt oder nit.
So sie dan also erfunden, das die begangen tat von gemeinem reckten
peinlich gestrafft mag werden, sollen sie ime des lantgerickts freiheit
vnd sickerung xu geben aberkennen; erfunden sie aber, das dieselbig
täte gemeinem reckten nack nit peinlick gestrafft solt werden, alsdan
— 264 —
sol dem Teter des lantgerickts freiheit vnd sichertmg für peinlich straffe
auch deshalb ein hriff vnter vnnsers lanlgerichts Insigil mit einleibung
des gancxen Oerichtshandels vmb die geordenten bekmung gegeben
werden. Doch stet dem, der durch dieselben vrteil beswert wurd, vor,
ordenlich davon xu appelliren. So aber dem Teter also lantgerickts
Sicherung erkant vmrd, die soll jme nichts dester weniger gegeben vnd
gehalten werden, vncx der widerteil mit recht ein ander vrteil dawider
erlangt. So aber der teter appellirt, so solt er furter von lantgerickts
wegen weiter nit, dan wider vom rechtere vncx an sein vngeverlieh
gewarsam vergleitt, noch versichert werden.
Zu a. 221 b vgl. a. 145 (S. 95. 97).
Die Versperrung der Frau entspricht der Einsperrung ins Kloster
nach Justinian, Novelle 134 c. 10: Adulteram vero mulierem competen-
tibus poenis subactam in monasterio mitti.
Zu a. 244 (S. 102).
dieselben entschuldigung. Man würde wohl erwarten: derselben
Entschuldigung. Es scheint eine Art Attraktion des Pronomens vorzuliegen.
Zu a. 244 (S. 102).
Zur Reformation des Bischofs Yeyt vgl. a. 182 (S. 263 f.); vgl. auch
noch a. 245, 270 Bambergensis, auch Correctorium S. 149.
Zu a. 258 a (S. 107).
Der Nachrichter ist an sich kirchlich nicht unehrlich, denn er
handelt per justitiam, imd daher gerecht und schuldlos, c. 13. 14. 16. 19
imd 41 C. XXIII qu. 5. Jedoch verlangte die Kirche, dass er nur im Ge-
rechtigkeitssinne und weder aus persönlichem Hasse, noch aus Sucht nach
Gewinn handle; wäre das der Fall, so wäre er nicht schuldlos und wegen
Tötung vom Abendmahl auszusch Hessen; vgl. darüber c. 14 C XXTTI qu. 5:
cum minister judicis occidit eum, qu^em judex jussit occidi^ profeeto,
si id sponte facii, homicida est, etiamsi eum occidat, qt^em seit a
jtcdice debuisse oeeidi; femer c. 2 dist. 86: Odio habeantur peccata,
non homines et quod in peccatis severius castigari necesse est,
non saevientis plectatur animo, sed medentis; c. 15 dist. 45: vera
Justitia compassionem habet. Dazu sagt Hostiensis, Summa, d&
homicidio nr. 4: sijuste fiat, peccatum non est . . . quod etiam intelligas,
cum non fit ex delectatione fundendi sanguinem humanum, non
amore spoliorum, non pretio, sed pro sola obedientia hoc ftt
cum dolore cordis et animi compassione; nam vera justitia compassio^
nem habet, falsa dedignationem.
Zu a. 277 (S. 117).
Ratfragen ohne Strafrechtsfall zui* Erlernung des Rechts.
Wörterverzeichnis.
Abkürzangen: sl.m. = Maaculinum der starken Deklination.
st f. = Femininum der starken Deklinaiion.
st. n. = Neutrum der starken Deklinaiion.
st. V. = Verbum nach der starken Konjugation,
sw. V. = Verbum nocA der schumchen Konjugaiion.
st. sw. V. = Verbum geht nach beiden Arten.
an. V. = unr^elm. Verbum.
8. = siehe.
ö. = ößers. Die Einklammerung deutet an, dafs
das Wort öfters tforkommi.
A.
abbrüchig adj. hinderlich 249.
aber a4v. konj. toiderum (34).
aberkennen sw. v. mit Bechtsgründen abschlagen.^ verweigern 58. 177.
abgangk st. m. xu abgeen Mangel .^ Verschlechterung 268°.
abgeen st. v. davon gehn^ Mangel haben ^ sich verschlechtem 268*^.
abkumen st. v. 1. los werden vmb das sie der abkumen 157, 2. die Flinte
losbrennen (vgl. abgehen Orimm i, 66) ee vnd er recht anschleoht
vnd abkümpt 172.
ablegen sw, v. Schadensersatx leisten 267, daxu ablegung st. f, 268^.
ableynung st. f. Ablehnung., Abwälxung 123.
abschaffen sw. v. abschaffen 121.
abscheiden st. v. sich {aus dem Gericht) entfernen 24.
abschneiden st. v. 1. transitiv abschneiden^ wegnehmen vnd damit die
übrige wörtter abschneiden 27, got . . ., das jm zustet, abschneydet
127, 2. sei man alle Rechtliche verlengerung . . . abschneiden 23.
abschweren st. v. durch falschen Eid abgewinnen 128.
abslagen st. v. abschlagen {gerichtlich) 58.
absolucion st. f. hier: Entlassung aus der Acht 247.
abtrag st. m. Genugthuungj Bufse, Entschädigung 105; straff vnd ab-
trag leyden 73.
abtreyben st. v. etwas von sich forttreiben, abortum facere 158.
abtreibung st. f. abortus Gorr. 158.
abtun st. v. auf die Seite bringen, bei Seite schaffen, beseitigen 121.
acht st. f Ächtung 243. 245. 249.
achtung st. f. Achtung .^ Hochachtung ^ Schätxung der Person 18.
— 266 —
alchamey st. /*. Alchymie Corr. 137.
ampt st, n. Obrigkeit von ampts wegen 10 (ö).
anczeigung s. anzeigung.
anderweyd urspr. xum xweiten Male 69. 124.
andingen st. v. Antrag stellen j sich a. sich vor Gericht durch bestimmte
Fragen xur Geltung bringen j Zentger. Ä 158. 161, vgl. Planck,
Gerichtsverf. I S. 203.
anfechten st. v. gegen jem. kämpfen.^ angreifen 165. 167. 168.
anfechtung st. f. Angriff 167.
angeben st. n. das Angeben, Aussagen vor Gericht 17 (ö.).
angreifen st. v. angreifen^ thätlich werden mit peinlicher frag nit an-
griffen werden (10. 66).
anhengig a^üj. anhängig in Sachen denselbigen anhengig 1.
ankeren sw. v. anwenden 175. 276.
anclager st. m. Ankläger 8 (ö).
anlag st. f. Einschätxung Corr. 258.
anlegen sw. v. ansetxen^ umlegen 250.
anmassen sich (zu) sw. v. sich anmafsen etwas xu thun, Partie, an-
gemasst 156.
annemen st. v. 1. einem den Proxefs machen 10. 127. Corr, 207;
2. festnehmen j arretieren gefencklich annemen 41; zu gefengknus
annemen 18; s. einlegen.
annemen st. n. die Festnahme 17. 26.
anregen siv. v. anführen 156.
anrichten sw. v. anstiften 128.
annifen st. v. anrufen (das Gericht) 17.
ansagen sw. s. vor Gericht angeben 17, von Gerichts wegen verkünden 92.
anschlagen st. v. die Büchse anlegen und xielen ee vnd er recht an-
schlecht 172.
anspruchig ansprüchig, was in die Anklage verwickelt ist {xu anspre-
chen), worauf jemand Anspruch macht 268*. 268*^.
ansuchen st. n. Ansuchen., Begehren 176.
antwortten sw. v. auf eine Aufserung anderer {namentlich des Klägers)
im Gericht etwas vorbringen der beclagt antwort zu der beclagten
missetat 105; überantworten 85; daxu antwort st. f. 243, ant-
worttung = Ausantwortung st. f. 85.
BXii'NQiikjQV st.m. Antworter., Beklagter .^Verteidiger 101. 111. 267. 268. 268^
anwalt st. m. Anwalt ., Vertreter 176. 240.
anwerden st. v. verlustig gehen., los werden {an den Mann bringen)
das er den [diepstal] gar oder zum teil gehabt, verkaufft, vergeben
oder anworden habe 52.
anzeigung st. f. Indicium., Inxicht 10. 13. 14. 32. 38. 43. 52.
anziehen st. v. 1. anführen die angezogen vbeltat 58. 105. 167; 2. av^
greifen., thätlich werden 80.
— 267 —
appelliren sw. v. appelliren 245.
arckwon, arckwan st. w. stispicio (8. 11. 22. 26. 27. 29. 43. 56. 73. 87.
Corr. 267).
arckwenig sitspecttts 21. 32. 33. 34. 43. 54.
argkwenigkeit st. f. 1. Indicium , Verdachtsgrund 31 ; 2. Verdacht 34. 57.
arglistiglich adv, dolo malo 172.
arm adj. der arme der Angeklagte ^ dem die Verurteilung bevorsteht
71. 117. 118. 124*. Zentg. S. 159. 164.
atzung, aczung st. f. Lebensunterhalt 178. 254 — 256. 268. 268'.
auffheben, auffgehaben st. v. aufheben 121.
aufflegen sw. v. 1. auflegen^ zur Last legen 58; 2. durch Urteil auf-
erlegen 268.
aufmerckung st. f. Obacht fleissig aufmerckung haben wolle 8.
aufPrur st. f. Aufruhr^ Auflauf , tumultus (152. 184).
auffschlagen st, v. aufhalten^ Frist gewähren 240. 244.
auffschreiben st. v. urkundlich feststellen 217. 222.
auffsperren sw. v. aufbrechen 198.
aussbetagen sw. v. einstweilen gerichtlich ausfolgen 268*.
aussenpleyben st. n. das Ausbleiben vom Termin 235.
aussflucht st. f. Flucht., Entziehung von der Strafe in eigentL Sinne
Corr. 129.
aussfluchtig adj. flüchtig 266.
aussfundig adj. ausfindig., wahrscheinlich 46.
aussMren, aussfuren sw. v. 1. auf die Richtstatt hinaufführen 92.
124; 2. vor Gericht ausführlich darlegen., beweisen 20. 52. 167.
179. 182, sein entschuldigung aussfuren 21. 22.
aussfurung st. f. gerichtliche Darlegung 20. 178. 182, aussfurung der
vnschuld 58, rechtliche aussfurung 21.
aussgang st. m. Ausgang, Beendigung 182.
aussgeben st. n. Aufgabe 54.
ausshelfFen st. v. beim Fliehen behülflich sein 206.
ausslassen st. n. Entlassung aus der Haft 183.
aussrichten sw. v. bezahlen 178, costen . . . aussrichten 19. 268.
aussschleyffen sw. v. auf die Richtstatt schleifen 124.
aussschreyen st. v. öffentlich ausrufen 237.
ausstegen sw. v. einstweilen gerichtlich ausgefolgt erhalten 268/1
ausstrag st. tr. prozefsrechtliche Schlichtung des Streites 105. 181.
aussti'agen 5^. v. einen Streit prozefsrechtlich schlichten 226.
aussdretten st. v. vom rechten Wege abweichen., aus der geordneten
menschlichen Oesellschaft heraustreten., Oewalthat begehen (153);
dazu subst. aussdretten st. n. 153.
aussweychen st. v. flüchtig werden 265.
^usszug st. m. Einrede., exceptio 178.
aygentlich s. eigentlich.
— 268 —
B.
pan st m. Bann, Qeriehtsgewalt 3. Zentger. 8. 160. .
panrichter st. m. s. Register.
bass adv. comp, hesser (26).
beclagte sw. m. der Angeklagte 8 (ö.)
bede = beide beide (108).
bedecken sw. v. verhüllen 38; mit vnwarheit bedecken 124».
bedenken sw. v. überlegen^ ermessen .^ beurteilen 38.
bedingen sich st. v. s. andingen Zentger. S. 158.
betrohen sw. v. bedrohen (153. 167); die bedrohung 57.
befehden s. bevehden.
beleihen s. bevelhen.
begengknuss st. f. Bestattung 249.
begeren sw. v. um etwas bitten rechts begem 100.
begreiffung st. f. Umfang , Inhalt, Sinn^ Verständnis 27.
behaltnus st. f. Gewahrsam^ Gefängnis 11 s. auch beheltnus.
behaltung 5^. f. Haft^ Gewahrsam, Festhaltung 17. Corr. 183.
behelffen st. v. helfen mit etwas 167.
beheltnus st. f. 1. Behalten .^ Ins Gedächtnis prägen vmb eigentlicher
merckung vnd beheltnus willen des gemeinen mans 2; 2. Behalter
{für Fische) 195; 3. Aktenschrank 227.
behendigen sw. v. einhändigen 258.
beherberigen sw. v. beherbergen^ hehlen 48.
bey frage st. f. Nebenfrage 65.
bekantnuss st, f. Geständnis., Zeugnis, Aussage (23. 107. 156).
bekennen sw. v. bekennen (57. 60. 66. 67. 68); der missetat also nit
bekent 105; die er doch vormals . . . bekant het 107.
bekennen st. n. das Bekennen 29.
bekentlich sein bekennen (15. 67. 81. 105); ob er der beschuldigten
missetat bekentlich sey oder nit 57. 60; einer vnzweiffenlichen be-
kentlichenn schulden 23.
beleuten sw. v. den Rechtstag einläuten 95. Zentg. S. 165.
beleutung st. f. das Läuten mit der Glocke %wr Einleitung des Rechts-
tages (95).
benöttigen sw. v. bedrängen., notzüchtigen (144); xur Notwehr bringen
(164). 167.
benöttiger st. m. derjenige., welcher jemand angreift, bedrängt 165.
benöttigung st. f. Bedrängung, Angriff (167. 168).
bequem adj. xu kommen, was jemand xukommt, passend das got nit
bequem ist 127.
bericht st. m. Bericht, Nachricht sovil sie der [g. pl.] bericht haben em-
pfahen mögen 81.
beruchtig adj. berüchtigt, im Gerüchte stehend, vmb beruohtig vbel-
tat 10.
— 269 —
bei'dchtigen sw. v. diffamare^ ein Oerücht (Oeschret) erheben gegen
jem. (183. 185. 186).
berÄchtigung st. f. Oerücht^ Besehreiung (184).
berumen pari, adj, berumpt sich einer Sache rühmen^ sie für sich in
Anspruch nehmen (170); notwerh berumpt 166, berömpten ent-
scholdigung 244.
besagen sw. v. benennen.^ aussagen^ beschuldigen (32. 38); daxu der
besagte (38) ; besagung st. f. (38) ; s. auch sage,
beschediger st. m. Schädiger 13.
beschedigung st. f. Beschädigung., Schädigung 13.
beschid st. m. Bescheid^ Antwort 179.
beschliessung st. f. Schliefsung^ Beschliefsung 222.
beschönen sw. v. beschönigen 17.
beschreien st. v. anrufen .^ anschreien das Publikum wegen der Übel-
thäter, Zeter über sie rufen 100. 183. 233. 234. Zentg. S. 159.
163 f. J. Qrimm, Deutsche Eechtsaltertümer S. 878. 879.
beschreyung st. f. s. beöchreien 233.
beschuldigen sw. v. beschuldigen der beschuldigten mysshandlung 10.
beschweren s. besweren.
beschwerdt st. f. Beschwerde 73.
beschwemuss st. f. 1. Beschwerung (1), s. auch beswemuss; 2. er-
schwerender Umstand 189; 3. schlechte Behandlung 275. Corr. 202.
beschwerung st. f. s. beschwernuss.
besetzen sw. v. besetzen {mit Richtern) 97.
besiben st. n. Das übersiebnen des alten Rechts d. h. Überführung selb-
siebent 273.
besichtigen sw. v. sehen 32.
besitzen st. v. trans. besitzen., einnehmen , Richter xum Gericht
stellen halssgericht zu besitzen schuldig sein 6. Zentg. S. 160 f.;
besitzen vnd verwesen 6; daxu besitzung 6. 95.
besliessen st. v. beschliefsen^ Beschlufs fassen trans. die vrteyl zu peyn-
licher straff endtlich beslossen wdrdo 98.
besprachen sw. v. vor Gericht fragen (35. 156); {xu spräche) auch mit
betrohung der marter bespracht werden 57 , so er erstlich on marter
derhalb bespracht wirdet 209. Corr. 156.
bestalt st. m. Kaution einen notdorftigen bestalt mit Burgen getan hat
18. 178. 179. 267. 268^
bestehen st. v. bestehen bleiben 156.
bestellen sw, v. 1. verordnen, abordnen tügenlich person zu besitzung
des halssgerichts . . . erden vnd bestellen 6; 2. anstellen j anstiften
were jne darzu bestelt 61.
besweren sw. v. 1. beschweren., hart angreifen mit peinlicher frag be-
swern 13; 2. steigern, schärfen 149, straff . . . beschwerdt werden
142. Corr. 202; 3. schlecht behandeln 253. 261. 275.
— 270 —
beswernuss st. f. Beschwerung zu forkomen mancherley . . . beswenius
der leÄte 1.
betauben sw. v. betäuben^ durch latUes Gespräch stören Zentg, S. 161.
pethgeDOSse st m. Bettgenosse 149.
betreten st. v. überraschen, ergreifen (23. 183. 184). Corr. 207 ; wo sie
des vberwunden vnd betretten wirt 157; an warer vbelthat beritt23.
betrohen sw. v. bedrohen 153. 167; daher betroung Corr. 154.
pewt peut st. f. Beute 48.
bevehden sw. v. befehden 154.
bevelhen st. v. 1. befehlen (106); 2. überantworten den armen dem
Nachrichter bevelhen 117.
bewegen st. v. erwägen 175. Corr. 137; bewegen part. Corr. 129. 267.
bewegung st. f. Beweggrund 169.
beweisen sw. v. beweisen (22. 30. 37).
beweisung st. f. Beweis (8. 29. 37. 80).
bezeugen sw. v. durch Zev>gnis {sc. in Strafe) bringen 79.
bezwangk st. m. Zwangsmittel, gewaltsamer Eingriff 158.
bitten st. v. bitten, vor Gericht um etwas ersuchen 91. Daxu bit
Bitte 91 ; bieten = bitten 82.
plat st. n. Zielscheibe 172.
bossheyt st. f. hier: Böswilligkeit der That 190.
prant st. m. Brand, Brandstiftung 50. 63.
prechen st. n. das Einbrechen xum Diebstahl 185. 198.
prenner st. m. Brandstifter 150. Corr. 207; prennerey 250.
bringen an. v. hier: durch fragen herausbringen 65.
bürg sw. m. Bürge (49).
bürgerlich civilis 184. 194. 226. 268 f. zu endtlichem Bürgerlichem rech-
ten 120; burgerlichs rechten pflegen 19; in bürgerlichen Sachen 23.
burgschafiPt st. f. Bürgschaft 22; biss er burgschaift getan hat 18.
buss st. f. Bufse zu buss vnd besserung 167.
putelstube st. f. Büttelstube 69.
c.
commissarius st. m. Kommissar 83.
compassbrieff st. m. litterae mutui compassus, Bequisitionsschreiben 82.
compiex Leibum,fang Corr. 44.
compulsorialbrieff st. m. Ladung mit Zwangsdrohung 82.
D.
diberey st. f. Dieberei, Stehlen im allgemeinen 52. 102. 250.
dickermall, zu dickernmaln oftmals, des öfteren 148.
dieb st. m. Dieb 60. 183.
diebin st. f. Diebin 190.
diepstal st. m. 1. Diebstahl 183 ff.; 2. gestohlener Gegenstand so der
diepstal bey dem verdachten gefunden 23. 52.
— 271 —
dringen st, v. Irans, fortdrängen y hedrwngen 153.
drohen stv. v. drohen (55).
E.
echten sw, v. in die Acht thun 230. 245.
echter st. m. Geächteter 175. 247.
eczen s. etzen.
ee bevor 172. 184; ee vnd er an sein gewarsam kumpt 184.
eebrecber st. m. Ehebrecher 145.
eebrecherin st. f. Ehebrecherin 145.
eebruch st, m. Ehebruch 145. 175.
eehaft adj. gesetxmäfsig 240.
eehaft st. f. die Rechtmäfsigkeit , rechtmäfsige Entschuldigung 240.
eefraw st. f. Ehefrau 144.
eelich adJ. ehelich 167.
eeman st. m. Ehegatte 143. 145.
eeweyb st. n. Ehefrau 143. 145. 175.
eigenschafft st. f. Eigentufn 268*.
eigentlich adv. genau (65 ö.).
einbinden st. v. einbegreifen dem Geriohtsschreiber sol in seinem Eide
. . . eingepunden werden 8.
einbringen an. v. vor Gericht bringen y proferrCy gelangen, der von Ampts
wegen einbracht were 12; einbrachten kuntschafft 91.
einbringen st. n. das Einbringen alles einbringen gescheen were 12.
eingeen st. v. hineingehen zum steelen eingeet 185.
eingreyffer st. m. der^ welcher einen (widerrechtlichen) Eingriff thut 207.
eingriff st. m. Eingriff 207.
einkommen st. v. vor Gericht gebracht, ins Gefängnis geführt werden
gefencklich einkommen 13. Corr. 183.
einlegen sw. v. 1. einlegen (127). Corr. 158; 2. dem Gericht einreichen
auss der eingelegten zettel 104.
eynigung st. f. s. verbundtnuss 132.
einnemen st. v. annehmen^ in seine Gewalt bringen 49.
einrede st. f. Einrede, Beteeiseinrede 84.
eynsteigen st. n. das Einsteigen beim Diebstahl 185.
empfahen st. v. empfangen das heilig Sacrament empfahen möge 92.
empf&rn sw. v. entführen 143.
ende st. n. Ort an die endt schicken 66; auch an enden oder orten ge-
west sey 58; auch an welchem ende 60; sölich endt benent 24; an
andern enden in diser Ordnung 29.
enderung st. f. Eingriff in ein Recht, Verletzung 207.
endthafft adj, schliefslich endthafts rechttags 91 ff. 123.
enthalt st. m. Aufenthalt., Schutz 153.
entledigen sw. v. frei machen von peinlicher straff entledigen 20.
— 272 —
entleiben sw. v. töten; der entleibte 42. 161. 167; daxn entleibung st. f.
175. 178 (ö.).
entlich, endtlich adj. schliefslich^ letxt, xum Schlüsse 16. 19. 29. 123.
entliohes gericht, der endliche Rechtstag 95.
entnemen st. v. nehmen, rauben 148.
entschid st. m. Entscheidung 251.
entschuldigen sw. v. von Schuld frei machen vi*8ach, die von peinlicher
straf rechtlich entschuldigen mögen 23; jne {acc. sing.) söllicher
entleybung halb . . . entschuldigen 178. 214.
entschuldigung st. f. Freimachung von Schuld redlich entschuldigung,
die in . . . von peinlicher straff entledigen mochten 20.
entsetzen sw. v. verlustig machen 128.
entweichen st. v. s. ausdretten 153.
erbe st. m. der Erbe 160. 191 ; daxu erbschaft st. f. 160 (ö.).
(erbdtig) s. erp&tig.
erfaruDge st. f. Erforschung^ Untersuchung so in der .... erfarung
des beclagten vnschuld nit funden wurde 59; erfarung haben 32
Nachforschwig halten.
erfinden st. v. ermitteln, erkennen, eruiere (38) desshalb redlich anzeigung
. . erfunden wurdet 14. 73. 79. 223. Corr. 267.
erfindung st. f. Ermittelung .^ exploratio 38; Nachweis 167. Corr. 207.
erfullung st. f. Ausfüllung 76*; zu erfulluog = ad supplendum.
ergeen st. v. sich ereignen .^ vollxiehen, %u Ende gehen recht furderlich
ergeen zu lassen 90; ergangne viieyl 110.
ergerlich adj. Ärgernis erregend 145. 175. Corr. 207.
ergern sw. v. versehlechter?i^ verderben 268*^.
ergernuss st. f. Verschlechterung 268*^, Änstofs^ Erregung y Ärgernis
125. 149.
erkantnus, erkentnus st. f. Judicium 11. 18. 268*^; jre erkentnuss
darnach thun 126.
erkennen sw. v. Urteil finden ., verurteilen., urteilen 202; absolut den
... zu erkennen vnd zu handeln gepurt 33.
erkundigen sich sw. v. Kunde von etwas xu erhalten suchen 38. 58.
erkundigung st. f. s. erkundigen 38. 59.
erkundung st. f. Erkundigung .^ Ermittlung 36.
erlangen sw. v. erhalten 106.
erlauben sw. v. gestatten , erlauben 101 ; daxu erlaubung st. f. 223.
erlaupnuss st. f. Erlaubnis 154.
erledigen sw. v. los-., frei machen von der benöttigung erledigt 167.
erledigung st. f. Freisprechung 224.
ermessen st. v. beurteilen 36. 103. Corr. 44.
ermessung, messigung Beurteilung ^ Ermessen 125. 268'^. Corr. 202.
ernern sw. v. ernähre^i, retten, am Leben erhalten 157.
ernst st.m. Ernst, Strenge 47.
— 273 —
©msthaft ernstlich 175.
ernonnen sw. v. benennen y ansetzen {Tag) 56. 91.
eroberang st f. Erlangung Gorr. 183.
eröffuDg st. f. Verkündigung 174.
erpiitig adj. erbötig 176.
«rschlagen st. v. ersehlagen 167. 229. 231.
ersitzen st, v. durch verjährten Besitz erwerben 268**.
eretechen st, v. erstechen 168.
ersteen st, v. gewinnen 236.
ersti'ecken sw, v. befristen 240.
ersuchen sw. v. erstechen 228.
ertödten sw, v, töten 43.
ertragen st. v. trafen zauberey auff jn ertragen 64.
erwem sw. v. erwehren 144.
erzeygen sw. v. nachweisen 202.
essende dinge Efswaren 192.
(etzen) eczen sw, v, Nahrung darbieten 48.
F.
fahen st. v. fangen 167. 175.
fallen st, v. abfallen, die Aussage ändern 35.
falsch st. m, s, felschung 138. Gorr. 137.
falschschwerer st. m. Meineidiger 128.
fare st. f, Gefahr fare vnd beschedigung . . . warten miissen 153.
faren st, v. hier: verfahren Zentg. S. 159.
favende habe st. f. Mobilien 266.
vehd st. f. Fehde 154; daher vehdbrieff Gorr, 154.
felscben sw, v. fälschen 138.
feischer st. m. Fälscher 138.
felscherey st. f. 250. Gorr. 137.
felschung st. f, Fälschung 137.
ferlich gefährlich 42. Gorr, 156; auch verdlich 185, s, geferlich, ge-
verdlich; daher ferligkeit Gefahr 156. 165. 168. Gorr, 158. 229.
fewerwerck st, n. Zündmaterial 50.
fleissigen sw. v. befleifsigen mich rechts gerichts fleissigen 5.
volgen sw. v. durch rechtliche Folge xu teil werden 268*.
fordern sw. v. vor Gericht fordern 160.
form st. f. Form., Wortlaut der Urteile 120.
formen sw. v, formen., im Wortlaut darstellen 110. 217. 243.
formung st. f. Feststellung der Form 218. 221'.
frag st. f. Frage ^ hier besonders peinliche Frage, Folter 10, namentlich
40 S.^s. auch Register unterYoXtei] in einer gemeinen frage 38 (jEbcwrs).
fragen sw. v, 1. fragen man soll jne auch fragen aller vrsach vnd vmb-
stende 62; man sol auch nach der vrsach. vnd vmbstenden . . . .
Bambergensis. \%
— 274 —
fragen 64; man soll jn snnderlich deryrsach, zeyt ynd geselschafffc
halb . . . fragen 63; anff dieselben person sundeiüch nit gefragt ynd
gemartert 38; auff jre eyde fragen 107; vmb die vrteyl nit gefragt
werden 107; ich frag dich des rechten 108; 2. peinlich fragen =^
foltern 258*; darauf peinlich zu fragen 40 u. Ö.
frevenlich adv. ungesetxmäfsig 175 die . . . vbeltat frevenlicb wider-
sprechen 28.
freyen sw. v. mit Freibrief {Asylrecht) begaben 241.
fride st, sw. m. Friede^ staatlicher Schutx des Nachrichters fride auss-
zuruffen 118. 241.
frome sw. m. Frommen, Vorteil meins genedigen heiTen .... fromen
getrewlich werben 5.
fügen sich sw. v. sich verfügen sich ... an die gerichtsstat fülgen 95^
furbringen an. v. vorbringen, aussagen so der anclager wider den be-
clagten vor jme furbringt 8.
f&rdemn sw. v. fördern gemeinenn nucz zu f&rdemn 1. 23.
furderlich adv. auf schleunige, förderliche Weise 90.
furderung st. f. Förderujig 48. 203.
füren sw. v. 1. führen.^ geleiten in gefenctnuss f&m 70; 2, kunt-
schafft füren 82.
furgeen st. v. vorgehest 123.
furgeben st. n. Vorgeben 167.
furgesetzt adj. vorsätzlich 174.
furh alten st. v. vorhalten, vorsagen 38.
f&rkomen st. v. xuvorkommen.^ verhüten sölichen liünftigen vnrechtlichen
schaden vnd vbel furkomen 202; das sol man . . . bey den peicht-
vetern furkomen 38. S. auch verkomen.
furkomen st. n. Verhütung zu furkomen mancherley . . . beswemus 1^
s. verkomung.
fümemen st. v. vornehmen also das dieselbig straff nit zum tode . . ..
fürgenumen wurde 16.
fursatz st, m. Vorsatz 156.
furschieben st. v. helfen, fördern, Beistand leisten 203.
furschub st. m. Hilfe, Beistand 153.
fursetzlich adj. adv. vorsätzlich 174.
furslahen st. v. vorschlagen , xur E^itscheidung vorlegen 58.
fursprech st.m. Fürsprech, orator, causidicus 101 ff. Zentger, S. 158 f*
161 f.
füi^wenden sw. v. darlegest, vorschützen 20. 169.
gaylheyt st. f. Übermut, Äusgelasse?iheit , luxuria 172.
galgen st. m. Galgen 219.
— 275 —
geben st. v. geben jr vrteyl geben 186 ; etlich griff in jr leyb mit gluenten
Zangen gegeben werden 155.
gebieten gepieten st. v. gebieten y ansagen 263.
gebrauchen s. geprauchen.
geen st. v. 1. gehen zu kirchenn vnnd gassenn gangenn Corr. 146 ; 2. drauf
gehen., aufgewendet werden costen, so auff die sach gangen ist 19.
geperde st. f. Gebärde 55.
geprauchen st. v. Gebrauch machen von vnd wil sich einer notwerh ge-
prauchen 169; darauff peynlich frage mag gebraucht werden 33. 175.
geprauchung st. f. das Gebrauchen 168.
gedrungen part. adj. xu dringen woxu gedrängt on Rechtmessig vod
gedmngen vrsach 23. 154.
gefencknuss s. Register Gefäognis.
geverde st. f. und n. Gefährde, Hinterlist., Betrug sonder geverde ohne
Hinterhalt., aufrichtige geverde suchen oder gebmuchen 8. 9.
geverden sw. v. gefährden., scJiädigen 96. 121.
geverdlich 1. gefährlich (168); 2. vorsätzlich , arglistig 138. 196, s.
auch geferlich, ferlich.
geferlich geverlich adj. adv. hinterlistig, parteiisch, verfänglich, schädlich
geverlich furderung ... tut 48; mit vngewönlichen, verdechtlichen,
geverlichen fewerwercken 50; geverlicher weiss 51; geverlich nit
verzogen oder verhalten werden 59; von vnnotturfftigen geverdlichen
fragen 121; an geferlichen orten 32, s. auch geverdlich; ferlich.
geferlicheit, geferligkeit, geverdligkoit st. f. 1. Hinterlist, dolus malus
73. 101. 139; 2. Gefahr Corr. 229. S. auch ferligkeit.
gegen präp. gegen, gegenüber mit dat. 153. 167. 268^.
gegen werh st. f. Gegenwehr (165).
gehaben s. haben 21.
gelegenheit st. f. Lage, Stand der Dinge, Beschaffenheit 3. 38. 57. 71.
81. 125. 276. Corr. 44 (ö.), s. Register unter Arbiträre Strafe.
gelei*t pari, xu leren sie. v. lehren, unterweisen, vorsprechen der key-
serlichen recht nit gelert 125; gelerttenn leibertzt Corr. 44; so einen
gelerten eydt . . . meyneydig schweren 128.
geloben s. globen.
geltbuss St. f Geldbufse 183. 272.
gemein xusammengehörig, gemeinsam, allgemein; jnn einer gemeinen
frage insgemein, im allgemeine?i 38; jnn einer gemein Corr. 137
S. 129.
gemeinde st. f. Gemei^ide 21.
geniess st.m,. Nutxen, Gewinn 147. 272.
genug genugthitefid , entsprechend Corr. 129.
genugsam gnugsam, genügend, für einen bestimmten Zweck aus-
reichend 29. 35 — 40. Corr. 156.
gerichtshandel st. m. Proxefs 94.
18*
— 276 —
gerichtsknecht st. m. Büttel 99.
gerichtssohreiber st. m. Oerichtsschreiber 69. 208 ff., s. Register Ge-
richtsschreiber,
gerichtstat st. f. Richtstätte 220.
gerichts zwang st. m. Qeriektsxtvang, Sprengel; atäoritative Macht des
Gerichts 229. 268 f. Corr. 207.
gerucht st.n. fama, Gerücht, Geschrei; Leumund 32. Corr. 146.
gescheft st. n. Verordnung Corr. 183.
geschieht st. f. Geschehnis 66.
geschrei st. n. Zeterruf 184.
geselschaft haben bei jem. Verkehr haben mit 32.
gesipt adj. verwandt, verschwägert 142.
gestalt st. f. Gestalt; adv. in ander gestalt in anderer Weise 46; ge-
stalt der Sachen nach Art der Sachen 179.
gestcltnuss st. f. 1. Gestalt, Art 223; 2. Gestalt^ Schein 73.
gesteen st. v. gestehen, zugestehen 169; vnd im aber der ancleger
sölicher . . . vrsach vnd entschuldigung nit gestünde 20.
gestendig adj. geständig 166.
gewalt st.m.f. Gewalt, Machtbefugnis für gewalt 89; auss dem gewalt
von Romischer königlicher Maiestat entpfangen 1.
gewarsam st. f. Aufsicht, Sorgfalt die gesprochen vrteyl mit guter
gewarsam . . . volzihen möge 117.
gewartung st. f. Das Warten auf etwas , Erwartung 32.
gewere st. f. Zugesichertes Recht auf Besitx, Eigentum 268**.
geweycht adj. geweiht 197 — 200. Corr. 207.
gewissheyt st. f. 1. Gewifsheit 66; 2. Sicherung, Caution 202.
gozeugk st. m. Gerätschaften 258 s. auch zewgk.
gezeugknuss 5^. f. Zeugnis 107.
gifft st.f Gift 45. 155.
glaube sw. m. Der Glaube mit einem guten glaubenn 46. 52. 196.
glaubiger st. m. Gläubiger ^ dem man eine anvertraute Sache wieder-
x/ugeben schuldig ist 196.
globen sw.v. geloben 7.
gnugsam s. genugsam.
gotslesterer st. m. jemand, der die Heiligkeit Gottes lästert 127.
gotsschwerer st. m. jemand, der fluchend den Gottesnamen mifs-
braucht 127. Corr. 127.
grenitze sw. f. Grenxe 264. Corr. 229.
griff st.m. Griff mit der Zange als Marter 221.
grundt st.7n. Grund, Berechtigung der gmndt peinlicher frag darauff
stet 70.
gruntlich adj. adv. klar, gründlich 37; gründig 276. Corr, 44.
gult st.f. Zins, Einkommen redlich dinst, hantyrung oder gult 47.
g&nstigen sw. v. begünstigen 175.
— 277 —
H.
haben , gehaben sw. v. haben der hat ein redlich anzeygung . . . wider
sich 46. 52; gemelter Burgschafft nit gehaben mag 21.
halsgericht 8t,n, Halsgericht 182.
halten st.v, L halten, anhalten 21. 182; zu rede gehalten werden 57;
2, hei sich haben 207.
handeln sw. v. handeln, thun zu gut handeln jemdm. 38; mit der mordt-
acht wider jn gehandelt werden 182.
hantyrung st. f. Handwerk, berufsmäfsige Beschäftigung 47.
haubtsach st. sw. f. Hauptsache 37 ; die haubtsach der geclagten mysstat 19.
haubtvrthel st. n. Endurteil, Zentger. S. 160.
hausen sio. v. Obdach gehen hausen oder halten 207.
hefft st. f. Verwahrung 265.
hegen sw.v. Gericht hegen, die Ordnung herstellen Zentger. 5.161.
heyligthurab st. n. heiliges Gerät, Reliquie 198.
heimlich adj. verborgen an heymlichen steten an der weiblichen Scham
43. Corr. 44.
heimsetzen sw. v. anheimstellen Corr. 137.
heyratgut st.n. Mitgift 145. 221**.
helffer st. m. Helfersltelfer beschediger oder derselben helffer 13.
heiig geheim 194; heiiger vnd verporglicher weiss 50; heiiger vngewön-
licher vnd geverlicher weiss 51.
henckergelt st. n. Bezahlung des Henkers Corr. 258.
hertiglich energisch, hart 47.
hindern sw. v. hindern, durchkreuzen dadurch recht vnd gerechtigkeit
gehindert werden mochten 7.
hut st. f. Verwahrung 254.
hüter st.m. Gefängniswärter 206.
I. j.
jheheyt st. f. Jähzorn, Affekt 162.
jnzicht stf. Indicium jnzicht oder entsohuldigung 182.
irren sw. v. das Recht wankend machen 123.
jrrig adj. zum Irrtum, Veranlassung gehend 87. 175. 276.
jrrung st. f. Irrung^ Differenz 251.
E.
kauffm annschafft st. f. Eaufmannssachen, Ware 138.
ketten sw.f. Kette am Galgen 219.
kindelpetterin st. f. Kindbetterin Corr. 156.
clagen sw.v. klagen clagt zu B., dem vbeltetter 103; die geclagten tat
verneynt 19.
cleger st. m. Kläger, Ankläger 17 (ö.).
compassbrieff st.m. 82, s. unter e.
— 278 —
compulsorialbrieff st. m. 82 , s, unter c,
commissarius st. m. Commissar 83, s, unter c.
koste sw. m. Kosten, Unkosten 23.
krieg st.m. Streit der rechtlich krieg Proxefs 123.
kriegisch streitig , strittig dieselbig kriogisch habe 268*.
krön sw. f. Tonsur Gorr. 207.
kundlich kund gegeben^ offenkundig 14; kundliche eriaubuDg 223.
kuntschafft st. f. eingezogene Nachricht, Ausforschung = Zeugnis.
kundtschafft verhören 83. 84. 156; kuntschafftverhörer st. m. 82.
83; kundtschafft vnd weysung f&ren 86. 88; kuntschafftfdrer 82.
kundschafftstellung st. f. Stellung des Zeugnisses 58.
kupier st.m. Kuppler 148.
kuplerin st. f. Kupplerin 148.
L.
lamperi;isch lombardisch Corr. 137.
landtgericht st. n. Landgericht 182. 245 (ö.).
landtschreyber st. m. Landschreiber 83.
landtzwinger st. m. gemeingefährlicher Bedroher 153. Gorr. 154.
lassen st. v. prägn. losgehen oder jme lest . . . sein Püchs 172.
laugnen, laugen sw.v. leugnen der vorbekanten missetat laugnet 70;
der missetat laugen 107.
laugen st. n. Leugnen der beschuldigten mysshandlung in laugen stunde 10.
lauter deutlich^ klar 81. 223.
ledig adj. ledig, frei den schuldigen ledig zu lassen 13; ledig erkant 105.
120. 243. 244. 246.
ledigen sw.v. entschuldigen, von Strafe frei machen 156.
legen sw. v. legen gefencklich legen lassen 21; yemant zu Strengem
Rechten zu legen 17; schrifftlich in das gericht legen 104; schrifft-
lich für den Richter legen 106; hinder das gericht legen 265.
lehen st. n. Lehen 241.
leibstraff st. f. Strafen an Leib und Gliedern 122.
leichtvertig adj. leichtfertig 32. 159; daher leichtfertigkeit Gorr. 207.
ieibzeichen st.n. Leibxeichen bei der Mordacht, ein detn Erschlagenen
abgeschnittenes Stück 229 ff.
leiden st. v. dulden, xulassen 47.
leysch laiisch, in Laienart Gorr. 207.
lernen sw. v. lehren andre menschen zauberey zu lernen 55.
lestern sw. v. lästern 132. 133.
lesterer st, m. s. Lästerer 134; s. auch gotslesterer.
lesterschrifft st. f. Pasquill 134.
lesterung st. f. Lästerung, Schmähung 127. 133.
leumat st. m. Leumund 32. 38. 146. 165. 167. Gorr. 142 und 146.
libells^.n. libellus, Schriftstück, xusammenhängendes Aktenstück hheHaa-
\7eyss beschriben werden 216; libell famoss s. schmehschrifft 134.
— 279 —
M.
machen sw.v, machen, atismachen, präg, ein gaugsame anzeygung zu
peynlicher frag machen 33.
marckung stf. Markxeichen 139.
mecbtig adj. in der Oberhand 167.
tneyneydig adj. meineidig 128.
meynen sw.v. meifien {treffen wollen) 171.
merckung st. f. Merken vmb eigentlicher merckung vnd beheltnus
willen 2.
messigong, messung st. f. Ermessen, Beurteilung nach messigung des
gerichts 178. 268. 268»».
myet st. f. Lohn 5. 7.
minst mindest adv. am minsten am wenigsten 72.
myssg6nner st. m. Mifsgönner 41.
missetat st. f. Missethat 10 (ö.).
misshandlung, mysshandlung st. f. Missethat 10.
misslingen st. v. übel gelingen 118. Zentger. S. 160.
mysstettig adj. verbrecherisch 49.
morgengab st. f. Morgengabe 145. 221 ^.
mordt st.m. Mord (102), s. Register unter Mord,
mordtacht st. f. Ächtung für eine Mordthat 180. 231 fF. Corr. 242.
mörderey st. f. Mord 250.
mörder-jol Ruf beim Beschreien des Mörders 233.
mördisch adj. tätlich 165. 167.
muntat st. f. Freiung, Freistatt (immunitas) 241.
muntzfelscher st.m. Falschmünzer 136.
■ N.
nacheyl st.f, sequela 184.
nachfrage st.f. Nachforschung 66.
nachfolgen s. nachvolgen.
nachgeen st. v. nachgehen, xu erreichen suchen 90, gehorchen 120.
nachkomen st. v. Folge leisten dem strengen rechten .... nachzu-
komen 22. 100.
nachrichter st. m. Henker 9. 99. 117. 118. 119. 258. 258». 259. 261.
262. 264*. Corr. 258. Zentger. S. 162.
nachteil st. m. Nachteil, Schaden zu nachteil komen 38.
nachvolg st.f. Nachfolge, Verfolgung, sequela 167.
uachvolgeD sw.v. 1. nacheilen 167; 2. Folge geben dem Strengen rech-
ten nachvolgen 21.
name st.f. Das Nehmen, Raub, Gegenstand des Raubes oder Diebstahls
wo er auch soliche name hingethan 60.
nyndert adv. nirgend nyndert zyhen 9.
not st.f. Notwendigkeit es ist not, das 81; von nodt wegen 44.
— 280 —
nötten sw, v. trans, nötigen zu . clage wider seinen willen nit genöt
werden 269.
nöttigen sw. v. xwingen 167.
nöttiger st. m, Benöttger, der, welcher jem. angreift 168.
nodturft st. f. Notdur fl, Notwendigkeit als zu diesen grossen sachenn
die nodturft erfordert 2.
notdurftig sachgemäfs, notwendig 38. 110. 127. 226. 245. 265. 268'.
notdurfftiglichen adv. sachgemäfs 20.
notwher st. f. Notwehr 164 S.
notzucht st. f. Notzucht 144.
nutz nucz st. m, Nutxen wider einen gemeinen nucz 38. 124*; ge-
raeinenn nucz zu fÄrdernn 1. Corr. 207.
0.
Oberhaut st. f. Obrigkeit 154. 223.
offen adj. offen offen veynde vnd beschediger 13.
offen sw.v. öffnen, eröffnen vrteyl, die sich ... zu offen vnd lesen
geb&ret 110.
öffen(t)lich adj. öffentlich 23.
öffnunge st. f. Kundgebung 84.
ort St. m. Teil des Gulden 259. 260. 263.
P.
pan s. unter b.
panrichter s. unter b.
parle st. n. ein lästerlicher Qottesschtour, etwa xu barel (beryllus) der
Äbendmahlskelch (?) Corr. 127.
parthey st. f. Partei vor Gericht 89. 96. 140; s. auch teil, widerteil,
patone st. sw. f. Hostienteller (patenä) 198.
pene, peen st. sw. f. Strafe, aus lat. poena (128). Corr. 137.
peynigen sw.v. peinigen, martern (ö.), peinlich crimvnalis (ö*.),' daxu
peinliche frage, peinliches recht, peinliche straffe,
peinlein st. m. Gerichtsknecht 260.
pfelen sw. v. pfählen {als Strafe) 156. 219.
pflegen st. sw. v. pflegen, sich abgeben womit Rats pflegen (ö.).
pfleglich adv. wie es brauch ist 92.
platt s. bei b.
platte sw. f. Tonsur Corr. 207.
posess st. m. Besitx Corr. 207.'
process st.m. Proxefs, Gerichtsverhandlung 123.
procurator st.m. Anwalt 140. 250.
E.
ratgebung st. f. 167.
ratslagk st. m. Urteilsvorschlag 85.
— 281 —
ratsuühen st n. Batsuchen so vil auff ratsuchen vnnd andere handlang
bey vnsem reten gestelt haben 2.
ratsuchen sw.v. Bat sticken 216.
rauber st,m, Bäuber 60 ff. 144. 151, daxu rauberey st. f. 102. 250.
recht st. sw. n. Becht (ö.), Gericht, Oertcktsverfahren 160. 182. 240.
Gorr. 129 s. rechtlos,
rechten sw. v. Proxefs führen so einer mit dem andern vmb gross gut
rechtet 41.
rechtvertigen sw.v. Proxefs führen, aburteilen, gerichtlich verhandeln
181. 250. 253, auch die missetat dester formlicher vnd bass gerecht-
vertigt vnd gestrafft werden mögen 1 (ö.).
rechtvertigung st. f. gerichtliche Verhandlung und Urteil (14. 123),
rechtvertigung vff des tetters bekennen 14.
rechtgelort adj. juris consultus 2. 123.
rechtloss adj. des Oerichtschutxes entbehrend 241.
rechtmessig adj. rechtmäfsig 23.
rechttag st. m. Oerichtstermin 91 ff. 236 ff.
redlich ordnungsmäfsig , gexiemend, triftig 10. 13. 14 (ö.), redlich an-
zeigung (14. 32).
reyhlich adj. reichlich 54.
reissig sw. m. Beisiger reissig oder fussknecht 47.
reum st. m. Beimspruch 2.
richten sw. v. richten, als Bichter thätig sein vber das blut zu richten 5.
richtstat st, f. Bichtstätte 221.
r&ffen sw.v. rufen, herbeilocken, herankommen lassen der r&fft dem
Förster 194.
8.
Sache st. sw. f. Oerichtshandel (alte Bedeutung) 23. 90. 95.
sage st. f. Aussage (17), Inhalt, Satxung 76* nach sag der Recht 73; nach
sage der Keyserlichen recht 145; daxu sagen (77), sager, besagter,
besagung, Versager, versagung (38).
sagen st. v. aussagen 77.
schadbar adj. schadbarn mann schädlich, verbrecherisch, Zentger, S. 159.
schaczung st. f. Abgabe 49.
schaffen sw.v. herbeischaffen 261.
schein st.m, Schein, Wahrscheinlichkeit mit glaublichem scheyn 45.
scheinlich adj. nach Aufsen dringend, ins Auge fallend 143 mit etlichen
scheynlichen wercken 204.
sehen tlich adj. böswillig, ehrlos 135.
scherpff sw. f. Schärfe Corr. 154.
Schickung st. f. überantwortung, übertoeisung Corr. 207.
schieben s. verschieben.
schiessen st. v. schiefsen zu dem gew6nlichen plat scheusset 172.
schinden st. v, schinden als Strafe Corr. 162.
— 282 —
Schlachtung st. f. Schlägerei namentlich mit tätlichem Ausgange 174,
s. slachtuiig.
schleuniglichen adt:. schleunig 90.
schmehschrifft st, f. Schmähschrift, Past^uill, libellus famosus 134.
schmähe, schmehe, schmach iniuria, Unbill 19. 20.
schmehang st. f. Schmähung, Beleidigung 134.
schulderer st. m. Spieler Corr. 207.
schranne sw. f. Öeriehtsbank 234.
schwem st. v. schwören 128 yemant zu peynlicher straff 128; peeo, die
er feischlich auff einen andern schwüre 128.
Schub st. m. Aufschub 244.
schuld st. sw. f. Schuld wan es nachmals zu schulden k6me 13. 121. 126.
172. 176. 275, Corr. 129. 158. 183. 229 staU haben, der Fall sein.
schuldig 1. adj. schuldig, für schuldig halten 13; den schuldigen ledig
zu lassen 13; 2. verpflichtet 23. 175.
schuldiger st. m. der Schuldige 23.
seidengut st. n. kleines Out, Bauernhaus tmd Acker 250.
setzen sw. v. ansetxen {den Gerichtstag) 84.
sitzen st. v. niedersitxen , xu Gericht sitzen 97.
slachtung st. f. s. Schlachtung 42.
so relativ = der, die, das (ö.).
sorglich Besorgnis erregend 175. 221'.
sperren sw. v. versagen, Abbruch thun 275.
sprechen st. v. sprechen, bes. rechtsprechen zu recht sprechen 94. 122.
Stab st.m. Richter stob 95. 117. ZerUger. 5.165.!
standt st. m. 2!ustand, Verhalten 169. 186 guten oder bösen standt
vnd lewmat 38.
steen st.v. stehen, sich befinden jm rechten st&nden 111; von etwas
abstehen., getrennt werden Corr. 207.
stellen sw. v. stellen (Zeugen) 58.
stock s. Register.
straffen sw. v. strafen 127.
straffung st. f. Bestrafung 123.
Strang st. m. Strang 185. 188.
streng) strenges recht = peinliches Recht 17. 21. 22; daher strencldich 250.
suchung st. f. Untersuchung 156.
sunderlich besonders 258. 258'. 264».
T.
tapffer adv. recht, sehr (dient xur Verstärkung); der vorgemelten
tapffem stück wichtig, bedeutend 200.
taschenrichter st. m. Richter, der an seine Tasche denkt und sieh da-
durch gegen seine Pflicht verfehlt 272.
teyl st.m. Partei 120. 140.
— 283 —
tetlich adj. thätlich tetliche handlung 167.
tittel st.m. Rechtsgrund 268*.
thun prägn. = ausmachen anzeygung thun 33.
todtschlag st. m. Totschlag, Tötung 42. 162. 163.
todtschleger st.m. Totschläger 162. 167.
todstraff st. f. Todesstrafe 125. 155. 156.
todstreich st.m. tötlicher Schlag mit geferlichen todstreichen 42.
todtung st. f. Tötung 155.
tragen st. v. tragen wie die entschuldigung axiff jr tregt 172. 175; die
zauberey vff ine tragen 55.
treffenlich ausgexeichnet 162.
treiben st.v. abtreiben von einem weibsbilde getriben wurde 158.
trencken sw. v. tränken 48.
trostung st. f. Hilfe 203.
t&glich, tÄgenlich adj. tauglich 6. 37 (ö.).
u. (V.)
vberantworten sw.v. überreichen 81.
vberbracht st. m. ühmäfsiges Schreien, überschreien vor Gericht
Zentger. S. 161.
vberfaren st. v. Übertreten , xuwiderhandeln (ö.).
vberfarung st. f. Übertretung, Zuwiderhandlung 73. 138. 145.
vberfluss st. m. Übermafs 268 f.
vberkomung st. f. Ausübung 146.
vberlauf st. m. Überflufs^ Übermafs Corr. 258.
vberlaufen st. v. anlaufen, angreifen 165.
vbermass st. f Übermafs 261. Corr. 258.
"vbersehen st.v. 1. Ober sehen, nachlassen 145; 2. durchsehen, durch-
studieren 276 und Vorw. xu 1580.
vbersehen st. n. Nachlässigkeit 1.
vberwinden st. v. überführen, erweisen (16. 38. 73. 79. 145. 150. 151.
160); vmb die vberwunden vbeltat 103; söUicher vbeltat vberwun-
den wirdet 140; einen andern . . . des vberwindet 145. (Jorr. 142.
vberweisen st. v. schuldig erkennen, überführen derselbigen (missetat)
vberwisen werden möcht (15. 39).
vberwindung stf. Überführung 222.
vbung st. f. Ausübung, VerÜbung vbung der that 36.
vmbfö.ren sw. v. Herumführen der Verurteilten 221.
vmbgeen st. v, sich xu schaffen machen 50.
vmbstandt st. m. Tlmstatid, bes. implur. 31. 32. 37. 38. 65. 146. Gorr. 129.
vnabpruchig ohne Prc^udix 249.
vnbegreifflikeit st. f. Unverständnis derselben ledt vnbegreifflikeit zu
hilff komen 2.
— 284 —
vnbehutsamkeit st. f. Fahrlässigkeit^ Unvorsichtigkeit 172.
vnbenant nicht einzeln aufgezählt 31. 126. 223.
vnben Otter ding adverbial: ohne Zwang 269.
vn bequem adj. nicht bequem auszuführen 125.
vnterscheydlich adj. genau, ins einzelne gar vnterscheydlich . . .
fragen 60.
vnderschiedt st. m. Einzelheiten 65.
vntermarckung st. f. Örenzzeichen unter der Erde 139; auch vnter-
marck 250.
vnderstehen st. v. 1. wagen, versuchen, eonari 32. 114. 115. 250. 252.
268 so sich aber einer sölchs . . . misshandeJs . . . gegen einer vnver-
leumbten frawen oder junckfrawen vnderst&nde 144. 204; 2. mit
etwas zu thun haben Erzney (gen. sing.) vnderstanden 159.
vnerlich adj. widerrechtlich, unter Strafe stehend 223.
vnfride st,m. Unfriede, Entziehung der Mannheiligkeit 241.
vnfursetzlich adv. ohne Vorsatz 159.
vngebeten ohne zu fragen vngebeten der parthey 222.
vngefangen adj. nicht eingeschlossen auss einem fliessendem ynge-
fangen wasser 195.
vngeferlich s. vngevordlich.
Yngeverdlich ohne böse Absicht 172, ungefähr (ö.).
vngehorsam st. f. Ungehorsam, Nichtfolgeleisten der Ladung 236.
vngenötter ding ohne IZwang, Not 39. 167. S. auch vnbenötter.
vngeschicht, vngeschichts , \on yngeschiGhten absichtslos 172. 174:\ ohm
Vorbedacht 250.
vngeweycht adj. ungeweiht 197.
vnhilflich adj. ohne jem. Hilfe zu gebrauchen 156.
vnkeusch st. f. Unzucht 141. 142. 223.
vnkeuschen sw.v. Unzucht treiben 142.
vnkunst st. f. Ignoranz, Mangel des nötigen Könnens 159.
vnlaugenbar adj. unleugbar, am Tage 22. 167.
vnnotturftig adj. unnötig 121.
vnsorglich adj. ungefährlich 168.
vnverpotten adj. unverboten, erlaubt 172.
vnverprochen ohne Abbruch 207.
vnverleymat adj. u/nverleumdet , guten Rufes 75. 76*. 143.
vnverleymbt adj. gut beleumundet 144.
vnversert ohne Schädigung, Vermindenmg 207.
vn vertragen adj. unausgeglichen 265.
vnzimlich ungehörig 175. 249. 275. Gorr. 154.
vrbar st.f.n. Rentenbuch, -register 137.
vrvehde st, f. Eid, sich nicht zu rächen (129. 202); s. Register Urfehde.
yrgicht st.f. Aussage, Geständnis 8. 59. 107.
vrsach st.sw.f. Ursache 34. 168; vrsach nemen zu etwas 32.
— 285 —
vi*sachen sw. v, Ursache geben 170.
vrsacher st, m. Verursacher 73.
vrteil st. f. Urteil die vrteyl zu peynlicher straff endtlicli beslossen
w&rde 98. 110. 112. 217. 219. 220. 221*. 22P. 222. 223. 224. 225.
226. 227 (ö.).
vrteiien sw. v. verurteilen zu peynlicher straffe geurteylt wirt 117.
vrteiler st. m. Urteilsprecher 3. 11. 25. 126. 175. 276 (ö.). Zentger. S. 165.
V. (Konsonant.)
vast sehr Gorr. 158 u. 207.
verantwortten sw.v. sich gegen die Anklage verteidigen 239.
Verantwortung st. f. s. verantwortten.
verbieten st. v. verbieten, ausweisen das landt vei^poten 138. 140. 146.
184. 187. Gorr. 185; verpotten guter 267.
verbinden st. v. verpflichten 22.
verprechen st.v. brechen so einer ein vrvehde verprochen 202, absolut:
das yemant in einer geystlichen freyheyten verpreche 207.
verbrechung st. f. Bruch, Widerrechtlichkeit 207.
verbringen an. v, vollxiehen, vollbringen werok . . ., die er mit seinem
eeweyb verbracht hat 145. 146. 250. Gorr. 154.
verbringung st. f. Vollführung 73. 207.
verbiindtnuss st. f. Komplott 132.
verbürgen sw.v. prägnant: Bürgschaft leisten 20. 22. 208. Oorr. 129.
verdacht st. m. Verdacht 8. 10. 11. 12. 17. 26. 27. 29. 37. 52. 54. 56.
73. 87. Gorr. 267.
verdacht adj. (partic. %u verdenken) verdächtigt derselben verdachten
missetat 10. 15. 33. 34. 40; d&r Verdächtigte 32. 34. 42 yemant
des verdacht wurdet 54.
verdechtlich Argwohn erweckend., verdächtig verdechtlich zu vil bösen
Sachen 31. 40. 47. 49.
verdechtlichkeit st. f. Verdacht (18).
(verdenken) sw.v. Verdacht., im Verdacht hah&n darauss man sie der
tat zu verdencken vrsach nemen mochte 32.
verdlich s. ferlich.
verdligkeit st. f. s. ferligkeit.
verdrucken sw. v. unterdrücken., verhehlen 250.
verd^blich adj. dem Verderben ausgesetzt 265.
verechtligkeit st. f, Oeringschäixung ^ Leichtfertigkeit Gorr. 207.
vereynigen sw.v. sich einigen., xum Beschlufs kommen HO.
verendem sw.v. anders machen 139.
verfeien sw.v. verfehlen., verlieren 146.
verfuegen sw. v. verfügen^ anordnen 87. 278.
verf&ren st. v. xu Ende führen 252.
— 286 —
verf&rung st. f. Zuendeführung^ Durchführung 86.
vergeben st. v. 1. loeggehen^ wegschenken oder ob er des ennorten habe
genomen, verkaufft, vergeben oder noch bey jme hette 40; 2. ver-
giften 45. 155.
vergeben st. n. das Vergiften 45.
vergeweltiger st.m. einer, der Gewalt anwendet 188.
vergeweltigung st. f. Anwendung von Gewalt 185.
vergifften sw. v, vergiften 62.
vergifftung st. f. Vergiftung 62. 250.
vergleychen st. v. 1. ausgleichen 183 ; 2. widervergelten 253 ; daxu ver-
gleychung st. f. Ausgleichung 183; vergleichnuss 275.
vergleyten sw. v. freies Geleit geben 246. Corr. 242. 271; für Recht zu
vergleyten 89; für gericht vergleyt werden 89; daxu vergleyttuiig
242.
vergraben st. v. vergraben (als Strafe) 156. 219.
verhalten st, v. xurückhalten^ zögern 59. Daher verhalttung weyblicher
kranckheit Corr. 158.
verhelften sw. v. arrestieren^ verhaften 208.
verhefftung st. f. Arrestierung 24 (ö.).
verhelffenn st. v. helfen^ (gerichtliche) Hilfe geben 23. 90.
verhindern sw. v. verhindern^ aufhalten^ stören 121.
vorhin deiTing st. f. Hinderung, Hindernis dem Nachrichter keinerley
Verhinderung zu thun 118; zu Verhinderung des rechtens 1.
verhörer st. m. der mit dem Verhör beauftragte Beamte 60. 84.
verkem sw.v. xu nichte machen., verhhidem 101.
verclagen sw.v. gerichtlich verklagen (98), daxu verclagung Klage vor
Gericht 126.
verkommen s. furkommen 68.
verkomung, verkumung s^. /*. Zuvorkommen^ Verhinderung 146. 272.
verkundung st. f. Verkündigung, Anzeige 93.
verkuntschafftung st. f. Au^kundschaftung 149.
Verkuppelung st. f. Kuppelei 148. 250.
verkürtzen sw. v, Abbruch thun, xu Schaden bringen 96.
verkürtzung st. f. Abbruch 81.
verleymaten sw. v. des guten Rufes verlustig machen 128; verleymat
partic. berüchtigt, mit Diebsleumund behaftet 188.
verlegen sw. v. 1. den Weg verlegen 207 ; 2. Kosten ersetzen 25^.
Verlegung st. f. Tragung der Kosten 88, Kaution 22 P.
verlengern sw. v. in die Länge ziehen 121. 175.
verlengerung st. f. Aufschub des Prozesses alle Rechtliche verlenge-
rung 23.
Verlesung st. f. Verlesung 112.
verlieren, verledst st. v. verlieren 36.
— 287 —
Verlust st f. (I) Verlust 36. 268, daxu verlustig proxefsverltcsttg 268.
Corr, 129; verlustige (verloren gegangene) habe 268.
vermechtnus st. f, Vermächtnis j Wittum 145.
vermeinen sw. v. denken^ glatiben^ angeben die geclagten vnd vermeynten
missetat 81.
vermuttuDg st. f. Vermutung 76*; vermuttung wider disen teil 41.
verneinen sw. v. verneinen .^ letcgnen einer geclagten vnd verneynten
mysshandluDg 56, daxu verneynung st. f. 107, vemeynen st. n,
das Leugnen 213.
verorden sw. v. abordnen 82.
verpieten s. verbieten.
verprechen s. verbrechen.
verpringen s. verbringen.
veiTaten st. v. verraten (ö.), daxu verreterey 51. 149. 250.
verrücken sw. v. verrücken 139, daxu verrückung 250.
versagen st.v. angeben, nominare der versagte 38; versagung 38.
verscheynung st. f. Ablauf 271 verschinen abgelaufen 244. Corr. 137.
verschieben st.v. wegschaffen^ veräufsern Corr. 137. 267.
verschulden sw.v. verschulden 160. 175. Corr. 207.
verschweygen st.v. verschweigen 127.
versehen st. v. 1. versehen mit tüglichen Richtern vnd vrteilern ver-
sehen vod besetzt werden 3; 2, sich versehen^ argwöhnen 32;
sich der besagten missetat zu ir verseen 38. 39; darzu man sich
der verdachten tat versehen mag 43.
versorgnus st. f. Versorgung^ hier Einhegung im Gefängnis 202.
verspem sw. v. einkerkern 145. 222.
verstendig verständlich gemacht Corr. 154.
vertrag st. m. Vertrag, Abmachung 49.
vertragen st. v. 1, Zum Äustrag bringen^ ausgleichen 247. Corr. 129;
2. verschonen 202.
vertrawt adj. anvertraut 196.
vertreiben st.v. im Handel verkaufen 48.
verursachen sw. v. eine Ursache, Qrund angeben 23, daxM Ver-
ursachung Angabe der Ursache., Rechtfertigung 123.
verwant adj, in Bexiehung, Abhängigkeit stehend 253. 276. Corr. 183.
verwaren sw. v. 1. in Haft nehmen 18 wol verwart 99; 2. auf-
bewahren 196. 266; 3. einsetxen sein ere verwart habenn Corr. 154.
verwartung st. f. Absicht 250.
verwegenlich adv. unvorsichtig 159.
verweisen sw.v. {part. verweiset) verweisen 148. 152. 183.
verwei'ffenn st. v. ablehnen^ reprobieren 78 (von 1580).
verwesen sw.v. verwalten halssgericht besitzen vnd verwesen 6; daher
Verweser Vertreter 208. Corr. 229.
verwilligen sw.v. einwilligen^ bewilligen 258*; verwilligung Corr. 271.
— 288 —
verwurckung st. f. Zuwiderhandlung^ Verbrechen Corr, 207.
yerzihen st. v. in die Länge ziehen 90. 275 das recht on not yerzihen
oder verhindern 121.
verzugk st.m. Aufsehtib durch verzugk der peinlichen frage 13.
vierteylen sw. v. vierteilen Corr. 162.
vierteyllung st. f. Vierteilung 149. 219.
volf&rung st. f. Ausführung, Ausübung 208.
volziehen st. v. vollxiehen gefördert vnd volzogen werdt 23; vrteyl
getrewlichen zu volzihen 117; daxu voiziehung st, f. 119.
Vorbetrachtung st. f. Vorbedacht^ Überlegung 250.
vorgeon st. v. vorhergeheii on redlich vorgeende anczeigung 13.
vorsagen sw. v. wörtlich vorsprechen 68.
w.
waffnach-jo! Ruf beim Beschreien des Mörders 233. Vgl. Zeniger.
S. 163 f.
wag st. f. Wage^ Gewicht 138.
wag st. m. Woge 241.
walstat st. f. Kampfstätte ^ Oerichtsstätte Zentger. S. 159.
wanckeln sw. v. schwanken 35.
wandeil st. m. 1. Änderung des Vorbringens im Proxefs Zentger, S, 158,
2. Wandlung^ Redhibition Corr. 267.
wann conj. denn., sofern 156 (ö).
war adj. thatsächlich an warer vbelthat betritt 23; von einem waren
wissen 78. 274.
warnen sw. v. warnen., behüten 161; des Hochwirdigen Fürsten vnd
heiTon . . . vnd seines Stifts schaden warnen 5; derselben vbel-
tetter gesellen gewarnet vnd davonkomen 13.
warn er st. m. Warner., der im, Proxefs die Partei vor Unrichtigkeiten
XU warnen hat (auch Ratgeber^ Rauner) Zentger. S, 158. 161.
wamemen st. v. Aufmerksamkeit worauf richten 34.
wart st, f. Verwahrung 254.
warten sw. v. erwarten., sich gewärtigen vbels vnd misstat warten 202;
vnd beschids desshalb . . . warten 179; wartende xu erwartende 250.
warzeichen , Wortzeichen st. n. Warxeichen 26. 27. 29. 38. Zentger, S, 162.
wegstrasse st, f. öffentlicher Weg die vier gemeynen wegstrassen 219.
werschafft st. f. Gewähr Corr, 267.
weysen st. sw.v. 1, Anweisung geben 124:^ -^ auch vnterweisenSS; 2, =
beweisen Corr. 156 (ö).
weysslich machen beweisen 174.
Weisung s. beweisung 167. 176.
weysungartickel st.m. Beweisartikel 81. 176. 177.
werben st,v, (sich drehen)., sich bemühen., xu gewinnen suchen meine
genedigen herren . . . fromen getrewlich werben 5.
— 289 —
werntlich, -weltlich adj. weltlich s, Register unter Hofräte.
wett quitt Corr. 208.
widergeben st, v. wieder xukommen lassen 183.
widerkem sw.v, wieder xukommen lassen 128. 223.
widerlegen sw. v. ersetzen 140.
widerkerung st. f. Ersatx 175.
Widerreden sw. v. dagegen reden 127.
widersessig widersetxlieh^ Widerstand tkuend 175.
widersprechen st. v. dagegen reden ^ letignen das mit keinem grundt
widersprechen 23. 127.
widerteil st. m. Gegenpartei 41. 140 Corr. 32 (ö).
widerwertig adj. 1. in Feindschaft 42; 2, zuwiderlaufend 73. 175.
wilkiir st.- f. freies Ermessen 125.
wille sw. m. Einwilligung 143. 246.
wissen prät. conj. wisste an. v. wissen in ansichbringen der verlustigen
habe des vnrechten herkumens nit gewist 268. Corr. 158 (gewist),
wissentlich adv. wissentlich 23.
z.
zeychen st. n. Münxxeichen 136.
zeihen partic. gezigen st. v. xeihen (32).
zent st. f. Zentger. 182. 244, daxu zentrichter 239. Zentger. S. 158; zent-
kneoht Zentger. S. 159.
zeren sw. v. Zehrung machen 47; daxu zerung st. f. 47. 258. 259. 260.
Cbrr. 208.
zerstossung st. f. Strafe des Rades 219.
Zettel st. f. Papierstreifen auss diser eingelegten zettel 104. 106.
zeug st. m. Zeuge 30. 37. 75 ff. 255. 274.
zeugschafft st. f. Zeugnisablegung 79.
zewgk st. m. Gerät 63 s. auch gezeugk.
ziehen st. v. ausxiehen^ prägnant über Land xiehen^ sich erdfernen 9.
ziehen sich auff st. v. = sich bexiehen 32. 40. 60.
zimlich gehörig^ sachgemäfs 84. Corr. 207; zimliche kost, atzung 73.
268*^, zimliche Verlegung 221**; bei zimlichen rechten 153.
Zulassung st. f. Erlaubnis mit wissen vnd Zulassung vnsers Amptmans 6.
zumessen st. v. nachsagen, xuschreiben 127. 134.
zwanck st. m. Zwang, Nötigung 167.
zweyfelich adj. xtveifelhaft , schwankend in bestimpter erkantnus zwey-
feHch 11. 87. 276. 277.
zwingen isw. v. xwingen, nötigen 167.
zwispelt st. f. da>s doppelte 183.
Bambergensis. \c\
Analytisches Register
zu Bambergensis nnd Correctorlnm.
Die Zahlen bedeuten (wo nicht anders bemerkt) die Artikel der Bambergensis.
Aberratio ictus im Falle der Notwehr 171.
Abtrag s. Entschädigung.
Abtreibung 158 (Sohwertstrafe bei lebendigem Fötus, sonst arbiträr),
Corr. ad 158.
Accusationsprozefs s. Anklageverfahren.
Acht, der Geächtete kann verletzt und getötet werden 175. 241 s. Mord-
acht.
Akten s. Gerichtsakten.
Alibibewois s. Anzeichen (Gegenanzeichen).
Alimente s. Leibesnahrung.
Amtmann 6. 7. 10. 17. 19. 20. 25. 58. 68. 81. 127. 176. 178. 179. 181.
210. 215. 228. 229. 246. 265. 266. 268*. 269. 275. 276. 277.
Amtsrecht 175, keine Notwehr gegen A. 167.
Angabe des Angeklagten als Anzeichen gegen einen Dritten 38.
Anklageverfahren
1. Allgemeines:
a) als Muster für das Untersuchungs verfahren 10. 14. 15. 215.
216, auch 268*;
b) mehrere Kläger 111;
c) kein Zwang zur Anklage 269.
2. Einzelnes:
a) Beginn 17; Beurkundung 208;
b) Entschädigungssicherheit oder Haftnahme des Klägers 18. 21.
208;
c) Entschädigungspflicht des unterliegenden Klägers 19. 20. 73.
120. 226;
d) Verhaftung des Anklägers oder seines Stellvertreters 21 ; Corr.
ad 21 ;
e) Cautio de Ute prosequenda 22. S. auch Antwort, Bat;
f) gewählter "Wohnsitz für Zustellungen 24;
— 291 —
g) Antrag des Anklägers auf Folterung des Angeklagten 56; auf
endlichen Rechtstag 91, auch 100.
3. Obligatorisch bei Entführung 143; Notzucht 144; bei Diebstahl
unter Ehegatten und Erbschaftsdiebstahl 191 (nur in 1580);
Besonderheiten beim Ehebruch 145.
Anstiftung zum Meineid 128.
Antwort, Beurkundung 8. 22. 209. 213.
Anwalt für ehehafte Not 240.
Anzeichen (Argwohn, Verdacht, Vermutung, Wahrzeichen):
1. Allgemeines
a) Beurkundung 8. 17. 210;
b) Beweis 30. 58. 210;
o) Bedeutung
«) Behauptete Anzeichen als Voraussetzung der Untersuchungs-
haft 17;
ß) Bewiesene Anzeichen als Voraussetzung der Folter 10 bis
14. 28. 29. 56. 211. 212, auch 87;
y) Anzeichen als Rechtfertigung des Klägers und Richters bei
vergeblicher Folterung 73, vergl. auch 226.
2. Theorie der Anzeichen 26 — 55.
Einteilung:
a) allgemeine Anzeichen 32 — 39 und besondere Anzeichen 40 — 55 ;
b) Vollanzeichen 35—39. Con-. ad 32 und Teilanzeichen 32 — 33 ;
c) Beschuldiguugsanzeichen, Gegenanzeichen 34. 58. Alibi 156;
d) EntschuldiguDgsanzeichen 20. 169. 170. 176.
3. Ersatz der Anzeichen: Halbe Beweisung 30. 32. 37.
4. Zaubereianzeichen unzulässig Gorr. ad 28.
Anzeige s. üntersuchungs verfahren.
Anzeigepflicht bei Gotteslästerung 127.
Appellation s. Berufung.
Arbiträre Strafe 125. 126. Corr. ad. 137; nach Gelegenheit und Gestalt
der Personen und Sachen (inspecta qualitate personarum
et negotii) 127. 131. 133. 135. 136. 139. 144—146. 148. 157.
159. 161. 186 (nähere Ausführung der Erwägungsumstände)
193. 195.
Anwendungsfälle :
a) Gotteslästerung 127;
b) unwirksamer Zauber 131, vereuchte Notzucht 144, überhaupt
Versuch 203 und Beihilfe 204;
c) Wahrheit im Pasquill 1.34 (nur in 1580);
•d) Herrenbeleidigung 133;
e) Mildere Form der Münzfälschung 136;
f) Urkundenfälschung 137. Corr. ad 137;
rg) Grenzfälschung 139;
— 292 —
h) Ehebruch des Mannes 145;
i) Bigamie 146;
k) Kuppelei 148; ^
1) Aussetzung 157;
m) Abtreibung bei nichtlebendem Fötus 158;
n) fahrlässige Tötung 159. 161, vgl. 172;
o) einfacher Diebstahl 183. 186;
p) kleiner Fruchtdiebstahl 193;
q) Fischereifrevel 195*;
r) in Fällen des kirchlichen Diebstahls 200;
s) fahrlässige Gefangenenbefreiung 206;
t) Kriegsflucht und Kriegsverrat 135.
Argwohn s. Anzeichen.
Arzt, Tötung aus Unkunst 159; als Sachverständiger 173. 229 (in
1580). Corr. ad 44 und 229.
Asyl, wer dessen nicht teilhaftig ist 207; der Geächtete hat kein
Asyl 241.
Asylbruch, Strafe 207.
Aufruhr 152 (Schwertstrafe, Rutenhauen, Ortsverweisung).
Augenausstechen s. Leibesstrafe.
Ausländer als Kläger wird regelmälsig wie Inländer behandelt 253;
s. Wiedervergeltung.
Aussetzung 157 (arbiträre Strafe).
— des Verfahrens wegen Verhandlung vor dem Landgericht 182.
244. 245.
Austrag s. Entschädigungspflicht.
Bann 4 s. Blutbann.
Bannrichter s. Gericht.
Begräbnis hindert den Mordachtprozefs nicht 249.
Beichtvater s. Trost der Religion.
Beihilfe 203; bei Münzfälschung 136; bei Ehebruch 148; bei Raub,
Anzeichen 48.
Bekennen s. Geständnis.
Beleidigung s. Herrenbeleidigung, Schmähschrift.
Berufung vom landgerichtlichen Urteil hemmt den Mordachtprozefs
nicht 245.
Beschlag s. Güterbeschlag.
Beschreien des Thätei-s 233. Zentger. S. 159. 163 f.; des Reohtstags 237,
8. auch 262. 264.
Besiben = Besiebnon, selbstsiebent eidlich überführen 273.
Bestalt s. Caution.
Betrug, Warenbetrug 138 (Landesverweisung, Rutenaushauen, anter
Umständen Todesstrafe).
— 293 —
Beurkundung s. Antwort, Beweisung, Entschuldigung, Geriohts-
schreiber, Geständnis, Urteil.
Beweisung.
1. Allgemeines:
a) Besiben (Besiebnen) aufgehoben 273;
b) Beurkundung 8. 82. 213. 214;
c) als Voraussetzung der Verurteilung 15. 29. 74; in Ermange-
lung des Geständnisses 15. 29. 80; vergl. 73;
d) Beweiserhebung 81—84. 176; Kosten der Beweiserhebung 58.
88; s. auch Gerichtskosten;
e) halber Beweis als Anzeichen 30. 37.
2. Einzelnes:
a) Beweis der Schuld 73 — 79. 243; der Anzeichen 30. 37. 87.
243; Gegenbeweis 34. 58. 156;
b) Entschuldigungsbeweis 86. 166 und 169 (obliegt dem Angeklag-
ten); 176. 177. 214; trotz der Mordacht 180; Gegenbeweis
des Klägers 169;
c) Replikbeweis des Klägers 167;
d) Beweistheorie beim Schuldbeweis 30. 37. 78; Freiheit der
Würdigung beim Gegenbeweis 34; beim Entschuldigungs-
und Replikbeweis 167. 169.
3. Beweismittel :
Zeugen 74 ff.; Sachverständige 43. 173. 229. Corr.ad229; Augen-
schein s. Leichenschau.
4. Beweiseinreden 84.
5. Beweis im CivilprozeiJs durch Eid 268*. 8. auch Besiben (Be-
siehnen).
Bigamie 146. 223. Corr. ad 146; Klaghülfe 250.
Blutbann 4.
Blutrache, unzulässig gegenüber der gerichtlichen Strafe 114. 115;
Versöhnung gibt AnlaCs, die Mordacht zu lösen 247; Ver-
geleitung des Totschlägers zu BuJs und Besserung 270. 271
(ohne Willen des Verletzten).
Brandstiftung 150 (Feuertod); Anzeichen 50; Verumständlichung des
Geständnisses 63; Klaghülfe 250; an Feldern macht des
Asyls verlustig 207.
Buch s. Gesetzbuch.
Bürgermeister 258*.
Bürgschaft s. Anklage verfahren, Caution, Friedensbürgschaft.]
Büttel ruft denThäter 234; schreit den Rechtstag aus 237; Kosten 262. 264.
Castner als Verwaltungs- und Justizbeamter 10. 19. 20. 81. 176. 210.
228. 277.
Caution (Bestalt):
— 294 —
a) des Klägers s. Anklageverfahren;
b) des Beklagten wegen Ausführung seiner Entschuldigung 178^
vergl. auch 244;
c) der Vei-wandten, welche des Flüchtigen Güter zur Verwaltung
übernehmen 265;
d) der Parteien bei Eigentunisanspruch 267;
e) der Partei, welcher das streitige Out einstweilen ausgefolgt
wird (ausbetagen) 268«. 268^;
f) Eid als Caution 244. 267. S. auch Friedensbürgschaft.
Crimen laesae majestatis s. Majestätsverbrechen.
Diebstahl:
1. Allgemeines 183 ff. 267 f.;
Anzeichen 52—54. 268«*. 268«; Verumständlichung des Geständ-
nisses 60; Elaghüife 250.
2. Besonderes:
a) einfacher kleiner nicht offener Diebstahl 183;
b) einfacher kleiner offener Diebstahl 184;
c) gefährlicher Diebstahl (Einsteigen , Einbrechen mit Waffen) ; Tod
oder (in 1580) verstümmelnde Strafen 185, s. auch 186. 198);
d) greiser Diebstahl (fünf Gulden und darüber) 186;
e) zweiter Diebstahl 187;
f) dritter Diebstahl (Todesstrafe) 188;
g) Minderjährige als Diebe 190. 201;
h) Ehegatten- und Erbschaftsdiebstahl 191;
i) Diebstahl in Hungersnot 192. 201.
3. Diebstahl nach Ali: der gestohlenen Sache:
a) Fruchtdiebstahl 193;
b) Holzdiebstahl 194;
c) Fischereifrevel 195;
d) Diebstahl geweihter Sachen 197 ff. S. für nocturnus.
Dienstgeheimnis s. Gerichtschreiber, Nachrichter.
Dorfgericht als bürgerliches Gericht 267.
Dorfmeister 258*.
Drohung 153. 202; Drohung ist noch keine Fehde Corr. ad 154.
Druck der Bambergensis 278.
Ehebruch der Frau: Schwei-tstrafe des Ehebrechers und Einsperrung
der Ehebrecherin, — des Mannes: Ehrenstrafe, arbitriU)»
Leibesstrafe 145. 22P. 223; Tötuogsrecht 145. 167. 175;
Verfall des Heiiatsgutes 145. 221^. 223; Kompensation und
Verzeihung 145.
Ehegattendiebstahl 191.
Ehehafte Not, vorgebracht durch Anwalt 240.
— 295 —
Ehrenstrafe, Entehrung bei Meineid 128; bei Majestätsverbrechen 132;
Kuppelei 147; Ehebruch des Mannes 145; Bigamie 146;
durch die Acht 241. S. auch Pranger.
Eid des Richters, Schöffen, Gerichtsschreibers 5. 7. 8, vergl. auch 107.
175. 216; des Füisprechen 101; des Nachrichters 9. 117;
processualische Zusicherung des Angeklagten 244; im Civil-
verfahren 267. 268». 8. auch Caution.
Eigentumsanspruch bei gestohlener und geraubter Habe 267 ff.
Corr. ad 267; gut- und bösgläubiger Besitzer, Caution
267. 268. 268°.
Einziehung.
1. Vermögenseinziehung, nicht regelmäfeig 265. 266, sondern nur
ausnahmsweise 266; im Fall des Majestätsverbrechens 132;
des Selbstmords 160.
2. Einziehung der Vermögenshälfte bei Bigamie 146. 223.
3. Einziehung einzelner Sachen:
a) der Häuser bei Münzfälschung 136;
b) Verwirkung des Heiratsguts bei Ehebruch 145. 221^.
c) Verfall der Lehen des Geächteten 241.
Entführung 143 (Schwertstrafe), von Nonnen (ebenda); Klaghülfe 250.
Entschädigungspflicht:
a) des Klägers 19. 20. 73. 105. 120. 226. 252; summarischer
Prozefs Corr. ad 19; besteht nicht, wenn Anzeichen er-
wiesen 73; wenn der Angeklagte wegen Notstandes frei-
gesprochen wird 192; des Civilklägers bei angeblich ge-
stohlenem Gut 268*»;
b) des Eichters 73;
c) des Meineidigen 128; des ungetreuen Sachwalters 140; des
Thäters in anderen Fällen 223; Entschädigung trotz Frei-
sprechung 163.
Entschuldigung 105. 163 f. 176. 182. 244. 245. 270; bei Verrat
(Interessen der Strafjustiz) 149; bei Fehde 154; Beurkun-
dung 176. 214; s. Anzeichen, Beweisung.
Erbschaftsdiebstahl 191.
Ersitzung bei gestohlenem Gut ausgeschlossen 268*.
Ersuchsohreiben s. Gerichtshülfe.
Ertränken s. Todesstrafe.
Fälschung s. Münzfälschung, Urkundenfälschung.
Fahrlässigkeit s. Tötung, fahrlässige.
Fehde, böse 154 (Schwertstrafe), Drohbrief ist noch keine Fehde Con*.
ad 154.
Feiertage bei Holzdiebstahl 194.
Feuertod s. Todesstrafe.
— 296 —
Fischereifrevel 195.
Flucht, Güterbeschlag 265. 266; Flucht ist nicht Landzwang 153.
Folter, Allgemeines 56.
a) Voraussetzung 10—14. 28. 29. 56. 73;
b) Wirkungslose Folter 15. 73;
o) Androhung der Folter (Territion) 57; Beurkundung 211;
d) Ausführung der Folter 71. 72; Beurkundung 212.
Formalismus des Prozesses abgeschafft 121.
Frage, peinliche s. Folter.
Frauen als Zeugen 76'.
Freisprechung s. Urteil.
Friedensbürgschaft 202.
Friedensgebot 118; vgl. auch 114. 115.
Fruchtdiebstahl 193.
Für nocturnus, Tötungsrecht 175.
Fürsprech 101. Zentg. S. 158. 161. 164. Formelle Thätigkeit 102— 105.
Zentg. S. 158. 162; materielle Hülfe: Sachwalter, Beistand
82. 176; Prävarikation 140; Schöffe als Fürsprech 101 (in
1580).
Oalgen s. Todesstrafe.
Gefangenenbefreiung 206 (Talion, arbiträre Strafe).
Gefängnis:
1. Allgemeines: Einrichtung 17.
2. Arten:
a) als Untersuchungshaft 17, vergl. auch 70. 92. 127. 136. 153.
178. 182. 244. Zentg. S. 162; Zulassung des Verkehrs zur
Erlangung des Beweises und der Verteidigung 21;
b) als Sicherungshaft: ewiges Gefängnis 16. 122. 202. 219. 221».
222. Corr. ad 202; Urteilsfassung 221;
c) als zeitweilige Strafhaft bei Diebstahl 183; bei Fischereifrevel
195; bei Bigamie 146; bei Ehebruch des Mannes 145;
d) Einsperrung der Ehebrecherin (klösterliche) 145. 221**.
Siehe auch Anklageverfahren;
e) Privatgefangennahme 167.
Geheimnispflicht s. Gerichtschreiber, Nachrichter.
Geisteskranker, Unzurechnungsfähigkeit 175. 201; Entscheidung der
Räte 205; als Selbstmörder 160.
Geistliche, Gerichtsbarkeit über Geistliche und Pseudogeistliche CJorr.
ad 207.
Geldbufse des Diebs zu Gunsten des Verletzten 183. 184; zu Gunsten
des Staates 183. 184; keine ungesetzliche Geldbuläe 272,
Geleit, sicheres, s. Vergeleitung.
Gemeines Eecht s. Kaiserliches Recht.
Gericht 1 peinliches, Besetzung:
— 297 —
1. Allgemeines 1—3. 5. 123; Bannrichter 4. 69. 81. 85. 118. 122.
208. 222. 229. 231. 239. 245. 264»; Verweser 208; Laien-
besetzung 2. 123. 125. 163. 172. 175. 276; Richter mit
Schöffen beim endlichen Rechtstag 95. 97; Zeuge kann
nicht Schöffe sein 107.
2. Besonderes :
a) Richter mit 2 Schöffen: Präfung der Caution des Anklägers
18. 20; Fristsetzung für den Beweis des Anklägers 19;
Prüfung des Anzeichenbeweises 19; Verhör, Territion , Folter
57. 59. 255; Urgicht 59. 69. 107; Leibzoichen 229; Leichen-
schau Corr. ad 229; Protokollierung 208; Inventaraufnahme
265; Prüfung der Caution bei Civilf ragen 268®;
b) Richter mit 4 Schöffen : Prüfung der Anzeichen als Voraussetzung
der Folter 10, vgl. 12; Prüfung des Beweisergebnisses 19;
c) Richter mit 9 Schöffen: am endlichen Rechtstag 97;
d) Bannrichter richtet ohne Schöffen, wenn Strafe nicht auf Tod
oder ewiges Gefängnis geht 122. 222.
Gericht n. bürgeriiches 120. 226. 267. Corr. ad 267; vergl. 268*.
Gericht m. geistliches 130. 207. Corr. ad 207.
S. auch Dorfgericht, Eid, Entschädigungspflicht, Hofräte,
Kosten, Markgericht, Stadtgericht, Urteil.
Gerichtsakten 216; Verwahrungspflicht 227.
Gerichtsbesetzungspflicht 3; persönliche 3; reale, auf Gutsherr-
lichkeit benihende 5.
Geriohtschreiber, Eid 8; Beurkundungspflicht 8. 22. 24. 57. 59.69.
82. 176. 208. 209 ff. 215. Corr. ad 229; Form des Pro-
tokolls 209. 216; fafst Urteil schriftlich 110. 217. 222; ver-
liest das Urteil 110. 217. 222; nötigenfalls auch die Er-
klärungen der Fürsprechen 104. 106; Dienstgeheimnis 216;
Rechtsverständiger anstatt des G.'s 176; Aushülfe Corr.
ad 208. S. auch Kosten.
Gerichtsgrenzen Corr. ad 229.
Gerichtshülfe beim Leibzeichen 229.
Gerichtskosten:
1. Die Kosten trägt:
a) der Vemrteilte 183;
b) der Ankläger zahlt die Kosten des Nachrichters und Gerichts-
dieners, wenn der Angeklagte trotz bewiesener Anzeichen
freigesprochen wird 73;
c) im Übrigen hat der Ankläger des Freigesprochenen die Kosten
zu zahlen 19. 20. 105. 120; Haftnahme s. Anklage verfahren;
d) eventuell trägt sie die Obrigkeit 58 (in 1580). 179;
e) der Angeklagte verbürgt die Kosten, wenn er seine Entschul-
digung ausführen will 178.
— 298 —
2. Gerichtskosten im Mordacbtprozeis, wie im sonstigen Frozeis 248.
3. Belohnung soll der Richter von dem Kläger nicht nehmen 264*.
4. Kosten beim Eigentumsanspruch bezügl. der gestohlenen Sachen
267. 268. 268»». 268*: S. Beweisung, Entschädigungspflicht,
Kosten.
Gerichtstand für Entschädigungsklage gegen den Ankläger und gegen
den Richter s. Hofräte.
Geschworene = Schöffen 10. S. auch Gericht.
Gesetzbuch muCg bei Gericht vorliegen 96.
Geständnis:
1. Allgemeines; Voraussetzung der Verurteilung (regina probationura)
29. 107; Beweiskraft 28. 72». 105.
2. Einzelnes:
a) Beurkundung 57. 69. 71. 212. 214;
b) Verumständlichung 60—65. 68. 72». 212;
c) Kontrolle 14. 66. 67. 72». 212.
3. Mafsgebendes Geständnis, TJrgicht 8. 28. 59. 69. 71.
4. WideiTuf 70. 107. 124».
5. Schwankendes G. als Vollanzeichen 35.
Gestohlenes Gut:
a) ist für den Eigentümer aufzubewahren und (gegen Kosten-
erstattung) auszufolgen 267. 268*1 269, vergl. auch 183.
CoiT. ad 183;
b) Zahlung von Aufwand und Kosten, Unterschied zwischen gut-
und bösgläubigem Besitzer 268; Kostenzahlung an das Ge-
richt 267. 268';
c) keine Ersitzung 268**. S. Hehlerei.
Gewährsmann beim Kauf 46 (nur 1580).
Geweihte Sache, Diebstahl 197—201.
Gotteslästerung 127. Corr. ad 127.
Grenzfälsohung 139; Klaghülfe 250.
Güterbeschlag 265.
Hauptmann 7.
Hausvogt 9.
Hegung des Gerichts Zentg. S. 161.
Hehlerei: Anzeichen 48; fahrlässige Hehlerei nur bürgerlich recht-
lich zu berücksichtigen Corr. ad 267.
Heilige Sache s. geweihte Sache.
Herkommen (Gewohnheit, gemeiner Brauch, gemeine Übung, Mils-
brauch) 1. 2. 95. 98. 100. 121. 123. 125. 128. 146. 156.
160 (in 1580). 162. 193. 194. 229. 233. 249. 257. 264. 264».
271. 273. 276. Zentg. S. 160.
Herrenbeleidigung 133.
— 299 —
Hochverrat s. Majestätsveibrechen.
Hofmeister 9.
Hof rate (Räte, weltliche):
1. als Ratgeber 11. 25. 34. 73. 127. 176. 177. 179. 228. 251. 276 u. a.
s. Rat der Rechtsverständigen;
2. als Straf richter:
a) haben Aufsicht srechte 13,', vergl. auch 258»;
b) gestatten die Official Verfolgung wegen Ehebruchs 145;
c) gestatten die nationale Wiedervergeltung 275 ;
d) gestatten die mildere Behandlung des offenen Diebstahls 184;
e) vermitteln den Zeugenbeweis 81—83. 85. 87. 176;
f) entscheiden auf Befragen oder Anrufen über Zulässigkeit der
Folter 11. 12. 87 (Ausnahme 13), vergl. auch 243;
g) entscheiden über Entschuldigungsvorbringen 181; über Un-
zurechnungsfähigkeit 205; über Selbstmordursache 160;
h) werden gehört über die Leibesstrafen 222, vergl. auch 127. 136,
3. als bürgerliche Richter, entscheiden:
a) über die Entschädigungspflicht des Klägers 19. 20. 73. 105.
120. 226. 252; des Beklagten 178;
b) über die Entschädigungspflicht des Richters 73;
c) über die Klaghülfepflicht 251. Vergl. auch 76». 132. 169. 172.
271, auch Landgericht.
Holzdiebstahl 194.
Hungersnot, Stehlen in 192. 201.
Incest 142 (Strafe nach gemeinem Recht). Corr. ad 142.
Infamie s. Ehrenstrafe.
Inquisitionsmaxime s. üntersuchungs verfahren.
Inventar bei Vermögensbeschlag 265.
Kaiserliches Recht: Römisches Recht und sein Strafensystem An-
wendung in Deutschland 73. 76*. 125. 126. 276, vergl. auch
145. 146. 160 (in 1580). 191. 207. Corr. ad 137 und
207; Reichsordnungen 47. 127.
Kerker s. Gefängnis.
Ketzerei 130 (Feuertod).
Kindsmord 156 (Lebendig begraben, Pfählen, Ertiänken) s. auch 157;
Anzeichen 43. 44. Corr. ad 44; Gegenanzeichen und Gegen-
beweis 156. Corr. ad 156.
Klage: Beurkundung 8. 17. 208; Klaghülfe 250; keine Klagepflicht 269.
Konfiskation s. Einziehung.
Konkurrenz von Erschwerungsgründen: schwerste der angedrohten
Strafen 189; Idealkonkurrenz Corr. ad 142; Realkonkurrenz
8. Wiederholung.
— 300 —
Kosten:
1. Allgemeines: Verteilung unter mehrere Gerichte Corr. ad 258
und 275.
2. Besonderes:
a) der Beweisung 58. 88. 255;
b) des Gefängnisses 178. 183. 254;
c) das Holz zum Verbrennen , das Rad zum Bädern zahlt der An-
kläger 261;
d) des Richters , der Schöffen und des Gerichtsschreibers 255. 256.
257. 264»;
e) des Nachrichters und der Gerichtsdiener 73, 258. 258*. 259.
261. 262. Corr. ad 258;
f) des Peinleins 260;
g) des Büttels 263. 264. S. Entschädigungspflicht, Gerichts-
kosten.
Kronzeugen 149 (bleiben straflos).
Kriegs flucht 135 (arbiträre Strafe).
Kriegs verrat 135 (arbiträre Strafe).
Kundschaft s. Beweisung, Zeugen.
Kuppelei 147. 148 (Entehrung, Pranger; Landesverweisung, Ruten-
hauen, Ohrabschneiden); Klaghülfe 250.
Landesherr, versendet die Exemplare der Bambergensis 277; hat das
Recht das Gesetz zu ändern 278; ihm sind die Beamten
verpflichtet 276; hat das Recht vom deutschen König 1.
Landesverrat s. Kriegsverrat.
Landesverweisung:
1. überhaupt, nach verstümmelnder Strafe 223.
2. Einzelfälle:
a) Warenbetrug 138;
b) Prävarikation 140;
c) Kuppelei 147. 148;
d) Bigamie 146;
e) Aufruhr 152 (Ortsverweisung);
f) Diebstahl 183. 184. 187;
g) Gotteslästerung Corr. ad 127.
Landfrieden, Bestimmungen über die Räuber 47.
Landgericht, Entscheidung in Entschuldigungsfragen 182. 244. 245.
Landgerichtsreformation 182. 244. 245.
Landschreiber 83.
Landzwang 153 (Soh wertstrafe) ; Klaghülfe 250.
Leibesnahrung aus den beschlagnahmten Gütern für die Familie 265.
— 301 —
Leibesstrafen:
1. Allgemeines 122. 125. 127; ürteilsfassung 16. 222. 223; Ver-
hältnis zum römischen Eecht und Behandlung der arbi-
trären Strafbehandlung dieses 125.
2. Einzelnes :
a) Ausstechen der Augen, Kosten 262, beim schweren Diebstahl
185 (nur in 1580), bei Urfehdebrechern und gefährlichen
Drehern Corr. ad 202;
b) Abschneiden der Ohren 223; Kosten 262; beim Kuppler 148;
beim wiederholten Diebstahl 187;
c) Abschneiden der Zunge 223; Kosten 262;
d) Abhauen der Schwui-finger bei Meineid 128. 129. 223; Kosten
162;
e) Abhauen der Hand bei schwerem Diebstahl 185 (nur in 1580),
bei Fälschung Corr. ad 137.
Leibzeich eu 229. 230. 232.
Leichenschau Oorr. ad 229.
Leichnam vor Gericht 232.
Leumund, als Anzeichen 32.
Majestätsverbrechen 132.
Malitia supplet aetatem 190. 201.
Marschalk 9.
Markgericht als bürgerliches Gericht 267.
Meineid 128 (Entehrang, Abhauen der Schwurfinger, Talion, Ent-
schädigung), vei'gl. 79. 223; bei promissorischem Eid 129.
S. Anstiftung.
Minderjähriger:
a) Entscheidung der Bäte über Unzurechnungsfähigkeit 205;
b) mildere Behandlung, wenn unter 14 Jahren, beim Diebstahl
190. 201, s. aber auch Malitia supplet aetatem;
c) als Zeugen 76*.
Mi fs brauche s. Herkommen.
Mitthäterschaft 174.
Monstranz, Diebstahl 198 (Feuertod).
Mord, Tötung mit Vorbedacht 162 (Strafe des Rades), vergl. 159. Corr.
ad 162; Mitthäter 174; Anzeichen 40. 41; Verumständ-
lichung des Geständnisses 60; Klaghülfe 250; keine Ver-
geleitung des Mörders 271. S. Kindsmord.
Mordacht 229 ff.; Mordach tprozefs 232 ff. 243, trotz dos Begräbnisses
des Ei*schlagenen möglich 249; Lösung der Mordacht bei
Versöhnung 247; hindert den Entschuldigungsbeweis nicht
180. 244. 245; soll nicht ausgesprochen werden, wenn die
Verhandlung über Entschuldigungsbeweis schwebt 182. 244.
— 302 —
Mund lieh es Schein verfahien s. Rechtstag endlicher.
Münzfälschung 136 (Feuertod, arbiträre Strafe); Klaghülfe 250.
Nacheile 184.
Nachrichter, Eid 9. 117; Dienstgeheimnis 9; er ist gefriedet 118.
119, auch 114. 115; er setzt den Angeklagten in den Stock
Zentg. S. 162; präsentiert ihn dem Gericht von vorn und
hinten Zentg. S. 164. 165; ihm wird der Verurteilte über-
geben 117. S. auch Kosten.
Nachtzeit, bei Fruchtdiebstahl 193; bei Holzdiebstahl 194, s. auch
für noctumus.
Notoriura als Einleitung des Untei-suchungs Verfahrens, besondere Be-
handlung derartiger Strafsachen 23, vergl. auch 10.
Notstand 175. 192. 201, s. auch Diebstahl in Hungersnot.
Notwehr 164 ff. 175; Excefs 168; aberratio ictus 171.
Notzucht 144 (Schwertstrafe, bei Versuch arbiträr). Klaghülfe 250.
Ohrenabschneiden s. Leibstrafen.
Ortsgebräuche s. Landrechte.
Pasquill s. Schmähschrift.
Peinlein 260. S. auch Kosten.
Peinliche Frage s. Folter.
Pranger:
1. Allgemein bei Verurteilung zu peinlicher Strafe nach Ortsgebrauch
98. 223. S. auch Stock.
2. Besonderes :
a) bei Prävarikation 140;
b) bei Kuppelei 148;
c) bei Ehebruch des Mannes 145;
d) bei Bigamie 146;
e) bei offenem Diebstahl 184;
f) bei zweitem Diebstahl 187.
Prävarikation des Sachwalters 140; Klaghülfe 250.
Prokurator s. Fürsprech, Prävarikation.
Protokoll s. Beurkundung.
Rädern s. Todesstrafe; Kosten.
Rat der Rechts vei-ständigen 11 (Prüfung der Anzeichen) 12 (Pflicht auf
Antrag) 13. 25. 34. 85. 94. 127. 131. 132. 136. 137. 138. 139.
142. 144. 148. 149. 152. 153. 154. 156. 157. 158. 160.
— 303 —
161. 167. 169. 172 — 174. 175—177. 186. 187. 190. 191,
192. 194. 195. 202 — 206. 216. 222. 228. 243. 268^ 276.
277.
Bäte s. Hofräte.
Baub 151 (Schwertstrafe); Räuber sind des Asyls nicht teilhaftig 207 ;
Anzeichen 46 — 49. 268*^. 268«; Verumständliohung des
Geständnisses 60; Elaghülfe 250.
Eealkonkurrenz s. Wiederholung.
Rechtmäfsige Verletzung 175 (Tötungsreoht gegen Ehebrecher; gegen
für nocturnus; Friedlosigkeit) , s. Notwehr, Amtsrecht.
Bechtsgelehrte s. Hofräte.
Bechtstag endlicher 91; hat nur formale Bedeutung („vmb des go-
meyuen volcks vnd alter gewonheyt willen") 123.
Besonderheiten :
a) Ansage 92;
b) Verkündigung 93;
c) Vorbereitung 94;
d) Besitzung und Beleutung 95;
e) Formale Fragen 97. 108. 109. 112. 113; keine unnötigen 121.
123.
f) Herbeiführung des Angeklagten 99;
g) Beschreiung 100, s. auch Stab, Urteil.
h) Urteils Verkündigung und -Vollziehung 110—120.
Bechtsverständige s. Bat; statt des Gerichtschreibers 176.
Bei vindicatio s. Eigentumsansprach.
Beichsordnung s. Kaiserliches Becht.
Bömisches Becht s. Kaiserliches Becht.
Sachverständige 43 (Hebammen); 173 (Ärzte); auch 229 (in 1580).
Coir. ad 44 und 229.
Salvus Conductus s. Vergeleitung.
Schlägerei 173. 174. Corr. ad 174; Anzeichen 42.
Schmähschrift 134 (Talion; in 1580 auch arbiträre Strafe).
Schmerzensgeld s. Entschädigungspflicht.
Schöffen s. Geiicht.
Schultheifs 258*.
Selbstmord Beerbung? 160.
Stab in der Hand des Bichters 95; Stabbrechen 117. Zentg. S. 165.
Stadtgericht als bürgerliches Gericht 267.
Sterbender, seine Aussage als Anzeichen 32.
Stock 98. Zentg. S. 159. 162.
Strafensystem s. Todesstrafe, Leibesstrafen, Landesverweisung, Ge-
fängnis, Ehrenstrafe, Züchtigungsstrafe, arbiträre Strafe,
Einziehung, Talion.
— 304 —
Strafprozefs:
1. Allgemeines:
Anklageverfahren oder Unteimichungsverfahren s. diese.
2. Einzelnes:
a) er eiiolgt mit und ohne Untersuchungshaft 17 ff. 182;
b) er ist zu beschleunigen 13. 23. 90. 175; unnötige Formalitäten
sind zu vermeiden 121;
c) Mündlichkeit s. Rechtstag endlicher;
d) Mehrere Angeklagte 17. 111.
Strafmilderung bei Verrat 149.
Strafschärfung bei Incest 142; bei Bigamie 14G; Corr. ad 146; bei
Verrat 149; bei Diebstahl (kirchlichem) 200.
Taschenrichter 272.
Talion bei Meineid in Strafsachen 128; bei falschem Zeugnis 79; bei
Schmähschrift 134; bei vorsätzlicher Gefangenenbefreiung
206; bei Gerichtsrache 114. 115.
Territion s. Folter.
Todesstrafe.
1. Allgemeines: Verhängung im Untersuchungsverfahren 14; Urteils-
fassung 219 f. ; Arten derselben , Ortsgebrauch 125 ; bei
Majestäts verbrechen 132; in schweren Betrugsfällen 138;
bei schwerem Diebstahl aus dem Almosenstock 199; bei
Aussetzung mit tötlichem Erfolg 157.
2. Einzelnes :
a) Vierteilung 219; bei VeiTat 149; wiederholtem Mord Corr.
ad 162; .
b) Feuertod 219; bei Zauberei 131; bei Ketzerei 130; Münz-
fälschung 136 ; widernatürlicher Unzucht 141 ; Brandstiftung
150; Diebstahl geweihter Gegenstände 198. 199;
c) Rad 219 (Kosten des Rades 261); bei Mord 162; Vergiftung
155, vergl. auch Zentg. S. 165;
d) Galgen 219; bei schwerem und bei drittem Diebstahl 185. 188;
e) Schwert 219; bei Entführung 143 ; bei Notzucht 144; Ehebruch
145; Raub 151; Aufruhrerregung 152; Landzwang 153 und
Corr. ad 154; böser Fehde 154; Totschlag 162. 174; Ab-
treibung 158; Konkurrenz von Ehebruch und Incest (mit
Leichnam Verbrennung) Corr. ad 142; vgl. auch Zentg. S. 165;
f) Ertränken 219; bei mehi'f acher Bigamie Corr. ad 146; Strafe
der Frauen 149. 155. 156. 158. 185. 188;
g) Lebendigbegraben und Pfählen 219; bei Kindsmord 156.
3. Verschärfung, durch Schleifung 124. 149. 155. 162. 220. Corr..
ad 162 ; durch Zangenreifsen 149. 155. 156. 162. 221. Con*.
ad 162; durch Verbrennung des Leichnams Corr. ad 142.
— 305 —
Totschlag, Tötung ohne Vorbedacht 162. 174 (Schwertstrafe); durch
Zusammenwirken mehrerer 174; Anzeichen 42; Vergeleitung
dos Totschlägers 270. 271.
Tötung, fahrlässige 172; durch Unkunst des Arztes 159; durch ein
schädUches Tier 161. 175; straflose 163 ff. 175; bürger-
licher Austrag 163. S. auch Kindsmord , Mord, Totschlag.
Trost der Religion 92. 124; Beichtväter sollen nicht den Zwecken des
Strafverfahrens zuwider handeln 38. 124*.
Überweisung s. Beweisung.
Ungehorsamsverfahren s. Mordacht.
Unterschlagung 196 (steht dem Diebstahl gleich).
Untersuchungshaft s. Gefängnis.
Untersuchungs verfahren:
1. Allgemeines: Gegensatz zum Anklageverfahren 10. 14. 15. 16.
122. 215. 268*1. 269; geschieht nach dem Muster des An-
klageverfahrens 14. 15.
2. Einzelnes:
a) Anzeige an Gericht oder Obrigkeit 149.
b) Protokollierung 215;
c) Folter 10;
d) Fürsprech 102;
e) Bestrafung 16; Leibesstrafe 122. S. auch Notorium.
Unzurechnungsfähig s. Geisteskranker.
Urfehde, leistet der Dieb 183. 184. 187. 190; der Gotteslästerer Corr.
ad 127; Bruch der U. 129. 202. Corr. ad 129. 202.
Urgicht s. Geständnis.
Urkundenfälschung 137 (arbiträre Strafe). CJorr. ad 137; Klaghülfe
250.
Urteil:
1. Allgemeines: es wird von Eichter und Schöffen verfafst 94.
108 ff.; vom Gerichtsschreiber schriftlich formuliert 94. 110.
217 f. 222; vom Gerichtsschreiber verlesen 110.
2. Einzelnes:
a) verurteilendes 110; Formulierung, wenn auf Todesstrafe 217
bis 221; wenn auf Gefängnis 221*; wenn auf Leibesstrafe
122. 222. 223;
b) freisprechendes 120; Fassung 224--226. 243.
Urteilsprecher (Schöffen) s. Eid, Gericht, Geschworene.
Verdacht s. Anzeichen.
Vergeleitung der Zeugen 89; des Thäters 242. 246. Corr. ad 242;
des Totschlägers 270. 271 und Corr. ad 271.
Bambergensis. 20
— 306 —
Vergiftung 155 (Strafe des Rades mit Verschärfung); Anzeichen 45;
Verumständlichung des Geständnisses 62; Klaghülfe 250.
Verhör 57. 58.
Vermögensbeschlag 265. 266.
Vermögenseinziehung, Vermögenskonüskation s. Einziehung.
Vermutung s. Anzeichen.
Verrat 149 (Vierteilung mit Verschärfung oder Linderung); Anzeichen
51; Verumständlichung des Geständnisses 61; Klaghülfe
250.
Verschleppung der Prozesse 23. 90. 121. 175. 276.
Versöhnung s. Blutrache.
Versuch 204; bei Zauberei 131; bei Notzucht 144; bei Diebstahl 199;
bei Entführung 143.
Verumständlichung s. Geständnis.
Verweser s. Gericht.
Viertoilung s. Todesstrafe.
Wahrzeichen s. Anzeichen 27.
Waren fälschung s. Betrug.
Wandel Aenderung der Prozefserklärung Zentg. S. 158.
Warner Zentg. S. 161. 164 s. Glossar.
Weib:
1. Wird in einigen Fällen anders bestraft als der Mann, weil die
Strafvollziehung dem deutschen Geiste widersprach:
a) anstatt Vierteilung Ertränken 149;
b) anstatt des ßades Eitränken 155;
c) ebenso anstatt der Schwertstrafe 158;
d) ebenso anstatt des Galgen 185. 188;
2. Notwehr von Mann zu Weib 170.
Widernatürliche Unzucht 141 (Feuertod).
Wiederholung, Todesstrafe bei wiederholter Bigamie 146; Wieder«
holung bei Gotteslästerung Corr. ad 127; bei Mord Coit.
ad 162.
Wieder Vergeltung keine Notwehr 167; des Inlandes gegen aus-
wäi-tige Staaten 253. 275.
Zauberei 131 (Feuertod, bei Unwirksamkeit arbiträre Straf e) ; Anzeichen
55; Verumständlichung des Geständnisses 64; Klaghülfe
250; Zaubereiao zeichen unzulässig Corr. ad 28.
Zentgericht 182. 232. 239. 244. 249. Zentg. S. 158 ff.
Zeugen:
1. Eigenschaften 75 — 77. 274. Der Zeuge kann nicht als Schöffe
fungiren 107.
— 307 —
2. Zeugen Vorschlag mit Beweisartikeln :
a) durch den Kläger 81;
b) durch den Angeklagten 86. 176. 177. 214.
3. Zeugenverhör unter Vermittelung der Hofräte durch Kundschafts-
verhörer 82. 83 (Landschreiber mit Urteilern oder Kom-
missäre). 85. 176. 213.
4. Zeugenzwang 82.
5. Eröffnung des Zeugnisses 84.
6. Zeugengebühren 88. S. auch Beweisung, Vergeleitung, Kosten.
Zeugnis, falsches, Talion 79; s. auch Meineid.
Züchtigungsstrafe:
1. Allgemeines: Rutenaushauen 223.
2. Fälle:
a) TVarenbetrug 138;
b) Prävarikation 140;
c) Kuppelei 148;
d) Ehebruch des Mannes 145;
e) Bigamie 146;
f) Kuppelei 147. 148;
g) Gotteslästerung Corr. ad 127;
h) Aufruhr 152;
i) offener Diebstahl 184.
Zustellungsort, Bezeichnung durch den Kläger 24.
20*
Synopse I
Ton der Bambergensis zur Carolina.
(Die Buchstabenznsätze bedeuten bei der Bamb. unsere Artikehählnng , bei der Car.
den Abschnitt des entsprechenden Artilcels.)
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
1
31
24
62
50
91
78
122
101
2
32
25
63
51
92
79
123
3
1
33
27
64
52
93
80
124
102
4
34
28
65
53
94
81
124»
103
5
3
35
66
54
95
82
125
104
6
2
36
29
67
55
96
83
126
105
7
4
37
30
68
56*
97
84
127
106
8
5
38
31
69
56^
98
85
128
107
9
39
32
70
57
99
86
129
108
10
6
40
33
71
58
100
87
130
11
7
41
26
72
59
101
88»
131
109
12
42
34
72*
60
102
88b
132
13
43
35
73
61
103
89
133
14
8
44
36
74
62
104
134
110
15
9
45
37
75
63
105
90a
135
16
10
46
38
76
64
106
90b
136
111
17
11
47
39
76*
107
91
137
112
18
12
48
40*
77
65
108
92
138
113
19
49
40^
78
66.67
109
93
139
114
20
13
50
41
79
68
110
94
140
115
21
14
51
42
80
69
111
95
141
116
22
15
52
43*
81
70
112
142
117
23
16
53
43^
82
71
113
143
118
24
17
54
43^
83
72
114
144
119
25
55
44
84
73
115
145
120
26
18
56
45
85
116
146
121
27
19
57
46
86
74
117
96
147
122
28
20
58
47*
87
118
97
148
123
.^_
21
59
47b
88
75
119
98
149
124
29
22
60
48
89
76
120
99
150
125
30
23
61
49
90
77
121
100
151
126
— 309 —
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
152
127
180
155
209
182
235
263
153
128
181
210
183
236
264
154
129
182
156
211
184
237
204
155
130
183
157
212
185
238
264»
205
156
131
184
158
213
186
239
265
206
157
132
185
159
214
187
240
266
158
133
186
160
215
188
241
267
.207
159
134
187
161
216
189
242
268
160
135
188
162
217
190
243
268*
208
161
136
189
163
218
191
244
268^
209
162
137
190
164
219
192
245
268«
210
163
138
191
165
220
193
246
268d
211
164
139
192
166
221
194
247
268«
212
165
140
193
167
221a
195
248
268^
213
166
141
194
168
221b
249
269
214
167
142
195
169
222
196
250
270
168
196
170
223
/197
251
271
169
143
197
171
\198
252
272
170
144
198
172
224
199
253
273
171
145
199
173
225
200
254
215
172
146
200
174
226
201
255
216
173
147
201
175
227
202
256
217
174
148
202
176
228
203
257
218
149
203
177
229
258
274
175
150
204
178
230
258*
275
176
151
205
179
231
259
276
219
177
152
206
180
232
260
277
178
153
207
233
261
278
179
154
208
181
234
262
Synopse II
Ton der Carolina zur Bambergensis.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb. Car.
Bamb.
Vorr.
1
24
31
50
62
77
90
100
121
jj
2
25
32
51
63
78
91
101
122
1
3
26
41
52
64
79
92
123
4
27
33
53
65
80
93
102
124
2
5
28
34
54
66
81
94
103
124*
3
6
35
55
67
82
95
104
125
4
7
29
36
56
68
83
96
105
126
5
8
30
37
69
84
97
106
127
9
31
38
57
70
85
98
107
128
6
10
32
39
58
71
86
99
108
129
7
11
33
40
59
72
87
100
130
12
34
42
60
72»
881
101
109
131
13
35
43
61
73
102
132
8
14
36
44
62
74
89
103
133
9
15
37
45
63
75
104
110
134
10
16
38
46
64
76
90 1
105
135
11
17
39
47
76«^
106
111
136
12
18
4o|
48
65
77
91
107
112
137
19
49
66
92
108
113
138
13
20
41
50
67
78
93
109
114
139
14
21
42
51
68
79
94
110
115
140
15
22
52
69
80
95
111
116
141
16
23
43
53
70
81
112
117
142
17
24
l
54
71
82
113
118
143
25
44
55
72
83
114
119
144
18
26
45
56
73
84
115
120
145
19
27
46
57
—
85
116
121
146
20
28
47J
58
74
86
96
117
122
147
21
59
87
97
118
123
148
22
29
48
60
75
88
98
119
124
149
23
30
49
61
76
89
99
120
125
150
— 311 —
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
Car.
Bamb.
126
151
154
179
181
208
234
262
127
152
155
180
182
209
235
263
128
153
181
183
210
236
264
129
154
156
182
184
211
237
204
130
155
157
183
185
212
238
205
264'
131
156
158
184
186
213
239
206
265
132
157
159
185
187
214
240
266
133
158
160
186
188
215
241
207
r267
134
159
161
187
189
216
242
|268
135
160
162
188
190
217
243
208
268'
136
161
163
189
191
218
244
209
268*^
137
162
164
190
192
219
245
210
268*^
138
163
165
191
193
220
246
211
268^
139
164
166
192
194
221
247
212
268"
140
165
167
193
195
221'
248
213
268'
141
166
168
194
221*»
249
214
269
142
167
169
195
196
222
250
270
168
170
196
197
223
251
271
143
169
171
197
198
252
272
144
170
172
198
199
224
253
273
145
171
173
199
200
225
254
274
146
172
174
200
201
226
255
275
147
173
175
201
202
227
256
215
148
174
176
202
203
228
257
216
149
177
203
229
258
217
150
175
178
204
230
258*
218
151
176
179
205
231
259
219
276
152
177
180
206
232
260
277
153
178
207
233
261
27a
Errata.
S. 2 statt: auf der Weltkugel lies: auf dem Strahlenbogen.
„ 31 Z. 11 von unten: statt 66 lies: 67.
Inhaltsverzeichnis des 2. Bandes.
Seite
Vorwort V— VI
Einleitung VII-XCI
§ 1. Allgemeines VH— VIII
§ 2. Übersicht über die Drucke und Aus- •
gaben der Bambergischen HGO. . . VIII— XXVI
§ 3. Drucke der Brandenburgensis . . . XXVI— XXVIII
§ 4. Die Holzschnitte XXVIII-LXV
§ 5. Schwarzenberg, der Verfasser der Bam-
bergensis LXV— LXIX
§ 6. Das sogen. Correctorium und seine Ent-
stehung. Das Handschriftenverhältnis LXIX— LXXVII
§ 7. Bestandteile des sogen. Correctoriums LXXVII — LXXIX
§ 8. Einflufs des Correctoriums auf die Caro-
lina und die Bambergensis von 1580 LXXX — LXXXI
§ 9. Die revidierte Bambergensis von 1580 LXXXI— LXXXII
§ 10. Die niederdeutsche Übersetzung . . LXXXII— LXXXIV
§ 11. Die romanistische Glosse zur Bamber-
gensis LXXXIV— LXXXVI
§ 12. Grundsätze unserer Ausgabe der Bam-
bergensis LXXXVII— XCI
Hauptteil.
1. Text der Bambergensis 1 — 117
2. Sog. Correctorium zur Bambergensis . 121 — 165
3. Probe der niederdeutschen Übersetzung
der Bambergensis 169 — 209
4. Romanistische Glosse zur Bambergensis 213 — 248
5. Inhaltsübersicht nach den Artikeln der
Bambergensis 249 — 258
6. Inhaltsübersicht des Correctoriums . . 258 — 259
7. Exkurse 260—264
8. Wörterverzeichnis 265—289
9. Analytisches Register 290—307
10. Synopse nach der Bambergensis . . . 308—309
11. Synopse nach der Carolina 310—311
12. Errata 311
Bachdnickerei des Waisenhaoses in Halle a. S.
1^